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BOLD THE MAGAZINE No.32

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KREATION SPECIAL TOPIC: TECHNIK | IM GESPRÄCH: PORSCHE DESIGN CHEF ROLAND HEILER | LIAM NEESON | DESIGNER TAD TOULIS | MARILYN MANSONS KREATIVITÄT | TOKYO: MODERNE & TRADITION

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70 | BOLD THE MAGAZINE DESIGN | IM INTERVIEW Luxus-Waschmaschinen sollen es jetzt werden, eine saubere Sache für Roland Heiler. Der gebürtige Schwabe liebt die kreative Herausforderung, ob es nun wie Anfang August verkündet die Außengestaltung des Skywheel Hochhauses in Kuala Lumpur ist oder die jüngste Zusammenarbeit mit Panasonic. Nur eines haben alle Designs unter Heilers Ägide gemeinsam – sie sind von einer noblen Zurückhaltung und klaren Linienführung geprägt, ganz im Sinne von Ferdinand Alexander Porsche, der das Studio 1972 im österreichischen Zell am See gründete und das Credo prägte, nach dem Heiler noch heute Funktion und Form vereint: „Design must be honest!“ Ein ehrliches Gespräch über die Schönheit klarer Linien und klug gestalteter Raumstationen. Herr Heiler, Sie gelten als Kapazität auf dem Gebiet des modernen Produktdesigns. Ein Porsche-Mann, der die Marke seit vierzig Jahren mit Haut und Haaren lebt und Designs buchstäblich atmet. Wann haben Sie Ihre kreative Ader entdeckt? Ich habe schon in der Schule leidenschaftlich gern gezeichnet, ohne wirklich zu wissen, dass es so etwas wie Design gibt. Mit 17 bekam ich von meine Vater den Roman “Wheels” von Arthur Hailey geschenkt, der im Umfeld der “Big Three” der amerikanischen Automobilindustrie spielt. Einer der Hauptfiguren in dem Buch hieß Brett Delosanto und war Autodesigner. So kam ich zum ersten Mal mit dem Beruf des Autodesigners in Berührung, und in der Geschichte wurde auch dessen Tätigkeit beschrieben. Bis dahin war mir nicht bewusst, dass es einen Beruf gibt, der nicht Karosserie- Ingenieur, sondern Designer heißt, und dass Designer auch nicht die Pläne zur Autokonstruktion zeichnen, sondern die Formen entwerfen. Das war der Moment, wo ich wusste, wohin die Reise für mich gehen sollte. Jeder Designer bezieht seine Inspirationen aus anderen Quellen. Manch einer feilt beim Kochen am nächsten, großen Entwurf, andere musizieren oder gehen ins Museum, um ihren Mindflow zu stimulieren. Wobei kommen Ihnen die besten Einfälle? Mich bringt das Herumschrauben an Motorrädern und Oldtimern auf andere Gedanken. Als Designer tut man gut daran, seinem Gehirn auch mal Abstand vom alltäglichen Ablauf zu gönnen, um anschließend wieder frisch an eine Sache herangehen zu können. In meiner Werkstatt schraube ich an allem herum, was luftgekühlte Boxermotoren hat, also alte Porsche und VWs. Dafür reichen meine mechanischen Fähigkeiten gerade noch aus. (lacht) Kreativität hat den großen Nachteil, dass sie sich nicht an Arbeitszeiten hält. Können Sie Ihren Beruf vor der Haustür lassen oder sind Sie auch daheim im Output-Modus unterwegs? Meine Frau hat sich bereits sehr früh darauf eingestellt, dass ich meinen Beruf auch mal mit nach Hause nehme. Sie hat mich in meiner Kreativität und in meinem beruflichen Werdegang nie gebremst. Ist der Mangel an Präzision des Designers größter Feind? Das sollte er sein. Wobei es selbst bei Porsche nicht immer beherzigt wurde. Man werfe nur mal einen Blick in die Vergangenheit, und auf die Fugen des Porsche 924er. Die sind zwischen sechs und acht Millimeter breit, und dazu haben sie nicht immer den gleichen Abstand zueinander. Dementsprechend macht das Auto einen sehr unausgegorenen Eindruck. Das war einfach kein präzise gefertigtes, hochwertiges Gerät. Darauf hatte man in den 70ern einfach keine Wert gelegt. Der 911er wirkt dagegen wie aus einem Guss gefertigt. Obwohl die Teile aus verschiedenen Werken zusammengefügt wurden, hat das Auto ein stimmiges Design, auch weil die Fugen wie mit dem Lineal berechnet waren. Das ist echte Qualität. Wann waren Sie zuletzt stolz auf eine Entwicklung Ihres Design-Teams? Das kommt zum Glück häufiger vor. (lacht) Unsere Designer sind sehr fleißig und ich bekomme ständig neue Ansätze präsentiert. Mein Job ist dann, die besten Ansätze herauszufiltern und zu bestimmen, was weiterentwickelt wird. Ein wirklich großer Wurf ist uns mit dem Gelenk des Book One gelungen, einem so genannten Convertible, also

DESIGN | IM INTERVIEW BOLD THE MAGAZINE | 71 einem Mix aus Notebook und Tablet. Da haben wir uns auf dem Markt umgeschaut und erkannt, dass es ganz viele Convertibles gibt, bei denen man die Bildschirme zum Tablet nach hinten klappen kann. Aber immer, wenn diese umgeklappt waren, lagen die beiden Elemente nicht sauber übereinander, weil das Gelenk dies nicht zugelassen hat. Das tat uns allen weh. Wir wollten ein Gerät entwickeln, wo der Bildschirm immer bündig-genau mit der Tastatur abschließt, ob man ihn jetzt nach vorne oder nach hinten klappt. Meine Aufgabenstellung an meine Designer war also klar: Eine Kinematik zu entwickeln, die das Gelenk-Problem löst. Schon nach kurzer Zeit kam ein Kollege mit der Zahnrad-Idee – und genau dieses Element machte den Unterschied. Was macht Ihrer Meinung nach gutes Design aus? Für uns bei Porsche Design steht gutes Design immer im Einklang mit der Funktion eines Produkts. Gutes Design überdauert Modeströmungen und verliert eigentlich nie seine Gültigkeit. Gutes Design sollte eine Signatur enthalten. Um beim Beispiel Notebook One zu bleiben: Anhand des Zahnrad-Gelenks ist es sofort als Porsche Design-Laptop zu erkennen, denn aus dieser Funktion ist eine Ästhetik und die Signatur des Produktes entstanden. Der Rest des Notebooks ist rechteckig, hochwertig und aus Aluminium gefertigt. Da gibt es zwischen den Marken nicht so viele gravierende Unterschiede. Welche Rolle spielt bei Ihren Entwürfen die Tradition der Marke Porsche? Für jeden, der unter dem „Porsche Design-Dach“ arbeitet und lebt, spielt Tradition eine entscheidende Rolle. Die Kenntnis der Geschichte und der eigenen Herkunft ist wichtig, aber der Umgang damit erfordert ein gewisses Fingerspitzengefühl. Wenn man wie wir hauptsächlich über die Zukunft nachdenkt, darf man sich von der Tradition inspirieren lassen, sie sollte aber nicht im Vordergrund stehen. Bei welchem Design-Objekt außerhalb des Porsche-Universums geht Ihnen das Herz auf? Der Eames Chair ist für mich ein Klassiker, weil er sämtliche Ansprüche zeitlosen Designs erfüllt. Da trifft Funktionalität auf Emotionalität. Auch die Materialien, die geformten Holzteile, das hochwertige Leder, wurden in eine perfekte Form gebracht und zu einem sehr bequemen Produkt kombiniert. Hier stimmt einfach alles. Welche Aufgaben muss Design in der heutigen Zeit erfüllen? Wenn ich es in einem Satz zusammenfassen müsste: So wenig Design wie möglich. In der heutigen Zeit, in der die Menschen täglich von einer Vielzahl kurzlebiger Produkte umgeben sind, konzentrieren wir uns mehr darauf, Wertigkeit und Authentizität in unserem Design zum Ausdruck zu bringen. Das entspricht nicht nur unserer Philosophie, sondern ist auch ökologisch ein guter Weg. Langlebigkeit vor kurzlebigen Trends, denn alles, was für den Moment super interessant ist, wird auch super schnell wieder uninteressant. Stimmt es eigentlich, dass Sie davon träumen, irgendwann mal ein eigenes Ducati-Modell zu entwerfen? Auch, ja, da ich seit vierzig Jahren Motorrad fahre. Ich habe aber auch eine große Faszination für super funktionale und minimalistische Lebensräume. Eine Raumstation zu gestalten, das würde mich wirklich sehr reizen. Auf diesem Gebiet wird meiner Meinung nach viel zu wenig mit Designern gearbeitet, weil dort die Funktionalität im Vordergrund steht. Für die Bewohner ist es jedoch auch ein Lebensraum, in dem sie manchmal mehrere Monate verbringen. Für diese Menschen würde ich gern eine hocheffiziente, anspruchsvolle und ästhetische Umgebung entwerfen. Die Challenge wäre hier, das alles auf kleinstem Raum unterzubekommen. Haben Sie ein Lebensmotto? Ich bin Optimist, in diesem Sinne lebe ich nach dem Motto: Das Glas ist halbvoll und nicht halbleer. WEITERE INFORMATIONEN: www.porsche-design.com

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