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Centurion Germany Spring 2017

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BLACKBOOK NAMIBIA

BLACKBOOK NAMIBIA Namibias Schönheit, Größe und Weitläufigkeit sind selbst für den kaum zu ermessen, der das Land gerade bereist. Wer es tut, der erlebt eine Wildnis wie sonst nirgendwo auf der Welt. Hier lassen sich Abenteuerreise und Naturschutz miteinander verbinden und mit der Ehrfurcht vor dem Land und seiner Kultur in Einklang bringen. Mit 825.000 Quadratkilometern ist Namibia größer als Frankreich und Großbritannien zusammen, mit 2,2 Millionen Einwohnern extrem dünn besiedelt. Schon dies ist bedeutsam für den Wildschutz in Afrika, dem Kontinent mit dem weltweit größten Wachstum. Bis 2020 soll sich die Bevölkerung mit 2,2 Milliarden Menschen verdoppelt haben. So wird immer mehr Lebensraum durch Menschen beansprucht. Laut Clive Stockil, Naturschutzaktivist aus Simbabwe und Gewinner des Umweltpreises Prince William Conservation Award, ist „die Konkurrenz um Lebensraum, um Platz als Hauptressource der eigentliche Konfliktpunkt zwischen Mensch und Tier in Afrika“. Platz gibt es hier augenscheinlich reichlich, über 40 Prozent sind Wüste. Wer wie Jahren beim Aufeinanderprall mehrerer Erdplatten entstand. Heute leben hier genügsame Pflanzen wie die urtümliche Welwitschie, selbst für regionale Pflanzenkundler ein lebendes Fossil. Auch Wüstentiere wie Elefanten, Nashörner, Löwen und Oryx-Antilopen finden in dieser vielleicht letzten echten Wildnis Afrikas ein Zuhause. Garth Owen-Smith ist ebenfalls Gewinner des Prince William Conservation Award. „DIE KONKURRENZ UM LEBENSRAUM IST DER EIGENTLICHE KONFLIKT PUNKT ZWISCHEN MENSCH UND TIER IN AFRIKA.“ stechend blauen Augen und einer Haut, die über Jahrzehnte von der afrikanischen Sonne gegerbt wurde. D er Naturschutz funktionierte in Namibias Nationalparks auch früher ganz gut“, sagt er, „aber auf öffentlichem Land, und das sind 40 Prozent der Fläche, wurde der Wildbestand damals so gut wie vernichtet.“ In den 1970ern lebten 350 Spitzmaulnashörner, doch als Owen-Smith das IRDNC ins Leben rief, gab es kaum noch 60. Wilderer, vorwiegend Angehörige der Himba und Herero, hatten sie fast ausgelöscht. Anders als romantisch veranlagte Stadtmenschen betrachten afrikanische Ureinwohner das Großwild als realistische Gefahr. Löwen reißen ihr Vieh, Elefanten zerstampfen ihre Feldfrüchte. Oft wurde Owen-Smith von Stammesführern gefragt, wem die Wildtiere gehören würden. Ihre Sicht der Dinge lieferten sie gleich mit: „Wenn sie der Regierung gehören, ist uns ich von der kleinen Hafenstadt Walvis Bay die Küstenstraße nach Norden durch den Skelettküsten-Nationalpark fährt und sich dann östlich in die Granitwüste Kaokoveld vorwagt, begegnet kaum einem Menschen. Eine Fahrt zu einem Zeltlager am ausgetrockneten Lauf des Ugab-Flusses erstreckt sich über 400 Kilometer und dauert über acht Stunden. Vor allem im letzten Drittel der Strecke müht sich der Land Rover über kaum befestigte Wege. Jenseits des Zeltlagers erstreckt sich eine felsige Urlandschaft, die vor 350 Millionen Namibias Tiere – Elefanten, Rhinozerosse, Antilopen oder Zebras – haben sich den widrigen Bedingungen der Wüste angepasst 1983 gründete er das IRDNC (Integrated Rural Development and Nature Conservation), eine nichtstaatliche Wildschutzorganisation. Mittlerweile ist der hochgewachsene Owen-Smith über 70, doch noch immer schlank und imposant, mit ihr Überleben egal. Das ist Sache der Regierung.“ Aus diesem Grunde unterstützten die Stämme die Wilderer – doch genau hier setzte Owen-Smith einen Hebel: Er entwickelte ein Fördermodell, das die Ureinwohner für Artenschutz finanziell 22 CENTURION-MAGAZINE.COM BUCHUNG ÜBER IHREN CENTURION SERVICE

ILLUSTRATION STUART PATIENCE belohnt. Die Einnahmen dazu stammen aus Beteiligungen am Tourismus und – nicht unumstritten – aus der Trophäenjagd. A us der IRDNC hat er sich offiziell zurückgezogen, aber Owen-Smith engagiert sich immer noch für Artenschutz bei Ureinwohner-Stämmen, hält Besprechungen ab, organisiert Treffen und Tagungen von seinem entlegenen Stützpunkt namens Wereldsend. Außerdem sind er und seine Partnerin Dr. Margaret Jacobsohn an der Leitung von Conservancy Safaris Namibia beteiligt, einer Tourismusgesellschaft im Besitz von fünf Stammesgemeinschaften mit zusammen 3.000 Mitgliedern. Sie helfen bei der Durchführung von Foto- und Jagdsafaris. Laut Owen-Smith steht diese Tourismusgesellschaft für „Fotosafaris mit ethischerem Ansatz. Es macht mir Freude, Reisenden das Kaokoveld zu zeigen, damit auch sie diese wertvolle und wunderbare Wildnis kennenlernen“. Doch von einem ist Owen-Smith felsenfest überzeugt: Ohne das aktive Engagement der ansässigen Stämme kann man noch so viel Geld in bewaffnete Ranger stecken, ohne dass das Tiersterben ein Ende nimmt. Ein typisches Beispiel dafür war, berichtet er, eine Wildererplage 2014 im Nationalpark Etosha und in der Provinz Kunene. Eigentlich hatte Owen- Smith sich 2010 zur Ruhe gesetzt, aber er und Jacobsohn nahmen ihr Engagement dann wieder ohne Zögern auf. Die Wilderer waren von Südafrika in Namibia eingedrungen und töteten im Laufe von zwei Jahren 160 Nashörner und rund 80 Elefanten – überwiegend in Etosha, aber auch in dieser entlegenen Wüste. „20 Jahre gab es keine Wilderei“, erinnert sich Owen- Smith, „und dann plötzlich das. Bei allem, was aus Südafrika zu hören war, gab es für uns keinen Zweifel, wem wir das zu verdanken hatten.“ D E R E X P E R T E Garth Owen-Smith bietet eine limitierte Anzahl von Safaris an, auf denen er seine 40-jährige Erfahrung preisgibt. Er begleitet auch seine Partnerin Dr. Margaret Jacobsohn auf Touren. kcs-namibia.com.na Also brachten sie zu zweit mit der Polizei, einer Nichtregierungsorganisation namens Save the Rhino Trust und, am wichtigsten, örtlichen Naturschutzaktivisten eine Zusammenarbeit in Gang. Bei einem Treffen mit 200 Teilnehmern in Wereldsend wurde ein gemeinsamer Aktionsplan erarbeitet, durch den „die Wilderei im Stammesland vorerst gestoppt werden konnte – dank der Stämme selbst, die sich wieder für die Tiere einzusetzen begannen“. Im Zusammenhang mit dem Artenund Naturschutz unterstützen die Stämme auch Trophäenjagd, was Tierrechtler weltweit in Empörung versetzt. Namibias jagdfreundliche Politik ist so unpopulär, dass kürzlich zwei Kunden Safaris mit Owen-Smith aus Protest absagten. Er selbst ist kein Jäger und alles andere als jagdbegeistert – jedoch fest überzeugt davon, dass Jagd wesentlich zum Erfolg des Arten- und Naturschutzes in diesem Land beiträgt: „Wenn der Löwe ordentlich Vieh gerissen hat, soll er hinterher bei der Jagd wenigstens seine 8.000 Dollar einbringen.“ L aut Owen-Smith wird die Jagd in Namibia sorgfältig kontrolliert. Ausgehend von aktuellen Bestandszählungen erhalten die Stammesgemeinden Quoten zugeteilt. Anschließend können in Namibia registrierte Berufsjäger Anträge stellen. Die Gemeinde erhält eine Festgebühr (rund 350 Dollar für eine Oryx-Antilope, 400 Dollar für ein Zebra und 450 Dollar für ein Kudu) sowie das Fleisch des Tieres. Kopf und Hörner der Jagdtiere erhält der Jäger. Touristen aus westlichen Ländern, die diese riesige, atemberaubende Wildnis bereisen und von Fremdenführern wie Owen-Smith über bekannte Tierarten wie Elefanten, Nashörner und Löwen und über deren Anpassungsfähigkeit an die widrigen Lebensbedingungen in der Wüste eingehend informiert werden, finden dann den bloßen Gedanken barbarisch, diese anmutigen Lebewesen zu bejagen und zu töten. Doch wie sagt der Übervater des Naturschutzes in Namibia? „Wer Fleisch isst, lebt vom Tod der Tiere. Was also unterscheidet eine Kuh und ein Schaf von einem Kudu? Wenn diese Spezies in Namibia weiterleben soll, muss die Trophäenjagd weitergehen.“ Und was der Übervater des afrikanischen Naturschutzes sagt, hat Gewicht bei vielen. Wer mit der Natur leben will, muss eingefahrene Denkmuster aufgeben lernen. Das zeigt Namibia wie kein zweites Land der Erde. CENTURION-MAGAZINE.COM 23

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