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elektro AUTOMATION 01-02.2019

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Trendthemen: Data &Communication; Messe Elektrotechnik 2019, Automatisierungstreff Böblingen 2019, Messe Embedded World 2019; Podiumsdiskussion zum Thema 5G

Podiumsdiskussion von

Podiumsdiskussion von VDMA und elektro AUTOMATION auf der SPS IPC Drives Flexibler automatisieren mit 5G Der neue Mobilfunkstandard 5G wird Unternehmen den Aufbau eigener lokaler Netze in der Produktion mit niedrigen Latenzzeiten und sehr hoher Zuverlässigkeit ermöglichen – und damit flexiblere Automationskonzepte. Eine Podiumsdiskussion auf der SPS IPC Drives 2018, veranstaltet vom VDMA und moderiert von der Redaktion elektro AUTOMATION, hat die Chancen und Herausforderungen beleuchtet. Sabine Koll, Journalistin in Böblingen elektro AUTOMATION: Die Bundesnetzagentur hat Ende November Vergaberegeln erlassen für die Versteigerung der 5G-Lizenzen für die öffentlichen Mobilfunknetze. Diese Versteigerung soll im Frühjahr stattfinden. Das ist die gute Nachricht. Die schlechte Nachricht ist die, dass die zur Verfügung gestellten Spektren nicht für eine Versorgung der Fläche ausreichen. Kann die Industrie mit dieser Regelung glücklich sein? Dr. Hermann Buitkamp (VDMA): Die Vergabebedingungen sehen jetzt vor, dass 98 Prozent der Haushalte in Deutschland mit schnellem Internet versorgt werden sollen. Das heißt, dass 20 vielleicht sogar 25 Prozent der Fläche nicht mit 5G versorgt werden. Insofern ist das aus unserer Sicht keine deutliche Verbesserung. Wir fordern daher, dass die sogenannten Flächenfrequenzen unter einem Giga- hertz jetzt auch möglichst rasch zu einer neuen und sinnvolleren Zuteilung kommen, um den ländlichen Raum komplett abdecken zu können. Wenn wir diese Frequenzen für 5G nutzen könnten, wäre uns sicherlich geholfen. elektro AUTOMATION: Sie gehen also nicht konform mit einer Aussage unserer Bundesministerin für Bildung und Forschung, Anja Karliczek, die gesagt hat, dass 5G nicht an jeder Milchkanne notwendig sei. Dr. Hermann Buitkamp (VDMA): Na ja, eine Milchkanne braucht sicher kein 5G, aber wir glauben, dass wir Deutschland flächendeckend mit 5G ausstatten sollten. Andere Länder können das auch. 5G wird die Datenleitung der Zukunft sein und wir können es uns in 46 elektro AUTOMATION 01-02 2019

DATA & COMMUNICATION TRENDS 5G wird deutlich flexiblere Automatisierungskonzepte in der Fabrik ermöglichen Bild: sdecoret/Fotolia.com Der 5G-Fahrplan INFO Deutschland nicht leisten, diese nur zu 75 oder 80 Prozent zu nutzen. Auch für einen mittelständischen Maschinenbauer mit einem Standort im ländlichen Raum muss gesichert sein, dass er über breitbandige Verbindungen verfügt. Herbert Wegmann (Siemens): Ich sehen einen positiven Aspekt im Vordergrund: Die Bundesnetzagentur ermöglicht es Unternehmen, die 5G in ihrer Fabrik einsetzen wollen, eigene lokale Netze aufzubauen. Es wird dafür ein Frequenzband von 100 Mhz zwischen 3,7 und 3,8 Ghz zur Verfügung stehen, das für industrielle Anwendungen mit einer hohen Quality of Service (QoS) genutzt werden kann. Darüber sind wir sehr froh, weil wir uns dafür stark eingesetzt haben. elektro AUTOMATION: Der VDMA und der ZVEI haben sich gemeinsam mit verschiedenen Industrieunternehmen stark gemacht für die Möglichkeit des Aufbaus privater, lokaler 5G-Netze. Herr Dr. Müller, wie beurteilen Sie den aktuellen Stand? In der Öffentlichkeit steht 5G vor allem für hohe Datenübertragungsraten mit bis zu 20 Gbit/s. Wichtiger ist aber für die Industrie, dass 5G Features mitbringt, die für die anspruchsvolle Kommunikation von Maschine zu Maschine im Industrie-4.0-Szenario von Bedeutung sind. So sollen in 5G-Netzen beispielsweise pro Quadratkilometer bis zu eine Million Endgeräte senden und empfangen können. Die Latenzzeiten der derzeit verabschiedeten Release 15 liegen mit bis zu 1 ms sehr nahe an den industriellen Anforderungen. Gleiches gilt für die Zuverlässigkeit von mehr als 99,999 %. Ende 2019 wird voraussichtlich das nächste Release verabschiedet (Rel16) mit Verzögerungszeiten von unter 1 ms und einer zehnfach höheren Zuverlässigkeit. Für den Aufbau lokaler 5G-Netze wird die Regulierungsbehörde aller Voraussicht nach auf Antrag Frequenzen im Bereich von 3,7 bis 3,8 GHz sowie bei 26 GHz an Unternehmen, regionale Netzbetreiber oder Gemeinden vergeben. Dr. Andreas Müller (Robert Bosch): Wir sind natürlich sehr froh, wenn es die Chance zum Aufbau privater 5G-Netze geben sollte, denn damit eröffnen sich grundsätzlich ganz neue Möglichkeiten der Datenkommunikation in der Fertigung. Aus Sicht vieler Fabrikbetrei- elektro AUTOMATION 01-02 2019 47

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