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KEM Konstruktion 05.2022

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TRENDS » Special

TRENDS » Special Nachhaltigkeit – Perspektiven Bild: Lenze Davide Cesaretti, Senior Vice President Business Segment Mechatronics, Lenze SE, Aerzen »Ein großes Thema ist die ‚Kaskade der Überdimensionierung‘ – System- Know-how hilft hier, unnötige Überspezifika - tionen zu lokalisieren und zu adressieren.« Gunter Streng (ebm-papst): Nachhaltigkeit ist für uns bei ebm-papst schon immer ein großes, bestimmendes Thema und sie ist tief in unserer DNA verwurzelt. Unser Firmengründer, Gerhard Sturm, prägte den Satz: ‚Jedes neue Produkt muss seinen Vorgänger ökonomisch und ökologisch übertreffen.‘ Diese Devise leitete unsere Entwicklungen durch fast sechs Jahrzehnte Unternehmensgeschichte und bestimmt ebenfalls unser heutiges und zukünftiges Handeln. Für unsere Produkte und Lösungen bedeutet dies, dass wir nicht nur energieeffizient, sondern auch ressourcen- und materialeffizient arbeiten. Aus demselben Ressourceneinsatz erzielen wir mit einer durchdachten Konstruktion eine immer höhere Performance – das geht nur durch ständigen Fortschritt und das Bestreben nach innovativen Lösungen. Unsere Außenläufermotoren kommen beispielsweise schon seit jeher ohne Seltene Erden aus. Ein weiteres Beispiel: Bei unserer Alu-Druckguss-Schaufel, welche prinzipbedingt über einen vergleichsweise hohen Primärenergiebedarf verfügt, konnten wir durch eine hybride Auslegung und Substitution von hochenergetischen Materialien den CO 2 -Footprint deutlich reduzieren. KEM Konstruktion: Welche Möglichkeiten sehen Sie konkret für Ihre Ingenieure und Konstrukteure, Themen der Nachhaltigkeit zu beeinflussen? Cesaretti (Lenze): Das Thema Nachhaltigkeit ist eine Frage der Firmenkultur, das hat wesentlich mehr Einfluss als irgendwelche Vorschriften. Unsere Ingenieure und Konstrukteure beschäftigen sich in der Freizeit allesamt mit nachhaltigen Themen wie Solarenergie und Elektromobilität. Dieses Bewusstsein für Nachhaltigkeit fließt im Job dann auch in unsere Produkte ein. Griese (Weidmüller): Wir setzen in der Entwicklung und auch in der Konstruktion vermehrt Simulationen ein. Auf diese Weise können wir die Anzahl der Prototypen, die für eine Produktentwicklung benötigt werden, reduzieren. Bei der Entwicklung von neuen Gehäusen und Elektromechaniken spielt bei Weidmüller die Wiederverwendung und Standardisierung von Einzelkomponenten eine wichtige Rolle. Dadurch reduzieren wir die Anzahl der Betriebsmittel – etwa der Spritzgusswerkzeuge –, die neu gebaut werden müssen. Durch beide Maßnahmen können wir schon im Entwicklungsprozess Material, Kosten und Energie einsparen. Jost (SMC): Unseren Ingenieuren stehen dazu vielfältige Möglichkeiten offen. Bei der Produktentwicklung sind es unter anderem die zuvor erwähnten Aspekte – von der Reduktion von Materialien durch kompakte, langlebige und modulare Produktdesigns bis hin zur Auswahl von umwelt- und gesundheitsschonenden sowie wiederverwendbaren Materialien. Auch die Entscheidung, einen geeigneten Standort aus unseren fünf globalen Entwicklungszentren auszuwählen, zahlt positiv darauf ein. Zum einen mit Blick auf die Verkürzung von Vertriebswegen, zum anderen auch im Sinne einer zeit- und kostenoptimierten Umsetzung. Beim Produkt- Support helfen unsere Ingenieure wiederum bei der Auswahl geeigneter Technologien und energiesparender Produkte. Oder sie unterstützen dabei, einen energieeffizienten Betrieb in einer Applikation zu ermöglichen. Das gelingt beispielsweise in Form der Auslegung von Zylinderkräften für eine maßvolle Dimensionierung oder indem statt eines Vakuumsaugers ein Magnetgreifer mit permanenter Haltekraft empfohlen wird. Kampmann (Pöppelmann): Durch unseren Eco-Design-Ansatz beeinflussen wir schon frühzeitig in der Produktentwicklung die Nachhaltigkeit unserer Lösungen. Durch das Zusammenspiel von Ingenieuren und Konstrukteuren kommen wir zu qualitativ und technisch herausragenden Produkten, die alle ökologischen und ökonomischen Anforderungen erfüllen. Zum Beispiel können wir Produkte gezielt für das sogenannte MuCell- Verfahren auslegen. Dieses Verfahren zum physikalischen Schäumen von Thermoplasten bewirkt nicht nur eine deutliche Gewichtsreduzierung unserer Bauteile, sondern gleichzeitig auch eine verbesserte Dimensionsstabilität sowie Reduzierung von Einfallstellen. Insbesondere in Kombination mit dem Einsatz von Rezyklaten sind wir in der Lage, die Anforderungen unserer Kunden – mehr Funktionen bei reduziertem Gewicht und Kostenkontrolle – zu erfüllen und mit der Ressourcenschonung in Einklang zu bringen. Bild: SMC Oliver Jost, Manager Actuators & Air Equipment Section, SMC Deutschland GmbH, Egelsbach »Ein energieeffizienter Betrieb gelingt etwa in Form der Auslegung von Zylinderkräften für eine maßvolle Dimensionierung oder indem statt eines Vakuumsaugers ein Magnetgreifer mit permanenter Haltekraft empfohlen wird.« 20 KEM Konstruktion » 05 | 2022

Kandziora (Panduit): Es ist für uns eher eine Frage der Einstellung als eine Frage der Qualifikation. ‚Environmental Stewardship‘ steht bei uns ganz oben auf der Liste, angefangen beim Firmeninhaber. Das Thema mag für ein amerikanisches Unternehmen etwas ungewöhnlich klingen, aber es ist sehr spannend, weil es auch mit all unseren Initiativen verbunden ist. Mutiges Handeln, umfassende Innovationen und eine gerechte Umsetzung von Investitionen in unseren Planeten und die Menschen stehen im Mittelpunkt des Earth Day 2022. Indem wir unsere kulturellen Überzeugungen ‚Be Focused and Think Differently‘ anwenden und einen kundenorientierten Ansatz für den Umweltschutz verfolgen, investieren wir in ökologisch nachhaltige Praktiken, die uns helfen, unseren Kohlenstoff-Fußabdruck zu reduzieren, die Kreislaufwirtschaft zu unterstützen, Abfall zu vermeiden und nachhaltige Produkt - innovationen voranzutreiben, etwa biologisch abbaubare Werkstoffe. Neues (Omron): Omron entwickelt gemeinsam mit Zielkunden individuell angepasste Lösungen für die Verpackungsindustrie, um Nachhaltigkeitsziele umzusetzen. Ein Beispiel ist die Umstellung der Schlauchbeutelverpackungungsmaschine der Firma Martini s.r.l auf die Omron-Sysmac- Technologie. Dieses integrative Automatisierungskonzept ermöglicht die Selbstoptimierung auf neue Folienmaterialien. Dadurch lässt sich eine ausschussreduzierte und stabile Produktion umsetzen, bei der gegenüber der zuvor verwendeten Technologie 30 % Energie eingespart werden. Dass dabei die Geschwindigkeit um 10 % erhöht werden konnte, zeigt das Potenzial von Omron Sysmac für die Produktion mit nachhaltigen Materialien. Das Applikationsteam von Omron steht den Konstrukteuren des Maschinenbaus für solche Projekte mit seiner Expertise zur Verfügung und ist gerne zu ‚Proof of Concepts‘ bereit. Für neue Materialien bieten wir anpassungsfähigere und präzisere Regelungen, Möglichkeiten zur Energieüberwachung, Optimierung von Prozessen über Künstliche Intelligenz sowie Condition Monitoring und Data Management. Prüßmeier (Beckhoff): Die schon genannte Wiederverwendbarkeit der Komponenten ist nur sinnvoll, wenn diese auch lange funktionsfähig bleiben. Wir betreiben deshalb einen besonderen Aufwand, um unserer Produkte mechanisch haltbar zu gestalten. Es ist aber ebenso wichtig, dass ein Produkt technologisch nicht veraltet. Das stellen wir sicher, indem Hardware updatefähig konstruiert wird. Das bedeutet, dass viele Produkte vom gesamten Entwicklungsfortschritt profitieren. Sie können im eingebauten Zustand, KEM Konstruktion » 05 | 2022 21

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