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KEM Konstruktion 07-08.2021

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Trends: Connected mobile Machines & Mobility (CMM); KEM Porträt: Dr. Heiner Lang, CEO Wago Kontakttechnik; KEM Perspektiven: LiDAR-Sensorik; Titelsory: Einsatzspektrum von NSK-Kugelgewindetrieben

TRENDS » Porträt Bild:

TRENDS » Porträt Bild: Wago KEM Konstruktion: Wie sieht bei Wago die Weiterentwicklung des IoT Angebotes aus? Da die Mitarbeit von IT-Fachleuten an solchen Projekten gefragt ist, wie sieht es mit Partnerschaften sowie der Zusammenarbeit mit Startups aus? Technik für den Maschinen- und Anlagenbau: Umfassendes Sortiment an Komponenten und Softwaretools für die Automatisierung KEM Konstruktion: Mit Analytics unterstützt Wago seine Kunden bei der Analyse seiner Produktions- und Maschinendaten. Damit gehen Sie deutlich über die Funktionalität der Connectivity und der Datenerfassung hinaus und steigen in die KI ein. Wo ziehen Sie für Ihr Unternehmen zukünftig die Grenze zwischen OT und IT? Dr. Lang: Die Grenze zwischen OT und IT verschwimmt zunehmend und wir ziehen da keine Grenze. Wir sammeln viele Erfahrungen im eigenen Unternehmen mit den typischen Anlagen in der Produktion. Diese Anlagen sind heute vollständig vernetzt mit unseren IT-Systemen, nicht nur mit dem klassischen SAP sondern auch mit Predictive-Maintenance- und Analyse-Tools. Wir ermitteln die Wirtschaftlichkeit und nutzen Methoden der künstlichen Intelligenz, um Flaschenhälse zu erkennen und zu beseitigen. Wir versuchen auch, Gefahrensituationen frühzeitig zu erkennen sowie rechtzeitig Störungen ganzer Maschinen und Anlagenblöcke zu erfassen. Das gelingt nicht immer, denn auch wir sind in einer Phase des Lernens. Noch heute befindet sich die Trainee-Ebene sichtbar auf dem Maschinen-Level, wobei versucht wird, viele Parameter in engen Regelkreisen zu optimieren. Mit den Daten der IT-Welt werden wir zukünftig völlig transparent arbeiten und die Grenzen entfallen. So wie wir im eigenen Unternehmen haben auch unsere Kunden durch Corona eine neue Form der Dynamik kennengelernt. Corona ist ein ‚Brandbeschleuniger‘ der Digitalisierung. Noch vor zwei Jahren galt es als unmöglich, dass ein Dritter Zugang zu den Daten in der Produktion erhält. Heute lassen sich nicht nur technische Probleme erkennen und lösen, sondern auch Funktions-, Software- und Sicherheits-Updates aufspielen. Dr. Lang: Für Partnerschaften sind wir generell offen. Das wäre sonst völlig kontraproduktiv, denn wir streben ein offenes Ökosystem an, das von Partnerschaften lebt. Mit unserer flexiblen Hardware bieten wir den Partnern viele Möglichkeiten und wir entwickeln das Angebot ständig weiter, um so unseren Kunden eine größere ‚Erlebniswelt‘ zu bieten, auf der er seine Lösung aufbauen kann. Aber die Partnerschaften betreffen auch die Software. Mittels kleinerer Akquisitionen haben wir uns bewusst ein Stück von unseren hardwarelastigen Wurzeln entfernt und Softwarepartner gesucht, die entsprechende Kompetenz einbringen. In Lübeck haben wir dazu ein Unternehmen übernommen und schon vor einiger Zeit die M&M Software GmbH im Schwarzwald erworben. Das hat uns bei Wago weit nach vorne gebracht in einer Welt, in der wir bisher nicht präsent waren. Wir sehen einen klaren Weg darin, auch mit solchen strategischen Investitionen weiter zu wachsen. KEM Konstruktion: Da die Digitalisierung wachsende Software-Kompetenzen erfordert, haben Wettbewerb ihre Software-Töchter in die Organisation eingegliedert. Wie werden Sie bei Wago die zunehmenden Aufgaben bei der Softwareentwicklung angehen? Welche Rolle könnten Plattformen oder APP-Stores spielen? Dr. Lang: Wir sind bisher gut damit gefahren, den Tochterunternehmen ihre Eigenständigkeit zu lassen. Größere Unternehmen zeigen bekanntlich die Tendenz, den kleineren Partnern ihre Arbeitsweise aufzuoktroyieren, was dann leider oft dazu führt, dass diese Partner weniger effizient arbeiten. Deswegen erachten wir es als sinnvoll, gesunde Unternehmen in ihrer Eigenständigkeit frei arbeiten zu lassen. Wir möchten unsere Tochterunternehmen vielmehr inhaltlich einbinden, sie auf der Inhaltsebene mit unserer Unternehmensstrategie und unseren Zielmärkten vertraut machen. Unser Ziel ist es, die Lösungen der Zukunft in diesen Unternehmen mitentwickeln zu lassen. Wie sie ihre Aufgaben umsetzen und welche Prozesse sie dazu benötigen, das festzulegen ist nicht unsere Aufgabe. KEM Konstruktion: Können Sie die Weiterentwicklung des IoT Angebotes ausführen? 16 KEM Konstruktion » 07/08 | 2021

Dr. Lang: IoT-Projekte entstehen in Zusammenarbeit bzw. in der Partnerschaft mit den Kunden. Wir kommen aus einer Welt, wo IoT als Einheit, als Idee geboren und als Fachbegriff geprägt worden ist, in der man aber noch gar nicht umfassend verstanden hat, welchen Nutzen die Automatisierung konkret daraus ziehen kann. Viele Ansätze sind bisher theoretisch diskutiert und haben sich oft als Lösung mit wenig Nutzwert erwiesen. Wir versuchen vielmehr gemeinsam mit den Kunden vor Ort zu verstehen, wo die Aufgabenstellungen liegen, wie man sie gemeinsam angehen und was wir als Wago zur Lösung beitragen können. Gemeinsam mit den Kunden entstehen so Ideen, auf die wir als Anbieter bisher nicht gekommen sind. Erst im Dialog lassen sich Standard-Bausteine definieren, auf denen dann aufgesetzt werden kann. Nur dort, wo wir selbst über ein hohes Fachwissen verfügen, werden wir die Aufgaben spezifisch lösen, beispielsweise in der Gebäudeautomation. KEM Konstruktion: Welche Bedeutung haben für Ihr Unternehmen Internet-Plattformen? Welche Rolle könnten APP-Stores spielen? Dr. Lang: Mit Wago Creators als digitale Ideenschmiede haben wir erst vor kurzem eine Plattform geschaffen, die aus der Mitte unseres Unternehmens heraus entstanden ist und den Dialog mit den Kunden fördert. Für unsere ‚Fans‘ haben wir eine Community geschaffen, die als digitale Plattform eine Mischung aus Inspirationsquelle, Ideenschmiede und -realisierung bietet – von und für Tüftler aber auch für Profientwickler. Noch kommen viele Fans aus der Klemmenwelt, doch wir möchten das Angebot auf alle Geschäftsbereiche erweitern. KEM Konstruktion: Gilt das auch für Ideen in der Automatisierung? Dr. Lang: Ja, absolut. Wir bereiten im Moment den Weg vor, um mit Linux auch die Docker-Technologie zu unterstützen. Dabei sprechen wir die Softwareentwickler über Communities wie GitHub an. Über Open-Source-Portale lassen sich Software-Pakete oder Module einfach in unser System hinein vermarkten. Diesen Weg werden wir gezielt weiter beschreiten. Dabei könnte durchaus eine Art Wago Creators für Software entstehen. KEM Konstruktion: Wago ist auch im Schaltschrank-Markt tätig. Wie werden sich der Schaltschrank und seine Fertigung in den nächsten Jahren verändern und welche Rolle spielt dabei die Digitalisierung? Dr. Lang: Der Schaltschrank wird sich evolutionär weiterentwickeln, wir rechnen mit keiner radikalen, dynamischen Veränderung. Es bleibt weiterhin die Aufgabe des Steuerns und Regelns sowie der Energieversorgung der Geräte im Feld, ergänzt um zusätzliche Funktionen. Uns stellt sich beispielsweise die Frage, wie sich die Anbindung von Sensorik und Aktorik aber auch die Datenkommunikation vereinfachen lassen. Hier zeichnen sich die Änderungen ab. Die große installierte Basis beruht auf bewährten Technologien und Standards. Sollen sich neue Lösungen etablieren, so müssen sie sich durch ökonomische Vorteile auszeichnen. Einfach kostengünstiger zu fertigen, wird dabei nicht reichen. Bei der Betrachtung des Gesamtsystems spielen selbstverständlich digitale Tools eine große Rolle. Mit ihrer Hilfe werden wir zukünftig vorgefertigte Module und ihre Funktionalitäten beschreiben. Bei Wago gehen wir deshalb davon aus, dass wir den Schaltschrank der Zukunft aus funktionsbezogenen Modulen aufbauen, die dann so verdrahtet werden, dass das Gesamtsystem seine Aufgaben erfüllt. Diese Funktionen, die wir in einem Gebäude finden oder aber in einer Maschine, werden digital beschrieben sein. Daraus leitet sich dann ein komplettes digitales Bild der Schaltschrank-Lösung ab, die gesamte Systemlogik des Schaltschranks ist in der Software beschrieben. Wer den Schaltschrank integriert und ob er manuell gefertigt wird, hängt vom Einzelfall ab. Gegebenenfalls werden wir solche Module auch hoch automatisiert im eigenen Unternehmen fertigen. KEM Konstruktion: Zu Ihren strategischen Schwerpunkten gehören auch die Stromversorgungen. Dr. Lang: Den Bereich Stromversorgung haben wir in ein eigenes Unternehmen ausgegliedert. Mit der nun gegründeten Wago Electronics möchten wir unser Know-how im Bereich der Stromversorgungen weiter ausbauen. Wir sehen in eigenentwickelten Stromversorgungen ein wichtiges Wachstumsfeld und einen Grund, das Entwicklungs-Know-how zu konzentrieren. Am Standort Erwitte werden nun die Stromversorgungsexperten von Wago Electronics gemeinsam mit den Kollegen aus dem Geschäftsbereich Interface Electronics in Minden Innovationen und kundenspezifische Lösungen entwickeln. Auch dieses Unternehmen bleibt eigenständig und wird inhaltlich an die Interface Elektronik in Minden angebunden. www.wago.com INFO Weitere Details zum Thema Smart Factory: http://hier.pro/ Lxbmj KEM Konstruktion » 07/08 | 2021 17

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