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KEM Konstruktion 12.2023

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Produkte möglichst

Produkte möglichst grün zu machen, wird künftig immer stärker gefordert sein. Daher müssen Unternehmen wissen, wo welche Emissionen entstehen – insbesondere mit Blick auf den CO 2-Fußabdruck. Was kann der CO 2 -Fußabdruck – und was nicht? Kennzahl und Stellschraube der Nachhaltigkeit Der CO 2 -Fußabdruck wurde ursprünglich von der Ölindustrie eingeführt, um den Fokus weg von der Industrie auf die Verbraucher zu lenken. Gleichwohl liefert die Angabe einen Vergleichswert, welchen Einfluss ein Produkt auf das Klima hat. Ein Überblick zu Definition, Berechnung und Kritik am CO 2 -Footprint. IM ÜBERBLICK Was steckt hinter dem CO 2 -Fußabdruck und warum wurde er etabliert? Eine Übersicht zu Hintergründen, der Berechnung und Kritik. Tobias Meyer, freier Mitarbeiter der KEM Konstruktion|Automation 14 KEM Konstruktion|Automation » 12 | 2023

Nachhaltigkeit « TRENDS Bild: Pcess609/stock.adobe.com Laut Sandra Gottschall, Projektleiterin Klimaneutralität beim Beratungsunternehmen ConPlusUltra, zeigt der Carbon Footprint Emissions-Hotspots und Optimierungspotentiale auf: „Mit ihm geht man auf Entdeckungsreise im eigenen Unternehmen, bei den Lieferantenbetrieben sowie bei Kundinnen und Kunden. Es werden keine nutzlosen Datenfriedhöfe geschaffen, sondern nützliche Informationen für die Produktentwicklung, den Einkauf, die Produktion, Marketing und für den Verkauf generiert. Umweltfreundlichkeit und Nachhaltigkeit sind die Standards der Zukunft und werden massive Wettbewerbsvorteile generieren.“ Woher stammt der Begriff CO 2 -Fußabdruck? Der Ölindustrie startete vor etwa 20 Jahren eine Werbekampagne, die den Begriff CO 2 -Fußabdruck beziehungsweise -Footprint erstmals einführte. 2004 wurde auch ein entsprechender Rechner online gestellt, mit dem jeder seinen persönlichen Einfluss auf den Klimawandel ermitteln konnte. Damit gelang eine Wahrnehmungsverschiebung: Statt der bis dato vor allem für den Klimawandel getadelten Fossilenergiekonzerne fühlte sich nun der Bürger selbst verantwortlich. Der CO 2 -Footprint gilt aber inzwischen als eine der wichtigsten Größen, wenn es darum geht, den Einfluss eines Produktes auf den Klimawandel zu beziffern. Wie berechnet man den CO 2 -Fußabdruck? Das Greenhouse Gas Protocol (GHG) ist eine der am häufigsten angewandten Methoden zur Bestimmung des CO 2 -Fußabdrucks. Die Entwicklung wird vom World Resources Institute (WRI) und dem World Business Council for Sustainable Development (WBCSD) koordiniert. Zahlreiche weitere Standards bauen darauf auf, unter anderem auch die Norm ISO 14067 zur Bilanzierung des CO 2 -Fußabdrucks von Produkten. Außerdem relevant sind die ISO 14040 (komplette Lebenszyklusanalyse) sowie produktgruppenspezifische Normen: Die IEC 63372 etwa zielt speziell auf elektrische und elektronische Produkte. Laut ZVEI wird bei der Analyse der existierenden Normen und Standards schnell deutlich, dass aktuell ein einheitlicher Rahmen fehlt. Letzterer sei erforderlich, um eine Validität der Vergleichbarkeit der ermittelten Werte für den CO 2 -Fußabdruck sicherzustellen. Die Formel für den CO 2 -Fußabdruck ist einfach zu überblicken und lautet: Verbrauchswert (etwa Gas in kWh, Lkw-Transportvolumen in tkm oder Bürofläche in m 2 ) × Emissionsfaktor (t CO 2 e pro kWh / tkm / m 2 ) = Emissionslast (in t CO 2 e). Die Verbrauchswerte bekommen Unternehmen aus ihren Unterlagen – abhängig davon, wie viel Gas, Öl oder andere rele- vante Stoffe verbraucht wurden. Der Emissionsfaktor wird von Organisationen wie dem Internationalen Institut für Nachhaltigkeitsanalysen und -strategien IINAS heraus gegeben und kann etwa in der Datenbank ProBas (Prozessorientierte Basisdaten für Umweltmanagement-Instrumente) des Bundesumweltministeriums (BMUV) abgerufen werden. Häufig werden Durchschnittswerte für Industriezweige herangezogen, was auch Kalkulationen erlaubt, wenn man selbst keine individuellen Werte für seine Anlagen kennt. Das GHG empfiehlt jedoch wo immer möglich die Verwendung der eigenen Werte. Neben Kohlendioxid befeuern auch noch andere Stoffe den Klimawandel beziehungsweise den Treibhauseffekt, weshalb auch diese in die entsprechende Berechnung einfließen – auch wenn der Name des Fußabdrucks nur auf CO 2 anspielt. Daher können die Einflüsse der ebenfalls relevanten Stoffe in sogenannte CO 2 -Äquivalente (CO 2 e) umgerechnet werden. Man spricht dann vom Treibhauspotential des jeweiligen Stoffes. Was sind Scope-1-, -2- und -3- Emissionen? Das Greenhouse Gas Protocol (GHG) unterscheidet drei Klassen der Emissionen: • Scope 1: Direkte CO 2 -Emissionen an eigenen Standorten, sprich wenn direkt selbst Kohlendioxid freigesetzt wird. Dazu gehören etwa Gas-betriebene Anlagen als Teil der Produktion oder auch Heizung und Dieselgeneratoren. • Scope 2: Indirekte CO 2 -Emissionen, die bei Energieversorgern etwa durch deren Stromerzeugung entstehen. • Scope 3: Alle anderen CO 2 -Emissionen, die entlang der Wertschöpfungskette verursacht werden (zum Beispiel bei Lieferanten, für den Transport, während der Nutzungsphase des Produkts und für die Entsorgung). Scope 3 ist derzeit eine optionale Kategorie, die in den von Unternehmen bereitgestellten Berichten nicht verpflichtend angegeben werden muss. Der überwiegende Teil der produktbedingten Emissionen entsteht jedoch in der Lieferkette. Um diese messbar zu machen, ist eine Zusammenarbeit entlang oftmals komplexer und KEM Konstruktion|Automation » 12 | 2023 15

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