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KEM Konstruktion Systems Engineering 01.2017

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Themenschwerpunkte: Methoden, Tools sowie Anwendungen; KEM Porträt: Eplan- und Cideon-Chef Maximilian Brandl, Cideon-Entwicklungsleiter Rolf Lisse und Eplan-Serviceleiter Bernd Schewior erläutern Details zum Syngineer; KEM Perspektiven: Das Internet of Production für agile Unternehmen

METHODEN MBSE/PLM

METHODEN MBSE/PLM Nachgefragt: Was hat das Verbundprojekt mecPro 2 gebracht? „Eine Blaupause für die Integration von MBSE und PLM“ Drei Jahre lang haben 12 Unternehmen und Forschungseinrichtungen im Rahmen des vom BMBF geförderten Verbundsprojekts mecPro 2 untersucht, wie der modellbasierte Entwicklungsprozess für cybertronische Produkte und Produktssysteme aussehen könnte. Prof. Dr. Martin Eigner, Initiator des Projekts, und Konsortialführer Dr. Walter Koch von der Schaeffler Gruppe, erläutern im Interview die wichtigsten Erkenntnisse. Interview: Michael Wendenburg, Fachjournalist, Sevilla KEM Konstruktion: Prof. Eigner, Sie haben ja schon manches Forschungsprojekt realisiert. Was war das Besondere an mecPro 2 , abgesehen von der Größe des Projekts? Eigner: Ich erinnere mich an kein Projekt mit so vielen Teams und ich hatte am Anfang ehrlich Angst, dass jeder isoliert vor sich hin arbeitet. Diese Angst hat sich gelegt, als wir angefangen haben, unsere Ideen in den beiden Demonstratoren konkret umzusetzen. Plötz- lich war die ganze Mannschaft begeistert, weil sie gesehen hat, dass es tatsächlich funktioniert. Die Demonstratoren sind deshalb für mich das Besondere an dem Projekt. KEM Konstruktion: Der Start des Projekts war ziemlich zäh, wie Sie, Herr Dr. Koch, erwähnt haben. Was waren die wesent - lichen Schwierigkeiten? Bild: Schaeffler 30 K|E|M Konstruktion Sonderausgabe Systems Engineering 01 2017

MBSE/PLM METHODEN „Ich bin der festen Überzeugung, dass die Klärung des Begriffs ‚cybertronische Produkte‘ einer der Erfolgsfaktoren des Projekts war.“ Bild: Schaeffler Dr.-Ing. Walter Koch, Leiter Forschungs- und Entwicklungsprozesse, Schaeffler AG, Herzogenaurach Koch: Die Antragsphase hat mehr als anderthalb Jahre gedauert. Das hatte zur Folge, dass viele Experten, die dabei eingebunden waren, dann mit dem Beginn des Projektes nicht mehr zur Verfügung standen. Als wir schließlich loslegt haben, stellten wir fest, dass die nun Beteiligten sehr unterschiedliche Vorstellungen und Erwartungshaltungen hatten. Wir mussten uns zum Beispiel erst einmal auf ein gemeinsames Verständnis des Begriffs ‚cybertronische Produkte‘ einigen, weil wir sonst aneinander vorbeigeredet hätten. Ich bin aber der festen Überzeugung, dass diese Klärung einer der Erfolgsfaktoren des Projekts war, ohne den wir nachher nicht so schnell vorangekommen wären und so viele Ergebnisse produziert hätten. KEM Konstruktion: Sie haben in dem Projekt viele Handlungsfelder abgedeckt, von der Definition eines Referenzprozesses bis zur PLM-Integration des Model Based Systems Engineerings (MBSE). In welchem gab es denn aus Ihrer Sicht die größten Durch brüche? Prof. Martin Eigner (Mitte), Initiator des Projekts, und Konsortialführer Dr. Walter Koch (rechts) von der Schaeffler Gruppe sprachen mit Michael Wendenburg über den Nutzen von mecPro 2 nach drei Jahren Projektarbeit Eigner: Die PLM-Integration war eher Handwerkszeug. Wir haben da einfach die bewährten Methoden für logische Verknüpfungen aus der Elektrotechnik und Elektronik übertragen. Die Aufnahme der bestehenden Mechatronik-Prozesse hingegen war eine echte Sisyphosarbeit. Diese lieferte jedoch eine Blaupause für jede Firma, die interdisziplinäre Prozesse aufsetzen möchte. Das wichtigste Ergebnis war in meinen Augen die Beschreibungssystematik, das heißt die Art, wie wir cybertronische Produkte und Produktionssysteme in SysML beschrieben haben – weil diese in die Normung von OSLC und anderen Standards einfließen wird. Wir haben es geschafft, aus neun unterschiedlichen Systematiken das Beste herauszufiltern. KEM Konstruktion: Wenn ich das richtig verstehe, geht es um die Art, wie mit SysML modelliert wird. Ein Art ‚Kochbuch‘? Eigner: Richtig, es ist eine Methodik, um SysML dadurch besser anwendbar zu machen, dass man die Vielzahl an Artefakten einschränkt. Man kann die Systematik in Form eines Profils in den Editor einlesen und dann funktionieren auch nur noch diese Elemente. KEM Konstruktion: Der Referenzprozess sieht auf dem Papier sehr fein granular aus. Haben Sie den in Ihrer Organisation schon umgesetzt? Koch: Nein, noch nicht. Wir haben aber einige bewährte Aspekte aus unserem gegenwärtigen Produktentstehungsprozess für mechatronische Produkte in das Projekt für den Referenzprozess eingebracht, etwa die modulare Struktur. Da der Referenzprozess des mecPro 2 -Projekts eine ähnliche Grundstruktur hat, haben wir jetzt die Möglichkeit, die neuen Prozessmodule, die in mecPro² entstanden sind, relativ einfach in unseren Schaeffler-PEP einzubinden. KEM Konstruktion: Prof. Eigner, Sie sagten eben, die PLM-Integration sei nur Handwerkszeug, aber genau da gibt es doch noch viele offene Fragen und fehlende Standards? Sind Sie an dieser Stelle nicht weitergekommen? Eigner: Doch, sehr wohl. Im Rahmen des Projekts haben wir ein Teilprojekt ausgelöst, das sich Krake nennt und ähnlich wie OSLC mit der REST-Technologie arbeitet. Sie ermöglicht es, Informationselemente wie Internetseiten zu verlinken. Ich wundere mich nur, warum es 17 Jahre gedauert hat, bis jemand diese Technologie für das PLM entdeckt hat. Damit haben die PLM-Monolithen eigentlich keine Zukunft mehr, denn man braucht nicht mehr alles zwanghaft in eine zentrale Datenbank zu packen. K|E|M Konstruktion Sonderausgabe Systems Engineering 01 2017 31