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LE-1-2012

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LOGISTIK express Fachzeitschrift

INFRASTRUKTUR

INFRASTRUKTUR Transporteure stöhnen: Steuer, Maut und Co. Österreichs Transportbranche bekommt die steigenden Belastungen wie beispielsweise durch die Mineralölsteuer (MöSt), LKW-Maut und Kfz-Steuer schmerzhaft zu spüren. Redaktion: Markus trostmann die Fahrleistung in Österreich 2011 deutlich gestiegen ist (Jänner bis August, Fahrzeuge über 3,5 Tonnen: + 7,7 %; Fahrzeuge unter 3,5 Tonnen: + 2,2 %), ist der Mineralölabsatz im gleichen Zeitraum gesunken (Diesel: minus 0,7 %; Benzin: minus 2,7 %). Die Differenz ist nur auf den starken Rückgang des Tankens ausländischer LKW und PKW zurückzuführen. Kummer: „Die Mineralölsteuer ist für die österreichischen Steuerzahler die teuerste Steuererhöhung.“ Aufgrund des starken Rückgangs der Mineralöl- und Umsatzsteuerzahlungen der Ausländer, also Tanktouristen, müssen die Österreicher für 108 Mio. Euro Mehreinnahmen rund 350 Mio. Euro mehr bezahlen. Die Belastungen im Straßengüterverkehr sind hoch und haben Auswirkungen auf die Standortqualität Österreichs“, stellte Alexander Klacska, Obmann der Bundesparte Transport und Verkehr in der Wirtschaftskammer Österreich in Wien mit Bedauern fest. Dabei geht es der Branche insgesamt gar nicht schlecht. Von Krise sei in der Transportwirtschaft derzeit nichts zu spüren, so Klacska. Die Industrieproduktion läuft auf Hochtouren und davon profitiert das Transportgewerbe. Problematisch hingegen ist der Fachkräftemangel in der gesamten Verkehrswirtschaft. Hier versucht die Wirtschaftskammer, den Unternehmen helfend unter die Arme zu greifen. Steuern und Maut steigen Nach Berechnungen der Bundessparte betragen die Steuerbelastungen für schwere LKW in Österreich mehr als 660 Mio. Euro pro Jahr. Für 2012 werden 662 Mio. Euro prognostiziert. „Das ist eine der größten Steuerbelastungen im Land“, so der Kammerfunktionär. Ein Frächter muss in diesem Jahr bei einem 40-t-Sattelzug im Fernverkehr für MöST, Kfz- Steuer und LKW-Maut mit mehr als 55.000 Euro pro Jahr kalkulieren. Bei einem 18-t- LKW im Verteilverkehr liegen die prognosti- zierten Kosten 2012 bei 7.310 Euro, rechnet Klacska vor. Deutschland steht deutlich besser da: Dort kommt man mit einem Maut- Budget von 50 Euro immerhin 323 Kilometer weit. In Ungarn kann man mit so viel Geld sogar fünf Tage auf den Straßen unterwegs sein. In Österreich schafft man mit 50 Euro Mautgebühr gerade mal 144 Kilometer. „Die Maut ist ein Standortfaktor. Dabei sprechen wir nicht über den betriebswirtschaftlichen Erfolg eines Frächters, sondern von der Qualität unseres Wirtschaftsstandortes“, betonte Klacska. Investierten Unternehmen in ihren Fuhrpark, so sei damit eine langfristige Perspektive verbunden und seien für die Rentabilität der Investition auch die politischen Rahmenbedingungen ausschlaggebend. Und gerade das vermisst die Branche in Österreich: „Wir brauchen mehr Planungssicherheit für die Unternehmer und das Gefühl, dass wir nicht über den Tisch gezogen werden.“ Stopp der Mehrbelastung Die Erhöhung der Mineralölsteuer (MöST) in Österreich per Anfang 2011 brachte nicht nur eine Mehrbelastung der Transportwirtschaft, sondern weit weniger Einnahmen für den Staat als erhofft, wie eine Studie von Universitätsprofessor Sebastian Kummer von der Wirtschaftsuniversität Wien belegt. Obwohl Fazit: Von einem Euro Mineralölsteuer kommen also weniger als 30 Cent beim Staat an. Eine weitere MöSt-Erhöhung um 5 Cent würde zu einer Reduktion der Staatseinnahmen von 342 Mio. Euro führen. Aus fiskalpolitischen Gesichtspunkten sei das sehr kritisch. „Der Spielraum an MöSt-Erhöhungen ist aus derzeitiger Sicht ausgeschöpft“, so der Professor. Scharf kritisierte Klacska die Flugabgabe, die zu Beginn dieses Jahres in Österreich eingeführt worden ist und die die Politik am besten gleich wieder abschaffen sollte. „Diese ist aus unserer Sicht sehr problematisch. Denn damit gibt es eine neue, weitere Besteuerung der CO2-Entwicklung. Wir fordern deren sofortige Abschaffung.“ Die Erfahrungen mit Flugabgaben in den Niederlanden und in Deutschland sind ernüchternd: In den Niederlanden wurde die Ticketsteuer wenige Monate nach der Einführung wieder abgeschafft. Fazit: Einnahmen in diesem Bereich von 260 Mio. Euro standen volkswirtschaftliche Einbußen von 1,5 Mrd. Euro gegenüber. Per saldo also ein höherer Gesamtschaden, von dem sich die Branche bis heute nicht erholt hat, so Klacska. „Ein noch größerer Schaden, von dem sich die Branche bis heute nicht erholt hat.“ In Deutschland zeigen Untersuchungen, dass grenznahe Flughäfen ein signifikant niedrigeres Wachstum verzeichnen als grenzferne Flughäfen. (MT) FOTO: ISTOCKPHOTO.COM 8 LOGISTIK express Ausgabe 1/2012 www.logistik-express.com

INFRASTRUKTUR Air Cargo: Es fehlte der Schwung zum Abheben Mit Ausnahme des Linzer Flughafens war Luftfracht auf allen österreichischen Flughäfen im Vorjahr rückläufig. Katerstimmung nach einem sehr guten Jahr 2010. Redaktion: Markus trostmann Das Geschäft mit der Luftfracht hat sich auf den österreichischen Flughäfen im vergangenen Jahr durchwegs rückläufig entwickelt. Auf allen wichtigen Airports fiel die Luftfracht zurück, lediglich der Linzer Flughafen hatte zugelegt und ein Plus eingeflogen. Wenn man in Österreich von Air Cargo redet, blickt man zuerst auf den Wiener Flughafen Schwechat. Um sechs Prozent auf 277.784 Tonnen hat dieses Geschäft auf VIE im Vorjahr spürbar nachgelassen. Darin spiegelte sich der konjunkturelle Abschwung bei den Güterströmen von Asien nach Wien wider, erklärt Flughafen-Vorstand Julian Jäger. Die Zulieferungen aus Asien zum Automobilcluster rund um Bratislava haben 2011 deutlich abgenommen. Fazit: Es kam weniger Fracht über VIE in die Slowakei. Für 2012 rechnet Jäger hingegen mit einer wirtschaftlichen Erholung und wieder mehr Luftfracht. Bauliche Ausbaumaßnahmen sind in Wien in diesem Jahr jedenfalls nicht geplant. Das Minus geht ausschließlich auf das Konto der Road Feeder Services (RFS) mit einem Rückgang von neun Prozent, während die geflogene Fracht immerhin um zwei Prozent zulegte. Der Linzer Flughafen war im Vorjahr der einzige österreichische Airport, auf dem es einen Frachtzuwachs gab. Das Volumen erhöhte sich um sechs Prozent auf 47.000 Tonnen, zieht Ingo Hagedorn, Leiter Marketing, Vertrieb und Presse des Flughafens Linz eine positive Bilanz. In diesem Jahr rechnet er mit einem weiteren Wachstum in der ähnlichen Größenordnung. Für 2011 auf der Agenda steht der Bau eines weiteren Frachtterminals (Terminal 5) mit Lager und Büros. Im operativen Bereich will man einen weiteren Nurfrachter-Service nach Linz bekommen und das frachtseitige ad-hoc-Geschäft noch stärker ausbauen. Auf dem Niveau von 2010 entwickelt hat sich das Air Cargo Business auch auf dem steirischen Flughafen Graz Thalerhof (GRZ). Mit mehr als 10.977 Tonnen gab es ein Minus von rund einem Prozent, nach 35 Prozent Zuwachs im Jahr zuvor. Den Grund für die Stagnation sieht Flughafen-Chef Gerhard Widmann in der steirischen Wirtschaft. Für 2012 gibt man sich vorsichtig optimistisch: Wirtschaftliche Ausschläge zeigen meist sofort auch Auswirkungen auf die Luftfracht. Kontinuität wahren und die Fracht-Kapazitäten auslasten gehört zu den Zielen für 2012. Konkrete bauliche Erweiterungen im Cargo- Bereich sind auf GRZ nicht vorgesehen. Einstellig zurückgefallen ist Air Cargo auch Salzburg. Mit 9.426 Tonnen wurden umgeschlagen und bewirkte ein Minus von zehn Prozent, berichtet Flughafensprecher Alexander Klaus. Das Minus kam nicht überraschend, damit hatte man schon Anfang 2011 gerechnet. Für 2012 erwartet man eine Fortsetzung des aktuellen Trends. Über Investments und Ausbauvorhaben hüllt man sich in Schweigen: „Über diese Planungen kann ich zum jetzigen Zeitpunkt keine Auskünfte erteilen. Der Flughafen befindet sich mitten in der Erstellung eines Umweltverträglichkeitsprüfungsverfahrens, in dem alle Bauprojekte und Modernisierungspläne behandelt werden.“ Auf dem Innsbrucker Flughafen wollte sich bei Luftfracht im Vorjahr ebenfalls kein Höhenflug einstellen. Mit 2.448 Tonnen ging das Volumen sogar um 17 Prozent zurück. Stark verloren haben die Trucking-Verkehre mit minus 20 Prozent, präzisiert Flughafensprecherin Nicole Kehle: „Die Übernahme der Austrian Airlines durch Lufthansa brachte uns Einbußen“. Seit Anfang Juli 2010 wird die Fracht in Innsbruck nur noch von Lufthansa gemanagt und profitiert der Airport von „der sehr guten Anbindung mit bis zu sechs Flügen täglich nach Wien und vier Flügen nach Frankfurt/Main.“ Dazu kommen noch fünf Mal RFS-Dienste von Innsbruck nach München. Räumliche Erweiterungen sind für 2012 keine geplant, über Cargo-Projekte in diesem Jahr zu sprechen hält man für zeitlich noch zu früh. Klagenfurt ist der einzige Flughafen in Österreich, auf dem Cargo keine nennenswerte Rolle spielt und das Aufkommen so bescheiden ist, dass man darüber kaum reden möchte. „Soll ich Ihnen per Mail mitteilen, dass Luftfracht bei uns keine Rolle spielt“, fragt die Flughafensprecherin den Journalisten. „Ist nicht nötig, vielen Dank“, antwortet der Journalist. (MT) www.logistik-express.com LOGISTIK express Ausgabe 1/2012 9

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