MASCHINEN & TECHNIK | Oktober / November 2022

Irgendwie DURCHKOMMEN...

Irgendwie DURCHKOMMEN... Dieter Schnittjer Vorstandsmitglied der VDBUM-Verband der Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik e.V. Geschäftsführer der VDBUM Service GmbH Seit mehr als zwei Jahren ist die Baubranche im Krisenmodus. Konnte die Corona-Zeit bis Februar dieses Jahres noch mit großem Engagement von Unternehmen und ihren Mitarbeiter*innen angepackt und bewältigt werden, so stehen viele Unternehmen nach sieben Monaten Krieg in Europa vor existenziellen Schwierigkeiten, die niemand so vorhersehen konnte. Die Energiekosten werden nach Ablauf alter Verträge jedes Unternehmen und alle Privathaushalte exorbitant belasten und Existenzen gefährden. Die politische Vorkriegsaussage, 400.000 Wohnungen zu bauen, werden wir auch in diesem Jahr mit großem Abstand verfehlen. Schlimmer noch: für 2023 wurde und werden Bauvorhaben von Groß- wie auch Privatinvestoren storniert oder zurückgestellt. Im Bereich der Infrastrukturinvestitionen gibt es für die Bauunternehmen mehr Planbarkeit. So bietet die Preisgleitklausel zwischen öffentlichen Auftraggebern und der Bauwirtschaft für beide Seiten zuverlässige Planungen auch für Investitionen in Maschinen & Technik. Der Staat hat als Infrastrukturbetreiber über Jahrzehnte die Instandsetzung und Wartung – insbesondere von Straßen, Brücken und dem Schienenverkehr – stark vernachlässig und steht jetzt unter dem großen Druck, diesen riesigen Bedarf schnellstmöglich abzuarbeiten bzw. Notfallpläne zu erarbeiten. Das Verkehrsministerium plant mit der Bauwirtschaft bis 2030 die marodesten 4.000 Brücken im Netz der Autobahn GmbH zu erneuern. Parallel werden die Brücken im Schienenverkehr angepackt. Infrastruktur dient nicht nur privaten und unternehmerischen Interessen, sondern schafft auch Versorgungssicherheit in Krisenfällen wie aktuell dem Krieg mitten in Europa. Den Plan von Verkehrsminister Volker Wissing, die Brücken nach Bauzustand aber auch Nutzungsgrad zu priorisieren, kann man durchaus nachvollziehen. Was bedeutet dies alles für die Baubranche, Umwelt- und Maschinentechnik? Die Leistungsmaschinen werden auch zukünftig unter hoher Auslastung fahren und Investitionen in Maschinen & Technik bleiben auf hohem Niveau. Starke negative Veränderungen wird es im Wohnungsbau, bei privaten und kommunalen Bauvorhaben geben. Die Ausbaugewerke hingegen – abhängig der energetischen Anforderungen - werden ein Wechselbad der Gefühle durchlaufen. Eines bleibt stand heute unkalkulierbar und das sind die Energiekosten. Für Unternehmen, die eine Verdoppelung der Kraftstoffkosten und das Vier- bis Fünffache der Energiekosten tragen müssen, gehen die Überlegungen viel tiefer und in eine Richtung, die wir uns alle gar nicht ausdenken möchten. Trotz dieser sehr unterschiedlichen Auslastungen der Baubranche, bleibt der Fachkräftemangel die größte Herausforderung. Hier gilt es, dass alle Unternehmer*innen sich daran beteiligen, in ihren Regionen um junge Menschen zu werben, Frauen attraktive Bauberufe aufzuzeigen, Fachleute aus den Teilbereichen der Baubranche flexibel und temporär in gut ausgelasteten Baubereichen einzusetzen, Branchenfremde zu gewinnen, ausländische Arbeitskräfte zu Fachkräften auszubilden und insgesamt kreative Lösungen im Personalrecruiting zu entwickeln. Meine Hoffnung ist, dass wir keinen Einbruch unserer Wirtschaft erleiden und der soziale Frieden in unserem Land erhalten bleibt. Liebe Leser*innen, es liegt an uns, einer starken Gesellschaft, diese Herausforderungen anzunehmen und mit gegenseitiger Hilfe zu überstehen. Denn lösen können wir es leider nicht. Dafür ist ein kleiner Personenkreis im Kreml verantwortlich und viele kluge Diplomaten, die hoffentlich erfolgreich für den Frieden verhandeln. Ich wünsche Ihnen viele kreative Ideen, partnerschaftliche Auftraggeber und eine sichere Zukunft! 8 OKTOBER DEZ'21/JAN'22 / NOVEMBER » THEMA 2022 » FACHEDITORIAL

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