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mav 01.2023

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05 Anlagen, Verfahren

05 Anlagen, Verfahren Innovative Versuchsreihe: mit Expertise und Daten schneller zu besseren Kühlschmierstoffen Blaser blickt auf jeden Span In aufwendigen Versuchsreihen im hauseigenen Technologiecenter untersuchen die Kühlschmierstoff-Experten von Blaser Swisslube Zerspanungsprozesse bis ins kleinste Detail. Dabei entstehen faszinierende Bilder. Das Ziel der Schweizer ist dabei, mit Expertise und Daten schneller zu besseren Kühlschmierstoffen zu kommen. Bei der Titanzerspanung werden die höchsten Temperaturen nahe der Schnittkante und im Span erreicht. Dies zeigt sich durch eine helle Wolke, die sich um den Span bildet. Bild: Blaser Swisslube er wieder klar, hält die Maschine sauber und bietet gute Sicht auf den Bearbeitungsvorgang. Zu den Vorteilen zählen darüber hinaus der neutrale Geruch und eine hervorragende Hautverträglichkeit. Synergy 735 sorgt auf einer Vielzahl von Materialien für makellose Oberflächen – von Aluminiumund Titanlegierungen bis zu CrNi-Stählen. Durch die minimale Schaumbildung ist der Kühlschmierstoff auch optimal für Hochdrucksysteme geeignet. Das Technologiecenter von Blaser Swisslube wird seit mehr als zehn Jahren ausgebaut. Zurzeit wird auf vier CNC-Fräs - maschinen und einer Schleifmaschine der neuesten Generation auf einer Fläche von mehr als 1500 m 2 geforscht, und Neuentwicklungen werden getestet. Verschleißmessung deckt Einsparpotenzial auf ■■■■■■ Es sind beeindruckende Makro- Highspeed-Aufnahmen: In Zeitlupe trägt ein Hartmetall-Fräser einen Span aus Messing in formvollendeter Weise ab. Um den sich aufrollenden Span – genau dort, wo die Hitze am größten wird – trübt sich der Blaser-Kühlschmierstoff Synergy 735. Er scheidet eine Öl-ähnliche Phase aus und bildet dadurch eine besser schmierende Emulsion. Die Idee, den Zerspanungsprozess, die Spanbildung und das Verhalten des Kühlschmierstoffes so präzise wie noch nie in Bild und Video festzuhalten, entstand im Rahmen eines gemeinsamen Projektes mit der ETH Zürich. Das Forschungs- und Entwicklungsteam des Schweizer Kühlschmierstoff-Experten Blaser Swisslube machte sich an die Planung und Umsetzung. Durch den Einsatz einer Highspeed-Kamera mit Makro-Objektiv, die hinter einem Schauglas platziert wird, um den Kühlschmierstoff einseitig abzuhalten, sollten einmalig scharfe, präzise Aufnahmen möglich werden. Für die nötige Lichtintensität wurde ein Ringlicht genutzt. Darüber hinaus kam ein spe- ziell geschliffener Hartmetallfräser mit 0° Drallwinkel zum Einsatz. Die Ergebnisse sind faszinierend: Durch die Highspeed-Aufnahmen konnte erstmals gezeigt werden, dass der Wirkmechanismus des ölfreien, wasserlöslichen Kühlschmierstoffes Synergy 735 – nämlich die verbesserte Schmierwirkung bei erhöhten Temperaturen – auch bei der Zerspanung auftritt und genügend schnell ist, um Fräsprozesse zu optimieren. Synergy 735 verändert somit seine Eigenschaften und passt sich wie ein Chamäleon dem Bearbeitungsprozess an. „Unser Technologiecenter ermöglicht es uns, genauer hinzusehen als die Konkurrenz“, erklärt Marc Blaser, Geschäftsführer von Blaser Swisslube. „Durch diesen Blick auf alle Details und die Zusammenarbeit unserer Chemiker mit den Zerspanungsfachleuten sind wir in der Lage, Kühlschmierstoffe zu entwickeln, die die Prozesse nachhaltig verbessern, Produktionskosten senken und die Werkzeugstandzeit erhöhen.“ Kühlt der im erwähnten Versuch verwendete Kühlschmierstoff Synergy 735 ab, wird So ist zum Beispiel für die Verschleißmessung eine Mikroskop-Kamera im Einsatz, die vollautomatisch alle zwei Minuten Bilder der Wendeplatte erstellt. „Der Werkzeugverschleiß limitiert oft die Wirtschaftlichkeit eines Prozesses. Mit den neuen Messmöglichkeiten erhalten wir in kürzester Zeit aussagekräftige Informationen direkt von der Maschine“, erklärt Dr. Linus Meier, Tribologiespezialist bei Blaser Swisslube. Dank des optimierten Datenflusses können Anpassungen des Kühlschmierstoffs im Labor einfacher und rascher umgesetzt werden. „Davon profitieren unsere Kunden.“ ■ Blaser Swisslube AG www.blaser.com Online-Tipp Titan- und Messingzerspanung im Video unter mav.industrie.de/anlagen-verfahren/ blaser-blickt-auf-jeden-span/ 64 Februar 2023

Kommentar EU im Wettbewerb zwischen USA und China ■■■■■■ In seiner Rede zur Lage der Nation lobte US- Präsident Biden die Erfolge der amerikanischen Wirtschaft: Die niedrigste Arbeitslosenquote seit 50 Jahren, hunderttausende neue Jobs in der Industrie und eine wieder sinkende Inflationsrate. Der Aufschwung der US-Wirtschaft ist keineswegs nur ein kurzfristiges Phänomen. Vielmehr spricht eine ganze Reihe von Faktoren für einen nachhaltigen Trend. Wesentliche Treiber sind sicherlich die starke Nachfrage im Automobilsektor, der gestiegene Bedarf an militärischen und zivilen Flugzeugen, die Wiederbelebung des Frackings aufgrund der hohen Energiepreise und die weltweit gestiegenen Verteidigungsausgaben. Ebenso legt die amerikanische Wirtschaft durch die milliardenschwere Subventions- Politik der Regierung weiter zu. So wird der Staat über eine Billion Dollar in die Sanierung maroder Infrastruktur investieren, mit rund 370 Milliarden Dollar soll in den kommenden Jahren mit dem Inflation Reduction Act die Entwicklung grüner Technologien gefördert werden. Genau hier liegt das erste, derzeit viel diskutierte Dilemma für die gesamte europäische Wirtschaft. Denn während die starke Konjunktur in den USA auch dem deutschen Maschinenbau hilft, die schlechten Corona-Jahre hinter sich zu lassen, sorgt der Inflation Reduction Act dafür, dass Unternehmen die sich mit grüner Technologie beschäftigen eher in den USA als in der EU investieren. Die EU wird in irgendeiner Form auf die Subventionspolitik reagieren müssen. Die zweite große Herausforderung für die europäische Wirtschaft ist der seit 2018 andauernde Handelsstreit zwischen den USA und China. Denn auch wenn sich die Handelsbilanz zwischen der EU mit China in den letzten Jahren aufgrund der Null-Covid-Politik, der Immobilienkrise, der Überalterung der Gesellschaft und der hohen Verschuldung deutlich verschlechtert hat, kann die europäische Wirtschaft nicht auf Exporte in das Reich der Mitte verzichten. Der Handelsstreit zwischen den USA und China wird die Wirtschaftsbeziehungen der EU zu beiden Handelspartnern langfristig erheblich erschweren. Will die EU nicht zum Spielball zwischen den USA und China werden, muss sie sich in beide Richtungen klar positionieren. Insbesondere in Richtung China bedeutet das, dass die Regeln des Freihandels für beide Seiten gelten müssen und dass Menschenrechte ein nicht verhandelbares Gut sind. Auf der anderen Seite dürfen wir uns mit unserem strategischen Partner USA auf keinen Fall einen Subventionswettlauf leisten. Denn Subventionen nützen am Ende niemandem und belasten wie so oft nur den Steuerzahler. Der lachende Gewinner aus diesem Wettstreit könnte mit Indien schlussendlich auch noch ein ganz anderer sein. ■ Frederick Rindle Redakteur frederick.rindle@konradin.de Februar 2023 65

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