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mav 07-08.2019

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Vorstellung einer

Vorstellung einer schlanken und digitalen Produktion der e.GO Mobile AG Agiler und vernetzter Automobilbau Eine innovative Produktion ist eine essenzielle Basis, um den Bedürfnissen bezahlbarer Elektromobilität und individueller Kundenwünsche gerecht zu werden und in einem Hochlohnland wie Deutschland weiterhin die gesamte Wertschöpfungskette abdecken zu können. Dieser Herausforderung stellt sich die Aachener e.GO Mobile AG und beschreitet mit der agilen Produktentwicklung und vernetzten Produk - tion im „Engineering Valley Aachen“ neue Wege. ■■■■■■ Die Automobilbranche befindet sich in Bewegung. Das Umdenken in Richtung elektrifizierter Antriebe ist erfolgt, denn diese bringen nicht nur den oft genannten Vorteil lokaler Emissionsfreiheit mit sich, sondern auch den Fahrspaß aufgrund des exzellenten Ansprechverhaltens, des Drehmoments, eines niedrigen Schwerpunkts und einer weniger störenden Geräuschkulisse. Die konventionellen Antriebstechnologien mit fossilen Brennstoffen verlieren hinsichtlich ihrer ökologischen Nachteile zunehmend an Attraktivität und werden von elektrifizierten Konzepten substituiert. Wurden bisher oftmals elektrische Antriebsstränge in bestehende Fahrzeugkonzepte integriert, finden nun grundlegend neu gedachte Konzepte den Weg auf die Straßen. Diese erfordern alternative Prozessketten und bedeuten damit auch eine Anpassung jahrzehntelanger Produktionskonzepte. Aachen wird zum Zentrum für bezahlbare elektrische Mobilität In Aachen wird Elektromobilität groß - geschrieben. Nachdem Aachen Anfang des 20. Jahrhunderts bereits ein automobiler Standort war, wird es nun zum Zentrum elektrischer Mobilität. Im Umfeld der RWTH Aachen University entwickelt und produziert die e.GO Mobile AG Elektrofahrzeuge. Das Ziel der e.GO Mobile AG ist dabei die bezahlbare Elektromobilität. Auf dem RWTH-Aachen-Campus entstehen Konzepte und Prototypen gemeinsam mit umliegenden Kooperationspartnern aus dem universitären Umfeld mit den neuesten wissenschaftlichen Kenntnissen und Methoden. Auch dürfen Unternehmen aus der Wirtschaft zu den Partnern dazu gezählt 28 Juli/August 2019

Mobilität im WandelTREND Abschluss der Montagelinie: Selbstfahrende Chassis sind die Basis für die Inselfertigung als Produktions- und Montagestruktur. Bild: e.GO Mobile AG Nacharbeitsstationen: Die Produktionskonzepte der e.GO Mobile AG definieren eine neue Herangehensweise für die Kleinserienfertigung. Bild: e.GO Mobile AG werden, wie z. B. die Robert Bosch GmbH. Die mit dem Netzwerk entwickelten Industrie-4.0-Technologien in der Produktionstechnik ermöglichen hochiterative Entwicklungsprozesse, sodass eine besonders kostengünstige Prototypen- und Kleinserienproduktion erzielt werden kann. Dieses Wissen wird auch für die Serienproduktion des e.GO Life, ein elektrisches Stadtauto, genutzt. Mit den Industrie-4.0-Technologien kann in der Entwicklung der Entwicklungsstand einer jeden Komponente, unter Nutzung einer gemeinsamen und internetbasierten Plattform (Internet of Production), in Echtzeit nachvollzogen werden. Die simultan arbeitenden Entwicklungsteams sind damit in der Lage, Änderungen jederzeit nachvollziehen zu können. Zuvor entstehende Prototypen helfen dabei, Erfahrung zu erlangen und mit dem neuen Wissen die anschließende Entwicklung zu beschleunigen. Seit März 2019 wird der e.GO Life im Werk 1 am Standort Rothe Erde in Aachen als erstes mittels Industrie 4.0 entwickeltes Elektrofahrzeug produziert. Komponenten wie die elektrische Antriebseinheit werden dabei beispielsweise von der Robert Bosch GmbH geliefert, die zukünftig auch den After-Sales-Service (u. a. Werkstatttechnik und Reparatur) in das eigene Werkstattnetzwerk übernimmt. Agile Produktentwicklung ermöglicht kostengünstiges und schnelles Vorgehen Bei der e.GO Mobile AG wird agile Produktentwicklung gelebt, denn diese ist der Befähiger für eine kostengünstige und schnelle Entwicklung. Konventionell sind die an ein Produkt gestellten Aufgaben in der anfänglichen Entwicklungsphase oft wechselhaft und nicht eindeutig. Mit klassischen phasenbasierten Methoden, wie beispielsweise dem Stage-Gate-Modell, kann der Entwicklungsprozess gebremst werden und können Änderungen, aufgrund dynamisch-wechselnder oder unvorhersagbarer Kundenwünsche währenddessen, nicht mehr eingebracht werden. Dies hat hohe Kosten zur Folge, da notwendige Änderungen erst deutlich später berücksichtigt werden können. Mithilfe agiler Produktentwicklungsmethoden, wie z. B. hochiterativer Entwicklungsprozesse, können die Entwicklungszeiten verkürzt, die Kundenbedürfnisse besser erfüllt sowie Kosten eingespart werden. Die Softwareindustrie dient hierbei als Vorreiter, denn in dieser Branche sind agile Entwicklungsmethoden bereits weitestgehend etabliert und erfolgreich im Einsatz. Mithilfe sogenannten User Stories werden dafür anfangs die Kundenanforderungen an das Fahrzeug fokussiert. Während der agilen Entwicklung können, anders als beim konventionellen Lastenheft, die Anforderungen adaptiv angepasst werden. Darüber hinaus ermöglicht die Beantwortung priorisierter Fragestellungen, ausgehend von den dringlichsten Wünschen der Kunden, eine neue Perspektive von der Gesamtheit des Fahrzeugs und unterstützt die frühzeitige Identifizierung von Kostenfaktoren. Des Weiteren führt die agile physische Produktentwicklung durch verschiedene Teamzusammensetzungen zu wachsender Interdisziplinarität, womit es ebenfalls angemessen umzugehen gilt. Agile Entwicklung verlangt neue Daten - infrastruktur in der Produktionstechnik Damit plangetriebene Unternehmen einen Wandel hinsichtlich Agilität erfahren können, müssen alte Gewohnheiten abgelegt werden und die Bereitschaft für neue Lösungen vorhanden sein. Dabei können flache Hierarchiestrukturen, sprintartige Abstimmungen und eine agile Unternehmenskultur hilfreich sein. Nach der agilen Entwicklung folgt die flexible Produktion von Prototypen. Diese muss mit den oft wechselnden Anforderungen umgehen können, sodass die Übergabe zur Produktion fehlerfrei und ohne Zeitverlust stattfinden kann. Nicht nur Kundenanforderungen können eine Anpassung des Produkts verlangen, sondern auch konstruktive Änderungen im Entwicklungsprozess. Dabei helfen agile Entwicklungsmethoden, Produktänderungen nach erfolgten Freigabeprozessen zur Fertigung umzuset- Juli/August 2019 29

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