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NK 03_2018

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18 TITELINTERVIEW hen

18 TITELINTERVIEW hen Sie: Ich war ein Hans im Glück. ich schon. Aber bei mir ist es ganz Student der Sportwissenschaften, at- anders …“ Jeder erwartet vom ande- traktiv, gierig nach dem Leben. Der ren Verständnis und Bestätigung. prototypische Tennis- und Skilehrer! Weil viele sich selbst die Bestäti- Spielte in der Regionalliga. Am liebs- gung nicht geben, brauchen sie die- ten wäre ich Profi geworden: Mei- se zu oft von außen. Sie muss immer nen ersten Marathon bin ich mit sieb- wieder aufgefrischt werden. Ob auf zehn Jahren gelaufen. Als kleiner Jun- der Chefetage oder unter Kollegen, ge war mir kein Baum zu hoch. Spä- ob Politdiskussion oder Wirtschafts- ter als junger Mann fiel mir alles in talk. Viel zu oft geht es ums Recht- den Schoß. Was ich anfing, klappte: haben und damit um Bestätigung: Schule, Musik (Klarinette und Saxo- „Ich will sprechen. Ich habe Recht. phon), Freundschaften, Sport, Stu- Ich bin richtig. Die wenigsten wollen dium, Mädels. Alles kein Problem! wachsen und lernen. Meinungen und Immer im Laufschritt unterwegs. Bloß Wissen vom anderen aufnehmen nicht stehenbleiben, immer schnel- und durchdringen. Die Inhalte blei- ler, höher, weiter! Keine Zeit nachzu- ben klein. Selbstbestätigung schlägt denken. Immer Vollgas. Ich war ein Lernbestrebung. Gewinner. Wie heißt es so schön: „Der Dumme Nach dem Unfall fühlte ich mich je- lernt nicht aus seinen Fehlern. Der doch voll und ganz als Verlierer. Eine Kluge schon. Und der Weise lernt Woche nach dem Klippensprung aus den Fehlern anderer.“ Nur über wache ich in einer Spezialklinik auf. genügend Anteile des dritten We- Hinter mir liegen zwei Not-OPs und ges können Menschen schnell ge- ein Rettungsflug. Ich war zu 90 Pro- nug das Leben tiefer verstehen ler- zent gelähmt. Hatte alles verloren. nen. Wenn jedes Leben eine indivi- Meine Gesundheit, berufliche Pers- duelle Landkarte zeichnet, verstehen pektive, mein soziales Umfeld und die Hoffnung auf ein erfülltes Leben. Sozialfall statt Supersportler. Mitleid statt Anerkennung und Respekt. Ein Drehbrett soll verhindern, dass ich wundliege. Alle paar Stunden werde ich gedreht. Decke, Boden, Decke, Boden. Ich sage Ihnen, da haben Sie viel Zeit zum Nachdenken. Der erste Schritt zum Lernen war, das ich tiefer verstehen lernen musste, was das Leben mir mitteilen wollte. wir die Landschaft der Welt erst, wenn wir viele Landkarten übereinanderlegen. Nur so kommt der weise Gewordene der wahren Landschaft immer näher. Was bei Fehlern klappt, gelingt auch bei Ergebnissen. Liefern andere Top-Ergebnisse, sollte ich mich fragen: Wie kam es zu dem Ergebnis? Was kann ich daraus lernen? NK: Wie gelingt es beim Ver ste hen, Kapiteln und Entwicklungsschritten zu einem erfüllten Leben voller Erfolg. NK: Sie sprachen eben von dem Wunsch nach Bestätigung, der uns daran hindert, andere zu verstehen. Gibt es noch mehr Bremsklötze? Boris Grundl: Die gibt es. In Coachings stelle ich gerne folgende Frage: „Sie haben die Wahl zwischen zwei Tüten. Die eine enthält ein erfülltes und er- em oder erschrecken vor Unbekanntem. Das erlauben sich viele Erwachsene nicht mehr: Sie haben Angst davor, als blöd, unwissend und damit scheinbar schwach dazustehen. Unbekanntes verunsichert uns, macht uns Angst. Um schnell wieder psychologische Sicherheit zu spüren, ordnen wir Neues lieber sofort in eine Schublade: „gut, schlecht“, „mag ich, mag ich nicht“. Doch so kann man nicht wachsen. Ob am Stammtisch negativ über Politiker gesprochen wird oder über den unfähigen Chef: Es geht darum, andere abzuwerten, zu verurteilen, um sich selbst wertvoller zu fühlen. Die Gründe dafür sind vielfältig. Es gibt zeitlich begrenzte Zustände: Müdigkeit, Überforderung, kleinere Misserfolge oder Krankheit. Und es gibt hartnäckigere Zustände: mangelnder Selbstwert, erlernte Hilflosigkeit, Neid. NK: „Verstehen“ klingt auf den ersten Blick seicht. Sie sagen aber, dass ohne tiefes Verstehen Unternehmer oder Menschen nicht weiterkommen? Boris Grundl: Richtig, Verstehen ist ein Lern-Turbo. Und nichts Weichgespültes. Es ist ein harter Wirtschaftsfaktor! Menschen verstehen. Märkte verstehen. Kunden verstehen. Unternehmen verstehen. Was soll daran seicht sein? Deswegen ist tiefes Verstehen für die Zukunft unverzichtbar. Und je schneller die Welt wird, desto schneller müssen wir natürlich auch lernen. Auch 20 Jahre die richtigen Antworten zu finden? Boris Grundl: Auf kraftvolle Fra gen kommt es an. Oft frage ich in meinen Seminaren: „Bei welcher Frage spüren Sie bei einer Umsetzung die meiste Energie: bei ‚Was ist zu tun?‘, ‚Wie ist es zu tun?‘ oder ‚Warum ist es zu tun?‘“ Die meisten Hände schnellen bei der Frage nach dem „Warum?“ in die Höhe. Das zeigt uns, wie wichtig die Qualität der Fragen ist. Beschäftigt man sich mit dem Sinn des Lebens, sieht das genauso aus: Zum Beispiel hat die Frage „Was muss ich?“ eine höhere Qualität als „Was soll ich?“. Die Basisfragen sind folgreiches Leben. Die andere beinhaltet die dafür nötigen Fähigkeiten. Wohin greifen Sie instinktiv?“ Die meisten entscheiden sich für die erste. Die Ergebnisse. Jetzt. Nicht die Fähigkeiten. Diese Menschen denken, sie sind schon etwas, und wollen nichts mehr werden, nichts mehr lernen. Sie halten sich für besser, als sie sind. Und deswegen haben sie ein Recht auf die jeweils erste Tüte. Der Wunsch, die Ergebnisse zu haben, ohne den Preis dafür zu zahlen. Genau hier liegt der Knackpunkt. Doch was steckt dahinter? Um ein Thema wirklich durchdringen zu können, müssen wir drei entschei- NK: Wie kann man diesem Schubladen-Denken entgegenwirken? Boris Grundl: In jedem von uns laufen drei Programme ab, wenn wie neue Dinge hören: „verurteilen“, „beurteilen“ und „bewerten“. Wir müssen nur das richtige Programm nutzen. Denn nur wer qualitativ hochwertige Entscheidungen trifft, produziert gute Ergebnisse. „Verurteilen“ ist eine Untugend, die am meisten verbreitet ist. Hier geht es um das Suchen von Argumenten für Vorwürfe gegen andere. Mit dem Ziel, sich selbst besser zu fühlen. Das zweite Programm ist „Urteilen“. Ein Urteil mit zwei Differenzierungskategorien fällen. Das Fachwort dafür heißt Unterscheidungen. Die besagte Schublade: „schwarz – weiß“, „gut – böse“, „kenn ich – kenn ich nicht“. Im Internet sehr verbreitet: „Daumen hoch, Daumen runter“. Das geht schnell. Dieses Schema wird je nach sozialer Gruppe geprägt. Richtig und falsch ist bei den Hells Angels etwas anderes als im Tennisklub oder Ortsverein. Deswegen wird sicher nicht in allen Tennisklubs gleich geurteilt. Oder „gut und böse“ hat eine ande- Akademieerfahrung haben das be- eher schmerzvermeidend. Andere dende Hindernisse überwinden: die stätigt: Die Auswertung mehrerer treiben einen voran. Manche finden „Selbstwertfalle“, die „Selbstvertrau- Tausend Absolventen hat ergeben, nicht mal eine Antwort auf die Frage ens falle“ und der Wunsch nach Si- dass 60 Prozent „Verstehen“ – unab- „Was will ich?“ Wer hier weiterkommt, cherheit. hängig vom Einverständnis – als wert- findet vielleicht auch Antworten auf Die Selbstwertfalle führt zur Über- vollsten Baustein ihrer Entwicklung die Königsfragen: „Wer bin ich?“ und legenheits-Illusion. Ein verbreitetes sehen. Die Perspektive anderer in sich „Für was bin ich gemeint worden?“ Phänomen. Leicht zu verstehen, aufnehmen, auch wenn man anderer Meinung ist. Das öffnet den Kopf Mit jeder Antwort nähern wir uns dem tieferen Sinn unseres Lebens. schwer abzustellen. Es ist viel leichter, die Defizite bei anderen zu er- VITA und das Herz. Besonders für Führungskräfte, eigentlich aber für alle Menschen, sind intensives Zuhören und tiefes Verstehen zentrale Fähigkeiten. Gute Zuhörer werden überall geschätzt. Doch wie erleben sie das im Alltag? In Meetings oder Kaffeepausen? In Zugabteilungen oder beim Arzt im Wartezimmer? Die Menschen reden lieber als dass sie zuhören. Sie wollen wahrgenommen und vom anderen bestätigt werden. Hat der eine Auch ich lernte nach dem Unfall meine Fragen zu verändern. Aus „Warum ist mir das passiert?“ (Schuld) wurde „Wozu ist dieser Unfall gut?“ (Hoffnung). Durch die neue Sichtweise konnte ich mich weiterentwickeln. So entstand mein Lehrplan des tiefen Verstehens. Eine Art Auswahlverfahren: Erstens musste mich das Durchdachte zum Handeln inspirieren. Zweitens musste mein Tun zum gewünschten Ergebnis führen. Und drittens musste das auch bei kennen als die eigenen. Auch die Selbstvertrauens-Falle sorgt für den Griff zur Ergebnistüte. Tief in uns trauen wir uns die Entwicklung selbst nicht zu. „Was ich hab, das hab ich!“ Wir vertrauen nicht darauf, dass wir es mit unseren Fähigkeiten selbst schaffen konnten. Deswegen bevorzugen wir das Ergebnis, ohne Anstrengung. Kinder zum Beispiel sind da ganz anders. Sie saugen Wissen und Erfahrungen in sich auf. Sie nehmen Boris Grundl Boris Grundl durchlief eine Blitzkarriere als Führungskraft, ist Management- Trainer, Unternehmer, Autor sowie Inhaber der Grundl Leadership Akademie. Boris Grundl perfektionierte die Kunst, sich selbst und andere auf höchstem Niveau zu führen. Er ist ein gefragter Referent, Gastdozent an Universitäten und erforscht das Thema Verantwortung (www. verantwortungsindex.de). Seine Referenzen bestätigen seine Ausnahmestellung unter den Spitzen-Referenten. Keinem wird eine so hohe Authentizität und Tiefgründigkeit bescheinigt. Er redet Klartext, bleibt dabei stets humorvoll und bringt die Dinge präzise auf den Punkt. www.borisgrundl.de seine Geschichte beendet, fällt der anderen klappen. Daher habe ich die Welt in sich auf, sie staunen, nächste schon ins Wort: „Ja, ja, kenn das Buch geschrieben – mit acht sind verblüfft, überrascht von Neu- 03.2018

TITELINTERVIEW 19 re Bedeutung bei religiösen Fanatikern als bei normalen Gläubigen. Und es gibt Gruppen, die Kapital als böse definieren, und solche, die es gut finden. Der kluge Weg funktioniert über das „Bewerten“. Es bedeutet, den Wert einer Sache festzustellen. Das gelingt jedoch nur, wenn ich kompetent bin. Experten lassen sich daran schnell erkennen, dass sie tiefe Antworten ohne langes Nachdenken parat haben. Denn sie haben das Thema schon früher geistig durchdrungen und darüber nachgedacht. Wenn Sie zu einem Herzchirurgen gehen, wird seine Kompetenz dafür sorgen, dass er Ihr Herzproblem richtig einordnet und eine fundierte Diagnose liefert. Begleitet Sie ein Sherpa durch den Himalaya, rettet seine Kompetenz, verschiedene Schneesorten auseinanderhalten oder Wind und Wetter genau lesen zu können, Ihnen vielleicht das Leben. Hierbei gilt: Je weniger Ahnung wir selbst haben, desto leichter kann uns ein anderer mit seinem scheinbaren Wissen blenden – ob beim Gebrauchtwagenkauf oder im Bewerbungsgespräch. NK: Ok, jetzt habe ich mich für das dritte Programm entschieden: Bewerten. Welche Schritte muss ich dabei beachten? Wie trifft man nun die besten Entscheidungen? Boris Grundl: Hier setzt wieder das Credo „Flexibler, klarer, tiefer“ an. Für diese innere Orientierung helfen die hochqualitativen Differenzierungen (siehe Unterscheidungen in der Grafik). Es hilft, wenn wir unterschiedliche Perspektiven einnehmen und diese klug bewerten (den Wert einer Sache feststellen) und dann unsere Standpunkte auf Wertigkeit überprüfen. Denn es geht weniger darum, was jemand sagt, sondern von wo er auf etwas schaut. Ein Beispiel: In unseren Seminaren nutzen wir dafür die Glas-Flasche-Übung. In einem Kreis sitzend, beschreiben Teilnehmer, was sie sehen. Einer sagt: „Die Flasche steht vor dem Glas.“ Ein anderer: „Die Flasche steht hinter dem Glas.“ Der nächste: „Die Flasche steht links vom Glas.“ Und der vierte Teilnehmer: „Die Flasche steht rechts vom Glas.“ Jeder hat mit seiner Sichtweise Recht. Interessant, oder? Weiter geht’s. Nach der bestmöglichen Anordnung gefragt: Welche Sichtweise ist für einen Linkshänder am besten, um möglichst leicht einzuschenken? Sie sehen, bis zur besten Sichtweise geht es erst einmal um die klügste Fragestellung. Bis dahin ist es eine manchmal anstrengende Denkschule. Doch die lohnt sich. Haben Sie Ihre Positionen gefunden und eingenommen, spüren Sie, wie Energie zum Handeln entsteht und frei wird. NK: Sie schreiben, dass jeder, bevor er ins wirkungsvolle Handeln kommen kann, erst einmal Haltung einnehmen muss. Warum ist dieser Schritt so wichtig? Boris Grundl: Ohne Haltung zu gewinnen, geht es nicht. Kein Handeln kann wirksam sein, wenn Sie sich nicht vorher einige Dinge bewusst gemacht haben. Jetzt muss ich mich auf den Weg zum Ziel vorbereiten. Denn wer seine Ergebnisse verbessern möchte, muss auch einen Preis zahlen. Und zwar im Voraus. Vorher muss also die Frage geklärt sein: Bin ich dazu bereit? Wenn ja, laden sich meine Batterien auf. Wenn mir klar wird, was mein Teil der Verantwortung ist, wo mein Einflussbereich genau liegt, verkürzt sich die Ladezeit. Bei mir war es so: Kurz nach meinem Unfall beschäftigte mich die Schuldfrage. Wochenlang hatte ich passiv alles über mich ergehen lassen. Ich zog mich zurück – wie eine verletzte Katze, die sich unter dem Sofa verkriecht. Das Wundenlecken dauerte eine ganze Weile. Das ist ganz typisch. Wenn etwas in die Hose geht, ist der erste Impuls immer die Suche nach einem Schuldigen. Das ist ein beliebtes Spiel, von der Gesellschaft, den Medien, in der Familie. Wenn Sachen nicht wie geplant laufen, muss ein Sündenbock her. Doch dann kam mir die erhellende Einsicht: Die Suche nach Schuld machte mich innerlich kraftlos, entzog mir Energie anstatt zu schenken. Doch je mehr ich meinen Teil der Verantwortung erkannte und übernahm, desto mehr Kraft gewann ich für die Zukunft. Wichtig war, dass ich mich nur noch darauf konzentrierte. Das erlebe ich auch heute noch in Coaching-Situationen. Wird der passende Teil an Verantwortung aufgearbeitet, passiert etwas mit meiner Haltung. Übernehme ich zu viel Verantwortung, lähmt mich das. Übernehme ich zu wenig, ebenfalls. Wenn mir klar wird, was mein Teil der Verantwortung ist, wo mein Einflussbereich genau liegt, gibt mir das Kraft und Hoffnung – ob bei Scheidungen, bei Entlassungen, bei Streits, bei Analysen für Erfolg oder Misserfolg. Was uns ebenfalls bewusst sein muss: Entgegen unserem Wunsch nach Beständigkeit und Sicherheit ist der Wandel allgegenwärtig. Denken Sie nur mal an Eduscho, Hamburg- Mannheimer, Man nesmann Mobilfunk, Woolworth, Praktiker, Schlecker und Raider-Schokoriegel. All diese Marken gibt es nicht mehr! Ich muss verstehen, dass Wandel nie endet. NK: Wie kann man sich innerlich auf große Veränderungen vorbereiten? Boris Grundl: Es gibt drei wesentliche Fehler in der Vorbereitung. Erstens, Veränderungsprojekte werden als „letzter Berg“ dargestellt. Nach dem Motto: „Noch hier hoch, dann haben wir’s geschafft.“ Das stimmt nicht. Es geht von einer Veränderung zur nächsten. Veränderung bedarf nicht einer Anstrengung, sondern der grundsätzlichen Haltung. Außerdem wird sich zu sehr auf die intellektuelle Einsicht bei Veränderungen konzentriert. Der Wunsch ist verständlich. Dass das bei Weitem nicht erreicht wird, wird inzwischen immer klarer. Die emotionale Komponente bei Veränderungsprozessen ist entscheidend. Somit steht in Zukunft der professionelle Umgang mit Emotionen im Fokus. Dritter Fehler ist: Im Einfordern der Veränderung der Vergangenheit zu wenig Anerkennung auszusprechen. Das Neue wird dann als Angriff auf die Vergangenheit empfunden. Und die wird innerlich verteidigt. Zuerst muss ehrliche Anerkennung für die Vergangenheit platziert werden. Dann entsteht der Raum für Neues. Durch meine Erfahrungen weiß ich heute: Die meisten Menschen haben ein viel größeres Potenzial, als ihnen klar ist. Sie müssen nur den Mut haben, es zu erschließen. Die beste Voraussetzung für das Aufladen der Umsetzungsenergie ist folgender Gedanke: „Verliebe dich in das Ergebnis und der Wandel fällt leicht.“ Und dazu die zwei Masterfragen: Was würde ich tun, wenn ich wüsste, ich kann nicht scheitern? Was also täte ich, wenn ich keine Angst haben müsste? Und: Was wäre geschehen, wenn ich meine Hindernisse überwunden hätte? Woran kann ich das erkennen? Wer sich diese Fragen regelmäßig stellt und den Antworten folgt, platzt vor Umsetzungsenergie. NK: Funktioniert dieser Weg zu einem erfüllten Leben bei jedem? Boris Grundl: Bei jedem, der bereit ist, den Preis zu zahlen. Wer bereit ist, seine inneren Limitierungen zu überwinden. Wie im Himalaya – es geht darum, seine inneren Achttausender zu besteigen und damit aufzulösen. Zu transformieren. Natürlich hat jeder seine eigene Geschichte, seine eigenen inneren Berge. Hoffentlich haben wir den Respekt vor dem Ringen der anderen. Denn wenn wir uns über andere erheben, nur weil wir ein paar Schritte weiter sind, wird es auf uns selbst zurückfallen, früher oder später. Das ist meine Erfahrung. Auf dem Gipfel des letzten Berges kommen wir endlich bei uns selbst an. Wir haben erkannt, für was wir gemeint sind. Nicht, was wir wollen oder was wir müssen. Sondern wofür wir gemeint sind – ein großer Unterschied. Wir dienen etwas Größerem als uns selbst. Wir setzen eigene Ideen um, oder die Ideen anderer. Das macht uns nichts aus. Das war auch damals mein Ziel nach dem Unfall: Ich wollte kein Mitleid, nicht abhängig von Sozialhilfe und Pflegekräften sein. Keine Belastung. Und auch nicht der sein, den andere in mir sahen. Ich wollte frei und selbstbestimmt leben. Ich wollte der Beste sein, der ich sein kann. Und nicht der, den andere in mir sehen. Denn erst, wenn wir tief verstehen, nicht oberflächlich, schärfen wir unsere Sinne, kommen rascher zum Kern. Wir spüren, wie Erfolg und Erfüllung zunehmen. Wie bei mir und vielen anderen, die sich aufs „verstehen, ohne einverstanden zu sein“ wirklich einlassen können. So folgen wir immer mehr unseren Überzeugungen und werden freier. Und genau deshalb ist Verstehen ein „harter“ Erfolgsfaktor der Zukunft. NK: Wie ordnen Sie Ihr neuestes Buch im Rahmen Ihrer früher erschienenen Werke ein? Boris Grundl: Mein erstes Buch „Leading Simple“ beschreibt systematisch den Beruf Leadership. Und macht ihn damit erlernbar. Es legte die Basis unserer Führungskräfte- Akademie und bestimmte damit meine Positionierung als Führungsexperte. „Steh auf!“ war eine persönliche Aufarbeitung meiner Geschichte und wurde zum Krisenbewältigungs-Bestseller. „Diktatur der Gutmenschen“ setzte sich mit den zu überwindenden Widerständen auseinander, um der Durchschnittsfalle zu entgehen. „Die Zeit der Macher ist vorbei“ definierte einen anspruchsvollen Weg der Transformation für BUCHTIPP: Verstehen heißt nicht einverstanden sein Wer tief versteht, sieht klarer, erkennt, worum es im Kern geht, und trifft die besten Entscheidungen. Verlag: Econ 320 Seiten · 18,00 Euro ISBN-10: 3430202442 hohe Verantwortungsträger. „Mach mich glücklich“ zeigt, wie sehr die Übernahme von Selbstverantwortung die Grundlage für Glück im Leben bestimmt. Und „Verstehen heißt nicht einverstanden sein“ ist eben eine Anleitung zu mehr Substanz, Selbstbestimmung, Erfolg und Erfüllung im Leben. Tiefer betrachtet, verbindet alle Bücher das Thema Verantwortung und Selbstverantwortung. Der kluge Umgang mit Verantwortung durchdringt unsere Gesellschaft und ist die Basis für menschliches Wachstum. Denn starke Menschen liefern starke Ergebnisse und erschaffen damit starke Unternehmen. Gleiches gilt für eine starke Gesellschaft. Nicht umgekehrt. Die Politik sollte so gut wie möglich einen Rahmen für persönliche Initiative bieten. Das ist die Grundlage. Die Voraussetzung. Insofern ist das neue Buch eine Anleitung dafür, „der Beste zu werden, der man sein kann“. Doch es gelingt nur, wenn man sich davon freimacht, mit allem einverstanden sein zu müssen. Diese Fähigkeit ist der erste Schritt zur Selbstbestimmung. Der erste Schritt auf dem Weg, der Beste zu werden, der man sein kann.

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