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NK 07_2019

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16 TRAINING

16 TRAINING BETRIEBSKLIMA IST NICHT BETRIEBSWETTER Immer, wenn es kalt ist, gibt es Leute wie etwa amerikanische Präsidenten, die sofort twittern: „Ich kann keinen Klimawandel erkennen.“ Dann hagelt es Belehrungen: „Wetter bedeutet etwas anderes als Klima!“ Das Klima macht eine generelle Aussage aus dem täglichen Wetter der letzten mindestens, glaube ich, 30 Jahre. Das Wetter ist jeden Tag anders, mal für die Jahreszeit zu kalt, mal zu warm, aber statistisch gesehen hält es sich insgesamt um die langjährigen Mittelwerte herum. Wir sprechen von einer Klimaveränderung, wenn sich die langjährigen Mittelwerte verändern. Eine Wetteränderung können wir noch am gleichen Tag haben. Wenn nun die langfristigen Statistiken Anzeichen einer Erderwärmung erkennen lassen, hilft es nicht zu sagen: „Heute ist es Sommer, aber kalt.“ Ich sollte mich jetzt etwas direkter ausdrücken, damit das Folgende angemessen rüberkommt. Das Verwechseln von Wetter und Klima zeigt an, dass jemand absichtlich beschwichtigen will – bis über die Grenze zur Lüge – oder er ist total naiv, hat keine Ahnung oder ist strunzdumm. Suchen Sie sich im Einzelfall etwas aus. ❙ „Rauchen ist schädlich.“ – „Helmut Schmidt hat als Kettenraucher sehr lange gelebt, Opa auch.“ ❙ „Das Bildungssystem in Deutschland liegt vergleichsweise darnieder.“ – „Es gibt aber über 50 Super- Schulen und auch Montessori zum Beispiel.“ ❙ „Es gibt kein vernünftiges Internet.“ – „Aber bei mir zu Hause gibt es kein Problem. Ich habe noch nie erlebt, dass der ARD-Teletext nicht ging.“ ❙ „Politiker sind nur noch hinter Stimmen her.“ – „Nicht alle, ich zum Beispiel nicht.“ So etwas schallt mir bei jeder Kritik entgegen. Wenn jemand eine Ausnahme kennt, hält er die These für widerlegt. Das stimmt für mathematische Theorien, aber nicht für statistische Aussagen. Ich sage zum Beispiel oft, dass die BWLer derzeit die Wirtschaft mit Tabellen, Zahlen und Überstundenforderungen ruinieren – ja – und dann kommen wieder ganz viele Leute, die eine Ausnahme kennen. „Stimmt nicht! Meine Firma ist toll!“ Ich meine nicht, dass jeder einzelne BWLer uns ruiniert, sondern DIE BWLer insgesamt tun das. Ich meine, dass sich das Klima verschlechtert, wenn alles optimiert und drangsaliert wird. Das Klima wird in den Betrieben schlechter, aber an manchen Tagen gibt es ja auch Gehaltserhöhungen oder ein Firmen- Kick-off mit japanischen Trommlern, die den Körper in Schwingungen versetzen und durch und durch motivieren. Leute! An einem solchen Tag ist das Betriebswetter gut, aber es sagt nichts über das Klima aus. Dieser Irrtum befällt meistens die jungen Mitarbeiter, sie wissen noch nicht aus eigener Erfahrung, was ein Betriebsklima ist, weil sie noch keine längerfristigen Erfahrungen bei der Arbeit haben, aus denen man später eine statistische Aussage ableiten kann. Junge Mitarbeiter sind notwendig etwas naiv. Statistisch gesehen, nicht alle. Sie stabilisieren den Niedergang des Klimas, weil sie es erst einmal „nicht anders“ kennen. Ältere sind oft widerwillig gegenüber jeglichem Wandel, sie sind in diesem Punkt ganz ätzend mit dem Dauerseufzer: „Früher war alles besser!“ War es ja nicht. Aber wenn sie mit denselben Floskeln Aussagen machen über den statistisch langsamen Abstieg, sollte man sie auch einmal ernst nehmen und erzählen lassen, wie man sich früher um Mitarbeiter bemühte. Kurz: So geht das nicht! Wir AdobeStock/© cranach gut hin … usw. usw. Wir sollten auch sollten den Unterschied wissen, ich sage das zur zwischen Klima und Wetter kennen, zwischen Börsenklima (langfristige Trends) und Börsenstimmung (heute) – ach ja, auch das wird durcheinandergebracht. Es gibt einen Unterschied zwischen einem Individuum und einem Klischee, zwischen dem Einzelnen und einer Klasse, zwischen „man“ und „ich, du, er, sie, es, wir, ihr, sie“. Das bringen fast alle nicht Sicherheit noch einmal, dass man mathematische Behauptungen durch ein einziges Gegenbeispiel widerlegt, aber statistische Aussagen keinesfalls. Das Gegenbeispiel, das oft gebracht wird, ist eines aus der persönlichen Erfahrung. Und die stellen viele damit unbewusst über die statistische Gesamtheit. Prof. Dr. Gunter Dueck Personalangebot an Direktvertriebs-/Network-Marketing-Unternehmen: Suchen Sie eine Top-Persönlichkeit für Geschäftsführung / Marketing / Vertrieb / Direktvertrieb? Der GkM-Personal-Service, ein Schwesterunternehmen der GkM-Zentralredaktion (Network-Karriere), vermittelt aktuell eine international erfahrene Top-Persönlichkeit für die Position Geschäftsführung / Marketing / Vertrieb eines klassischen Direktvertriebs- oder Network-Marketing-Unternehmens. Es handelt sich um eine promovierte Unternehmerpersönlichkeit mit langjährigen Erfahrungen als Geschäftsführer Vertrieb / Marketing in namhaften internationalen Direktvertriebskonzernen mit nachweisbaren Erfolgen. Einsatzbereich Deutschland bzw. Europa bevorzugt. Vertrauliche Kontaktaufnahme mit Angabe der Kontaktdaten per E-Mail: b.seitz@gkm-personal.de oder Telefon: 0172 - 7 26 88 88 Seitz-Mediengruppe Network-Marketing Personalberatung Boslerstraße 29 D-71088 Holzgerlingen www.seitz-mediengruppe.de PERSONALBERATUNG 07.2019

TITELINTERVIEW 17 „GLÜCKLICHE MENSCHEN KÖNNEN AUCH MAL MIES DRAUF SEIN!“ Maike van den Boom, Deutschlands führende Expertin für glückliche Menschen und glückliche Unternehmen. Ihre Mission: Die Deutschen glücklicher zu machen – im Leben und im Job. Die Halbholländerin und Wahlschwedin hat ihr Glückswissen aus erster Hand, aus den innovativsten Ländern Europas. Die Menschen in Schweden, Dänemark und Norwegen zählen zu den Glücklichsten der Welt. Glückliche Menschen schaffen dort Innovationen im Stundentakt und legen einen besonderen Wert auf Lebensqualität. Der Network-Karriere Herausgeber hat bei Maike van den Boom nachgefragt, was Glück bedeutet und wer für unser Glück zuständig ist. Network-Karriere: Maike, Sie gelten als die Glücks-Expertin und schaffen es, mit Ihren Vorträgen und Büchern hunderttausenden Menschen bewusst zu machen, dass Glück nicht vom Himmel fällt, sondern man etwas dafür tun muss und kann. Zunächst einmal, wie definieren Sie Glück und wer ist dafür zuständig, dass wir glücklich sind? Maike van den Boom: Viele Menschen verstehen unter Glück ein euphorisches Hochgefühl, wie z. B. frisch verliebt zu sein. Doch stellen Sie sich mal vor, Sie wären ständig frisch verliebt. Wie anstrengend! Es reicht völlig, sagen zu können, ich bin ein glücklicher Mensch. Damit kommen wir der Realität schon sehr viel näher. Glückliche Menschen können auch mal mies drauf sein. Krisen gehören zu einem glücklichen Leben mit dazu. Ich würde sogar so weit gehen, zu sagen, dass Krisen auf lange Sicht zu einem glücklichen Leben führen, denn sie sorgen dafür, dass wir unser Leben überdenken. Meist ändern wir dann auch etwas und Bewegung ist immer gut. Auch fürs Glück. Glück hat immer mit meiner eigenen Einstellung zu tun. Damit fängt es an: Welche Entscheidungen treffe ich, was ist mir wichtig? Das haben wir alle selbst in der Hand. Dann sind wir aber stark im sozialen Kontext verankert. Werden wir aus einer Gruppe ausgestoßen, dann empfinden wir seelische Schmerzen, die im Hirn an der gleichen Stelle lokalisiert sind wie körperliche Schmerzen. Allein glücklich sein reimt sich zwar schön, klappt aber nicht auf Dauer. Und das ist der Grund, weshalb die Werte in der Gesellschaft, und wenn wir weiter „einzoomen“, die Kultur in deinem Unternehmen, die Stimmung im Team oder aber das Verhalten deines Kollegen Einfluss haben auf dein eigenes Glücksempfinden. NK: Glück hat also nichts mit dem Sechser im Lotto, mit Reichtum, schön und berühmt sein zu tun? Maike van den Boom: (lacht) Nein, also wirklich nicht. Materielles macht nur kurz happy, Geld nur bedingt. Also dafür musst du dich ganz schön abrackern, um mit diesen vermeintlichen Glücksfaktoren auch nur annährend langandauernd das Glücksniveau zu erreichen, das du erreichst, wenn du den Sinn siehst in dem, was du tust, gelassen in den Tag gehst, anderen Menschen vertraust oder eine gute Beziehungen aufbaust. NK: Ihr neues Buch heißt „Acht Stunden mehr Glück“. Dafür haben Sie untersucht, wie die Menschen in skandinavischen Ländern es schaffen, bei der Arbeit zufriedener zu sein als wir. Was machen die Schweden, Dänen und Norweger anders als die Schwaben und Sachsen? Maike van den Boom: So ziemlich alles. Vor allem lassen sie Menschen, ganze Menschen sein. Individuen als einzigartige Wesen zu stärken, damit sie einen einzigartigen Beitrag zum Ganzen leisten können, ist fest in der skandinavischen Denke verankert. Wo wir in Deutschland versuchen, Menschen eher an Strukturen anzupassen, formen sich die Strukturen im Norden eher um die Menschen herum. Das individuelle Potenzial jedes Individuums wird dementsprechend schon früh in der Schule gefördert. Mach den Mund auf und sei sichtbar, ist das Credo. Schließlich sollst du schon als Pimpf lernen, später Verantwortung für dein Leben zu übernehmen. Wichtiger als die richtige Antwort ist, dass du selbst gedacht hast. Noten gibt es deshalb erst in der sechsten bzw. achten Klasse. Und wenn man ohne Begrenzung oder harte Bewertungen aufwächst, dann hat man auch keine Angst vor allem Neuem. Digitalisierung? Innovation? Veränderung? Skandinavier lieben alles, was neu ist. Deshalb, sei proaktiv: „Erst machen, dann entschuldigen“, so sei die Denke im Norden, erzählt mir die PR-Chefin der Hotelkette Scandic augenzwinkernd während meiner Recherche zum Buch. Erst ausprobieren, dann verbessern. Ermutigen statt entmutigen. Arschbomben hinlegen, anstatt ängstlich am Rand herum zu tippeln und mit dem großen Zeh die Wassertemperatur zu ertasten. Risikobereite Menschen sind nachweislich glücklicher. Was bei so einer Sozialisation herauskommt, sind rotzfreche, selbstbewusste und mutige Menschen, die ihre Ecken und Kanten auch beim Betreten ihrer Büros und Werkshallen nicht draußen lassen. Und das auch nicht müssen. Denn man ist davon überzeugt, dass Unternehmen von der Vielfalt der Menschen leben, die sie besiedeln. Und zwar aller Menschen, genau so, wie sie sind, mit ihren Schwächen und Eigenarten und ihren ganz eigenen, wertvollen Blick auf die Welt. Und damit treiben Sie Deutsche, die mit ihnen zusammenarbeiten regelmäßig in den Wahnsinn. Denn ein Skan-

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