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OCEAN7 2010-03-04

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Ab dieser Ausgabe ist OCEAN7 das einzige deutschsprachige Yachtmagazin mit einer regelmäßigen Kolumne einer Weltumseglerin: OCEAN Woman, nicht nur für Frauen! Außerdem: Psychogramm der unterschiedlichen Typen in den Dinghis.

44 1 Ankunft in der

44 1 Ankunft in der Pirates Bay Ein paar Tage später passierte etwas, was unsere Routine und das Leben auf LUTINE geändert hat. Das beste Crewmitglied erleidet Schaden. Unsere „Atom“-Selbststeueranlage bricht. Besser gesagt, das Ruderblatt bricht und wir haben keinen Ersatz an Bord. Wir bemerkten rechtzeitig, wie das Schiff vom Kurs abwich und nahmen das Steuer selbst in die Hand – für die letzten drei Tage. Dieses Ereignis hat es dann entschieden. Nicaragua muss warten, Tobago ist das nächste Ziel! Kurz nach Sonnenaufgang erreichten wir die große „Man-of-War-Bay“ im Norden der Insel. Mit der Sonne erwachten die meisten Vögel und zwitscherten fröhlich ein Willkommenslied für uns. Wir lieben den Zeitpunkt des Ankommens, das gespannte Schauen und Erkunden des neuen Ortes, des Waldes, anderer Boote. Deswegen segeln wir gerne in eine neue Bucht. Eine große Wahl hat man ohne Propeller eh nicht. An diesem Morgen hatten wir eine sehr freundliche, leichte Brise vom Land, sodass wir langsam und gemütlich zu unserem Ankerplatz kreuzen konnten. Vorbei an anderen vor Anker liegenden Booten, man winkt seinen neuen Nachbarn zu, jeder beobachtet gespannt das kleine Boot, wie es seinen Platz im Inneren des Ankerfeldes findet. In acht Metern Tiefe fällt der Anker und bleibt für die nächsten drei Wochen liegen. Der Platz heißt „Pirates Bay“ und ich kann euch sagen, wenn man seine Augen schließt und sich die alten, riesigen Holzschiffe der Piraten vorstellt, die Augen wieder öffnet, ja dann sieht man sie durch die Bucht segeln. Ein Fischer von hier hat uns erzählt, dass es sogar eine Geschichte gibt, die besagt, dass ein Schatz am Grund dieser Bucht liegt. Also genug Freiraum, um seine Fantasie spielen zu lassen ... Ich muss gestehen, diese Insel ist einer der schönsten Plätze, die ich in meinem Leben sehen durfte. Eines Morgens saß ich im Cockpit, trank meinen Kaffe und schaute in die Gegend. Plötzlich realisierte ich, dass da etwas im Wasser war, ich schaute genauer und bemerkte, dass ich den Grund nicht sehen konnte, was für das klare Wasser in Tobago nicht normal ist. Es dauerte eine Weile, bis ich begriff, was ich sah: Millionen kleine Fische, die sich unter Lutine versteckten. Ich wusste sofort warum, recht nah bei unterem Boot ragten Felsen aus dem Wasser, diese Felsen sind das Zuhause von acht Pelikanen. Diese Vögel leben ein paradiesisches Leben hier und wir beobachten jeden Tag ihre Jagd nach Fischen. Übrigens leben auf Tobago über 150 verschiedene Vogelarten! Informationen über diese Vögel oder diverse Wanderstrecken bekommt man im Tourismusbüro in Charlotteville. Das ist der kleine Ort im Norden der Insel. Er ist bekannt für das gute Wasser, das von den Bergen ins Dorf fließt. Die Menschen sind extrem nett und hilfsbereit, nach drei Wochen ist es unmöglich zu sagen: „Ich geh kurz zum Supermarkt und bin in einer halben Stunde wieder da!“. An jeder Straße, jeder Ecke trifft man Leute, man grüßt, bleibt stehen, tratscht für eine

PEOPLE 45 Weile, geht weiter, trifft die nächste Person, fragt, wie der Tag so war. Am meisten Tumult ist beim Fischmarkt. Die lokalen Fischer (es scheint, als würde jeder Mann hier ein Fischer sein) kommen mit ihrer frisch gefangenen Beute zum Markt und verkaufen ihren Fang. Einmal nahm uns ein Fischer, der ein guter Freund wurde, zum Fischfangen mit. Mit ihren vier Meter langen und ca. zwei Meter breiten Booten, die von einem starken Außenborder angetrieben werden, fahren sie hinaus. Zum Fischen verwenden sie zwei lange Bambus-Stangen, die seitlich am Boot befestigt sind. Daran sind je Stange zwei verschieden lange Leinen festgemacht, eine dritte sehr dicke Leine ist am Heck des Bootes befestigt. Diese Leinen schleppen die Fischer mit einem ziemlichen Speed hinterher und fangen so einige Kilo Fisch pro Tag. Unterwegs mit „Red Eye“ Red Eye (der Spitzname des Fischers) fuhr mit uns zu einer etwa eine halbe Meile entfernten Inselgruppe, an denen sich drei Atlantik-Ströme treffen, plus Atlantikschwell. Ihr könnt euch wahrscheinlich vorstellen, wie die See dort ausschaut – ziemlich erschreckend. Aber das mit dem Fische fangen scheint wirklich gut zu funktionieren. Riesige Köder hängen an Red Eyes Leinen und nach ein paar Mal auf- und abfahren hatten wir drei große Thunfische und zwei riesige Kingfische am Hacken. Unser Freund war ziemlich zufrieden und machte sich langsam auf dem Heimweg mit uns, wir feierten den Fang mit Kuchen von Red Eyes Mutter und Kaffee auf LUTINE. Und so lief unser Leben dahin, die geplante Abreise wurde nach hinten verschoben, so weit es geht. Weihnachten und Silvester wurden zusammen mit den Crews der anderen Boote gefeiert. Ein paar Tage später kamen Kais Eltern und sein Bruder mit ihrem Schiff an. Das letzte Mal haben wir sie in El Hierro auf den Kanaren gesehen, nun nach ihrer ersten Atlantiküberquerung waren sie stolz und wir feierten das Wiedersehen. Wir gingen zusammen schnorcheln und fingen vom Schiff aus unser Abendessen. Eines Morgens erreichte eine deutsche Ketsch unseren Ankerplatz und ich paddelte zu ihnen, um sie willkommen zu heißen und um ein paar deutschsprachige Bücher zu tauschen. Sie erzählten mir, dass sie die letzten 30 Jahre auf diesem Schiff 2 3 4 1 weites land. Die Pirate Bay auf Tobago bietet der LUTINE nach der Überfahrt Schutz in atemberaubender Schönheit. 2 enger raum. Arbeiten am Motor der LUTINE sind nur mit Verrenkungen möglich. Kai bei einem Ölwechsel. 3 piratenbucht. Blaues Meer, bunte Riffe, Sand und eine improvisierte karibische Bar. 4 tagwache. Der erste Blick aus dem Cockpit der LUTINE am frühen Morgen lädt zum Schwimmen und Schnorcheln ein. 5 handwerk. Ein betagtes Holzschiff ist nicht nur Segelromantik, sondern erfordert tagtägliche Pflege. Conny schmirgelt eine Winsch glatt. 5

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