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OCEAN7 2012-01

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Wunderland Türkei - eine ganz besondere Küste und außergewöhnlich gastfreundliche Menschen machen einen Segeltörn in diesem Revier zu einem unvergesslichen Erlebnis.

30 2 1 Wir ankern so

30 2 1 Wir ankern so friedlich wie auf einem Bergsee Beide Aspekte machen Lakki nicht gerade zu unserem Lieblingsort. Inzwischen soll die neue Marina den Reiz, Lakki anzulaufen, drastisch erhöht haben. Unser Ding sind Marinas aber sowieso nicht. Darum würden wir auch heute wieder eher Panteli an der Ostküste ansteuern. Dort bleibt im winzigen Fischerhafen zwar nur Platz für zwei Yachten, die längsseits gehen können, da „römisch-katholisch“ ankernde Boote die Hafeneinfahrt versperren würden. Vorsorglich werden Fender an der Bordwand angebracht. Eine freundliche Einladung, der – in Kombination mit der seemännisch korrekten Bitte über das Anliegerschiff an Land gehen zu dürfen – gerne nachgekommen wird. Allzu selten erfährt man heute unter Seglern den natürlichen Drang zu Kommunikation, der dieses Völkchen über Jahrzehnte einte, zu einer verschworenen Gemeinschaft zusammenschweißte. Der Wunsch nach Abschottung und grantiges Reagieren auf Kleinigkeiten oder wehrhaftes Verteidigen des „eigenen Schrebergartens“, sprich Ankerplatz, nehmen dagegen überhand. Apropos: Nach aktuellen Informationen sollen Fischer in Panteli zuletzt immer öfter Yachten das Anlegen verwehrt haben. Palionissos Paradise. Immer mehr verschwindet der Spalt, der den Blick aufs offene Meer freigibt. Die Peilung der beiden Kaps an der Einfahrt zur Palionissos Bucht „macht zu“. Spätestens jetzt hat man das Gefühl, auf einem Bergsee zu segeln. Links steigen die kargen mit Phrygana (ähnlich der Macchie) überzogenen Hänge rasch an, um schließlich in senkrechte Felsklippen zu münden. Nicht umsonst hat sich Kalymnos in den letzten Jahren zum international beachteten Kletterparadies gemausert. An manchen Stellen könnte man direkt von Bord in die Wände einsteigen. Von den steilen Hängen wird das Echo des Schafblökens dutzendfach reflektiert. In der Sichtachse des Buchtenscheitels schneidet ein Tal tief ins Landesinnere. Eine klassische Fallwindschneise. Aber heute war es draußen ruhig. Mit Böen ist nicht zu rechnen. So gedulden wir uns in der schwachen Thermik dem Ankerplatz zu. Zu schade wäre es, jetzt den Motor zu starten. Die ganze Kraft, die dieser Szenerie innewohnt, wäre mit einem Mal dahin. Nicholas hat einige schwachbrüstige Moorings ausgelegt. Wir steuern aber vorsichtig die windschiefe Mole an, von der wir schon wissen, dass die Wassertiefen davor für uns gerade noch ausreichen. Einer der Vorteile eines flachgehenden Schiffes. Ansonsten bietet der „Bergsee“ aber auch ausreichend Platz zum frei Ankern. Jeder Grieche träumt vom eigenen Häuschen „irgendwo draußen“, außerhalb der brütenden Hitzen der griechischen (Groß)Städte. Dies schadet dem Landschaftsbild und

Revier 31 3 4 der Natur - Verhüttelung, illegale Bauten und bewusst gelegte Waldbrände sind die grässliche Fratze auf der Kehrseite des an sich banalen Traums von einem Refugium möglichst nah an der und in der Natur. Einer, der sich diesen Traum zumindest temporär verwirklicht, ist besagter Nicholas. Der weltgewandt Lehrer aus Pothiá, der Hauptstadt von Kalymnos, lebt in den Sommermonaten das einfache Leben in seinem kleinen Reich im Weiler Palonissos, am Scheitel der gleichnachmigen Bucht im wilden Osten der Insel. Und der Sommer dauert hier von April bis November. Sagt Nicholas. Wenn Schule ist, wandert er täglich die 20 Minuten hinauf zum Sattel. Dort wartet das Mofa, das ihn nach Pothiá bringt. Und natürlich wieder zurück. Nur im letzten Jahr hat das Knie Probleme bereitet, klagt er. Auch Träume(r) haben ihre Grenzen. Aber deswegen leiser treten? Wer würde schon das Ziegenmeckern, Entenquaken oder Zykadenzirpen gegen das Knattern der Motoren in Pothiá, der quirligen Inselhauptstadt, eintauschen wollen? Nicholas ist ein großer Kommunikator, spricht gerne und viel. Und er kann das in fünf Sprachen. Auch gutes Deutsch. Oder auf Russisch, das er zuletzt zu lernen begonnen hat, „weil immer mehr Russen zum Segeln kommen“, wie er zu berichten weiß. Die ersten Jahre war das „Palionissos Paradise“ ein besonderes Paradies. Direkt an der Bucht gelegen, konnte man direkt vom Schiff weg „umfallen“ in die sehr behelfsmäßige „Taverne“. Dann gab es Streit mit dem Grundbesitzer und Nicholas musste das Paradies verlegen. Nur ein Stückchen den Fußweg bergan zum Weiler Palionissos, dort, wo auch sein Elternhaus steht. Selbst Paradiese haben hier, auf dieser Welt, ihre kleinlichen, nur allzu menschlichen Grenzen. Solche Orte prägen. Und binden. Ein Leben lang. Obwohl, seinen Sohn Yannis zog es in die Ferne. Der junge Mann ist jetzt Kapitän auf Großer Fahrt. Unterwegs auf den Ozeanen der Welt. Auch das sind griechische Realitäten. Hinterwäldler sehen anders aus. Ganz anders Nicholas‘ Neffe . Der junge Mann träumt am liebsten in den warmen Sommertag hinein. Ihm scheint offenbar kein schöneres Leben als das einfache von Palionissos vorstellbar. Der Geist von Palionissos ist geprägt von großer Einfachheit, von der Reduktion auf das Wesentliche. Warum die Stimmung des Petroleumlichtes mit Glühbirnen vernichten? Die klapprigen 1 herrlich. Ankern wie auf einem Bergsee. 2 schätze. Nicholas, Spross einer Schwammtaucherfamilie. 3 gesänge. Nicholas, Geschichtenerzähler und Alleinunterhalter. 4 Genuss. Nicholas, der Koch, serviert herrliche gegrillte Fische. In Hamburgs ältestem Speicher zeigt das Internationale Maritime Museum Piraten, Windjammer und 36.000 Schiffsmodelle, darunter eines aus 780.000 Lego-Steinen - Erlebnis pur auf neun aufregenden Decks.

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