OCEAN7 2015-04

OCEAN7Revier Mit der Tricolore durch Grün und mächtig erhebt sich der Dreitausender aus dem Meer, Wolken machen sich auf zu seinem Gipfel, nur noch wenige Stunden und sie werden uns den Blick auf die Berggipfel La Réunions verwehren. Weiß eindecken werden sie sie dann, wie beinahe jeden Tag. Sie werden den Eindruck erwecken, als ob sich ein Besuch der Bergwelt nicht lohnen würde, als sei das Wetter dort zu schlecht. Regennass vielleicht, im Gegensatz zu dem heißen Sonnenschein hier auf dem Indischen Ozean. Text und Fotos: Kirsten Panzer-Gunkel

La Réunion den Indischen Ozean voraus! Foto: Shutterstock (1) Die Frage nach dem Regen in der Bergregion stößt an Bord auf Unverständnis. „Regen? In den Bergen? Wen kümmert das? Hier scheint die Sonne und in zehn Minuten kommt der Wind. Bis dahin wollen wir raus aus dem Hafen sein“, bekomme ich in Le Port zu hören. Klar, die Zeit drängt, heute wird im Club Nautique Portoise an der Nordwestküste, der 1512 von dem portugiesischen Seefahrer Pedro Mascarenhas entdeckten Maskarenen-Insel, um die ersten Plätze geracet. Oft kommen zur Regatta „Voiles des Mascareignes“ auch Yachten von der Insel Mauritius herüber. 147 Seemeilen Anreise sind allein schon eine Herausforderung, auch ohne Race, und zeigt einmal mehr die exponierte Lage des Reviers. Beinahe allein liegt die Vulkaninsel im südlichen Teil des Indiks. Hier hat sich vor drei Millionen Jahren der heute höchste Berg der Insel, der Piton de Neiges, aus den Tiefen des Ozeans erhoben. Der Name des längst erloschenen Vulkans verrät es, zwar selten aber doch hin und wieder liegt am südlichsten Punkt der Europäischen Union Schnee auf dem Gipfel. Dann braucht er keine Wolkenkrone um fürs Weiß zu sorgen. Zumindest für wenige Stunden nicht, denn kaum erhebt sich die gleißende Sonne, ist von dem winterlichen Glanz nichts mehr zu sehen. Nordöstlich liegt Mauritius und noch ein Stückchen weiter nördlich die Insel Rodriguez, in 370 Seemeilen nach Westen Madagaskar, im Südwesten die Küste Südafrikas. Wer sich nach Osten aufmacht, wird nach langer Zeit Australien erreichen. Im Süden geht’s zur „Sommerresidenz“ der riesigen Meeresbewohner, nach denen wir auf unserem Weg zur Startlinie Ausschau halten, die Antarktis. Von dort aus ziehen die Wale im Herbst, also dann, wenn bei uns endlich der Krokus blüht, nach Norden. Einige bleiben vor der der Île de la Réunion, ein Teil zieht noch weiter hinauf in Richtung Äquator. Juli/August 2015 | OCEAN7 04/2015 15