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phpro – Prozesstechnik für die Pharmaindustrie 01.2023

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Die Fachzeitschrift phpro - Prozesstechnik für die Pharmaindustrie berichtet über Anlagen, Apparate und Komponenten im Hygienic Design für die Pharmaindustrie. Weitere Themen sind Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik sowie die Verpackungstechnik und die Serialisierung von Medikamenten. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch die Themen Validierung, Management und Dienstleistung.

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phpro PRODUKTION Wie in der Formel 1 entscheiden Bauart, Material und Wartung über den Erfolg Das passende Membranventil finden Viele Membranventile in pharmazeutischen Anlagen finden ihren Einsatz in ganz unterschiedlichen Medien. Für eine lange, zuverlässige Funktion ist die richtige Ventil- und Membranauswahl essenziell. Falsche Materialwahl oder unsachgemäße Wartung führen sonst schnell zu hohen Folgekosten. Bilder: Bürkert Fluid Control Systems Membranventil der Baureihe 2103 mit Prozessregler (integrierte Luftführung) zur dezentralen Automatisierung Membranventile eignen sich für viele Anwendungen, bei denen Fluide entsprechend verfahrenstechnisch geführt werden müssen. Ob in Fermentations- und Bioreaktoren, in CIP/SIP-Systemen, bei Filtration oder Abfüllung, in der Chromatografie oder bei der Reinstwasserherstellung, jede Anwendung hat ihr besonderes Anforderungsprofil. Bürkert Fluid Control Systems bietet daher eine breite Palette an Membranventilausführungen zusammen mit darauf abgestimmten Antriebssystemen und Lösungen zur einfachen Automatisierung. Der Baukasten an vielfältigen Komponenten gewährleistet bei richtiger Auswahl einen langen, störungsfreien Betrieb und planbare Wartungsintervalle. Doch wie findet man die richtigen Komponenten? Membranventile sind Spezialisten Moderne Membranventile sind Multifunktionsspezialisten, die für eine zuverlässige Funktion genau auf ihren Einsatzbereich ausgelegt werden und die ganze Bandbreite an Medien und Betriebsparametern beherrschen. Insbesondere die Auswahl des Materials bei den Membranen ist eine Kunst und erinnert an die Reifenwahl in der Formel 1. Nur der richtige Materialmix ermöglicht es, das Fahrzeugpotenzial unter den jeweiligen Bedingungen auch auf die Straße zu bringen. Regenreifen taugen nicht für trockene Fahrbahn, Slicks nicht für Nässe, der Reifenpoker entscheidet über Sieg oder Niederlage. Bei Membranventilen ist es ähnlich, denn auch hier sind oft nicht alle Anwendungsanforderungen im Voraus bekannt. Man muss sie richtig einschätzen, bewerten und danach flexibel seine Wahl treffen. Grundlage für einen effizienten Ventileinsatz ist die Lebensdauer der medienberührenden Membran. Diese muss mechanisch und chemisch den Betriebsbedingungen widerstehen. Dabei kommt es sowohl auf den Ventilkörper, den Antrieb und natürlich auf das Membranmaterial an. Schaltwechsel, Temperatur, Mediendruck und chemische Zusammensetzung beeinflussen neben der Ventilauswahl daher auch immer die Wahl der Membranwerkstoffe. Bei gleichbleibendem Ventilkörper kann so schon eine kleine Parameteränderung in der Produktion zu wesentlichen Lebensdauereinbußen führen. Membranauswahl braucht Know-how Sind alle Betriebsparameter bekannt, sollte die Wahl der richtigen Membran kein Problem darstellen eigentlich. Wie in der Formel 1 ist aber gerade hier sehr umfangreiches Know-how gefragt. Je nach Belag der Rennstrecke reicht es nicht aus bei hoher Temperatur normale Slicks zu fahren, der zusätzliche Abrieb durch eine raue Fahrbahn erfordert beispielsweise extra harte Gummimischungen. Ähnlich sind die Bedingungen für Ventilmembranen im Alltagsbetrieb. Da für FDA und ähnliche Zulassungen nur ganz bestimmte Grundstoffe erlaubt sind, müssen die Mischungen diese Beschränkungen einhalten. Zusätzlich muss der Grundsatz der sogenannten Traceability (Rückverfolgbarkeit) ebenfalls beachtet werden. In Bezug auf die Inhaltsstoffe des Membran-Compounds gilt die Vorgabe, dass alle Inhaltsstoffe lückenlos dokumentiert sind bzw. den 4 phpro 01-2023

Bestimmungen und Freigaben der entsprechenden Regularien (z. B. USP 88) entsprechen. Darüber hinaus ist eine gleichbleibende Qualität bei der Herstellung, Zusammensetzung und Verarbeitung sicherzustellen. Kleinste Änderungen im Fertigungsablauf, in der Zusammensetzung des Compounds oder geometrische Änderungen dürfen nicht ohne vorherige Absprache mit den Anwendern durchgeführt werden, da dies eine Nachvalidierung der Membranen zur Folge haben kann. Im Rahmen der Dokumentation respektive Nachverfolgbarkeit sind somit Membranen und der Ventilkörper, die sogenannten produktberührenden Komponenten eines Membranventils besonderen Anforderungen unterworfen. Aus dem immer noch riesigen Feld an Auswahlmöglichkeiten gilt es nun eine geeignete Zusammenstellung für den jeweiligen Einsatzzweck zu finden. Steht die Mischung fest, stellt sich die Frage: Wie wird sie weiterverarbeitet? Auch beim in Form pressen und „Vulkanisieren“ der Membran gibt es eine Vielzahl von beeinflussenden Parametern, die den Einsatzbereich erweitern oder einschränken. Hier hilft nur langjährige Erfahrung und ständiges Dazulernen weiter, um beständige, langlebige und damit wirtschaftliche Membranen herzustellen. Nahaufnahme einer Membran mit Stempel zur Rückverfolgbarkeit Membransonderausführungen wie im patentierten Robolux-Ventildesign erlauben mit einer Membran zwei unabhängige Prozess-Schaltfunktionen und minimieren die Zahl der benötigten Ventile und Membranen Aufpassen bei der Wartung Sind nun alle Komponenten vom Ventilgrundkörper bis hin zur optimalen Membranausführung gewählt und in Betrieb, muss irgendwann das Ventil gewartet und die Membran ausgetauscht werden. Gerade dabei passieren leider vermeidbare Fehler, die zu hohen Folgekosten führen können. Werden die neuen Membranen zu fest angezogen, kommt es zu vorzeitigem Verschleiß und Ausfällen. Alle Membranen sind formschlüssig einzusetzen und danach die Schrauben von Hand einzudrehen. Nun muss zwingend das Ventil drei bis vier Mal leer betätigt werden, damit sich die Membran exakt auf ihren Sitz anpassen kann, ohne dass sie am Ventilflansch festgeklemmt ist. Erst danach dürfen die Schrauben in der richtigen Reihenfolge mit vorgegebenem Drehmoment angezogen werden. Beachtet man das nicht, können auch die widerstandsfähigste Membran nach wenigen Schaltzyklen bereits völlig zerstört und schlimmstenfalls wertvolle Produkte unbrauchbar sein. Die Hauptursache für einen vorzeitigen Ausfall bei der heute üblichen zertifizierten Fertigungsqualität liegt in Fehlern bei der Wartung bzw. dem unvorschriftsmäßigen Austausch. Statistisch betrachtet stehen Ausfälle nach ca. vier Wochen Betriebszeit bei Montagefehlern dem problemlosen Betrieb von über einem Jahr bei 98 bis 99 % richtig montierter Membranen gegenüber. Die richtige Wartung ist nach der Erstauswahl entscheidend für einen langen störungsfreien und wirtschaftlichen Betrieb des Membranventils. Für einen effizienten Anlagenbetrieb ist es wichtig von Anfang an die passenden Membranventilkomponenten für die jeweilige Anwendung zusammenzustellen. Bei Änderungen in der Betriebsweise wie höherer Taktung, Temperatur etc. sollte man daher vorsorglich die eingesetzten Komponenten auf ihre Eignung für die neuen Bedingungen prüfen. Wenn Anwender zudem bei der Wartung die vorgeschriebenen Schritte einhalten, steht selbst bei schwierigen Einsatzfällen einem zuverlässigen Anlagenbetrieb nichts im Weg. www.prozesstechnik-online.de Suchwort: Bürkert AUTOR: MICHAEL WIEDMANN Produktmanager Membranventile, Bürkert Fluid Control Systems phpro 01-2023 5

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