02.05.2023 Aufrufe

phpro – Prozesstechnik für die Pharmaindustrie 01.2023

Die Fachzeitschrift phpro - Prozesstechnik für die Pharmaindustrie berichtet über Anlagen, Apparate und Komponenten im Hygienic Design für die Pharmaindustrie. Weitere Themen sind Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik sowie die Verpackungstechnik und die Serialisierung von Medikamenten. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch die Themen Validierung, Management und Dienstleistung.

Die Fachzeitschrift phpro - Prozesstechnik für die Pharmaindustrie berichtet über Anlagen, Apparate und Komponenten im Hygienic Design für die Pharmaindustrie. Weitere Themen sind Industrie 4.0, digitale Produktion, MSR- und Automatisierungstechnik sowie die Verpackungstechnik und die Serialisierung von Medikamenten. Abgerundet wird das inhaltliche Spektrum durch die Themen Validierung, Management und Dienstleistung.

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

01-2023<br />

8 TITEL<br />

FÜLLSTANDMESSUNG<br />

BEI AJI BIO-PHARMA<br />

12 PHARMAVERPACKUNG<br />

MESSEVORSCHAU<br />

INTERPACK 2023<br />

18 VIREN INAKTIVIEREN<br />

NIEDERENERGETISCHE<br />

ELEKTRONENSTRAHLUNG<br />

22 DIGITALISIERUNG<br />

LÖSUNGEN FÜR DIE<br />

PHARMAPRODUKTION<br />

PROZESSTECHNIK FÜR DIE PHARMAINDUSTRIE<br />

WWW.PROZESSTECHNIK-ONLINE.DE/PHARMA<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 1


<strong>phpro</strong><br />

EDITORIAL<br />

Am Thema Nachhaltigkeit<br />

kommt keiner vorbei<br />

Am Thema Nachhaltikeit wird langfristig<br />

kein Unternehmen mehr vorbeikommen.<br />

Dabei müssen Unternehmen nicht nur <strong>die</strong><br />

energie- und ressourcensparende Produktion<br />

im Auge behalten, sondern auch <strong>die</strong> verbundenen<br />

Auswirkungen bei der Beschaffung<br />

von Materialien. Die letzten Jahre haben<br />

gezeigt, dass lange Lieferketten sehr fragil<br />

sein können. Corona, Krisen, Kriege und<br />

Umweltkatastrophen haben den globalen<br />

Handel von Arzenimitteln bis Computerchips<br />

beeinflusst. In lebenswichtigen Industriezweigen<br />

wie der <strong>Pharmaindustrie</strong> müssen<br />

Lieferketten widerstandsfähiger und<br />

auch nachhaltiger werden. Das bedeutet neben<br />

kürzeren und direkteren Wegen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Beschaffung von Materialien, können auch<br />

moderne Technologien wie Circular Economy,<br />

erneuerbare Energieerzeugungsverfahren<br />

direkt vor Ort und <strong>die</strong> Digitalisierung<br />

helfen, Lieferketten zu verschlanken und<br />

letztendlich CO 2 einzusparen. Lesen Sie in<br />

unserer Expertenmeinung auf S. 26, wie<br />

nachhaltiges Wirtschaften <strong>die</strong> Resilienz<br />

gegen disruptive Ereignisse stärken und<br />

sowohl wirtschaftliche als auch strategische<br />

Vorteile bringen kann. Mit dem Thema<br />

Nachhaltigkeit beschäftigen sich auch <strong>die</strong><br />

Aussteller der weltgrößten Messe <strong>für</strong><br />

Verpackpachungstechologie. Wir haben der<br />

Interpack 2023 ab S. 12 ein ausführliches-<br />

Messespecial gewidmet.<br />

Daniela Held, Redakteurin<br />

<strong>phpro</strong> INHALT 01-2023<br />

8 Titel Als Lohnhersteller<br />

in der <strong>Pharmaindustrie</strong><br />

muss man<br />

schnell, flexibel und sehr<br />

genau arbeiten. Genau<br />

<strong>die</strong>se Eigenschaften werden<br />

auch von den dort<br />

eingesetzten Füllstandmessgeräten<br />

verlangt.<br />

12 Die Interpack spiegelt<br />

wie kaum eine andere<br />

Messe den Weltmarktder<br />

Verpackungstechnologien<br />

wider. In unserem<br />

Messespecial zeigen wir<br />

Komponenten und Lösungen<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> pharmazeutische<br />

Industrie.<br />

PRODUKTION<br />

4 Das passende Membranventil finden<br />

Wie in der Formel 1 entscheiden Bauart, Material<br />

und Wartung über den Erfolg<br />

6 Intelligenter Laborroboter<br />

Präzise dank Flachmotoren und Absolutwertgeber<br />

8 TITEL Sensor hat sich im Alltag bewährt<br />

Zuverlässige Füllstandmessung bei Aji Bio-Pharma<br />

in In<strong>die</strong>n<br />

22 Digitale Lösungen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Pharmaproduktion<br />

Mehr Effizienz und Sicherheit<br />

DIENSTLEISTUNG<br />

24 Thermoverpackungen <strong>für</strong> Impfstoffe und Co.<br />

Produktsicherheit in der temperaturkontrollierten<br />

Transportlogistik<br />

MESSESPECIAL INTERPACK<br />

12 Nachhaltigkeit und Digitalisierung im Fokus<br />

Interpack 2023 zeigt <strong>die</strong> ganze Welt der<br />

Verpackungstechnologien<br />

14 PRODUKTE<br />

18 Erste Hürden genommen<br />

Inaktivierung von Viren mit niederenergetischer<br />

Elektronenstrahlung<br />

20 Covid-19-Schnelltests hygienisch verpacken<br />

Rasche Unterstützung in der Pandemie<br />

EXPERTENMEINUNG<br />

26 Wie sich Nachhaltigkeit bezahlt macht<br />

Tipps <strong>für</strong> ein gutes Ranking<br />

RUBRIKEN<br />

2 Editorial/Inhalt<br />

3 Nachrichten<br />

27 Inserentenverzeichnis<br />

27 Redaktion<br />

27 Impressum<br />

2 <strong>phpro</strong> 01-2023


Digitalisierung, KI und Nachhaltigkeit im Fokus<br />

LABVOLUTION 2023 ZEIGT DAS SMARTE LABOR<br />

Bild: Deutsche Messe<br />

Sonderschau smartLAB auf der Labvolution<br />

2023 in Hannover<br />

Vom 9. bis 11. Mai 2023 stellt <strong>die</strong> Labvolution<br />

2023 <strong>–</strong> Fachmesse <strong>für</strong> Laborausstattung<br />

und -automatisierung <strong>–</strong> in Hannover ihre<br />

Entwicklung zum Zentrum <strong>für</strong> <strong>die</strong> Themen<br />

Labordigitalisierung, künstliche Intelligenz<br />

und Nachhaltigkeit unter Beweis. Für <strong>die</strong><br />

Sonderschau smartLAB bündeln bereits zum<br />

vierten Mal namhafte Partner aus Wissenschaft<br />

und Industrie ihre Kräfte, um praxisrelevante<br />

Beispiele aus den Bereichen Automatisierung,<br />

Informationstechnologie, Sensorik<br />

oder Big Data zu zeigen. Es entwirft eine<br />

realistische Vision der künftigen Arbeitswelten<br />

von Forschenden, Entwicklungsabteilungen<br />

und Qualitätskontrolleuren, in der<br />

<strong>die</strong> künstliche Intelligenz einen entscheidenden<br />

Beitrag leisten wird. Hauptpartner<br />

<strong>für</strong> das smartLAB ist in <strong>die</strong>sem Jahr das Unternehmen<br />

Smartlab Solutions GmbH.<br />

Oliver Klaeffling wird Geschäftsführer<br />

WECHSEL AN DER SPITZE VON ANALYTIK JENA<br />

Bild: Endress+Hauser<br />

Oliver Klaeffling, Geschäftsführer,<br />

Analytic Jena<br />

An der Spitze von Analytik Jena kommt<br />

es zu einem Wechsel. Geschäftsführer<br />

Ulrich Krauss wird Aufgaben außerhalb<br />

von Analytik Jena übernehmen. Die<br />

Endress+Hauser Gruppe legte deshalb <strong>die</strong><br />

Leitung des auf Laboranalyse spezialisierten<br />

Tochterunternehmens zum 1. Februar 2023<br />

in <strong>die</strong> Hände von Oliver Klaeffling. Der<br />

Wirtschaftsingenieur arbeitete seit 2004<br />

<strong>für</strong> den Pharmakonzern Merck auf verschiedenen<br />

Positionen in Deutschland und<br />

den USA.<br />

Produktionskapazität in Deutschland mehr als verdoppelt<br />

SANNER BAUT NEUEN HAUPTSITZ IN BENSHEIM<br />

Bild: Sanner<br />

Die neue Produktionsstätte von Sanner in<br />

Bensheim bietet viel Platz<br />

Mit dem Spatenstich <strong>für</strong> einen neuen Produktionsstandort<br />

und Hauptsitz in Bensheim<br />

sowie einer zweiten Produktionsstätte im<br />

chinesischen Kunshan, <strong>die</strong> im Sommer 2023<br />

den Betrieb aufnehmen wird, bereitet sich<br />

<strong>die</strong> Sanner Gruppe auf weiteres Wachstum<br />

vor. Nach der Expansion in Europa und<br />

Asien plant Sanner, auch das Nordamerika-<br />

Geschäft auszubauen. Mehr als 120 Teilnehmerinnen<br />

und Teilnehmer wohnten am<br />

21. Januar 2023 dem offiziellen Spatenstich<br />

am neuen Standort in Bensheim bei. Nachdem<br />

der Bau nun begonnen hat, soll <strong>die</strong> gesamte<br />

Produktion im September 2024 in <strong>die</strong><br />

neue, hochmoderne Fabrik verlegt werden.<br />

Der neue Standort wird über eine Produktionsfläche<br />

von 30 000 m 2 verfügen und damit<br />

<strong>die</strong> bestehenden Kapazitäten von Sanner<br />

in Deutschland verdoppeln. Neue hochmoderne,<br />

hoch automatisierte Anlagen werden<br />

<strong>die</strong> Produktionskapazität sogar um mehr als<br />

100 % erhöhen. Die neue Sanner-Produktionsstätte<br />

in China mit 4000 m 2 zusätzlicher<br />

Produktionsfläche wird im Sommer 2023<br />

den Betrieb aufnehmen. Die bestehende Fabrik<br />

in Kunshan wird parallel weiterlaufen<br />

und <strong>die</strong> beispielhaften Qualitätsstandards erfüllen,<br />

an <strong>die</strong> sich <strong>die</strong> Kunden von Sanner<br />

gewöhnt haben. Die beiden Standorte befinden<br />

sich in unmittelbarer Nähe zueinander.<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 3


<strong>phpro</strong><br />

PRODUKTION<br />

Wie in der Formel 1 entscheiden Bauart, Material und Wartung über den Erfolg<br />

Das passende<br />

Membranventil finden<br />

Viele Membranventile in pharmazeutischen Anlagen finden ihren Einsatz in ganz<br />

unterschiedlichen Me<strong>die</strong>n. Für eine lange, zuverlässige Funktion ist <strong>die</strong> richtige<br />

Ventil- und Membranauswahl essenziell. Falsche Materialwahl oder unsachgemäße<br />

Wartung führen sonst schnell zu hohen Folgekosten.<br />

Bilder: Bürkert Fluid Control Systems<br />

Membranventil der Baureihe 2103 mit<br />

Prozessregler (integrierte Luftführung) zur<br />

dezentralen Automatisierung<br />

Membranventile eignen sich <strong>für</strong> viele Anwendungen,<br />

bei denen Fluide entsprechend<br />

verfahrenstechnisch geführt werden müssen.<br />

Ob in Fermentations- und Bioreaktoren,<br />

in CIP/SIP-Systemen, bei Filtration<br />

oder Abfüllung, in der Chromatografie oder<br />

bei der Reinstwasserherstellung, jede Anwendung<br />

hat ihr besonderes Anforderungsprofil.<br />

Bürkert Fluid Control Systems bietet<br />

daher eine breite Palette an Membranventilausführungen<br />

zusammen mit darauf abgestimmten<br />

Antriebssystemen und Lösungen<br />

zur einfachen Automatisierung. Der Baukasten<br />

an vielfältigen Komponenten gewährleistet<br />

bei richtiger Auswahl einen langen,<br />

störungsfreien Betrieb und planbare Wartungsintervalle.<br />

Doch wie findet man <strong>die</strong><br />

richtigen Komponenten?<br />

Membranventile sind Spezialisten<br />

Moderne Membranventile sind Multifunktionsspezialisten,<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> eine zuverlässige<br />

Funktion genau auf ihren Einsatzbereich<br />

ausgelegt werden und <strong>die</strong> ganze Bandbreite<br />

an Me<strong>die</strong>n und Betriebsparametern beherrschen.<br />

Insbesondere <strong>die</strong> Auswahl des Materials<br />

bei den Membranen ist eine Kunst und<br />

erinnert an <strong>die</strong> Reifenwahl in der Formel 1.<br />

Nur der richtige Materialmix ermöglicht es,<br />

das Fahrzeugpotenzial unter den jeweiligen<br />

Bedingungen auch auf <strong>die</strong> Straße zu bringen.<br />

Regenreifen taugen nicht <strong>für</strong> trockene<br />

Fahrbahn, Slicks nicht <strong>für</strong> Nässe, der Reifenpoker<br />

entscheidet über Sieg oder Niederlage.<br />

Bei Membranventilen ist es ähnlich,<br />

denn auch hier sind oft nicht alle Anwendungsanforderungen<br />

im Voraus bekannt.<br />

Man muss sie richtig einschätzen, bewerten<br />

und danach flexibel seine Wahl treffen.<br />

Grundlage <strong>für</strong> einen effizienten Ventileinsatz<br />

ist <strong>die</strong> Lebensdauer der me<strong>die</strong>nberührenden<br />

Membran. Diese muss mechanisch und chemisch<br />

den Betriebsbedingungen widerstehen.<br />

Dabei kommt es sowohl auf den Ventilkörper,<br />

den Antrieb und natürlich auf das<br />

Membranmaterial an.<br />

Schaltwechsel, Temperatur, Me<strong>die</strong>ndruck<br />

und chemische Zusammensetzung beeinflussen<br />

neben der Ventilauswahl daher auch<br />

immer <strong>die</strong> Wahl der Membranwerkstoffe.<br />

Bei gleichbleibendem Ventilkörper kann so<br />

schon eine kleine Parameteränderung in der<br />

Produktion zu wesentlichen Lebensdauereinbußen<br />

führen.<br />

Membranauswahl braucht Know-how<br />

Sind alle Betriebsparameter bekannt, sollte<br />

<strong>die</strong> Wahl der richtigen Membran kein Problem<br />

darstellen <strong>–</strong> eigentlich. Wie in der Formel<br />

1 ist aber gerade hier sehr umfangreiches<br />

Know-how gefragt. Je nach Belag der<br />

Rennstrecke reicht es nicht aus bei hoher<br />

Temperatur normale Slicks zu fahren, der<br />

zusätzliche Abrieb durch eine raue Fahrbahn<br />

erfordert beispielsweise extra harte Gummimischungen.<br />

Ähnlich sind <strong>die</strong> Bedingungen<br />

<strong>für</strong> Ventilmembranen im Alltagsbetrieb. Da<br />

<strong>für</strong> FDA und ähnliche Zulassungen nur ganz<br />

bestimmte Grundstoffe erlaubt sind, müssen<br />

<strong>die</strong> Mischungen <strong>die</strong>se Beschränkungen einhalten.<br />

Zusätzlich muss der Grundsatz der<br />

sogenannten Traceability (Rückverfolgbarkeit)<br />

ebenfalls beachtet werden. In Bezug<br />

auf <strong>die</strong> Inhaltsstoffe des Membran-Compounds<br />

gilt <strong>die</strong> Vorgabe, dass alle Inhaltsstoffe<br />

lückenlos dokumentiert sind bzw. den<br />

4 <strong>phpro</strong> 01-2023


Bestimmungen und Freigaben der entsprechenden<br />

Regularien (z. B. USP 88) entsprechen.<br />

Darüber hinaus ist eine gleichbleibende<br />

Qualität bei der Herstellung, Zusammensetzung<br />

und Verarbeitung sicherzustellen.<br />

Kleinste Änderungen im Fertigungsablauf,<br />

in der Zusammensetzung des Compounds<br />

oder geometrische Änderungen dürfen<br />

nicht ohne vorherige Absprache mit den<br />

Anwendern durchgeführt werden, da <strong>die</strong>s<br />

eine Nachvali<strong>die</strong>rung der Membranen zur<br />

Folge haben kann. Im Rahmen der Dokumentation<br />

respektive Nachverfolgbarkeit<br />

sind somit Membranen und der Ventilkörper,<br />

<strong>die</strong> sogenannten produktberührenden<br />

Komponenten eines Membranventils besonderen<br />

Anforderungen unterworfen. Aus dem<br />

immer noch riesigen Feld an Auswahlmöglichkeiten<br />

gilt es nun eine geeignete Zusammenstellung<br />

<strong>für</strong> den jeweiligen Einsatzzweck<br />

zu finden.<br />

Steht <strong>die</strong> Mischung fest, stellt sich <strong>die</strong> Frage:<br />

Wie wird sie weiterverarbeitet? Auch beim<br />

in Form pressen und „Vulkanisieren“ der<br />

Membran gibt es eine Vielzahl von beeinflussenden<br />

Parametern, <strong>die</strong> den Einsatzbereich<br />

erweitern oder einschränken. Hier<br />

hilft nur langjährige Erfahrung und ständiges<br />

Dazulernen weiter, um beständige, langlebige<br />

und damit wirtschaftliche Membranen<br />

herzustellen.<br />

Nahaufnahme einer Membran mit Stempel zur Rückverfolgbarkeit<br />

Membransonderausführungen wie im patentierten Robolux-Ventildesign erlauben mit<br />

einer Membran zwei unabhängige Prozess-Schaltfunktionen und minimieren <strong>die</strong> Zahl<br />

der benötigten Ventile und Membranen<br />

Aufpassen bei der Wartung<br />

Sind nun alle Komponenten vom Ventilgrundkörper<br />

bis hin zur optimalen Membranausführung<br />

gewählt und in Betrieb,<br />

muss irgendwann das Ventil gewartet und<br />

<strong>die</strong> Membran ausgetauscht werden. Gerade<br />

dabei passieren leider vermeidbare Fehler,<br />

<strong>die</strong> zu hohen Folgekosten führen können.<br />

Werden <strong>die</strong> neuen Membranen zu fest angezogen,<br />

kommt es zu vorzeitigem Verschleiß<br />

und Ausfällen.<br />

Alle Membranen sind formschlüssig einzusetzen<br />

und danach <strong>die</strong> Schrauben von Hand<br />

einzudrehen. Nun muss zwingend das Ventil<br />

drei bis vier Mal leer betätigt werden, damit<br />

sich <strong>die</strong> Membran exakt auf ihren Sitz anpassen<br />

kann, ohne dass sie am Ventilflansch<br />

festgeklemmt ist. Erst danach dürfen <strong>die</strong><br />

Schrauben in der richtigen Reihenfolge mit<br />

vorgegebenem Drehmoment angezogen<br />

werden. Beachtet man das nicht, können<br />

auch <strong>die</strong> widerstandsfähigste Membran<br />

nach wenigen Schaltzyklen bereits völlig<br />

zerstört und schlimmstenfalls wertvolle Produkte<br />

unbrauchbar sein.<br />

Die Hauptursache <strong>für</strong> einen vorzeitigen Ausfall<br />

bei der heute üblichen zertifizierten Fertigungsqualität<br />

liegt in Fehlern bei der Wartung<br />

bzw. dem unvorschriftsmäßigen Austausch.<br />

Statistisch betrachtet stehen Ausfälle<br />

nach ca. vier Wochen Betriebszeit bei Montagefehlern<br />

dem problemlosen Betrieb von<br />

über einem Jahr bei 98 bis 99 % richtig<br />

montierter Membranen gegenüber. Die<br />

richtige Wartung ist nach der Erstauswahl<br />

entscheidend <strong>für</strong> einen langen störungsfreien<br />

und wirtschaftlichen Betrieb des Membranventils.<br />

Für einen effizienten Anlagenbetrieb ist es<br />

wichtig von Anfang an <strong>die</strong> passenden Membranventilkomponenten<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> jeweilige<br />

Anwendung zusammenzustellen. Bei Änderungen<br />

in der Betriebsweise wie höherer<br />

Taktung, Temperatur etc. sollte man daher<br />

vorsorglich <strong>die</strong> eingesetzten Komponenten<br />

auf ihre Eignung <strong>für</strong> <strong>die</strong> neuen Bedingungen<br />

prüfen. Wenn Anwender zudem bei der<br />

Wartung <strong>die</strong> vorgeschriebenen Schritte einhalten,<br />

steht selbst bei schwierigen Einsatzfällen<br />

einem zuverlässigen Anlagenbetrieb<br />

nichts im Weg.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Bürkert<br />

AUTOR:<br />

MICHAEL WIEDMANN<br />

Produktmanager Membranventile,<br />

Bürkert Fluid Control<br />

Systems<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 5


<strong>phpro</strong><br />

PRODUKTION<br />

Präzise dank Flachmotoren und Absolutwertgeber<br />

Intelligenter Laborroboter<br />

Die zunehmende Automatisierung in Laboren verlangt nach Lösungen, <strong>die</strong> bisher<br />

manuelle Prozesse schneller, effizienter und besser ausführen können. Andrew<br />

Alliance hat einen Roboter entwickelt, der verschiedene Werkzeuge auswählen und<br />

Arbeitsabläufe präzise durchführen kann. Verantwortlich <strong>für</strong> <strong>die</strong> Genauigkeit des<br />

Roboters sind <strong>die</strong> Flachmotoren von Maxon sowie integrierte Absolutgeber.<br />

Der Markt <strong>für</strong> Laborautomation wächst und<br />

wächst. Unterstützende Tisch- und Labor -<br />

roboter sind inzwischen weit verbreitet, doch<br />

anspruchsvollere Prozesse, <strong>die</strong> über das einfache<br />

Pipettieren hinausgehen, übernehmen sie<br />

bisher selten. Andrew Alliance, ein Unternehmen<br />

der Waters Corporation, hat sich <strong>die</strong>ser<br />

Herausforderung gestellt und den Andrew+<br />

Liquid Handling Roboter entwickelt. Durch<br />

<strong>die</strong> Erweiterung des Zubehörs wurde das Gerät<br />

so konzipiert, dass es weit mehr kann als<br />

nur automatisiertes Pipettieren.<br />

Kompakt und modular<br />

Die kompakte Basiseinheit des Roboters ist<br />

mit nur knapp 16 kg und einer Tiefe von<br />

60 cm ideal <strong>für</strong> den Einsatz auf herkömmlichen<br />

Labortischen und passt ebenso in <strong>die</strong><br />

meisten Biosicherheitsschränke (BSC) oder<br />

Kühlschränke, um auch bei niedrigen Temperaturen<br />

zu arbeiten.<br />

Die auf das Gerät abgestimmten Pipetten<br />

bieten eine hohe Pipettiergeschwindigkeit<br />

und einen dynamischen Volumenbereich<br />

von 0,2 µl bis zu 10 ml. Es kann mit zwei<br />

vollen Dominoreihen betrieben werden<br />

(<strong>für</strong> 7 Mikrotiterplatten, 56 Zentrifugenröhrchen<br />

oder 168 Mikroröhrchen).<br />

Durch das integrierte Werkzeugregal kann<br />

der Laborroboter in verschiedenen Bereichen<br />

eingesetzt werden. Das modulare System<br />

passt sich mühelos an viele verschiedene<br />

Aufgaben und Anwendungen an, wie<br />

z. B. Proben- und Plasmavorbereitung, DNA-<br />

Extraktion, Konzentrationsnormalisierung<br />

und vieles mehr. Die elektronischen Ein-<br />

Der Andrew+ Liquid Handling Roboter ist so konzipiert, dass er mit einer steigenden Anzahl an<br />

Zubehör arbeiten kann<br />

Bild: Andrew Alliance<br />

und Mehrkanalpipetten sind zuverlässig im<br />

Umgang mit Flüssigkeiten. Auch komplexe<br />

Schritte wie z. B. das Greifen von Kapillarsäulen<br />

kann Andrew+ ausführen.<br />

Browserbasierte Software<br />

Andrew+ ist zudem mit OneLab, einer<br />

browserbasierten Software von Andrew<br />

Alliance, verbunden. Sie ermöglicht es,<br />

Proben zurückzuverfolgen, Protokolle und<br />

Grafiken in kürzester Zeit zu entwerfen oder<br />

Experimente aus der Ferne zu überwachen.<br />

Das einst mühsame, manuelle Pipettierverfahren<br />

wird so zu einem präzisen, voll automatisierten<br />

Workflow.<br />

Drei-Gelenk-Roboter-Antrieb<br />

Für den Antrieb des Roboterarms wählte<br />

Andrew Alliance drei von Maxon entwickelte<br />

und hergestellte EC45-Flachmotoren <strong>–</strong> je<br />

einen <strong>für</strong> den Schulter-, den Ellbogen- und<br />

den Handgelenkantrieb. Antoine Jordan,<br />

Global Operations Director bei Andrew<br />

Alliance, erklärt: „Die Kompaktheit und <strong>die</strong><br />

geringe Größe der Motoren waren sehr<br />

wichtig <strong>für</strong> uns, um den Roboter klein und<br />

leicht zu halten.“<br />

Da das Unternehmen früher schon Maxon-<br />

Antriebe im Einsatz hatte, konnten bereits<br />

viele Erfahrungen damit gesammelt werden.<br />

Die Stabilität der Motoren und <strong>die</strong> breite<br />

Produktpalette von Maxon, <strong>die</strong> mit einer<br />

Vielzahl von Anwendungen kompatibel ist,<br />

hat erneut überzeugt.<br />

Da Präzision bei einem automatisierten<br />

Laborroboter elementar ist, wurde ein integrierter<br />

Absolutwertgeber, der <strong>für</strong> den Betrieb<br />

des Systems im geschlossenen Regelkreis<br />

verwendet wird, ergänzt. Diese Funktion<br />

befähigt den Roboter z. B. präzise Bewegungen<br />

beim Aufnehmen der verschiedenen<br />

Instrumente oder Werkzeuge auszuführen.<br />

6 <strong>phpro</strong> 01-2023


Bild: Maxon<br />

Bild: Andrew Alliance<br />

Der Andrew+ arbeitet mit einer Reihe von Industriestandardpipetten in<br />

einem dynamischen Volumenbereich<br />

Im Andrew+ werden drei Maxon-<br />

EC45-Brushless-DC-Flachmotoren eingesetzt,<br />

einer <strong>für</strong> jedes Gelenk des Roboters<br />

Präzise und schnelle Motoren<br />

Entscheidend <strong>für</strong> <strong>die</strong> Qualität der Anwendung<br />

war <strong>die</strong> Wahl der richtigen Motoren.<br />

Präzision und Reaktionsgeschwindigkeit<br />

hatten oberste Priorität. Je nach Position des<br />

Roboterarms waren auch größere Drehmomente<br />

erforderlich. Außerdem sind Sensoren<br />

in <strong>die</strong> Systemsteuerung integriert, um<br />

sicherzustellen, dass <strong>die</strong> Referenzfahrt des<br />

Arms ohne Berührung anderer Systemkomponenten<br />

durchgeführt wird. In <strong>die</strong>sem Fall<br />

entschied man sich <strong>für</strong> <strong>die</strong> bürstenlosen<br />

DC-Flachmotoren EC45.<br />

Die 4-poligen bürstenlosen Motoren, <strong>die</strong><br />

elektronisch kommutiert werden, ermöglichen<br />

eine extra lange Lebensdauer und einen<br />

geräuscharmen Betrieb. Durch <strong>die</strong> Verwendung<br />

von hochenergetischen Neodym-<br />

Magneten sind <strong>die</strong> Motoren sehr reaktionsschnell,<br />

während sie gleichzeitig <strong>die</strong> Gesamtgröße<br />

minimieren. Die Dauerausgangsleistung<br />

beträgt 200 W bei einer maximalen<br />

Drehzahl von 12 000 min -1 und einem maximalen<br />

Dauerdrehmoment von bis zu<br />

265 mNm (37 oz-in), je nach Wicklung.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Maxon<br />

<strong>phpro</strong> cav 01-2023 04-2023 7


<strong>phpro</strong><br />

PRODUKTION<br />

Bilder: Vega<br />

Zuverlässige Füllstandmessung bei Aji Bio-Pharma in In<strong>die</strong>n<br />

SENSOR HAT SICH IM<br />

ALLTAG BEWÄHRT<br />

Als Lohnhersteller in der <strong>Pharmaindustrie</strong> muss man schnell, flexibel<br />

und sehr genau arbeiten. Genau <strong>die</strong>se Eigenschaften werden auch von<br />

den dort eingesetzten Füllstandmessgeräten verlangt. Seit Jahren setzt<br />

Aji Bio-Pharma am indischen Standort Visakhapatnam daher auf das<br />

Radarfüllstandmessgerät Vegapuls.<br />

8 <strong>phpro</strong> 01-2023


Der Lohnhersteller Aji Bio-Pharma setzt bei der Füllstandmessung am<br />

indischen Standort Visakhapatnam seit vielen Jahren auf das Radarmess -<br />

gerät Vegapuls<br />

Die Radarfüllstandmessgeräte Vegapuls arbeiten zwischen -25 und<br />

+150 °C, erfüllen Atex-Anforderungen und kommen mit unterschiedlichen<br />

Prozessanschlüssen zum Einsatz<br />

Lohnhersteller müssen <strong>die</strong> Gratwanderung zwischen Flexibilität,<br />

Zuverlässigkeit und der besten Auslastung ihrer eigenen Anlagen sicher<br />

beherrschen. Dabei sind <strong>die</strong> hochspezialisierten Dienstleister<br />

darauf angewiesen, dass jedes Anlagenteil der oft hochkomplexen<br />

Produktion sicher arbeitet. Ajinomoto Bio-Pharma Services („Aji<br />

Bio-Pharma“) gilt als führender Anbieter von biopharmazeutischen<br />

Auftragsentwicklungs- und Fertigungs<strong>die</strong>nstleistungen. Das Unternehmen<br />

mit Standorten in Belgien, den USA, Japan und In<strong>die</strong>n bietet<br />

dabei unterschiedlichste Entwicklungs-, cGMP-Fertigungs- und<br />

aseptische Abfüll<strong>die</strong>nstleistungen <strong>für</strong> kleine und große Moleküle,<br />

APIs und Zwischenprodukte an. Es be<strong>die</strong>nt sich dabei einer breiten<br />

Palette innovativer Plattformen und Funktionen <strong>für</strong> präklinische<br />

Stu<strong>die</strong>n und Pilotprogramme in kommerziellen Mengen, einschließlich<br />

der Biokatalyse, Corynex-Proteinexpressionstechnologie,<br />

Oligonukleotidsynthese, Antikörper-Wirkstoff-Konjugationen<br />

(ADC) oder der kontinuierlichen Produktion.<br />

Unterstützung <strong>für</strong> biopharmazeutische Unternehmen<br />

Der indische Standort in Visakhapatnam (Andhra Pradesh) existiert<br />

seit 2011. Die von der US-amerikanischen FDA zugelassene Produktionsstätte<br />

wurde auf der Grundlage der GMP-Betriebsstandards<br />

und Qualitätssysteme der belgischen Standorte von Aji Bio-Pharma<br />

entworfen und gebaut. Seitdem unterstützt das Werk weltweit führende<br />

biopharmazeutische Unternehmen mit seinen Produkten.<br />

Seit gut sieben Jahren setzt man bei der Füllstandmessung in einer<br />

Anlage <strong>für</strong> Zwischenprodukte von APIs an mehreren Messstellen in<br />

Prozessreaktoren und Tanks auf <strong>die</strong> Messtechnik von Vega. Die Radarfüllstandmessgeräte<br />

Vegapuls arbeiten zwischen -25 bis +150 °C,<br />

erfüllen Atex-Anforderungen und kommen mit unterschiedlichen<br />

Prozessanschlüssen (50NB-/80NB-/100NB-Flansch) zum Einsatz.<br />

Höchste Qualität bei Schaum und Turbulenzen<br />

Die meisten der zu messenden Me<strong>die</strong>n in der Anlage sind flüssig<br />

und aufgeschlämmt. Die korrekte Messung ist notwendig, um <strong>die</strong><br />

strengen Qualitätsvorgaben an das Produkt einzuhalten und eine<br />

höhere Ausbeute zu erzielen. Ein zu hoher Füllstand würde zum<br />

Überlauf führen, ein zu niedriger würde Kavitation in der Pumpe<br />

bedeuten. Zudem ist der Füllstand ein wichtiger Parameter <strong>für</strong> einen<br />

effizienten Destillationsprozess. Die Bestimmung der Trennschicht<br />

hat unmittelbare Auswirkungen auf Qualität und Ausbeute.<br />

Aufmerksam wurde Vikramsena Reddy, Projektmanager bei Ajinomoto<br />

Bio-Pharma Services, auf den Sensor vor rund sieben Jahren<br />

auf der Automation Expo in Mumbai. Längst hat der Vegapuls durch<br />

seine hohe Messgenauigkeit in der Praxis überzeugt. Die Umgebungsbedingungen<br />

sind nicht einfach und bieten eigentlich alles,<br />

was Messgeräten das Leben erschweren kann. So kommt es aufgrund<br />

der Rührwerke zur Schaumbildung und zu turbulenten<br />

Oberflächen, gleichzeitig gibt es Verschmutzungen, hohe Temperaturen<br />

und Vibrationen. Säuredämpfe kommen direkt mit dem Sensor<br />

in Berührung. Über<strong>die</strong>s müssen der Explosionsschutz (Zone 1)<br />

und SIL beachtet werden. Daher wurde der Prozess im Reaktorbehälter<br />

bislang manuell durch den Be<strong>die</strong>ner überwacht.<br />

Zuverlässigkeit durch größere Dynamik<br />

Für <strong>die</strong> Radarmesstechnik entschied man sich aufgrund der hohen<br />

Genauigkeit im Vergleich zur Messung mit Ultraschall oder Diffe-<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 9


<strong>phpro</strong><br />

PRODUKTION<br />

renzdruck. „Ich kenne keinen anderen Sensor, der in Bezug auf Genauigkeit<br />

mit dem Vegapuls mithalten kann“, so <strong>die</strong> Erfahrung von<br />

Vikramsena Reddy. Dies liegt vor allem am geringen Öffnungswinkel<br />

von 3°. Der Sensor misst <strong>–</strong> dank des fokussierten Messstrahls <strong>–</strong><br />

innerhalb von einem sehr schmalen Radius. Auch <strong>die</strong> Rührwerke in<br />

den Tanks führen gerne mal zu Störsignalen, der Messstrahl des Sensors<br />

geht jedoch an solchen Rührwerken einfach vorbei. Produktablagerungen<br />

am Rührwerk oder an den Wänden der Behälter spielen<br />

ebenfalls keine Rolle. „Wir konnten dadurch <strong>die</strong> Ausbeute im Prozess<br />

erhöhen“, ergänzt Vikramsena Reddy. Die höhere Dynamik des<br />

Vegapuls führt zudem nicht nur zu einem genaueren, sondern auch<br />

zu einem zuverlässigeren Signal.<br />

Insbesondere im Pharmabereich überzeugt zudem das berührungslose<br />

Messverfahren, da Verunreinigungen vermieden und damit <strong>die</strong><br />

Qualität des Endproduktes nicht beeinträchtigt wird. Zum einen<br />

eignen sich Radarsensoren prinzipiell gut <strong>für</strong> <strong>die</strong> hygienische und<br />

sterile Wirkstoffproduktion, weil sie berührungslos messen und somit<br />

optimal hygienische Voraussetzungen erfüllen. Weiter bietet<br />

Vega speziell auf <strong>die</strong> hohen Anforderungen der Pharmabranche zugeschnittene<br />

Werkstoffe nach FDA, EG 1935/2994 und den GB-<br />

FÜLLSTANDSENSOR:<br />

CYBERSECURITY<br />

Der Vegapuls 6X wurde nach der Cyber-Sicherheitsnorm IEC 62443<br />

entwickelt<br />

Entwickelt nach der Cyber-Sicherheitsnorm IEC<br />

62443-4-2, erfüllt der Radar-Füllstandsensor Vegapuls<br />

6X <strong>die</strong> höchsten Standards, <strong>die</strong> derzeit in der Prozessindustrie<br />

zur Verfügung stehen. „Messdaten jederzeit sicher<br />

zu nutzen, ist inzwischen eine der wichtigsten Anforderungen<br />

unserer Kunden“, sagt Florian Burgert, der<br />

<strong>die</strong> Konzeption des universellen Füllstandsensors ab<br />

Schritt 1 mitbegleitet hat. „Wir hören das aus beinahe<br />

allen Branchen.“ Für eine tiefgreifende Sicherheit müsse<br />

daher nicht nur <strong>die</strong> Anlage an sich sicher sein, sondern<br />

auch alle eingebauten Komponenten den Standards entsprechen.<br />

Gerade beim Thema Cybersicherheit geht es<br />

in der Industrie um Verlässlichkeit und darum, neusten<br />

Bedrohungen einen Schritt voraus zu sein. Mit der Zertifizierung<br />

nach IEC 62443 als Leitfaden wird Vega<br />

künftige Produkte von Beginn an nach allen bestehenden<br />

Sicherheitsanforderungen entwickeln. Schutzmaßnahmen<br />

werden konsequent ausgebaut, um auch in Zukunft<br />

<strong>die</strong> verlässliche Basis <strong>für</strong> einen sicheren Anlagenbetrieb<br />

zu schaffen.<br />

Standards. Das Hygienedesign erfüllt alle Standards nach EHEDG<br />

und 3-A Sanitary. Außerdem erfüllen <strong>die</strong>se Vega-Sensoren mit ihren<br />

speziellen Dichtungen, vollmetallischen Gehäusen und me<strong>die</strong>nberührenden<br />

Oberflächen mit der geringen Rauigkeit von bis zu<br />

0,38 µm alle Anforderungen der <strong>Pharmaindustrie</strong>. Dies wird kontinuierlich<br />

überprüft, indem regelmäßig alle Produktionsprozesse<br />

unter <strong>die</strong> Lupe genommen werden, inklusive einer Einzelstückprüfung,<br />

wie es nach den GMP-Vorgaben gefordert ist.<br />

Zum anderen ist <strong>die</strong> frontbündig gekapselte Antenne mit ihrem<br />

dichten, robusten Gehäuse (IP 69K) optimal zu reinigen und selbst<br />

unempfindlich gegen extreme Bedingungen bei SIP- und CIP-Prozessen.<br />

Weitere Wartungsaktivitäten benötigt das Messgerät nicht.<br />

Einfach und schnell anwenden<br />

Ganz praktisch schätzt Vikramsena Reddy auch <strong>die</strong> Handhabung.<br />

„Die Installation ist wirklich einfach, der Sensor ist <strong>für</strong> jede<br />

Flanschgröße geeignet und vor allem der kleine Öffnungswinkel<br />

macht es möglich, den Sensor überall auf dem Tank zu installieren.“<br />

Die Konfiguration gestaltete sich ebenfalls unkompliziert. In der<br />

Kombination mit Bluetooth kann der Anwender seine Plics-Sensoren<br />

aus sicherer Entfernung mit dem Smartphone oder Tablet konfigurieren<br />

und parametrieren. Auch Anzeige- und Diagnosefunktionen<br />

stehen hierbei zur Verfügung. Auf <strong>die</strong>se Weise können <strong>die</strong> Werte<br />

jederzeit und überall abgerufen werden. „Wir haben den Sensor<br />

über Bluetooth eingestellt und kalibriert, ganz ohne Hilfe von<br />

Vega“, erinnert sich Vikramsena Reddy, der es zudem außerordentlich<br />

praktisch findet, dass sich jedes Vega-Gerät auf <strong>die</strong> gleiche Weise<br />

einstellen ließ. Die Parameter lassen sich bei baugleichen Behältern<br />

quasi per Copy-and-Paste von Gerät zu Gerät übertragen.<br />

Auch das geringe Gewicht des Sensors hat sich im Alltag bewährt.<br />

Und noch etwas erleichtert ihm <strong>die</strong> Arbeit: „Muss der Sensor getauscht<br />

werden, geht das ganz schnell.“ Außerdem hat Vikramsena<br />

Reddy überzeugt: „Wir hatten früher Geräte anderer Hersteller installiert,<br />

mit denen wir einige technische Schwierigkeiten im Zusammenhang<br />

mit der Konstruktion und der Konfiguration hatten.<br />

Es dauerte, bis wir Unterstützung erhalten haben. Ganz anders war<br />

das Vorgehen von Vega. Das Team kam direkt in unser Werk, verstand<br />

unsere Anforderungen und schlug gleich ein geeignetes Modell <strong>für</strong><br />

<strong>die</strong>se Anwendung vor.“<br />

Ausblick<br />

Der Umstieg auf <strong>die</strong> Radarfüllstandmesstechnik von Vega hat sich<br />

aus Sicht von Vikramsena Reddy gelohnt. Neben der zuverlässigen<br />

Füllstandmessung ist nun eine exakte Trennschichtbestimmung<br />

möglich. Obwohl der Einbau in bestehende Behälter erfolgte, hielt<br />

sich der Kostenaufwand <strong>für</strong> den Flansch und <strong>die</strong> mechanischen Änderungen<br />

in Grenzen. „Wir konnten nach dem Einbau <strong>die</strong> Messstelle<br />

tatsächlich mehr oder weniger vergessen, auch <strong>die</strong> regelmäßigen<br />

Kalibrierungen entfallen“, äußert sich Vikramsena Reddy zufrieden<br />

und <strong>die</strong>s, obwohl einige der Me<strong>die</strong>n stark säurehaltig sind.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Vega<br />

AUTORIN:<br />

SABINE MÜHLENKAMP<br />

Fachjournalistin <strong>für</strong> Chemie und Technik<br />

10 <strong>phpro</strong> 01-2023


<strong>phpro</strong> cav 01-2023 04-2023 11


<strong>phpro</strong><br />

MESSESPECIAL<br />

Interpack 2023 zeigt <strong>die</strong> ganze Welt der Verpackungstechnologien<br />

Nachhaltigkeit und<br />

Digitalisierung im Fokus<br />

Rund 2700 Unternehmen aus aller Welt präsentieren vom 4. bis 10. Mai 2023 in<br />

Düsseldorf Spitzentechnologien und Verpackungstrends entlang der gesamten Wertschöpfungskette.<br />

Die Interpack spiegelt wie kaum eine andere Messe den Weltmarkt<br />

in seiner ganzen Vielfalt wider und wird damit ihrem Motto „simply unique“<br />

mehr als gerecht. Kreislaufwirtschaft, Ressourcenmanagement, digitale Technologien<br />

und Produktsicherheit sind in <strong>die</strong>sem Jahr <strong>die</strong> Hot Topics.<br />

Die weltweite Nachfrage nach Maschinen<br />

und Anlagen zur Herstellung, Verarbeitung<br />

und Verpackung von Nahrungsmitteln, Getränken,<br />

sowie pharmazeutischen und kosmetischen<br />

Produkten befindet sich trotz<br />

schwieriger Rahmenbedingungen weiterhin<br />

auf Wachstumskurs. Diesen positiven Trend<br />

präsentierte der Verband Deutscher Maschinen-<br />

und Anlagenbauer (VDMA) der Presse<br />

in Laupheim. Gleichzeitig stellte <strong>die</strong> Messe<br />

Düsseldorf beim Gastgeber Uhlmann Pac-<br />

Systeme das Messekonzept der Interpack<br />

2023 vor. Der oberschwäbische Verpackungsmaschinenhersteller<br />

Uhlmann gehört<br />

mit seinen innovativen Lösungen <strong>für</strong> recycelfähige<br />

Verpackungskonzepte und digitalen<br />

Services zu den Trendsettern in der<br />

Branche.<br />

Nachdem 2020, bedingt durch <strong>die</strong> Coronapandemie,<br />

der internationale Handel mit<br />

Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen<br />

um 7 % auf einen Wert von 41 Mrd.<br />

Euro zurückging, legte er 2021 wieder<br />

deutlich zu. Nach vorläufigen Daten erreichte<br />

der Welthandel einen Wert von<br />

44 Mrd. Euro, ein Plus von 6 % und lag damit<br />

wieder auf Vorkrisenniveau. „Wir sehen<br />

eine stetig steigende Nachfrage nach verpackten<br />

Lebensmitteln und Pharmazeutika<br />

weltweit, allein wegen der steigenden Weltbevölkerung,<br />

zunehmenden Urbanisierung<br />

und steigendem Wohlstand“, erklärte Richard<br />

Clemens, Geschäftsführer der VDMA-<br />

Fachverbände Nahrungsmittel- und Verpackungsmaschinen<br />

und Verfahrenstechnische<br />

Maschinen und Apparate. Nach wie vor sind<br />

dabei <strong>die</strong> deutschen Hersteller von Nahrungsmittel-<br />

und Verpackungsmaschinen<br />

mit einer durchschnittlichen Exportquote<br />

von 84 % und einem Anteil am Welthandelsvolumen<br />

von 21 % im Jahr 2021 weltweit<br />

führend.<br />

Bild: Daniela Held<br />

Bild: Messe Düsseldorf<br />

Bild: Uhlmann Pac-Systeme<br />

Richard Clemens, Geschäftsführer der<br />

VDMA-Fachverbände Nahrungsmittel- und<br />

Verpackungsmaschinen und Verfahrenstechnische<br />

Maschinen und Apparate: „Wir sehen<br />

eine stetig steigende Nachfrage nach<br />

verpackten Lebensmitteln und Pharmazeutika<br />

weltweit, allein wegen der steigenden<br />

Weltbevölkerung.“<br />

Thomas Dohse, Director interpack, Portfolio<br />

Processing & Packaging bei der Messe Düsseldorf:<br />

„Keine andere Messe der Branche<br />

spiegelt wie sie den Weltmarkt der Verpackungsmaschinen<br />

in seiner ganzen Vielfalt<br />

wider“<br />

Prof. Dr.-Ing. Matthias Niemeyer, Geschäftsführer<br />

der Uhlmann Group: „Es ist ein<br />

wichtiges Zeichen, dass <strong>die</strong> Interpack <strong>die</strong><br />

Themen Nachhaltigkeit und Ressourceneffizienz<br />

so prominent platziert.“<br />

12 <strong>phpro</strong> 01-2023


Maßgeschneidertes Hallenkonzept<br />

Nach sechs Jahren ist <strong>die</strong> Vorfreude auf das<br />

internationale Branchentreffen der Processing-<br />

& Packaging-Industrie groß. Coronabedingt<br />

musste <strong>die</strong> Veranstaltung vor drei<br />

Jahren leider abgesagt werden. Nach <strong>die</strong>ser<br />

langen Zeit haben <strong>die</strong> rund 2700 angemeldeten<br />

Aussteller viele Innovationen im Gepäck.<br />

„Die Interpack 2023 wird ihrem Motto<br />

‚simply unique’ mehr als gerecht, sagte<br />

Thomas Dohse, Director interpack, Portfolio<br />

Processing & Packaging bei der Messe Düsseldorf.<br />

„Keine andere Messe der Branche<br />

spiegelt wie sie den Weltmarkt in seiner<br />

ganzen Vielfalt wider.“ Damit man in den<br />

18 Messehallen nicht den Überblick verliert,<br />

gibt es ein maßgeschneidertes Hallenkonzept,<br />

das sich an den Kernzielgruppen<br />

aus den Bereichen Nahrungsmittel, Getränke,<br />

Süß- und Backwaren, Pharma, Kosmetik,<br />

Non-Food sowie Industriegüter orientiert.<br />

„So findet sich jeder Besucher schnell zurecht<br />

und kann auch schon im Vorfeld eine<br />

detaillierte Messeplanung machen“, erklärte<br />

Dohse.<br />

Hot Topics auf der Interpack<br />

Die Hot Topics der Interpack 2023 sind<br />

Kreislaufwirtschaft, Ressourcenschonung,<br />

digitale Technologien und Produktsicherheit.<br />

„Nach sechs Jahren ohne Interpack<br />

gibt es eine ganze Menge an Themen, <strong>die</strong><br />

<strong>die</strong> Aussteller bewegen. Ganz im Vordergrund<br />

steht das Thema Nachhaltigkeit. Was<br />

vor sechs Jahren <strong>für</strong> <strong>die</strong> Firmen noch eher<br />

‚schick’ war, ist heute zur Notwendigkeit<br />

geworden. Energie, Wasser und Ressourcen<br />

zu sparen: Daran kommt kaum ein Unternehmen<br />

mehr vorbei“, resümierte Clemens.<br />

„Ein weiteres großes Thema wird auch der<br />

Kreislauf von Verpackungsmaterialien sein.<br />

Ein Schlüssel hier<strong>für</strong> ist zunehmend das<br />

chemische Rcycling von Kunststoffen.“<br />

Nachhaltige Pharmaverpackungen<br />

„Nachhaltigkeit, Prozesseffizienz und stetig<br />

steigende Regulierungsanforderungen sind<br />

als Herausforderung auch in der Verpackungsindustrie<br />

angekommen“, pflichtete<br />

Prof. Dr.-Ing. Matthias Niemeyer, Geschäftsführer<br />

der Uhlmann Group bei. Er zeigte<br />

<strong>die</strong> konkreten Herausforderungen auf, mit<br />

denen Uhlmann wie <strong>die</strong> ganze Pharmaverpackungsbranche<br />

konfrontiert ist. Das Unternehmen<br />

positioniert sich als innovativer<br />

Lösungsanbieter im Markt und präsentiert<br />

auf der Interpack 2023 aktuelle Lösungsansätze,<br />

<strong>die</strong> Kunden bei ihren Nachhaltigkeitszielen<br />

weiterbringen: Prozesssichere Verpackungslösungen,<br />

<strong>die</strong> den Wechsel auf recyclingfähige,<br />

klimaschonende Materialien ermöglichen,<br />

und den gesamten Verpackungsprozess<br />

ressourceneffizient gestalten. Unter<br />

den Produkten mit Fokus Nachhaltigkeit ist<br />

beispielsweise <strong>die</strong> Blisterlinie BEC 400, eine<br />

Lösung <strong>für</strong> Solida-Verpackungen, <strong>die</strong> auch<br />

Monostoff-PP-Blister verarbeitet. Die Kartonierer-Linie<br />

PTC 200 verpackt Ampullen, Vials,<br />

Spritzen und weiteren Devices in nachhaltige,<br />

recycelfähige Kartontrays und Faltschachteln.<br />

Diese und weitere Innovationen<br />

sind vom 4. bis 10. Mai 2023 am Uhlmann-<br />

Stand D21 in Halle 16 zu sehen.<br />

Sicherheit vor Fälschungen<br />

Für <strong>die</strong> Pharmaverpackungen mindestens<br />

genauso wichtig ist <strong>die</strong> Fälschungssicherheit.<br />

Das lukrative Geschäft mit gefälschten<br />

Medikamenten, <strong>die</strong> im günstigen Fall nur<br />

weniger Wirkstoff enthalten, aber auch mit<br />

unbekannten, gesundheitsschädlichen Substanzen<br />

versetzt sein können, hat mit dem<br />

wachsenden Onlinehandel nochmal an<br />

Fahrt aufgenommen. Die EU-Richtlinie<br />

2011/62/EU schreibt eine Reihe von Sicherheitsmerkmalen<br />

<strong>für</strong> verschreibungspflichtige<br />

Medikamente vor. Auf der Interpack<br />

werden entsprechende Co<strong>die</strong>r- und<br />

Etikettierlösungen <strong>für</strong> Arzneimittelverpackungen<br />

zu sehen sein, <strong>die</strong> der Richtlinie<br />

entsprechen. Dazu gehören verschiedene<br />

Kennzeichnungslösungen, z. B. Laser- oder<br />

Inkjetco<strong>die</strong>rer, Thermotransferdrucker, Etikettiersysteme<br />

und <strong>die</strong> passende Software.<br />

Auch <strong>die</strong> UV-Laserbeschriftung ist eine sichere<br />

Kennzeichnungslösung. Maßnahmen<br />

gegen Fälschungen können auch Sicherheitsetiketten<br />

mit Erstöffnungsindikation<br />

und integrierten offenen, verborgenen und<br />

digitalen Fälschungsschutzmerkmalen sein,<br />

<strong>die</strong> einen Manipulationsversuch irreversibel<br />

anzeigen.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Interpack<br />

DANIELA HELD<br />

Redakteurin<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 13


<strong>phpro</strong><br />

MESSESPECIAL<br />

Hygienegerechte Sicherheitslichtschranken<br />

Nachhaltige Blisterlinie<br />

Bild: Schmersal<br />

Die Sicherheitslichtschranken<br />

SLB440 in Schutzart IP69 von<br />

Schmersal ist nach den Grundsätzen<br />

des Hygienic Design konstruiert.<br />

Sowohl Verschlusskappen<br />

als auch Kabelführungen,<br />

Druckausgleichsmembrane und<br />

Befestigungsteile werden aus<br />

Edelstahl (V4A) gefertigt. Die<br />

transparente Schutzröhre aus<br />

Polycarbonat (PC) weist eine<br />

hohe Reinigungsmittelbeständigkeit<br />

auf und hält starken mechanischen<br />

Belastungen stand.<br />

Mit einem Durchmesser von<br />

62 mm und einer Höhe von<br />

115 mm sind <strong>die</strong> einstrahligen<br />

Lichtschranken sehr kompakt.<br />

Sie eignen sich daher <strong>für</strong> den<br />

Einsatz an Tiefziehmaschinen<br />

<strong>für</strong> Lebensmittelverpackungen,<br />

an Schneideinrichtungen oder<br />

an anderen Maschinen mit beengten<br />

Bauräumen.<br />

Die Sicherheitslichtschranken<br />

verfügen über eine integrierte<br />

Auswertung mit zwei Sicherheitsausgängen,<br />

<strong>die</strong> direkt an<br />

<strong>die</strong> übergeordnete Steuerung<br />

angeschlossen werden. Ein<br />

weiterer Vorteil ist <strong>die</strong> einfache<br />

Anschlussmöglichkeit mit einem<br />

M12-Stecker.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Schmersal<br />

Halle 18, Stand D15<br />

Die Blisterlinie Unity 600 von Romaco Noack besteht<br />

aus einer Blistermaschine mit Walzensiegelung und einem<br />

kontinuierlich arbeitenden Kartonierer. Durch eine<br />

Transfereinheit ermöglicht sie <strong>die</strong> Rückverfolgung der<br />

Blister bis in den Primärverpackungsbereich. Insgesamt<br />

erzielt <strong>die</strong> zweibahnige Linie eine maximale Ausbringung<br />

von bis zu 600 Blistern und 350 Faltschachteln pro<br />

Minute. Bei einer maximalen Folienbreite von 304 mm<br />

können Blisterpackungen mit bis zu 145 mm Länge und<br />

90 mm Breite verarbeitet werden. Die dreibahnige Variante<br />

erreicht eine Ausbringung von bis zu 750 Blister<br />

pro Minute. Der Direkttransfer der Blister zum Kartonierer<br />

erfolgt über ein Taktrad mit angeschlossener Stapelübergabeeinheit.<br />

Zur Verbesserung der Klimabilanz verfügt<br />

<strong>die</strong> Anlage u. a. über einen Energiemonitor, der neben<br />

dem Strom- und dem Luftverbrauch auch <strong>die</strong><br />

CO 2 -Emissionen während der Produktion misst.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Romaco<br />

Halle 16, Stand D22<br />

Bild: Romaco<br />

14 <strong>phpro</strong> 01-2023


Hygienische Drehkolbenpumpe<br />

Die hygienische Drehkolbenpumpe<br />

Fristam FLA besitzt ähnliche<br />

Betriebsparameter wie <strong>die</strong><br />

Verdrängerpumpe Fristam FL.<br />

Im Vergleich zu <strong>die</strong>ser Ausführung<br />

wurden aber einige Standards<br />

weiterentwickelt: So verfügt<br />

<strong>die</strong> FLA über einen Getriebekasten<br />

aus Edelstahl, dessen<br />

Bild: Fristam<br />

Bauform leicht von horizontal<br />

zu vertikal änderbar ist, sowie<br />

über eine weiterentwickelte<br />

Gleitringdichtung. Der Differenzdruck<br />

beträgt in der S-Ausführung<br />

bis zu 15 bar und in<br />

der L-Ausführung bis zu 10 bar,<br />

was gegenüber der FL einem<br />

um 2 bis 3 bar höheren Differenzdruck<br />

entspricht. Die Drehkolbenpumpe<br />

FLA ist mit<br />

EHEDG-, FDA-, CE-, UKCA- und<br />

ATEX-Zertifizierungen ausgezeichnet.<br />

Darüber hinaus strebt<br />

der Hersteller eine 3A-Zertifizierung<br />

an.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Fristam<br />

Halle 1, Stand D47<br />

Sichere Schlüsselaufnahme<br />

Bild: Euchner<br />

Die Schlüsselaufnahme CKS2 von Euchner eignet sich<br />

als sicheres System zum Sperren und Starten von<br />

Maschinen. Zudem kann es aber auch <strong>für</strong> <strong>die</strong> Berechtigungsvergabe,<br />

<strong>für</strong> <strong>die</strong> Anwahl einer Betriebsart oder als<br />

Schlüsseltransfersystem verwendet werden. Dabei kann<br />

ein Schlüssel mehreren Schlüsselaufnahmen verschiedener<br />

Anlagen zugeordnet werden. Zudem ist das CKS2<br />

hinsichtlich der Anzahl an Schlüsseln flexibel skalierbar<br />

und kann dadurch aufwendige Schlüsselwechselboxen<br />

und Schlüsselverteilstationen ersetzen.<br />

Dank hochco<strong>die</strong>rter RFID-Schlüssel auf Transponder -<br />

basis gewährleistet <strong>die</strong> Schlüsselaufnahme hohen<br />

Manipulationsschutz und eine Sicherheitsstufe gemäß<br />

Kategorie 4/ PL e. Konfiguriert wird der Schlüssel, indem<br />

er an der Schlüsselaufnahme eingelernt wird. Die<br />

Schlüsselaufnahme gibt es sowohl als Submodul <strong>für</strong><br />

den Einbau in das Schutztürsystem MGB2 Modular als<br />

auch als kompaktes System mit integrierter Auswerteelektronik.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Euchner<br />

Halle 18, Stand F15<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 15


<strong>phpro</strong><br />

MESSESPECIAL<br />

Trommelcoater mit intuitiver Schnittstelle<br />

Der Trommelcoater Sepion 175<br />

<strong>die</strong>nt zur Film- und Zuckerbeschichtung<br />

von Tabletten. Mit<br />

dem HMI verfügt der 175 l fassende<br />

Coater über eine intuitive<br />

Schnittstelle <strong>für</strong> eine einfache<br />

Prozesssteuerung und -überwachung.<br />

Von der Einrichtung und<br />

Rezepterstellung der Maschine<br />

bis zur Prozessüberwachung<br />

und dem Reporting unterstützt<br />

<strong>die</strong> Schnittstelle Be<strong>die</strong>ner bei jedem<br />

Prozessschritt. So lassen<br />

sich u. a. Probennahmen während<br />

des Coatingvorgangs einfach<br />

über das HMI initiieren.<br />

Darüber hinaus ermöglicht der<br />

Coater kurze Prozesszeiten<br />

durch gesteigerte Sprühraten<br />

sowie eine rezeptgesteuerte, verbesserte<br />

Reinigung. Auch der<br />

Abstand der Sprühdüsen zum<br />

Tablettenbett lässt sich im Rezept<br />

vorgeben, wobei sich der<br />

Sprüharm automatisch einstellt.<br />

Über <strong>die</strong> optionale Laserabstandsmessung<br />

ermöglicht der<br />

Trommelcoater auch eine Nachführung<br />

des Sprüharms.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Syntegon<br />

Halle 6, Stand A31<br />

3-D-Etikettierportal in zwei Ausführungen<br />

Das 3D-Etikettierportal Legi-<br />

Flex 6100 von Bluhm ist seit<br />

Kurzem als PID- oder SLAM-<br />

Ausführung verfügbar. PID steht<br />

<strong>für</strong> „Product Identification“ und<br />

bringt vorgedruckte Etiketten<br />

z. B. zu Serialisierungszwecken<br />

auf. Hinter SLAM verbirgt sich<br />

das „Shipping Label Alignment<br />

Module“. Diese Variante eignet<br />

sich zum Aufbringen individuell<br />

gedruckter Versand etiketten.<br />

Bild: Bluhm<br />

Bild: Syntegon<br />

Der Etikettendruckspender verzichtet<br />

auf <strong>die</strong> aufwendige Ausrichtung<br />

von Produkten entlang<br />

einer Referenzkante. Er ermittelt<br />

<strong>die</strong> Position und das Volumen<br />

von Kartonagen und Beuteln<br />

auf dem Förderband mittels<br />

Kamera und stimmt den Applikator<br />

genau darauf ab. Die Etikettierung<br />

erfolgt berührungslos<br />

im Tamp-Blow-Verfahren<br />

ohne mechanische Belastung<br />

der Produkte.<br />

Das Etikettierportal erlaubt durch<br />

ein mehrachsiges Servoantriebssystem<br />

eine dreidimensionale<br />

Bewegung des Spendehubs und<br />

somit <strong>die</strong> perfekte Ausrichtung<br />

auf unterschiedlich positionierte<br />

Produkte. Es etikettiert bis zu<br />

60 Pakete pro Minute.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Bluhm<br />

Halle 8b, Stand C59<br />

Cobot mit KI-gestützter Programmierung<br />

Der Cobot Tog.519 von Schubert<br />

nimmt leichte Produkte per<br />

Pick-and-Place aus der Unordnung<br />

auf und verarbeitet sie mit<br />

einer Geschwindigkeit von bis<br />

zu 90 Takten pro Minute. Die<br />

KI-gestützte Programmierung<br />

und <strong>die</strong> Bildverarbeitung sind so<br />

gelöst, dass der Anwender einen<br />

Formatwechsel ohne Programmieraufwand<br />

in kurzer Zeit<br />

selbst durchführen kann: Im<br />

Prinzip muss er das neue Produkt<br />

dem Cobot nur noch hinhalten.<br />

Mögliche Einsatzgebiete<br />

des Cobots sind eine schnelle<br />

Zuführung an der Maschine, das<br />

Kit-Assembling, bei dem verschiedene<br />

Produktteile zu einem<br />

Set zusammengestellt werden.<br />

Die individuell geformten und<br />

angepassten 3-D-Werkzeuge gewährleisten<br />

ein sicheres und<br />

schonendes Handling der Produkte.<br />

Der Cobot ist freistehend oder<br />

eingehaust erhältlich.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Schubert<br />

Halle 4, Stand D1<br />

Kompakter Farbetikettendrucker<br />

Der Farbetikettendrucker REA Label Colorjet 2 ist kompakt<br />

gebaut und <strong>für</strong> kleinere und mittlere Druckvolumen<br />

ausgelegt. Das Standardmodell Label Colorjet 2S<br />

bedruckt Etiketten vollfarbig mit einer Druckbreite von<br />

bis zu 210 mm und in einer Auflösung von bis zu<br />

1200 dpi einzeln oder in Serie. Der Anwender kann<br />

zwischen Dye-Tinte, pigmentierter oder nanopigmentierter<br />

Tinte wählen. Beim Etikettenpapier reicht <strong>die</strong><br />

Bandbreite von mattem Papier bis zu hochglänzender<br />

PET-Folie. Die Etiketten werden automatisch eingezogen,<br />

ihre Maße ausgelesen und angezeigt.<br />

Beim Label Colorjet 2S kann das Etikett manuell mithilfe<br />

einer Abrisskante entnommen werden, während <strong>die</strong><br />

Ausführung Label Colorjet 2C mit Rundmessern Etiketten<br />

einzeln oder nach einem Druckjob schneidet.<br />

Der Label Colorjet 2P kann Etiketten 1 zu 1 vollfarbig<br />

drucken und spenden. Das Trägerpapier wird von einem<br />

externen Aufwickler aufgespult. Das System kann z. B.<br />

<strong>für</strong> Handarbeitsplätze oder voll automatisierte Applikationen<br />

eingesetzt werden.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: REA<br />

Halle 8b, Stand C17<br />

Bild: Schubert<br />

Bild: REA<br />

16 <strong>phpro</strong> 01-2023


Digitale Wartungssicherung <strong>für</strong> Maschinen<br />

Mono-PP-Material zu Blister verarbeiten<br />

Bild: Uhlmann Pac-Systeme<br />

Bild: Pilz<br />

Die digitale Wartungssicherung<br />

Key-in-pocket von Pilz stellt sicher,<br />

dass <strong>die</strong> Maschine während<br />

Wartungsarbeiten nicht<br />

wieder anläuft und unautorisierte<br />

Personen keinen Zugang<br />

erhalten. Die Lösung basiert auf<br />

dem Zugangsberechtigungssystem<br />

PITreader und wird mit der<br />

konfigurierbaren Kleinsteuerung<br />

Pnozmulti 2 oder dem Automatisierungssystem<br />

PSS 4000<br />

realisiert. Anwender erhalten auf<br />

einem RFID-Schlüssel ihre individuellen<br />

Berechtigungen, <strong>die</strong><br />

mit PITreader an der Schutztür<br />

ausgelesen werden. So können<br />

sich autorisierte Benutzer an der<br />

Anlage authentifizieren. Anschließend<br />

wird in der Steuerung<br />

<strong>für</strong> den Benutzer eine personalisierte<br />

Security-ID in einer<br />

sicheren Liste hinterlegt. Die<br />

Maschine kann nun abgeschaltet,<br />

<strong>die</strong> Schutztür geöffnet und<br />

<strong>die</strong> Maschine betreten werden.<br />

Währenddessen verbleiben <strong>die</strong><br />

RFID-Schlüssel bei den Benutzern.<br />

Nach erfolgter Wartung<br />

und Verlassen des Gefahrenbereichs<br />

melden sich alle Personen<br />

ab, <strong>die</strong> Security-IDs werden aus<br />

der sicheren Liste der Steuerung<br />

entfernt und <strong>die</strong> Maschine kann<br />

wieder gestartet werden.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Pilz<br />

Halle 18, Stand B02<br />

In der <strong>Pharmaindustrie</strong> ist <strong>die</strong><br />

Umstellung auf recycelbare Verpackungen<br />

besonders komplex.<br />

Mit der Blisterlinie BEC 400 bietet<br />

Uhlmann Pac-Systeme eine<br />

Lösung <strong>für</strong> Solida-Verpackungen<br />

an, <strong>die</strong> auch Monostoff-PP-Blister<br />

verarbeitet. Die Blisterlinie<br />

vernetzt Zuführung, Blistermaschine<br />

und Kartonierer auf weniger<br />

als 9 m Meter Länge zu einer<br />

hochleistungsfähigen Einheit.<br />

Ausgelegt auch auf großvolumige<br />

Faltschachteln und das<br />

Verpacken von mehreren Blistern<br />

in einer Packung, verpackt <strong>die</strong><br />

BEC 400 mit einer Geschwindigkeit<br />

von bis zu 400 Blister pro<br />

Minute zweibahnig alle gängigen<br />

Solida-Geometrien. Chargen<br />

von 30 000 bis 150 000 Verpackungen<br />

verarbeitet sie wirtschaftlich<br />

und effizient.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Uhlmann<br />

Halle 16, Stand D21<br />

Cloud-Service <strong>für</strong> Kennzeichnung<br />

Der Cloud-Service Leibinger Connect ermöglicht es,<br />

Co<strong>die</strong>r- und Kennzeichnungssysteme in Industrie-<br />

4.0-Umgebungen zu integrieren. Im Dashboard werden<br />

alle Informationen zu den Druckern übersichtlich zusammengefasst.<br />

Ein Frühwarnsystem hilft, unerwartete<br />

Stillstände zu vermeiden. Darüber hinaus zeigen Daten<br />

zur Leistungsanalyse und Produktionsoptimierung<br />

Möglichkeiten zur Effizienzsteigerung auf.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Leibinger<br />

Halle 8b, Stand D26<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 17


<strong>phpro</strong><br />

MESSESPECIAL<br />

Bild: Bernd Rademacher<br />

Dr. Andrea Traube und Günther Schunn mit dem Prototypen zur Inaktivierung von Viren mithilfe von niederenergetischer Elektronenstrahlung<br />

Inaktivierung von Viren mit niederenergetischer Elektronenstrahlung<br />

Erste Hürden genommen<br />

In Stuttgart dreht sich vieles um Automobile. Doch nicht alles: Jetzt ist <strong>die</strong> Landeshauptstadt<br />

um eine Attraktion reicher. Seit Anfang 2022 steht hier einer von zwei<br />

Bestrahlungsprototypen weltweit, der mit niederenergetischer Elektronenstrahlung<br />

infektiöse Erreger inaktiviert. Wir sprachen mit Kyoobe-Tech-Geschäftsführerin<br />

Dr. Andrea Traube und Produktentwickler Günther Schunn über das Projekt<br />

Inactivate, das Verfahren und wie es mit dem Prototypen weitergeht.<br />

Frau Dr. Traube, was hat es eigentlich mit dem Firmennamen auf<br />

sich und wie spricht man ihn korrekt aus?<br />

Dr. Andrea Traube: Kyoobe (gesprochen Kjubi) ist ein zusammengesetztes<br />

Wort aus der englischen Lautschrift <strong>für</strong> Q und B. Die Buchstaben<br />

stehen <strong>für</strong> Quality und Bioengineering und finden sich auch<br />

in unserem Firmenlogo wieder. Einige haben uns aufgrund unseres<br />

Namens japanische Wurzeln angedichtet, aber das ist völlig falsch.<br />

Was ist denn dann richtig?<br />

Traube: Kyoobe Tech ist ein eigenständiges Tochterunternehmen<br />

von Bausch+Ströbel mit Sitz in Leinfelden bei Stuttgart. Unser technologischer<br />

Ursprung liegt in der Fraunhofer Gesellschaft. Dort<br />

wurde das Verfahren zur Bestrahlung von biologischen Flüssigkeiten<br />

mit niederenergetischer Elektronenstrahlung entwickelt.<br />

Bausch+Ströbel hat <strong>die</strong> Patente 2019 einlizensiert und Kyoobe Tech<br />

2020 als Start-up gegründet, mit dem Zweck, das Fraunhofer-Verfahren<br />

zur Marktreife zu entwickeln.<br />

Kyoobe Tech ist also ein Corporate Start-up von Bausch+Ströbel.<br />

Wieso ist das Unternehmen in Stuttgart angesiedelt und nicht in<br />

Ilshofen am Stammsitz von Bausch+Ströbel?<br />

Traube: Bausch+Ströbel wollte <strong>die</strong> Entwicklung der neuen Technologie<br />

ganz bewusst im Umfeld einer Start-up-Atmosphäre gestalten,<br />

in der sich neue Ideen entwickeln und neue Wege gegangen werden<br />

können. Wir arbeiten weitestgehend autark, halten aber trotzdem<br />

engen Kontakt mit den Kollegen in Ilshofen und können deren spezielles<br />

Know-how <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Pharmaindustrie</strong> <strong>für</strong> unseren Entwicklungsprozess<br />

nutzen.<br />

Worum geht es in dem Projekt Inactivate?<br />

Traube: Im Projekt Inactivate geht es darum, biologisches Material<br />

mit niederenergetischer Elektronenstrahlung zu inaktivieren. Dieser<br />

Prozess ist zum Beispiel bei der Produktion von Totimpfstoffen<br />

wichtig. Während der Herstellung erfolgt <strong>die</strong> gezielte Schädigung<br />

bis hin zur kompletten Inaktivierung der infektiösen Erreger. Bisher<br />

wird <strong>die</strong>s meist langwierig thermisch oder chemisch durchgeführt,<br />

wobei <strong>die</strong> Proteine auf der Oberfläche häufig in Mitleidenschaft gezogen<br />

werden, was <strong>die</strong> Wirksamkeit des Totimpfstoffes senkt. Mit<br />

niederenergetischer Elektronenstrahlung lässt sich <strong>die</strong> RNA bzw.<br />

DNA von Erregern innerhalb weniger Pikosekunden zerstören, <strong>die</strong><br />

Proteine auf der Oberfläche bleiben aber weitestgehend erhalten.<br />

Herr Schunn, <strong>für</strong> <strong>die</strong>sen Prozess hat Kyoobe Tech einen Prototypen<br />

gebaut. Wie funktioniert <strong>die</strong>ser?<br />

Schunn: Im Prinzip handelt es sich um einen großen, mit Blei ausgekleideten<br />

Kühlschrank, der eine Strahlungskammer beinhaltet.<br />

Das zu inaktivierende Material wird einfach unter der Strahlungsquelle<br />

hindurchgeleitet. Wir haben dazu eine Kassette mit integrierter<br />

Edelstahlrolle <strong>für</strong> <strong>die</strong> Bestrahlung größerer Mengen und einen<br />

Chip <strong>für</strong> kleinere Mengen entwickelt.<br />

18 <strong>phpro</strong> 01-2023


Bild: Kyoobe Tech<br />

Bild: Kyoobe Techr<br />

Kyoobe nutzt seit 2022 den Prototypen zur<br />

Optimierung der Technik und zur Entwicklung<br />

marktreifer Geräte<br />

Die Erregerlösung fließt über ein Rolle während sie von oben mit Elektronenstrahlung beschossen wird<br />

Die Inaktivierung erfolgt mit niederenergetischer Elektronenstrahlung.<br />

Wo<strong>für</strong> wird <strong>die</strong>se normalerweise verwendet?<br />

Schunn: Niederenergetische Elektronen kennen <strong>die</strong> Älteren von uns<br />

hauptsächlich noch aus den Kathodenröhrenbildschirmen, <strong>die</strong> nach<br />

dem Prinzip der Braunschen Röhre arbeiten. Es gibt aber auch andere<br />

Anwendungen wie <strong>die</strong> Polymervernetzung, <strong>die</strong> Saatgutsterilisation<br />

oder <strong>die</strong> Oberflächensterilisierung in der Medizin.<br />

Ist niederenergetische Elektronenstrahlung nicht gefährlich?<br />

Schunn: Nicht direkt, aber sie lässt sich relativ einfach abschirmen.<br />

Unser Prototyp besitzt Bleiplatten mit etwa 20 mm Dicke im Inneren.<br />

Dadurch kann <strong>die</strong> im Gehäuse entstehende Röntgenstrahlung<br />

nicht nach außen dringen, sodass <strong>für</strong> das Be<strong>die</strong>npersonal keine Gefahr<br />

besteht. Mit dem Abschalten der Strahlungsquelle hört auch der<br />

Elektronenstrahl auf und es entsteht keine weitere Strahlung mehr.<br />

Allerdings bildet sich im Gehäuse während der Bestrahlung auch<br />

Ozon. Dieses wird kontinuierlich und vor dem Öffnen des Gehäuses<br />

via Vakuumpumpe abgesaugt, sodass auch <strong>die</strong>se Gesundheitsgefahr<br />

unschädlich gemacht ist.<br />

„Die Inaktivierung von Erregern mit<br />

nieder energetischer Elektronenstrahlung<br />

erfolgt in Sekundenbruchteilen.“<br />

Herr Schunn, wozu nutzen Sie ihren Prototypen?<br />

Schunn: Unser Prototyp ist ein sogenannter Working Prototype. Er<br />

<strong>die</strong>nt uns zum Verständnis der Technologie und um <strong>die</strong>se weiter zu<br />

verfeinern. Mit rund 1,5 t ist unser Prototyp zum Beispiel viel zu<br />

schwer <strong>für</strong> den Einsatz in Laboren. Für <strong>die</strong>sen Einsatzbereich benötigen<br />

wir ein wesentlich kleineres Gerät. Deshalb fahren wir Tests<br />

mit verschieden dicken Bleimänteln, um <strong>die</strong> Abschirmung zu optimieren<br />

und das Gewicht zu reduzieren. Ein anderes Thema ist <strong>die</strong><br />

Kühlung. Durch <strong>die</strong> Strahlung heizt sich beispielsweise der Chip,<br />

durch den <strong>die</strong> Erregerflüssigkeit fließt, auf. Dieser Effekt ist nicht<br />

gewünscht, daher haben wir eine Kühlung integriert. Außerdem<br />

untersuchen wir <strong>die</strong> Fluidik der Erregerlösungen oder wie sich <strong>die</strong><br />

Anlage später reinigen lässt.<br />

Ihr Gerät ist <strong>für</strong> <strong>die</strong> <strong>Pharmaindustrie</strong> gedacht. Da sind sicherlich<br />

noch einige Schritte vom Prototypen zum fertigen Gerät zu gehen.<br />

Schunn: Das ist richtig. Wir haben den Prototypen teils mit Standardkomponenten<br />

gebaut. Unser Fokus liegt aktuell auf der technischen<br />

Entwicklung, <strong>die</strong> pharmazeutische Ausführung und das<br />

Hygienic Design gehen wir in einem zweiten Schritt an.<br />

Frau Traube, ihr Prototyp steht in einem normalen Lagerraum. Mit<br />

tödlichen Erregern können sie hier kaum arbeiten. Wie weisen Sie<br />

<strong>für</strong> Kunden nach, dass <strong>die</strong> Technik mit deren Erregern funktioniert?<br />

Traube: Bei Fraunhofer existiert eine lange Liste von Erregern, an<br />

denen <strong>die</strong> Wissenschaftler <strong>die</strong> Inaktivierung bereits demonstriert<br />

haben. Tests mit neuen Erregern führen wir am Fraunhofer IZI in<br />

Leipzig durch. Dort steht <strong>die</strong> Fraunhofer-Forschungsanlage in<br />

einem BSL2-Labor.<br />

Wann möchten Sie <strong>die</strong> Technologie zur Marktreife bringen?<br />

Traube: Aufbauend auf unserem Prototypen wollen wir bis Ende<br />

des Jahres ein Gerät entwickeln, das bereits als Kleinserie projektiert<br />

ist und das wir an verschiedene Partner zu Testzwecken liefern. Diese<br />

Geräte sollen wesentlich kleiner sein und sind <strong>für</strong> das Labor gedacht.<br />

Sie werden dann auch bereits einige pharmazeutisch relevante<br />

Parameter erfüllen. Die dort gesammelten Erfahrungen sollen<br />

dann in <strong>die</strong> Weiterentwicklung unserer Geräte zurückfließen. Vor allem<br />

an der Be<strong>die</strong>nung des Gerätes arbeiten wir zur Zeit sehr intensiv.<br />

Ziel ist es, dem Anwender am Ende eine robuste und flexible<br />

Bestrahlungsanlage zur Verfügung zu stellen, <strong>die</strong> einfach und sicher<br />

zu be<strong>die</strong>nen ist.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Kyoobe Tech<br />

Halle 16, Stand D15<br />

DAS INTERVIEW FÜHRTE FÜR SIE:<br />

DR. BERND RADEMACHER<br />

Redakteur<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 19


<strong>phpro</strong><br />

MESSESPECIAL<br />

Rasche Unterstützung in der Pandemie<br />

Covid-19-Schnelltests<br />

hygienisch verpacken<br />

In der Covid-19-Pandemie schnell ausreichend Teststäbchen zur Verfügung stellen:<br />

Puritan, einer der weltgrößten Hersteller, erhöhte auf Bestellung der US-Regierung<br />

in Rekordzeit <strong>die</strong> Kapazität <strong>–</strong> auf einen Höchstwert von 300 Millionen Teststäbchen<br />

pro Monat. Für <strong>die</strong> hygienische Verpackung der stark nachgefragten Produkte<br />

investierte <strong>die</strong> US-amerikanische Firma in 36 automatisierte Linien von Multivac.<br />

Covid-19-Antigen-Schnelltests, <strong>die</strong> mit<br />

Teststäbchen durchgeführt werden, gehören<br />

mittlerweile <strong>für</strong> Milliarden Menschen auf<br />

der ganzen Welt zum Alltag. In den Anfangstagen<br />

der Pandemie waren sie aber keine<br />

Selbstverständlichkeit. Denn selbst <strong>die</strong> größten<br />

Medizintechnikhersteller wie Puritan<br />

aus Guilford im US-amerikanischen Bundesstaat<br />

Maine produzierten vor der Pandemie<br />

nur einige Millionen Teststäbchen pro<br />

Monat. Zu wenig <strong>für</strong> den in kurzer Zeit aufgekommenen<br />

Bedarf. Die US-Regierung beauftragte<br />

Puritan deshalb im März 2020,<br />

mehr Corona-Teststäbchen herzustellen. Eine<br />

der wesentlichen Voraussetzungen: Geschwindigkeit.<br />

Das Unternehmen sollte innerhalb<br />

von nur zwölf Wochen mit der Erweiterung<br />

der Kapazitäten beginnen. Und<br />

so baute es unter anderem einen alten Flugzeughangar<br />

in ein medizinisches Produktionsgebäude<br />

mit Reinraumklassifizierung<br />

um. Und suchte zeitgleich nach modernen<br />

Maschinen <strong>für</strong> <strong>die</strong> Produktion und <strong>die</strong> sterile<br />

Verpackung der Corona-Teststäbchen.<br />

Fokus auf Automatisierung<br />

„Unter anderem mussten wir schnell einen<br />

Hersteller finden, der Verpackungslinien innerhalb<br />

weniger Wochen liefert <strong>–</strong> und nicht<br />

binnen mehrerer Monate“, erinnert sich Timothy<br />

Templet, Executive Vice President <strong>für</strong><br />

den weltweiten Vertrieb bei Puritan. Neben<br />

der Liefergeschwindigkeit sei auf der Suche<br />

aber auch das Thema Automatisierung ausschlaggebend<br />

gewesen. Denn nur so ließen<br />

sich hohe Kapazitäten auch in unsicheren<br />

Pandemiezeiten mit hohem Krankenstand<br />

garantieren. „Unser Ziel war es, dass <strong>die</strong> Anlagen<br />

vollständig automatisiert arbeiten<br />

können, vom Einlegen der Teststäbchen in<br />

Verpackungen bis hin zur Palettierung der<br />

Versandkartons.“ Die Wahl fiel schließlich<br />

auf den Verpackungsspezialisten Multivac.<br />

Timothy Templet: „Multivac verfügt nicht<br />

nur über qualitativ hochwertige Maschinen,<br />

sondern auch über einen engagierten und<br />

reaktionsschnellen Service. So konnte <strong>die</strong><br />

Niederlassung in den USA in Kansas City<br />

<strong>die</strong> Installation der Linien und das Projektmanagement<br />

übernehmen. Deshalb haben<br />

wir uns entschieden, eine Partnerschaft einzugehen<br />

und <strong>die</strong> Produktion der Covid-<br />

19-Antigen-Schnelltests gemeinsam auf 300<br />

Millionen Stück pro Monat zu steigern.“<br />

Da<strong>für</strong> arbeiten mittlerweile 36 neue Verpackungslinien<br />

in den Werken von Puritan. In<br />

Maine sind zwölf Linien aufgebaut, in<br />

Nashville weitere 24.<br />

Maschine <strong>für</strong> den Reinraumbetrieb<br />

Herzstück der automatisierten Verpackungslinien<br />

ist <strong>die</strong> R 535, eine Tiefziehverpackungsmaschine,<br />

<strong>die</strong> <strong>für</strong> den Betrieb in<br />

Reinräumen ausgelegt ist. Um Schmutz und<br />

Mikroorganismen keine Angriffsfläche zu<br />

bieten, verzichtet das Clean Design unter<br />

Bild: Multivac<br />

Bei Puritan sind 36 Verpackungslinien von Multivac installiert. Ihr Herstück ist <strong>die</strong> <strong>für</strong> den Reinraumbetrieb ausgelegte Tiefziehmaschine R 535.<br />

20 <strong>phpro</strong> 01-2023


anderem auf große Spaltmaße sowie versteckte<br />

Ecken und Hohlräume. Kabel und<br />

Leitungen sind durch geschlossene Kanäle<br />

geführt. Das gilt <strong>für</strong> alle vier Stationen der<br />

Tiefziehverpackungsmaschine, also <strong>für</strong><br />

Formstation, Einlegebereich, Siegelwerkzeug<br />

und Schneidebereich. Somit wird eine<br />

hygienische Verpackung der Teststäbchen in<br />

25 mm x 190 mm große Verpackungen<br />

möglich <strong>–</strong> konform nach Richtlinien von<br />

ISO und FDA. Dabei macht <strong>die</strong> Formstation<br />

der R 535 im ersten Schritt eine Unterfolie<br />

durch Wärmeeinwirkung verformbar. Beim<br />

anschließenden Tiefziehen entstehen taktweise<br />

mithilfe von Druckluft und Vakuum<br />

zeitgleich 40 Kavitäten. Im nächsten Schritt<br />

werden <strong>die</strong>se im Einlegebereich automatisiert<br />

beladen: Ein Pick-and-Place-Roboter<br />

mit Vakuumgreifer nimmt zeitgleich 40 Corona-Teststäbchen<br />

von einem Zuführband<br />

auf und belädt <strong>die</strong> Kavitäten. Die mit dem<br />

Produkt beladenen Verpackungskavitäten<br />

werden daraufhin in <strong>die</strong> Siegelstation gefahren.<br />

Mithilfe des Siegelwerkzeuges wird unter<br />

hoher Temperatur und hohem Druck <strong>die</strong><br />

Unterfolie mit einem medizinischen Papier<br />

versiegelt. In der letzten Station der Tiefziehverpackungsmaschine,<br />

dem Schneidebereich,<br />

werden dann 40 verpackte Corona-<br />

Teststäbchen im ersten Schritt in Längsrichtung<br />

perforiert, wodurch ein einfaches<br />

Abreißen der einzelnen Teststäbchen er -<br />

möglicht wird. Im zweiten Schritt werden<br />

dann mittels Querschneidung vier einzelne<br />

Zehnerreihen erzeugt.<br />

Puritan produziert pro Monat 300 Millionen Covid-19-Antigen-Schnelltests<br />

Bis zu 600 Teststäbchen pro Minute<br />

Doch <strong>die</strong> Anlage kann mehr als nur Verpacken.<br />

Um eine Systemlösung aus einer Hand<br />

zu bieten, hat Multivac <strong>die</strong> Tiefziehverpackungsmaschine<br />

um Maschinen von Partnerunternehmen<br />

und Drittproduktlieferanten<br />

erweitert. Integriert in <strong>die</strong> Verpackungslinie<br />

ist beispielsweise ein Intelijet HD Digitaldrucker<br />

des US-amerikanischen Herstellers<br />

Bell-Mark, der den Aufdruck der variablen<br />

Daten auf <strong>die</strong> Packungsoberfläche<br />

übernimmt. Ein Inspektionssystem von<br />

Multivac Marking & Inspection prüft den<br />

Aufdruck anschließend auf Korrektheit. Am<br />

Ende der Verpackungsanlage nimmt das<br />

Pick-and-Place-Handlingmodul H 130<br />

schließlich <strong>die</strong> Packungen mit jeweils 40<br />

Corona-Teststäbchen vom Auslaufband der<br />

Tiefziehverpackungsmaschine und legt sie<br />

in 25 Schichten in einen Karton, den ein<br />

Kartonierer aufrichtet und nach der Beladung<br />

mit Klebeband verschließt. Ein Palettierer<br />

stapelt <strong>die</strong> Kartons mit jeweils 1000<br />

Teststäbchen abschließend übereinander.<br />

Die Verpackungsanlage benötigt <strong>für</strong> einen<br />

Takt mit 40 Teststäbchen vier Sekunden. So<br />

wird es möglich, 600 Teststäbchen pro Minute<br />

zu verpacken. „Das Maschinenkonzept<br />

führt zu einem sehr schlanken Herstellungsprozess<br />

mit extrem geringem Verpackungsmüll“,<br />

sagt Templet. „Wir stellen derzeit <strong>die</strong><br />

hochwertigsten Verpackungen in der Geschichte<br />

des Unternehmens her.“ Alle Linien<br />

produzieren momentan im Zwei-Schicht-<br />

Betrieb mit jeweils zehn Stunden an vier Tagen<br />

pro Woche. Durch Anpassung der<br />

Schichtzeiten ließe sich <strong>die</strong> Ausbringungsmenge<br />

flexibel steigern. Somit wird es<br />

möglich, pro Monat bis zu 300 Millionen<br />

Teststäbchen zu verpacken.<br />

Schnell und aus einer Hand<br />

Ein Grund, warum Multivac <strong>die</strong> Verpackungslinien<br />

überdurchschnittlich schnell<br />

liefern konnte, ist <strong>die</strong> Expertise im Liniengeschäft.<br />

Langjährig erfahrene Projektmanager<br />

kombinieren aufeinander abgestimmte<br />

Technologien mehrerer Hersteller zu individuellen<br />

Verpackungslinien, <strong>die</strong> einen hohen<br />

Automatisierungsgrad sowie hohe Prozessund<br />

Produktsicherheit und somit letztendlich<br />

Patientensicherheit garantieren. Die<br />

Projektmanager arbeiten dabei in jeder Projektphase<br />

eng mit den Kunden zusammen.<br />

Vom Entscheidungsprozess, in dem sie Ideen<br />

mit Produktsimulationen und virtuellen<br />

3-D-Modellen visualisieren über <strong>die</strong> Installation<br />

bis hin zur Prozessvali<strong>die</strong>rung nach<br />

Anforderungen der Richtlinien ISO 11607,<br />

ISO 134 und FDA CFR 21. „Die Vali<strong>die</strong>rungsabteilung<br />

von Multivac war in der Lage,<br />

rechtzeitig alle Compliance-Dokumente<br />

zu erstellen und unser Team zu entlasten“,<br />

sagt Templet. Ein Zeitvorteil sei zudem gewesen,<br />

dass <strong>die</strong> Experten von Multivac <strong>die</strong><br />

Techniker von Puritan im Umgang mit den<br />

Maschinen geschult haben. „Die größte Herausforderung<br />

der Zukunft wird es nun<br />

sein, uns weiter an <strong>die</strong> sich verändernden<br />

Märkte anzupassen. Wir werden uns auch<br />

weiterhin auf Multivac verlassen, wenn es<br />

darum geht, Anlagen nachzurüsten, wenn<br />

sich Verpackungsanforderungen ändern.“<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Multivac<br />

Halle 16, Stand C57<br />

AUTOR:<br />

DR. THOMAS KAFKA<br />

Product & Business<br />

Developtment Manager<br />

Medical & Pharma,<br />

Multivac<br />

Bild: Prostock-studio - Shutterstock.com<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 21


<strong>phpro</strong><br />

MESSESPECIAL<br />

Bilder: Optima Pharma<br />

Augmented-Reality-Anwendungen sind ein wichtiges Tool <strong>–</strong> Maschinenbe<strong>die</strong>ner werden Schritt <strong>für</strong> Schritt durch Formatwechsel geführt, Maschinenstillstände<br />

und Produktverluste werden reduziert<br />

Mehr Effizienz und Sicherheit<br />

Digitale Lösungen <strong>für</strong> <strong>die</strong><br />

Pharmaproduktion<br />

Realisiert wird, was dem Anwender Mehrwert bringt <strong>–</strong> unter <strong>die</strong>ser Prämisse hat<br />

Optima Pharma ein breites Portfolio an digitalen Lösungen entwickelt. In ersten Anlagen<br />

kommen sie bereits zum Einsatz. Für Cybersecurity auf hohem Niveau sorgt<br />

dabei <strong>die</strong> VPN-Lösung Remote connect. Weitere Beispiele zeigen, wie sich Effizienz<br />

und Sicherheit in den Bereichen Produktionsdatenmanagement, Wartung, Be<strong>die</strong>nerführung<br />

und Wissenstransfer steigern lassen.<br />

Eines der großen Anwendungsfelder von<br />

digitalen Lösungen ist nicht nur <strong>für</strong> Optima<br />

das erfolgreiche Management von produktionsrelevanten<br />

Daten. Ziele sind eine transparentere<br />

Produktion und das Erkennen von<br />

Verbesserungspotenzialen. Optima stellt da<strong>für</strong><br />

individuelle Software-Lösungen zur Verfügung,<br />

<strong>die</strong> Daten intelligent bündeln. Die<br />

Produktpalette reicht von der Datenanalyse<br />

über das Management bis zur herstellerübergreifenden<br />

Überwachung ganzer Produktionslinien.<br />

Hier einige Beispiele:<br />

• Das Tool Media Consumption Monitoring<br />

<strong>die</strong>nt zur Ermittlung des genauen Verbrauchs<br />

von Me<strong>die</strong>n wie Strom, Wasser,<br />

Druckluft und Vakuum von Maschinen<br />

und einzelnen Stationen. Mithilfe <strong>die</strong>ser<br />

Daten lassen sich Spitzenbelastungen reduzieren<br />

und Verbräuche optimieren.<br />

• Das Process-Trending-System zeichnet relevante<br />

Prozessdaten wie Drücke, Kräfte<br />

und Gewichte während des Abfüllprozesses<br />

permanent auf. Die Messdaten können<br />

in Trends visualisiert und automatisiert<br />

durch Analysesysteme (statistisch und KIbasiert)<br />

ausgewertet werden. Die Analyse<br />

der Daten ermöglicht es, Prozessabweichungen<br />

zu erkennen und Fehler in der<br />

Produktion zu vermeiden.<br />

• Device Monitoring erfasst relevante Gerätedaten<br />

wie Drehmomente, Temperaturen<br />

und Achspositionen der Anlage permanent.<br />

Auch hier können <strong>die</strong> Messdaten in<br />

Trends visualisiert und automatisiert durch<br />

Analysesysteme ausgewertet werden.<br />

Durch <strong>die</strong> Datenanalyse können alternde<br />

Aggregate früh erkannt und ihre Wartung<br />

angestoßen werden.<br />

Nachverfolgbarkeit bis zum Produkt<br />

Die sichere und pharma-vali<strong>die</strong>rte Datensammlung,<br />

<strong>die</strong> serialisierte Nachverfolgung<br />

einzelner Produkte und das Erkennen von<br />

Trends sind weitere Vorteile, <strong>die</strong> durch effizientes<br />

Datenmanagement ermöglicht werden.<br />

Kennzahlen lassen sich schnell und<br />

einfach auf einem personalisierten Dash -<br />

board darstellen und sind jederzeit weltweit<br />

von jedem Device abrufbar. Damit haben<br />

Produktionsverantwortliche den umfassenden<br />

Überblick, natürlich auch retrospektiv.<br />

Zusätzlich können Prozesse per Video überwacht<br />

und bei Maschinenstillständen im<br />

Detail analysiert werden.<br />

Durch <strong>die</strong> Nachverfolgung bis auf Einzelobjektebene<br />

lassen sich alle Prozess- und Produktionsdaten<br />

dem einzelnen Objekt zuordnen.<br />

Ausschuss kann so im Falle einer Un-<br />

22 <strong>phpro</strong> 01-2023


Beim Troubleshooting immer an der Seite des Kunden: Mit Augmented-Reality-Brillen<br />

sehen <strong>die</strong> Serviceexperten, was der Anlagenbe<strong>die</strong>ner sieht und können gezielt unterstützen<br />

Mit Agar Scan lassen sich Agar-Platten einscannen<br />

und zweifelsfrei zuordnen, Timing-<br />

Funktionen sind ebenfalls integriert<br />

stimmigkeit auf <strong>die</strong> betroffenen Objekte eines<br />

Batches reduziert werden.<br />

Vorteile im Alarmfall<br />

Nicht nur Daten, auch bewegte Bilder lassen<br />

sich aufzeichnen und weltweit abrufen. Auf<br />

Wunsch zeichnen Kameras im Innenraum<br />

der Anlagen permanent Livebilder auf, <strong>die</strong><br />

Mitarbeiter des Kunden an ihrem Produktionsstandort<br />

aus ihrem Firmennetzwerk einsehen<br />

können. Möglich ist auch <strong>die</strong> Nutzung<br />

im Alarmfall. Stellt <strong>die</strong> Maschinensteuerung<br />

einen Fehlerfall fest, wird eine<br />

gewisse Sequenz vor und nach dem Alarm<br />

gespeichert und mit einem Zeitstempel sowie<br />

weiteren Produktionsdaten wie der<br />

Batchnummer versehen. Damit lassen sich<br />

Alarme schnell und einfach analysieren, Störungen<br />

können behoben und Produktverluste<br />

minimiert werden.<br />

Das Videomaterial ermöglicht auch das Erkennen<br />

unkritischer Situationen. Die Beweisführung<br />

gegenüber Behörden wird erleichtert<br />

und Unsicherheiten, <strong>die</strong> im Zweifel<br />

zu Verwurf führen, werden reduziert.<br />

Nicht zuletzt verbessern <strong>die</strong> Kameras <strong>die</strong><br />

Übersicht <strong>für</strong> das Be<strong>die</strong>npersonal.<br />

Cybersecurity mit Remote connect<br />

Für den sicheren Remote-Zugang zur Anlage<br />

hat Optima gemeinsam mit dem Cybersecurity-Spezialisten<br />

Lancom Systems <strong>die</strong><br />

VPN-Lösung Remote connect <strong>für</strong> Maschinen<br />

und Anlagen entwickelt. Zwischen der Maschine<br />

und dem Hersteller wird ein sicherer<br />

VPN-Tunnel aufgebaut, <strong>die</strong> alleinige Kontrolle<br />

hierrüber obliegt dem Kunden, der<br />

<strong>die</strong> Verbindung mittels physischem Schlüsselschalter<br />

im Schaltschrank aktivieren kann.<br />

Auf <strong>die</strong>se Weise lässt sich, sicherer als bisher,<br />

eine Verbindung mit den bei Kunden<br />

installierten Anlagen herstellen und <strong>die</strong>se<br />

fernwarten. Darüber hinaus schützt eine<br />

Hardware-Firewall <strong>die</strong> Maschine und verhindert<br />

unkoordinierte Datenflüsse.<br />

Benötigt der Anwender bei Prozessproblemen<br />

Hilfe, erhält er sie rund um <strong>die</strong> Uhr<br />

von Optima-Serviceexperten über virtuelle<br />

Tools <strong>–</strong> geräteunabhängig und direkt an der<br />

Maschine. Dazu benötigt er lediglich ein<br />

mobiles Endgerät wie ein Smartphone, ein<br />

Tablet oder eine Augmented-Reality-Brille.<br />

Die Unterstützung erfolgt in Echtzeit <strong>–</strong><br />

durch eine VPN-Fernwartung oder eine audiovisuelle<br />

Beratung an der Maschine.<br />

Mit AR schneller ans Ziel<br />

Digitale Lösungen unterstützen auch bei der<br />

Produktionsvorbereitung, beim Formatwechsel<br />

oder bei Wartungsarbeiten. Digitale<br />

Assistenten führen Anlagenbe<strong>die</strong>ner am<br />

HMI beispielsweise Schritt <strong>für</strong> Schritt durch<br />

den Formatwechsel. Das ist auch unter Einsatz<br />

von Augmented-Reality-Brillen möglich.<br />

Optional können zu wechselnde Formatteile<br />

gescannt und anhand eines DMC-<br />

Codes verifiziert werden. Der korrekte Einbau<br />

muss am HMI bestätigt werden.<br />

Ein weiteres Tool unterstützt beim Handling<br />

von Agar-Platten zum Nachweis der keimfreien<br />

Produktion. Der Agar Scan scannt den<br />

Barcode <strong>für</strong> <strong>die</strong> Ablageposition der Agar-<br />

Platten, der Barcode wird dann auf der Platte<br />

durch den Isolator mit dem Scanner erfasst.<br />

Diese Informationen werden in einer<br />

Datenbank festgehalten und vom Batch in<br />

einem Report zur Verfügung gestellt. Das<br />

Tool erspart das händische Beschriften der<br />

Agar-Platten im Isolator und bietet den<br />

Komfort, dass <strong>die</strong> Positionen auf dem HMI<br />

visualisiert werden. Die Anlage unterstützt<br />

den Be<strong>die</strong>ner auch bei der Zuordnung der<br />

Beprobungsstellen, der Überwachung der<br />

Expositionszeiten und beim Reporting. So<br />

lassen sich Fehler und Produktionsstopps<br />

vermeiden, ein bisher analoges und fehleranfälliges<br />

Verfahren wird digitalisiert.<br />

Wissenstransfer auf allen Ebenen<br />

Wissenstransfer erfolgt bei Optima sowohl<br />

an der fertigen Anlage als auch bei der Konzeption<br />

im Digital Innovation Center. Dabei<br />

wird das gesamte Potenzial genutzt, das Digital<br />

Engineering bietet. Festigkeitsberechnungen,<br />

Strömungssimulationen oder <strong>die</strong><br />

Ermittlung von Resonanzen einzelner Bauteile<br />

unterstützen <strong>die</strong> Entwickler in der Designphase.<br />

Mit virtuellen Maschinenmodellen<br />

werden vorab wichtige Abläufe simuliert.<br />

Durch frühzeitige Anpassungen lassen<br />

sich Kosten und Time-to-Market minimieren.<br />

Schulungen und Trainings sind ebenfalls<br />

am virtuellen Vorab-Mock-up möglich. Weiterer<br />

Vorteil: Die Abnahme kann auf Wunsch<br />

virtuell erfolgen und dokumentiert werden.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: Optima<br />

Halle 16, Stand F54<br />

AUTOR:<br />

JAN DEININGER<br />

Group Communications<br />

Manager,<br />

Optima Packaging Group<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 23


<strong>phpro</strong><br />

DIENSTLEISTUNG<br />

Produktsicherheit in der temperaturkontrollierten Transportlogistik<br />

Thermoverpackungen <strong>für</strong><br />

Impfstoffe und Co.<br />

Arzneimittel, Impfstoffe und andere temperaturempfindliche Produkte müssen<br />

innerhalb definierter, konstanter Temperaturbereiche transportiert werden. Dies<br />

lässt sich mithilfe einer temperaturkontrollierten Transportkette (der sogenannten<br />

Tempchain) und dem Einsatz thermischer Verpackungssysteme sicherstellen.<br />

Die Produktsicherheit in der temperaturgeführten<br />

Logistik hängt von drei zentralen<br />

Einflussfaktoren ab: Zum einen von der<br />

Wahl der Thermoverpackung und damit<br />

auch der Verpackungstechnologie. Nur<br />

durch sicherere und leistungsfähigere Verpackungen<br />

lassen sich Risiken reduzieren.<br />

Zum anderen bedarf es einer sorgfältigen<br />

Vorbereitung. So reduzieren einfache,<br />

schnelle und genormte Prozesse, beispielsweise<br />

auf Softwarebasis, das Risiko menschlicher<br />

Fehler. Hinzu kommt der dritte Einflussfaktor:<br />

der Transport des Produktes. Erfolgt<br />

<strong>die</strong>ser schnell, direkt und mit kontrollierter<br />

Temperatur, sinkt das Risiko von Unwägbarkeiten.<br />

Die Erfahrung zeigt, dass es trotz sorgfältiger<br />

Planung in der Praxis eine Vielzahl von Unwägbarkeiten<br />

gibt: Extreme Wetterbedingungen,<br />

Staus auf der Strecke, verpasste Flugverbindungen<br />

sowie nicht verfügbare Steckdosen<br />

oder Adapter <strong>für</strong> aktive Kühlsysteme sind<br />

übliche Störfaktoren. Zudem ist <strong>die</strong> Leistung<br />

von Batterien unter anderem von der Außentemperatur<br />

oder dem Alter der Batterien abhängig<br />

und kann entsprechend schwanken.<br />

Bei der Planung von Transportwegen <strong>–</strong> sei es<br />

über kurze oder lange Strecken <strong>–</strong> müssen<br />

solche unvorhersehbaren Aspekte berücksichtigt<br />

werden, um ein Höchstmaß an Produktsicherheit<br />

und damit <strong>die</strong> Einhaltung der<br />

GDP zu gewährleisten.<br />

Um Temperaturabweichungen in der <strong>Pharmaindustrie</strong> zu vermeiden, braucht es eine temperaturkontrollierte<br />

Transportkette mithilfe thermischer Verpackungssysteme<br />

Bilder: va-Q-tec<br />

Ohne <strong>die</strong> richtigen Rahmenbedingungen<br />

kann es beim Transport leicht zu Temperaturabweichungen<br />

kommen. Entscheidend<br />

<strong>für</strong> den reibungslosen Ablauf sind <strong>die</strong> sachgerechte<br />

Handhabung von Temperaturspeicherelementen,<br />

<strong>die</strong> vollständige Aufladung<br />

von Batterien oder das Befüllen mit Trockeneis<br />

im Zuge eines konkret definierten<br />

Prozesses. Vali<strong>die</strong>rte Prozesse und Vorgaben<br />

strikt zu befolgen und einzuhalten, wirkt<br />

sich entscheidend auf <strong>die</strong> Produktsicherheit<br />

aus. Denn <strong>die</strong> korrekte Handhabung stellt<br />

<strong>die</strong> Weichen <strong>für</strong> eine erfolgreiche Performance<br />

der jeweiligen Verpackungslösung.<br />

Thermische Verpackungslösung<br />

Die thermische Verpackung hat großen Einfluss<br />

darauf, ob <strong>die</strong> Sicherheitsanforderungen<br />

eines Versenders pharmazeutischer Produkte,<br />

<strong>die</strong> Einhaltung der GDP und damit<br />

das Patientenwohl gewährleistet werden<br />

können. Generell spielt thermische Isolierung<br />

bei Verpackungslösungen eine entscheidende<br />

Rolle, denn der Wärmewiderstand<br />

eines Isoliermaterials bestimmt, wie<br />

viel Wärme oder Kälte während des Transports<br />

ins Innere der Verpackungslösung eindringt.<br />

Es gilt <strong>die</strong> Regel: Je leistungsfähiger<br />

und dicker das Isoliermaterial ist, desto weniger<br />

Wärmeaustausch mit der Umgebung<br />

findet statt. Normale Dämmstoffe in Verpackungslösungen<br />

bestehen zum Beispiel aus<br />

EPS, EPP oder Polyurethan-Hartschaumstoffen.<br />

Bei Hightech-Lösungen werden hingegen<br />

Vakuumisolationspaneele (VIPs) eingesetzt.<br />

Sie nutzen das gleiche Isolationsprinzip wie<br />

eine Thermoskanne: Die Wärmeleitfähigkeit<br />

eines Vakuums ist extrem gering, was <strong>die</strong> Paneele<br />

zur idealen Isolierung <strong>für</strong> temperaturkontrollierte<br />

Transportbehälter macht. Im<br />

24 <strong>phpro</strong> 01-2023


Fall von VIPs ist <strong>die</strong> Wärmedämmleistung bis<br />

zu zehnmal höher als bei herkömmlichen<br />

Dämmstoffen. Konkret: 10 mm VIPs isolieren<br />

ungefähr so gut wie 100 mm EPS. Das<br />

bedeutet, dass VIPs eine platzsparende und<br />

dennoch außerordentlich effiziente Isolierung<br />

ermöglichen, <strong>die</strong> extreme Außentemperaturen<br />

und Schwankungen der Außentemperatur<br />

nachweislich vom Transportgut<br />

fernhalten kann. So können <strong>die</strong> Größe und<br />

das Gewicht der Verpackung, <strong>die</strong> einen großen<br />

Einfluss auf <strong>die</strong> Transportkosten haben,<br />

geringgehalten werden und dennoch ein<br />

außerordentlich hohes Maß an Produktsicherheit<br />

im Transport gewährleistet werden.<br />

Obwohl <strong>die</strong> Isolierung in einer Verpackungslösung<br />

den Wärmeaustausch mit der<br />

Umgebung reduziert, findet zumindest in<br />

geringem Umfang immer ein Wärmeaustausch<br />

statt. Daher müssen Technologien<br />

zum Einsatz kommen, um <strong>die</strong> eindringende<br />

Wärme nach außen abzuführen und so <strong>die</strong><br />

Außentemperatur von temperaturempfindlichen<br />

pharmazeutischen Produkten fernzuhalten.<br />

Hier wird zwischen zwei Technologien<br />

unterschieden <strong>–</strong> aktiv und passiv.<br />

Aktive Technologie<br />

Ein Kühlaggregat und eine Heizung ermöglichen<br />

es, <strong>die</strong> Innentemperatur einer Transportverpackung<br />

zu regulieren. Bei der aktiven<br />

Temperaturregelung sorgt ein Kühloder<br />

Heizaggregat da<strong>für</strong>, dass <strong>die</strong> festgelegten<br />

Temperaturgrenzen eingehalten werden.<br />

Sobald von außen Wärme in das System eindringt,<br />

kühlt das Aggregat <strong>die</strong> Produkte.<br />

Dringt dagegen Kälte in das System ein,<br />

wird <strong>die</strong> Heizung aktiv.<br />

Aktive Systeme sind einfach in der Anwendung.<br />

Zunächst muss der gewünschte Temperatursollwert<br />

gewählt und <strong>die</strong> Batterien<br />

aufgeladen werden. Allerdings gibt es auch<br />

Nachteile: Aktive Lösungen sind abhängig<br />

von der Batteriekapazität. Daher muss bereits<br />

im Vorfeld bei der Planung einer Transportstrecke<br />

berücksichtigt werden, ob und<br />

wo <strong>die</strong> Batterien während des Transports<br />

nachgeladen werden können. Insbesondere<br />

bei interkontinentalen Transporten sind<br />

nicht selten mehrere Flüge notwendig, um<br />

das Ziel zu erreichen. Aus <strong>die</strong>sem Grund<br />

muss das Aufladen an mehreren beteiligten<br />

Flughäfen im Voraus geplant werden.<br />

Eine weitere Gefährdung der Produktsicherheit<br />

geht aus von einer geringen Batterielebensdauer,<br />

abgenutzten Batterien und einer<br />

begrenzten Anzahl von Ladestellen in sogenannten<br />

Pharma-Hubs. In der Regel können<br />

solche Lösungen interne Temperaturen nur<br />

im Bereich von -20 bis 20 °C halten, wobei<br />

der Temperaturbereich unter Null durch <strong>die</strong><br />

Passive Hightech-Lösungen von va-Q-tec trotzen auch den widrigsten Temperatur-und<br />

Transportbedingungen<br />

Umgebungstemperatur stark beeinträchtigt<br />

wird. Hier macht sich bemerkbar, dass aktive<br />

Lösungen weniger energieeffizient sind<br />

als passive, da <strong>die</strong> Wärmeenergie nicht direkt<br />

gespeichert wird. Energie geht durch<br />

<strong>die</strong> Umwandlung von elektrischer Energie<br />

in Kälte oder Wärme verloren. Ein weiterer<br />

Aspekt, den es zu beachten gilt, ist <strong>die</strong><br />

grundsätzlich geringere Autonomie. Die Geräte<br />

können ausfallen und müssen regelmäßig<br />

gewartet werden. Aktive Lösungen erfordern<br />

zudem höheren Aufwand im Austausch<br />

mit den Luftfahrtbehörden.<br />

Passive Technologie<br />

Passive Systeme beinhalten keinerlei aktive<br />

Komponenten wie elektrische Batterien,<br />

Elektronik, Ventilatoren oder elektrisch betriebene<br />

Heiz- oder Kühlsysteme. Stattdessen<br />

beruhen sie auf grundlegenden physikalischen<br />

Prinzipien. Bei passiven Lösungen<br />

wird <strong>die</strong> eindringende Wärme oder Kälte<br />

von Temperaturspeicherelementen absorbiert<br />

und gespeichert, bevor sie das Produkt<br />

erreicht. Während ein Material schmilzt<br />

oder gefriert, ändert es seine Temperatur<br />

nicht, obwohl Wärme zugeführt werden<br />

muss, um das Material zu schmelzen, oder<br />

entnommen werden muss, um es einzufrieren.<br />

Diesen Effekt machen sich passive Lösungen<br />

zunutze. Die eindringende Wärme<br />

oder Kälte wird somit vom Temperaturspeicherelement<br />

absorbiert und hat daher keinen<br />

Einfluss auf <strong>die</strong> Temperatur des zu<br />

transportierenden pharmazeutischen Produkts.<br />

In traditionellen passiven Systemen werden<br />

Kühlmittel aus gefrorenem Wasser verwendet.<br />

Für pharmazeutische Produkte wird dagegen<br />

in der Regel eine Variante benötigt,<br />

<strong>die</strong> einen Temperaturbereich von 2 bis 8 °C<br />

gewährleistet. Da Wasser bei 0 °C schmilzt<br />

und friert, eignet es sich in der Regel nicht,<br />

um eine Temperatur von 2 bis 8 °C zu ermöglichen.<br />

Es besteht immer <strong>die</strong> Gefahr,<br />

dass das Produkt zu kalt wird und somit eine<br />

Temperaturabweichung im Transport entsteht.<br />

Deshalb sollten besser moderne Phase-Change-Materials<br />

(PCM) verwendet werden,<br />

<strong>die</strong> aufgrund ihres Schmelzpunkts bei<br />

5 °C eine Produkttemperatur von 2 bis 8 °C<br />

während des Transports bieten können.<br />

Beim Einsatz einer Kombination von VIPs<br />

und PCM spricht man dann von passiven<br />

Hightech-Lösungen.<br />

Hightech-Tempchain<br />

Um <strong>die</strong> optimale Produktsicherheit in der<br />

Pharma- und Medizintechnikbranche zu erreichen,<br />

ist <strong>die</strong> Vermeidung von Temperaturabweichungen<br />

unerlässlich. Die Wahl einer<br />

sicheren Verpackung ist dabei <strong>die</strong> beste<br />

Möglichkeit, den Unwägbarkeiten des<br />

Transports entgegenzuwirken. Passive<br />

Hightech-Lösungen ermöglichen durch ihre<br />

Unabhängigkeit von elektrischer Energie ein<br />

Höchstmaß an Autonomie und können einen<br />

enormen Zeit- und Leistungspuffer erzielen.<br />

Mit seinen Vakuumisolationspaneelen<br />

und Temperaturspeicherelementen aus<br />

Phase-Change-Materialien stellt va-Q-tec<br />

Produkte her, <strong>die</strong> auch den widrigsten Temperatur-Transportbedingungen<br />

trotzen.<br />

www.prozesstechnik-online.de<br />

Suchwort: va-Q-tec<br />

AUTOR:<br />

FABIAN ESCHENBACH<br />

Global Head of Temperature<br />

Controlled Supply Chain,<br />

va-Q-tec<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 25


<strong>phpro</strong><br />

EXPERTENMEINUNG<br />

„Die eigenen Nachhaltigkeitsmaßnahmen<br />

<strong>für</strong> Außenstehende<br />

nachvollziehbar zu machen,<br />

schlägt sich sehr positiv im<br />

EcoVadis-Ranking nieder.“<br />

Bild: Vetter<br />

HENRYK BADACK<br />

Senior Vice President Technischer Service & Internes<br />

Projektmanagement,<br />

Vetter Pharma<br />

Tipps <strong>für</strong> ein gutes Ranking<br />

Wie sich Nachhaltigkeit<br />

bezahlt macht<br />

Die letzten Jahre haben gezeigt, wie anfällig<br />

Lieferketten gegenüber verschiedenen äußeren<br />

Einflüssen sind. Nachhaltiges Wirtschaften<br />

kann <strong>die</strong> Resilienz gegen disruptive Ereignisse<br />

stärken und strategische Vorteile<br />

bringen. Als Partner internationaler Pharmaund<br />

Biotech-Unternehmen ist Nachhaltigkeit<br />

auch ein integraler Bestandteil der Unternehmensstrategie<br />

von Vetter Pharma. Dabei<br />

gehen wir über <strong>die</strong> gesetzlich vorgegebenen<br />

Maßnahmen hinaus. Diese Zuverlässigkeit<br />

sind wir den Menschen schuldig, deren<br />

Lebensqualität zum Teil direkt von unserer<br />

Lieferfähigkeit und Termintreue abhängt. So<br />

haben wir bei Vetter Pharma bereits vor über<br />

zehn Jahren damit begonnen, ein Umwelt-,<br />

Energie- und Arbeitsschutzmanagementsystem<br />

aufzubauen. Seit 2021 arbeiten alle<br />

Standorte durch Maßnahmen <strong>für</strong> mehr Energieeffizienz,<br />

technologische Anpassungen<br />

und Kompensationen CO 2 -neutral. Mit dem<br />

Sprung zum Gold-Status des EcoVadis-Rankings<br />

sind wir auf dem nächsten Level der<br />

Nachhaltigkeitsbestrebungen angekommen.<br />

Doch wie erreicht man solch einen Top-Standard?<br />

Ein wichtiger Meilenstein auf <strong>die</strong>sem<br />

Weg ist <strong>die</strong> Veröffentlichung eines Nachhaltigkeitsberichts.<br />

Bei unserem ersten Reporting<br />

2022 orientierten wir uns an den Vor -<br />

gaben des Deutschen Nachhaltigkeitskodex<br />

(DNK) sowie den international anerkannten<br />

Standards <strong>für</strong> Nachhaltigkeitsberichterstattung<br />

(Sustainability Report Standards, SRS)<br />

der Global Reporting Initiative (GRI). Ein<br />

weiterer Grundbaustein ist der Aufbau eines<br />

eigenständigen Nachhaltigkeitsmanagements,<br />

das alle relevanten Aktivitäten begleitet,<br />

dokumentiert und weitere Handlungsfelder<br />

und Potenziale identifiziert und vorantreibt.<br />

Nicht zu vernachlässigen: Ohne <strong>die</strong><br />

aktive Unterstützung der Geschäftsführung<br />

und der Inhaberfamilie bleibt jede noch so<br />

gut formulierte Nachhaltigkeitsstrategie<br />

Theorie. Ein Problem mit dem alle produzierenden<br />

Unternehmen zu kämpfen haben,<br />

sind teils sehr energieintensive Produktionsprozesse.<br />

In der pharmazeutischen Industrie<br />

sind das beispielsweise Trocknen oder Sterilisieren.<br />

Da <strong>die</strong> Prozesse selbst meist nicht<br />

verändert werden können, ist genau das einer<br />

der neuralgischen Punkte der Nachhaltigkeitsbilanz.<br />

Der Weg zu einem niedrigeren<br />

Energieverbrauch und damit zur Klimaneutralität<br />

kann in <strong>die</strong>sem Fall über <strong>die</strong> Prozesse,<br />

<strong>die</strong> außerhalb der pharmazeutischen Pro -<br />

duktion stattfinden oder daran angrenzen<br />

sowie über <strong>die</strong> technische Infrastruktur führen.<br />

Hier haben wir seit Jahren erhebliche<br />

Summen in <strong>die</strong> Optimierung investiert. So<br />

sparen wir zum Beispiel mit einer Water-for-<br />

Injection-Rückführungsanlage jährlich<br />

47 196 kWh Strom, 13 452 kWh Gas und<br />

1562,5 m 3 Wasser ein. Auch der Austausch<br />

von Wechselstrom- gegen Gleichstrom-<br />

Elektromotoren in Lüftungsanlagen kann<br />

Energie einsparen. In unserem Fall sind das<br />

pro Motor 1720 kWh im Jahr. Bei Kältetechnik<br />

und Druckluftanlagen sollte man ebenfalls<br />

auf Lösungen wechseln, <strong>die</strong> dem höchsten<br />

technologischen Standard entsprechen.<br />

Und mit dem Ausbau von Photovoltaikanlagen<br />

auf Dächern und an Fassaden sowie dem<br />

Einsatz von Geothermie und (Biogas-)Blockheizkraftwerken<br />

an den Standorten lässt sich<br />

der Energiebedarf zumindest teilweise durch<br />

selbst erzeugte, erneuerbare Energien decken.<br />

Bei zugekauftem Strom kann man<br />

ebenfalls auf Ökostrom setzen. Mit mehr als<br />

120 solcher Effizienzmaßnahmen haben wir<br />

schließlich <strong>die</strong> 90 Punkte in der Kategorie<br />

Umwelt im EcoVadis-Ranking erreicht.<br />

26 <strong>phpro</strong> 01-2023


<strong>phpro</strong><br />

SO ERREICHEN SIE DIE REDAKTION<br />

LUKAS LEHMANN<br />

Redakteur, V.i.S.d.P.<br />

Tel. 0711 7594-290<br />

lukas.lehmann@konradin.de<br />

CLAUDIA BÄR<br />

Redakteurin<br />

Tel. 0711 7594-287<br />

claudia.baer@konradin.de<br />

DANIELA HELD<br />

Redakteurin<br />

Tel. 0711 7594-284<br />

daniela.held@konradin.de<br />

DR. BERND RADEMACHER<br />

Redakteur<br />

Tel. 0711 7594-263<br />

bernd.rademacher@konradin.de<br />

BARBARA DIVIGGIANO<br />

Redaktionsassistentin<br />

Tel. 0711 7594-415<br />

barbara.diviggiano@konradin.de<br />

<strong>phpro</strong><br />

INSERENTENVERZEICHNIS<br />

Domino Deutschland GmbH,<br />

Mainz-Kastel 14<br />

L & R Kältetechnik GmbH & Co. KG,<br />

Sundern 13<br />

Messe Düsseldorf GmbH, Düsseldorf 7<br />

OPTIMA packaging group GmbH, Schwäbisch<br />

Hall 11<br />

Spetec GmbH, Erding 3<br />

Stäubli Tec-Systems GmbH Robotics,<br />

Bayreuth 15<br />

Watson <strong>–</strong> Marlow GmbH,<br />

Rommerskirchen 17<br />

PHARMA PRODUKTION<br />

VERPACKUNG MANAGEMENT<br />

ISSN 2191<strong>–</strong>1177<br />

Herausgeberin<br />

Katja Kohlhammer<br />

Verlag<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen,<br />

Germany<br />

Geschäftsführer / Verlagsleiter<br />

Peter Dilger<br />

Redakteur V.i.S.d.P.<br />

Lukas Lehmann (le),<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Phone +49 711 7594-29<br />

Redaktion<br />

Claudia Bär(cb),<br />

Phone +49 711 7594-287<br />

Dipl.-Ing. Daniela Held (dh),<br />

Phone +49 711 7594-284<br />

Dr. Bernd Rademacher (br),<br />

Phone +49 711 7594-263<br />

Redaktionsassistenz<br />

Barbara Diviggiano,<br />

Phone +49 711 7594-415, Fax -1415<br />

E-Mail: barbara.diviggiano@konradin.de<br />

Layout<br />

Jennifer Martins, Phone +49 711 7594-262<br />

Ana Turina, Phone +49 711 7594-273<br />

Gesamtanzeigenleiter<br />

(Verantwortlich <strong>für</strong> den Anzeigenteil):<br />

Andreas Hugel, Phone +49 711 7594-472<br />

E-Mail: cav.anzeigen@konradin.de<br />

Auftragsmanagement<br />

Andrea Haab, Phone +49 711 7594-320<br />

E-Mail: andrea.haab@konradin.de<br />

Leserservice<br />

Phone +49 711 7252-209<br />

E-Mail: konradinversand@zenit-presse.de<br />

© 2023 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer<br />

<strong>phpro</strong> 01-2023 27

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!