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Quality Engineering 02.2024

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Ausgabe 02 | 2024<br />

www.qe-online.de<br />

Interview<br />

Normen<br />

Kommunikation von Klimazielen<br />

wird mit ISO 14068-1 transparent<br />

» Seite 6<br />

Roundtable<br />

Software treibt Innovationen in<br />

der Messtechnik voran<br />

» Seite 20<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Bosch forciert die Entwicklung<br />

in der Qualitätssicherung<br />

» Seite 26<br />

Messechefin Bettina<br />

Schall zu den<br />

Trends auf der<br />

Control<br />

» Seite 38<br />

TITELSTORY<br />

100-Prozent-<br />

Messungen mit<br />

Automation<br />

» Seite 40<br />

Qualität in der Fertigung


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2 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


» EDITORIAL<br />

Das neue Gesicht<br />

der Control<br />

Kein Business as usual: Die Control wird in diesem Jahr ein anderes Gesicht<br />

haben. Die Messe wird statt vier nur noch zwei Messehallen, nämlich die<br />

Hallen 8 und 10, belegen. Die Zahl der Aussteller ist nämlich gesunken;<br />

waren es im vergangenen Jahr noch 589 Unternehmen und Institutionen,<br />

werden es 2024 rund 480 sein. So zumindest der Stand zum Redaktionsschluss<br />

dieser Ausgabe am 19. März. Insbesondere die Riege der großen<br />

Messtechnikhersteller – Hexagon, Mitutoyo, Renishaw, Wenzel und Zeiss,<br />

um nur einige Namen zu nennen – wird dieses Jahr nicht auf der Control<br />

vertreten sein. Sie haben im Ausstellerbeirat für einen Zwei-Jahres-Turnus<br />

der Messe plädiert und setzen diesen nun jeder für sich individuell um.<br />

Das heißt, im kommenden Jahr wollen sie wieder mit an Bord sein.<br />

In diesem Jahr aber hat die Control definitiv einige Zugpferde verloren.<br />

Ob dies für die Aussteller, die der Control auch 2024 die Treue halten, von<br />

Nachteil sein wird, kann man erst nach der Messe beurteilen; etwa anhand<br />

der Besucherzahlen und der Lead-Auswertungen auf den einzelnen Ständen.<br />

Klar ist aber, dass etwa mit Werth Messtechnik, OGP, Ametek Creaform<br />

oder Jenoptik auch in diesem Jahr branchenführende Unternehmen auf der<br />

Control vertreten sein werden. Und dabei können Sie sicher sein, dass<br />

diese eine ganze Reihe von Neuentwicklungen im Gepäck haben werden.<br />

Einige davon stellen wir in unserem Special zur Control ab Seite 33 sowie<br />

in unserem Branchenticker ab Seite 54 vor. Im Special präsentieren wir<br />

auch die Trends, die auf der Control im Fokus stehen werden. Digitalisierung,<br />

KI und Automatisierung treiben die Messtechnik an. Und auf der<br />

Control können sich die Besucher über die dazu passenden Technologien<br />

informieren. Es lohnt sich also auf alle Fälle, sich auf den Weg nach Stuttgart<br />

zu machen.<br />

Festoptik<br />

6 Megapixel<br />

Digitaler<br />

Zoom<br />

Sabine Koll, Redaktion<br />

qe.redaktion@konradin.de<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 3


» INHALT 02 | 2024 42. JAHRGANG<br />

IM FOKUS<br />

Roundtable zu<br />

Software in der<br />

Messtechnik<br />

Für innovative<br />

Messtechniklösungen<br />

kommt es auf die<br />

» Seite 20<br />

richtige Kombination von<br />

Hardware und Software an<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

MANAGEMENT<br />

Normierung<br />

ISO 14068-1 macht Kommunikation von<br />

Klimazielen transparent 06<br />

Eine Redaktion – zwei Meinungen<br />

Auf kleinem oder großem Fuß:<br />

Wie halten wir es privat mit dem Klima? 09<br />

Marktanalyse<br />

3D-Kameras treiben das Geschäft<br />

mit Bildverarbeitungssystemen voran 10<br />

Alles was Recht ist<br />

Produkthaftung:<br />

Wann zahlt der Versicherer? 13<br />

Predictive <strong>Quality</strong><br />

Software ermöglicht Qualitäts-Prognosen<br />

für den Shopfloor 14<br />

Qualitätsmanagement<br />

Integrierte Software erweitert QM-Möglichkeiten<br />

bei Magnethersteller 16<br />

Personal & Karriere<br />

Manager auf Jobsuche: Robuster Arbeitsmarkt –<br />

aber nicht für Führungskräfte 19<br />

IM FOKUS: VERNETZTE FERTIGUNG<br />

Digitalisierung<br />

Roundtable der <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> zeigt: Das<br />

Zusammenspiel von Software und Hardware entscheidet 20<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Generative KI beschleunigt Entwicklung optischer<br />

Inspektionslösungen bei Bosch 26<br />

KI in der Fahrzeug-Montage<br />

Lernendes Wartungssystem erkennt frühzeitig<br />

mögliche Störungen 30<br />

CONTROL<br />

Umfrage<br />

Digitalisierung, Automatisierung und KI sind<br />

die großen Trends auf der Control 34<br />

Interview<br />

Messechefin Bettina Schall spricht über<br />

Highlights und Zukunft der Control 38<br />

Medizintechnik<br />

Automatisierte 100-Prozent-Prüfung<br />

von Knochenimplantaten 40<br />

Smartes Qualitätsmanagement<br />

Moderne Dokumentenmanagementsysteme<br />

schaffen die Grundlage für den Einsatz von KI 44<br />

Inline-Messtechnik<br />

Clevere Kombination von Schleifen und Messen<br />

macht Rotoren-Fertigung schneller und genauer 46<br />

Bildverarbeitung<br />

Fraunhofer Vision zeigt neueste Entwicklungen<br />

für die berührungslose Qualitätsprüfung 48<br />

TECHNIK<br />

Qualitätskontrolle<br />

Bildverarbeitung im Einsatz bei der Prüfung<br />

von Steckverbindern für Kameras 52<br />

News und Produkte 54<br />

QUALITY WORLD<br />

Sensorik<br />

Sensorbox des Fraunhofer IFAM und mobile Messstäbe<br />

steigern Wirtschaftlichkeit im Obstanbau 58<br />

Firmenindex 59<br />

Impressum 59<br />

4 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Bild: Miele<br />

Predictive <strong>Quality</strong>: Bei Miele werden Daten aus der Fertigungslinie<br />

für eine Umwälzpumpe analysiert.<br />

» Seite 14<br />

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Bild: Schall<br />

Branchenumfrage: Digitalisierung, KI und optische Messverfahren<br />

sind heiße Trends auf der Control.<br />

» Seite 34<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 5<br />

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» MANAGEMENT<br />

ISO 14068-1 macht Kommunikation von Klimazielen transparenter<br />

Neue Norm soll Greenwashing<br />

eindämmen<br />

Die Zahl der Unternehmen, die sich oder ihre Produkte klimaneutral nennen,<br />

wächst stetig – und damit auch die Sensibilität für „Grünfärberei“. Vor diesem<br />

Hintergrund hat die Internationale Organisation für Normung (ISO) Ende 2023<br />

eine neue Norm zu „Carbon Neutrality“ veröffentlicht. Die ISO 14068-1 richtet<br />

sich an Akteure, die Treibhausgasneutralität für eine Organisation oder ein<br />

Produkt erreichen und sich dies zertifizieren lassen wollen.<br />

» Dr. Frank-Michael Kieß<br />

Begriffe wie Klimaneutralität, Net Zero und Carbon<br />

Neutrality sind in aller Munde und werden in<br />

verschiedenen Formen öffentlich vermittelt – den sogenannten<br />

Claims. Dabei zeichnet der Status Quo ein<br />

eher unübersichtliches Bild. „Wir sehen eine Vielzahl<br />

an undurchsichtigen und zum Teil zweifelhaften Möglichkeiten,<br />

Umweltaussagen geprüft zu kommunizieren“,<br />

sagt Florian Himmelstein vom Berliner Zertifizierungsinstitut<br />

Gutcert. Das kratze an der Glaubwürdigkeit<br />

und ziehe viele, oft auch gerechtfertigte Klagen<br />

nach sich. „Die Angst vor Reputationsverlust steigt.“<br />

Die Green Claims Directive, die die EU aktuell auf<br />

den Weg bringt, wirft ein Schlaglicht darauf, was auf<br />

die Unternehmen – und damit auch auf die Qualitätsmanager<br />

– künftig zukommen wird. Danach<br />

müssen nicht erreichte Klimaziele kommuniziert<br />

werden. Die Richtlinie sieht die Überprüfung der Angaben<br />

durch unabhängige und akkreditierte Prüfstellen<br />

vor – bei Nichteinhaltung drohen Strafen von<br />

mindestens 4 % des Jahresumsatzes. Und sie betrifft<br />

fast alle, denn nur Kleinunternehmen mit bis zu zehn<br />

Mitarbeitern, bzw. einem Jahresumsatz von höchstens<br />

2 Millionen Euro, sind ausgenommen.<br />

CO 2 -Neutralität ist nicht nur ein gesellschaftliches, sondern<br />

zunehmend auch eine unternehmerisches Ziel. Für transparente<br />

Kommunikation braucht es jedoch verlässliche Normen.<br />

Bild: narawit/stock.adobe.com<br />

EU-Richtlinie: Unternehmen<br />

sollten sich vorbereiten<br />

Noch ist Zeit, sich vorzubereiten: Die Beschlussfassung<br />

ist frühestens im Sommer zu erwarten, bevor<br />

die Richtlinie dann innerhalb von zwei Jahren in nationales<br />

Recht umgesetzt werden muss. Die Experten<br />

von Gutcert raten, jetzt schon die Transparenz in der<br />

Kommunikation von Klimazielen zu prüfen und zu<br />

fördern, auf Basis von internationalen Standards zu<br />

arbeiten, Umweltzielsetzungen realistisch zu definieren<br />

und diese immer mit konkreten Maßnahmen zu<br />

hinterlegen. So könne man sich auf kommende komplexere<br />

Anforderungen vorbereiten und „am Ball“<br />

bleiben.<br />

Mit der Ende vergangenen Jahres veröffentlichten<br />

„ISO 14068-1 – Transition to Net Zero – Part 1: Carbon<br />

Neutrality“ hat die ISO jetzt eine grundlegende<br />

Norm geschaffen, die einheitliche Anforderungen an<br />

die Ermittlung von Treibhausgasen, an Reduktionsverpflichtungen<br />

und Zielsetzungen, Kompensation<br />

und vor allem an die öffentliche Kommunikation des<br />

Claims stellt.<br />

6 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Quelle: ISO 2023, UBA<br />

Schritte zur THG-Neutralität nach ISO 14068-1<br />

Grundgedanke der neuen Norm ist die Unterscheidung<br />

zwischen nicht vermiedenen Emissionen (unabated<br />

emissions), die zum aktuellen Stand noch nicht<br />

reduziert worden sind, und restlichen Emissionen (residual<br />

emissions), die aus technischen und wirtschaftlichen<br />

Gründen nicht reduziert werden können.<br />

Damit werden auch zwei Zustände definiert: Ein<br />

Übergangszustand, in dem es noch unvermiedene<br />

Emissionen gibt, und ein Endzustand, in dem nur<br />

noch die unvermeidbaren Emissionen übrig bleiben.<br />

Bei der Norm handelt es sich nicht um eine klassische<br />

Managementsystem-Norm wie etwa die ISO<br />

9001 oder ISO 50001. Jedoch sind in ihrer Struktur<br />

starke Managementsystem-Ansätze enthalten. Zum<br />

Beispiel werden eine Verpflichtung der obersten Leitung<br />

zur „Carbon Neutrality“ sowie Verbesserungszyklen<br />

mit Überwachung und regelmäßiger Neubewertung<br />

im Sinne eines PDCA-Zyklus gefordert.<br />

Im Unterschied zu anderen Standards stellt ISO<br />

14068-1 keine harten Anforderungen an die Zielsetzung<br />

und die Reduktionsambitionen. Vielmehr wird<br />

auf eine Orientierung am wissenschaftlichen Konsens<br />

verwiesen und der Schwerpunkt liegt auf umfassender<br />

Dokumentation und Transparenz.<br />

Will ein Unternehmen seine Umweltziele nach ISO<br />

14068-1 kommunizieren, so geht das in mehreren<br />

Schritten:<br />

• Am Anfang steht die Verpflichtung zur Carbon<br />

Neutrality durch die oberste Leitung, vergleichbar<br />

mit den Anforderungen bei Managementsystemen.<br />

Notwendige Ressourcen müssen bereitgestellt,<br />

Verantwortlichkeiten zugeteilt und die betrachtete<br />

Einheit benannt werden.<br />

• Im nächsten Schritt gilt es, die THG-Emissionen<br />

und -senkungen zu ermitteln. Die Kalkulation des<br />

# LOHNMESSTECHNIK MIT 23 MESSGERÄTEN<br />

# AUFTRAGSPROGRAMMIERUNG<br />

# SCHULUNGEN (AUKOM / FORM & LAGE)<br />

# FLÄCHENRÜCKFÜHRUNGEN<br />

# FEHLER- & SCHADENSANALYSEN<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 7


» MANAGEMENT<br />

Quelle: ISO 2023, UBA<br />

Ansatz der THG-Neutralität nach ISO 14068-1<br />

CO 2 -Fußabdrucks muss gemäß den ISO-Standards<br />

erfolgen. Standards des Greenhouse Gas Protocol<br />

(GHP) können ebenfalls verwendet werden, sofern<br />

die ISO-Kriterien auch erfüllt werden.<br />

• Darauf folgt die Erstellung des Carbon Neutrality<br />

Management Plan. Darin müssen die kurz- und<br />

langfristigen Ziele benannt werden. Außerdem<br />

muss festgelegt werden, wann nur noch restliche<br />

Emissionen verursacht werden. Die Art der Maßnahmen<br />

ist anzugeben und darüber hinaus, auf<br />

welchen Annahmen, Begründungen und technischen<br />

Hintergründen diese basieren. Zur Kompensation<br />

unverminderter und restlicher Emissionen<br />

gelten klassische Kernanforderungen mit Blick auf<br />

Artikel 6 des Pariser Abkommens.<br />

• Schließlich wird der Carbon Neutrality Report als<br />

öffentliches Dokument kommuniziert, das die<br />

wichtigsten Kerninformationen und Begründungen<br />

enthält. Der Status bezüglich unvermiedener<br />

und restlicher Emissionen muss mitgeteilt werden.<br />

Voraussetzung für die Erstellung ist die Verifizierung<br />

nach ISO 14063. Und: Es müssen bereits Reduktionen<br />

erfolgt sein.<br />

„Unterm Strich ist ein Transformationspfad mit tatsächlichen<br />

Reduktionsplänen gefordert“, so Himmelstein.<br />

So sollen verbindliche Vorgaben an eine einheitliche<br />

THG-Bilanzierung und -Kommunikation geschaffen<br />

werden. Da die Norm keine verbindliche Regelung<br />

zur kontinuierlichen Überwachung der Umsetzung<br />

enthalte, sei umfassende Transparenz dabei<br />

das A und O.<br />

Internationaler Standard mit<br />

Schwächen<br />

Derweil hat auch das Umweltbundesamt (UBA) einen<br />

ersten Blick auf die neue Norm geworfen und sie aus<br />

klimapolitischer Sicht bewertet. In einem Informationsblatt<br />

würdigt das UBA, dass sie durchaus zu einem<br />

besseren Verständnis treibhausgasneutraler Organisationen<br />

und Produkten beitragen könne. Es<br />

weist aber auch auf die erheblichen Schwächen hin,<br />

da die Norm Aussagen zur Treibhausgasneutralität<br />

auch bei hohen fossilen CO 2 -Emissionen, mangelnder<br />

Umweltintegrität von Treibhausgasentnahmen sowie<br />

unvollständigem Ausschluss von Doppelzählungen<br />

zulasse. Unternehmen, die glaubwürdig mit Treibhausgasneutralität<br />

werben wollen, sollten nach Ansicht<br />

der Autoren daher mehr tun, als die Anforderungen<br />

der ISO 14068-1 zu erfüllen. Vielmehr müssen<br />

sie ihre Treibhausgasemissionen konsequent im<br />

Einklang mit den internationalen Klimazielen verringern<br />

und aktiv negative Auswirkungen von Treibhausgasentnahmen<br />

verhindern.<br />

Gerichte, die über Abmahnungen und Klagen von<br />

Treibhausgas-Neutralitätsaussagen zu entscheiden<br />

haben, sollten ihr Urteil nicht nur darauf stützen, ob<br />

die Anforderungen der ISO 14068–1 erfüllt werden,<br />

so das UBA. Die EU und Deutschland sollten rechtliche<br />

Regelungen verabschieden, um missverständliche<br />

Aussagen zur Treibhausgasneutralität zu verbieten.<br />

Die kommende EU-Richtlinie zur Stärkung der<br />

Verbraucher (Empowering Consumers Directive) und<br />

die geplante EU-Richtlinie zu expliziten Umweltaussagen<br />

(Green Claims Directive) schaffen laut UBA<br />

hierzu den rechtlichen Rahmen. Schließlich sollte<br />

auch die ISO schnellstmöglich die Norm zur Treibhausgasneutralität<br />

überarbeiten und deren Schwächen<br />

beseitigen.<br />

Webhinweis<br />

Das Informationsblatt des Umweltbundesamts<br />

zur ISO 14068-1 finden<br />

Sie zum Download unter:<br />

https://hier.pro/ggsS4<br />

8 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Bild: VectorMine/stock.adobe.com<br />

Im Alltag gibt es viele Punkte, an denen man ansetzen kann, um den Klimaschutz voranzubringen.<br />

Eine Redaktion – zwei Meinungen<br />

Auf kleinem oder großem Fuß<br />

Die neue ISO 14068-1 soll bei Unternehmen die Kommunikation von<br />

Klimazielen transparenter machen. Doch wie sieht das Verhältnis zum Thema<br />

CO 2 -Fußabdruck im eigenen Privatleben aus? Die Redaktion von<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> hat dazu unterschiedliche Meinungen.<br />

Bild: Studioline Photography<br />

Sabine Koll, Redaktion<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong>,<br />

sieht CO 2 -Reduzierung<br />

als Wettkampf.<br />

Seit vergangenem Sommer<br />

polieren wir unsere<br />

CO 2 -Bilanz mit einem Balkonkraftwerk<br />

auf. Im zweiten<br />

Stock auf einem Vordach angebracht,<br />

senkt es nicht nur<br />

unseren CO 2 -Ausstoß, sondern<br />

auch unsere Stromkosten<br />

deutlich. Mit einem Nachbarn,<br />

der die gleiche Anlage kurz<br />

vorher installiert hat, liefern<br />

wir uns seitdem ein Kopf-an-<br />

Kopf-Rennen um die höchste<br />

Ausbeute im Monat. An guten, sprich sonnigen Tagen,<br />

tauschen wir sogar täglich die Werte aus. Einen<br />

solchen Battle kann man dank CO 2 -Rechnern auch<br />

auf andere Bereiche des Lebens übertragen, die Einfluss<br />

auf den ökologischen Fußabdruck haben. Eine<br />

Familie im Bekanntenkreis etwa optimiert sich seit<br />

geraumer Zeit selbst, indem sie bei jedem Ausflug<br />

und bei jedem geplanten Kauf genau berechnet, was<br />

die ökologisch sinnvollste Variante ist. Als Familiensport<br />

sozusagen. Neue Kleidung wird seitdem nicht<br />

mehr gekauft und der Akkuschrauber gemietet. So<br />

viel Sport, gebe ich zu, ist mir zu viel.<br />

Was kann man tun, um<br />

seinen eigenen CO 2 -<br />

Footprint zu reduzieren? Zum<br />

Beispiel weniger Fleisch essen<br />

oder seltener Auto fahren. Ein<br />

weiterer Ansatzpunkt ist das<br />

Fliegen. Der Begriff Flugscham<br />

ist zurzeit absolut im Trend. Markus Strehlitz,<br />

Und er hat seine Berechtigung.<br />

Die Strecke etwa von <strong>Engineering</strong>, fliegt<br />

Redaktion <strong>Quality</strong><br />

Frankfurt nach Berlin durch gerne – aber in Maßen.<br />

die Luft zurückzulegen, ist natürlich<br />

vollkommen unsinnig.<br />

Und mancher Trip ist dank Webkonferenz-Tools<br />

überhaupt nicht nötig. Aber wie immer im Leben<br />

sollte man das Thema differenziert betrachten. Meine<br />

Familie und ich reisen sehr gerne. Es macht das<br />

Leben nicht nur interessanter, sondern erweitert<br />

auch den Horizont – vorausgesetzt man macht nicht<br />

nur Club-Urlaub. Weltoffenheit ist ein wichtiges Gut<br />

in einer Gesellschaft, gerade in Zeiten wie diesen.<br />

Und nicht jede Reise lässt sich mit einem anderen<br />

Verkehrsmittel als dem Flugzeug bewältigen. Daher<br />

werde ich auch weiterhin in den Flieger steigen, aber<br />

darauf achten, dass dies nicht zu häufig geschieht.<br />

Bild: Tom Oettle<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 9


» MANAGEMENT<br />

Marktanalyse<br />

3D-Kameras zünden den Turbo<br />

in der Bildverarbeitung<br />

3D-Kameras werden in den kommenden fünf Jahren den weltweiten<br />

Bildverarbeitungsmarkt antreiben. Bei Anwendungen in der Qualitäts -<br />

sicherung sind sie Standard. Neue Anwendungen finden sich vor allem<br />

im Bereich mobiler Roboter und in der Roboterkommissionierung.<br />

Stereokameras sind auf dem Vormarsch: Die 3D-Stereokamera BVS 3D-RV1 von Matrix Vision zum<br />

Beispiel eignet sich für den anspruchsvollen Griff in die Kiste in der industriellen Automation und<br />

Logistik. Ein integrierter Musterprojektor optimiert die Erfassung schwieriger Teile oder Szenen mit<br />

geringer visueller Textur.<br />

Bild: Interact Analysis<br />

Jonathan Sparkes<br />

Research Analyst<br />

Interact Analysis<br />

www.interactanalysis.com<br />

Bild: Matrix Vision<br />

3D-Kameras werden bis 2028 den<br />

weltweiten Bildverarbeitungsmarkt<br />

antreiben. Die durchschnittliche jährliche<br />

Wachstumsrate (CAGR) wird nach Prognosen<br />

von Interact Analysis bei 13 % liegen<br />

und damit deutlich höher sein als die<br />

CAGR von 6 %, die für den globalen Bildverarbeitungsmarkt<br />

insgesamt erwartet<br />

wird. Demnach wird der Umsatz mit<br />

3D-Kameras von 767 Mio. US-Dollar im<br />

Jahr 2022 auf fast 1,6 Mrd. US-Dollar im<br />

Jahr 2028 steigen. Je nach Produkttyp<br />

wird das Wachstum allerdings unterschiedlich<br />

ausfallen.<br />

3D-Kameras können prinzipiell in vier<br />

Produkttypen unterteilt werden, die jeweils<br />

wichtige Funktionen und Vorteile<br />

für unterschiedliche Anwendungen aufweisen:<br />

3D-Kameras mit strukturiertem<br />

Licht, Stereokameras, Time-of-Flight-<br />

3D-Kameras und Lasertriangulation-<br />

3D-Kameras.<br />

Bei 3D-Kameras mit strukturiertem<br />

Licht wird ein bekanntes Muster oder eine<br />

bekannte Lichtsequenz auf eine Oberfläche<br />

projiziert und die Verformung oder<br />

Verzerrung dieses Musters analysiert,<br />

wenn es mit einem Objekt interagiert. Die<br />

Kamera beobachtet, wie das strukturierte<br />

Licht deformiert wird und kann aus diesen<br />

Informationen die Tiefe und Form von Objekten<br />

in der Szene berechnen. Diese Kameras<br />

kommen vor allem dann zum Einsatz,<br />

wenn präzise Messungen und Bilderfassung<br />

erforderlich sind. Außerdem<br />

werden sie derzeit in Bin-Picking-Anwendungen<br />

eingesetzt. 3D-Kameras mit<br />

strukturiertem Licht sind oft teurer als<br />

andere 3D-Kameratypen. Ein Beispiel für<br />

diese Kamera wäre die Zivid 2 des norwegischen<br />

Anbieters Zivid.<br />

Stereokameras sind bildgebende Geräte,<br />

die mit zwei Kameras ausgestattet<br />

sind, die die Tiefe durch binokulare Disparität<br />

wahrnehmen. Diese Kameras erfassen<br />

ein Paar leicht versetzter Bilder derselben<br />

Szene. Die Disparität zwischen<br />

entsprechenden Punkten in den Bildern<br />

wird dann verwendet, um Tiefeninformationen<br />

für Objekte in der Szene zu berechnen.<br />

Diese Kameras werden am häufigsten<br />

in der Robotik eingesetzt und sind<br />

besonders nützlich für das autonome<br />

Fahren, was ein erhebliches Wachstums-<br />

10 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


potenzial bietet. Die Stereo Cameras von<br />

Basler gehören in diese Kategorie.<br />

Time-of-Flight-3D-Kameras hingegen<br />

sind bildgebende Geräte, die die Entfernung<br />

zu Objekten in einer Szene bestimmen.<br />

Dafür messen sie die Zeit, die das<br />

Licht benötigt, um von der Kamera zum<br />

Objekt und zurück zu gelangen. Diese Kameras<br />

werden am häufigsten verwendet,<br />

wenn eine Bildaufnahme mit hoher Geschwindigkeit,<br />

aber geringerer Qualität<br />

erforderlich ist. Time-of-Flight-3D-Kameras<br />

sind auch eine kostengünstigere Op -<br />

tion für mobile Roboter und ermöglichen<br />

es ihnen, Hindernissen auszuweichen und<br />

andere Roboter zu umgehen. Ein Beispiel<br />

für diese Kategorie ist die Helios 2 von<br />

Lucid Vision Labs.<br />

Der Umsatz mit 3D-Kameras soll von 767 Mio. US-Dollar im Jahr 2022 auf fast 1,6 Mrd. US-Dollar im<br />

Jahr 2028 steigen.<br />

Bild: Interact Analysis<br />

Lasertriangulation bietet<br />

hohe Genauigkeit<br />

Lasertriangulation-3D-Kameras schließlich<br />

nutzen das Prinzip der Lasertriangulation,<br />

um Entfernungen zu messen und<br />

dreidimensionale Darstellungen von Objekten<br />

oder Szenen zu erstellen. Diese Kameras<br />

verwenden Laser, um eine Laserlinie<br />

oder ein Lasermuster auf die Zieloberfläche<br />

zu projizieren, und eine Kamera<br />

beobachtet die Verformung oder Verschiebung<br />

dieser Linie/dieses Musters bei<br />

der Interaktion mit dem Objekt. Die erfassten<br />

Informationen werden dann verarbeitet,<br />

um die Tiefe oder dreidimensionale<br />

Struktur des Objekts zu bestimmen.<br />

Diese Kameras bieten eine hohe Genauigkeit<br />

und Auflösung und werden daher<br />

eher zur Qualitätsprüfung eingesetzt,<br />

können aber auch zur Führung mobiler<br />

Roboter verwendet werden. Ein Beispiel<br />

sind die Chroma-Scan-Kameras von LMI.<br />

Interact Analysis prognostiziert, dass es<br />

auf dem Markt für 3D-Kameras in den<br />

nächsten Jahren Verschiebungen geben<br />

wird. Der Trend geht insbesondere in<br />

Richtung Stereokameras und Time-of-<br />

Flight-Kameras. Stereokameras werden<br />

demnach zwischen 2023 und 2028 eine<br />

CAGR von 19 % erzielen; der prognostizierte<br />

CAGR für Time-of-Flight-Kameras<br />

liegt bei 17 %. Beide Kategorien werden<br />

somit stärker zulegen als der Gesamtmarkt<br />

für 3D-Kameras. Dass beide Produktkategorien<br />

Marktanteile hinzugewinnen<br />

werden, ist auch insofern beachtlich,<br />

als sie deutlich günstiger sind als die beiden<br />

anderen Produkttypen.<br />

Zu den Schlüsselfaktoren für ein hohes<br />

Wachstum bei 3D-Kameras, insbesondere<br />

auf längere Sicht, gehören die erwarteten<br />

Preisrückgänge bei allen 3D-Kameratypen.<br />

Dadurch können Kunden ihre Systeme<br />

mit 3D-Kameras aufrüsten und langsamere,<br />

weniger genaue 2D-Systeme ersetzen.<br />

Insbesondere bei Robotern wird<br />

ein starkes Wachstum prognostiziert: Eine<br />

einzige 3D-Kamera kann die gleichen<br />

Aufgaben wie mehrere 2D-Kameras übernehmen,<br />

wodurch Roboter immer schneller<br />

und kompakter werden.<br />

Darüber hinaus wächst der Markt für<br />

3D-Kameras weiter und jedes Jahr kommen<br />

viele neue Anbieter auf den Markt.<br />

Dies ermöglicht einen Preiswettbewerb<br />

und senkt die Preise, sodass mehr Kunden<br />

3D-Vision-Systeme einsetzen können.<br />

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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 11


» MANAGEMENT<br />

Bild: Interact Analysis<br />

Time-of-Flight-Kameras und Stereo-Vision-Kameras werden in den kommenden Jahren Marktanteile gewinnen.<br />

Besonders aggressiv sind die Preise in<br />

China, wo Anbieter Produkte zu günstigeren<br />

Preisen verkaufen, um Marktanteile<br />

von etablierten westlichen Unternehmen<br />

zu gewinnen, was das Wachstum auf längere<br />

Sicht ankurbelt.<br />

Besonders hoch ist das Marktwachstum<br />

bei Anwendungen wie autonomem Fah-<br />

ren und Bin Picking. Diese beiden Bildverarbeitungsanwendungen<br />

weisen der<br />

Prognose von Interact Analysis die größte<br />

CAGR auf. Und beide Anwendungen profitieren<br />

wirklich von der Implementierung<br />

von 3D-Kameras. Autonomes Fahren, insbesondere<br />

für mobile Roboter, ist ein sehr<br />

großes Wachstumsfeld. Der Markt für<br />

Markt für Machine Vision 2023 im Minus<br />

Während die globalen Automatisierungsmärkte 2023 gewachsen<br />

sind, war 2023 ein herausforderndes Jahr für Anbieter von Bildverarbeitungssystemen:<br />

Der Gesamtumsatz ging von 6,5 auf 6,3 Mrd. US-<br />

Dollar zurück, so Interact Analysis. Das britische Marktforschungs -<br />

unternehmen rechnet aber für das laufende Jahr wieder mit einem<br />

Wachstum; es soll 1,4 % betragen.<br />

Zwischen 2022 und 2028, so die Prognose, wird der Bildverarbeitungsmarkt<br />

um rund 6 % pro Jahr wachsen. Dabei wird der Umsatz im<br />

Prognosezeitraum von 6,5 auf 9,3 Mrd. US-Dollar steigen. Die Region<br />

Asien-Pazifik (APAC) wird ein großer Treiber dieses Wachstums sein.<br />

APAC ist mit einem Anteil von 35 % heute schon der größte Markt für<br />

Bildverarbeitungsprodukte, gefolgt von EMEA (28 %), Amerika (22 %)<br />

und Japan (15 %).<br />

Betrachtet man den Markt für Machine Vision nach Anwendungen,<br />

dominiert die Inspektion: Dieses Segment hat im Jahr 2022 über 40 %<br />

der Anwendungsfälle ausgemacht. Bis 2028 wird die Inspektion ein<br />

Volumen von rund 3,9 Mrd. US-Dollar haben. Aufgrund der guten Aussichten<br />

für mobile Roboter wird autonomes Fahren zwischen 2022<br />

und 2028 mit 21 % die größte durchschnittliche jährliche Wachstumsrate<br />

haben, gefolgt von Bin Picking (19 %), also dem Griff von Robotern<br />

in die Kiste, das vom Einsatz in einer Vielzahl von Fertigungsindustrien<br />

profitieren wird.<br />

mobile Roboter ist im Jahr 2022 um 33 %<br />

gewachsen. Auch der Markt für Roboterkommissionierung<br />

wird nach Einschätzung<br />

von Interact Analysis in den kommenden<br />

Jahren deutlich wachsen. Hersteller<br />

integrieren mittlerweile eine (oder<br />

mehrere) 3D-Kameras, um Roboter zu<br />

steuern. Bin Picking einschließlich Palettierung<br />

und Depalettierung ist ebenfalls<br />

ein wichtiger Wachstumsbereich für<br />

3D-Bildverarbeitungskameras.<br />

Es kommen derzeit sehr viele neue<br />

3D-Kamera-Modelle auf den Markt. Dazu<br />

gehört zum Beispiel die Motioncam 3D<br />

von Photoneo. Die Kamera des slowakischen<br />

Unternehmens scannt mithilfe der<br />

parallelen Strukturlichttechnologie in Bewegung<br />

mit bis zu 40 m/s mit hoher Auflösung<br />

und scharf.<br />

Das kanadische Unternehmen Lucid<br />

Vision Labs hat eine neue Time-of-Flight-<br />

Kamera namens Helios 2 Ray auf den<br />

Markt gebracht, die eine Auflösung von<br />

0,3 Mpx für Entfernungen bis zu 8,3 m<br />

und eine Bildrate von 30 fps bietet. Sie<br />

verfügt über vier Laserdioden, sodass die<br />

Kamera auch bei Sonnenlicht in Echtzeit<br />

3D-Punktwolken erzeugen kann.<br />

Ein weiteres Beispiel ist die Stereo-<br />

Vision-3D-Kamera Gemini 2 XL von Orbecc.<br />

Sie wurde speziell für anspruchsvolle<br />

Lichtverhältnisse entwickelt, kann Tiefen<br />

von 0,4 m bis 20 m messen und Bildraten<br />

von bis zu 20 fps erfassen. Diese<br />

Kamera ist in erster Linie für visuelle Systeme<br />

in der Robotik und KI-basierte<br />

Vision-Systeme konzipiert.<br />

12 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Alles was Recht ist<br />

Wann zahlt der Versicherer?<br />

Selbst mit dem bestmöglichen Qualitätsmanagementsystem ist man nicht vor dem<br />

Risiko gefeit, dass die eigenen Produkte Ursache für einen Rückruf sind. Wenn der<br />

Fall dann eintritt, soll bestenfalls der eigene Versicherer zur Seite stehen und<br />

angefallene Kosten decken. Dies ist allerdings keine Selbstverständlichkeit.<br />

Wer aktuell einschlägige Portale für<br />

Rückrufe analysiert, der wird<br />

schnell erkennen, dass deren Anzahl stetig<br />

steigt. In bestimmten Branchen steht<br />

dem auch noch eine sinkende Zahl an abgesetzten<br />

Produkten gegenüber. Gleichzeitig<br />

haben Rückrufe das Potenzial, Kosten<br />

in Millionenhöhe zu verursachen.<br />

Rückrufkosten sind aber in der Regel<br />

weder von der „Allgemeinen Produkthaftpflichtversicherung“<br />

noch von der „Allgemeinen<br />

Betriebs- und Berufshaftpflichtversicherung“<br />

eines Unternehmens gedeckt.<br />

Sollten für diese Versicherungen<br />

keine individuellen Vereinbarungen zur<br />

Deckung von Rückrufkosten getroffen<br />

worden sein, bedarf es zu deren Deckung<br />

einer sogenannten „Rückrufkostenversicherung“.<br />

Wie auch für andere Versicherungen<br />

hat der Gesamtverband der Versicherer<br />

(GDV) für diese Art der Versicherung (unverbindliche)<br />

Musterbedingungen veröffentlicht.<br />

Diese dienen den meisten Versicherern<br />

als Basis für die eigenen Versicherungsbedingungen.<br />

Neben Musterbedingungen<br />

für Rückrufrisiken von Herstellern<br />

und Händlern im Allgemeinen<br />

existieren auch Musterbedingungen für<br />

Rückrufrisiken von Kfz-Teile-Zulieferern.<br />

Beide Bedingungen haben gemeinsam,<br />

dass sie Ansprüche von der Deckung ausschließen,<br />

die über die gesetzliche Haftpflicht<br />

der Versicherungsnehmer hinausgehen.<br />

Sowohl Hersteller und Händler im<br />

Allgemeinen als auch Kfz-Teile-Zulieferer<br />

im Besonderen haben gemein, dass sie<br />

sich regelmäßig vertraglichen Haftungserweiterungen<br />

ihrer Kunden ausgesetzt<br />

sehen. Auch aufgrund der häufig schwächeren<br />

Verhandlungsposition werden diese<br />

oft in Kauf genommen. Für eben solche<br />

Bild: merklicht/stock.adobe.com<br />

In der <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> informiert reuschlaw regelmäßig über rechtliche Themen.<br />

Haftungserweiterungen kann jedoch der<br />

genannte Ausschluss zur Anwendung<br />

kommen und eine Versicherungsdeckung<br />

versagt werden. Ob und inwiefern das<br />

wirklich der Fall ist, bedarf einer Einzelfallprüfung.<br />

Die gestiegenen Rückrufzahlen sowie<br />

auch die nur schwer kalkulierbaren Schadensvolumina<br />

bei Rückrufkosten führen<br />

dazu, dass Versicherer teilweise nur unter<br />

engen Voraussetzungen überhaupt Versicherungsschutz<br />

für vertragliche Haftungserweiterungen<br />

anbieten. Solche Voraussetzungen<br />

sind beispielsweise erhöhte<br />

Prämien, hohe Selbstbehalte oder erweiterte<br />

Risikoausschlüsse. Insbesondere<br />

für Kfz-Teile-Zulieferer lässt sich hier ein<br />

Trend erkennen: Je weiter „oben“ der Kfz-<br />

Teile-Zulieferer in der Lieferkette steht,<br />

desto umfangreicher sind seine vertraglichen<br />

Haftungserweiterungen, die die<br />

Kunden (z. B. OEM oder Tier 1) fordern<br />

und desto schwieriger wird die Versicherung<br />

derselben.<br />

Diesem Problem kann nur durch sorgfältige<br />

und vorausschauende Vertragsgestaltung<br />

gegenüber den Kunden sowie eine<br />

Prüfung und Optimierung der eigenen<br />

Versicherungsdeckung begegnet werden.<br />

In Anbetracht des Schadenspotenzials eines<br />

Rückrufs sollte dieser Fall besonders<br />

sorgfältig geprüft werden.<br />

Thorsten Deeg<br />

reuschlaw<br />

www.reuschlaw.de<br />

Bild: Reusch Rechtsanwälte<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 13


» MANAGEMENT<br />

Predictive <strong>Quality</strong> bei Miele mit Software von Iconpro<br />

Qualitäts-Prognosen<br />

für den Shopfloor<br />

In einem Pilotprojekt hat Miele erste Erfahrungen mit Predictive <strong>Quality</strong> gemacht<br />

– im Technology Center Drives in Euskirchen, in dem das Unternehmen Motoren<br />

sowie Antriebe entwickelt und herstellt. Für bestimmte Prüfgrößen erlaubt die<br />

eingesetzte Software qualitätsrelevante Vorhersagen. Und mit einer erweiterten<br />

Datenbasis soll noch mehr möglich sein.<br />

» Markus Strehlitz<br />

Bild: Miele<br />

Bei Miele werden die<br />

Daten aus der Fertigungslinie<br />

für eine<br />

Umwälzpumpe gesammelt<br />

und analysiert.<br />

Predictive <strong>Quality</strong> kann einen Boost für die gesamte<br />

Entwicklung des Qualitätsmanagements<br />

bedeuten“, sagt Guido Nilgen, Qualitätsleiter des<br />

Technology Center Drives (TCD). Die Möglichkeit, tatsächlich<br />

Prognosen zur Qualität eines gefertigten<br />

Produkts geben zu können, sei etwas völlig Neues.<br />

Seine Aussage stützt Nilgen unter anderem auf Erfahrungen,<br />

die er im eigenen Unternehmen gemacht<br />

hat. In einem „Proof of Concept“ haben er und sein<br />

Team untersucht, wie und ob sich Predictive <strong>Quality</strong><br />

in der Fertigung von Miele umsetzen lässt.<br />

Erste Erfahrungen mit den Möglichkeiten von<br />

künstlicher Intelligenz hatte das Unternehmen bereits<br />

im Kundendienst gesammelt. Dort unterstützt<br />

ein Assistenzsystem die Techniker vor Ort, indem es<br />

vorausschauend auf die Gefahr von Fehlern beim<br />

Austausch bestimmter Komponenten hinweist. „Ich<br />

habe mir gedacht, so etwas könnte bei uns auch auf<br />

dem Shopfloor sehr nützlich sein“, berichtet Nilgen.<br />

Zusammen mit Marcus Ohlenforst von Iconpro startete<br />

er ein entsprechendes Projekt. Ohlenforst ist Geschäftsführer<br />

des Software-Herstellers Iconpro, der<br />

mit Ares eine Lösung für prädiktive Qualität und Prozessoptimierung<br />

anbietet. Mit dieser lassen sich genaue<br />

Modelle für die vorausschauende Qualitätsund<br />

Prozessoptimierung für typische Produktionsund<br />

Qualitätsdaten erstellen.<br />

Die Voraussetzungen für den Einsatz der Software<br />

sind im TCD von Miele besonders günstig. Entlang<br />

der Fertigungsprozesse werden bereits Produktionsdaten<br />

erhoben, um diese für Kennwerte wie Ausschussraten<br />

oder Anlageneffektivität auszuwerten.<br />

Über entsprechende Schnittstellen werden die Daten<br />

gesammelt und auf einer Cloud-Plattform zusammengeführt.<br />

„Solche Daten nicht nur lokal, sondern<br />

in der Cloud zu speichern, damit sie analysiert werden<br />

können, ist schon sehr fortschrittlich. Es gibt Unternehmen,<br />

die diesbezüglich noch deutlich konservativer<br />

sind“, sagt Ohlenforst.<br />

Die Frage war: Reicht die<br />

Datenbasis aus?<br />

Für Predictive <strong>Quality</strong> gab es somit schon eine gewisse<br />

Basis. Doch ob diese ausreicht und sich damit tatsächlich<br />

eine Prozessoptimierung sowie vorausschauende<br />

Qualitätssicherung durchführen lassen,<br />

diese Frage sollte das Pilotprojekt beantworten. Für<br />

dieses wurde die Fertigungslinie für eine Umwälzpumpe<br />

ausgewählt, die in einer Geschirrspülmaschine<br />

zum Einsatz kommt. Die Daten aus dieser Linie<br />

sollten mit Ares ausgewertet werden. Ziel war es zu<br />

14 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


erkennen, ob sich damit Vorhersagen zu elektrischen<br />

Prüfgrößen, der Akustik sowie weiteren funktionalen<br />

Parametern treffen lassen.<br />

Für das Projekt wurden laut Ohlenforst folgende<br />

Meilensteine definiert: Dokumentation von Prozessen<br />

und Parametern, Extraktion von Produktionsdaten,<br />

Datenvorverarbeitung und -strukturierung, Korrelation<br />

und Analyse von Qualitäts- sowie Produk -<br />

tionsdaten, Potenzialanalyse bezüglich Ausschussund<br />

Qualitätsoptimierung sowie abschließend ein<br />

Predictive-<strong>Quality</strong>-Management-Summary.<br />

Ohlenforst hebt dabei besonders die Dokumenta -<br />

tion der Parameter hervor. Dies sei eine wichtige<br />

Grundlage für alles Weitere gewesen. Zu jedem einzelnen<br />

Prozessschritt wurden die Parameter festgehalten,<br />

die für die Qualität relevant sind – zum Beispiel<br />

die Positionierung von Rotor und Stator zueinander<br />

bei der Montage. Diese wurden nach verschiedenen<br />

Kriterien beurteilt. Zum Beispiel: Sind die<br />

Daten zu diesem Parameter vorhanden? Lässt er sich<br />

beeinflussen? In welchem Maße hat er Auswirkungen<br />

auf die Qualität?<br />

Entscheidend für den Erfolg sei unter anderem die<br />

Zusammenstellung des Teams gewesen, sagt Nilgen.<br />

„Man braucht mehrere Parteien und muss verschiedene<br />

Ansätze zusammenbringen: Zum einen die IT-<br />

Experten, die sich unter anderem um die Systemarchitektur<br />

und die Konnektivität kümmern“, so Nilgen.<br />

Dann benötigt man die Data Scientists – also die<br />

Leute, die mit den Daten umgehen können. Die seien<br />

vor allem von Iconpro gestellt worden. „Und sehr<br />

wichtig sind natürlich die Mitarbeiter aus dem Qualitätsmanagement,<br />

die das Domainwissen mitbringen.“<br />

Diese könnten zum Beispiel beurteilen, ob die<br />

Auswahl der Parameter sinnvoll ist. Und sie könnten<br />

auch sagen, wie die Ergebnisse einzuschätzen sind,<br />

die man erhält. „So reduziert man etwa die Gefahr<br />

von Scheinkausalitäten. Dass also aufgrund der Korrelation<br />

von bestimmten Daten falsche Schlüsse gezogen<br />

werden“, so Nilgen.<br />

Prozessparameter lassen sich<br />

frühzeitig steuern<br />

Über den Zeitraum von etwa einem Jahr durchlief<br />

dieses Team die gesamten Meilensteine und schloss<br />

den „Proof of Concept“ ab. Eines der Ergebnisse: „Für<br />

die Vorhersage elektrischer Prüfgrößen konnten systematische<br />

Korrelationen basierend auf Produktionsdaten<br />

gefunden werden“, berichtet Ohlenforst. Was<br />

das konkret bedeutet, erklärt Qualitätsleiter Nilgen:<br />

„Bisher wird am Ende eines aufwendigen Produk -<br />

tionsprozesses in einer nicht minder aufwendigen<br />

Endprüfung entschieden, ob die Pumpe funktioniert,<br />

wozu auch die Einhaltung elektrischer Prüfgrößen<br />

gehört. Sollte das nicht der Fall sein, müssen Teile der<br />

Pumpe getauscht oder andere Nacharbeiten verrichtet<br />

werden, um so eine einwandfreie Produktqualität<br />

für den Kunden sicherzustellen. Durch Predictive<br />

<strong>Quality</strong> lassen sich über 40 Prozessparameter wie die<br />

von Rotor und Stator oder die Magnetisierung des<br />

Rotors nach der Montage so frühzeitig und präzise<br />

steuern, dass Nacharbeiten größtenteils vermieden<br />

werden können.“<br />

Mithilfe der Datenanalyse per Ares-Software lässt<br />

sich also zumindest teilweise jetzt schon Predictive<br />

<strong>Quality</strong> im TCD von Miele umsetzen. Wichtiger ist<br />

aber: Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass noch mehr<br />

möglich ist, wenn man die Datenbasis vergrößert.<br />

„Wir sind zunächst mit Prozess- und Qualitätsdaten<br />

gestartet“, so Nilgen. „Wir haben aber dann festgestellt,<br />

dass wir noch mehr Informationen – etwa<br />

auch Produktdaten – benötigen, um auch für die<br />

Qualitätssicherung in Bezug auf die funktionalen<br />

Größen und die Akustik entsprechende Ergebnisse zu<br />

erzielen.“<br />

Miele will daher den Weg in Richtung Predictive<br />

<strong>Quality</strong> weitergehen. Dieses Jahr soll gemeinsam mit<br />

Iconpro ein Anschlussprojekt starten, „in dem die Datengrundlage<br />

hinsichtlich der identifizierten weiteren<br />

benötigten Prozessinformationen erweitert werden<br />

soll“, wie Ohlenforst berichtet. „Übergeordnetes<br />

Ziel ist die Implementierung und Integration von<br />

Predictive <strong>Quality</strong> und Prozessoptimierung in den<br />

Prozess, was Live-Vorhersagen und Prozesskorrekturen<br />

für minimalen Ausschuss ermöglicht“, so der<br />

Iconpro-Geschäftsführer. Parallel dazu sei außerdem<br />

ein ähnliches Projekt im Miele-Werk im polnischen<br />

Ksawerów gestartet. „In diesem konnte bereits eine<br />

beträchtliche Ausschussminimierung erzielt werden.“<br />

Bild: Miele<br />

„Predictive <strong>Quality</strong><br />

kann einen Boost für<br />

die gesamte Entwicklung<br />

des Qualitätsmanagements<br />

bedeuten“,<br />

sagt Qualitätsleiter<br />

Guido Nilgen.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 15


» MANAGEMENT<br />

Integrierte Software erweitert Möglichkeiten im Qualitätsmanagement<br />

Qualität geht alle an<br />

Magnetbau Schramme setzt auf ein modernes Qualitätsmanagement, das<br />

die langfristige Entwicklung der gesamten Organisation miteinbezieht.<br />

Eine wichtige Rolle spielt dabei die QM-Software Babtec-Q, die neben<br />

klassischen Funktionen auch managementorientierte Module bereitstellt.<br />

Schramme produziert Elektromagnete für ein breites Anwendungsfeld und die verschiedensten Branchen<br />

Bild: Magnetbau Schramme<br />

Bild: Magnetbau Schramme<br />

Dr. Joachim Hümmler<br />

Geschäftsführer<br />

Magnetbau Schramme<br />

www.magnetbauschramme.de<br />

Ob Nutzfahrzeug oder Beatmungsgerät,<br />

Walzstraße oder Rolltreppe –<br />

viele moderne Apparate wären ohne Elektromagnete<br />

kaum denkbar. Ihre Stärke,<br />

die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten,<br />

Steuerbarkeit und Effizienz sorgen für einen<br />

breiten Einsatz in den verschiedensten<br />

Branchen. Seit mehr als 45 Jahren ist<br />

Magnetbau Schramme erfolgreich am<br />

Markt und produziert neben Elektromagneten<br />

auch Ventile, Sensoren und Aktuatoren.<br />

Rund 1,3 Millionen Teile haben die<br />

mehr als 160 Mitarbeitenden am Haupt-<br />

sitz Deggenhausertal (Baden-Württemberg)<br />

und am Standort Yangzhou in China<br />

im Jahr 2022 gefertigt, die meisten davon<br />

kundenspezifisch.<br />

Für alle im Unternehmen ist es die zentrale<br />

Aufgabe, innovative Produkte zu<br />

entwickeln und diese mit hoher Produktqualität<br />

zu fertigen. Denn Qualität geht<br />

alle an. Dauerhaft ist das nur zu erreichen,<br />

wenn Qualität nicht ausschließlich<br />

mit Produktqualität gleichgesetzt wird.<br />

Ein Baustein zu diesem Vorhaben ist die<br />

integrierte QM-Software Babtec-Q, die<br />

16 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Industrie<br />

seit 2021 in dem Unternehmen zum Einsatz<br />

kommt.<br />

Magnetbau Schramme stellte die Einführung<br />

der QM-Software unter die Prämisse<br />

eines modernen Qualitätsverständnisses.<br />

Um sich langfristig wettbewerbsund<br />

wachstumsfähig aufzustellen, will<br />

und muss das Unternehmen sein Qualitätsmanagement<br />

weiterentwickeln. Weg<br />

von der Reaktion, vom problembezogen<br />

reagierenden Feuerwehrmann, und hin<br />

zur ganzheitlich orientierten Aktion, die<br />

die langfristige Entwicklung der gesamten<br />

Organisation miteinbezieht.<br />

Nicht nur den roten Faden<br />

in der Produktion im Blick<br />

Aus diesem Bewusstsein heraus hat<br />

Magnetbau Schramme die Erwartungen<br />

an die Software und den auszuwählenden<br />

Softwarepartner festgelegt. Ein<br />

Hauptargument zugunsten von Babtec<br />

war, dass die durchgängige Standardsoftware<br />

alle Methoden und Techniken<br />

eines modernen Qualitätsmanagements<br />

vereint. Diese beschränken sich nicht<br />

ausschließlich auf den „roten Faden“ in<br />

der Produktion mit FMEA, Control-Plänen,<br />

Produktionslenkungsplänen, Reklamationsmanagement,<br />

Aufgaben- und<br />

Maßnahmenmanagement, sondern werden<br />

um managementorientierte Module<br />

wie das „Qualifikations- und Schulungsmanagement“<br />

oder das „Prozessmanagement“<br />

ergänzt. Im Sinne eines ganzheitlichen<br />

KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess)<br />

zwingt beispielsweise die<br />

Einführung eines Qualifikations- und<br />

Schulungsmanagements das Unternehmen,<br />

in Strukturen und Schleifen zu denken,<br />

um Anforderungen an Stellen und<br />

somit auch an aktuelle oder zukünftige<br />

Mitarbeitende zu benennen und diese<br />

laufend anzupassen.<br />

Dadurch entsteht eine Systematik für<br />

das gesamte Unternehmen, in der transparent<br />

ersichtlich ist, welche Qualifizierungsmaßnahmen<br />

notwendig und welche<br />

Fortschritte bereits eingetreten sind. Darüber<br />

hinaus hilft es bei der gezielten Suche<br />

nach geeignetem Personal. Beschriebene<br />

Prozesse sind für ein erfolgreiches<br />

Onboarding nicht nur hilfreich, sondern<br />

notwendig. Auch beim Offboarding wird<br />

schnell ersichtlich, welcher Verlust an<br />

Know-how durch den Weggang von Personen<br />

entsteht und wie diese wirkungsvoll<br />

ersetzt werden können.<br />

Das entspricht der Erwartung der Geschäftsführung:<br />

Die Software soll alle<br />

Mitarbeitenden stärker anleiten, ihre<br />

Qualifikationen sollen hinterlegt und der<br />

Bedarf an Schulungen oder Neueinstellungen<br />

soll jederzeit transparent sein.<br />

Mehr als 2000 Dokumente<br />

digital abgebildet<br />

Eine besondere Herausforderung stellte<br />

im Projekt der Transfer einer enormen<br />

Zahl von Dokumenten bei weiterhin laufender<br />

Gültigkeit dar. Dank des Moduls<br />

„Dokumentenlenkung“ innerhalb der Babtec-Software<br />

konnten in kurzer Zeit mehr<br />

als 2000 Dokumente in der neuen Umgebung<br />

digital abgebildet werden. Ergänzt<br />

werden diese nun durch mehr als 50 dokumentierte<br />

Prozesse, die über das Modul<br />

„Prozessmanagement“ allen Mitarbeitenden<br />

zur Verfügung stehen.<br />

Damit jede und jeder Einzelne an der<br />

Qualität im Unternehmen mitwirken<br />

kann, ermöglicht die browserbasierte<br />

Oberfläche Babtec-Q Go den unternehmensweiten<br />

Zugriff auf alle hinterlegten<br />

Dokumente und Prozesse. Auch ohne separate<br />

Installation können Mitarbeitende<br />

über ihren Browser auf Informationen<br />

und Ressourcen wie Prozesse oder Dokumente<br />

zugreifen – egal, ob am PC,<br />

Smartphone oder Tablet. Die miteinander<br />

verknüpften Softwaremodule helfen dabei,<br />

Medienbrüche zwischen verschiedenen<br />

Systemen zu reduzieren und Softwareinseln<br />

zu vermeiden.<br />

Prozesse werden an die<br />

Software angepasst<br />

Mit Babtec verfügt Schramme über einen<br />

Partner, der durch die Softwarepflege<br />

zeitnah auf (vor allem normative) Änderungen<br />

reagiert, um diese in den Standard<br />

der Software zu übernehmen. Gerade der<br />

Standardleistungsumfang ist für Magnetbau<br />

Schramme nämlich von besonderer<br />

Bedeutung: Anstatt stur den bestehenden<br />

Vorgehensweisen zu folgen, sollen eigene<br />

Arbeitsweisen oder Prozesse gegebenenfalls<br />

an die Standardsoftware von Babtec<br />

Das<br />

Kompetenz-<br />

Netzwerk<br />

der Industrie<br />

16 Medienmarken für alle<br />

wichtigen Branchen der Industrie<br />

Information, Inspiration und<br />

Vernetzung für Fach- und<br />

Führungskräfte in der Industrie<br />

Praxiswissen über alle Kanäle:<br />

Fachzeitschriften, Websites, Events,<br />

Newsletter, Whitepaper, Webinare<br />

Die passenden Medien für<br />

Sie und Ihre Branche:<br />

konradin.de/industrie<br />

media.industrie.de<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 17


» MANAGEMENT<br />

Ein modernes Qualitätsmanagement adressiert die Gesamtheit der Prozesse und aller Beteiligten.<br />

Bild: Magnetbau Schramme<br />

angepasst und damit eine Einführung nah<br />

am Standard erreicht werden. Dadurch<br />

profitiert das Unternehmen vom Wissen<br />

und der Erfahrung der mehr als 1200 Industrieunternehmen,<br />

die bereits erfolgreich<br />

mit der Babtec-Software arbeiten,<br />

und macht sich fit für das geplante<br />

Wachstum.<br />

Projektplan muss sich<br />

anpassen lassen<br />

Neben den Funktionen der Software<br />

selbst ist auch die Zusammenarbeit mit<br />

dem Softwarepartner im Projektmanagement<br />

ein wichtiger Baustein für den Erfolg.<br />

Ohne einen bei Bedarf anzupassenden<br />

Projektplan besteht die Gefahr eines<br />

eher unkoordinierten Vorgehens: Meetings<br />

verlaufen dann ohne konkreten<br />

Plan, Informationen werden mitunter nur<br />

mündlich weitergegeben und nicht dokumentiert,<br />

alle Beteiligten machen nur das,<br />

was sie gerade im Moment für richtig<br />

halten. Das Unternehmen profitiert in<br />

diesem Fall allerhöchstens von Einzelak-<br />

tionen und nicht von gelebten Prozessen.<br />

Ein Positivbeispiel dagegen ist die geplante<br />

Einführung des „APQP“-Moduls (Advanced<br />

Product <strong>Quality</strong> Planning) von<br />

Babtec-Q bei Magnetbau Schramme. Der<br />

Hintergrund dieses Vorhabens ist, dass<br />

Änderungen oder Störungen im Automotive-Bereich<br />

nicht selten die Durchführung<br />

eines eigenen Projekts erfordern. Ein<br />

professionelles und für alle Beteiligten<br />

transparentes APQP ist dafür unverzichtbar.<br />

Auf diesen kurzfristigen Bedarf hat<br />

Babtec etwa durch Schulungen per Videokonferenz<br />

reagiert. Es folgte eine<br />

Testphase mit drei kompletten APQPs, aus<br />

deren Ergebnissen anschließend das geplante<br />

Vorgehen für APQP-Projekte abgeleitet<br />

und den Beteiligten im Unternehmen<br />

– inklusive Geschäftsführung und aller<br />

Abteilungsleiter – vorgestellt und deren<br />

Feedback für die Weiterentwicklung<br />

des Prozesses berücksichtigt wurde.<br />

Durch dieses Vorgehen konnte in kurzer<br />

Zeit das gesamte Unternehmen auf die<br />

APQP-Methodik eingestimmt und diese<br />

nahe am Standard der Babtec-Software<br />

eingeführt werden.<br />

Im Ergebnis können beide Seiten Erfahrungen<br />

sammeln und die Einführung der<br />

APQP-Software innerhalb des Unternehmens<br />

Magnetbau Schramme vorbereiten<br />

und durchführen. Das Projekt ist insofern<br />

auch eine Blaupause für die erfolgreiche<br />

Zusammenarbeit zwischen Magnetbau<br />

Schramme und Babtec, die für beide Unternehmen<br />

Nutzen mit sich bringt.<br />

Eine Vision bei Magnetbau Schramme<br />

ist außerdem die smarte Fabrik. Innerhalb<br />

der kommenden drei bis fünf Jahre sollen<br />

die betroffenen Systeme mit der Babtec-<br />

Software vernetzt werden, um eine insgesamt<br />

offene Lösung für die prozessorientierte<br />

Durchgängigkeit der Daten zu ermöglichen.<br />

Denn: Verfügbarkeit und Qualität<br />

der Daten sind die Voraussetzung für<br />

eine erfolgreiche Digitalisierung der Prozesse,<br />

der Produktion sowie des Qualitätsmanagements<br />

und bringen die Vision<br />

einer smarten Fabrik einen Schritt näher.<br />

18 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Personal & Karriere<br />

Manager auf Jobsuche<br />

Nach wie vor wird viel über einen höchst robusten Arbeitsmarkt<br />

und einen enormen Fachkräftemangel gesprochen. Doch im Bereich<br />

Führungskräfte beziehungsweise bei oberen Management-Positionen<br />

stellt sich die Sachlage deutlich gegenläufig dar.<br />

Besonders der größere Mittelstand und Konzerne<br />

nutzen die Zeit einer angespannten Marktlage,<br />

um teilweise ganze Hierarchieebenen zu verschlanken.<br />

Dies geschieht meist völlig unauffällig, mit hohen<br />

Abfindungssummen und vor allem bei Führungskräften<br />

jenseits der 50. Transparent wird dies jedoch<br />

in der Öffentlichkeit oder den Medien nicht, da Manager<br />

über keine „Interessensvertretung“ verfügen<br />

beziehungsweise sich oftmals schnell nach ihrer<br />

Freistellung als Consultant selbstständig machen, um<br />

nicht dem Makel der Arbeitslosigkeit zu unterliegen.<br />

Bei keiner anderen Bewerberzielgruppe stoßen unsere<br />

Ausschreibungen oder unsere Ansprache auf eine<br />

vergleichbar hohe Resonanz. Das eklatante Problem<br />

daran ist, dass dabei vielen Kandidaten diese Situa -<br />

tion selbst nicht klar ist.<br />

Auch für Führungskräfte gibt es weiterhin einen<br />

Arbeitsmarkt mit vielen Möglichkeiten. Aber: Hier<br />

gelten oft andere Spielregeln:<br />

• Selbsteinschätzung: Werden Sie sich Ihrer Situa -<br />

tion bewusst und dokumentieren Sie dies auch<br />

wirklich schriftlich. Reflektieren Sie dabei auf Ihre<br />

bisherigen Erfahrungen und die Markterfordernisse.<br />

Analysieren Sie die aktuelle Branchen- beziehungsweise<br />

Marktlage – unbedingt auch abseits<br />

der medialen Berichterstattung –, um sich ein<br />

vollumfängliches Bild zu machen und eine klare<br />

Zielvorstellung definieren zu können.<br />

• Netzwerk aktivieren: Oftmals werden Managementpositionen<br />

nicht über klassische Stellenanzeigen<br />

ausgeschrieben. Nutzen Sie Ihre persönlichen<br />

Kontakte oder vertraute Geschäftspartner.<br />

Suchen Sie ebenso den Kontakt zu Personalberatungen.<br />

Hierbei gilt es jedoch besonders genau<br />

hinzusehen. Nicht jeder Headhunter arbeitet für<br />

jede Branche oder die passende Funktionsebene.<br />

• Privates Umfeld: Bewerben bedeutet in der Regel<br />

Veränderung. Beziehen Sie Ihre Familie in die Situation<br />

mit ein. Nicht selten hat eine potenziell<br />

neue Stelle auch Auswirkungen auf das Privatleben<br />

– zum Beispiel Umzug, erhöhte Reisetätigkeit<br />

oder anfangs ein niedrigeres Einkommen.<br />

Die Beratungsgruppe wirth + partner informiert in <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> regelmäßig über<br />

Personal und Karriere.<br />

• Bewerbungsprozess: Vermeiden Sie unbedingt den<br />

Eindruck einer standardisierten Mailing-Aktion.<br />

Gehen Sie klar und deutlich auf die Stellenanforderungen<br />

in Bezug auf Ihren Erfahrungshintergrund<br />

ein und nehmen Sie, wenn immer möglich,<br />

bereits vor der Bewerbung direkten persönlichen<br />

Kontakt auf. Nutzen Sie dabei auch Absagen als<br />

Chance (auch wenn es unangenehm ist), um auf<br />

den Prozess und Ihre tatsächliche Übereinstimmung<br />

mit dem Stellenprofil zu reflektieren.<br />

• Unterstützung: Die Rückschläge<br />

im Bewerbungsprozess häufen<br />

sich oder Sie sind sich grundlegend<br />

unsicher über Ihre Bewerbungsstrategie?<br />

Dann kann es<br />

durchaus Sinn ergeben, professionelle<br />

Beratung in Anspruch zu<br />

nehmen. Scheuen Sie nicht diese<br />

Investition in Ihre Zukunft.<br />

Mit einer insgesamt selbstkritischen,<br />

aktiven und flexiblen Herangehensweise<br />

lässt sich (fast) immer eine Lösung<br />

finden und damit die weitere<br />

Zukunft erfolgreich gestalten.<br />

Bild: wirth + partner<br />

Stefan Wirth<br />

wirth + partner<br />

www.wirth-partner.com<br />

Bild: tomertu/stock.adobe.com<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 19


IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Die Teilnehmer der virtuellen Diskussionsrunde<br />

im Uhrzeigersinn von oben: Franz Helmli,<br />

Thomas Plocher, Markus Strehlitz<br />

und Sabine Koll (beide Redaktion QE),<br />

Detlef Ferger und Karl Jürgen Lenz.<br />

Roundtable mit Bruker Alicona, Hommel Etamic, OGP und Werth<br />

Die Technikkombi<br />

ist entscheidend<br />

Ein Großteil der Innovation in der Messtechnik steckt mittlerweile in<br />

der Software – doch dafür braucht sie die richtige Hardware-Basis.<br />

Das ist eine der Botschaften der Diskussion, welche die QE-Redaktion<br />

mit Experten zu dem Thema geführt hat. Eine weitere lautet:<br />

Der Standard OPC UA ist kaum bei den Anwendern angekommen.<br />

» Sabine Koll und Markus Strehlitz<br />

20 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Wenn man sich die Produktmeldungen im Bereich<br />

Messtechnik anschaut, dann scheint es so, als werde<br />

die Innovation derzeit vor allem durch die Software<br />

getrieben. Täuscht dieser Eindruck?<br />

Detlef Ferger: Entscheidend ist hier die richtige<br />

Kombination von Software und Hardware. Um jedoch<br />

mit Multisensorik und Computertomografie so genau<br />

wie mit konventioneller Koordinatenmesstechnik<br />

messen zu können, braucht es auch erhebliche Anstrengungen<br />

in der Softwareentwicklung. Dies betrifft<br />

zum Beispiel bei CT das genaue Rekonstruieren<br />

von Volumendaten durch Artefakt-Korrektur oder<br />

auch die umfassende Visualisierung der Messergebnisse.<br />

Karl Jürgen Lenz: Natürlich nimmt der Anteil der<br />

Software immer mehr zu. Aber: Ich habe noch keine<br />

Messtechnik gesehen, die nur aus KI oder nur aus<br />

Software besteht. Man braucht immer noch physikalische<br />

Größen, die ja irgendwie interagieren mit Kanten<br />

oder Oberflächen, die gemessen werden. Die<br />

Hardware ist nach wie vor die Basis. Was aber neu<br />

hinzugekommen ist, ist die Notwendigkeit für die<br />

Unternehmen zu digitalisieren. Das bedeutet, dass<br />

die Firmen ihre ganzen Strukturen darauf anpassen<br />

müssen. Im Gegensatz zu früher entsteht jetzt ein<br />

großer Überbau über dem Messgerät. Das ist ein riesiger<br />

Umbruch und für viele Unternehmen eine Herausforderung.<br />

Thomas Plocher: Der Bereich Software bei Hommel<br />

Etamic wächst stärker als die anderen Abteilungen.<br />

Wir bauen dort gerade sehr viel Personal auf. Vor allem<br />

bezüglich Software wird von den Kunden zunehmend<br />

mehr gefordert – zum Beispiel was Bedienoberflächen<br />

und die Signalverarbeitung betrifft.<br />

Gleichzeitig geht aber auch die Hardware-Entwicklung<br />

weiter. Denn man kann zwar mit Software manche<br />

Signale herausfiltern, aber man benötigt immer<br />

noch ein sauberes Messsignal mit entsprechender<br />

Hardware. Bei Hommel Etamic erfolgt die Weiterentwicklung<br />

sowohl in der taktilen und optischen als<br />

auch in der pneumatischen Mess- und Prüftechnik<br />

somit in den Bereichen der Hard- und Software.<br />

Franz Helmli: Die Hardware ist natürlich weiterhin<br />

wichtig. Man braucht zum Beispiel immer einen Sensor<br />

und Verfahrachsen, die den Sensor oder das Bauteil<br />

bewegen. Aber wenn wir ein neues Gerät entwickeln,<br />

dann sind diese Dinge schon gegeben. In die<br />

Software muss man dagegen noch mehr Entwicklungsarbeit<br />

hineinstecken. Wenn ich mir das Entwicklungsteam<br />

bei Alicona anschaue, dann ist das<br />

für die Software zuständige deutlich größer als das<br />

Hardware-Team. Denn Usability, Integration und KI<br />

spielen eine zunehmend größere Rolle. Heutzutage<br />

ist eine einfachere Bedienung der Geräte ein Muss.<br />

Es wird erwartet, dass die Software den Nutzer unterstützt<br />

– zum Beispiel, wenn es darum geht, wo<br />

und wie angetastet wird. Daher würde ich sagen,<br />

dass das Verhältnis von Software zu Hardware eher<br />

70:30 oder 80:20 ist – mit dem größeren Gewicht<br />

auf der Software – statt 50:50.<br />

Ferger: Vorausgesetzt, dass die Hardware entsprechend<br />

präzise ist. Denn ohne präzise Hardware erhält<br />

man kein gutes Messergebnis.<br />

Es geht also um die richtige Kombination von<br />

Hardware und Software?<br />

Ferger: Genau das ist der Punkt. Und bei den von uns<br />

in den letzten Jahrzehnten forcierten CT-Lösungen<br />

wird das Thema noch wichtiger. Wir ersetzen mittlerweile<br />

sehr viele konventionelle Messgeräte durch unsere<br />

leistungsstarken und kompakten XS-Geräte. Das<br />

liegt daran, dass nicht nur die Gerätehardware besser<br />

und günstiger wird, sondern auch die Leistungsfähigkeit<br />

der Informationstechnik steigt. Heute ist auf einem<br />

normalen PC eine Rechenleistung verfügbar, für<br />

die man vor zehn Jahren wahrscheinlich 100 Computer<br />

benötigt hätte. Diese Entwicklung wird natürlich<br />

auch durch den Consumer-Markt vorangetrieben.<br />

Und solche Möglichkeiten helfen uns natürlich. Wir<br />

können heute zum Beispiel Lösungen für die Batteriemessung<br />

bereitstellen, bei denen wir mehrere CTs<br />

parallel clustern und vollständig automatisieren. Dadurch<br />

erhält man Prozesszeiten von 10, 20 oder 30<br />

Sekunden für eine komplette Batteriezelle.<br />

Die Roundtable-<br />

Teilnehmer<br />

• Detlef Ferger, Vertriebsleiter/Prokurist,<br />

Werth Messtechnik<br />

• Franz Helmli, Head of R&D,<br />

Bruker Alicona<br />

• Thomas Plocher, Director Global R&D<br />

und CTO, Hommel Etamic<br />

• Karl Jürgen Lenz, Geschäftsführer,<br />

OGP Messtechnik<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 21


IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />

Messgenauigkeit zu steigern. Und bei der Software<br />

geht es dann um die Auswertung der Daten, unter<br />

anderem auch mit KI.<br />

Helmli: Aber Limitierungen bei der Hardware lassen<br />

sich mit der Software ausgleichen. Es gab in den vergangenen<br />

zehn Jahren ganz tolle Innovationen, um<br />

mehr aus der Hardware herauszuholen. Etwa durch<br />

eine bessere Fehlerkorrektur.<br />

Bedeutet das, dass bei der Hardware keine großen<br />

Neuentwicklungen mehr zu erwarten sind?<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Limitierungen bei der Hardware ließen sich mit Software ausgleichen, berichtet Franz<br />

Helmli von Bruker Alicona.<br />

Wie ist das möglich?<br />

Ferger: Durch die intelligente Kombination von<br />

Hardware, Software und leistungsstarker PC-Technik.<br />

Aufgrund moderner Transmissions-Röntgenröhren<br />

im Monoblock-Design, die man jetzt 24/7 mit voller<br />

Leistung fahren kann, erreicht man hohe Messgeschwindigkeiten<br />

und gleichzeitig hohe Verfügbarkeiten.<br />

Und mithilfe von leistungsstarken PCs und Grafikkarten<br />

lassen sich die riesigen Messdatenmengen<br />

auch schnell genug verarbeiten. Man muss sich das<br />

mal vorstellen: Wir prüfen heute Batterien in der<br />

Größe C oder D auf Fehlstellen oder Partikel im Elektrolyt<br />

und erkennen, ob Schweißungen zeichnungsgerecht<br />

sind – und das in Sekunden. Das war vor fünf<br />

Jahren noch nicht möglich.<br />

Lenz: Es geht immer um die Kombination von Hardware<br />

und Software. Etwas überspitzt formuliert: Wir<br />

sind alle nur Integratoren. Die Röhren werden ja<br />

nicht von Werth oder Zeiss hergestellt. Und bei der<br />

optischen Technik kommen die Kameras von den entsprechenden<br />

Herstellern. Wir hängen also immer von<br />

den Hardware-Entwicklungen ab, die es bei diesen<br />

Anbietern gibt. Und durch die Integration von Software<br />

und Hardware gibt es dann die großen Sprünge<br />

in der Leistungsfähigkeit. Wenn man sich zum Beispiel<br />

eine intelligente Kamera betrachtet, dann passiert<br />

die Vorverarbeitung auf dem Chip. Und das ist<br />

natürlich auch Software.<br />

Plocher: Die Hardware-Entwicklung bei den Komponenten<br />

wie etwa Kameras ist wichtig – etwa um die<br />

Plocher: Wie bereits ausgeführt, erfolgt die Weiterentwicklung<br />

hauptsächlich im Bereich Software. Bei<br />

einigen Geräten – beispielsweise für Kontur- oder<br />

Rauheitsmessungen – erfolgen nach wie vor Weiterentwicklungen<br />

bei der Hardware. In anderen Bereichen,<br />

wie beispielsweise in der optischen Inspektion,<br />

ist die Kombination der Weiterentwicklung von<br />

Hard- und Software erforderlich.<br />

Lenz: Wenn ich mir die physikalischen Prinzipien anschaue,<br />

dann gibt es da noch viel Luft nach oben.<br />

Schauen Sie sich einfach mal an einem normalen<br />

Flughafen um. Dort wird etwa mit Terahertz-Wellen<br />

gearbeitet, um festzustellen, was Passagiere an ihrem<br />

Körper tragen. Solche Dinge bieten noch großes<br />

Potenzial. Ich gehe davon aus, dass wir noch einige<br />

Neuentwicklungen erwarten können.<br />

Helmli: Ich glaube auch, dass noch einiges in Bezug<br />

auf Hardware kommen wird. Aber die Innovationsgeschwindigkeit<br />

wird dort nicht mehr so hoch sein. Ein<br />

Beispiel sind unsere Geräte, die mit Fokus-Variation<br />

funktionieren. Das heißt, wir messen mit einer Optik<br />

von oben eine Oberfläche und erhalten 3D-Informationen.<br />

Seit ein paar Jahren bieten wir die Möglichkeit,<br />

mit der gleichen Optik nicht nur die Oberfläche<br />

zu messen, sondern auch auf einer Vertikalen. Wir<br />

können also auf einer vertikalen Wand zum Beispiel<br />

Formabweichungen und Konturen messen. Das geschieht<br />

nicht durch eine Hardware-Neuerung , sondern<br />

nur durch die Software. Es ist ein gutes Beispiel<br />

dafür, dass auch Sensorinnovationen in Software und<br />

nicht mehr unbedingt in der Hardware geschehen.<br />

Welche Auswirkungen hat das auf die Nutzer? Profitieren<br />

sie von der Entwicklung, weil die Bedienung<br />

der Geräte jetzt einfacher wird?<br />

Lenz: Die Bedienung vereinfacht sich durch die Software.<br />

Und das ist richtig so. Denn schließlich möchte<br />

man als Anwender ja nur ein paar Messwerte von ei-<br />

22 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


nem Teil überprüfen, um die Werkzeugmaschine<br />

richtig einzustellen. Früher brauchte man unheimlich<br />

viel Kompetenz in Grundlagen der Messtechnik. Heute<br />

legt man idealerweise ein Teil auf die Messmaschine<br />

und erhält auf einfache Weise die gewünschten<br />

Ergebnisse.<br />

Ferger: Es ist natürlich wichtig, welchen Teil des<br />

Prozesses man betrachtet. Auf der einen Seite geht<br />

es darum, die Technik zu bedienen, Werkstücke aufzulegen<br />

und vielleicht die eine oder andere Interak -<br />

tion durchzuführen. Auf der anderen Seite stehen<br />

aber das Entwickeln der Messstrategie und das Verstehen<br />

der Sensorik. Das setzt Wissen voraus. Und<br />

ich sehe nicht, dass irgendeine Software das dem<br />

Menschen alles abnehmen kann. Vielleicht gibt es da<br />

in Zukunft entsprechende Ansätze über KI.<br />

Lenz: Da gebe ich Ihnen recht. Früher wurden die<br />

Geräte von Spezialisten bedient, die wirklich tiefe<br />

Kenntnisse im Verwenden von Messtechnik für den<br />

Produktionsprozess hatten. Die braucht man heute<br />

auch noch. Aber man benötigt jetzt nur noch wenige<br />

dieser Spezialisten – und viele Werker, welche die<br />

Geräte bedienen, die im Regelfall in der Produktion<br />

einmal voreingestellt werden. Das ist vielleicht eine<br />

Analogie zu den Werkzeugmaschinen, die auch nur<br />

ein Mal über die Steuerung intelligent eingelernt<br />

werden.<br />

Helmli: Der Kostendruck in den Unternehmen ist<br />

jetzt höher. Die personellen Kosten und die Investitionen<br />

in Messgeräte, die auch alle teuer sind, spielen<br />

eine wichtige Rolle. Daher ist das Management<br />

einer Produktion daran interessiert, dass das Messgerät<br />

wirklich läuft. Es muss einfach funktionieren, damit<br />

die Teile durchgeschleust werden und die Produktion<br />

überprüft werden kann. Der Werker soll ein<br />

Bauteil einlegen, auf den Knopf drücken und kurze<br />

Zeit später kommt der Report. Und das muss er an<br />

Maschinen von verschiedenen Herstellern machen<br />

können. Es steht gar nicht mehr so viel Zeit zur Verfügung,<br />

sich über die Messstrategie Gedanken zu<br />

machen. Das bedeutet, dass die Messtechnik smarter<br />

werden muss.<br />

Ferger: Das ist richtig. Dennoch sollte man verstehen,<br />

was man tut. Werth kooperiert mit vielen Universitäten<br />

und Hochschulen und das Thema Messtechnik<br />

wird in der Lehre leider immer stiefmütterlicher<br />

behandelt. Viele Lehrstühle wurden sogar mittlerweile<br />

geschlossen und die Zahlen der Studienanfänger<br />

in den MINT-Studiengängen sinken dramatisch.<br />

Aber das ist ein politisches Thema.<br />

Detlef Feger von Werth erkennt den immer stärker werdenden<br />

Trend nach schlüsselfertigen Lösungen.<br />

Plocher: Wir bieten natürlich auch Vereinfachungen<br />

für die Bedienoberfläche, um dem Anwender die Arbeit<br />

zu erleichtern. Bei Inline-Systemen für die Serienproduktion<br />

erfolgt die Durchführung mehrerer Messaufgaben<br />

bereits zeitgleich und vollautomatisch. In einem<br />

Prüflabor muss weiterhin ein Fachwissen vorhanden<br />

sein. Auch wenn die Produkte von Hommel Etamic<br />

bei der Auswertung des Messsignals die relevanten<br />

Normen wie zum Beispiel ISO 21920 berücksichtigen,<br />

muss der Anwender die Zeichnungen, die Normen und<br />

schließlich die Messergebnisse verstehen.<br />

Lenz: Die Nutzer der Messtechnik sind auch sehr unterschiedlich.<br />

Ein Messtechniker, ein Konstrukteur<br />

oder ein Fertigungsleiter haben verschiedene Anforderungen<br />

an ein Gerät.<br />

Was bedeutet das für die Hersteller? Es hört sich<br />

sehr schwierig an, alle diese Nutzergruppen zu<br />

adressieren.<br />

Ferger: Das ist ein extremer Spagat. In unserem Fall<br />

etwa beherbergt der Softwarekern sämtliche Sensoren<br />

und sämtliche Funktionen. Wir bieten für verschiedene<br />

Anwendergruppen dann entsprechende<br />

Bedienoberflächen an.<br />

Was heißt das?<br />

Ferger: Für den einfachen Betrieb in der Werkstatt<br />

hat das Gerät bereits Automatikfunktionen eingebaut<br />

und kann vielleicht zusätzlich nur einige Regelgeometrien<br />

sowie Winkel und Abstände messen. Der<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 23


IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

High-End-Anwender braucht dagegen alle Funktionen<br />

– vom maschinenfernen Programmieren über die<br />

Ermittlung von Form- und Lagetoleranzen mit Materialbedingungen,<br />

einer vollständigen 3D-Auswertung<br />

bis zur vollautomatischen Werkzeugkorrektur. Das ist<br />

eine herausfordernde Aufgabe. Aber der muss sich<br />

der Gerätehersteller stellen.<br />

Lenz: OGP hat den Anspruch, universell einsetzbare<br />

Messgeräte zu liefern und diese durch Programmieren<br />

für eine spezielle Aufgabe zu optimieren. Man<br />

hat also quasi eine eierlegende Wollmilchsau und<br />

dann möchte ein Anwender mit seinem Gerät vielleicht<br />

nur Einspritzdüsen messen. Dann muss man<br />

schauen, mit welcher Sensorik und welchen Funktionen<br />

das möglich ist.<br />

Wenig Interesse an OPC UA: „Der Großteil unserer Kunden nutzt andere Formate wie zum<br />

Beispiel QS-Stat“, sagt Thomas Plocher von Hommel Etamic.<br />

Helmli: Das Anpassen des Gerätes an den Kundenwunsch<br />

benötigt Know-how. Das macht bei Bruker<br />

Alicona die Applikationsabteilung. Und die ist in den<br />

vergangenen zehn Jahren gewachsen. Der Kunde<br />

kommt mit einem bestimmten Bauteil und verlangt<br />

nach einer entsprechenden Lösung. Das bedeutet,<br />

dass schon in der Angebotsphase sehr viel Knowhow<br />

auf Herstellerseite gefragt ist.<br />

Weil bei den Anwendern das nötige Wissen nicht<br />

mehr vorhanden ist?<br />

Ferger: Auch wir sehen seit Jahren den immer stärker<br />

werdenden Trend nach schlüsselfertigen Lösungen<br />

und haben auch entsprechend Personal einge-<br />

stellt. Viele Firmen sparen sich die Experten ein und<br />

verlagern das Programmieren auf den Hersteller.<br />

Lenz: Ich sehe die Tendenz, dass die Anwendungstechnik<br />

zunimmt. Die Kunden fragen sich: „Warum<br />

sollen wir denn die Verfahrensentwicklung machen<br />

auf Basis dessen, was der Hersteller uns zur Verfügung<br />

stellt?“ Sie erwarten stattdessen Lösungen, die<br />

nicht mehr eingelernt werden müssen. Sie möchten<br />

das erste Teil einlegen, auf den Knopf drücken und<br />

ein Ergebnis erhalten – ohne dass ein Messtechniker<br />

noch etwas eingeben muss.<br />

Ferger: Kurz zum Thema Knopfdruck. Wir haben hier<br />

mittlerweile sehr leistungsstarke Simulations-Tools<br />

geschaffen. Für unsere CT-Geräte besteht zum Beispiel<br />

die Möglichkeit, mithilfe von Software die<br />

Durchstrahlung bereits am CAD-Datensatz zu simulieren.<br />

Man teilt der Software die Materialeigenschaften<br />

der Werkstücke mit und das System berechnet<br />

die Absorption anhand der CAD-Datei. Damit erhält<br />

man schon zum Fertigungsstart ein Messprogramm,<br />

das zu 99,9 Prozent fertig ist – ohne das zu<br />

messende Teil vorher jemals in Wirklichkeit gesehen<br />

zu haben.<br />

Plocher: Es hängt natürlich auch von der Technologie<br />

und dem einzelnen Unternehmen ab. Bei einem<br />

großen Rundtakttisch muss der Kunde nur seine Anforderung<br />

kennen. Da übernehmen wir die Verfahrensentwicklung<br />

und die Projektrealisierung. Bei<br />

kleineren Geräten dagegen heißt es oft: „Erstellt ihr<br />

bitte den Prüfablauf?“ Es gibt auch Fälle, in denen<br />

ein kundenspezifischer Messplatz bereits seit Jahren<br />

in Nutzung ist und schließlich weitere neue Werkstücke<br />

zusätzlich mit diesem gemessen werden sollen.<br />

In diesen Fällen wird häufig unsere Dienstleistung<br />

angefragt, da die Kunden oftmals weder über<br />

die benötigten Kapazitäten noch über die ausreichenden<br />

Erfahrungen verfügen.<br />

Herr Lenz, Sie haben zu Beginn von der Digitalisierung<br />

in den Unternehmen gesprochen. Wie bekommt<br />

man denn die Daten aus den Geräten, um<br />

sie dafür verwenden zu können?<br />

Lenz: Man versucht ja schon lange, Daten zu nutzen,<br />

um Rückschlüsse auf die Fertigung zu ziehen. Doch<br />

das hat zu einem Wildwuchs geführt. Und nun versucht<br />

man, diesen über internationale Standards in<br />

den Griff zu bekommen. Der VDMA ist dabei sehr<br />

prägend. Inzwischen orientieren sich selbst China<br />

und die USA daran. China hat sich zum Beispiel dem<br />

Standard Umati angeschlossen, der sich ja auf Werk-<br />

24 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


zeugmaschinen bezieht. Ein anderes Beispiel ist I++.<br />

Es gibt nun viele Unternehmen, die daran interessiert<br />

sind. Meines Wissens werden pro Jahr um die 3000<br />

neue Anwendungen für I++ verkauft. In den vergangenen<br />

fünf Jahren hat es einen wahren Run auf<br />

Standards gegeben, den ich so nicht erwartet habe.<br />

Sowohl Hersteller als auch Anwenderunternehmen<br />

haben erkannt, dass wir es uns nicht mehr leisten<br />

können, für jeden einzelnen Fall jeweils eine neue<br />

Lösung zu entwickeln.<br />

Helmli: Wir merken, dass mittlerweile gewisse<br />

Schnittstellen vom Kunden vorausgesetzt werden. Es<br />

ist für mich aber noch nicht ersichtlich, welche davon<br />

sich durchsetzen werden. Jeder spricht zwar von<br />

OPC UA, aber wir registrieren so gut wie keine Anfragen<br />

von den Kunden. Der Standard ist leider viel zu<br />

kompliziert.<br />

Welche Schnittstellen werden stattdessen nachgefragt?<br />

Helmli: Ich traue mich kaum, es zu sagen, weil es so<br />

1900 ist. Aber die meisten Kunden wollen einfach ihre<br />

Daten in Textformaten haben – also CSV-Dateien.<br />

Aber sämtliche Qualitätssicherungsprogramme können<br />

ja auch CSV lesen.<br />

Ferger: Noch mal zum Thema OPC UA: Wir sehen<br />

auch nur sehr wenige Anwendungen im Feld. Und<br />

meistens geht es dabei nur um das Übermitteln von<br />

Statusmitteilungen vom Messgerät. Aber der Standard<br />

kann ja noch viel, viel mehr. Bei PMI – also Product<br />

Manufacturing Information – ist es ähnlich. Alle<br />

sprechen darüber, aber kaum jemand nutzt es. In den<br />

meisten Firmen sind einfach die Strukturen nicht<br />

vorhanden, um das durchgängig einzusetzen.<br />

Plocher: Mit dem VDMA wurde vor Jahren OPC UA<br />

auch in anderen messtechnischen Anwendungen vorangetrieben.<br />

Aktuell haben wir bei den großen<br />

Mehrmessstellen-Anlagen vereinzelt zusätzlich die<br />

Datenausgabe über OPC UA. Hierbei werden jedoch<br />

nur wenige Daten wie Stückzahl übermittelt. Der<br />

Großteil unserer Kunden nutzt andere Formate wie<br />

zum Beispiel QS-Stat.<br />

Lenz: Es gibt aber gute Nachrichten. In den vergangenen<br />

Monaten hat sich innerhalb des OPC-UA-Arbeitskreises<br />

etwas getan. Viele Mitglieder haben erkannt,<br />

dass der Standard zu kompliziert ist und daher<br />

kaum genutzt wird. Daher versucht man nun, pragmatisch<br />

vorzugehen und die Nutzung von OPC UA zu<br />

vereinfachen. Das Ergebnis werden Versionen für bestimmte<br />

Spezialanwendungen sein, wie etwa für das<br />

Monitoring von Messgeräten.<br />

Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

Die Digitalisierung sei<br />

ein riesiger Umbruch<br />

und für viele Unternehmen<br />

eine Herausforderung,<br />

ist Karl<br />

Jürgen Lenz von OGP<br />

überzeugt.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 25


IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />

Generative KI bei Bosch<br />

Schneller zu KI-Lösungen<br />

für die Fertigung<br />

Bosch hat in zwei deutschen Werken erste Projekte gestartet,<br />

bei denen generative künstliche Intelligenz (KI) synthetische Bilder<br />

erzeugt, um KI-Lösungen für die optische Inspektion zu entwickeln<br />

und zu skalieren oder bereits vorhandene KI-Modelle zu optimieren.<br />

» Sabine Koll<br />

gänge von Komponenten von 3,5 min auf<br />

3 min reduziert. „Mit generativer KI gehen<br />

wir jetzt den nächsten Schritt in der<br />

Evolution von künstlicher Intelligenz und<br />

hieven moderne Fertigungen auf ein neues<br />

Level“, sagt Bosch-Geschäftsführerin<br />

und Digitalchefin Tanja Rückert. Dabei<br />

vertraut das Unternehmen auf eigenes<br />

Know-how: Entwickelt wurden die Softwaremodelle<br />

für generative KI in der<br />

Bosch-Forschung, ins Feld gebracht werden<br />

sie nun von den Werken.<br />

Bild: Bosch<br />

Bosch testet in zwei deutschen Werken, wie generative KI synthetische Bilder erzeugt. Ziel ist die<br />

Entwicklung von KI-Lösungen für die optische Inspektion.<br />

Nahezu jedes zweite Bosch-Werk<br />

nutzt schon heute KI in der Produktion.<br />

„Mithilfe von generativer KI verbessern<br />

wir nicht nur bestehende KI-Lösungen,<br />

wir schaffen so auch Grundlagen für<br />

eine optimale Durchdringung dieser Zukunftstechnologie<br />

in unserem weltweiten<br />

Fertigungsverbund“, sagt Stefan Hartung,<br />

Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />

Robert Bosch GmbH. Denn KI rechnet<br />

sich: Je nach Werksgröße und Produktion<br />

lassen sich nach Einschätzung von Bosch<br />

mithilfe von KI Produktivitätszuwächse<br />

und Kosteneinsparungen von mehreren<br />

hunderttausend Euro bis hin zu niedrigen<br />

einstelligen Millionenbeträgen pro Jahr<br />

und Werk erzielen. „KI hat hohes Innovationspotential<br />

und kann die menschliche<br />

Arbeit noch produktiver machen. Als produzierendes<br />

Unternehmen, Fabrikausrüster<br />

und Taktgeber bei Industrie 4.0 will<br />

Bosch eine führende Rolle bei Entwicklung<br />

und Anwendung industrieller KI<br />

spielen“, erklärt Hartung.<br />

Bosch-Pilotwerke setzen KI in der Produktionsplanung,<br />

-überwachung und<br />

-kontrolle ein. Im Werk in Hildesheim beispielsweise<br />

ließen sich beim Produktionshochlauf<br />

neuer Linien die Taktzeiten dank<br />

KI-basierter Datenanalyse um 15 % verringern.<br />

Im Werk in Stuttgart-Feuerbach<br />

wurden durch neue Algorithmen Prüfvor-<br />

Skalierbare generative KI<br />

ersetzt manuelle Prüfungen<br />

Jahrelang wurden Komponenten zur<br />

Kraftstoffeinspritzung im Feuerbacher<br />

Werk manuell kontrolliert. Aufgrund von<br />

Beschaffenheit und Komplexität der Produkte<br />

sowie Unterschieden im Aufbau der<br />

Fertigungslinien war weder eine regelbasierte<br />

noch eine KI-gestützte optische Inspektion<br />

möglich. Der neue Ansatz: eine<br />

skalierbare generative KI, die unterschiedliche<br />

Varianten eines Produkts und<br />

Fehlerbilder erkennt und verschiedene<br />

Anordnungen und Abfolgen im Produk -<br />

tionsprozess berücksichtigt. Als Basis hat<br />

die Bosch-Forschung ein Foundation Model<br />

entwickelt, gespeist aus großen Datensätzen<br />

des Bosch-Fertigungsnetzwerks.<br />

Verfeinert und spezifiziert wird das<br />

Foundation Model für Anwendungen vor<br />

Ort mit synthetisch generierten Daten. So<br />

soll es gelingen, dass die KI selbstständig<br />

die Komponenten prüft und nur noch<br />

„Zweifelsfälle“ Sichtprüfern vorgelegt<br />

werden.<br />

26 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


PIONIER UNTER DEN TRAGBAREN 3D-SCANNERN<br />

Bild: Bosch<br />

Das Bosch-Werk in Immenstadt<br />

nutzt KI für<br />

die Qualitätskontrolle:<br />

Die Montage-Mitarbeiter<br />

wissen, dass das getestete<br />

Bauteil fehlerhaft<br />

ist, wenn im Prüfstand<br />

für ABS-Systeme<br />

der Bildschirm rot aufleuchtet.<br />

Das Ergebnis<br />

liefert ein selbstlernendes<br />

System, welches<br />

auf Basis gesammelter<br />

Daten Fehler-Muster<br />

erkennt und so relevante<br />

von nicht relevanten<br />

Fehlermeldungen unterscheidet.<br />

Die hohe<br />

Erfolgsquote wird durch<br />

wöchentliches Re-Training<br />

der Algorithmen<br />

ständig verbessert.<br />

Die Entwicklung und das Training von<br />

KI-Modellen auf der Grundlage von Prüfstandsmessungen<br />

erfordert im Vergleich<br />

zu Simulationen deutlich mehr Ressourcen,<br />

was zu einem starken Bedarf an automatisierter<br />

Trajektoriengenerierung und<br />

KI-Training führt, um den Entwicklungszyklus<br />

von einer anfänglichen KI-Modelldefinition<br />

über die Erfassung von Messtrainingsdaten<br />

bis zur Bereitstellung auf<br />

der Ziel-Hardware zu beschleunigen.<br />

Im Werk in Hildesheim, das Lösungen<br />

für die Mobilität der Zukunft entwickelt,<br />

wurden synthetisch generierte Bilder bereits<br />

bei ersten Serienanlagen in der Elektromotorenfertigung<br />

erfolgreich zum<br />

Training eingesetzt. Mit dem menschlichen<br />

Auge sind die künstlich generierten<br />

Bilder nicht von realen Bildern zu unterscheiden.<br />

Das Werk geht davon aus, dass<br />

sich durch den neuen Ansatz die Projektlaufzeit<br />

um sechs Monate gegenüber<br />

konventionellen Verfahren verkürzt und<br />

sich Produktivitätssteigerungen in Höhe<br />

von sechsstelligen Euro-Beträgen pro<br />

Jahr ergeben.<br />

Generative KI macht<br />

Individualisierung möglich<br />

Eine Ausweitung des KI-Ansatzes auf<br />

weitere Bosch-Standorte ist geplant. „Bei<br />

der Entwicklung von KI-Lösungen schöpfen<br />

wir aus dem Potenzial, das der Bosch-<br />

Fertigungsverbund mit rund 230 Werken<br />

bietet. Und wir nutzen neue Technologien.<br />

Generative KI hilft, vermeintliche<br />

Gegensätze in Einklang zu bringen: Individualisierung<br />

und Skalierung – beides<br />

zugleich wird mit dieser Technologie<br />

möglich“, sagt Rückert.<br />

„Bosch digitalisiert und vernetzt seit<br />

über zehn Jahren die eigenen Werke und<br />

die seiner Kunden. Jetzt kombinieren wir<br />

Industrie 4.0 mit künstlicher Intelligenz:<br />

Die vernetzte Produktion liefert Daten,<br />

die KI wertet sie aus“, erklärt Rückert.<br />

„Durch den Einsatz von KI werden Fabriken<br />

effizienter, produktiver und umweltfreundlicher.“<br />

Die Bosch-Forschung etwa hat ein KIbasiertes<br />

System entwickelt, das Anomalien<br />

und Störungen im Fertigungsprozess<br />

identifiziert und die Produktqualität erhöht.<br />

Die Software ist mittlerweile in<br />

rund 50 Werken des Konzerns im Einsatz,<br />

über 2.000 Fertigungslinien sind angebunden.<br />

Auch bei der optischen Inspek -<br />

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IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />

Im Bosch-Werk in<br />

Hildesheim ließen sich<br />

beim Produktionshochlauf<br />

neuer Linien<br />

die Taktzeiten dank KIbasierter<br />

Datenanalyse<br />

um 15 % verringern.<br />

definierter Sicherheitsbeschränkungen. Es<br />

ermöglicht so einen sicheren, automatisierten<br />

Tag-, Nacht- und sogar Wochenendbetrieb.<br />

Dies reduziert die benötigte<br />

Messkampagnenzeit deutlich und optimiert<br />

die Auslastung der Prüfstände in<br />

den einzelnen Geschäftsbereichen.<br />

tion von Komponenten ist KI in Bosch-<br />

Werken weit verbreitet. Über 20 Werke<br />

nutzen dafür Bosch-Software wie Machine<br />

Vision AI. Die vom Bosch-Sondermaschinenbau<br />

entwickelte Lösung hilft dabei,<br />

schwer zu identifizierende Merkmale<br />

wie Kratzer und Ausbrüche in<br />

Oberflächen oder Defekte in<br />

Schweißnähten nachzuweisen.<br />

Ein weiteres Beispiel für den<br />

KI-Einsatz ist die Testautomatisierung:<br />

Auf KI basierende Rechenmodelle<br />

gewinnen im Bereich<br />

Elektroantriebe zunehmend<br />

an Bedeutung, zum Beispiel virtuelle<br />

Temperatur- und Drehmomentschätzungen.<br />

Die Entwicklung<br />

und das Training von KI-Modellen<br />

auf der Grundlage von Prüfstandsmessungen<br />

erfordert allerdings im Vergleich<br />

zu Simulationen deutlich mehr<br />

Ressourcen, denn es braucht ausreichend<br />

hochwertige Messdaten. Dies führt zu einem<br />

starken Bedarf an automatisierter<br />

Trajektoriengenerierung und KI-Training,<br />

um den Entwicklungszyklus von einer anfänglichen<br />

KI-Modelldefinition über die<br />

Erfassung von Messtrainingsdaten zu beschleunigen<br />

bis zur Bereitstellung auf der<br />

Ziel-Hardware.<br />

Messkampagnen werden<br />

automatisiert<br />

Die Durchführung einer Messkampagne<br />

ist derzeit ein überwiegend manueller<br />

Prozess, der erheblichen Aufwand, Erfahrung<br />

und ständige Überwachung erfordert.<br />

Dies führt zu langen, dedizierten Sitzungen,<br />

die hohe Kosten verursachen. Ab-<br />

Bild: Bosch<br />

»Mit generativer KI gehen<br />

wir jetzt den nächsten Schritt<br />

in der Evolution von KI und<br />

hieven moderne Fertigungen<br />

auf ein neues Level.«<br />

Tanja Rückert, Bosch<br />

hängig von den Eigenschaften des KI-Modells<br />

müssen Trajektorien manuell geplant,<br />

ausgeführt und sorgfältig analysiert<br />

werden. Darüber hinaus muss sichergestellt<br />

werden, dass der gesamte mehrdimensionale<br />

Arbeitsbereich des Elektromotors<br />

abgedeckt wird, was eine anspruchsvolle<br />

Aufgabe darstellt. Ein weiteres<br />

Problem ist die mögliche Verletzung<br />

von Sicherheitsgrenzwerten, die zu einem<br />

sofortigen Abbruch der laufenden Messzyklen,<br />

damit verbundenen Abkühlzeiten<br />

und so zu Verzögerungen der gesamten<br />

Messkampagne führt.<br />

Deshalb haben Forscher bei Bosch eine<br />

KI-basierte Methode entwickelt, die die<br />

Fähigkeiten der Prüfstände durch die Einführung<br />

eines Safe Active Learning-Frameworks<br />

erweitert, das automatisch den<br />

gesamten mehrdimensionalen Arbeitsbereich<br />

eines Elektromotors mit optimierten<br />

Trajektorien bei gleichzeitigem Training<br />

eines KI-Modells zur Laufzeit erforscht.<br />

Das Resultat: „Safe Active Learning“ verbessert<br />

die Fähigkeiten des Prüfstands<br />

und vermeidet Abschaltungen durch die<br />

automatische Planung und Anpassung<br />

neuer Trajektorien auf der Grundlage vor-<br />

Prüfstandszeiten werden<br />

deutlich reduziert<br />

Erste Bewertungen von Prüfständen, die<br />

mit Safe-Active-Learning-Funktionen<br />

ausgestattet sind, zeigen eine deutliche<br />

Reduzierung der erforderlichen Prüfstandszeit<br />

im Vergleich zum aktuellen<br />

herkömmlichen manuellen Prozess der<br />

Gewinnung von Messdaten für die anschließende<br />

Modellkalibrierung oder das<br />

KI-Training. Dies garantiert eine schnelle<br />

Markteinführung zukünftiger KI-Modelle<br />

innerhalb des Bosch-Produktportfolios.<br />

„Smart Test Facility Automation<br />

with Safe Active Learning“, so<br />

der Name des gesamten Rahmenwerks,<br />

ermöglicht Bosch somit<br />

einen intelligenten und automatisierten<br />

Prüfstandbetrieb: Das<br />

automatische Lernen und Einhalten<br />

von Sicherheitsbeschränkungen<br />

ermöglicht einen unbeaufsichtigten<br />

Prüfstandbetrieb, etwa<br />

zentral für Übernacht- und Wochenendläufe.<br />

Und durch die intelligente<br />

Auswahl und Generierung von Prüfstandstrajektorien<br />

wird die Aussagekraft im<br />

mehrdimensionalen Eingaberaum erhöht<br />

sowie die Dauer der Messkampagne weiter<br />

verkürzt.<br />

Webhinweis<br />

Mehr zum Rahmenwerk<br />

„Smart Test Facility Automation<br />

with Safe Active<br />

Learning“ sehen Sie in<br />

diesem Video von Bosch:<br />

https://hier.<br />

pro/4iNGm<br />

28 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


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Foto: Monty Rakusen Digital Vision via Gettyimages<br />

Ganzheitliche Sicht auf Qualität mit Fabasoft Approve<br />

KI & automatisierte Prüfpläne<br />

Mehr zum KI-gestützten<br />

8D-Prozess erfahren<br />

Pumpenhersteller KSB schafft Abhilfe bei der zeitaufwendigen Prüfplanerstellung und<br />

generiert mit dem werksübergreifenden CAQ-System Fabasoft Approve strukturierte<br />

Qualitätskontrollpläne quasi auf Knopfdruck. Eine KI erkennt technische Dokumente<br />

und deren Inhalte automatisiert und verknüpft diese zu einer 360-Grad-Sicht.<br />

KI-gestützter 8D-Prozess<br />

Die integrierte KI analysiert Fehler und liefert<br />

im 8D-Prozess entlang der Supply-Chain sofort<br />

konkrete Handlungsempfehlungen, beispielsweise<br />

für Sofort- und Vorbeugemaßnahmen.<br />

Über Natural Language Processing (NLP) können<br />

Mitarbeitende in der Qualitätssicherung in natürlicher<br />

Sprache mit technischen Daten kommunizieren.<br />

Best Practices auf der Control 2024<br />

Im gemeinsamen Vortrag von Fabasoft Approve<br />

und Alexander Thumbeck, technischer Projektmanager<br />

bei KSB, erfahren Interessierte am<br />

25.04.2024 um 13:40 Uhr im Ausstellerforum,<br />

wie der weltweit tätige Pumpenhersteller QCPs<br />

automatisiert erstellt.<br />

In Live-Demos präsentiert Approve in Halle 10,<br />

Stand 1315, wie Betriebe ihr QM durch die Digitalisierung<br />

von unternehmensübergreifenden Ende-zu-Ende-Prozessen<br />

auf ein neues Level heben.<br />

Zudem gibt es Einblicke in Best Practices, die gemeinsam<br />

mit Referenzkunden umgesetzt wurden.<br />

KONTAKT<br />

Fabasoft Approve GmbH<br />

Honauerstraße 4<br />

4020 Linz, Österreich<br />

E-Mail: approve@fabasoft.com<br />

www.fabasoft.com/approve<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 29


IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />

KI im Einsatz in der Produktion von BMW<br />

Wenn das Auto über<br />

seine Qualität spricht<br />

Mehr als 8,5 Stunden pro Jahr Stillstand in der Fahrzeugmontage entfallen<br />

im Werk von BMW in Regensburg, seitdem ein System auf Basis künstlicher<br />

Intelligenz (KI) die Fördertechnik überwacht. Das lernende Wartungssystem<br />

erkennt frühzeitig mögliche Störungen.<br />

fe KI in der Ifactory bereits heute neue<br />

Maßstäbe.<br />

Der Masterplan der BMW Group für die<br />

Produktion von morgen setzt auf cloudbasierte<br />

KI-Innovationen aus der eigenen<br />

Entwicklung – und zwar in allen Werken<br />

weltweit –, um Prozesse zu automatisieren<br />

und zu optimieren.<br />

Die cloudbasierte KI-Technologie Car2X<br />

ermöglicht während des Produktionsablaufs<br />

eine Echtzeitkommunikation beziehungsweise<br />

Interaktion zwischen dem<br />

Fahrzeug und dem Produktionssystem.<br />

Car2X „verwandelt“ jeden BMW in der<br />

Produktionslinie in einen aktiven und ver-<br />

Das Fahrzeug als kommunikativer<br />

und intelligenter Teilnehmer der<br />

Produktion? Die Ifactory und KI machen<br />

es bei BMW möglich. Durch eigene KI-Innovationen<br />

wie Car2X und AIQX kann der<br />

Münchner Autobauer den Bau von Fahrzeugen<br />

nicht nur schneller, zuverlässiger<br />

und effizienter gestalten, sondern auch<br />

die in der Produktion befindlichen Modelle<br />

zu kommunikativen Helfern machen,<br />

die zum Beispiel permanent Auskunft<br />

über ihren Verbauzustand geben oder<br />

Montagefehler eigenständig erkennen<br />

und melden. Gleichzeitig setzt die visuelle<br />

und akustische Qualitätssicherung mithilnetzten<br />

Teilnehmer des industriellen IoT<br />

(Internet of Things)-Ökosystems, das<br />

Selbstanalyse vollzieht, in Echtzeit mit<br />

Mitarbeitern im Werk interagiert und relevante<br />

Meldungen automatisch teilt sowie<br />

dokumentiert. Für die eigenständige<br />

Kommunikation während der Herstellung<br />

sorgen Datenströme, die es dem Fahrzeug<br />

erlauben, aktiv und ortsunabhängig mit<br />

zahlreichen Produktionsressourcen und<br />

der Cloud zu interagieren.<br />

Die Car2X-Technologie umfasst bei der<br />

BMW Group mehrere konkrete Anwendungsfälle.<br />

Alle Fälle jedoch eint, dass das<br />

im Bau befindliche Fahrzeug in Echtzeit<br />

30 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


MESS- UND<br />

WÄGETECHNIK<br />

Bild: BMW<br />

kommuniziert – und somit eine aktive<br />

Rolle in der eigenen Produktion einnimmt.<br />

Ein Beispiel dafür sind Steckverbindungen:<br />

So vergleicht das Fahrzeug<br />

seinen Soll- und Verbauzustand. Etwaige<br />

Abweichungen wie fehlerhafte Steckverbindungen<br />

werden von der KI identifiziert<br />

und an das System gemeldet. So können<br />

Fehler in der Montage direkt behoben<br />

werden, was zu deutlich weniger Nacharbeit<br />

führt.<br />

Visuelle und akustische<br />

Qualitätsprüfung<br />

Objekt-Erkennung ist ein weiteres Beispiel:<br />

Das Fahrzeug ist in der Lage, seine<br />

Umgebung zu analysieren. Über seine<br />

eingebauten Kameras kann es das vorgelagerte<br />

Automobil auf dem Produktionsband<br />

scannen. Ist etwa das Warndreieck<br />

nicht montiert, erkennt das Fahrzeug dies<br />

mithilfe der optischen Qualitätskontrolle<br />

AIQX (Artificial Intelligence <strong>Quality</strong> Next)<br />

und meldet Abweichungen umgehend an<br />

Mitarbeiter und Produktionssysteme.<br />

AIQX automatisiert Qualitätsprozesse<br />

mithilfe von Sensorik und KI, indem im<br />

Bandablauf Kamerasysteme und Sensoren<br />

etabliert werden. Deren aufgezeichnete<br />

Dank künstlicher Intelligenz sieht die<br />

Fertigung von BMW Qualitätsmängel<br />

nicht nur besser, sondern hört sie auch.<br />

Daten werden in Echtzeit über Algorithmen<br />

und KI ausgewertet, anschließend<br />

erhalten Mitarbeiter am Band unmittelbar<br />

über Smart Devices Feedback. AIQX<br />

kann so zur Variantenbestimmung, zur<br />

Überprüfung der Vollständigkeit und zur<br />

Detektion von Anomalien im Verbauprozess<br />

eingesetzt werden.<br />

Doch KI unterstützt die Fertigung auch<br />

damit, dass sie Qualitätsmängel hört: Im<br />

Werk Dingolfing von BMW kommt mit<br />

Acoustic Analytics, einem Teilbereich von<br />

AIQX, ein KI-Modell zum Einsatz, das automatisiert<br />

eine audiobasierte Qualitätsprüfung<br />

durchführt. Über Mikrofone an<br />

den Autositzen werden alle Fahrgeräusche<br />

aufgezeichnet und mithilfe der KI<br />

ausgewertet sowie klassifiziert. Dabei erkennt<br />

das zuvor trainierte KI-Modell, ob<br />

ein Störgeräusch vorliegt. Hierbei handelt<br />

es sich um die letzte Kontrolle, bevor das<br />

Fahrzeug an Kunden übergeben wird. Die<br />

Vorteile der Audioprüfung durch KI liegen<br />

auf der Hand: Der automatisierte Prozess<br />

verläuft schneller, effizienter und schließt<br />

eine subjektive Wahrnehmung der Geräusche<br />

aus.<br />

präzise<br />

professionell<br />

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Wir freuen uns<br />

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Control 2024<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 31


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Bild: Fraunhofer IPA/Janhsen<br />

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Partner:<br />

32 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024<br />

Die Plattform für additive Fertigung


SPECIAL<br />

» Control<br />

Digitalisierung, Automatisierung und KI sind die<br />

Top-Trends auf der Control, wie dieses Special zeigt.<br />

Aber auch Inline-Messtechnik und innovative Bilderverarbeitungslösungen<br />

stellen heiße Messethemen dar.<br />

Trends<br />

Digitalisierung ist der Treiber<br />

» Seite 34<br />

Interview<br />

Bettina Schall spricht über Highlights<br />

und Zukunft der Control<br />

» Seite 38<br />

Medizintechnik<br />

Automatisierte Implantatprüfung<br />

» Seite 40<br />

Künstliche Intelligenz<br />

Dokumentensystem legt die Basis<br />

» Seite 44<br />

Inline-Messtechnik<br />

Schleif-Mess-Kombi macht Rotorenfertigung<br />

schnell und genau<br />

» Seite 46<br />

Bild: Schall<br />

Bildverarbeitung<br />

Fraunhofer Vision zeigt Hightech<br />

» Seite 48<br />

Im April wird die Control wieder zum Schaufenster für Messtechnik-Innovationen.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 33


SPECIAL » Control<br />

Umfrage zu den Trends auf der Control<br />

Digitalisierung und KI<br />

verändern die Messtechnik<br />

Die Control wird erneut das Schaufenster für aktuelle Trends in der<br />

Qualitätssicherung. Wir haben Experten in der Branche gefragt,<br />

welche Entwicklungen sie sehen. Das Ergebnis: Digitalisierung, KI,<br />

Automatisierung und Bedienbarkeit stehen im Fokus – getrieben<br />

durch steigende Anforderungen an Qualität und Dokumentation.<br />

» Dr. Frank-Michael Kieß<br />

Bild: Schall<br />

Neben Digitalisierung<br />

und Automatisierung<br />

sind optische Messverfahren<br />

ein wichtige<br />

Trend auf der Control.<br />

Die wachsende Bedeutung von Softwarelösungen<br />

ist auch in der Qualitätssicherung angekommen,<br />

wie die Umfrage von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />

zur Control zeigt. „Auch im Bereich der Qualitätssicherung<br />

werden branchenübergreifend alle Firmen<br />

zunehmend mit den Herausforderungen eines klassischen<br />

IT-Unternehmens konfrontiert“, sagt Florian<br />

Schwarz, CEO der CAQ AG Factory Systems. Die Digitalisierung<br />

selbst stecke allerdings bei vielen Unter-<br />

nehmen noch in den Kinderschuhen und die meisten<br />

hätten noch einen weiten Weg vor sich, bevor sie<br />

überhaupt den technischen Status Quo erreichten.<br />

Deshalb steige die Nachfrage nach vorkonfigurierten<br />

Lösungen sowie Software und Consulting aus einer<br />

Hand. „Wir erkennen einen Trend in Richtung Software<br />

as a Service (SaaS) und eine immer intensivere<br />

Nutzung leistungsstarker Schnittstellen zur Verbindung<br />

von IT-Lösungen in Unternehmen.“<br />

34 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Bild: CAQ<br />

Florian Schwarz, CAQ,<br />

sieht eine steigende<br />

Nachfrage nach vorkonfigurierten<br />

Lösungen<br />

und Software as a<br />

Service (SaaS).<br />

Bild: Fabasoft Approve<br />

Andreas Dangl,<br />

Fabasoft: Cloud-native<br />

CAQ-Software und<br />

Daten-Ökosysteme, die<br />

auf offenen Standards<br />

basieren, bieten der<br />

Qualitätssicherung<br />

große Vorteile.<br />

„Das Ziel muss eine ganzheitliche Sicht auf Qualität<br />

sein“, zeichnet Andreas Dangl, Geschäftsführer<br />

von Fabasoft Approve, das Gesamtbild. Eine wichtige<br />

Entwicklung sei dabei die Weiterführung von Maschinendaten<br />

in die Cloud, wo die Informationen direkt<br />

in Qualitätsprozesse eingespeist werden.<br />

„Cloud-native CAQ-Software und Daten-Ökosysteme,<br />

die auf offenen Standards basieren, bieten der<br />

Qualitätssicherung in Industrieunternehmen große<br />

Vorteile: Sie lassen sich optimal in existierende IT-<br />

Landschaften einbinden und können Informationen<br />

aus unterschiedlichen Systemen vernetzen.“ Mit mobilen<br />

Endgeräten seien sie zudem ortsunabhängig<br />

auch auf dem Shopfloor bedienbar.<br />

Dabei eröffnen künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles<br />

Lernen große Möglichkeiten. „In der Qualitätssicherung<br />

hängen Abweichungen von den Sollspezifikationen<br />

außerhalb des Toleranzbereichs oft<br />

mit systematischen Ursachen zusammen“, sagt Dr.<br />

Heinrich Steger, Leitung Strategisches Produktmarketing<br />

bei Polytec. Die Integration von KI-Algorithmen<br />

biete hier ein enormes Potenzial zur Analyse<br />

großer Datenmengen aus Messungen, um Muster zu<br />

identifizieren und Abweichungen zu erkennen.<br />

In der Messtechnik beschränke sich der Einsatz von<br />

KI allerdings mehr oder weniger noch auf die Bildverarbeitung,<br />

merkt Urban Muraus, Geschäftsführer von<br />

Bruker Alicona, an. „Als Zukunftstrend sehe ich vor<br />

allem, dass die Messplanung enorm von künstlicher<br />

Intelligenz profitieren wird.“<br />

KI erweitert die Möglichkeiten<br />

der Qualitätssicherung<br />

Dass die Qualitätssicherung stark von den Entwicklungen<br />

im Bereich der KI beeinflusst wird, glaubt<br />

auch Isabella Drolz, Vice President Product Marketing,<br />

Comet Yxlon. „Die Hardware wird immer besser,<br />

gerade in der Röntgentechnologie. Das ermöglicht es<br />

uns, in kleinere und komplexere Teile hineinzusehen<br />

als je zuvor.“ Es bedürfe jedoch innovativer Softwarelösungen,<br />

um diese Fortschritte für den<br />

menschlichen Benutzer sichtbar oder effektiv zu machen.<br />

Künstliche Intelligenz und Deep Learning trieben<br />

diese Entwicklung voran und arbeiteten im Hintergrund,<br />

um Bilder zu verbessern, komplexe Teile zu<br />

segmentieren, winzige Defekte zu identifizieren oder<br />

Materialeigenschaften automatisch zu kategorisieren<br />

und zu kennzeichnen.<br />

Karl-Jürgen Lenz, Geschäftsführer von OGP Messtechnik,<br />

weist auf einen weiteren großen Trend in der<br />

Zukunft. Gestalten.<br />

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maschinenbau-zukunft-gestalten <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 35


SPECIAL » Control<br />

Bild: OGP<br />

„Messgeräte müssen<br />

einfacher zu bedienen<br />

sein“, fordert Karl-<br />

Jürgen Lenz, OGP.<br />

Bild: Visometry<br />

„Für die Qualitätskontrolle<br />

gewinnen digi -<br />

tale Zwillinge immer<br />

mehr an Bedeutung“,<br />

sagt Harald Wuest,<br />

Visometry.<br />

Messtechnik hin: die Usability von Qualitätssicherungssystemen.<br />

„Messgeräte müssen einfacher zu<br />

bedienen sein. Die Herausforderungen bei Messraum-<br />

und Produktionsleitern sind stets: Wie schaffen<br />

es die Mitarbeiter in Messraum und Fertigung,<br />

die Vielzahl von verschiedenen Software-Paketen sicher<br />

und einfach zu bedienen?“<br />

Digitaler Zwilling verbindet<br />

CAD-Daten und reale Bauteile<br />

Ein Möglichmacher in diesem Bereich ist der digitale<br />

Zwilling. Dahinter verbirgt sich das Softwaremodell<br />

eines Prozesses, eines Produkts oder einer Dienstleistung,<br />

welches die reale und virtuelle Welt verbindet.<br />

„Für die Qualitätskontrolle gewinnen digitale Zwillinge<br />

immer mehr an Bedeutung, um die Brücke zwischen<br />

3D-CAD-Daten und produzierten Bauteilen zu<br />

schlagen“, sagt Harald Wuest, CEO des Augmented-<br />

Reality-Spezialisten Visometry. Visuelle Qualitätskontrolle<br />

mit einem digitalen Zwilling ermögliche eine<br />

intuitive und schnell durchführbare Prüfung. Dadurch<br />

sei die Nutzung hochpräziser Messsysteme oft<br />

nicht mehr notwendig. „Der Prüfprozess und die damit<br />

verbundene Logistik werden dadurch sehr verschlankt,<br />

da Bauteile an beliebigen Stellen überprüft<br />

werden können und eine aufwändige Vorverarbeitung<br />

von Daten oder das Einmessen von Bauteilen<br />

entfällt.“<br />

Flexibilität und Transparenz im Produktionsprozess<br />

sind auch für Andreas Strobel, Geschäftsführender<br />

Gesellschafter, Dr. Heinrich Schneider Messtechnik,<br />

die klaren Treiber der Digitalisierung in der Qualitätssicherung.<br />

„Durch das Sammeln von Messdaten wird<br />

sie plötzlich zu einem wertschöpfenden Prozess. Ein<br />

weiterer positiver Effekt sind die Kosteneinsparungen<br />

für die Arbeitgeber sowie Erleichterungen im Arbeitsalltag<br />

für die Arbeitnehmer, denn fehlerhafte<br />

Komponenten werden frühzeitig erkannt und ausgeschleust.<br />

Die Null-Fehler-Produktion wird dadurch<br />

zum realistischen Konzept.“<br />

Digitalisierung treibt nicht zuletzt auch die Automatisierung<br />

voran. „Wir sehen insbesondere in der<br />

Automobilindustrie, dass auch die Qualitätssicherung<br />

sich dem Trend zur Realisierung von Effizienzpotenzialen<br />

nicht entziehen kann“, berichtet Jenoptik-Geschäftsführer<br />

Jan Vogt. Dies bedeute, dass manuelle<br />

Prüftätigkeiten durch hochautomatisierte<br />

Qualitätsprüfungen ersetzt werden. Die automatisierte,<br />

durch künstliche Intelligenz gestützte Prüftechnik<br />

sei – von den Kostenvorteilen ganz abgesehen<br />

– manueller Sichtprüfung in puncto Verlässlichkeit<br />

deutlich überlegen.<br />

„Gefragt ist immer mehr Prozesssicherheit“, bestätigt<br />

Sandra Seitz, Market Manager Automotive Leak<br />

Detection Tools beim Schweizer Qualitätssicherungs-<br />

Spezialisten Inficon. Dazu gehörten automatisierte<br />

100-Prozent-Prüfungen in der Linie für jedes einzelne<br />

Produkt, aber auch eine hohe Zuverlässigkeit<br />

des Prüfprozesses. „In einigen Branchen war die<br />

100-Prozent-Prüfung schon immer gang und gäbe,<br />

etwa in der Automobilindustrie. Jetzt setzt sich dies<br />

auch in anderen Branchen durch, etwa in der Batteriefertigung.“<br />

Eine solche Inline-Prüfung müsse vollautomatisiert<br />

erfolgen. An manuellen Stationen jede<br />

einzelne hergestellte Batteriezelle auf ihre Dichtheit<br />

hin zu testen, könne nicht funktionieren.<br />

In diesem Kontext spielen optische Messtechnik<br />

und bildgebende Verfahren ihre Stärken aus. „Bildverarbeitung<br />

und berührungslose Mess- und Prüftechnik<br />

sind Schlüsseltechnologien für die Produktion<br />

von morgen und treibende Kraft für vielfältige Innovationen<br />

in der Qualitätssicherung“, sagt Michael<br />

Sackewitz, Leiter des Fraunhofer-Geschäftsbereichs<br />

Vision. „Solche Mess- und Prüfsysteme stellen in<br />

36 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Bild: Werth<br />

„Mit dem Technologiewandel<br />

im Kraftfahrzeugsektor<br />

entstehen<br />

neue Einsatzbereiche<br />

für die Koordinatenmesstechnik<br />

mit<br />

Multisensorik und<br />

Computertomografie“,<br />

sagt Dr. Ralf Christoph,<br />

Werth.<br />

Bild: Comet Xylon<br />

Die Qualitätssicherung<br />

wird stark von den<br />

Entwicklungen im Bereich<br />

der künstlichen<br />

Intelligenz beeinflusst,<br />

so die Einschätzung<br />

von Isabella Drolz,<br />

Comet Xylon.<br />

nahezu Echtzeit massenhaft Material-, Produkt- und<br />

Prozessdaten zur Verfügung. Gleichzeitig wächst die<br />

Intelligenz der smarten Datenlieferanten erheblich<br />

und wird dezentraler.“<br />

Technologiewandel fördert<br />

Multisensorik<br />

„Das Konzept der integrierten Messtechnik, das die<br />

Einbettung von Mess- und Inspektionstechnologien<br />

direkt in Fertigungsabläufe umfasst, gewinnt zunehmend<br />

an Bedeutung“, bestätigt Jérôme-Alexandre<br />

Lavoie, Director of Product Management bei Creaform.<br />

Dabei biete 3D-Scantechnologie signifikante<br />

Vorteile .Sie verbessere Präzision, Effizienz und Umfang<br />

in Qualitätskontrollprozessen. Gerade im Zuge<br />

des Technologiewandels im Kraftfahrzeugsektor ent-<br />

stehen aber auch neue Einsatzbereiche für die Koordinatenmesstechnik<br />

mit Multisensorik und Computertomografie.<br />

„Beispiele finden sich bei der Qualitätssicherung<br />

von Brennstoffzellen und von Lithium-<br />

Ionen-Akkus“, sagt Dr. Ralf Christoph, geschäftsführender<br />

Gesellschafter von Werth Messtechnik. „Die<br />

Vernetzung von Fertigung und Qualitätssicherung in<br />

Regelkreisen und die Herstellung moderner Produkte,<br />

die einen immer größeren Funktionsumfang auf kleinerem<br />

Raum bieten, leben von einer möglichst vollständigen<br />

messtechnischen Erfassung der immer<br />

komplexeren Geometrien. Durch detaillierte, aus vielen<br />

Messpunkten erstellte digitale Werkstückmodelle<br />

sind Optik, Computertomografie und Multisensorik<br />

heute gegenüber herkömmlichen Tastern häufig im<br />

Vorteil.“<br />

Take control of<br />

your motion.<br />

GESCHWINDIGKEIT. PRÄZISION.<br />

LEISTUNG.<br />

DE.AEROTECH.COM<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 37


SPECIAL » Control<br />

Interview mit Messechefin Bettina Schall<br />

„Die Control punktet durch<br />

Qualität und Relevanz“<br />

Mit der Control 2024 steht das wichtigste Event für die Branche vor der Tür.<br />

Im Interview erklärt Messechefin Bettina Schall, was die Besucher in Stuttgart<br />

erwarten können und wie die Pläne für die Zukunft aussehen.<br />

» Markus Strehlitz<br />

Welche Trends sehen Sie zurzeit in der<br />

Qualitätssicherung und im Qualitätsmanagement?<br />

Moderne Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

spielen eine wichtige Rolle bei der<br />

Bewältigung der Produktionsherausforderungen<br />

in Bezug auf Effizienz, Ressourcenschonung<br />

und Nachhaltigkeit. Es geht<br />

darum, Abfälle, Mängel und Fehler im<br />

Produktionsprozess zu minimieren<br />

und Prozesse wirtschaftlich<br />

zu gestalten. Aber<br />

auch viele verschiedene Sicherheitsaspekte<br />

spielen eine<br />

große Rolle. Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

tragen auf<br />

verschiedene Weise dazu bei,<br />

Fehler zu vermeiden, Abläufe<br />

zu verbessern und umweltverträgliche<br />

Praktiken zu fördern.<br />

Messen, prüfen, kontrollieren, auswerten,<br />

dokumentieren – in allen Branchen und<br />

Unternehmensbereichen werden durchgängige<br />

Lösungen für diese Funktionen<br />

benötigt. Denn immer mehr Daten werden<br />

erfasst, ausgewertet, verknüpft und<br />

an die Systeme zurückgegeben. Deshalb<br />

spielen auch die Software und intelligente<br />

Auswertealgorithmen auf der Control<br />

eine immer wichtigere Rolle.<br />

Wie deckt die Control diese Trends ab?<br />

Die jährliche Control ist für viele Unternehmen<br />

ein fixer, unverzichtbarer Messetermin.<br />

Sie ist deshalb so interessant, weil<br />

sie verschiedene Messtechnik-Arten abbildet<br />

und branchenübergreifend relevant<br />

präsentiert – das ist ein wichtiges Herausstellungsmerkmal<br />

der Control. Fachleute<br />

aus aller Welt diskutieren hier auf<br />

Top-Niveau mit hoher Fachkompetenz<br />

neue Anforderungen und neue Möglichkeiten<br />

der Qualitätssicherung. Die praxisnahe,<br />

pragmatische Arbeitsatmosphäre<br />

bei zugleich hoher Internationalität<br />

macht die Control zum weltweit einmaligen<br />

Treffpunkt der QS-Profis.<br />

» Insgesamt stehen die<br />

fortschreitende Automatisierung,<br />

Digitalisierung und Vernetzung<br />

als große Überschriften<br />

über allen Themen.«<br />

Bettina Schall<br />

Was sind die besonderen thematischen<br />

Highlights dieses Jahr?<br />

Insgesamt stehen die fortschreitende Automatisierung,<br />

Digitalisierung und Vernetzung<br />

als große Überschriften über allen<br />

Themen. Konkret werden die Highlights<br />

zum Beispiel Inline-Prüfungen betreffen,<br />

modernste Vision-Systeme, erweiterte<br />

Analysen auch auf KI-Basis, weiterentwickelte<br />

Software sowie Prozessverbesserung<br />

durch Simulationen. Auch<br />

die einfache Bedienbarkeit von Maschinen<br />

und Prüftools ist ein aktuelles Thema.<br />

Denn auch in der Qualitätssicherung ist<br />

der Fachkräftemangel zu kompensieren.<br />

Auch 2024 organisiert der Fraunhofer-<br />

Geschäftsbereich Vision wieder eine Sonderschau<br />

„Berührungslose Messtechnik“,<br />

die einen Querschnitt neuer Technologien,<br />

Applikationen und Systemkomponenten<br />

der berührungslosen Mess- und<br />

Prüftechnik zeigt. Hier erhalten Anwender<br />

konkrete Unterstützung bei der Auswahl<br />

der für sie jeweils passenden Prüftechnologie.<br />

Auch eine spannende Start-up-<br />

Area wird wieder vorbereitet, um die Themen<br />

rund um Messtechnik und Qualitätssicherung<br />

mit Ideen und neuen<br />

Sichtweisen junger Unternehmen<br />

zu erweitern.<br />

Dieses Jahr wird die Messe<br />

nur zwei Hallen belegen.<br />

Wird sich die Control auf bestimmte<br />

Themen konzentrieren?<br />

Das Themenspektrum der Control<br />

2024 ist ungeschmälert und bildet<br />

verschiedene Messtechnik-Arten für verschiedene<br />

Branchen ab. Diejenigen Unternehmen,<br />

die teilnehmen, werden das international<br />

hochgeschätzte Branchenhighlight<br />

wieder als ein Fest in hervorragender<br />

Arbeitsatmosphäre feiern. Hohe<br />

Internationalität, hohes Fachbesucherinteresse,<br />

QS-Technologien auf Top-Niveau<br />

– die Control punktet durch Qualität und<br />

Relevanz, nicht nur durch Quantität.<br />

Fachbesucher werden von einem entspannten,<br />

konzentrierten und effizienten<br />

Messebesuch profitieren.<br />

Was ist die besondere Stärke der Control?<br />

Warum sollten sich Besucher auf<br />

den Weg nach Stuttgart machen?<br />

38 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Die Stärke der Control ist die branchenübergreifende<br />

Abbildung von Systemen<br />

und Lösungen für die Qualitätssicherung.<br />

QS-Verantwortliche aus allen Unternehmensbereichen<br />

finden hier Antworten auf<br />

ihre Fragen, sowohl in industriellen als<br />

auch nicht industriellen Bereichen. Das<br />

Messen, Prüfen, Kontrollieren, Auswerten,<br />

Dokumentieren und Rückverfolgen unterschiedlichster<br />

Parameter gewinnt auf allen<br />

Gebieten zunehmend an Bedeutung.<br />

Die Weiterentwicklung von Datenanalyse<br />

und Datenmanagement galoppiert – hier<br />

sehen wir fulminante Technologiefortschritte.<br />

Deshalb erleben Fachbesucher<br />

auf der Control Top-Technologien up to<br />

date, ein hohes fachliches Niveau, eine<br />

hohe Internationalität und eine angenehme,<br />

praxisorientierte Arbeitsatmosphäre.<br />

Die sehr gute Verkehrsanbindung und das<br />

kompakte Messekonzept versprechen einen<br />

hoch informativen und effizienten<br />

Messebesuch.<br />

Im Vorfeld gab es Diskussionen über einen<br />

möglichen Zwei-Jahres-Rhythmus<br />

der Control. Wie sehen diesbezüglich die<br />

Pläne aus?<br />

Was den Messeturnus angeht, stehen wir<br />

eng mit dem Ausstellerbeirat und der<br />

Ausstellerschaft insgesamt in Verbindung.<br />

Bisher spricht sich die Mehrheit dafür<br />

aus, unbedingt den jährlichen Turnus beizubehalten,<br />

weil die Control als Treffpunkt<br />

der gebündelten QS-Kompetenz ein<br />

fixer Termin im Jahreskalender ist. Aber<br />

durchaus bevorzugen einige der Branchenbeteiligten<br />

aus individuellen Gründen<br />

einen Zweijahresturnus. Hier bleiben<br />

wir als Messeveranstalter und Dienstleister<br />

selbstverständlich weiter im Gespräch<br />

und sind für alle sinnvollen und nutzbringenden<br />

Entwicklungen offen.<br />

Die Rolle der Qualitätssicherung in den<br />

Unternehmen verändert sich. Lässt sich<br />

dies auch an der Control ablesen –<br />

möglicherweise an einer Veränderung<br />

der Themen oder der Besuchergruppen?<br />

Bild: Schall<br />

Bezüglich Messeturnus stehe man eng mit Ausstellerbeirat sowie Ausstellerschaft<br />

in Verbindung und sei offen für sinnvolle Entwicklungen, so Bettina Schall.<br />

Das ist ja ganz klar: Die Fertigungsabläufe<br />

verändern sich, der Umfang an Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />

nimmt zu und Bereiche,<br />

die bisher nur wenig oder noch<br />

keine QS-Maßnahmen ergriffen hatten,<br />

kommen neu hinzu – all diese Veränderungen<br />

sind ganz selbstverständlich zu<br />

beobachten, und natürlich geht hier auch<br />

die Control mit. Vor allem ist seit Jahren<br />

ein wichtiges Thema, dass das Messen<br />

und Prüfen keine gesonderten Vorgänge<br />

mehr sind, sondern prozessintegriert „inline“<br />

stattfinden. Daraus resultieren wiederum<br />

konkrete Anforderungen an die<br />

Prüfeinrichtungen – beispielsweise hinsichtlich<br />

Robustheit und Empfindlichkeit.<br />

Die Entwicklungen der „Industrie 4.0“ haben<br />

auch eine „QS 4.0“ nach sich gezogen<br />

– also insgesamt eine Integration, Vernetzung,<br />

automatisierte Abfragen und Auswertungen<br />

etc. Die QS nimmt an Bedeutung<br />

zu, weil sie eine maßgebliche Basis<br />

ist für Ressourcenschonung, Fehlerfreiheit,<br />

Ausschussreduzierung, Effizienz insgesamt,<br />

aber auch hinsichtlich Zuverlässigkeit<br />

und Sicherheit. Deshalb sind die<br />

QS-Themen spannend, sie entwickeln sich<br />

rasant und zukunftsgerichtet. All dies<br />

spiegelt auch die Control wider.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 39


SPECIAL » Control<br />

Röntgentomografie bei der Qualitätssicherung von Knochenimplantaten<br />

100-Prozent-Messungen<br />

dank Automation<br />

Um hochwertige generische Knochenimplantatsysteme aus Titan kostengünstig<br />

in der Schweiz produzieren zu können, setzt Genostis auf einen maximalen<br />

Automatisierungsgrad. Ein wichtiges Element der Prozesskette ist ein CT-Gerät<br />

von Werth, mit dem Genostis roboterunterstützt 100 % aller Implantate misst.<br />

Das Tomo Scope XS<br />

Plus 160 scannt vier<br />

Titan-Implantate in<br />

etwa zehn Minuten.<br />

Bild: Werth<br />

Wolfgang Klingauf<br />

K+K-PR<br />

im Auftrag von<br />

Werth Messtechnik<br />

www.werth.de<br />

Knochenimplantate sind eine über 60-jährige<br />

Schweizer Erfolgsgeschichte. „In der Schweiz<br />

wurden die operative Versorgung von Knochenbrüchen<br />

vorangetrieben und Standards gesetzt, die<br />

weltweit gelten. Mit der heimischen Präzisionsindustrie<br />

wurden Implantatedesigns entwickelt, die heute<br />

noch ihre Gültigkeit haben“, sagt Lorenzo Zoccoletti,<br />

CEO von Genostis mit Sitz in Burgdorf<br />

im Kanton Bern. „Wir setzen diese Tradition<br />

fort mit einem generischen Knochenimplantatesystem,<br />

zu 100 % in der<br />

Schweiz produziert mit einem Höchstmaß<br />

an Qualität.“<br />

Generisch heißt in diesem Fall, dass<br />

die Genostis-Implantate – inspiriert<br />

durch Generika in der Pharmaindustrie –<br />

auf bestens bekannten Konstruktionen basieren, die<br />

mittlerweile patentfrei sind. Dank des generischen<br />

Prinzips sind die Kosten für Forschung und Entwicklung<br />

marginal. „Unsere Platten und Schrauben basieren<br />

auf über Jahrzehnte bewährten Designs. In einem<br />

Inhouse-Reengineering-Prozess optimieren wir sie<br />

entsprechend den heutigen Anforderungen für eine<br />

patientenfreundliche Anwendung und effiziente<br />

Herstellung“, erklärt Zoccoletti. Der Geschäftsführer<br />

weist darauf hin, dass die Preise für seine generischen<br />

Implantate deutlich tiefer sind als jene anderer<br />

namhafter Anbieter, ohne an der Qualität Abstriche<br />

machen zu müssen. „Damit gewährleisten wir die<br />

höchstmögliche Produktsicherheit und können uns<br />

mit den weltweit führenden Anbietern messen“, so<br />

Zoccoletti.<br />

40 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Da der größte Kostenblock in der Produktion entsteht,<br />

achten die Verantwortlichen dort auf sehr hohe<br />

Effizienz. „Wir haben hier in der Schweiz sehr hohe<br />

Lohnkosten“, sagt Carmelo Blandini, COO von Genostis.<br />

„Deshalb sind für uns maximal automatisierte<br />

Produktionsprozesse und der intelligente Einsatz innovativer<br />

Produktionsmittel erfolgsentscheidend.“<br />

Ein Kernelement der Produktion ist die Messtechnik.<br />

„Alle unsere Implantate müssen die strengen<br />

rechtlichen Anforderungen für Medizinprodukte erfüllen,<br />

unter anderem die geltende EU-Medizinprodukteverordnung<br />

MDR 2017/745“, erklärt Zoccoletti.<br />

„Das CE-Kennzeichen ist Voraussetzung für die Vermarktung<br />

eines Implantats in der EU. Um dieses zu<br />

erhalten, müssen wir verschiedene Nachweise erbringen,<br />

die von einem Zertifizierungsunternehmen<br />

geprüft werden.“<br />

»Wir haben in der Schweiz<br />

sehr hohe Lohnkosten.<br />

Deshalb sind für uns<br />

maximal automatisierte<br />

Produktionsprozesse und<br />

der intelligente Einsatz<br />

innovativer Produktionsmittel<br />

erfolgsentscheidend.«<br />

Carmelo Blandini, Genostis<br />

Genostis-COO Carmelo Blandini (links) mit Werth-Vertriebsleiter Detlef Ferger: „Mit Unterstützung<br />

der CT-Spezialisten von Werth haben wir viel Know-how entwickelt und die<br />

Messung passgenau auf unsere Titan-Werkstücke zugeschnitten.“<br />

ein Begriff“, so Blandini. Das gewählte Tomo Scope<br />

XS Plus 160 bringt alle Grundvoraussetzungen mit,<br />

um die Genostis-Implantate zuverlässig und schnell<br />

zu messen. Es ermöglicht das Scannen von kleinen<br />

und mittelgroßen Werkstücken bis etwa 300 mm<br />

Durchmesser und 450 mm Länge. Ein Kernelement ist<br />

die Transmissionsröhre im Monoblock-Design, die<br />

auch bei hoher Röhrenleistung einen kleinen Brenn -<br />

fleck ermöglicht, sodass sich schnelle Messungen mit<br />

hoher Auflösung durchführen lassen.<br />

Bild: Werth<br />

Neben weitreichenden Validierungsmaßnahmen<br />

sind manche Messaufgaben unumgänglich, wie zum<br />

Beispiel die Erstmusterprüfung der einzelnen Produkte.<br />

Darüber hinaus sind fertigungsbegleitende Messungen<br />

erforderlich, die Genostis konsequent automatisiert<br />

in die Produktion integriert hat. „Für unser<br />

Konzept erschien uns die Computertomografie als<br />

am besten geeignete Messtechnologie“, erklärt Blandini.<br />

Die herkömmliche taktile 3D-Koordinatenmesstechnik<br />

schied für ihn aus verschiedenen Gründen<br />

aus: Der Zeitaufwand und die Kosten für die benötigten<br />

Spannvorrichtungen und Messungen seien<br />

enorm, außerdem müssten die Prüflinge manuell<br />

platziert werden. Da biete ein industrielles CT-Gerät<br />

viel bessere Voraussetzungen, um die angestrebte<br />

hohe Automatisierung zu realisieren.<br />

Die Genostis-Verantwortlichen entschieden sich<br />

für das Tomo Scope XS Plus 160 von Werth Messtechnik.<br />

„Werth war uns als renommierter Messtechnik-Anbieter,<br />

der schon lange Koordinatenmesssysteme<br />

für die industrielle Computertomografie anbietet,<br />

Start-up mit Erfahrung<br />

Genostis wurde 2018 gegründet. Die Menschen<br />

dahinter verfügen über Jahrzehnte an Erfahrung in<br />

der Medizintechnik über die gesamte Wertschöpfungskette<br />

bis zum Vertrieb. Ein wesentlicher Teil<br />

der Belegschaft und des Managements war zuvor<br />

bei führenden und etablierten Implantateherstellern<br />

tätig, wo sie die Industrie und den Markt mitgeprägt<br />

haben.<br />

Dass sich die Verantwortlichen des Unternehmens<br />

auf die Herstellung generischer Implantate konzentrieren<br />

und hierin eine weltweites Marktpotenzial<br />

sehen, kommt deshalb nicht von ungefähr. Das aktuelle<br />

Portfolio von Genostis besteht aus 263 Titanplatten<br />

und 165 Schrauben im Durchmesserbereich<br />

von 2,4 bis 5,0 mm.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 41


Die Messzelle bei<br />

Genostis besteht aus<br />

einem Tomo Scope XS<br />

Plus 160 (rechts). Ein<br />

zweites Tomo Scope<br />

soll auf der linken Seite<br />

ergänzt werden. Der<br />

Roboter bedient dann<br />

beide CT-Geräte aus<br />

dem vorne sichtbaren<br />

Regal mit seinen 135<br />

Vorrichtungsplätzen.<br />

Bild: Werth<br />

Bild: Werth<br />

Produktionsleiter<br />

Dusan Mirkovic bei<br />

der Auswertung der<br />

Messergebnisse.<br />

Die maximale Röhrenspannung des Geräts beträgt<br />

160 kV. Damit können auch Werkstücke mit größeren<br />

Durchstrahlungslängen und dichtere Materialien gemessen<br />

werden. „Da wir die Geometrien von Platten<br />

und Schrauben aus Titan erfassen müssen, war das<br />

ein wichtiges Entscheidungskriterium“, erklärt Blandini.<br />

Er weist aber auch darauf hin, dass die geforderte<br />

Taktzeit für die Überwachung der Fertigung eine<br />

Herausforderung darstellte, da es auf kurze Zeiten<br />

beim Erfassen der Werkstücke ankommt. „Wir mussten<br />

einige Zeit investieren, bis wir die entsprechende<br />

Erfahrung mit dem CT-Sensor aufgebaut hatten.“<br />

Denn Genostis wollte zum Beispiel die Titanwerkstücke<br />

in Mehrfachspannung scannen. „Da sich die<br />

Messobjekte bei der Messung gegenseitig beeinflussen<br />

und dadurch Bildfehler, sogenannte Artefakte,<br />

entstehen können, haben wir viele Versuche bezüglich<br />

der Anzahl der Teile und deren Positionierung<br />

zueinander gefahren, um gute Ergebnisse zu bekommen“,<br />

erklärt Dusan Mirkovic, Leiter Produktion &<br />

Automation. „Die CT-Spezialisten von Werth haben<br />

uns dabei mit ihrem Fachwissen tatkräftig unterstützt,<br />

sodass wir viel Know-how und letztlich für<br />

unsere Produkte passgenaue Messstrategien entwickeln<br />

konnten.“<br />

Scanzeit pro Titanwerkstück liegt<br />

zwischen 2 und 5 Minuten<br />

Genostis ist es gelungen, die Scanzeiten von durchschnittlich<br />

etwa 20 min auf 2 bis 5 min pro Titanwerkstück<br />

zu verkürzen. „Diese Werte hängen von<br />

den Produkten, ihrer Größe, der benötigten Auflösung<br />

und den zu erfassenden Maßen ab“, erläutert<br />

der Produktionsleiter. „Bei einer Messung sind im<br />

Durchschnitt zehn bis zwölf kritische geometrische<br />

Eigenschaften zu erfassen.<br />

Als Messergebnis stellt das Tomo Scope XS Plus<br />

160 das vollständige dreidimensionale Werkstückvolumen<br />

zur Verfügung. Die Auflösung kann der Anwender<br />

nahezu beliebig einstellen (bis 60 Milliarden<br />

Voxel). „Sehr gut ist der 3D-Soll-Ist-Vergleich“, lobt<br />

Mirkovic. „Wir lesen dazu das 3D-CAD-Modell ein<br />

und vergleichen es mit der gemessenen Punktewolke<br />

im STL-Format. Anhand der farbcodierten Abweichungsdarstellung<br />

kann man sehr schnell feststellen,<br />

ob das Werkstück in der Toleranz ist. Wenn wir dann<br />

noch ein paar kritische geometrische Eigenschaften<br />

bestimmen, deren Werte ebenfalls automatisch im<br />

Messprotokoll hinterlegt werden, können wir das<br />

42 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Control « SPECIAL<br />

Medizinprodukt innerhalb von Sekunden zum Einsatz<br />

freigeben. Ein manuelles Messen entfällt komplett,<br />

und wir verfügen über eine 100%ige Dokumentation<br />

der Messergebnisse.“ Er ergänzt noch einen weiteren<br />

Faktor: „Wichtig für unseren Einsatz in der Medizintechnik<br />

ist, dass die Messergebnisse zuverlässig und<br />

rückführbar sind. Werth Messtechnik garantiert dies<br />

durch eine normkonforme Kalibrierung auch mit<br />

Dakks-Zertifikat.“<br />

Das Tomo Scope XS Plus 160 weist weitere Eigenschaften<br />

auf, die für den Einsatz in der Produktion<br />

wertvoll sind. So steht das Monoblock-Design von<br />

Röhre, Generator und Vakuumerzeugung für lange<br />

Wartungsintervalle und eine theoretisch unbegrenzte<br />

Lebensdauer. Das minimiert Stillstandszeiten und<br />

Betriebskosten. Eine Stärke aller CT-Geräte von<br />

Werth ist, dass die Rekonstruktion des Werkstück-<br />

Volumens in Echtzeit parallel zur Bildaufnahme erfolgt.<br />

Damit sind schnelle prozessbegleitende Messungen<br />

möglich.<br />

»Wir erhalten mit dem<br />

Tomo Scope XS Plus 160<br />

genaue Messergebnisse mit<br />

hoher Reproduzierbarkeit.<br />

Einfach herzustellende<br />

Spannmittel reichen aus<br />

und die Messungen sind<br />

durch die Mehrfachspannung<br />

und Automatisierung<br />

im Ablauf unglaublich<br />

schnell.«<br />

Carmelo Blandini, Genostis<br />

Ein Vorteil der Computertomografie ist, dass einfache und im 3D-Druck kostengünstig<br />

erzeugbare Vorrichtungen genutzt werden können.<br />

Koordinatenmessgeräts öffnet, wenn der Roboter die<br />

bestückten Vorrichtungen zu- oder abführen möchte.<br />

Entsprechend werden auch die jeweils passenden,<br />

von Mirkovic erstellten Messprogramme eingespielt.<br />

Geplant sich auch Validierung<br />

und Erstmusterprüfung<br />

Zurzeit misst Genostis vor allem Platten und Schrauben.<br />

Nach dem weiteren Aufbau der Fertigung wird<br />

das Tomo Scope XS Plus 160 auch zunehmend zur<br />

Validierung und Erstmusterprüfung genutzt. Blandini<br />

resümiert: „Stand heute sind wir sehr zufrieden mit<br />

unserem CT-Koordinatenmesssystem. Die Technologie<br />

ist super und die Anwendung inzwischen für unsere<br />

Produkte zugeschnitten. Wir erhalten genaue<br />

Messergebnisse mit hoher Reproduzierbarkeit. Einfach<br />

herzustellende Spannmittel reichen aus und die<br />

Messungen sind durch die Mehrfachspannung und<br />

Automatisierung im Ablauf verhältnismäßig schnell.“<br />

Bild: Werth<br />

Programmierung, Steuerung und Auswertung des<br />

gesamten Messprozesses finden in der Messsoftware<br />

Winwerth statt. Genostis nutzt sie nicht nur am Tomo<br />

Scope selbst, sondern auch an zwei zusätzlichen<br />

Arbeitsplätzen, die der Programmierung und Auswertung<br />

dienen. „So blockieren wir das Messgerät niemals<br />

durch andere Aufgaben“, so Mirkovic.<br />

Durch seine kompakte Bauweise benötigt das Tomo<br />

Scope XS Plus nur wenig Platz und mit der guten<br />

Zugänglichkeit lässt es sich sehr gut automatisieren.<br />

Genostis installierte dazu eine Messzelle mit einem<br />

Roboter und einem Regalsystem mit 135 Plätzen.<br />

Über die Schnittstelle zwischen der Messgeräte- und<br />

Robotersteuerung wird geregelt, dass sich die Tür des<br />

Webhinweis<br />

In diesem Video zeigt Werth die Einsatzmöglichkeiten<br />

des Koordinatenmessgeräts Tomo<br />

Scope XS Plus mit Computertomografie:<br />

https://hier.pro/5C8VK<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 43


Zu den wichtigsten Vorteilen von KI gehört die<br />

Fähigkeit, sehr große Datenmengen in hohem<br />

Tempo zu analysieren und – auf den Ergebnissen<br />

aufbauend – präzise Entscheidungen zu treffen.<br />

Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com<br />

Voraussetzungen für den Einsatz von KI<br />

Fundament für ein smartes<br />

Qualitätsmanagement<br />

Künstliche Intelligenz braucht eine Datenbasis, die höchsten Anforderungen<br />

entspricht. Ein modernes Daten- und Dokumentenmanagementsystem leistet<br />

dabei den entscheidenden Beitrag. Es sorgt unter anderem dafür, dass die<br />

für das Qualitätsmanagement benötigten Informationen auch jenseits der<br />

Firmengrenzen zur Verfügung stehen.<br />

Andreas Dangl<br />

Geschäftsführer<br />

Fabasoft Approve<br />

www.fabasoft.com/<br />

approve<br />

Die Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz<br />

(KI) im Qualitätsmanagement sind vielfältig.<br />

Zu den wichtigsten Vorteilen gehört die Fähigkeit,<br />

sehr große Datenmengen in hohem Tempo zu<br />

analysieren und – auf den Ergebnissen<br />

aufbauend – präzise Entscheidungen zu<br />

treffen.<br />

Die Qualitätssicherung punktet zudem<br />

mit einer speziellen Mustererkennung,<br />

die dabei unterstützt, Mängel<br />

Bild: Fabasoft Approve<br />

rasch und verlässlich zu identifizieren.<br />

Dabei ist das System vorausschauend –<br />

ermöglicht also Predictive <strong>Quality</strong>. Dank<br />

intelligenter Überwachung sämtlicher<br />

Parameter sind Prognosen über potenzielle<br />

Qualitätsmängel entlang der gesamten<br />

Supply Chain möglich. Diese<br />

lassen sich identifizieren, bevor sie entstehen.<br />

Eine weitere Stufe in der Optimierung des Qualitätsmanagements<br />

bietet die Kombination von KI mit<br />

Augmented Reality und/oder Virtual Reality. Mitarbeitende<br />

sind damit beispielsweise in der Lage, ein<br />

Objekt virtuell zu begutachten, digitale Checklisten<br />

abzuarbeiten und prompt Optimierungsmaßnahmen<br />

zu ergreifen, ohne physisch anwesend zu sein.<br />

Wie gut KI im Produktions- oder auch in allen anderen<br />

Bereichen funktioniert, hängt zu einem großen<br />

Teil vom Zugriff auf relevante Daten ab. Und genau<br />

hier haben viele Unternehmen mit massiven Herausforderungen<br />

zu kämpfen. Eine aktuelle Capgemini-<br />

Studie bringt es auf den Punkt: Weltweit steigt die<br />

Datenmenge Jahr für Jahr an, dennoch stehen anteilig<br />

immer weniger Informationen organisationsweit<br />

zur Verfügung – von durchschnittlich 53 Prozent<br />

(2022) fiel diese Rate 2023 auf 41 Prozent. Der<br />

Hauptgrund für dieses Paradoxon: Datensilos. Verschärft<br />

wird die Situation, wenn – wie bei Predictive<br />

44 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Control « SPECIAL<br />

<strong>Quality</strong> – die Verfügbarkeit der Informationen über<br />

die gesamte Lieferkette und somit über alle Unternehmensgrenzen<br />

hinweg sichergestellt werden muss.<br />

Die Cloud ermöglicht<br />

Predictive <strong>Quality</strong><br />

Vor diesem Hintergrund rücken technische Datenund<br />

Dokumentenmanagementsysteme (DMS) automatisch<br />

in den Fokus strategischer Überlegungen –<br />

und das aus mehreren Gründen.<br />

Das Fundament eines jeden modernen DMS ist<br />

Cloud Computing. Diese Technologie spielt ihre Stärken<br />

dann am deutlichsten aus, wenn eine gemeinsam<br />

zu nutzende Datenumgebung benötigt wird – Stichwort<br />

„Single Source of Truth“. Hier laufen alle für das<br />

Qualitätsmanagement benötigten Dokumente und<br />

Daten zusammen und lassen sich zu jeder Zeit von<br />

jedem Endgerät aus managen und bearbeiten. Auch<br />

in diesem Bereich spielt KI eine tragende Rolle, indem<br />

sie etwa den Content von Dokumenten automatisch<br />

erfasst oder selbstständig Schlagworte vergibt.<br />

Darüber hinaus schafft die Cloud eine gute Basis<br />

für die für Predictive <strong>Quality</strong> notwendige Zusammenarbeit<br />

entlang der gesamten Supply Chain. Möglich<br />

wird dies durch die rasche und unkomplizierte<br />

Integration aller beteiligten Unternehmen des Ökosystems.<br />

Hinzu kommt die intuitive Nutzung der Online-Dienstleistung,<br />

welche die Zusammenarbeit<br />

deutlich erleichtert.<br />

Gleichzeitig erfüllt die Kollaborationssoftware als<br />

Cloud-Service höchste Sicherheitsanforderungen –<br />

vorausgesetzt, der Provider ist in Europa zu Hause<br />

und hält sich an die strengen Vorgaben führender<br />

Security-Zertifikate. Da im Produktionsumfeld sensible<br />

Daten häufig sind, bieten moderne DMS ein intelligentes<br />

Rechte- und Rollensystem, das dafür sorgt,<br />

dass nur berechtigte Personen Zugriff auf bestimmte<br />

Inhalte haben, sowie eine Zwei-Faktor-Authentifizierung<br />

beim Einstieg.<br />

Überblick zu jeder Zeit<br />

dank Prozessorientierung<br />

Eine weitere Besonderheit eines zukunftsfitten DMS<br />

im Qualitätsmanagementumfeld ist seine Prozessorientierung.<br />

Das bedeutet unter anderem, dass die verantwortlichen<br />

Personen jederzeit den Überblick zum<br />

Status quo der Daten- und Dokumentenbasis haben<br />

und Workflows in Gang setzen können. Hier lassen<br />

sich etwa die bereits erwähnten Checklisten beim<br />

Auftreten von Mängeln implementieren. Einen hohen<br />

Grad an Flexibilität erreichen Low-Code-/No-Code-<br />

Komponenten, die den sogenannten Citizen Developern<br />

in den Fachabteilungen zur Verfügung stehen.<br />

Ein smartes technisches Daten- und Dokumentenmanagementsystem<br />

leistet einen wesentlichen Beitrag<br />

zur Schaffung einer verlässlichen Datenbasis<br />

über alle Abteilungs- und Unternehmensgrenzen<br />

hinweg. Damit sind Produktionsbetriebe – im Idealfall<br />

in Gestalt von Data-driven Factories – in der<br />

Lage, einen möglichst großen Nutzen aus KI-Anwendungen<br />

zu ziehen und ihr Qualitätsmanagement auf<br />

ein neues Niveau zu heben.<br />

Dank Cloud Computing<br />

lassen sich alle Dokumente<br />

und Daten<br />

von jedem Endgerät<br />

aus managen und<br />

bearbeiten.<br />

Bild: stockbusters/stock.adobe.com<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 45


SPECIAL » Control<br />

Standardisierung von Rotorenmessung und -herstellung<br />

Mit Inline-Messtechnik<br />

genauer schleifen<br />

Die Messtechnik für die Herstellung von Rotoren für Kompressoren war<br />

bislang aufwendig, da viele manuelle Teilschritte notwendig waren.<br />

Eine Kombination aus Schleif- und Messtechnik von Kapp Niles macht<br />

nun die Fertigung genauer und vor allem sehr viel schneller.<br />

Martin Witzsch<br />

Freier Journalist<br />

im Auftrag von<br />

Kapp Niles<br />

www.kapp-niles.com<br />

Bild: Kapp Niles<br />

Die Messmaschine<br />

KNM 4X verfügt für<br />

die Rotorenmessung<br />

serienmäßig über<br />

einen Drehtisch, mit<br />

dem sich Zahnräder<br />

und Rotoren schnell<br />

vermessen lassen.<br />

Schraubenverdichter dienen vor allem<br />

zum Fördern von Luft, aber auch von<br />

Gas und Kältemittel. Der Aufbau ist sehr<br />

einfach und kompakt: In einem Gehäuse<br />

greifen zwei gegenläufige Rotoren zahnradartig<br />

ineinander. Auf den ersten Blick<br />

sehen sie wie Spindelschrauben aus. Es<br />

handelt sich jedoch immer um Hauptund<br />

Nebenrotoren, die an einer definier-<br />

ten Linie ineinander kämmen. Die entstehenden<br />

Hohlräume fördern das Medium<br />

von der Saugseite zur Druckseite. Da es<br />

keine oszillierenden Massen gibt, läuft so<br />

eine Pumpe sehr ruhig. Die Förderung ist<br />

gleichmäßig und pulsationsfrei. Dafür<br />

müssen die Rotoren jedoch auf wenige<br />

tausendstel Millimeter genau gefertigt<br />

werden, denn es gibt keine flexiblen Dichtungen,<br />

die Toleranzen ausgleichen können.<br />

Das stellt sowohl an die eigentliche<br />

Fertigung als auch an die Qualitätskontrolle<br />

hohe Anforderungen.<br />

Kapp Niles bietet hierfür eine Gesamtlösung<br />

aus Rotoren-Schleifmaschinen<br />

und entsprechender Messtechnik an. Der<br />

Anwender profitiert bei der Stirnradbearbeitung<br />

von Synergieeffekten, wie beispielsweise<br />

der produktionsbegleitenden<br />

Messung mittels „Closed Loop“. Bei diesem<br />

Verfahren wird ein Wegdriften von<br />

Sollwerten noch während des laufenden<br />

Prozesses erkannt und automatisch korrigiert.<br />

Dies übernimmt ein Korrekturprogramm,<br />

das auch für die Kommunikation<br />

zwischen Messmaschine und Verzahnungszentrum<br />

sorgt.<br />

Aktuell arbeitet Kapp Niles an einer<br />

neuartigen Rotorenmessung. „Bei Zahnrädern<br />

ist die Evolventenform nach dem<br />

Verzahnungsgesetz definiert. Es gibt allgemein<br />

anerkannte Standards und Qualitätsvorgaben.<br />

Bei einem Rotor dagegen<br />

muss der Kunde aufgrund seiner Erfahrungen<br />

ein eigenes Profil entwickeln. Er<br />

liefert uns Koordinaten als Soll-Vorgaben.<br />

Die müssen wir umsetzen“, erklärt Gerhard<br />

Mohr, Koordinator Messmaschinen<br />

bei Kapp Niles Metrology. Michael Späth,<br />

46 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Teamleiter Koordinatenmesstechnik ergänzt:<br />

„Früher hat man die Rotoren auf<br />

einem Paarungsstand geläppt. Das Paar<br />

durfte man nicht mehr trennen und das<br />

Gehäuse musste individuell für den Achsabstand<br />

dieses Paars gefertigt werden.<br />

Jetzt können wir mit unserem Know-how<br />

die Rotoren so genau schleifen, dass sie<br />

untereinander austauschbar sind.“<br />

Die Schleifmaschinen von Kapp Niles<br />

können nun ihr volles Potenzial in Kombination<br />

mit entsprechender Messtechnik<br />

entfalten. Die Messmaschine KNM 4X<br />

verfügt serienmäßig über einen Drehtisch,<br />

mit dem sich Zahnräder und Rotoren<br />

schnell vermessen lassen. Bei weit kostspieligeren<br />

und größeren Koordinatenmessmaschinen<br />

anderer Hersteller muss<br />

dieser als Sonderzubehör erworben werden.<br />

Software wird seit ein paar<br />

Jahren inhouse entwickelt<br />

Die Messprotokolle in der Software KN Inspect<br />

zeigen keine abstrakten Linien, sondern einen<br />

Soll-Ist-Vergleich, bei dem das Bauteilprofil mit<br />

einem Toleranzband dargestellt wird<br />

Bild: Kapp Niles<br />

Die Software zur Auswertung der Messprotokolle<br />

entwickelt Kapp Niles seit ein<br />

paar Jahren inhouse: „In der Vergangenheit<br />

haben wir Software zugekauft“, sagt<br />

Mohr. „2020 haben wir dann alle Rechte<br />

samt dem Quellcode erworben und zusammen<br />

mit den entsprechenden Mitarbeitern<br />

übernommen. Damit haben wir<br />

das gesamte Know-how bei uns im Haus.“<br />

Einer dieser Spezialisten ist der Software-<br />

Entwickler Bernhard Legeland. Er erinnert<br />

sich: „Die Bedienung der alten Programme<br />

war knifflig. Wer nur gelegentlich die<br />

Ausgabe von maßstäblich auf 1000-fache<br />

Überhöhung umstellen musste, kam kaum<br />

ohne telefonischen Support aus. Das ging<br />

selbst Spezialisten so. Neueinsteiger, die<br />

die intuitive Office-Welt gewohnt waren,<br />

taten sich ohnehin schwer. Jetzt haben<br />

wir die Software KN Inspect als zentrale<br />

Basis. Hier kann man per Mausklick auswählen,<br />

ob man ein Zahnrad mit KN Gear<br />

oder eben einen Rotor mit KN Rotor messen<br />

will.“<br />

„Kritische und wichtige Anwender sind<br />

unsere Kollegen bei den Schleifmaschinen-Vorabnahmen<br />

mit ihren Maschinenfähigkeitsuntersuchungen“,<br />

so Legeland.<br />

Aber das ist nicht seine einzige Quelle,<br />

auch externe Anwender haben die Entwicklung<br />

begleitet. Legeland: „Es gibt<br />

Kunden, die zu einer konstruktiven Zusammenarbeit<br />

bereit sind. Das ist ein Vorteil<br />

unserer kleinen, aber schlagkräftigen<br />

Mannschaft. Wir können auf Wünsche<br />

und Anregungen flexibel reagieren. Große<br />

Hersteller schreiben bis zur Dateneingabe<br />

vor, wie die Maschine zu bedienen ist.“<br />

Späth beschreibt einen Fall aus der Praxis:<br />

„Die Gestaltungsfreiheit beim Layout<br />

ist gegeben. Ich kann mit zwei Mausklicks<br />

selbstgemachte Bilder einstellen und die<br />

hilfreiche Kommentarfunktion, etwa zur<br />

Aufspannsituation, für den Kollegen in<br />

der Nachtschicht nutzen.“ Auch sonst hat<br />

der Anwender große Freiheiten bei der<br />

Ein- und Ausgabe. Gerade für die Rotorenfertigung,<br />

bei der der Kunde große Datensätze<br />

vorgibt, ist dies essenziell. Dazu<br />

kommen Vorschaumöglichkeiten oder die<br />

Option, noch im Auswerteprozess Modifikationen<br />

vorzunehmen. Auch eine<br />

Schnittstelle zur statistischen Auswertung<br />

mit der Software QS-Stat von Q-Das<br />

ist vorgesehen.<br />

Die Messprotokolle zeigen keine abstrakten<br />

Linien mehr, sondern einen Soll-<br />

Ist-Vergleich, bei dem das Bauteilprofil<br />

mit einem Toleranzband dargestellt wird.<br />

Da es bei den Rotoren in verschiedenen<br />

Bereichen unterschiedliche Toleranzen<br />

gibt, ist diese Darstellung viel übersichtlicher<br />

als eine Tabelle mit Zahlenwerten.<br />

Kritische Bereiche und Toleranzüberschreitungen<br />

lassen sich mit der Zoomfunktion<br />

detailliert darstellen. Späth:<br />

„Derzeit müssen wir den Schleifvorgang<br />

noch manuell korrigieren. Gerade dafür<br />

ist die Darstellung mit Zoomfunktion eine<br />

wesentliche Erleichterung. Früher mussten<br />

wir uns mehr an die richtige Form herantasten.<br />

Jetzt habe ich viel weniger<br />

Ausschuss und bekomme praktisch von<br />

Anfang an gute Teile.“<br />

Kapp Niles arbeitet daran, die manuelle<br />

Korrektur überflüssig zu machen. Ein Zwischenschritt<br />

ist schon getan: Zu jedem<br />

Messpunkt kann die Software neben den<br />

Soll- und Ist-Werten sogenannte Abweichungsdaten<br />

ausgeben, die bereits jetzt<br />

von Kunden in eigene Systeme eingelesen<br />

werden können. Sie sind die Grundlage<br />

für das nächste große Ziel, die automatische<br />

Maschinenkorrektur mittels Closed<br />

Loop. Mohr ist optimistisch: „Beim Stirnrad<br />

können wir das jetzt schon. Bei Neubestellungen<br />

von Schleif- und Messmaschinen<br />

für Rotoren können wir diese Option<br />

inzwischen zusagen.“<br />

KI-Vision-Sensoren<br />

Genau. Vielseitig. Intuitiv.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 47


Mit dem Inspektionssystem des Fraunhofer ITWM lassen sich Oberflächen objektiv und vollständig erfassen sowie bewerten – unabhängig von der Textur.<br />

Bild: Fraunhofer ITWM<br />

Fraunhofer Vision zeigt die neuesten Systeme auf der Control<br />

Hightech für die<br />

Qualitätssicherung<br />

Zahlreiche Fraunhofer-Institute forschen und entwickeln im Bereich der<br />

Bildverarbeitung sowie der optischen und akustischen Prüfung für die<br />

Qualitätssicherung. An seinem Stand auf der Control präsentiert der<br />

Fraunhofer-Geschäftsbereich Vision eine Auswahl der aktuellen Systeme.<br />

Gezeigt werden Exponate aus den Bereichen Inspektion<br />

von Oberflächen, optische 3D-Messtechnik,<br />

Inline-Messen und -Prüfen, Bauteilidentifikation<br />

oder Augmented Reality. Daneben werden<br />

Neuentwicklungen aus dem Bereich der zerstörungsfreien<br />

Prüfung mit Technologien wie Röntgen-Computertomografie,<br />

Terahertz und Ultraschall zu sehen<br />

sein. Weitere Themen sind die akustische Überwachung<br />

der Produktion und die Laserakustik. Zahlreiche<br />

Exponate arbeiten mit Verfahren der Künstlichen<br />

Intelligenz oder des maschinellen Lernens.<br />

So hat das Fraunhofer IOSB das KI- und kamerabasierte<br />

System Halodome entwickelt, mit dem eine<br />

automatische Anomalie- und Defekterkennung an<br />

Bauteilen in der Qualitätssicherung möglich ist. Mit<br />

Unterstützung durch den Menschen sowie Mensch-<br />

Maschine-Interaktion lernt das System, schlechte<br />

von guten Beispielen zu unterscheiden, und verbessert<br />

dadurch seine Erkennungsrate stetig.<br />

Die Fraunhofer IOSB stellt außerdem die XAI-Toolbox<br />

vor, mit der KI verständlich und nachvollziehbar<br />

werden soll. Die Toolbox kann sich auf einfache Weise<br />

an verschiedene KI-Systeme anpassen und unterstützt<br />

derzeit sowohl Zeitreihen als auch Bild-Klassifikatoren.<br />

Somit lässt sie sich für eine Vielzahl von<br />

Anwendungen einsetzen.<br />

48 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Control « SPECIAL<br />

Das Fraunhofer IOF zeigt seinen mobilen Handscanner<br />

Goscout3D, der die 2D- und 3D-Digitalisierung<br />

komplexer, mehrere Kubikmeter umfassender<br />

Objekte mit einer hohen räumlichen Auflösung von<br />

weniger als 0,25 Millimetern ermöglicht. Der Scanner<br />

wurde nun mit einem Schreitroboter der USamerikanischen<br />

Firma Boston Dynamics gekoppelt,<br />

wodurch der Messprozess komplett automatisiert<br />

durchgeführt werden kann.<br />

Ein System zur Optimierung individualisierter Fertigungsabläufe<br />

präsentiert ein Konsortium aus mehreren<br />

Fraunhofer-Instituten im Rahmen des Fraunhofer-Leitprojekts<br />

SWAP (Heterogene, auslastungsoptimierte<br />

Roboterteams und Produktionsarchitekturen).<br />

Zum Einsatz kommen dabei Sensoren für die<br />

optische Qualitätssicherung, wie zum Beispiel Holografie<br />

und Musterprojektion oder die markierungsfreie<br />

Bauteil-Rückverfolgung. Daneben liegt der<br />

Fokus des Exponats auf der SWAP-IT-Architektur –<br />

einem neuen technologischen Konzept, das die<br />

Transformation von starren Prozessen mit festgelegten<br />

Bearbeitungsstationen in flexible und dynamische<br />

Fertigungsumgebungen ermöglicht.<br />

Scanner deckt organische<br />

Rückstände auf<br />

Das Fraunhofer IPM stellt auf der Control den Fluoreszenz-Scanner<br />

F-Scanner 2D vor. Dieser rastert die<br />

Bauteiloberfläche in zwei Raumrichtungen ab und<br />

erzeugt ein vollständiges Bild der Beschichtung beziehungsweise<br />

der Restverunreinigung. So erkennt<br />

man, wo und in welchen Mengen sich organische<br />

Rückstände oder Beschichtungen auf der Bauteil -<br />

oberfläche befinden. Damit ist laut Anbieter erstmals<br />

eine quantitative Analyse der Oberflächenbelegung<br />

auch bei beliebig geformten 3D-Objekten möglich.<br />

Das System eignet sich zur Voruntersuchung, zur flexiblen<br />

Qualitätsprüfung von Serienbauteilen und als<br />

Prüfsystem in der Produktion.<br />

Mit dem Track & Trace Fingerprint Flex zeigt das<br />

Fraunhofer IPM zudem eine Erweiterung des Track &<br />

Trace-Systems, mit dem sich Massenbauteile rückverfolgen<br />

lassen. Werkstücke oder Ladungsträger in<br />

der Logistikkette werden ohne zusätzliche Markierungen<br />

erkannt – allein anhand der individuellen<br />

Bauteiloberfläche, die für jedes Bauteil quasi einen<br />

eigenen eindeutigen Fingerabdruck liefert. Das System<br />

ist für den mobilen, flexiblen Einsatz außerhalb<br />

der Produktionslinie konzipiert. Das akkubetriebene,<br />

tragbare System kann robotergestützt oder als handgehaltenes<br />

Gerät für die stichprobenartige Identifizierung<br />

von Bauteilen an beliebigen Positionen im<br />

Produktionsprozess genutzt werden – zum Beispiel in<br />

der Montage, Logistik oder Qualitätssicherung.<br />

Zur optischen 100-Prozent-Qualitätskontrolle hat<br />

das Fraunhofer IPT ein High-Speed-Mikroskop entwickelt,<br />

um mikroskopische Strukturen großflächig<br />

in kurzer Zeit zu untersuchen. Die Technik kann bei<br />

Proben verschiedenster Art – von Mikroelektronik bis<br />

zu Stammzellen – zum Einsatz kommen.<br />

Messsystem für<br />

Rolle-zu-Rolle-Prozesse<br />

Das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Optische<br />

Messtechnik und Oberflächentechnologien (AZOM)<br />

hat ein intelligentes, auf Lasertriangulation basierendes<br />

Messsystem (Surfinpro) zur KI-gestützten Erfassung<br />

von Oberflächeneigenschaften wie Fehlern,<br />

Artefakten oder Texturänderungen bei Rolle-zu-Rolle-<br />

Prozessen (R2R) – wie zum Beispiel in der Photovoltaik<br />

– entwickelt. Bei der Herstellung von verschiedenen<br />

Schichten- beziehungsweise Foliensystemen,<br />

die auf R2R-Technologien basieren, kommt es typischerweise<br />

im Verarbeitungsprozess zur Ausbildung<br />

von Fehlstellen, die das äußere Erscheinungsbild der<br />

Schichten beziehungsweise die allgemeine Qualität<br />

Innovative<br />

Verzahnungsmesstechnik<br />

Pure Perfection. Seit 1978.<br />

• Messtechnik für Lauf- und Passverzahnungen<br />

• Universelle Rotationsmessung von Wellen<br />

• Messlehren mit Zweikugelmaßerfassung<br />

• Verzahnte Höchstpräzision<br />

• Zweiflankenwälzprüfgeräte<br />

• Wälzscannen<br />

• DAkkS-akkreditiertes Prüflaboratorium<br />

www.frenco.de<br />

2024<br />

23. - 26. April<br />

Stuttgart<br />

Halle 8 I Stand 8408<br />

Einflankenwälzprüfung<br />

mit Geräuschmessung<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 49<br />

FRENCO GmbH I Verzahnungstechnik I Messtechnik I 90518 Altdorf I www.frenco.de


SPECIAL » Control<br />

Das Fraunhofer IOF hat<br />

seinen mobilen Handscanner<br />

Goscout3D<br />

mit einem Roboter<br />

von Boston Dynamics<br />

gekoppelt.<br />

Mit dem KI- und kamerabasierten<br />

System<br />

Halodome ist eine automatische<br />

Anomalieund<br />

Defekterkennung<br />

an Bauteilen möglich.<br />

Bild: Fraunhofer IOF<br />

Bild: Fraunhofer IOSB<br />

und Funktionalität der Systeme beeinträchtigen. Die<br />

Struktur solcher Herstellungsfehler kann sich in einem<br />

breiten Spektrum unterschiedlicher Größen und<br />

Ausprägungen manifestieren. In Abhängigkeit des<br />

Prozesses können die eingesetzten Komponenten auf<br />

eine optimale Erfassung der Störstellen angepasst<br />

werden.<br />

Ein robotergestütztes Oberflächeninspektionssystem<br />

zur vollständigen Prüfung gedrehter und gefräster<br />

Metallteile stellt das Fraunhofer ITWM vor. Damit<br />

lassen sich Oberflächen objektiv und vollständig erfassen<br />

und bewerten – unabhängig von der Oberflächentextur.<br />

Insbesondere wird die Herausforderung<br />

der Inspektion komplexer Metallobjekte gemeistert,<br />

auch wenn nicht genügend Fehlerproben für das<br />

Training des maschinellen Lernens zur Verfügung<br />

stehen. Die Lösung basiert auf einer fotorealistischen<br />

Bildsimulation mit parametrischer Modellierung von<br />

Defekten und Oberflächentextur.<br />

Darüber hinaus wird die Positionierung des Roboters<br />

für eine vollständige Oberflächenprüfung mithilfe<br />

der virtuellen Prüfplanungssoftware V-POI sichergestellt.<br />

Mögliche Anwendungsbereiche sind die<br />

Rissdetektion in Beton oder die Inspektion von Metall-,<br />

Plastik- und Holzoberflächen sowie beliebiger<br />

anderer Oberflächenstrukturen.<br />

Augmented Reality unterstützt<br />

die Montage<br />

Auf Augmented Reality (AR) setzt das Fraunhofer<br />

IGD. Mit einem AR-basierten Montagearbeitsplatz<br />

können komplexe Produktaufbauten effizient unterstützt<br />

und gleichzeitig gegenüber der CAD-Spezifikation<br />

verifiziert werden. Somit ersetzt das System<br />

die zurzeit meist noch in physikalischer Form vorliegenden<br />

Zusammenbauanweisungen, die eine hohe<br />

Transferleistung der Werker von 2D-Bauanweisungen<br />

in die 3D-Welt erfordern. Durch VR-basierte<br />

Fernunterstützung können Remote-Experten den Zusammenbau<br />

schnell und kostengünstig verfolgen.<br />

Gemeinsam mit OHB Digital Connect hat das<br />

Fraunhofer EZRT das Hochenergie-Computertomografiesystem<br />

Gianteye entwickelt, mit dem es möglich<br />

ist, großvolumige Objekte in horizontaler Ausrichtung<br />

mit besonders hoher Röntgenenergie von<br />

9 MeV und Auflösungen von unter 100 μm zu tomografieren.<br />

Zum Einsatz kommen solche Systeme zum<br />

Beispiel bei der Entwicklung von Satellitentriebwerken<br />

oder bei der Prüfung von Batteriemodulen von<br />

Elektrofahrzeugen. Am Control-Messestand wird ein<br />

Modell der CT-Anlage, so wie sie an der Rheinland-<br />

Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-<br />

Landau für die Untersuchung von Beton realisiert<br />

wurde, vorgestellt.<br />

KI-basiertes akustisches Monitoring für die Brennstoffzellenfertigung<br />

stellt das Fraunhofer IDMT vor.<br />

Akustische Systeme arbeiten auch in rauen Umgebungen<br />

zuverlässig, erkennen und klassifizieren Fehler<br />

und zeigen Handlungsempfehlungen an. Analog<br />

zum akustischen Monitoring bei Schweißprozessen<br />

nehmen Mikrofone bereits bei der Fertigung die Prozessgeräusche<br />

auf, KI-Algorithmen analysieren die<br />

Audiodaten echtzeitnah und das System zeigt Abweichungen<br />

im Prozess an. So können beispielsweise<br />

Materialfehler, Werkzeugverschleiß oder Fehlmontage<br />

frühzeitig erkannt und behoben werden. Das Potenzial<br />

der akustischen Analyse auf Basis der Luftschallemission<br />

demonstriert ein Air-Hockey-Tisch,<br />

der verschiedene Zustände am Klang erkennt.<br />

50 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


ANZEIGE<br />

Foto: Visometry<br />

Mobile & effiziente Qualitätsinspektion für die industrielle Fertigung mit Twyn.<br />

Foto: Visometry<br />

Twyn eignet sich für zahlreiche industrielle<br />

Anwendungen, die den gesamten<br />

Produktionslebenszyklus verbessern.<br />

Visuelle Qualitätsinspektion mit AR<br />

Augmented Reality (AR) überbrückt die Lücke zwischen Digital und Real und<br />

verändert die Arbeitsabläufe in Unternehmen. Das Innovationspotenzial in der<br />

Qualitätskontrolle ist enorm und ermöglicht Fertigungsprozesse zu optimieren,<br />

zu beschleunigen und flexibler zu machen.<br />

Twyn ist die mobile AR-Softwareplattform von<br />

Visometry, mit der Unternehmen ihre Qualitätskontrollprozesse<br />

mit einer intuitiven und zukunftsweisenden<br />

Technologie optimieren. Sie<br />

können sehr schnell Prüfpläne erstellen und Inspektionen<br />

direkt dort durchführen, wo die gefertigten<br />

Teile produziert oder gelagert werden.<br />

Mit AR and Twyn können Produktionsfehler<br />

leicht und schnell detektiert werden: Während<br />

ein Prüfer mit einem Tablet die Merkmale des<br />

geprüften Objekts aus verschiedenen Perspektiven<br />

erfasst, wird das Kamerabild in Echtzeit mit<br />

3D-CAD-Daten angereichert. Diese exakten AR-<br />

Überlagerungen ermöglichen es dem Inspektor,<br />

gefertigte Teile mit ihren digitalen Zwillingen<br />

abzugleichen und Abweichungen zwischen realen<br />

Objekten (Ist) und CAD-Modellen (Soll) sofort<br />

zu erkennen.<br />

Die mobile Inspektion mit AR und Twyn unterstützt<br />

bisher manuell ausgeführte Prüfaufgaben<br />

oder beschleunigt Prozesse da, wo oft traditionelle<br />

Messverfahren genutzt werden. Allzu oft<br />

wird hochgenaue, aber zeitintensive Messtechnik<br />

eingesetzt, wo bereits ein erstes visuelles<br />

Prüfen zur Identifikation von Abweichungen reichen<br />

würde.<br />

Twyn eignet sich für zahlreiche industrielle<br />

Anwendungen. Dazu gehören zum Beispiel Ausgangs-<br />

und Eingangsprüfung, First Article Inspection<br />

(FAI) und Vor-Ort-Prüfung großer Teile.<br />

KONTAKT<br />

Visometry GmbH<br />

Fraunhoferstraße 5<br />

D-64283 Darmstadt<br />

Ansprechpartner: Alberto Castiglioni<br />

Telefon: +49 6151 155 274<br />

E-Mail: info@visometry.com<br />

www.visometry.com<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 51


» TECHNIK<br />

Bildverarbeitung im Einsatz bei Steckverbindern<br />

Wenn Kameras ein Auge<br />

auf Kamerasensoren haben<br />

Bei Sensorsockeln von Kameras muss jeder einzelne der 847 Sensorkontakte<br />

korrekt ausgeführt sein, damit die Kameras fehlerfrei funktionieren. EMC Electro<br />

Mechanical Components verlässt sich bei der Qualitätskontrolle dieser Bauteile<br />

auf Bildverarbeitungskomponenten von Rauscher.<br />

Bild: EMC<br />

Jeder einzelne der 847 Kontakte eines solchen Sensorsockels muss korrekt ausgeführt sein, damit die<br />

damit ausgestattete Filmkamera fehlerfrei funktioniert.<br />

Peter Stiefenhöfer<br />

im Auftrag von<br />

Rauscher und EMC<br />

www.rauscher.de<br />

www.emc.de<br />

Sie wirken auf den ersten Blick nicht<br />

sonderlich spektakulär, und doch<br />

hängt viel von ihnen ab: Sensorsockel, die<br />

in Kameras für Kino- und Streaming-Produktionen<br />

verbaut werden. Aufgabe dieser<br />

Bauteile ist es, den Bildsensor der Kamera<br />

aufzunehmen und somit eine sichere<br />

Verbindung zwischen Bildsensor und<br />

Leiterplatte herzustellen.<br />

Für einen Hersteller solcher Filmkameras<br />

hat das in Idstein ansässige Unternehmen<br />

EMC, spezialisiert auf Steckverbinder<br />

und -systeme für und rund um die Leiterplatte,<br />

ein Bildverarbeitungssystem entwickelt,<br />

das die eingesetzten Sensorsockel<br />

vor der Integration des Sensors überprüft.<br />

Die verwendeten Sensoren verfügen<br />

auf einer Fläche von 60 mm x 60 mm<br />

über 847 Kontakte, die jeweils in einem<br />

Raster von 1,27 mm angeordnet sind.<br />

„Zur Aufnahme dieses Sensors dient ein<br />

Sockel mit Außenmaßen von 61 mm x<br />

61 mm, der für jeden Sensorkontakt über<br />

einen Buchsenkontakt mit je einer Hülse<br />

und einem Clip verfügt. Beim Einsetzen<br />

des Sensors wird dieser lediglich in den<br />

Sockel gesteckt, da ein Verlöten der Kontakte<br />

nicht möglich ist: Die dabei entstehende<br />

Wärme oder Infrarotstrahlung<br />

könnte den Sensor unbrauchbar machen“,<br />

erläutert EMC-Geschäftsführer Fabian<br />

Girolstein.<br />

Im Gegensatz zu gelöteten Verbindungen,<br />

bei denen das Zerfließen der Lötpaste<br />

auch bei nicht exakt akkurater Ausrichtung<br />

zwischen Sensorkontakt und Sockelaufnahme<br />

noch für eine fehlerfreie<br />

Funktion sorgen kann, müssen gesteckte<br />

Verbindungen absolut einwandfrei vorbereitet<br />

sein. Die Aufgabe bestand daher<br />

darin zu kontrollieren, ob alle Buchsenkontakte<br />

beziehungsweise Hülsen über<br />

einen Clip verfügen und dieser korrekt<br />

sitzt, bevor der Sensor in den Sockel gesteckt<br />

und eingepresst wird.<br />

Bei der großen Zahl von 847 Kontakten<br />

war eine manuelle Prüfung laut Girolstein<br />

natürlich keine sinnvolle Option: Sie wäre<br />

mit einem sehr hohen Zeitaufwand zwar<br />

52 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Bild: EMC<br />

Alle erforderlichen Hard- und Softwarekomponenten<br />

für die Bildverarbeitung im System hat<br />

EMC aus einer Hand von Rauscher bezogen.<br />

theoretisch denkbar, aufgrund der großen<br />

Beanspruchung und Ermüdung für das<br />

menschliche Auge jedoch praktisch nicht<br />

realisierbar und zudem nicht wirtschaftlich.<br />

Aus diesem Grund suchte der EMC-<br />

Geschäftsführer mit seinem Team nach<br />

Unterstützung für die Realisierung einer<br />

automatisierten, optischen Inspektionslösung<br />

und fand sie bei den Bildverarbeitungsexperten<br />

von Rauscher. „Unsere Ansprechpartner<br />

bei Rauscher haben sich<br />

dieser Aufgabe sehr schnell angenommen<br />

und anhand von Musterteilen zunächst<br />

erste Machbarkeitsstudien durchgeführt.<br />

Auf Basis der dabei erzielten Ergebnisse<br />

ergaben sich dann schon bald erste Lösungsansätze<br />

und wir erhielten eine Empfehlung<br />

für die geeigneten Bildverarbeitungskomponenten,<br />

mit denen das System<br />

am Ende dann auch tatsächlich ausgestattet<br />

wurde.“<br />

Dass er das Inspektionssystem mit seinen<br />

Mitarbeitern erfolgreich realisieren<br />

konnte, obwohl bis dahin niemand bei<br />

EMC größere Erfahrungen mit dem Thema<br />

Bildverarbeitung hatte, macht Girolstein<br />

besonders stolz: „Aus meinem Elektrotechnik-Studium<br />

habe ich natürlich ein<br />

gewisses physikalisches Grundverständnis<br />

zu Themen wie Optik und Beleuchtung,<br />

ansonsten aber kaum praktische Erfahrungen<br />

mit dieser Technologie. Aufgrund<br />

der kompetenten Beratung von Rauscher<br />

waren wir dennoch in der Lage, ein zuverlässiges<br />

Bildverarbeitungssystem für die<br />

Prüfung der Sensorsockel zu entwickeln<br />

und in Betrieb zu nehmen.“<br />

Neben der durchgeführten Machbarkeitsstudie<br />

und den Empfehlungen für die<br />

Komponentenauswahl unterstützte das<br />

Applikationsteam von Rauscher EMC<br />

auch bei den ersten Programmieransätzen<br />

auf Basis einer Blob-Ermittlung.<br />

Nachdem Girolstein den um eigene Komponenten<br />

erweiterten Messaufbau realisiert<br />

und erste Praxistests durchgeführt<br />

hatte, ergänzte er diese Basis-Programmierung<br />

selbstständig und passte sie immer<br />

weiter an die vorliegenden Bedürfnisse<br />

an.<br />

Bildauswertung erkennt<br />

zusätzliche Eigenschaften<br />

Danach war die Bildauswertung unter anderem<br />

in der Lage, zusätzliche Eigenschaften<br />

der Sensorsockel wie die Minimal-<br />

und Maximalwerte von Durchmessern<br />

sowie Abweichungen von der mittigen<br />

Hülsenposition zu bestimmen oder<br />

Galvanik-Rückstände zu erkennen, die<br />

sich negativ auf die Signalübertragung<br />

auswirken können. Mit diesen Daten verfügt<br />

das System inzwischen über eine<br />

fundierte Basis für die Entscheidungen,<br />

ob alle 847 erforderlichen Clips eines<br />

Sensorsockels vorhanden sind und sich an<br />

der richtigen Stelle befinden.<br />

Grundlage für die Aufnahme der hochauflösenden<br />

Bilder in diesem System ist<br />

»Ohne die kompetente Beratung von<br />

Rauscher, die Empfehlung der geeigneten<br />

Komponenten und die Unterstützung bei der<br />

Programmierung hätten wir dieses Projekt<br />

nicht in so kurzer Zeit abschließen können.«<br />

Fabian Girolstein, EMC<br />

eine USB3-Vision-Kamera vom Typ Ace2<br />

Pro von Basler mit 24 Megapixel Auflösung,<br />

die EMC vor allem durch ihr gutes Preis-<br />

Leistungsverhältnis überzeugt hat. In Kombination<br />

mit einem passenden 1,1“-<br />

C-Mount-Objektiv von Basler, einem LED-<br />

Ringlicht von MBJ Imaging und dem Aurora<br />

Design Assistant X (früher bekannt unter<br />

dem Namen Matrox Design Assistant) als<br />

Auswerte-Software konnte EMC alle erforderlichen<br />

Bildverarbeitungskomponenten<br />

aus einer Hand von Rauscher beziehen.<br />

Das Bildverarbeitungssystem ist bereits<br />

seit über einem Jahr bei EMC im Einsatz.<br />

Girolstein freut sich: „Ohne die kompetente<br />

Beratung von Rauscher, die Empfehlung<br />

der geeigneten Komponenten<br />

und die Unterstützung bei der Programmierung<br />

hätten wir dieses Projekt nicht in<br />

so kurzer Zeit abschließen können. Die<br />

dabei gewonnenen Erfahrungen werden<br />

uns bei kommenden Bildverarbeitungsprojekten<br />

auf jeden Fall helfen, und diese<br />

werden wir dann sicher wieder mit Rauscher<br />

als Partner angehen.“<br />

Konkrete Antworten auf<br />

komplexe Fragestellungen<br />

finden Sie in den<br />

Whitepapern der <strong>Quality</strong><br />

<strong>Engineering</strong>!<br />

Kompaktes Fachwissen ganz<br />

einfach downloaden!<br />

https://qualityengineering.industrie.de/whitepaper/<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 53


» NEWS & PRODUKTE<br />

Mikroskopie für Thermoanalysen<br />

Für hochpräzise Strukturanalysen<br />

Mit dem polarisierten Mikroskop Real View Polarized Micro Sample Observation<br />

Unit für die Thermoanalysatoren der Nexta-DSC-Serie von Hitachi<br />

High-Tech sind hochpräzise Strukturanalysen möglich. Die Lichtmikroskop-<br />

Beobachtungseinheit ist mit einer hochauflösenden 20-Megapixel-Kamera<br />

ausgestattet. Sie hat im Vergleich zum Standard-Real-View-Kamerasystem<br />

eine 10-fach höhere Auflösung und einen 50-fachen digitalen Zoom. Darüber<br />

hinaus verbessert die steuerbare Polarisationstechnologie den Kontrast<br />

im Bild, sodass die Anisotropie (Richtungsabhängigkeit) der Probe untersucht<br />

werden kann. Die Kameraeinheit verfügt über eine eigene Bildverarbeitungsfunktion,<br />

die speziell für die Polarisationsbeobachtung entwickelt<br />

wurde. Das System führt nahtlos eine schichtweise Schmelzpunktanalyse<br />

von Mehrschichtfolien durch, wobei die Bedienung ähnlich einfach ist wie<br />

beim System der Nexta-DSC-Serie.<br />

Bild: Hitachi<br />

Vibroakustische Qualitätskontrolle<br />

Effizient durch Automatisierung<br />

Bild: Polytec<br />

Für seine Laser-Doppler-Vibrometer stellt Polytec mehrere leistungsfähige<br />

Schnittstellen zur Verfügung, um Messabläufe und -auswertungen zu automatisieren.<br />

Sie reichen von der Programmierung von einfachen Messabläufen<br />

innerhalb des Messsystems selbst über Batch-Auswertung von Messdaten<br />

bis hin zu einer vollständigen Kontrolle des Messsystems durch externe<br />

Prüfsoftware. Für alle Ebenen der Messdatenerfassung und -analyse gibt es<br />

von Polytec die passende Lösung: Makroprogrammierung, COM/DCOM Automation<br />

Interface und Hardware-Treiber. Die in die Systemsoftware integrierte<br />

Makrosprache Basic ist der einfachste Zugang zur Automatisierung<br />

von Messung und Auswertung sowie zur Kommunikation mit anderen Softwareprogrammen.<br />

Externe Programme steuern die Systemsoftware von<br />

Polytec über das COM/DCOM Automation Interface, beziehungsweise nutzen<br />

die frei erhältliche API Polytec File Access, um Messdaten einzulesen.<br />

Prüftechnik<br />

Kunststoffe auf dem Härteprüfstand<br />

Von Kern gibt es neue Shore-Härteprüfgeräte<br />

und einen neuen manuellen<br />

Shore-Prüfstand für die Härtebestimmung<br />

von Kunststoffen per Eindringungsmessung.<br />

Die digitalen Shore-Härteprüfgeräte<br />

der Serie Sauter HE bieten eine<br />

große Funktionsvielfalt: Das Modell für<br />

Shore A eignet sich zum Beispiel für die<br />

Prüfung von Gummi, Elastomeren, Neopren,<br />

Silikon, Filz und Leder. Das für Shore<br />

D ist auf die Prüfung einer Vielzahl von<br />

Kunststoffen einschließlich Resopal,<br />

Epoxid und Plexiglas zugeschnitten.<br />

Mit verschiedenen Messmodi<br />

lassen sich Durchschnitts- und<br />

Maximalwerte ermitteln sowie<br />

Messungen zeitlich steuern. Eine<br />

Grenzwert-Alarm-Funktion<br />

löst bei Unter- oder Überschreiten<br />

festgelegter<br />

Grenzwerte ein akustisches<br />

und optisches Signal<br />

aus. Die Eingabe einer<br />

Werkstücknummer ist ebenso<br />

möglich wie das Wählen der Messzeit von<br />

0 bis 99 s. Das große Display mit Hintergrundbeleuchtung<br />

erleichtert die<br />

Arbeit auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen.<br />

Mit dem manuellen Shore-Prüfstand<br />

Sauter TI-Hea beziehungsweise<br />

TI-Hed können Härteprüfungen<br />

deutlich gleichförmiger<br />

und genauer durchgeführt<br />

werden als von Hand. Dazu<br />

wird das Shore-Härteprüfgerät<br />

mit wenigen Handgriffen an den<br />

Prüfstand montiert. Das robuste Design<br />

ermöglicht präzise Messbewegungen.<br />

Bild: Kern & Sohn<br />

54 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Streifenlichtscanner<br />

Flexibel bei komplexen Teilen<br />

Der neue Hochleistungs-Streifenlicht -<br />

scanner Smartscan VR800 von Hexagon<br />

basiert auf einer vollständig überarbeiteten<br />

Plattform. Er ist laut Anbieter der erste<br />

optische 3D-Scanner, der über ein motorisiertes<br />

Zoomobjektiv verfügt, mit dem<br />

der Nutzer die Datenauflösung und das<br />

Messvolumen vollständig über Softwareeinstellungen<br />

anpassen kann. Dies steigert<br />

die Produktivität in der Qualitätsprüfung<br />

erheblich und verbessert die Arbeitsabläufe<br />

durch effizientere Ausrichtungsprozesse<br />

nach dem Scannen – einschließ-<br />

lich der Möglichkeit, Scans<br />

mit unterschiedlichen Auflösungen<br />

in einem einzigen<br />

Projekt zu kombinieren.<br />

Durch die Kombination von<br />

zwei Stereokamera-Setups und einer optischen,<br />

zoomfähigen Projektion ist der<br />

Smartscan VR800 flexibel und ermöglicht<br />

es dem Nutzer, genau festzulegen, in welcher<br />

Form er seine Daten erfasst. Dank<br />

der neuen Softwarefunktionen Smart Resolution,<br />

Smart Zoom und Smart Snap<br />

kann der Anwender die Auflösung und<br />

das Messvolumen ohne mechanische Veränderungen<br />

am System anpassen. So<br />

können datenintensive hochauflösende<br />

Scans auf die Bereiche mit den wichtigsten<br />

Merkmalen konzentriert werden,<br />

während andere Bereiche durch größere<br />

und/oder niedrig aufgelöste Scans effizienter<br />

erfasst werden können.<br />

Bild: Hexagon<br />

Kameras<br />

Eignen sich auch bei schwachem Licht<br />

Bild: IDS<br />

IDS bietet den Sensor IMX662 von Sony als erster Industriekamera-Hersteller sowohl<br />

in Farbe als auch Mono an. Die Sensoren der Starvis-2-Serie von Sony sind auf maximale<br />

Lichtempfindlichkeit ausgelegt. Sie sind ab sofort wahlweise als kompakte uEye+<br />

XCP-Modelle oder als Boardlevel-Varianten in der uEye+ XLS-Serie erhältlich. Beide<br />

Kamerafamilien von IDS zeichnen sich durch ihr kompaktes Design aus und eignen sich<br />

somit beispielsweise für Embedded-Anwendungen. Während uEye+ XCP-Modelle ein<br />

komplett geschlossenes, 29x29x17 mm großes Gehäuse mit C-Mount-Objektivanschluss<br />

besitzen, sind die nur 29x29x7 mm großen uEye+ XLS-Varianten als Platinenkameras<br />

mit oder ohne C/CS- oder S-Mount-Objektivhalter erhältlich. Die neuen<br />

USB3-Industriekameras eignen sich auch für den Einsatz unter Low-Light-Bedingungen.<br />

Außerdem ist der Rolling-Shutter-Sensor mit Anti Reflection Coating ausgestattet,<br />

was die Bildqualität weiter verbessert. Dank dieser Eigenschaft werden störende<br />

Reflektionen – Lens Flare genannt – in der Kamera reduziert oder ganz vermieden.<br />

Hochgeschwindigkeitskameras<br />

HS Vision vertreibt Kameras von NAC<br />

HS Vision hat den Vertrieb der Hochgeschwindigkeitskameras<br />

des japanischen<br />

Herstellers NAC in Deutschland, Österreich<br />

und der deutschsprachigen Schweiz<br />

übernommen. Eine Ausnahme bilden Anwendungen<br />

in der Automobilindustrie.<br />

Das Anwendungsspektrum der HS-Kameras<br />

von NAC umfasst den Bereich der<br />

Auflösung von 10 MP (4608 × 2176 Pixel)<br />

mit 1000 fps (GO-4K Kamera) für sehr hohe<br />

Genauigkeiten in der Bildanalyse. Die<br />

ACS-1-M60-Kamera bietet bis zu 1 Million<br />

fps bei reduzierter Auflösung. Unter-<br />

stützt werden diese extremen Leistungsmerkmale<br />

durch eine Datenübertragung<br />

von 60 Gigapixel/Sekunde. Ohne spezielle<br />

Steuerungssoftware kann zum Beispiel<br />

die neue GO-4K Kamera (10 MP mit 1000<br />

fps) von NAC über WLAN vom Smart -<br />

phone oder PC gesteuert werden.<br />

NAC liefert Hochgeschwindigkeits-Videokameras<br />

und -Systeme, Eye-Tracking-<br />

Systeme und andere kundenspezifische<br />

Hardware- und Softwareprodukte und<br />

-lösungen für wissenschaftliche und industrielle<br />

F&E-Anwendungen.<br />

Bild: NAC<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 55


» NEWS & PRODUKTE<br />

Messtechnik<br />

Mit Abformmasse zerstörungsfrei prüfen<br />

Mit der Abformmasse Plastiform von Rivelec<br />

bietet Studenroth ein Produkt an,<br />

mit dem sich innenliegende Strukturen<br />

mechanischer Bauteile zerstörungsfrei<br />

messen lassen. Plastiform besteht aus<br />

zwei Komponenten, ist nach deren Vermischung<br />

anfänglich leicht formbar, kann so<br />

auch komplexe Bauteile abformen und<br />

liefert nach dem vollständigen Aushärten<br />

eins präzises Abbild. Die ausgehärtete<br />

Masse bleibt flexibel und ist so strapazierfähig,<br />

dass sie auch aus verwinkelten<br />

Formen problemlos und rückstandslos<br />

entfernt werden kann. Beim Aushärten<br />

entsteht keine Hitze, das Material ist absolut<br />

ungiftig. Der Abdruck bietet eine<br />

Abformgenauigkeit im Mikrometer-Bereich,<br />

schrumpft nicht und bleibt über<br />

Jahre formstabil. Plastiform ist auf allen<br />

Oberflächen anwendbar, resistent gegen<br />

Wasser, Wärme und viele chemische Stoffe<br />

und bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.<br />

Neben der indirekten Dimensionsprüfung,<br />

der Rauheitsmessung<br />

und der optischen Oberflächenprüfung<br />

auf Grundlage der Messung an einer präzisen<br />

Abformung bietet Plastiform auch<br />

die Möglichkeit, Duplikate und Muster zu<br />

erstellen. Solche Schablonen können als<br />

Halterungen oder Spannbacken genutzt<br />

werden. Außerdem eignet sich Plastiform,<br />

um zum Beispiel Spaltmaße an Spritzgusswerkzeugen<br />

zu prüfen. Auch können<br />

aus dem Polymer Schutzüberzüge sowie<br />

Dichtungen, zum Beispiel für die Prototypenentwicklung,<br />

hergestellt werden.<br />

Bild: Studenroth<br />

Kalibrierung<br />

Alles zentral hinterlegt<br />

Bild: Ahlborn<br />

Im Rahmen einer Kalibrierung von Almemo-Messtechnik bietet Ahlborn die<br />

Möglichkeit einer Mehrpunktjustage. Dies ist bisher einzigartig im Bereich<br />

des Kalibrierwesens. Ein Kalibrierschein enthält gewöhnlich die Messwerte,<br />

Abweichungen zum Referenzwert, die jeweilige Messunsicherheit, Angaben<br />

zum Kalibrierverfahren, die Umgebungskonditionen und gegebenenfalls besondere<br />

Messbedingungen. Durch den Einsatz intelligenter Fühlerstecker<br />

besteht nun die Möglichkeit, den zu kalibrierenden Prüfling, also Fühler und<br />

Messkette, in jedem Kalibrierpunkt auf den Sollwert zu justieren. Somit<br />

müssen später keine weiteren Korrekturen vom Kunden im Prozess vorgenommen<br />

werden. Mögliche Übertragungsfehler sind ausgeschlossen und<br />

der Prozess kann sofort ohne Verzögerungen durch Dateneingabe fortfahren.<br />

Die Korrekturwerte des Prüflings sind im Speicher des Almemo-Anschlusssteckers<br />

hinterlegt und stehen jederzeit zur Verfügung. Diese Daten<br />

können auch zur Bestimmung der Langzeitdrift verwendet werden.<br />

Dichtheitsprüfung<br />

Verlässliche Elektrolyt-Erkennung<br />

Inficon hat ein Prüfgerät entwickelt, das<br />

speziell für die Integration in Dichtheitsprüfanlagen<br />

bei der industriellen Serienfertigung<br />

von Batteriezellen konzipiert<br />

ist. Der ELT Vmax, der für den Einbau in<br />

19-Zoll-Racks vorgesehen ist, prüft die<br />

Dichtheit aller mit flüssigem Elektrolyt<br />

gefüllten Batteriezellen – ob es um Lithium-Ionen-<br />

oder Natrium-Ionen-Zellen<br />

geht, um prismatische, Rund- und Knopfzellen<br />

mit starrem Gehäuse oder um<br />

Bild: Inficon<br />

Pouch-Zellen mit<br />

weichem, beutelartigem<br />

Gehäuse.<br />

Das Gerät nutzt das<br />

von Inficon patentierte<br />

Verfahren der direkten Elektrolyt-<br />

Dichtheitsprüfung: Es weist aus befüllten<br />

Zellen austretendes Elektrolyt in einer Vakuumkammer<br />

nach. Bei der Entwicklung<br />

des neuen ELT Vmax hat Inficon sich auf<br />

eine einfache und sehr flexible Integrierbarkeit<br />

in individuell<br />

ausgelegte<br />

Prüfanlagen<br />

fokussiert. Verbunden<br />

mit dem Automatisierungs-Know-how<br />

eines Integrators, ermöglicht der ELT<br />

Vmax individuell konzipierte Dichtheitsprüfstationen,<br />

die eine konsequente Qualitätssicherung<br />

an jeder einzelnen Batteriezelle<br />

gestatten – im Takt der Fertigung.<br />

56 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


Optische Prüftechnik<br />

Kameras erfassen komplette Mantelfläche<br />

Das Multicapture Device von Kistler für die Mantelflächenprüfung<br />

kommt in der optischen Qualitätsprüfanlage KVC 821 zum<br />

Einsatz. Die Kamerastation erfasst dank acht kreisförmig angeordneter<br />

Spiegel die vollständige Mantelfläche des Prüfteils.<br />

Verformungen wie Kratzer oder Dellen werden so erkannt, ohne<br />

dass die Teile mechanisch gedreht werden müssen. Dadurch erfolgt<br />

auch die Prüfung von Teilen mit hohen Qualitätsanforderungen<br />

im Durchlauf, was Taktzeiten von bis zu 400 Teilen pro<br />

Minute erlaubt. Damit dabei selbst kleinste Defekte sichtbar<br />

werden, erzeugt Kistler mit je einer Kamera pro Spiegel sehr<br />

hoch aufgelöste Prüfbilder. Die eigene Bildverarbeitungssoft -<br />

ware Kivison erkennt darauf anschließend selbst kleinste Oberflächenfehler.<br />

Mithilfe von auf KI basierenden Algorithmen detektiert<br />

die Software auch bislang unbekannte Defekte.<br />

Bild: Kistler<br />

Laserscanner<br />

Schnellere Berechnungen und Auswertungen<br />

Bild: Micro-Epsilon<br />

Micro-Epsilon hat die Leistungsfähigkeit seiner Laserscanner der<br />

Scancontrol-Baureihe gesteigert: Verbesserte Algorithmen und<br />

Komponenten erhöhen die Datenerfassung und -ausgabe auf bis<br />

zu 10 Millionen Messpunkte pro Sekunde. Bei den Smartsensoren<br />

wird die Profilberechnung und Auswertegeschwindigkeit um<br />

60 % erhöht. Die Smart Scanner verfügen nun laut Hersteller<br />

über eine der schnellsten Profilauswertungen weltweit. Die Geschwindigkeitserhöhung<br />

wird dabei für alle aktuellen Scancontrol-Smart-Modelle<br />

mit Update auf Scancontrol Configuration<br />

Tools 6.8 wirksam. Smarte Sensoren der Scancontrol 30xx erreichen<br />

eine Steigerung der Auswertegeschwindigkeit um bis zu<br />

60 %. Die neue Firmware V54 für die Scancontrol-30xx-Serie<br />

erhöht zusätzlich die Punkterate auf bis zu 10 Millionen Messpunkte<br />

pro Sekunde, gegenüber bisher 7,5 Millionen.<br />

Prüfplan-Erstellung<br />

PDF-Zeichnungen automatisch bestempeln<br />

Zeichnungen unter Verwendung der Neutralformate<br />

IGS und DXF automatisch<br />

beim Öffnen zu bestempeln und zu vergleichen<br />

– dies ist im CAQ-System IQ-Basis<br />

von AHP möglich. Nun hat das Unternehmen<br />

eine Version entwickelt, mit der<br />

sich auch Pixelgrafiken in Form von PDFoder<br />

TIF-Zeichnungen automatische bestempeln<br />

lassen. Dies sorgt sowohl für Arbeitserleichterungen<br />

als auch für eine erhebliche<br />

Zeitersparnis bei der Erstellung<br />

eines Prüfplans. Bei dieser Version nutzt<br />

AHP künstliche Intelligenz (KI).<br />

„Bestempeln“ bedeutet, jedes Maß einer<br />

Zeichnung mit einem sogenannten Kartoffelstempel<br />

zu indizieren. Einfache Bestempelungen<br />

können mittlerweile Systeme<br />

verschiedenster Anbieter problemlos<br />

leisten. Geht es aber um einige tausend<br />

Stempel, verteilt über mehrere Seiten, so<br />

gibt es laut AHP kaum ein System, das mit<br />

IQ-Basis mithalten kann.<br />

Bild: AHP<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 57


» QUALITY WORLD<br />

Sensorik im Obstanbau<br />

Die Apfelqualität im Auge<br />

Eine Sensorbox des Fraunhofer IFAM und mobile Messstäbe sorgen im<br />

Forschungsprojekt Samson dafür, dass Obstanbauflächen im Alten Land<br />

in Zukunft optimal bewirtschaftet werden können. Sie erfassen<br />

baum- oder flächenspezifische Daten.<br />

Die im Rahmen des Projekts Samson<br />

vom Fraunhofer IFAM entwickelte<br />

Sensorbox zur Datenaufnahme und<br />

-verarbeitung in Obstbauanlagen<br />

enthält die Sensorik zur Erfassung von<br />

Kamerabildern und GPS-Signalen.<br />

Bild: TU Hamburg<br />

Qualität und Quantität der Apfelernte<br />

hängen von vielen Faktoren ab,<br />

wie beispielsweise Klima, Baumschnitt,<br />

Vorjahresertrag sowie Nährstoffverfügbarkeit.<br />

Durch die Komplexität dieser<br />

Wechselbeziehungen kann es für Anbaubetriebe<br />

eine Herausforderung werden,<br />

Obstanbauflächen optimal zu verwalten<br />

und zu bewirtschaften – insbesondere im<br />

Hinblick auf die Zukunft mit weiteren Anforderungen<br />

durch Klimawandel und<br />

Fachkräftemangel. Das Forschungsprojekt<br />

„Smarte Automatisierungssysteme und<br />

-services für den Obstanbau an der Niederelbe“<br />

(Samson) bietet Lösungsansätze.<br />

Es umfasst die Erforschung und Entwicklung<br />

intelligenter Automatisierungssysteme<br />

und -dienste, die den gesamten Obstanbau<br />

überwachen und saisonale Daten<br />

sammeln.<br />

Dabei steht der nachhaltige Einsatz von<br />

Ressourcen im Obstanbau im Vordergrund:<br />

saisonale Erntedaten wie Wachs-<br />

tum, Alternanz, Ernteergebnis, Wassereinsatz<br />

sowie Behandlungsmaßnahmen<br />

werden analysiert. Ziel ist es, datengestützte<br />

Einzelempfehlungen bis hin zur<br />

Behandlung des individuellen Obstbaums<br />

abzuleiten, zum Beispiel beim Einsatz von<br />

Pflanzenschutzmitteln.<br />

Smarte Automatisierungssysteme und<br />

-services des Projekts Samson können die<br />

Obstproduzenten unterstützen: Die gesamte<br />

Anbaufläche wird überwacht und<br />

saisonübergreifende Kennzahlen über Ertrag,<br />

Qualität, Schädlingsbefall und Behandlungsmaßnahmen<br />

werden interaktiv<br />

auf mobilen Endgeräten angezeigt. Dafür<br />

haben die Forscher des Fraunhofer IFAM<br />

in Stade ein Multi-Sensorsystem, die sogenannte<br />

Sensorbox, für die Datenaufnahme<br />

in den Obstanlagen aufgebaut. Es<br />

kann über die klassische Dreipunktaufnahme<br />

an jeden Schlepper montiert werden.<br />

In diesem Aufbau ist Sensorik zur Erfassung<br />

von Kamerabildern und präzisen<br />

GPS-Signalen integriert. Auf Grundlage<br />

der Bilddaten werden KI-Systeme zur Detektion<br />

von beispielsweise Schädlingsbefall<br />

entwickelt. Durch die GPS-Signale<br />

lassen sich die gesammelten Informationen<br />

einem Einzelbaum zuordnen. Zusätzlich<br />

werden in der Sensorbox verschiedene<br />

dreidimensionale Laserscanner (Lidar)<br />

erprobt, die helfen können, ein dreidimensionales<br />

Abbild des Obstbaums zu erstellen.<br />

Die Sensorbox ist dabei so konzipiert,<br />

dass sie bei üblichen Arbeiten und normalen<br />

Fahrgeschwindigkeiten in der<br />

Obstbaufläche mitgenommen werden<br />

kann und dort parallel sowie automatisiert<br />

Daten der Obstbäume erhoben werden<br />

können.<br />

Mit dem Sensoraufbau wurden während<br />

der Blütephase im Mai 2023 erste<br />

Datensätze im Alten Land gesammelt.<br />

Seit der Blütephase 2023 konnte auf dem<br />

Obstbauversuchsbetrieb der Landwirtschaftskammer<br />

Niedersachsen und einem<br />

weiteren regionalen Praxisbetrieb in regelmäßigen<br />

Versuchsreihen zur Begleitung<br />

der Vegetationsphasen bereits eine<br />

große Datenmenge gesammelt werden.<br />

Für eine eindeutige Zuordnung der erhobenen<br />

Sensordaten aus der Sensorbox<br />

zu den jeweiligen Flächen und einzelnen<br />

Bäumen wird nun eine Softwarelösung<br />

entwickelt, die in Zusammenarbeit mit einem<br />

mobilen Messstab genutzt werden<br />

kann, um die Anbauflächen präzise einzumessen.<br />

58 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024


IMPRESSUM<br />

FIRMENINDEX (Redaktion/Anzeige)<br />

ISSN 1436-2457<br />

Herausgeberin:<br />

Katja Kohlhammer<br />

Verlag<br />

Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />

Ernst-Mey-Straße 8,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Geschäftsführer: Peter Dilger<br />

Verlagsleiter: Peter Dilger<br />

Redaktion:<br />

Chefredakteur:<br />

B.A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438<br />

Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />

Redakteure:<br />

Sabine Koll, Markus Strehlitz<br />

E-Mail: qe.redaktion@konradin.de<br />

Dr. Frank-Michael Kieß<br />

E-Mail: frank-michael.kiess@konradin.de<br />

Redaktionsassistenz:<br />

Daniela Engel, Phone +49 711 7594-452<br />

E-Mail: daniela.engel@konradin.de<br />

Layout:<br />

Michael Kienzle, Phone +49 711 7594-258<br />

Gesamtanzeigenleiter:<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil:<br />

Joachim Linckh, Phone +49 711 7594-565<br />

E-Mail: joachim.linckh@konradin.de<br />

Auftragsmanagement:<br />

Annemarie Olender, Phone +49 711 7594-319<br />

Leserservice <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong>:<br />

Postfach 810580, 70522 Stuttgart, Phone +49 711 7252-254<br />

Fax +49 711 7252-399, E-Mail: leserservice@konradin.de<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> erscheint 5 x jährlich. Bezugs preise:<br />

Inland 68,75 € inkl. Versand kosten und MwSt.; Ausland:<br />

68,75 € inkl. Versandkosten. Einzelverkaufspreis: 13,80 € inkl.<br />

MwSt., zzgl. Versandkosten.<br />

Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />

bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />

Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />

zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden.<br />

Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von<br />

jeweils vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen<br />

aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein<br />

Anspruch auf Ersatz.<br />

Auslandsvertretungen:<br />

Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />

Sutton, GB-Hook, Hampshire RG29 1TA, Phone 01256<br />

862589, Fax 01256 862182, E-Mail: jsp@trademedia.info;<br />

USA: D.A. Fox Advertising Sales, Inc. Detlef Fox, 5 Penn Plaza,<br />

19th Floor, New York, NY 10001, Phone +1 212 8963881,<br />

Fax +1 212 6293988, detleffox@com cast.net<br />

Druck:<br />

Konradin Druck, Kohlhammerstraße 1–15,<br />

70771 Leinfelden-Echterdingen, Printed in Germany<br />

© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />

Leinfelden-Echterdingen<br />

Kooperationspartner:<br />

AFQ Akademie für<br />

Qualitätsmanagement<br />

ADDITIVE ....................................................................11<br />

Aerotech ....................................................................37<br />

Ahlborn ....................................................................... 56<br />

AHP ............................................................................... 57<br />

AMETEK Division CREAFORM ............................27<br />

Babtec .......................................................................... 16<br />

BMW ............................................................................ 30<br />

Bosch ........................................................................... 26<br />

Bruker Alicona ........................................... 20, 21, 34<br />

CAQ AG Factory Systems ..................................... 34<br />

Cognex. ......................................................................47<br />

Comet Yxlon ............................................................. 34<br />

Creaform .................................................................... 34<br />

Dr. Heinrich Schneider Messtechnik ............... 34<br />

EMC .............................................................................. 52<br />

Fabasoft Approve ....................................29, 34, 44<br />

Fraunhofer AZOM ................................................... 48<br />

Fraunhofer EZRT ..................................................... 48<br />

Fraunhofer IDMT ..................................................... 48<br />

Fraunhofer IFAM ..................................................... 58<br />

Fraunhofer IGD ........................................................ 48<br />

Fraunhofer IOF ......................................................... 48<br />

Fraunhofer IOSB ...................................................... 48<br />

Fraunhofer IPM ....................................................... 48<br />

Fraunhofer IPT ......................................................... 48<br />

Fraunhofer ITWM .................................................... 48<br />

Fraunhofer Vision ............................................ 34, 48<br />

FRENCO ......................................................................49<br />

Genostis ...................................................................... 40<br />

Gutcert ........................................................................... 6<br />

Hexagon ...................................................................... 55<br />

Hitachi High-Tech ................................................... 54<br />

Hommel Etamic ................................................ 20, 21<br />

HS Vision .................................................................... 55<br />

Wo Qualität drauf steht,<br />

ist auch Qualität drin.<br />

Vier Ausgaben im Jahr sorgen für maximalen Lesenutzen<br />

und Leselust. QUALITY ENGINEERING widmet sich seit<br />

2013 ausschließlich und umfangreich der Story hinter der<br />

Firma, dem Produkt oder der Lösung, aber auch den Strategien<br />

und Problemen rund um die Qualität.<br />

www.qe-online.de<br />

Iconpro ........................................................................ 14<br />

IDS ................................................................................. 55<br />

Inficon .................................................................. 34, 56<br />

Interact Analysis ...................................................... 10<br />

Jenoptik ...................................................................... 34<br />

Kapp Niles .................................................................. 46<br />

Kern & Sohn .....................................................31, 54<br />

Kistler ........................................................................... 57<br />

Klostermann ................................................................7<br />

Lucid Vision Labs ..................................................... 10<br />

Micro-Epsilon ......................................................5, 57<br />

Miele ............................................................................ 14<br />

OGP Messtechnik .......................................3, 20, 34<br />

OHB Digital Connect ............................................. 48<br />

Orbecc .......................................................................... 10<br />

P.E. Schall ........................................................... 38, 60<br />

Photoneo .................................................................... 10<br />

PLATO ..........................................................................25<br />

Polytec ................................................................. 34, 54<br />

Rauscher ..................................................................... 52<br />

reuschlaw ................................................................... 13<br />

Studenroth ................................................................ 56<br />

Umweltbundesamt ................................................... 6<br />

VDI ................................................................................35<br />

Visometry ........................................................... 34, 51<br />

Werth Messtechnik ................................. 20, 34, 40<br />

wirth + partner ........................................................ 19<br />

Zivid .............................................................................. 10<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 59


36. Control<br />

Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung<br />

D 23. – 26. April 2024<br />

a Stuttgart<br />

- Messtechnik<br />

- Werkstoffprüfung<br />

- Analysegeräte<br />

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60 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024

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