Quality Engineering 02.2024
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» MANAGEMENT<br />
ISO 14068-1 macht Kommunikation von Klimazielen transparenter<br />
Neue Norm soll Greenwashing<br />
eindämmen<br />
Die Zahl der Unternehmen, die sich oder ihre Produkte klimaneutral nennen,<br />
wächst stetig – und damit auch die Sensibilität für „Grünfärberei“. Vor diesem<br />
Hintergrund hat die Internationale Organisation für Normung (ISO) Ende 2023<br />
eine neue Norm zu „Carbon Neutrality“ veröffentlicht. Die ISO 14068-1 richtet<br />
sich an Akteure, die Treibhausgasneutralität für eine Organisation oder ein<br />
Produkt erreichen und sich dies zertifizieren lassen wollen.<br />
» Dr. Frank-Michael Kieß<br />
Begriffe wie Klimaneutralität, Net Zero und Carbon<br />
Neutrality sind in aller Munde und werden in<br />
verschiedenen Formen öffentlich vermittelt – den sogenannten<br />
Claims. Dabei zeichnet der Status Quo ein<br />
eher unübersichtliches Bild. „Wir sehen eine Vielzahl<br />
an undurchsichtigen und zum Teil zweifelhaften Möglichkeiten,<br />
Umweltaussagen geprüft zu kommunizieren“,<br />
sagt Florian Himmelstein vom Berliner Zertifizierungsinstitut<br />
Gutcert. Das kratze an der Glaubwürdigkeit<br />
und ziehe viele, oft auch gerechtfertigte Klagen<br />
nach sich. „Die Angst vor Reputationsverlust steigt.“<br />
Die Green Claims Directive, die die EU aktuell auf<br />
den Weg bringt, wirft ein Schlaglicht darauf, was auf<br />
die Unternehmen – und damit auch auf die Qualitätsmanager<br />
– künftig zukommen wird. Danach<br />
müssen nicht erreichte Klimaziele kommuniziert<br />
werden. Die Richtlinie sieht die Überprüfung der Angaben<br />
durch unabhängige und akkreditierte Prüfstellen<br />
vor – bei Nichteinhaltung drohen Strafen von<br />
mindestens 4 % des Jahresumsatzes. Und sie betrifft<br />
fast alle, denn nur Kleinunternehmen mit bis zu zehn<br />
Mitarbeitern, bzw. einem Jahresumsatz von höchstens<br />
2 Millionen Euro, sind ausgenommen.<br />
CO 2 -Neutralität ist nicht nur ein gesellschaftliches, sondern<br />
zunehmend auch eine unternehmerisches Ziel. Für transparente<br />
Kommunikation braucht es jedoch verlässliche Normen.<br />
Bild: narawit/stock.adobe.com<br />
EU-Richtlinie: Unternehmen<br />
sollten sich vorbereiten<br />
Noch ist Zeit, sich vorzubereiten: Die Beschlussfassung<br />
ist frühestens im Sommer zu erwarten, bevor<br />
die Richtlinie dann innerhalb von zwei Jahren in nationales<br />
Recht umgesetzt werden muss. Die Experten<br />
von Gutcert raten, jetzt schon die Transparenz in der<br />
Kommunikation von Klimazielen zu prüfen und zu<br />
fördern, auf Basis von internationalen Standards zu<br />
arbeiten, Umweltzielsetzungen realistisch zu definieren<br />
und diese immer mit konkreten Maßnahmen zu<br />
hinterlegen. So könne man sich auf kommende komplexere<br />
Anforderungen vorbereiten und „am Ball“<br />
bleiben.<br />
Mit der Ende vergangenen Jahres veröffentlichten<br />
„ISO 14068-1 – Transition to Net Zero – Part 1: Carbon<br />
Neutrality“ hat die ISO jetzt eine grundlegende<br />
Norm geschaffen, die einheitliche Anforderungen an<br />
die Ermittlung von Treibhausgasen, an Reduktionsverpflichtungen<br />
und Zielsetzungen, Kompensation<br />
und vor allem an die öffentliche Kommunikation des<br />
Claims stellt.<br />
6 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024