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Quality Engineering 02.2024

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erkennen, ob sich damit Vorhersagen zu elektrischen<br />

Prüfgrößen, der Akustik sowie weiteren funktionalen<br />

Parametern treffen lassen.<br />

Für das Projekt wurden laut Ohlenforst folgende<br />

Meilensteine definiert: Dokumentation von Prozessen<br />

und Parametern, Extraktion von Produktionsdaten,<br />

Datenvorverarbeitung und -strukturierung, Korrelation<br />

und Analyse von Qualitäts- sowie Produk -<br />

tionsdaten, Potenzialanalyse bezüglich Ausschussund<br />

Qualitätsoptimierung sowie abschließend ein<br />

Predictive-<strong>Quality</strong>-Management-Summary.<br />

Ohlenforst hebt dabei besonders die Dokumenta -<br />

tion der Parameter hervor. Dies sei eine wichtige<br />

Grundlage für alles Weitere gewesen. Zu jedem einzelnen<br />

Prozessschritt wurden die Parameter festgehalten,<br />

die für die Qualität relevant sind – zum Beispiel<br />

die Positionierung von Rotor und Stator zueinander<br />

bei der Montage. Diese wurden nach verschiedenen<br />

Kriterien beurteilt. Zum Beispiel: Sind die<br />

Daten zu diesem Parameter vorhanden? Lässt er sich<br />

beeinflussen? In welchem Maße hat er Auswirkungen<br />

auf die Qualität?<br />

Entscheidend für den Erfolg sei unter anderem die<br />

Zusammenstellung des Teams gewesen, sagt Nilgen.<br />

„Man braucht mehrere Parteien und muss verschiedene<br />

Ansätze zusammenbringen: Zum einen die IT-<br />

Experten, die sich unter anderem um die Systemarchitektur<br />

und die Konnektivität kümmern“, so Nilgen.<br />

Dann benötigt man die Data Scientists – also die<br />

Leute, die mit den Daten umgehen können. Die seien<br />

vor allem von Iconpro gestellt worden. „Und sehr<br />

wichtig sind natürlich die Mitarbeiter aus dem Qualitätsmanagement,<br />

die das Domainwissen mitbringen.“<br />

Diese könnten zum Beispiel beurteilen, ob die<br />

Auswahl der Parameter sinnvoll ist. Und sie könnten<br />

auch sagen, wie die Ergebnisse einzuschätzen sind,<br />

die man erhält. „So reduziert man etwa die Gefahr<br />

von Scheinkausalitäten. Dass also aufgrund der Korrelation<br />

von bestimmten Daten falsche Schlüsse gezogen<br />

werden“, so Nilgen.<br />

Prozessparameter lassen sich<br />

frühzeitig steuern<br />

Über den Zeitraum von etwa einem Jahr durchlief<br />

dieses Team die gesamten Meilensteine und schloss<br />

den „Proof of Concept“ ab. Eines der Ergebnisse: „Für<br />

die Vorhersage elektrischer Prüfgrößen konnten systematische<br />

Korrelationen basierend auf Produktionsdaten<br />

gefunden werden“, berichtet Ohlenforst. Was<br />

das konkret bedeutet, erklärt Qualitätsleiter Nilgen:<br />

„Bisher wird am Ende eines aufwendigen Produk -<br />

tionsprozesses in einer nicht minder aufwendigen<br />

Endprüfung entschieden, ob die Pumpe funktioniert,<br />

wozu auch die Einhaltung elektrischer Prüfgrößen<br />

gehört. Sollte das nicht der Fall sein, müssen Teile der<br />

Pumpe getauscht oder andere Nacharbeiten verrichtet<br />

werden, um so eine einwandfreie Produktqualität<br />

für den Kunden sicherzustellen. Durch Predictive<br />

<strong>Quality</strong> lassen sich über 40 Prozessparameter wie die<br />

von Rotor und Stator oder die Magnetisierung des<br />

Rotors nach der Montage so frühzeitig und präzise<br />

steuern, dass Nacharbeiten größtenteils vermieden<br />

werden können.“<br />

Mithilfe der Datenanalyse per Ares-Software lässt<br />

sich also zumindest teilweise jetzt schon Predictive<br />

<strong>Quality</strong> im TCD von Miele umsetzen. Wichtiger ist<br />

aber: Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass noch mehr<br />

möglich ist, wenn man die Datenbasis vergrößert.<br />

„Wir sind zunächst mit Prozess- und Qualitätsdaten<br />

gestartet“, so Nilgen. „Wir haben aber dann festgestellt,<br />

dass wir noch mehr Informationen – etwa<br />

auch Produktdaten – benötigen, um auch für die<br />

Qualitätssicherung in Bezug auf die funktionalen<br />

Größen und die Akustik entsprechende Ergebnisse zu<br />

erzielen.“<br />

Miele will daher den Weg in Richtung Predictive<br />

<strong>Quality</strong> weitergehen. Dieses Jahr soll gemeinsam mit<br />

Iconpro ein Anschlussprojekt starten, „in dem die Datengrundlage<br />

hinsichtlich der identifizierten weiteren<br />

benötigten Prozessinformationen erweitert werden<br />

soll“, wie Ohlenforst berichtet. „Übergeordnetes<br />

Ziel ist die Implementierung und Integration von<br />

Predictive <strong>Quality</strong> und Prozessoptimierung in den<br />

Prozess, was Live-Vorhersagen und Prozesskorrekturen<br />

für minimalen Ausschuss ermöglicht“, so der<br />

Iconpro-Geschäftsführer. Parallel dazu sei außerdem<br />

ein ähnliches Projekt im Miele-Werk im polnischen<br />

Ksawerów gestartet. „In diesem konnte bereits eine<br />

beträchtliche Ausschussminimierung erzielt werden.“<br />

Bild: Miele<br />

„Predictive <strong>Quality</strong><br />

kann einen Boost für<br />

die gesamte Entwicklung<br />

des Qualitätsmanagements<br />

bedeuten“,<br />

sagt Qualitätsleiter<br />

Guido Nilgen.<br />

<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 15

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