Quality Engineering 02.2024
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Ausgabe 02 | 2024<br />
www.qe-online.de<br />
Interview<br />
Normen<br />
Kommunikation von Klimazielen<br />
wird mit ISO 14068-1 transparent<br />
» Seite 6<br />
Roundtable<br />
Software treibt Innovationen in<br />
der Messtechnik voran<br />
» Seite 20<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Bosch forciert die Entwicklung<br />
in der Qualitätssicherung<br />
» Seite 26<br />
Messechefin Bettina<br />
Schall zu den<br />
Trends auf der<br />
Control<br />
» Seite 38<br />
TITELSTORY<br />
100-Prozent-<br />
Messungen mit<br />
Automation<br />
» Seite 40<br />
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2 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
» EDITORIAL<br />
Das neue Gesicht<br />
der Control<br />
Kein Business as usual: Die Control wird in diesem Jahr ein anderes Gesicht<br />
haben. Die Messe wird statt vier nur noch zwei Messehallen, nämlich die<br />
Hallen 8 und 10, belegen. Die Zahl der Aussteller ist nämlich gesunken;<br />
waren es im vergangenen Jahr noch 589 Unternehmen und Institutionen,<br />
werden es 2024 rund 480 sein. So zumindest der Stand zum Redaktionsschluss<br />
dieser Ausgabe am 19. März. Insbesondere die Riege der großen<br />
Messtechnikhersteller – Hexagon, Mitutoyo, Renishaw, Wenzel und Zeiss,<br />
um nur einige Namen zu nennen – wird dieses Jahr nicht auf der Control<br />
vertreten sein. Sie haben im Ausstellerbeirat für einen Zwei-Jahres-Turnus<br />
der Messe plädiert und setzen diesen nun jeder für sich individuell um.<br />
Das heißt, im kommenden Jahr wollen sie wieder mit an Bord sein.<br />
In diesem Jahr aber hat die Control definitiv einige Zugpferde verloren.<br />
Ob dies für die Aussteller, die der Control auch 2024 die Treue halten, von<br />
Nachteil sein wird, kann man erst nach der Messe beurteilen; etwa anhand<br />
der Besucherzahlen und der Lead-Auswertungen auf den einzelnen Ständen.<br />
Klar ist aber, dass etwa mit Werth Messtechnik, OGP, Ametek Creaform<br />
oder Jenoptik auch in diesem Jahr branchenführende Unternehmen auf der<br />
Control vertreten sein werden. Und dabei können Sie sicher sein, dass<br />
diese eine ganze Reihe von Neuentwicklungen im Gepäck haben werden.<br />
Einige davon stellen wir in unserem Special zur Control ab Seite 33 sowie<br />
in unserem Branchenticker ab Seite 54 vor. Im Special präsentieren wir<br />
auch die Trends, die auf der Control im Fokus stehen werden. Digitalisierung,<br />
KI und Automatisierung treiben die Messtechnik an. Und auf der<br />
Control können sich die Besucher über die dazu passenden Technologien<br />
informieren. Es lohnt sich also auf alle Fälle, sich auf den Weg nach Stuttgart<br />
zu machen.<br />
Festoptik<br />
6 Megapixel<br />
Digitaler<br />
Zoom<br />
Sabine Koll, Redaktion<br />
qe.redaktion@konradin.de<br />
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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 3
» INHALT 02 | 2024 42. JAHRGANG<br />
IM FOKUS<br />
Roundtable zu<br />
Software in der<br />
Messtechnik<br />
Für innovative<br />
Messtechniklösungen<br />
kommt es auf die<br />
» Seite 20<br />
richtige Kombination von<br />
Hardware und Software an<br />
Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />
MANAGEMENT<br />
Normierung<br />
ISO 14068-1 macht Kommunikation von<br />
Klimazielen transparent 06<br />
Eine Redaktion – zwei Meinungen<br />
Auf kleinem oder großem Fuß:<br />
Wie halten wir es privat mit dem Klima? 09<br />
Marktanalyse<br />
3D-Kameras treiben das Geschäft<br />
mit Bildverarbeitungssystemen voran 10<br />
Alles was Recht ist<br />
Produkthaftung:<br />
Wann zahlt der Versicherer? 13<br />
Predictive <strong>Quality</strong><br />
Software ermöglicht Qualitäts-Prognosen<br />
für den Shopfloor 14<br />
Qualitätsmanagement<br />
Integrierte Software erweitert QM-Möglichkeiten<br />
bei Magnethersteller 16<br />
Personal & Karriere<br />
Manager auf Jobsuche: Robuster Arbeitsmarkt –<br />
aber nicht für Führungskräfte 19<br />
IM FOKUS: VERNETZTE FERTIGUNG<br />
Digitalisierung<br />
Roundtable der <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> zeigt: Das<br />
Zusammenspiel von Software und Hardware entscheidet 20<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Generative KI beschleunigt Entwicklung optischer<br />
Inspektionslösungen bei Bosch 26<br />
KI in der Fahrzeug-Montage<br />
Lernendes Wartungssystem erkennt frühzeitig<br />
mögliche Störungen 30<br />
CONTROL<br />
Umfrage<br />
Digitalisierung, Automatisierung und KI sind<br />
die großen Trends auf der Control 34<br />
Interview<br />
Messechefin Bettina Schall spricht über<br />
Highlights und Zukunft der Control 38<br />
Medizintechnik<br />
Automatisierte 100-Prozent-Prüfung<br />
von Knochenimplantaten 40<br />
Smartes Qualitätsmanagement<br />
Moderne Dokumentenmanagementsysteme<br />
schaffen die Grundlage für den Einsatz von KI 44<br />
Inline-Messtechnik<br />
Clevere Kombination von Schleifen und Messen<br />
macht Rotoren-Fertigung schneller und genauer 46<br />
Bildverarbeitung<br />
Fraunhofer Vision zeigt neueste Entwicklungen<br />
für die berührungslose Qualitätsprüfung 48<br />
TECHNIK<br />
Qualitätskontrolle<br />
Bildverarbeitung im Einsatz bei der Prüfung<br />
von Steckverbindern für Kameras 52<br />
News und Produkte 54<br />
QUALITY WORLD<br />
Sensorik<br />
Sensorbox des Fraunhofer IFAM und mobile Messstäbe<br />
steigern Wirtschaftlichkeit im Obstanbau 58<br />
Firmenindex 59<br />
Impressum 59<br />
4 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Bild: Miele<br />
Predictive <strong>Quality</strong>: Bei Miele werden Daten aus der Fertigungslinie<br />
für eine Umwälzpumpe analysiert.<br />
» Seite 14<br />
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Branchenumfrage: Digitalisierung, KI und optische Messverfahren<br />
sind heiße Trends auf der Control.<br />
» Seite 34<br />
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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 5<br />
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» MANAGEMENT<br />
ISO 14068-1 macht Kommunikation von Klimazielen transparenter<br />
Neue Norm soll Greenwashing<br />
eindämmen<br />
Die Zahl der Unternehmen, die sich oder ihre Produkte klimaneutral nennen,<br />
wächst stetig – und damit auch die Sensibilität für „Grünfärberei“. Vor diesem<br />
Hintergrund hat die Internationale Organisation für Normung (ISO) Ende 2023<br />
eine neue Norm zu „Carbon Neutrality“ veröffentlicht. Die ISO 14068-1 richtet<br />
sich an Akteure, die Treibhausgasneutralität für eine Organisation oder ein<br />
Produkt erreichen und sich dies zertifizieren lassen wollen.<br />
» Dr. Frank-Michael Kieß<br />
Begriffe wie Klimaneutralität, Net Zero und Carbon<br />
Neutrality sind in aller Munde und werden in<br />
verschiedenen Formen öffentlich vermittelt – den sogenannten<br />
Claims. Dabei zeichnet der Status Quo ein<br />
eher unübersichtliches Bild. „Wir sehen eine Vielzahl<br />
an undurchsichtigen und zum Teil zweifelhaften Möglichkeiten,<br />
Umweltaussagen geprüft zu kommunizieren“,<br />
sagt Florian Himmelstein vom Berliner Zertifizierungsinstitut<br />
Gutcert. Das kratze an der Glaubwürdigkeit<br />
und ziehe viele, oft auch gerechtfertigte Klagen<br />
nach sich. „Die Angst vor Reputationsverlust steigt.“<br />
Die Green Claims Directive, die die EU aktuell auf<br />
den Weg bringt, wirft ein Schlaglicht darauf, was auf<br />
die Unternehmen – und damit auch auf die Qualitätsmanager<br />
– künftig zukommen wird. Danach<br />
müssen nicht erreichte Klimaziele kommuniziert<br />
werden. Die Richtlinie sieht die Überprüfung der Angaben<br />
durch unabhängige und akkreditierte Prüfstellen<br />
vor – bei Nichteinhaltung drohen Strafen von<br />
mindestens 4 % des Jahresumsatzes. Und sie betrifft<br />
fast alle, denn nur Kleinunternehmen mit bis zu zehn<br />
Mitarbeitern, bzw. einem Jahresumsatz von höchstens<br />
2 Millionen Euro, sind ausgenommen.<br />
CO 2 -Neutralität ist nicht nur ein gesellschaftliches, sondern<br />
zunehmend auch eine unternehmerisches Ziel. Für transparente<br />
Kommunikation braucht es jedoch verlässliche Normen.<br />
Bild: narawit/stock.adobe.com<br />
EU-Richtlinie: Unternehmen<br />
sollten sich vorbereiten<br />
Noch ist Zeit, sich vorzubereiten: Die Beschlussfassung<br />
ist frühestens im Sommer zu erwarten, bevor<br />
die Richtlinie dann innerhalb von zwei Jahren in nationales<br />
Recht umgesetzt werden muss. Die Experten<br />
von Gutcert raten, jetzt schon die Transparenz in der<br />
Kommunikation von Klimazielen zu prüfen und zu<br />
fördern, auf Basis von internationalen Standards zu<br />
arbeiten, Umweltzielsetzungen realistisch zu definieren<br />
und diese immer mit konkreten Maßnahmen zu<br />
hinterlegen. So könne man sich auf kommende komplexere<br />
Anforderungen vorbereiten und „am Ball“<br />
bleiben.<br />
Mit der Ende vergangenen Jahres veröffentlichten<br />
„ISO 14068-1 – Transition to Net Zero – Part 1: Carbon<br />
Neutrality“ hat die ISO jetzt eine grundlegende<br />
Norm geschaffen, die einheitliche Anforderungen an<br />
die Ermittlung von Treibhausgasen, an Reduktionsverpflichtungen<br />
und Zielsetzungen, Kompensation<br />
und vor allem an die öffentliche Kommunikation des<br />
Claims stellt.<br />
6 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Quelle: ISO 2023, UBA<br />
Schritte zur THG-Neutralität nach ISO 14068-1<br />
Grundgedanke der neuen Norm ist die Unterscheidung<br />
zwischen nicht vermiedenen Emissionen (unabated<br />
emissions), die zum aktuellen Stand noch nicht<br />
reduziert worden sind, und restlichen Emissionen (residual<br />
emissions), die aus technischen und wirtschaftlichen<br />
Gründen nicht reduziert werden können.<br />
Damit werden auch zwei Zustände definiert: Ein<br />
Übergangszustand, in dem es noch unvermiedene<br />
Emissionen gibt, und ein Endzustand, in dem nur<br />
noch die unvermeidbaren Emissionen übrig bleiben.<br />
Bei der Norm handelt es sich nicht um eine klassische<br />
Managementsystem-Norm wie etwa die ISO<br />
9001 oder ISO 50001. Jedoch sind in ihrer Struktur<br />
starke Managementsystem-Ansätze enthalten. Zum<br />
Beispiel werden eine Verpflichtung der obersten Leitung<br />
zur „Carbon Neutrality“ sowie Verbesserungszyklen<br />
mit Überwachung und regelmäßiger Neubewertung<br />
im Sinne eines PDCA-Zyklus gefordert.<br />
Im Unterschied zu anderen Standards stellt ISO<br />
14068-1 keine harten Anforderungen an die Zielsetzung<br />
und die Reduktionsambitionen. Vielmehr wird<br />
auf eine Orientierung am wissenschaftlichen Konsens<br />
verwiesen und der Schwerpunkt liegt auf umfassender<br />
Dokumentation und Transparenz.<br />
Will ein Unternehmen seine Umweltziele nach ISO<br />
14068-1 kommunizieren, so geht das in mehreren<br />
Schritten:<br />
• Am Anfang steht die Verpflichtung zur Carbon<br />
Neutrality durch die oberste Leitung, vergleichbar<br />
mit den Anforderungen bei Managementsystemen.<br />
Notwendige Ressourcen müssen bereitgestellt,<br />
Verantwortlichkeiten zugeteilt und die betrachtete<br />
Einheit benannt werden.<br />
• Im nächsten Schritt gilt es, die THG-Emissionen<br />
und -senkungen zu ermitteln. Die Kalkulation des<br />
# LOHNMESSTECHNIK MIT 23 MESSGERÄTEN<br />
# AUFTRAGSPROGRAMMIERUNG<br />
# SCHULUNGEN (AUKOM / FORM & LAGE)<br />
# FLÄCHENRÜCKFÜHRUNGEN<br />
# FEHLER- & SCHADENSANALYSEN<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 7
» MANAGEMENT<br />
Quelle: ISO 2023, UBA<br />
Ansatz der THG-Neutralität nach ISO 14068-1<br />
CO 2 -Fußabdrucks muss gemäß den ISO-Standards<br />
erfolgen. Standards des Greenhouse Gas Protocol<br />
(GHP) können ebenfalls verwendet werden, sofern<br />
die ISO-Kriterien auch erfüllt werden.<br />
• Darauf folgt die Erstellung des Carbon Neutrality<br />
Management Plan. Darin müssen die kurz- und<br />
langfristigen Ziele benannt werden. Außerdem<br />
muss festgelegt werden, wann nur noch restliche<br />
Emissionen verursacht werden. Die Art der Maßnahmen<br />
ist anzugeben und darüber hinaus, auf<br />
welchen Annahmen, Begründungen und technischen<br />
Hintergründen diese basieren. Zur Kompensation<br />
unverminderter und restlicher Emissionen<br />
gelten klassische Kernanforderungen mit Blick auf<br />
Artikel 6 des Pariser Abkommens.<br />
• Schließlich wird der Carbon Neutrality Report als<br />
öffentliches Dokument kommuniziert, das die<br />
wichtigsten Kerninformationen und Begründungen<br />
enthält. Der Status bezüglich unvermiedener<br />
und restlicher Emissionen muss mitgeteilt werden.<br />
Voraussetzung für die Erstellung ist die Verifizierung<br />
nach ISO 14063. Und: Es müssen bereits Reduktionen<br />
erfolgt sein.<br />
„Unterm Strich ist ein Transformationspfad mit tatsächlichen<br />
Reduktionsplänen gefordert“, so Himmelstein.<br />
So sollen verbindliche Vorgaben an eine einheitliche<br />
THG-Bilanzierung und -Kommunikation geschaffen<br />
werden. Da die Norm keine verbindliche Regelung<br />
zur kontinuierlichen Überwachung der Umsetzung<br />
enthalte, sei umfassende Transparenz dabei<br />
das A und O.<br />
Internationaler Standard mit<br />
Schwächen<br />
Derweil hat auch das Umweltbundesamt (UBA) einen<br />
ersten Blick auf die neue Norm geworfen und sie aus<br />
klimapolitischer Sicht bewertet. In einem Informationsblatt<br />
würdigt das UBA, dass sie durchaus zu einem<br />
besseren Verständnis treibhausgasneutraler Organisationen<br />
und Produkten beitragen könne. Es<br />
weist aber auch auf die erheblichen Schwächen hin,<br />
da die Norm Aussagen zur Treibhausgasneutralität<br />
auch bei hohen fossilen CO 2 -Emissionen, mangelnder<br />
Umweltintegrität von Treibhausgasentnahmen sowie<br />
unvollständigem Ausschluss von Doppelzählungen<br />
zulasse. Unternehmen, die glaubwürdig mit Treibhausgasneutralität<br />
werben wollen, sollten nach Ansicht<br />
der Autoren daher mehr tun, als die Anforderungen<br />
der ISO 14068-1 zu erfüllen. Vielmehr müssen<br />
sie ihre Treibhausgasemissionen konsequent im<br />
Einklang mit den internationalen Klimazielen verringern<br />
und aktiv negative Auswirkungen von Treibhausgasentnahmen<br />
verhindern.<br />
Gerichte, die über Abmahnungen und Klagen von<br />
Treibhausgas-Neutralitätsaussagen zu entscheiden<br />
haben, sollten ihr Urteil nicht nur darauf stützen, ob<br />
die Anforderungen der ISO 14068–1 erfüllt werden,<br />
so das UBA. Die EU und Deutschland sollten rechtliche<br />
Regelungen verabschieden, um missverständliche<br />
Aussagen zur Treibhausgasneutralität zu verbieten.<br />
Die kommende EU-Richtlinie zur Stärkung der<br />
Verbraucher (Empowering Consumers Directive) und<br />
die geplante EU-Richtlinie zu expliziten Umweltaussagen<br />
(Green Claims Directive) schaffen laut UBA<br />
hierzu den rechtlichen Rahmen. Schließlich sollte<br />
auch die ISO schnellstmöglich die Norm zur Treibhausgasneutralität<br />
überarbeiten und deren Schwächen<br />
beseitigen.<br />
Webhinweis<br />
Das Informationsblatt des Umweltbundesamts<br />
zur ISO 14068-1 finden<br />
Sie zum Download unter:<br />
https://hier.pro/ggsS4<br />
8 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Bild: VectorMine/stock.adobe.com<br />
Im Alltag gibt es viele Punkte, an denen man ansetzen kann, um den Klimaschutz voranzubringen.<br />
Eine Redaktion – zwei Meinungen<br />
Auf kleinem oder großem Fuß<br />
Die neue ISO 14068-1 soll bei Unternehmen die Kommunikation von<br />
Klimazielen transparenter machen. Doch wie sieht das Verhältnis zum Thema<br />
CO 2 -Fußabdruck im eigenen Privatleben aus? Die Redaktion von<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> hat dazu unterschiedliche Meinungen.<br />
Bild: Studioline Photography<br />
Sabine Koll, Redaktion<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong>,<br />
sieht CO 2 -Reduzierung<br />
als Wettkampf.<br />
Seit vergangenem Sommer<br />
polieren wir unsere<br />
CO 2 -Bilanz mit einem Balkonkraftwerk<br />
auf. Im zweiten<br />
Stock auf einem Vordach angebracht,<br />
senkt es nicht nur<br />
unseren CO 2 -Ausstoß, sondern<br />
auch unsere Stromkosten<br />
deutlich. Mit einem Nachbarn,<br />
der die gleiche Anlage kurz<br />
vorher installiert hat, liefern<br />
wir uns seitdem ein Kopf-an-<br />
Kopf-Rennen um die höchste<br />
Ausbeute im Monat. An guten, sprich sonnigen Tagen,<br />
tauschen wir sogar täglich die Werte aus. Einen<br />
solchen Battle kann man dank CO 2 -Rechnern auch<br />
auf andere Bereiche des Lebens übertragen, die Einfluss<br />
auf den ökologischen Fußabdruck haben. Eine<br />
Familie im Bekanntenkreis etwa optimiert sich seit<br />
geraumer Zeit selbst, indem sie bei jedem Ausflug<br />
und bei jedem geplanten Kauf genau berechnet, was<br />
die ökologisch sinnvollste Variante ist. Als Familiensport<br />
sozusagen. Neue Kleidung wird seitdem nicht<br />
mehr gekauft und der Akkuschrauber gemietet. So<br />
viel Sport, gebe ich zu, ist mir zu viel.<br />
Was kann man tun, um<br />
seinen eigenen CO 2 -<br />
Footprint zu reduzieren? Zum<br />
Beispiel weniger Fleisch essen<br />
oder seltener Auto fahren. Ein<br />
weiterer Ansatzpunkt ist das<br />
Fliegen. Der Begriff Flugscham<br />
ist zurzeit absolut im Trend. Markus Strehlitz,<br />
Und er hat seine Berechtigung.<br />
Die Strecke etwa von <strong>Engineering</strong>, fliegt<br />
Redaktion <strong>Quality</strong><br />
Frankfurt nach Berlin durch gerne – aber in Maßen.<br />
die Luft zurückzulegen, ist natürlich<br />
vollkommen unsinnig.<br />
Und mancher Trip ist dank Webkonferenz-Tools<br />
überhaupt nicht nötig. Aber wie immer im Leben<br />
sollte man das Thema differenziert betrachten. Meine<br />
Familie und ich reisen sehr gerne. Es macht das<br />
Leben nicht nur interessanter, sondern erweitert<br />
auch den Horizont – vorausgesetzt man macht nicht<br />
nur Club-Urlaub. Weltoffenheit ist ein wichtiges Gut<br />
in einer Gesellschaft, gerade in Zeiten wie diesen.<br />
Und nicht jede Reise lässt sich mit einem anderen<br />
Verkehrsmittel als dem Flugzeug bewältigen. Daher<br />
werde ich auch weiterhin in den Flieger steigen, aber<br />
darauf achten, dass dies nicht zu häufig geschieht.<br />
Bild: Tom Oettle<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 9
» MANAGEMENT<br />
Marktanalyse<br />
3D-Kameras zünden den Turbo<br />
in der Bildverarbeitung<br />
3D-Kameras werden in den kommenden fünf Jahren den weltweiten<br />
Bildverarbeitungsmarkt antreiben. Bei Anwendungen in der Qualitäts -<br />
sicherung sind sie Standard. Neue Anwendungen finden sich vor allem<br />
im Bereich mobiler Roboter und in der Roboterkommissionierung.<br />
Stereokameras sind auf dem Vormarsch: Die 3D-Stereokamera BVS 3D-RV1 von Matrix Vision zum<br />
Beispiel eignet sich für den anspruchsvollen Griff in die Kiste in der industriellen Automation und<br />
Logistik. Ein integrierter Musterprojektor optimiert die Erfassung schwieriger Teile oder Szenen mit<br />
geringer visueller Textur.<br />
Bild: Interact Analysis<br />
Jonathan Sparkes<br />
Research Analyst<br />
Interact Analysis<br />
www.interactanalysis.com<br />
Bild: Matrix Vision<br />
3D-Kameras werden bis 2028 den<br />
weltweiten Bildverarbeitungsmarkt<br />
antreiben. Die durchschnittliche jährliche<br />
Wachstumsrate (CAGR) wird nach Prognosen<br />
von Interact Analysis bei 13 % liegen<br />
und damit deutlich höher sein als die<br />
CAGR von 6 %, die für den globalen Bildverarbeitungsmarkt<br />
insgesamt erwartet<br />
wird. Demnach wird der Umsatz mit<br />
3D-Kameras von 767 Mio. US-Dollar im<br />
Jahr 2022 auf fast 1,6 Mrd. US-Dollar im<br />
Jahr 2028 steigen. Je nach Produkttyp<br />
wird das Wachstum allerdings unterschiedlich<br />
ausfallen.<br />
3D-Kameras können prinzipiell in vier<br />
Produkttypen unterteilt werden, die jeweils<br />
wichtige Funktionen und Vorteile<br />
für unterschiedliche Anwendungen aufweisen:<br />
3D-Kameras mit strukturiertem<br />
Licht, Stereokameras, Time-of-Flight-<br />
3D-Kameras und Lasertriangulation-<br />
3D-Kameras.<br />
Bei 3D-Kameras mit strukturiertem<br />
Licht wird ein bekanntes Muster oder eine<br />
bekannte Lichtsequenz auf eine Oberfläche<br />
projiziert und die Verformung oder<br />
Verzerrung dieses Musters analysiert,<br />
wenn es mit einem Objekt interagiert. Die<br />
Kamera beobachtet, wie das strukturierte<br />
Licht deformiert wird und kann aus diesen<br />
Informationen die Tiefe und Form von Objekten<br />
in der Szene berechnen. Diese Kameras<br />
kommen vor allem dann zum Einsatz,<br />
wenn präzise Messungen und Bilderfassung<br />
erforderlich sind. Außerdem<br />
werden sie derzeit in Bin-Picking-Anwendungen<br />
eingesetzt. 3D-Kameras mit<br />
strukturiertem Licht sind oft teurer als<br />
andere 3D-Kameratypen. Ein Beispiel für<br />
diese Kamera wäre die Zivid 2 des norwegischen<br />
Anbieters Zivid.<br />
Stereokameras sind bildgebende Geräte,<br />
die mit zwei Kameras ausgestattet<br />
sind, die die Tiefe durch binokulare Disparität<br />
wahrnehmen. Diese Kameras erfassen<br />
ein Paar leicht versetzter Bilder derselben<br />
Szene. Die Disparität zwischen<br />
entsprechenden Punkten in den Bildern<br />
wird dann verwendet, um Tiefeninformationen<br />
für Objekte in der Szene zu berechnen.<br />
Diese Kameras werden am häufigsten<br />
in der Robotik eingesetzt und sind<br />
besonders nützlich für das autonome<br />
Fahren, was ein erhebliches Wachstums-<br />
10 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
potenzial bietet. Die Stereo Cameras von<br />
Basler gehören in diese Kategorie.<br />
Time-of-Flight-3D-Kameras hingegen<br />
sind bildgebende Geräte, die die Entfernung<br />
zu Objekten in einer Szene bestimmen.<br />
Dafür messen sie die Zeit, die das<br />
Licht benötigt, um von der Kamera zum<br />
Objekt und zurück zu gelangen. Diese Kameras<br />
werden am häufigsten verwendet,<br />
wenn eine Bildaufnahme mit hoher Geschwindigkeit,<br />
aber geringerer Qualität<br />
erforderlich ist. Time-of-Flight-3D-Kameras<br />
sind auch eine kostengünstigere Op -<br />
tion für mobile Roboter und ermöglichen<br />
es ihnen, Hindernissen auszuweichen und<br />
andere Roboter zu umgehen. Ein Beispiel<br />
für diese Kategorie ist die Helios 2 von<br />
Lucid Vision Labs.<br />
Der Umsatz mit 3D-Kameras soll von 767 Mio. US-Dollar im Jahr 2022 auf fast 1,6 Mrd. US-Dollar im<br />
Jahr 2028 steigen.<br />
Bild: Interact Analysis<br />
Lasertriangulation bietet<br />
hohe Genauigkeit<br />
Lasertriangulation-3D-Kameras schließlich<br />
nutzen das Prinzip der Lasertriangulation,<br />
um Entfernungen zu messen und<br />
dreidimensionale Darstellungen von Objekten<br />
oder Szenen zu erstellen. Diese Kameras<br />
verwenden Laser, um eine Laserlinie<br />
oder ein Lasermuster auf die Zieloberfläche<br />
zu projizieren, und eine Kamera<br />
beobachtet die Verformung oder Verschiebung<br />
dieser Linie/dieses Musters bei<br />
der Interaktion mit dem Objekt. Die erfassten<br />
Informationen werden dann verarbeitet,<br />
um die Tiefe oder dreidimensionale<br />
Struktur des Objekts zu bestimmen.<br />
Diese Kameras bieten eine hohe Genauigkeit<br />
und Auflösung und werden daher<br />
eher zur Qualitätsprüfung eingesetzt,<br />
können aber auch zur Führung mobiler<br />
Roboter verwendet werden. Ein Beispiel<br />
sind die Chroma-Scan-Kameras von LMI.<br />
Interact Analysis prognostiziert, dass es<br />
auf dem Markt für 3D-Kameras in den<br />
nächsten Jahren Verschiebungen geben<br />
wird. Der Trend geht insbesondere in<br />
Richtung Stereokameras und Time-of-<br />
Flight-Kameras. Stereokameras werden<br />
demnach zwischen 2023 und 2028 eine<br />
CAGR von 19 % erzielen; der prognostizierte<br />
CAGR für Time-of-Flight-Kameras<br />
liegt bei 17 %. Beide Kategorien werden<br />
somit stärker zulegen als der Gesamtmarkt<br />
für 3D-Kameras. Dass beide Produktkategorien<br />
Marktanteile hinzugewinnen<br />
werden, ist auch insofern beachtlich,<br />
als sie deutlich günstiger sind als die beiden<br />
anderen Produkttypen.<br />
Zu den Schlüsselfaktoren für ein hohes<br />
Wachstum bei 3D-Kameras, insbesondere<br />
auf längere Sicht, gehören die erwarteten<br />
Preisrückgänge bei allen 3D-Kameratypen.<br />
Dadurch können Kunden ihre Systeme<br />
mit 3D-Kameras aufrüsten und langsamere,<br />
weniger genaue 2D-Systeme ersetzen.<br />
Insbesondere bei Robotern wird<br />
ein starkes Wachstum prognostiziert: Eine<br />
einzige 3D-Kamera kann die gleichen<br />
Aufgaben wie mehrere 2D-Kameras übernehmen,<br />
wodurch Roboter immer schneller<br />
und kompakter werden.<br />
Darüber hinaus wächst der Markt für<br />
3D-Kameras weiter und jedes Jahr kommen<br />
viele neue Anbieter auf den Markt.<br />
Dies ermöglicht einen Preiswettbewerb<br />
und senkt die Preise, sodass mehr Kunden<br />
3D-Vision-Systeme einsetzen können.<br />
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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 11
» MANAGEMENT<br />
Bild: Interact Analysis<br />
Time-of-Flight-Kameras und Stereo-Vision-Kameras werden in den kommenden Jahren Marktanteile gewinnen.<br />
Besonders aggressiv sind die Preise in<br />
China, wo Anbieter Produkte zu günstigeren<br />
Preisen verkaufen, um Marktanteile<br />
von etablierten westlichen Unternehmen<br />
zu gewinnen, was das Wachstum auf längere<br />
Sicht ankurbelt.<br />
Besonders hoch ist das Marktwachstum<br />
bei Anwendungen wie autonomem Fah-<br />
ren und Bin Picking. Diese beiden Bildverarbeitungsanwendungen<br />
weisen der<br />
Prognose von Interact Analysis die größte<br />
CAGR auf. Und beide Anwendungen profitieren<br />
wirklich von der Implementierung<br />
von 3D-Kameras. Autonomes Fahren, insbesondere<br />
für mobile Roboter, ist ein sehr<br />
großes Wachstumsfeld. Der Markt für<br />
Markt für Machine Vision 2023 im Minus<br />
Während die globalen Automatisierungsmärkte 2023 gewachsen<br />
sind, war 2023 ein herausforderndes Jahr für Anbieter von Bildverarbeitungssystemen:<br />
Der Gesamtumsatz ging von 6,5 auf 6,3 Mrd. US-<br />
Dollar zurück, so Interact Analysis. Das britische Marktforschungs -<br />
unternehmen rechnet aber für das laufende Jahr wieder mit einem<br />
Wachstum; es soll 1,4 % betragen.<br />
Zwischen 2022 und 2028, so die Prognose, wird der Bildverarbeitungsmarkt<br />
um rund 6 % pro Jahr wachsen. Dabei wird der Umsatz im<br />
Prognosezeitraum von 6,5 auf 9,3 Mrd. US-Dollar steigen. Die Region<br />
Asien-Pazifik (APAC) wird ein großer Treiber dieses Wachstums sein.<br />
APAC ist mit einem Anteil von 35 % heute schon der größte Markt für<br />
Bildverarbeitungsprodukte, gefolgt von EMEA (28 %), Amerika (22 %)<br />
und Japan (15 %).<br />
Betrachtet man den Markt für Machine Vision nach Anwendungen,<br />
dominiert die Inspektion: Dieses Segment hat im Jahr 2022 über 40 %<br />
der Anwendungsfälle ausgemacht. Bis 2028 wird die Inspektion ein<br />
Volumen von rund 3,9 Mrd. US-Dollar haben. Aufgrund der guten Aussichten<br />
für mobile Roboter wird autonomes Fahren zwischen 2022<br />
und 2028 mit 21 % die größte durchschnittliche jährliche Wachstumsrate<br />
haben, gefolgt von Bin Picking (19 %), also dem Griff von Robotern<br />
in die Kiste, das vom Einsatz in einer Vielzahl von Fertigungsindustrien<br />
profitieren wird.<br />
mobile Roboter ist im Jahr 2022 um 33 %<br />
gewachsen. Auch der Markt für Roboterkommissionierung<br />
wird nach Einschätzung<br />
von Interact Analysis in den kommenden<br />
Jahren deutlich wachsen. Hersteller<br />
integrieren mittlerweile eine (oder<br />
mehrere) 3D-Kameras, um Roboter zu<br />
steuern. Bin Picking einschließlich Palettierung<br />
und Depalettierung ist ebenfalls<br />
ein wichtiger Wachstumsbereich für<br />
3D-Bildverarbeitungskameras.<br />
Es kommen derzeit sehr viele neue<br />
3D-Kamera-Modelle auf den Markt. Dazu<br />
gehört zum Beispiel die Motioncam 3D<br />
von Photoneo. Die Kamera des slowakischen<br />
Unternehmens scannt mithilfe der<br />
parallelen Strukturlichttechnologie in Bewegung<br />
mit bis zu 40 m/s mit hoher Auflösung<br />
und scharf.<br />
Das kanadische Unternehmen Lucid<br />
Vision Labs hat eine neue Time-of-Flight-<br />
Kamera namens Helios 2 Ray auf den<br />
Markt gebracht, die eine Auflösung von<br />
0,3 Mpx für Entfernungen bis zu 8,3 m<br />
und eine Bildrate von 30 fps bietet. Sie<br />
verfügt über vier Laserdioden, sodass die<br />
Kamera auch bei Sonnenlicht in Echtzeit<br />
3D-Punktwolken erzeugen kann.<br />
Ein weiteres Beispiel ist die Stereo-<br />
Vision-3D-Kamera Gemini 2 XL von Orbecc.<br />
Sie wurde speziell für anspruchsvolle<br />
Lichtverhältnisse entwickelt, kann Tiefen<br />
von 0,4 m bis 20 m messen und Bildraten<br />
von bis zu 20 fps erfassen. Diese<br />
Kamera ist in erster Linie für visuelle Systeme<br />
in der Robotik und KI-basierte<br />
Vision-Systeme konzipiert.<br />
12 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Alles was Recht ist<br />
Wann zahlt der Versicherer?<br />
Selbst mit dem bestmöglichen Qualitätsmanagementsystem ist man nicht vor dem<br />
Risiko gefeit, dass die eigenen Produkte Ursache für einen Rückruf sind. Wenn der<br />
Fall dann eintritt, soll bestenfalls der eigene Versicherer zur Seite stehen und<br />
angefallene Kosten decken. Dies ist allerdings keine Selbstverständlichkeit.<br />
Wer aktuell einschlägige Portale für<br />
Rückrufe analysiert, der wird<br />
schnell erkennen, dass deren Anzahl stetig<br />
steigt. In bestimmten Branchen steht<br />
dem auch noch eine sinkende Zahl an abgesetzten<br />
Produkten gegenüber. Gleichzeitig<br />
haben Rückrufe das Potenzial, Kosten<br />
in Millionenhöhe zu verursachen.<br />
Rückrufkosten sind aber in der Regel<br />
weder von der „Allgemeinen Produkthaftpflichtversicherung“<br />
noch von der „Allgemeinen<br />
Betriebs- und Berufshaftpflichtversicherung“<br />
eines Unternehmens gedeckt.<br />
Sollten für diese Versicherungen<br />
keine individuellen Vereinbarungen zur<br />
Deckung von Rückrufkosten getroffen<br />
worden sein, bedarf es zu deren Deckung<br />
einer sogenannten „Rückrufkostenversicherung“.<br />
Wie auch für andere Versicherungen<br />
hat der Gesamtverband der Versicherer<br />
(GDV) für diese Art der Versicherung (unverbindliche)<br />
Musterbedingungen veröffentlicht.<br />
Diese dienen den meisten Versicherern<br />
als Basis für die eigenen Versicherungsbedingungen.<br />
Neben Musterbedingungen<br />
für Rückrufrisiken von Herstellern<br />
und Händlern im Allgemeinen<br />
existieren auch Musterbedingungen für<br />
Rückrufrisiken von Kfz-Teile-Zulieferern.<br />
Beide Bedingungen haben gemeinsam,<br />
dass sie Ansprüche von der Deckung ausschließen,<br />
die über die gesetzliche Haftpflicht<br />
der Versicherungsnehmer hinausgehen.<br />
Sowohl Hersteller und Händler im<br />
Allgemeinen als auch Kfz-Teile-Zulieferer<br />
im Besonderen haben gemein, dass sie<br />
sich regelmäßig vertraglichen Haftungserweiterungen<br />
ihrer Kunden ausgesetzt<br />
sehen. Auch aufgrund der häufig schwächeren<br />
Verhandlungsposition werden diese<br />
oft in Kauf genommen. Für eben solche<br />
Bild: merklicht/stock.adobe.com<br />
In der <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> informiert reuschlaw regelmäßig über rechtliche Themen.<br />
Haftungserweiterungen kann jedoch der<br />
genannte Ausschluss zur Anwendung<br />
kommen und eine Versicherungsdeckung<br />
versagt werden. Ob und inwiefern das<br />
wirklich der Fall ist, bedarf einer Einzelfallprüfung.<br />
Die gestiegenen Rückrufzahlen sowie<br />
auch die nur schwer kalkulierbaren Schadensvolumina<br />
bei Rückrufkosten führen<br />
dazu, dass Versicherer teilweise nur unter<br />
engen Voraussetzungen überhaupt Versicherungsschutz<br />
für vertragliche Haftungserweiterungen<br />
anbieten. Solche Voraussetzungen<br />
sind beispielsweise erhöhte<br />
Prämien, hohe Selbstbehalte oder erweiterte<br />
Risikoausschlüsse. Insbesondere<br />
für Kfz-Teile-Zulieferer lässt sich hier ein<br />
Trend erkennen: Je weiter „oben“ der Kfz-<br />
Teile-Zulieferer in der Lieferkette steht,<br />
desto umfangreicher sind seine vertraglichen<br />
Haftungserweiterungen, die die<br />
Kunden (z. B. OEM oder Tier 1) fordern<br />
und desto schwieriger wird die Versicherung<br />
derselben.<br />
Diesem Problem kann nur durch sorgfältige<br />
und vorausschauende Vertragsgestaltung<br />
gegenüber den Kunden sowie eine<br />
Prüfung und Optimierung der eigenen<br />
Versicherungsdeckung begegnet werden.<br />
In Anbetracht des Schadenspotenzials eines<br />
Rückrufs sollte dieser Fall besonders<br />
sorgfältig geprüft werden.<br />
Thorsten Deeg<br />
reuschlaw<br />
www.reuschlaw.de<br />
Bild: Reusch Rechtsanwälte<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 13
» MANAGEMENT<br />
Predictive <strong>Quality</strong> bei Miele mit Software von Iconpro<br />
Qualitäts-Prognosen<br />
für den Shopfloor<br />
In einem Pilotprojekt hat Miele erste Erfahrungen mit Predictive <strong>Quality</strong> gemacht<br />
– im Technology Center Drives in Euskirchen, in dem das Unternehmen Motoren<br />
sowie Antriebe entwickelt und herstellt. Für bestimmte Prüfgrößen erlaubt die<br />
eingesetzte Software qualitätsrelevante Vorhersagen. Und mit einer erweiterten<br />
Datenbasis soll noch mehr möglich sein.<br />
» Markus Strehlitz<br />
Bild: Miele<br />
Bei Miele werden die<br />
Daten aus der Fertigungslinie<br />
für eine<br />
Umwälzpumpe gesammelt<br />
und analysiert.<br />
Predictive <strong>Quality</strong> kann einen Boost für die gesamte<br />
Entwicklung des Qualitätsmanagements<br />
bedeuten“, sagt Guido Nilgen, Qualitätsleiter des<br />
Technology Center Drives (TCD). Die Möglichkeit, tatsächlich<br />
Prognosen zur Qualität eines gefertigten<br />
Produkts geben zu können, sei etwas völlig Neues.<br />
Seine Aussage stützt Nilgen unter anderem auf Erfahrungen,<br />
die er im eigenen Unternehmen gemacht<br />
hat. In einem „Proof of Concept“ haben er und sein<br />
Team untersucht, wie und ob sich Predictive <strong>Quality</strong><br />
in der Fertigung von Miele umsetzen lässt.<br />
Erste Erfahrungen mit den Möglichkeiten von<br />
künstlicher Intelligenz hatte das Unternehmen bereits<br />
im Kundendienst gesammelt. Dort unterstützt<br />
ein Assistenzsystem die Techniker vor Ort, indem es<br />
vorausschauend auf die Gefahr von Fehlern beim<br />
Austausch bestimmter Komponenten hinweist. „Ich<br />
habe mir gedacht, so etwas könnte bei uns auch auf<br />
dem Shopfloor sehr nützlich sein“, berichtet Nilgen.<br />
Zusammen mit Marcus Ohlenforst von Iconpro startete<br />
er ein entsprechendes Projekt. Ohlenforst ist Geschäftsführer<br />
des Software-Herstellers Iconpro, der<br />
mit Ares eine Lösung für prädiktive Qualität und Prozessoptimierung<br />
anbietet. Mit dieser lassen sich genaue<br />
Modelle für die vorausschauende Qualitätsund<br />
Prozessoptimierung für typische Produktionsund<br />
Qualitätsdaten erstellen.<br />
Die Voraussetzungen für den Einsatz der Software<br />
sind im TCD von Miele besonders günstig. Entlang<br />
der Fertigungsprozesse werden bereits Produktionsdaten<br />
erhoben, um diese für Kennwerte wie Ausschussraten<br />
oder Anlageneffektivität auszuwerten.<br />
Über entsprechende Schnittstellen werden die Daten<br />
gesammelt und auf einer Cloud-Plattform zusammengeführt.<br />
„Solche Daten nicht nur lokal, sondern<br />
in der Cloud zu speichern, damit sie analysiert werden<br />
können, ist schon sehr fortschrittlich. Es gibt Unternehmen,<br />
die diesbezüglich noch deutlich konservativer<br />
sind“, sagt Ohlenforst.<br />
Die Frage war: Reicht die<br />
Datenbasis aus?<br />
Für Predictive <strong>Quality</strong> gab es somit schon eine gewisse<br />
Basis. Doch ob diese ausreicht und sich damit tatsächlich<br />
eine Prozessoptimierung sowie vorausschauende<br />
Qualitätssicherung durchführen lassen,<br />
diese Frage sollte das Pilotprojekt beantworten. Für<br />
dieses wurde die Fertigungslinie für eine Umwälzpumpe<br />
ausgewählt, die in einer Geschirrspülmaschine<br />
zum Einsatz kommt. Die Daten aus dieser Linie<br />
sollten mit Ares ausgewertet werden. Ziel war es zu<br />
14 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
erkennen, ob sich damit Vorhersagen zu elektrischen<br />
Prüfgrößen, der Akustik sowie weiteren funktionalen<br />
Parametern treffen lassen.<br />
Für das Projekt wurden laut Ohlenforst folgende<br />
Meilensteine definiert: Dokumentation von Prozessen<br />
und Parametern, Extraktion von Produktionsdaten,<br />
Datenvorverarbeitung und -strukturierung, Korrelation<br />
und Analyse von Qualitäts- sowie Produk -<br />
tionsdaten, Potenzialanalyse bezüglich Ausschussund<br />
Qualitätsoptimierung sowie abschließend ein<br />
Predictive-<strong>Quality</strong>-Management-Summary.<br />
Ohlenforst hebt dabei besonders die Dokumenta -<br />
tion der Parameter hervor. Dies sei eine wichtige<br />
Grundlage für alles Weitere gewesen. Zu jedem einzelnen<br />
Prozessschritt wurden die Parameter festgehalten,<br />
die für die Qualität relevant sind – zum Beispiel<br />
die Positionierung von Rotor und Stator zueinander<br />
bei der Montage. Diese wurden nach verschiedenen<br />
Kriterien beurteilt. Zum Beispiel: Sind die<br />
Daten zu diesem Parameter vorhanden? Lässt er sich<br />
beeinflussen? In welchem Maße hat er Auswirkungen<br />
auf die Qualität?<br />
Entscheidend für den Erfolg sei unter anderem die<br />
Zusammenstellung des Teams gewesen, sagt Nilgen.<br />
„Man braucht mehrere Parteien und muss verschiedene<br />
Ansätze zusammenbringen: Zum einen die IT-<br />
Experten, die sich unter anderem um die Systemarchitektur<br />
und die Konnektivität kümmern“, so Nilgen.<br />
Dann benötigt man die Data Scientists – also die<br />
Leute, die mit den Daten umgehen können. Die seien<br />
vor allem von Iconpro gestellt worden. „Und sehr<br />
wichtig sind natürlich die Mitarbeiter aus dem Qualitätsmanagement,<br />
die das Domainwissen mitbringen.“<br />
Diese könnten zum Beispiel beurteilen, ob die<br />
Auswahl der Parameter sinnvoll ist. Und sie könnten<br />
auch sagen, wie die Ergebnisse einzuschätzen sind,<br />
die man erhält. „So reduziert man etwa die Gefahr<br />
von Scheinkausalitäten. Dass also aufgrund der Korrelation<br />
von bestimmten Daten falsche Schlüsse gezogen<br />
werden“, so Nilgen.<br />
Prozessparameter lassen sich<br />
frühzeitig steuern<br />
Über den Zeitraum von etwa einem Jahr durchlief<br />
dieses Team die gesamten Meilensteine und schloss<br />
den „Proof of Concept“ ab. Eines der Ergebnisse: „Für<br />
die Vorhersage elektrischer Prüfgrößen konnten systematische<br />
Korrelationen basierend auf Produktionsdaten<br />
gefunden werden“, berichtet Ohlenforst. Was<br />
das konkret bedeutet, erklärt Qualitätsleiter Nilgen:<br />
„Bisher wird am Ende eines aufwendigen Produk -<br />
tionsprozesses in einer nicht minder aufwendigen<br />
Endprüfung entschieden, ob die Pumpe funktioniert,<br />
wozu auch die Einhaltung elektrischer Prüfgrößen<br />
gehört. Sollte das nicht der Fall sein, müssen Teile der<br />
Pumpe getauscht oder andere Nacharbeiten verrichtet<br />
werden, um so eine einwandfreie Produktqualität<br />
für den Kunden sicherzustellen. Durch Predictive<br />
<strong>Quality</strong> lassen sich über 40 Prozessparameter wie die<br />
von Rotor und Stator oder die Magnetisierung des<br />
Rotors nach der Montage so frühzeitig und präzise<br />
steuern, dass Nacharbeiten größtenteils vermieden<br />
werden können.“<br />
Mithilfe der Datenanalyse per Ares-Software lässt<br />
sich also zumindest teilweise jetzt schon Predictive<br />
<strong>Quality</strong> im TCD von Miele umsetzen. Wichtiger ist<br />
aber: Das Pilotprojekt hat gezeigt, dass noch mehr<br />
möglich ist, wenn man die Datenbasis vergrößert.<br />
„Wir sind zunächst mit Prozess- und Qualitätsdaten<br />
gestartet“, so Nilgen. „Wir haben aber dann festgestellt,<br />
dass wir noch mehr Informationen – etwa<br />
auch Produktdaten – benötigen, um auch für die<br />
Qualitätssicherung in Bezug auf die funktionalen<br />
Größen und die Akustik entsprechende Ergebnisse zu<br />
erzielen.“<br />
Miele will daher den Weg in Richtung Predictive<br />
<strong>Quality</strong> weitergehen. Dieses Jahr soll gemeinsam mit<br />
Iconpro ein Anschlussprojekt starten, „in dem die Datengrundlage<br />
hinsichtlich der identifizierten weiteren<br />
benötigten Prozessinformationen erweitert werden<br />
soll“, wie Ohlenforst berichtet. „Übergeordnetes<br />
Ziel ist die Implementierung und Integration von<br />
Predictive <strong>Quality</strong> und Prozessoptimierung in den<br />
Prozess, was Live-Vorhersagen und Prozesskorrekturen<br />
für minimalen Ausschuss ermöglicht“, so der<br />
Iconpro-Geschäftsführer. Parallel dazu sei außerdem<br />
ein ähnliches Projekt im Miele-Werk im polnischen<br />
Ksawerów gestartet. „In diesem konnte bereits eine<br />
beträchtliche Ausschussminimierung erzielt werden.“<br />
Bild: Miele<br />
„Predictive <strong>Quality</strong><br />
kann einen Boost für<br />
die gesamte Entwicklung<br />
des Qualitätsmanagements<br />
bedeuten“,<br />
sagt Qualitätsleiter<br />
Guido Nilgen.<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 15
» MANAGEMENT<br />
Integrierte Software erweitert Möglichkeiten im Qualitätsmanagement<br />
Qualität geht alle an<br />
Magnetbau Schramme setzt auf ein modernes Qualitätsmanagement, das<br />
die langfristige Entwicklung der gesamten Organisation miteinbezieht.<br />
Eine wichtige Rolle spielt dabei die QM-Software Babtec-Q, die neben<br />
klassischen Funktionen auch managementorientierte Module bereitstellt.<br />
Schramme produziert Elektromagnete für ein breites Anwendungsfeld und die verschiedensten Branchen<br />
Bild: Magnetbau Schramme<br />
Bild: Magnetbau Schramme<br />
Dr. Joachim Hümmler<br />
Geschäftsführer<br />
Magnetbau Schramme<br />
www.magnetbauschramme.de<br />
Ob Nutzfahrzeug oder Beatmungsgerät,<br />
Walzstraße oder Rolltreppe –<br />
viele moderne Apparate wären ohne Elektromagnete<br />
kaum denkbar. Ihre Stärke,<br />
die vielseitigen Einsatzmöglichkeiten,<br />
Steuerbarkeit und Effizienz sorgen für einen<br />
breiten Einsatz in den verschiedensten<br />
Branchen. Seit mehr als 45 Jahren ist<br />
Magnetbau Schramme erfolgreich am<br />
Markt und produziert neben Elektromagneten<br />
auch Ventile, Sensoren und Aktuatoren.<br />
Rund 1,3 Millionen Teile haben die<br />
mehr als 160 Mitarbeitenden am Haupt-<br />
sitz Deggenhausertal (Baden-Württemberg)<br />
und am Standort Yangzhou in China<br />
im Jahr 2022 gefertigt, die meisten davon<br />
kundenspezifisch.<br />
Für alle im Unternehmen ist es die zentrale<br />
Aufgabe, innovative Produkte zu<br />
entwickeln und diese mit hoher Produktqualität<br />
zu fertigen. Denn Qualität geht<br />
alle an. Dauerhaft ist das nur zu erreichen,<br />
wenn Qualität nicht ausschließlich<br />
mit Produktqualität gleichgesetzt wird.<br />
Ein Baustein zu diesem Vorhaben ist die<br />
integrierte QM-Software Babtec-Q, die<br />
16 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Industrie<br />
seit 2021 in dem Unternehmen zum Einsatz<br />
kommt.<br />
Magnetbau Schramme stellte die Einführung<br />
der QM-Software unter die Prämisse<br />
eines modernen Qualitätsverständnisses.<br />
Um sich langfristig wettbewerbsund<br />
wachstumsfähig aufzustellen, will<br />
und muss das Unternehmen sein Qualitätsmanagement<br />
weiterentwickeln. Weg<br />
von der Reaktion, vom problembezogen<br />
reagierenden Feuerwehrmann, und hin<br />
zur ganzheitlich orientierten Aktion, die<br />
die langfristige Entwicklung der gesamten<br />
Organisation miteinbezieht.<br />
Nicht nur den roten Faden<br />
in der Produktion im Blick<br />
Aus diesem Bewusstsein heraus hat<br />
Magnetbau Schramme die Erwartungen<br />
an die Software und den auszuwählenden<br />
Softwarepartner festgelegt. Ein<br />
Hauptargument zugunsten von Babtec<br />
war, dass die durchgängige Standardsoftware<br />
alle Methoden und Techniken<br />
eines modernen Qualitätsmanagements<br />
vereint. Diese beschränken sich nicht<br />
ausschließlich auf den „roten Faden“ in<br />
der Produktion mit FMEA, Control-Plänen,<br />
Produktionslenkungsplänen, Reklamationsmanagement,<br />
Aufgaben- und<br />
Maßnahmenmanagement, sondern werden<br />
um managementorientierte Module<br />
wie das „Qualifikations- und Schulungsmanagement“<br />
oder das „Prozessmanagement“<br />
ergänzt. Im Sinne eines ganzheitlichen<br />
KVP (kontinuierlicher Verbesserungsprozess)<br />
zwingt beispielsweise die<br />
Einführung eines Qualifikations- und<br />
Schulungsmanagements das Unternehmen,<br />
in Strukturen und Schleifen zu denken,<br />
um Anforderungen an Stellen und<br />
somit auch an aktuelle oder zukünftige<br />
Mitarbeitende zu benennen und diese<br />
laufend anzupassen.<br />
Dadurch entsteht eine Systematik für<br />
das gesamte Unternehmen, in der transparent<br />
ersichtlich ist, welche Qualifizierungsmaßnahmen<br />
notwendig und welche<br />
Fortschritte bereits eingetreten sind. Darüber<br />
hinaus hilft es bei der gezielten Suche<br />
nach geeignetem Personal. Beschriebene<br />
Prozesse sind für ein erfolgreiches<br />
Onboarding nicht nur hilfreich, sondern<br />
notwendig. Auch beim Offboarding wird<br />
schnell ersichtlich, welcher Verlust an<br />
Know-how durch den Weggang von Personen<br />
entsteht und wie diese wirkungsvoll<br />
ersetzt werden können.<br />
Das entspricht der Erwartung der Geschäftsführung:<br />
Die Software soll alle<br />
Mitarbeitenden stärker anleiten, ihre<br />
Qualifikationen sollen hinterlegt und der<br />
Bedarf an Schulungen oder Neueinstellungen<br />
soll jederzeit transparent sein.<br />
Mehr als 2000 Dokumente<br />
digital abgebildet<br />
Eine besondere Herausforderung stellte<br />
im Projekt der Transfer einer enormen<br />
Zahl von Dokumenten bei weiterhin laufender<br />
Gültigkeit dar. Dank des Moduls<br />
„Dokumentenlenkung“ innerhalb der Babtec-Software<br />
konnten in kurzer Zeit mehr<br />
als 2000 Dokumente in der neuen Umgebung<br />
digital abgebildet werden. Ergänzt<br />
werden diese nun durch mehr als 50 dokumentierte<br />
Prozesse, die über das Modul<br />
„Prozessmanagement“ allen Mitarbeitenden<br />
zur Verfügung stehen.<br />
Damit jede und jeder Einzelne an der<br />
Qualität im Unternehmen mitwirken<br />
kann, ermöglicht die browserbasierte<br />
Oberfläche Babtec-Q Go den unternehmensweiten<br />
Zugriff auf alle hinterlegten<br />
Dokumente und Prozesse. Auch ohne separate<br />
Installation können Mitarbeitende<br />
über ihren Browser auf Informationen<br />
und Ressourcen wie Prozesse oder Dokumente<br />
zugreifen – egal, ob am PC,<br />
Smartphone oder Tablet. Die miteinander<br />
verknüpften Softwaremodule helfen dabei,<br />
Medienbrüche zwischen verschiedenen<br />
Systemen zu reduzieren und Softwareinseln<br />
zu vermeiden.<br />
Prozesse werden an die<br />
Software angepasst<br />
Mit Babtec verfügt Schramme über einen<br />
Partner, der durch die Softwarepflege<br />
zeitnah auf (vor allem normative) Änderungen<br />
reagiert, um diese in den Standard<br />
der Software zu übernehmen. Gerade der<br />
Standardleistungsumfang ist für Magnetbau<br />
Schramme nämlich von besonderer<br />
Bedeutung: Anstatt stur den bestehenden<br />
Vorgehensweisen zu folgen, sollen eigene<br />
Arbeitsweisen oder Prozesse gegebenenfalls<br />
an die Standardsoftware von Babtec<br />
Das<br />
Kompetenz-<br />
Netzwerk<br />
der Industrie<br />
16 Medienmarken für alle<br />
wichtigen Branchen der Industrie<br />
Information, Inspiration und<br />
Vernetzung für Fach- und<br />
Führungskräfte in der Industrie<br />
Praxiswissen über alle Kanäle:<br />
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Sie und Ihre Branche:<br />
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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 17
» MANAGEMENT<br />
Ein modernes Qualitätsmanagement adressiert die Gesamtheit der Prozesse und aller Beteiligten.<br />
Bild: Magnetbau Schramme<br />
angepasst und damit eine Einführung nah<br />
am Standard erreicht werden. Dadurch<br />
profitiert das Unternehmen vom Wissen<br />
und der Erfahrung der mehr als 1200 Industrieunternehmen,<br />
die bereits erfolgreich<br />
mit der Babtec-Software arbeiten,<br />
und macht sich fit für das geplante<br />
Wachstum.<br />
Projektplan muss sich<br />
anpassen lassen<br />
Neben den Funktionen der Software<br />
selbst ist auch die Zusammenarbeit mit<br />
dem Softwarepartner im Projektmanagement<br />
ein wichtiger Baustein für den Erfolg.<br />
Ohne einen bei Bedarf anzupassenden<br />
Projektplan besteht die Gefahr eines<br />
eher unkoordinierten Vorgehens: Meetings<br />
verlaufen dann ohne konkreten<br />
Plan, Informationen werden mitunter nur<br />
mündlich weitergegeben und nicht dokumentiert,<br />
alle Beteiligten machen nur das,<br />
was sie gerade im Moment für richtig<br />
halten. Das Unternehmen profitiert in<br />
diesem Fall allerhöchstens von Einzelak-<br />
tionen und nicht von gelebten Prozessen.<br />
Ein Positivbeispiel dagegen ist die geplante<br />
Einführung des „APQP“-Moduls (Advanced<br />
Product <strong>Quality</strong> Planning) von<br />
Babtec-Q bei Magnetbau Schramme. Der<br />
Hintergrund dieses Vorhabens ist, dass<br />
Änderungen oder Störungen im Automotive-Bereich<br />
nicht selten die Durchführung<br />
eines eigenen Projekts erfordern. Ein<br />
professionelles und für alle Beteiligten<br />
transparentes APQP ist dafür unverzichtbar.<br />
Auf diesen kurzfristigen Bedarf hat<br />
Babtec etwa durch Schulungen per Videokonferenz<br />
reagiert. Es folgte eine<br />
Testphase mit drei kompletten APQPs, aus<br />
deren Ergebnissen anschließend das geplante<br />
Vorgehen für APQP-Projekte abgeleitet<br />
und den Beteiligten im Unternehmen<br />
– inklusive Geschäftsführung und aller<br />
Abteilungsleiter – vorgestellt und deren<br />
Feedback für die Weiterentwicklung<br />
des Prozesses berücksichtigt wurde.<br />
Durch dieses Vorgehen konnte in kurzer<br />
Zeit das gesamte Unternehmen auf die<br />
APQP-Methodik eingestimmt und diese<br />
nahe am Standard der Babtec-Software<br />
eingeführt werden.<br />
Im Ergebnis können beide Seiten Erfahrungen<br />
sammeln und die Einführung der<br />
APQP-Software innerhalb des Unternehmens<br />
Magnetbau Schramme vorbereiten<br />
und durchführen. Das Projekt ist insofern<br />
auch eine Blaupause für die erfolgreiche<br />
Zusammenarbeit zwischen Magnetbau<br />
Schramme und Babtec, die für beide Unternehmen<br />
Nutzen mit sich bringt.<br />
Eine Vision bei Magnetbau Schramme<br />
ist außerdem die smarte Fabrik. Innerhalb<br />
der kommenden drei bis fünf Jahre sollen<br />
die betroffenen Systeme mit der Babtec-<br />
Software vernetzt werden, um eine insgesamt<br />
offene Lösung für die prozessorientierte<br />
Durchgängigkeit der Daten zu ermöglichen.<br />
Denn: Verfügbarkeit und Qualität<br />
der Daten sind die Voraussetzung für<br />
eine erfolgreiche Digitalisierung der Prozesse,<br />
der Produktion sowie des Qualitätsmanagements<br />
und bringen die Vision<br />
einer smarten Fabrik einen Schritt näher.<br />
18 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Personal & Karriere<br />
Manager auf Jobsuche<br />
Nach wie vor wird viel über einen höchst robusten Arbeitsmarkt<br />
und einen enormen Fachkräftemangel gesprochen. Doch im Bereich<br />
Führungskräfte beziehungsweise bei oberen Management-Positionen<br />
stellt sich die Sachlage deutlich gegenläufig dar.<br />
Besonders der größere Mittelstand und Konzerne<br />
nutzen die Zeit einer angespannten Marktlage,<br />
um teilweise ganze Hierarchieebenen zu verschlanken.<br />
Dies geschieht meist völlig unauffällig, mit hohen<br />
Abfindungssummen und vor allem bei Führungskräften<br />
jenseits der 50. Transparent wird dies jedoch<br />
in der Öffentlichkeit oder den Medien nicht, da Manager<br />
über keine „Interessensvertretung“ verfügen<br />
beziehungsweise sich oftmals schnell nach ihrer<br />
Freistellung als Consultant selbstständig machen, um<br />
nicht dem Makel der Arbeitslosigkeit zu unterliegen.<br />
Bei keiner anderen Bewerberzielgruppe stoßen unsere<br />
Ausschreibungen oder unsere Ansprache auf eine<br />
vergleichbar hohe Resonanz. Das eklatante Problem<br />
daran ist, dass dabei vielen Kandidaten diese Situa -<br />
tion selbst nicht klar ist.<br />
Auch für Führungskräfte gibt es weiterhin einen<br />
Arbeitsmarkt mit vielen Möglichkeiten. Aber: Hier<br />
gelten oft andere Spielregeln:<br />
• Selbsteinschätzung: Werden Sie sich Ihrer Situa -<br />
tion bewusst und dokumentieren Sie dies auch<br />
wirklich schriftlich. Reflektieren Sie dabei auf Ihre<br />
bisherigen Erfahrungen und die Markterfordernisse.<br />
Analysieren Sie die aktuelle Branchen- beziehungsweise<br />
Marktlage – unbedingt auch abseits<br />
der medialen Berichterstattung –, um sich ein<br />
vollumfängliches Bild zu machen und eine klare<br />
Zielvorstellung definieren zu können.<br />
• Netzwerk aktivieren: Oftmals werden Managementpositionen<br />
nicht über klassische Stellenanzeigen<br />
ausgeschrieben. Nutzen Sie Ihre persönlichen<br />
Kontakte oder vertraute Geschäftspartner.<br />
Suchen Sie ebenso den Kontakt zu Personalberatungen.<br />
Hierbei gilt es jedoch besonders genau<br />
hinzusehen. Nicht jeder Headhunter arbeitet für<br />
jede Branche oder die passende Funktionsebene.<br />
• Privates Umfeld: Bewerben bedeutet in der Regel<br />
Veränderung. Beziehen Sie Ihre Familie in die Situation<br />
mit ein. Nicht selten hat eine potenziell<br />
neue Stelle auch Auswirkungen auf das Privatleben<br />
– zum Beispiel Umzug, erhöhte Reisetätigkeit<br />
oder anfangs ein niedrigeres Einkommen.<br />
Die Beratungsgruppe wirth + partner informiert in <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> regelmäßig über<br />
Personal und Karriere.<br />
• Bewerbungsprozess: Vermeiden Sie unbedingt den<br />
Eindruck einer standardisierten Mailing-Aktion.<br />
Gehen Sie klar und deutlich auf die Stellenanforderungen<br />
in Bezug auf Ihren Erfahrungshintergrund<br />
ein und nehmen Sie, wenn immer möglich,<br />
bereits vor der Bewerbung direkten persönlichen<br />
Kontakt auf. Nutzen Sie dabei auch Absagen als<br />
Chance (auch wenn es unangenehm ist), um auf<br />
den Prozess und Ihre tatsächliche Übereinstimmung<br />
mit dem Stellenprofil zu reflektieren.<br />
• Unterstützung: Die Rückschläge<br />
im Bewerbungsprozess häufen<br />
sich oder Sie sind sich grundlegend<br />
unsicher über Ihre Bewerbungsstrategie?<br />
Dann kann es<br />
durchaus Sinn ergeben, professionelle<br />
Beratung in Anspruch zu<br />
nehmen. Scheuen Sie nicht diese<br />
Investition in Ihre Zukunft.<br />
Mit einer insgesamt selbstkritischen,<br />
aktiven und flexiblen Herangehensweise<br />
lässt sich (fast) immer eine Lösung<br />
finden und damit die weitere<br />
Zukunft erfolgreich gestalten.<br />
Bild: wirth + partner<br />
Stefan Wirth<br />
wirth + partner<br />
www.wirth-partner.com<br />
Bild: tomertu/stock.adobe.com<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 19
IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />
Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Die Teilnehmer der virtuellen Diskussionsrunde<br />
im Uhrzeigersinn von oben: Franz Helmli,<br />
Thomas Plocher, Markus Strehlitz<br />
und Sabine Koll (beide Redaktion QE),<br />
Detlef Ferger und Karl Jürgen Lenz.<br />
Roundtable mit Bruker Alicona, Hommel Etamic, OGP und Werth<br />
Die Technikkombi<br />
ist entscheidend<br />
Ein Großteil der Innovation in der Messtechnik steckt mittlerweile in<br />
der Software – doch dafür braucht sie die richtige Hardware-Basis.<br />
Das ist eine der Botschaften der Diskussion, welche die QE-Redaktion<br />
mit Experten zu dem Thema geführt hat. Eine weitere lautet:<br />
Der Standard OPC UA ist kaum bei den Anwendern angekommen.<br />
» Sabine Koll und Markus Strehlitz<br />
20 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Wenn man sich die Produktmeldungen im Bereich<br />
Messtechnik anschaut, dann scheint es so, als werde<br />
die Innovation derzeit vor allem durch die Software<br />
getrieben. Täuscht dieser Eindruck?<br />
Detlef Ferger: Entscheidend ist hier die richtige<br />
Kombination von Software und Hardware. Um jedoch<br />
mit Multisensorik und Computertomografie so genau<br />
wie mit konventioneller Koordinatenmesstechnik<br />
messen zu können, braucht es auch erhebliche Anstrengungen<br />
in der Softwareentwicklung. Dies betrifft<br />
zum Beispiel bei CT das genaue Rekonstruieren<br />
von Volumendaten durch Artefakt-Korrektur oder<br />
auch die umfassende Visualisierung der Messergebnisse.<br />
Karl Jürgen Lenz: Natürlich nimmt der Anteil der<br />
Software immer mehr zu. Aber: Ich habe noch keine<br />
Messtechnik gesehen, die nur aus KI oder nur aus<br />
Software besteht. Man braucht immer noch physikalische<br />
Größen, die ja irgendwie interagieren mit Kanten<br />
oder Oberflächen, die gemessen werden. Die<br />
Hardware ist nach wie vor die Basis. Was aber neu<br />
hinzugekommen ist, ist die Notwendigkeit für die<br />
Unternehmen zu digitalisieren. Das bedeutet, dass<br />
die Firmen ihre ganzen Strukturen darauf anpassen<br />
müssen. Im Gegensatz zu früher entsteht jetzt ein<br />
großer Überbau über dem Messgerät. Das ist ein riesiger<br />
Umbruch und für viele Unternehmen eine Herausforderung.<br />
Thomas Plocher: Der Bereich Software bei Hommel<br />
Etamic wächst stärker als die anderen Abteilungen.<br />
Wir bauen dort gerade sehr viel Personal auf. Vor allem<br />
bezüglich Software wird von den Kunden zunehmend<br />
mehr gefordert – zum Beispiel was Bedienoberflächen<br />
und die Signalverarbeitung betrifft.<br />
Gleichzeitig geht aber auch die Hardware-Entwicklung<br />
weiter. Denn man kann zwar mit Software manche<br />
Signale herausfiltern, aber man benötigt immer<br />
noch ein sauberes Messsignal mit entsprechender<br />
Hardware. Bei Hommel Etamic erfolgt die Weiterentwicklung<br />
sowohl in der taktilen und optischen als<br />
auch in der pneumatischen Mess- und Prüftechnik<br />
somit in den Bereichen der Hard- und Software.<br />
Franz Helmli: Die Hardware ist natürlich weiterhin<br />
wichtig. Man braucht zum Beispiel immer einen Sensor<br />
und Verfahrachsen, die den Sensor oder das Bauteil<br />
bewegen. Aber wenn wir ein neues Gerät entwickeln,<br />
dann sind diese Dinge schon gegeben. In die<br />
Software muss man dagegen noch mehr Entwicklungsarbeit<br />
hineinstecken. Wenn ich mir das Entwicklungsteam<br />
bei Alicona anschaue, dann ist das<br />
für die Software zuständige deutlich größer als das<br />
Hardware-Team. Denn Usability, Integration und KI<br />
spielen eine zunehmend größere Rolle. Heutzutage<br />
ist eine einfachere Bedienung der Geräte ein Muss.<br />
Es wird erwartet, dass die Software den Nutzer unterstützt<br />
– zum Beispiel, wenn es darum geht, wo<br />
und wie angetastet wird. Daher würde ich sagen,<br />
dass das Verhältnis von Software zu Hardware eher<br />
70:30 oder 80:20 ist – mit dem größeren Gewicht<br />
auf der Software – statt 50:50.<br />
Ferger: Vorausgesetzt, dass die Hardware entsprechend<br />
präzise ist. Denn ohne präzise Hardware erhält<br />
man kein gutes Messergebnis.<br />
Es geht also um die richtige Kombination von<br />
Hardware und Software?<br />
Ferger: Genau das ist der Punkt. Und bei den von uns<br />
in den letzten Jahrzehnten forcierten CT-Lösungen<br />
wird das Thema noch wichtiger. Wir ersetzen mittlerweile<br />
sehr viele konventionelle Messgeräte durch unsere<br />
leistungsstarken und kompakten XS-Geräte. Das<br />
liegt daran, dass nicht nur die Gerätehardware besser<br />
und günstiger wird, sondern auch die Leistungsfähigkeit<br />
der Informationstechnik steigt. Heute ist auf einem<br />
normalen PC eine Rechenleistung verfügbar, für<br />
die man vor zehn Jahren wahrscheinlich 100 Computer<br />
benötigt hätte. Diese Entwicklung wird natürlich<br />
auch durch den Consumer-Markt vorangetrieben.<br />
Und solche Möglichkeiten helfen uns natürlich. Wir<br />
können heute zum Beispiel Lösungen für die Batteriemessung<br />
bereitstellen, bei denen wir mehrere CTs<br />
parallel clustern und vollständig automatisieren. Dadurch<br />
erhält man Prozesszeiten von 10, 20 oder 30<br />
Sekunden für eine komplette Batteriezelle.<br />
Die Roundtable-<br />
Teilnehmer<br />
• Detlef Ferger, Vertriebsleiter/Prokurist,<br />
Werth Messtechnik<br />
• Franz Helmli, Head of R&D,<br />
Bruker Alicona<br />
• Thomas Plocher, Director Global R&D<br />
und CTO, Hommel Etamic<br />
• Karl Jürgen Lenz, Geschäftsführer,<br />
OGP Messtechnik<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 21
IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />
Messgenauigkeit zu steigern. Und bei der Software<br />
geht es dann um die Auswertung der Daten, unter<br />
anderem auch mit KI.<br />
Helmli: Aber Limitierungen bei der Hardware lassen<br />
sich mit der Software ausgleichen. Es gab in den vergangenen<br />
zehn Jahren ganz tolle Innovationen, um<br />
mehr aus der Hardware herauszuholen. Etwa durch<br />
eine bessere Fehlerkorrektur.<br />
Bedeutet das, dass bei der Hardware keine großen<br />
Neuentwicklungen mehr zu erwarten sind?<br />
Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Limitierungen bei der Hardware ließen sich mit Software ausgleichen, berichtet Franz<br />
Helmli von Bruker Alicona.<br />
Wie ist das möglich?<br />
Ferger: Durch die intelligente Kombination von<br />
Hardware, Software und leistungsstarker PC-Technik.<br />
Aufgrund moderner Transmissions-Röntgenröhren<br />
im Monoblock-Design, die man jetzt 24/7 mit voller<br />
Leistung fahren kann, erreicht man hohe Messgeschwindigkeiten<br />
und gleichzeitig hohe Verfügbarkeiten.<br />
Und mithilfe von leistungsstarken PCs und Grafikkarten<br />
lassen sich die riesigen Messdatenmengen<br />
auch schnell genug verarbeiten. Man muss sich das<br />
mal vorstellen: Wir prüfen heute Batterien in der<br />
Größe C oder D auf Fehlstellen oder Partikel im Elektrolyt<br />
und erkennen, ob Schweißungen zeichnungsgerecht<br />
sind – und das in Sekunden. Das war vor fünf<br />
Jahren noch nicht möglich.<br />
Lenz: Es geht immer um die Kombination von Hardware<br />
und Software. Etwas überspitzt formuliert: Wir<br />
sind alle nur Integratoren. Die Röhren werden ja<br />
nicht von Werth oder Zeiss hergestellt. Und bei der<br />
optischen Technik kommen die Kameras von den entsprechenden<br />
Herstellern. Wir hängen also immer von<br />
den Hardware-Entwicklungen ab, die es bei diesen<br />
Anbietern gibt. Und durch die Integration von Software<br />
und Hardware gibt es dann die großen Sprünge<br />
in der Leistungsfähigkeit. Wenn man sich zum Beispiel<br />
eine intelligente Kamera betrachtet, dann passiert<br />
die Vorverarbeitung auf dem Chip. Und das ist<br />
natürlich auch Software.<br />
Plocher: Die Hardware-Entwicklung bei den Komponenten<br />
wie etwa Kameras ist wichtig – etwa um die<br />
Plocher: Wie bereits ausgeführt, erfolgt die Weiterentwicklung<br />
hauptsächlich im Bereich Software. Bei<br />
einigen Geräten – beispielsweise für Kontur- oder<br />
Rauheitsmessungen – erfolgen nach wie vor Weiterentwicklungen<br />
bei der Hardware. In anderen Bereichen,<br />
wie beispielsweise in der optischen Inspektion,<br />
ist die Kombination der Weiterentwicklung von<br />
Hard- und Software erforderlich.<br />
Lenz: Wenn ich mir die physikalischen Prinzipien anschaue,<br />
dann gibt es da noch viel Luft nach oben.<br />
Schauen Sie sich einfach mal an einem normalen<br />
Flughafen um. Dort wird etwa mit Terahertz-Wellen<br />
gearbeitet, um festzustellen, was Passagiere an ihrem<br />
Körper tragen. Solche Dinge bieten noch großes<br />
Potenzial. Ich gehe davon aus, dass wir noch einige<br />
Neuentwicklungen erwarten können.<br />
Helmli: Ich glaube auch, dass noch einiges in Bezug<br />
auf Hardware kommen wird. Aber die Innovationsgeschwindigkeit<br />
wird dort nicht mehr so hoch sein. Ein<br />
Beispiel sind unsere Geräte, die mit Fokus-Variation<br />
funktionieren. Das heißt, wir messen mit einer Optik<br />
von oben eine Oberfläche und erhalten 3D-Informationen.<br />
Seit ein paar Jahren bieten wir die Möglichkeit,<br />
mit der gleichen Optik nicht nur die Oberfläche<br />
zu messen, sondern auch auf einer Vertikalen. Wir<br />
können also auf einer vertikalen Wand zum Beispiel<br />
Formabweichungen und Konturen messen. Das geschieht<br />
nicht durch eine Hardware-Neuerung , sondern<br />
nur durch die Software. Es ist ein gutes Beispiel<br />
dafür, dass auch Sensorinnovationen in Software und<br />
nicht mehr unbedingt in der Hardware geschehen.<br />
Welche Auswirkungen hat das auf die Nutzer? Profitieren<br />
sie von der Entwicklung, weil die Bedienung<br />
der Geräte jetzt einfacher wird?<br />
Lenz: Die Bedienung vereinfacht sich durch die Software.<br />
Und das ist richtig so. Denn schließlich möchte<br />
man als Anwender ja nur ein paar Messwerte von ei-<br />
22 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
nem Teil überprüfen, um die Werkzeugmaschine<br />
richtig einzustellen. Früher brauchte man unheimlich<br />
viel Kompetenz in Grundlagen der Messtechnik. Heute<br />
legt man idealerweise ein Teil auf die Messmaschine<br />
und erhält auf einfache Weise die gewünschten<br />
Ergebnisse.<br />
Ferger: Es ist natürlich wichtig, welchen Teil des<br />
Prozesses man betrachtet. Auf der einen Seite geht<br />
es darum, die Technik zu bedienen, Werkstücke aufzulegen<br />
und vielleicht die eine oder andere Interak -<br />
tion durchzuführen. Auf der anderen Seite stehen<br />
aber das Entwickeln der Messstrategie und das Verstehen<br />
der Sensorik. Das setzt Wissen voraus. Und<br />
ich sehe nicht, dass irgendeine Software das dem<br />
Menschen alles abnehmen kann. Vielleicht gibt es da<br />
in Zukunft entsprechende Ansätze über KI.<br />
Lenz: Da gebe ich Ihnen recht. Früher wurden die<br />
Geräte von Spezialisten bedient, die wirklich tiefe<br />
Kenntnisse im Verwenden von Messtechnik für den<br />
Produktionsprozess hatten. Die braucht man heute<br />
auch noch. Aber man benötigt jetzt nur noch wenige<br />
dieser Spezialisten – und viele Werker, welche die<br />
Geräte bedienen, die im Regelfall in der Produktion<br />
einmal voreingestellt werden. Das ist vielleicht eine<br />
Analogie zu den Werkzeugmaschinen, die auch nur<br />
ein Mal über die Steuerung intelligent eingelernt<br />
werden.<br />
Helmli: Der Kostendruck in den Unternehmen ist<br />
jetzt höher. Die personellen Kosten und die Investitionen<br />
in Messgeräte, die auch alle teuer sind, spielen<br />
eine wichtige Rolle. Daher ist das Management<br />
einer Produktion daran interessiert, dass das Messgerät<br />
wirklich läuft. Es muss einfach funktionieren, damit<br />
die Teile durchgeschleust werden und die Produktion<br />
überprüft werden kann. Der Werker soll ein<br />
Bauteil einlegen, auf den Knopf drücken und kurze<br />
Zeit später kommt der Report. Und das muss er an<br />
Maschinen von verschiedenen Herstellern machen<br />
können. Es steht gar nicht mehr so viel Zeit zur Verfügung,<br />
sich über die Messstrategie Gedanken zu<br />
machen. Das bedeutet, dass die Messtechnik smarter<br />
werden muss.<br />
Ferger: Das ist richtig. Dennoch sollte man verstehen,<br />
was man tut. Werth kooperiert mit vielen Universitäten<br />
und Hochschulen und das Thema Messtechnik<br />
wird in der Lehre leider immer stiefmütterlicher<br />
behandelt. Viele Lehrstühle wurden sogar mittlerweile<br />
geschlossen und die Zahlen der Studienanfänger<br />
in den MINT-Studiengängen sinken dramatisch.<br />
Aber das ist ein politisches Thema.<br />
Detlef Feger von Werth erkennt den immer stärker werdenden<br />
Trend nach schlüsselfertigen Lösungen.<br />
Plocher: Wir bieten natürlich auch Vereinfachungen<br />
für die Bedienoberfläche, um dem Anwender die Arbeit<br />
zu erleichtern. Bei Inline-Systemen für die Serienproduktion<br />
erfolgt die Durchführung mehrerer Messaufgaben<br />
bereits zeitgleich und vollautomatisch. In einem<br />
Prüflabor muss weiterhin ein Fachwissen vorhanden<br />
sein. Auch wenn die Produkte von Hommel Etamic<br />
bei der Auswertung des Messsignals die relevanten<br />
Normen wie zum Beispiel ISO 21920 berücksichtigen,<br />
muss der Anwender die Zeichnungen, die Normen und<br />
schließlich die Messergebnisse verstehen.<br />
Lenz: Die Nutzer der Messtechnik sind auch sehr unterschiedlich.<br />
Ein Messtechniker, ein Konstrukteur<br />
oder ein Fertigungsleiter haben verschiedene Anforderungen<br />
an ein Gerät.<br />
Was bedeutet das für die Hersteller? Es hört sich<br />
sehr schwierig an, alle diese Nutzergruppen zu<br />
adressieren.<br />
Ferger: Das ist ein extremer Spagat. In unserem Fall<br />
etwa beherbergt der Softwarekern sämtliche Sensoren<br />
und sämtliche Funktionen. Wir bieten für verschiedene<br />
Anwendergruppen dann entsprechende<br />
Bedienoberflächen an.<br />
Was heißt das?<br />
Ferger: Für den einfachen Betrieb in der Werkstatt<br />
hat das Gerät bereits Automatikfunktionen eingebaut<br />
und kann vielleicht zusätzlich nur einige Regelgeometrien<br />
sowie Winkel und Abstände messen. Der<br />
Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 23
IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />
Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />
High-End-Anwender braucht dagegen alle Funktionen<br />
– vom maschinenfernen Programmieren über die<br />
Ermittlung von Form- und Lagetoleranzen mit Materialbedingungen,<br />
einer vollständigen 3D-Auswertung<br />
bis zur vollautomatischen Werkzeugkorrektur. Das ist<br />
eine herausfordernde Aufgabe. Aber der muss sich<br />
der Gerätehersteller stellen.<br />
Lenz: OGP hat den Anspruch, universell einsetzbare<br />
Messgeräte zu liefern und diese durch Programmieren<br />
für eine spezielle Aufgabe zu optimieren. Man<br />
hat also quasi eine eierlegende Wollmilchsau und<br />
dann möchte ein Anwender mit seinem Gerät vielleicht<br />
nur Einspritzdüsen messen. Dann muss man<br />
schauen, mit welcher Sensorik und welchen Funktionen<br />
das möglich ist.<br />
Wenig Interesse an OPC UA: „Der Großteil unserer Kunden nutzt andere Formate wie zum<br />
Beispiel QS-Stat“, sagt Thomas Plocher von Hommel Etamic.<br />
Helmli: Das Anpassen des Gerätes an den Kundenwunsch<br />
benötigt Know-how. Das macht bei Bruker<br />
Alicona die Applikationsabteilung. Und die ist in den<br />
vergangenen zehn Jahren gewachsen. Der Kunde<br />
kommt mit einem bestimmten Bauteil und verlangt<br />
nach einer entsprechenden Lösung. Das bedeutet,<br />
dass schon in der Angebotsphase sehr viel Knowhow<br />
auf Herstellerseite gefragt ist.<br />
Weil bei den Anwendern das nötige Wissen nicht<br />
mehr vorhanden ist?<br />
Ferger: Auch wir sehen seit Jahren den immer stärker<br />
werdenden Trend nach schlüsselfertigen Lösungen<br />
und haben auch entsprechend Personal einge-<br />
stellt. Viele Firmen sparen sich die Experten ein und<br />
verlagern das Programmieren auf den Hersteller.<br />
Lenz: Ich sehe die Tendenz, dass die Anwendungstechnik<br />
zunimmt. Die Kunden fragen sich: „Warum<br />
sollen wir denn die Verfahrensentwicklung machen<br />
auf Basis dessen, was der Hersteller uns zur Verfügung<br />
stellt?“ Sie erwarten stattdessen Lösungen, die<br />
nicht mehr eingelernt werden müssen. Sie möchten<br />
das erste Teil einlegen, auf den Knopf drücken und<br />
ein Ergebnis erhalten – ohne dass ein Messtechniker<br />
noch etwas eingeben muss.<br />
Ferger: Kurz zum Thema Knopfdruck. Wir haben hier<br />
mittlerweile sehr leistungsstarke Simulations-Tools<br />
geschaffen. Für unsere CT-Geräte besteht zum Beispiel<br />
die Möglichkeit, mithilfe von Software die<br />
Durchstrahlung bereits am CAD-Datensatz zu simulieren.<br />
Man teilt der Software die Materialeigenschaften<br />
der Werkstücke mit und das System berechnet<br />
die Absorption anhand der CAD-Datei. Damit erhält<br />
man schon zum Fertigungsstart ein Messprogramm,<br />
das zu 99,9 Prozent fertig ist – ohne das zu<br />
messende Teil vorher jemals in Wirklichkeit gesehen<br />
zu haben.<br />
Plocher: Es hängt natürlich auch von der Technologie<br />
und dem einzelnen Unternehmen ab. Bei einem<br />
großen Rundtakttisch muss der Kunde nur seine Anforderung<br />
kennen. Da übernehmen wir die Verfahrensentwicklung<br />
und die Projektrealisierung. Bei<br />
kleineren Geräten dagegen heißt es oft: „Erstellt ihr<br />
bitte den Prüfablauf?“ Es gibt auch Fälle, in denen<br />
ein kundenspezifischer Messplatz bereits seit Jahren<br />
in Nutzung ist und schließlich weitere neue Werkstücke<br />
zusätzlich mit diesem gemessen werden sollen.<br />
In diesen Fällen wird häufig unsere Dienstleistung<br />
angefragt, da die Kunden oftmals weder über<br />
die benötigten Kapazitäten noch über die ausreichenden<br />
Erfahrungen verfügen.<br />
Herr Lenz, Sie haben zu Beginn von der Digitalisierung<br />
in den Unternehmen gesprochen. Wie bekommt<br />
man denn die Daten aus den Geräten, um<br />
sie dafür verwenden zu können?<br />
Lenz: Man versucht ja schon lange, Daten zu nutzen,<br />
um Rückschlüsse auf die Fertigung zu ziehen. Doch<br />
das hat zu einem Wildwuchs geführt. Und nun versucht<br />
man, diesen über internationale Standards in<br />
den Griff zu bekommen. Der VDMA ist dabei sehr<br />
prägend. Inzwischen orientieren sich selbst China<br />
und die USA daran. China hat sich zum Beispiel dem<br />
Standard Umati angeschlossen, der sich ja auf Werk-<br />
24 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
zeugmaschinen bezieht. Ein anderes Beispiel ist I++.<br />
Es gibt nun viele Unternehmen, die daran interessiert<br />
sind. Meines Wissens werden pro Jahr um die 3000<br />
neue Anwendungen für I++ verkauft. In den vergangenen<br />
fünf Jahren hat es einen wahren Run auf<br />
Standards gegeben, den ich so nicht erwartet habe.<br />
Sowohl Hersteller als auch Anwenderunternehmen<br />
haben erkannt, dass wir es uns nicht mehr leisten<br />
können, für jeden einzelnen Fall jeweils eine neue<br />
Lösung zu entwickeln.<br />
Helmli: Wir merken, dass mittlerweile gewisse<br />
Schnittstellen vom Kunden vorausgesetzt werden. Es<br />
ist für mich aber noch nicht ersichtlich, welche davon<br />
sich durchsetzen werden. Jeder spricht zwar von<br />
OPC UA, aber wir registrieren so gut wie keine Anfragen<br />
von den Kunden. Der Standard ist leider viel zu<br />
kompliziert.<br />
Welche Schnittstellen werden stattdessen nachgefragt?<br />
Helmli: Ich traue mich kaum, es zu sagen, weil es so<br />
1900 ist. Aber die meisten Kunden wollen einfach ihre<br />
Daten in Textformaten haben – also CSV-Dateien.<br />
Aber sämtliche Qualitätssicherungsprogramme können<br />
ja auch CSV lesen.<br />
Ferger: Noch mal zum Thema OPC UA: Wir sehen<br />
auch nur sehr wenige Anwendungen im Feld. Und<br />
meistens geht es dabei nur um das Übermitteln von<br />
Statusmitteilungen vom Messgerät. Aber der Standard<br />
kann ja noch viel, viel mehr. Bei PMI – also Product<br />
Manufacturing Information – ist es ähnlich. Alle<br />
sprechen darüber, aber kaum jemand nutzt es. In den<br />
meisten Firmen sind einfach die Strukturen nicht<br />
vorhanden, um das durchgängig einzusetzen.<br />
Plocher: Mit dem VDMA wurde vor Jahren OPC UA<br />
auch in anderen messtechnischen Anwendungen vorangetrieben.<br />
Aktuell haben wir bei den großen<br />
Mehrmessstellen-Anlagen vereinzelt zusätzlich die<br />
Datenausgabe über OPC UA. Hierbei werden jedoch<br />
nur wenige Daten wie Stückzahl übermittelt. Der<br />
Großteil unserer Kunden nutzt andere Formate wie<br />
zum Beispiel QS-Stat.<br />
Lenz: Es gibt aber gute Nachrichten. In den vergangenen<br />
Monaten hat sich innerhalb des OPC-UA-Arbeitskreises<br />
etwas getan. Viele Mitglieder haben erkannt,<br />
dass der Standard zu kompliziert ist und daher<br />
kaum genutzt wird. Daher versucht man nun, pragmatisch<br />
vorzugehen und die Nutzung von OPC UA zu<br />
vereinfachen. Das Ergebnis werden Versionen für bestimmte<br />
Spezialanwendungen sein, wie etwa für das<br />
Monitoring von Messgeräten.<br />
Bild: <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />
Die Digitalisierung sei<br />
ein riesiger Umbruch<br />
und für viele Unternehmen<br />
eine Herausforderung,<br />
ist Karl<br />
Jürgen Lenz von OGP<br />
überzeugt.<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 25
IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />
Generative KI bei Bosch<br />
Schneller zu KI-Lösungen<br />
für die Fertigung<br />
Bosch hat in zwei deutschen Werken erste Projekte gestartet,<br />
bei denen generative künstliche Intelligenz (KI) synthetische Bilder<br />
erzeugt, um KI-Lösungen für die optische Inspektion zu entwickeln<br />
und zu skalieren oder bereits vorhandene KI-Modelle zu optimieren.<br />
» Sabine Koll<br />
gänge von Komponenten von 3,5 min auf<br />
3 min reduziert. „Mit generativer KI gehen<br />
wir jetzt den nächsten Schritt in der<br />
Evolution von künstlicher Intelligenz und<br />
hieven moderne Fertigungen auf ein neues<br />
Level“, sagt Bosch-Geschäftsführerin<br />
und Digitalchefin Tanja Rückert. Dabei<br />
vertraut das Unternehmen auf eigenes<br />
Know-how: Entwickelt wurden die Softwaremodelle<br />
für generative KI in der<br />
Bosch-Forschung, ins Feld gebracht werden<br />
sie nun von den Werken.<br />
Bild: Bosch<br />
Bosch testet in zwei deutschen Werken, wie generative KI synthetische Bilder erzeugt. Ziel ist die<br />
Entwicklung von KI-Lösungen für die optische Inspektion.<br />
Nahezu jedes zweite Bosch-Werk<br />
nutzt schon heute KI in der Produktion.<br />
„Mithilfe von generativer KI verbessern<br />
wir nicht nur bestehende KI-Lösungen,<br />
wir schaffen so auch Grundlagen für<br />
eine optimale Durchdringung dieser Zukunftstechnologie<br />
in unserem weltweiten<br />
Fertigungsverbund“, sagt Stefan Hartung,<br />
Vorsitzender der Geschäftsführung der<br />
Robert Bosch GmbH. Denn KI rechnet<br />
sich: Je nach Werksgröße und Produktion<br />
lassen sich nach Einschätzung von Bosch<br />
mithilfe von KI Produktivitätszuwächse<br />
und Kosteneinsparungen von mehreren<br />
hunderttausend Euro bis hin zu niedrigen<br />
einstelligen Millionenbeträgen pro Jahr<br />
und Werk erzielen. „KI hat hohes Innovationspotential<br />
und kann die menschliche<br />
Arbeit noch produktiver machen. Als produzierendes<br />
Unternehmen, Fabrikausrüster<br />
und Taktgeber bei Industrie 4.0 will<br />
Bosch eine führende Rolle bei Entwicklung<br />
und Anwendung industrieller KI<br />
spielen“, erklärt Hartung.<br />
Bosch-Pilotwerke setzen KI in der Produktionsplanung,<br />
-überwachung und<br />
-kontrolle ein. Im Werk in Hildesheim beispielsweise<br />
ließen sich beim Produktionshochlauf<br />
neuer Linien die Taktzeiten dank<br />
KI-basierter Datenanalyse um 15 % verringern.<br />
Im Werk in Stuttgart-Feuerbach<br />
wurden durch neue Algorithmen Prüfvor-<br />
Skalierbare generative KI<br />
ersetzt manuelle Prüfungen<br />
Jahrelang wurden Komponenten zur<br />
Kraftstoffeinspritzung im Feuerbacher<br />
Werk manuell kontrolliert. Aufgrund von<br />
Beschaffenheit und Komplexität der Produkte<br />
sowie Unterschieden im Aufbau der<br />
Fertigungslinien war weder eine regelbasierte<br />
noch eine KI-gestützte optische Inspektion<br />
möglich. Der neue Ansatz: eine<br />
skalierbare generative KI, die unterschiedliche<br />
Varianten eines Produkts und<br />
Fehlerbilder erkennt und verschiedene<br />
Anordnungen und Abfolgen im Produk -<br />
tionsprozess berücksichtigt. Als Basis hat<br />
die Bosch-Forschung ein Foundation Model<br />
entwickelt, gespeist aus großen Datensätzen<br />
des Bosch-Fertigungsnetzwerks.<br />
Verfeinert und spezifiziert wird das<br />
Foundation Model für Anwendungen vor<br />
Ort mit synthetisch generierten Daten. So<br />
soll es gelingen, dass die KI selbstständig<br />
die Komponenten prüft und nur noch<br />
„Zweifelsfälle“ Sichtprüfern vorgelegt<br />
werden.<br />
26 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
PIONIER UNTER DEN TRAGBAREN 3D-SCANNERN<br />
Bild: Bosch<br />
Das Bosch-Werk in Immenstadt<br />
nutzt KI für<br />
die Qualitätskontrolle:<br />
Die Montage-Mitarbeiter<br />
wissen, dass das getestete<br />
Bauteil fehlerhaft<br />
ist, wenn im Prüfstand<br />
für ABS-Systeme<br />
der Bildschirm rot aufleuchtet.<br />
Das Ergebnis<br />
liefert ein selbstlernendes<br />
System, welches<br />
auf Basis gesammelter<br />
Daten Fehler-Muster<br />
erkennt und so relevante<br />
von nicht relevanten<br />
Fehlermeldungen unterscheidet.<br />
Die hohe<br />
Erfolgsquote wird durch<br />
wöchentliches Re-Training<br />
der Algorithmen<br />
ständig verbessert.<br />
Die Entwicklung und das Training von<br />
KI-Modellen auf der Grundlage von Prüfstandsmessungen<br />
erfordert im Vergleich<br />
zu Simulationen deutlich mehr Ressourcen,<br />
was zu einem starken Bedarf an automatisierter<br />
Trajektoriengenerierung und<br />
KI-Training führt, um den Entwicklungszyklus<br />
von einer anfänglichen KI-Modelldefinition<br />
über die Erfassung von Messtrainingsdaten<br />
bis zur Bereitstellung auf<br />
der Ziel-Hardware zu beschleunigen.<br />
Im Werk in Hildesheim, das Lösungen<br />
für die Mobilität der Zukunft entwickelt,<br />
wurden synthetisch generierte Bilder bereits<br />
bei ersten Serienanlagen in der Elektromotorenfertigung<br />
erfolgreich zum<br />
Training eingesetzt. Mit dem menschlichen<br />
Auge sind die künstlich generierten<br />
Bilder nicht von realen Bildern zu unterscheiden.<br />
Das Werk geht davon aus, dass<br />
sich durch den neuen Ansatz die Projektlaufzeit<br />
um sechs Monate gegenüber<br />
konventionellen Verfahren verkürzt und<br />
sich Produktivitätssteigerungen in Höhe<br />
von sechsstelligen Euro-Beträgen pro<br />
Jahr ergeben.<br />
Generative KI macht<br />
Individualisierung möglich<br />
Eine Ausweitung des KI-Ansatzes auf<br />
weitere Bosch-Standorte ist geplant. „Bei<br />
der Entwicklung von KI-Lösungen schöpfen<br />
wir aus dem Potenzial, das der Bosch-<br />
Fertigungsverbund mit rund 230 Werken<br />
bietet. Und wir nutzen neue Technologien.<br />
Generative KI hilft, vermeintliche<br />
Gegensätze in Einklang zu bringen: Individualisierung<br />
und Skalierung – beides<br />
zugleich wird mit dieser Technologie<br />
möglich“, sagt Rückert.<br />
„Bosch digitalisiert und vernetzt seit<br />
über zehn Jahren die eigenen Werke und<br />
die seiner Kunden. Jetzt kombinieren wir<br />
Industrie 4.0 mit künstlicher Intelligenz:<br />
Die vernetzte Produktion liefert Daten,<br />
die KI wertet sie aus“, erklärt Rückert.<br />
„Durch den Einsatz von KI werden Fabriken<br />
effizienter, produktiver und umweltfreundlicher.“<br />
Die Bosch-Forschung etwa hat ein KIbasiertes<br />
System entwickelt, das Anomalien<br />
und Störungen im Fertigungsprozess<br />
identifiziert und die Produktqualität erhöht.<br />
Die Software ist mittlerweile in<br />
rund 50 Werken des Konzerns im Einsatz,<br />
über 2.000 Fertigungslinien sind angebunden.<br />
Auch bei der optischen Inspek -<br />
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IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />
Im Bosch-Werk in<br />
Hildesheim ließen sich<br />
beim Produktionshochlauf<br />
neuer Linien<br />
die Taktzeiten dank KIbasierter<br />
Datenanalyse<br />
um 15 % verringern.<br />
definierter Sicherheitsbeschränkungen. Es<br />
ermöglicht so einen sicheren, automatisierten<br />
Tag-, Nacht- und sogar Wochenendbetrieb.<br />
Dies reduziert die benötigte<br />
Messkampagnenzeit deutlich und optimiert<br />
die Auslastung der Prüfstände in<br />
den einzelnen Geschäftsbereichen.<br />
tion von Komponenten ist KI in Bosch-<br />
Werken weit verbreitet. Über 20 Werke<br />
nutzen dafür Bosch-Software wie Machine<br />
Vision AI. Die vom Bosch-Sondermaschinenbau<br />
entwickelte Lösung hilft dabei,<br />
schwer zu identifizierende Merkmale<br />
wie Kratzer und Ausbrüche in<br />
Oberflächen oder Defekte in<br />
Schweißnähten nachzuweisen.<br />
Ein weiteres Beispiel für den<br />
KI-Einsatz ist die Testautomatisierung:<br />
Auf KI basierende Rechenmodelle<br />
gewinnen im Bereich<br />
Elektroantriebe zunehmend<br />
an Bedeutung, zum Beispiel virtuelle<br />
Temperatur- und Drehmomentschätzungen.<br />
Die Entwicklung<br />
und das Training von KI-Modellen<br />
auf der Grundlage von Prüfstandsmessungen<br />
erfordert allerdings im Vergleich<br />
zu Simulationen deutlich mehr<br />
Ressourcen, denn es braucht ausreichend<br />
hochwertige Messdaten. Dies führt zu einem<br />
starken Bedarf an automatisierter<br />
Trajektoriengenerierung und KI-Training,<br />
um den Entwicklungszyklus von einer anfänglichen<br />
KI-Modelldefinition über die<br />
Erfassung von Messtrainingsdaten zu beschleunigen<br />
bis zur Bereitstellung auf der<br />
Ziel-Hardware.<br />
Messkampagnen werden<br />
automatisiert<br />
Die Durchführung einer Messkampagne<br />
ist derzeit ein überwiegend manueller<br />
Prozess, der erheblichen Aufwand, Erfahrung<br />
und ständige Überwachung erfordert.<br />
Dies führt zu langen, dedizierten Sitzungen,<br />
die hohe Kosten verursachen. Ab-<br />
Bild: Bosch<br />
»Mit generativer KI gehen<br />
wir jetzt den nächsten Schritt<br />
in der Evolution von KI und<br />
hieven moderne Fertigungen<br />
auf ein neues Level.«<br />
Tanja Rückert, Bosch<br />
hängig von den Eigenschaften des KI-Modells<br />
müssen Trajektorien manuell geplant,<br />
ausgeführt und sorgfältig analysiert<br />
werden. Darüber hinaus muss sichergestellt<br />
werden, dass der gesamte mehrdimensionale<br />
Arbeitsbereich des Elektromotors<br />
abgedeckt wird, was eine anspruchsvolle<br />
Aufgabe darstellt. Ein weiteres<br />
Problem ist die mögliche Verletzung<br />
von Sicherheitsgrenzwerten, die zu einem<br />
sofortigen Abbruch der laufenden Messzyklen,<br />
damit verbundenen Abkühlzeiten<br />
und so zu Verzögerungen der gesamten<br />
Messkampagne führt.<br />
Deshalb haben Forscher bei Bosch eine<br />
KI-basierte Methode entwickelt, die die<br />
Fähigkeiten der Prüfstände durch die Einführung<br />
eines Safe Active Learning-Frameworks<br />
erweitert, das automatisch den<br />
gesamten mehrdimensionalen Arbeitsbereich<br />
eines Elektromotors mit optimierten<br />
Trajektorien bei gleichzeitigem Training<br />
eines KI-Modells zur Laufzeit erforscht.<br />
Das Resultat: „Safe Active Learning“ verbessert<br />
die Fähigkeiten des Prüfstands<br />
und vermeidet Abschaltungen durch die<br />
automatische Planung und Anpassung<br />
neuer Trajektorien auf der Grundlage vor-<br />
Prüfstandszeiten werden<br />
deutlich reduziert<br />
Erste Bewertungen von Prüfständen, die<br />
mit Safe-Active-Learning-Funktionen<br />
ausgestattet sind, zeigen eine deutliche<br />
Reduzierung der erforderlichen Prüfstandszeit<br />
im Vergleich zum aktuellen<br />
herkömmlichen manuellen Prozess der<br />
Gewinnung von Messdaten für die anschließende<br />
Modellkalibrierung oder das<br />
KI-Training. Dies garantiert eine schnelle<br />
Markteinführung zukünftiger KI-Modelle<br />
innerhalb des Bosch-Produktportfolios.<br />
„Smart Test Facility Automation<br />
with Safe Active Learning“, so<br />
der Name des gesamten Rahmenwerks,<br />
ermöglicht Bosch somit<br />
einen intelligenten und automatisierten<br />
Prüfstandbetrieb: Das<br />
automatische Lernen und Einhalten<br />
von Sicherheitsbeschränkungen<br />
ermöglicht einen unbeaufsichtigten<br />
Prüfstandbetrieb, etwa<br />
zentral für Übernacht- und Wochenendläufe.<br />
Und durch die intelligente<br />
Auswahl und Generierung von Prüfstandstrajektorien<br />
wird die Aussagekraft im<br />
mehrdimensionalen Eingaberaum erhöht<br />
sowie die Dauer der Messkampagne weiter<br />
verkürzt.<br />
Webhinweis<br />
Mehr zum Rahmenwerk<br />
„Smart Test Facility Automation<br />
with Safe Active<br />
Learning“ sehen Sie in<br />
diesem Video von Bosch:<br />
https://hier.<br />
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28 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
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Mehr zum KI-gestützten<br />
8D-Prozess erfahren<br />
Pumpenhersteller KSB schafft Abhilfe bei der zeitaufwendigen Prüfplanerstellung und<br />
generiert mit dem werksübergreifenden CAQ-System Fabasoft Approve strukturierte<br />
Qualitätskontrollpläne quasi auf Knopfdruck. Eine KI erkennt technische Dokumente<br />
und deren Inhalte automatisiert und verknüpft diese zu einer 360-Grad-Sicht.<br />
KI-gestützter 8D-Prozess<br />
Die integrierte KI analysiert Fehler und liefert<br />
im 8D-Prozess entlang der Supply-Chain sofort<br />
konkrete Handlungsempfehlungen, beispielsweise<br />
für Sofort- und Vorbeugemaßnahmen.<br />
Über Natural Language Processing (NLP) können<br />
Mitarbeitende in der Qualitätssicherung in natürlicher<br />
Sprache mit technischen Daten kommunizieren.<br />
Best Practices auf der Control 2024<br />
Im gemeinsamen Vortrag von Fabasoft Approve<br />
und Alexander Thumbeck, technischer Projektmanager<br />
bei KSB, erfahren Interessierte am<br />
25.04.2024 um 13:40 Uhr im Ausstellerforum,<br />
wie der weltweit tätige Pumpenhersteller QCPs<br />
automatisiert erstellt.<br />
In Live-Demos präsentiert Approve in Halle 10,<br />
Stand 1315, wie Betriebe ihr QM durch die Digitalisierung<br />
von unternehmensübergreifenden Ende-zu-Ende-Prozessen<br />
auf ein neues Level heben.<br />
Zudem gibt es Einblicke in Best Practices, die gemeinsam<br />
mit Referenzkunden umgesetzt wurden.<br />
KONTAKT<br />
Fabasoft Approve GmbH<br />
Honauerstraße 4<br />
4020 Linz, Österreich<br />
E-Mail: approve@fabasoft.com<br />
www.fabasoft.com/approve<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 29
IM FOKUS » Vernetzte Fertigung<br />
KI im Einsatz in der Produktion von BMW<br />
Wenn das Auto über<br />
seine Qualität spricht<br />
Mehr als 8,5 Stunden pro Jahr Stillstand in der Fahrzeugmontage entfallen<br />
im Werk von BMW in Regensburg, seitdem ein System auf Basis künstlicher<br />
Intelligenz (KI) die Fördertechnik überwacht. Das lernende Wartungssystem<br />
erkennt frühzeitig mögliche Störungen.<br />
fe KI in der Ifactory bereits heute neue<br />
Maßstäbe.<br />
Der Masterplan der BMW Group für die<br />
Produktion von morgen setzt auf cloudbasierte<br />
KI-Innovationen aus der eigenen<br />
Entwicklung – und zwar in allen Werken<br />
weltweit –, um Prozesse zu automatisieren<br />
und zu optimieren.<br />
Die cloudbasierte KI-Technologie Car2X<br />
ermöglicht während des Produktionsablaufs<br />
eine Echtzeitkommunikation beziehungsweise<br />
Interaktion zwischen dem<br />
Fahrzeug und dem Produktionssystem.<br />
Car2X „verwandelt“ jeden BMW in der<br />
Produktionslinie in einen aktiven und ver-<br />
Das Fahrzeug als kommunikativer<br />
und intelligenter Teilnehmer der<br />
Produktion? Die Ifactory und KI machen<br />
es bei BMW möglich. Durch eigene KI-Innovationen<br />
wie Car2X und AIQX kann der<br />
Münchner Autobauer den Bau von Fahrzeugen<br />
nicht nur schneller, zuverlässiger<br />
und effizienter gestalten, sondern auch<br />
die in der Produktion befindlichen Modelle<br />
zu kommunikativen Helfern machen,<br />
die zum Beispiel permanent Auskunft<br />
über ihren Verbauzustand geben oder<br />
Montagefehler eigenständig erkennen<br />
und melden. Gleichzeitig setzt die visuelle<br />
und akustische Qualitätssicherung mithilnetzten<br />
Teilnehmer des industriellen IoT<br />
(Internet of Things)-Ökosystems, das<br />
Selbstanalyse vollzieht, in Echtzeit mit<br />
Mitarbeitern im Werk interagiert und relevante<br />
Meldungen automatisch teilt sowie<br />
dokumentiert. Für die eigenständige<br />
Kommunikation während der Herstellung<br />
sorgen Datenströme, die es dem Fahrzeug<br />
erlauben, aktiv und ortsunabhängig mit<br />
zahlreichen Produktionsressourcen und<br />
der Cloud zu interagieren.<br />
Die Car2X-Technologie umfasst bei der<br />
BMW Group mehrere konkrete Anwendungsfälle.<br />
Alle Fälle jedoch eint, dass das<br />
im Bau befindliche Fahrzeug in Echtzeit<br />
30 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
MESS- UND<br />
WÄGETECHNIK<br />
Bild: BMW<br />
kommuniziert – und somit eine aktive<br />
Rolle in der eigenen Produktion einnimmt.<br />
Ein Beispiel dafür sind Steckverbindungen:<br />
So vergleicht das Fahrzeug<br />
seinen Soll- und Verbauzustand. Etwaige<br />
Abweichungen wie fehlerhafte Steckverbindungen<br />
werden von der KI identifiziert<br />
und an das System gemeldet. So können<br />
Fehler in der Montage direkt behoben<br />
werden, was zu deutlich weniger Nacharbeit<br />
führt.<br />
Visuelle und akustische<br />
Qualitätsprüfung<br />
Objekt-Erkennung ist ein weiteres Beispiel:<br />
Das Fahrzeug ist in der Lage, seine<br />
Umgebung zu analysieren. Über seine<br />
eingebauten Kameras kann es das vorgelagerte<br />
Automobil auf dem Produktionsband<br />
scannen. Ist etwa das Warndreieck<br />
nicht montiert, erkennt das Fahrzeug dies<br />
mithilfe der optischen Qualitätskontrolle<br />
AIQX (Artificial Intelligence <strong>Quality</strong> Next)<br />
und meldet Abweichungen umgehend an<br />
Mitarbeiter und Produktionssysteme.<br />
AIQX automatisiert Qualitätsprozesse<br />
mithilfe von Sensorik und KI, indem im<br />
Bandablauf Kamerasysteme und Sensoren<br />
etabliert werden. Deren aufgezeichnete<br />
Dank künstlicher Intelligenz sieht die<br />
Fertigung von BMW Qualitätsmängel<br />
nicht nur besser, sondern hört sie auch.<br />
Daten werden in Echtzeit über Algorithmen<br />
und KI ausgewertet, anschließend<br />
erhalten Mitarbeiter am Band unmittelbar<br />
über Smart Devices Feedback. AIQX<br />
kann so zur Variantenbestimmung, zur<br />
Überprüfung der Vollständigkeit und zur<br />
Detektion von Anomalien im Verbauprozess<br />
eingesetzt werden.<br />
Doch KI unterstützt die Fertigung auch<br />
damit, dass sie Qualitätsmängel hört: Im<br />
Werk Dingolfing von BMW kommt mit<br />
Acoustic Analytics, einem Teilbereich von<br />
AIQX, ein KI-Modell zum Einsatz, das automatisiert<br />
eine audiobasierte Qualitätsprüfung<br />
durchführt. Über Mikrofone an<br />
den Autositzen werden alle Fahrgeräusche<br />
aufgezeichnet und mithilfe der KI<br />
ausgewertet sowie klassifiziert. Dabei erkennt<br />
das zuvor trainierte KI-Modell, ob<br />
ein Störgeräusch vorliegt. Hierbei handelt<br />
es sich um die letzte Kontrolle, bevor das<br />
Fahrzeug an Kunden übergeben wird. Die<br />
Vorteile der Audioprüfung durch KI liegen<br />
auf der Hand: Der automatisierte Prozess<br />
verläuft schneller, effizienter und schließt<br />
eine subjektive Wahrnehmung der Geräusche<br />
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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 31
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Bild: Fraunhofer IPA/Janhsen<br />
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32 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024<br />
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SPECIAL<br />
» Control<br />
Digitalisierung, Automatisierung und KI sind die<br />
Top-Trends auf der Control, wie dieses Special zeigt.<br />
Aber auch Inline-Messtechnik und innovative Bilderverarbeitungslösungen<br />
stellen heiße Messethemen dar.<br />
Trends<br />
Digitalisierung ist der Treiber<br />
» Seite 34<br />
Interview<br />
Bettina Schall spricht über Highlights<br />
und Zukunft der Control<br />
» Seite 38<br />
Medizintechnik<br />
Automatisierte Implantatprüfung<br />
» Seite 40<br />
Künstliche Intelligenz<br />
Dokumentensystem legt die Basis<br />
» Seite 44<br />
Inline-Messtechnik<br />
Schleif-Mess-Kombi macht Rotorenfertigung<br />
schnell und genau<br />
» Seite 46<br />
Bild: Schall<br />
Bildverarbeitung<br />
Fraunhofer Vision zeigt Hightech<br />
» Seite 48<br />
Im April wird die Control wieder zum Schaufenster für Messtechnik-Innovationen.<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 33
SPECIAL » Control<br />
Umfrage zu den Trends auf der Control<br />
Digitalisierung und KI<br />
verändern die Messtechnik<br />
Die Control wird erneut das Schaufenster für aktuelle Trends in der<br />
Qualitätssicherung. Wir haben Experten in der Branche gefragt,<br />
welche Entwicklungen sie sehen. Das Ergebnis: Digitalisierung, KI,<br />
Automatisierung und Bedienbarkeit stehen im Fokus – getrieben<br />
durch steigende Anforderungen an Qualität und Dokumentation.<br />
» Dr. Frank-Michael Kieß<br />
Bild: Schall<br />
Neben Digitalisierung<br />
und Automatisierung<br />
sind optische Messverfahren<br />
ein wichtige<br />
Trend auf der Control.<br />
Die wachsende Bedeutung von Softwarelösungen<br />
ist auch in der Qualitätssicherung angekommen,<br />
wie die Umfrage von <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong><br />
zur Control zeigt. „Auch im Bereich der Qualitätssicherung<br />
werden branchenübergreifend alle Firmen<br />
zunehmend mit den Herausforderungen eines klassischen<br />
IT-Unternehmens konfrontiert“, sagt Florian<br />
Schwarz, CEO der CAQ AG Factory Systems. Die Digitalisierung<br />
selbst stecke allerdings bei vielen Unter-<br />
nehmen noch in den Kinderschuhen und die meisten<br />
hätten noch einen weiten Weg vor sich, bevor sie<br />
überhaupt den technischen Status Quo erreichten.<br />
Deshalb steige die Nachfrage nach vorkonfigurierten<br />
Lösungen sowie Software und Consulting aus einer<br />
Hand. „Wir erkennen einen Trend in Richtung Software<br />
as a Service (SaaS) und eine immer intensivere<br />
Nutzung leistungsstarker Schnittstellen zur Verbindung<br />
von IT-Lösungen in Unternehmen.“<br />
34 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Bild: CAQ<br />
Florian Schwarz, CAQ,<br />
sieht eine steigende<br />
Nachfrage nach vorkonfigurierten<br />
Lösungen<br />
und Software as a<br />
Service (SaaS).<br />
Bild: Fabasoft Approve<br />
Andreas Dangl,<br />
Fabasoft: Cloud-native<br />
CAQ-Software und<br />
Daten-Ökosysteme, die<br />
auf offenen Standards<br />
basieren, bieten der<br />
Qualitätssicherung<br />
große Vorteile.<br />
„Das Ziel muss eine ganzheitliche Sicht auf Qualität<br />
sein“, zeichnet Andreas Dangl, Geschäftsführer<br />
von Fabasoft Approve, das Gesamtbild. Eine wichtige<br />
Entwicklung sei dabei die Weiterführung von Maschinendaten<br />
in die Cloud, wo die Informationen direkt<br />
in Qualitätsprozesse eingespeist werden.<br />
„Cloud-native CAQ-Software und Daten-Ökosysteme,<br />
die auf offenen Standards basieren, bieten der<br />
Qualitätssicherung in Industrieunternehmen große<br />
Vorteile: Sie lassen sich optimal in existierende IT-<br />
Landschaften einbinden und können Informationen<br />
aus unterschiedlichen Systemen vernetzen.“ Mit mobilen<br />
Endgeräten seien sie zudem ortsunabhängig<br />
auch auf dem Shopfloor bedienbar.<br />
Dabei eröffnen künstliche Intelligenz (KI) und maschinelles<br />
Lernen große Möglichkeiten. „In der Qualitätssicherung<br />
hängen Abweichungen von den Sollspezifikationen<br />
außerhalb des Toleranzbereichs oft<br />
mit systematischen Ursachen zusammen“, sagt Dr.<br />
Heinrich Steger, Leitung Strategisches Produktmarketing<br />
bei Polytec. Die Integration von KI-Algorithmen<br />
biete hier ein enormes Potenzial zur Analyse<br />
großer Datenmengen aus Messungen, um Muster zu<br />
identifizieren und Abweichungen zu erkennen.<br />
In der Messtechnik beschränke sich der Einsatz von<br />
KI allerdings mehr oder weniger noch auf die Bildverarbeitung,<br />
merkt Urban Muraus, Geschäftsführer von<br />
Bruker Alicona, an. „Als Zukunftstrend sehe ich vor<br />
allem, dass die Messplanung enorm von künstlicher<br />
Intelligenz profitieren wird.“<br />
KI erweitert die Möglichkeiten<br />
der Qualitätssicherung<br />
Dass die Qualitätssicherung stark von den Entwicklungen<br />
im Bereich der KI beeinflusst wird, glaubt<br />
auch Isabella Drolz, Vice President Product Marketing,<br />
Comet Yxlon. „Die Hardware wird immer besser,<br />
gerade in der Röntgentechnologie. Das ermöglicht es<br />
uns, in kleinere und komplexere Teile hineinzusehen<br />
als je zuvor.“ Es bedürfe jedoch innovativer Softwarelösungen,<br />
um diese Fortschritte für den<br />
menschlichen Benutzer sichtbar oder effektiv zu machen.<br />
Künstliche Intelligenz und Deep Learning trieben<br />
diese Entwicklung voran und arbeiteten im Hintergrund,<br />
um Bilder zu verbessern, komplexe Teile zu<br />
segmentieren, winzige Defekte zu identifizieren oder<br />
Materialeigenschaften automatisch zu kategorisieren<br />
und zu kennzeichnen.<br />
Karl-Jürgen Lenz, Geschäftsführer von OGP Messtechnik,<br />
weist auf einen weiteren großen Trend in der<br />
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maschinenbau-zukunft-gestalten <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 35
SPECIAL » Control<br />
Bild: OGP<br />
„Messgeräte müssen<br />
einfacher zu bedienen<br />
sein“, fordert Karl-<br />
Jürgen Lenz, OGP.<br />
Bild: Visometry<br />
„Für die Qualitätskontrolle<br />
gewinnen digi -<br />
tale Zwillinge immer<br />
mehr an Bedeutung“,<br />
sagt Harald Wuest,<br />
Visometry.<br />
Messtechnik hin: die Usability von Qualitätssicherungssystemen.<br />
„Messgeräte müssen einfacher zu<br />
bedienen sein. Die Herausforderungen bei Messraum-<br />
und Produktionsleitern sind stets: Wie schaffen<br />
es die Mitarbeiter in Messraum und Fertigung,<br />
die Vielzahl von verschiedenen Software-Paketen sicher<br />
und einfach zu bedienen?“<br />
Digitaler Zwilling verbindet<br />
CAD-Daten und reale Bauteile<br />
Ein Möglichmacher in diesem Bereich ist der digitale<br />
Zwilling. Dahinter verbirgt sich das Softwaremodell<br />
eines Prozesses, eines Produkts oder einer Dienstleistung,<br />
welches die reale und virtuelle Welt verbindet.<br />
„Für die Qualitätskontrolle gewinnen digitale Zwillinge<br />
immer mehr an Bedeutung, um die Brücke zwischen<br />
3D-CAD-Daten und produzierten Bauteilen zu<br />
schlagen“, sagt Harald Wuest, CEO des Augmented-<br />
Reality-Spezialisten Visometry. Visuelle Qualitätskontrolle<br />
mit einem digitalen Zwilling ermögliche eine<br />
intuitive und schnell durchführbare Prüfung. Dadurch<br />
sei die Nutzung hochpräziser Messsysteme oft<br />
nicht mehr notwendig. „Der Prüfprozess und die damit<br />
verbundene Logistik werden dadurch sehr verschlankt,<br />
da Bauteile an beliebigen Stellen überprüft<br />
werden können und eine aufwändige Vorverarbeitung<br />
von Daten oder das Einmessen von Bauteilen<br />
entfällt.“<br />
Flexibilität und Transparenz im Produktionsprozess<br />
sind auch für Andreas Strobel, Geschäftsführender<br />
Gesellschafter, Dr. Heinrich Schneider Messtechnik,<br />
die klaren Treiber der Digitalisierung in der Qualitätssicherung.<br />
„Durch das Sammeln von Messdaten wird<br />
sie plötzlich zu einem wertschöpfenden Prozess. Ein<br />
weiterer positiver Effekt sind die Kosteneinsparungen<br />
für die Arbeitgeber sowie Erleichterungen im Arbeitsalltag<br />
für die Arbeitnehmer, denn fehlerhafte<br />
Komponenten werden frühzeitig erkannt und ausgeschleust.<br />
Die Null-Fehler-Produktion wird dadurch<br />
zum realistischen Konzept.“<br />
Digitalisierung treibt nicht zuletzt auch die Automatisierung<br />
voran. „Wir sehen insbesondere in der<br />
Automobilindustrie, dass auch die Qualitätssicherung<br />
sich dem Trend zur Realisierung von Effizienzpotenzialen<br />
nicht entziehen kann“, berichtet Jenoptik-Geschäftsführer<br />
Jan Vogt. Dies bedeute, dass manuelle<br />
Prüftätigkeiten durch hochautomatisierte<br />
Qualitätsprüfungen ersetzt werden. Die automatisierte,<br />
durch künstliche Intelligenz gestützte Prüftechnik<br />
sei – von den Kostenvorteilen ganz abgesehen<br />
– manueller Sichtprüfung in puncto Verlässlichkeit<br />
deutlich überlegen.<br />
„Gefragt ist immer mehr Prozesssicherheit“, bestätigt<br />
Sandra Seitz, Market Manager Automotive Leak<br />
Detection Tools beim Schweizer Qualitätssicherungs-<br />
Spezialisten Inficon. Dazu gehörten automatisierte<br />
100-Prozent-Prüfungen in der Linie für jedes einzelne<br />
Produkt, aber auch eine hohe Zuverlässigkeit<br />
des Prüfprozesses. „In einigen Branchen war die<br />
100-Prozent-Prüfung schon immer gang und gäbe,<br />
etwa in der Automobilindustrie. Jetzt setzt sich dies<br />
auch in anderen Branchen durch, etwa in der Batteriefertigung.“<br />
Eine solche Inline-Prüfung müsse vollautomatisiert<br />
erfolgen. An manuellen Stationen jede<br />
einzelne hergestellte Batteriezelle auf ihre Dichtheit<br />
hin zu testen, könne nicht funktionieren.<br />
In diesem Kontext spielen optische Messtechnik<br />
und bildgebende Verfahren ihre Stärken aus. „Bildverarbeitung<br />
und berührungslose Mess- und Prüftechnik<br />
sind Schlüsseltechnologien für die Produktion<br />
von morgen und treibende Kraft für vielfältige Innovationen<br />
in der Qualitätssicherung“, sagt Michael<br />
Sackewitz, Leiter des Fraunhofer-Geschäftsbereichs<br />
Vision. „Solche Mess- und Prüfsysteme stellen in<br />
36 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Bild: Werth<br />
„Mit dem Technologiewandel<br />
im Kraftfahrzeugsektor<br />
entstehen<br />
neue Einsatzbereiche<br />
für die Koordinatenmesstechnik<br />
mit<br />
Multisensorik und<br />
Computertomografie“,<br />
sagt Dr. Ralf Christoph,<br />
Werth.<br />
Bild: Comet Xylon<br />
Die Qualitätssicherung<br />
wird stark von den<br />
Entwicklungen im Bereich<br />
der künstlichen<br />
Intelligenz beeinflusst,<br />
so die Einschätzung<br />
von Isabella Drolz,<br />
Comet Xylon.<br />
nahezu Echtzeit massenhaft Material-, Produkt- und<br />
Prozessdaten zur Verfügung. Gleichzeitig wächst die<br />
Intelligenz der smarten Datenlieferanten erheblich<br />
und wird dezentraler.“<br />
Technologiewandel fördert<br />
Multisensorik<br />
„Das Konzept der integrierten Messtechnik, das die<br />
Einbettung von Mess- und Inspektionstechnologien<br />
direkt in Fertigungsabläufe umfasst, gewinnt zunehmend<br />
an Bedeutung“, bestätigt Jérôme-Alexandre<br />
Lavoie, Director of Product Management bei Creaform.<br />
Dabei biete 3D-Scantechnologie signifikante<br />
Vorteile .Sie verbessere Präzision, Effizienz und Umfang<br />
in Qualitätskontrollprozessen. Gerade im Zuge<br />
des Technologiewandels im Kraftfahrzeugsektor ent-<br />
stehen aber auch neue Einsatzbereiche für die Koordinatenmesstechnik<br />
mit Multisensorik und Computertomografie.<br />
„Beispiele finden sich bei der Qualitätssicherung<br />
von Brennstoffzellen und von Lithium-<br />
Ionen-Akkus“, sagt Dr. Ralf Christoph, geschäftsführender<br />
Gesellschafter von Werth Messtechnik. „Die<br />
Vernetzung von Fertigung und Qualitätssicherung in<br />
Regelkreisen und die Herstellung moderner Produkte,<br />
die einen immer größeren Funktionsumfang auf kleinerem<br />
Raum bieten, leben von einer möglichst vollständigen<br />
messtechnischen Erfassung der immer<br />
komplexeren Geometrien. Durch detaillierte, aus vielen<br />
Messpunkten erstellte digitale Werkstückmodelle<br />
sind Optik, Computertomografie und Multisensorik<br />
heute gegenüber herkömmlichen Tastern häufig im<br />
Vorteil.“<br />
Take control of<br />
your motion.<br />
GESCHWINDIGKEIT. PRÄZISION.<br />
LEISTUNG.<br />
DE.AEROTECH.COM<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 37
SPECIAL » Control<br />
Interview mit Messechefin Bettina Schall<br />
„Die Control punktet durch<br />
Qualität und Relevanz“<br />
Mit der Control 2024 steht das wichtigste Event für die Branche vor der Tür.<br />
Im Interview erklärt Messechefin Bettina Schall, was die Besucher in Stuttgart<br />
erwarten können und wie die Pläne für die Zukunft aussehen.<br />
» Markus Strehlitz<br />
Welche Trends sehen Sie zurzeit in der<br />
Qualitätssicherung und im Qualitätsmanagement?<br />
Moderne Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
spielen eine wichtige Rolle bei der<br />
Bewältigung der Produktionsherausforderungen<br />
in Bezug auf Effizienz, Ressourcenschonung<br />
und Nachhaltigkeit. Es geht<br />
darum, Abfälle, Mängel und Fehler im<br />
Produktionsprozess zu minimieren<br />
und Prozesse wirtschaftlich<br />
zu gestalten. Aber<br />
auch viele verschiedene Sicherheitsaspekte<br />
spielen eine<br />
große Rolle. Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
tragen auf<br />
verschiedene Weise dazu bei,<br />
Fehler zu vermeiden, Abläufe<br />
zu verbessern und umweltverträgliche<br />
Praktiken zu fördern.<br />
Messen, prüfen, kontrollieren, auswerten,<br />
dokumentieren – in allen Branchen und<br />
Unternehmensbereichen werden durchgängige<br />
Lösungen für diese Funktionen<br />
benötigt. Denn immer mehr Daten werden<br />
erfasst, ausgewertet, verknüpft und<br />
an die Systeme zurückgegeben. Deshalb<br />
spielen auch die Software und intelligente<br />
Auswertealgorithmen auf der Control<br />
eine immer wichtigere Rolle.<br />
Wie deckt die Control diese Trends ab?<br />
Die jährliche Control ist für viele Unternehmen<br />
ein fixer, unverzichtbarer Messetermin.<br />
Sie ist deshalb so interessant, weil<br />
sie verschiedene Messtechnik-Arten abbildet<br />
und branchenübergreifend relevant<br />
präsentiert – das ist ein wichtiges Herausstellungsmerkmal<br />
der Control. Fachleute<br />
aus aller Welt diskutieren hier auf<br />
Top-Niveau mit hoher Fachkompetenz<br />
neue Anforderungen und neue Möglichkeiten<br />
der Qualitätssicherung. Die praxisnahe,<br />
pragmatische Arbeitsatmosphäre<br />
bei zugleich hoher Internationalität<br />
macht die Control zum weltweit einmaligen<br />
Treffpunkt der QS-Profis.<br />
» Insgesamt stehen die<br />
fortschreitende Automatisierung,<br />
Digitalisierung und Vernetzung<br />
als große Überschriften<br />
über allen Themen.«<br />
Bettina Schall<br />
Was sind die besonderen thematischen<br />
Highlights dieses Jahr?<br />
Insgesamt stehen die fortschreitende Automatisierung,<br />
Digitalisierung und Vernetzung<br />
als große Überschriften über allen<br />
Themen. Konkret werden die Highlights<br />
zum Beispiel Inline-Prüfungen betreffen,<br />
modernste Vision-Systeme, erweiterte<br />
Analysen auch auf KI-Basis, weiterentwickelte<br />
Software sowie Prozessverbesserung<br />
durch Simulationen. Auch<br />
die einfache Bedienbarkeit von Maschinen<br />
und Prüftools ist ein aktuelles Thema.<br />
Denn auch in der Qualitätssicherung ist<br />
der Fachkräftemangel zu kompensieren.<br />
Auch 2024 organisiert der Fraunhofer-<br />
Geschäftsbereich Vision wieder eine Sonderschau<br />
„Berührungslose Messtechnik“,<br />
die einen Querschnitt neuer Technologien,<br />
Applikationen und Systemkomponenten<br />
der berührungslosen Mess- und<br />
Prüftechnik zeigt. Hier erhalten Anwender<br />
konkrete Unterstützung bei der Auswahl<br />
der für sie jeweils passenden Prüftechnologie.<br />
Auch eine spannende Start-up-<br />
Area wird wieder vorbereitet, um die Themen<br />
rund um Messtechnik und Qualitätssicherung<br />
mit Ideen und neuen<br />
Sichtweisen junger Unternehmen<br />
zu erweitern.<br />
Dieses Jahr wird die Messe<br />
nur zwei Hallen belegen.<br />
Wird sich die Control auf bestimmte<br />
Themen konzentrieren?<br />
Das Themenspektrum der Control<br />
2024 ist ungeschmälert und bildet<br />
verschiedene Messtechnik-Arten für verschiedene<br />
Branchen ab. Diejenigen Unternehmen,<br />
die teilnehmen, werden das international<br />
hochgeschätzte Branchenhighlight<br />
wieder als ein Fest in hervorragender<br />
Arbeitsatmosphäre feiern. Hohe<br />
Internationalität, hohes Fachbesucherinteresse,<br />
QS-Technologien auf Top-Niveau<br />
– die Control punktet durch Qualität und<br />
Relevanz, nicht nur durch Quantität.<br />
Fachbesucher werden von einem entspannten,<br />
konzentrierten und effizienten<br />
Messebesuch profitieren.<br />
Was ist die besondere Stärke der Control?<br />
Warum sollten sich Besucher auf<br />
den Weg nach Stuttgart machen?<br />
38 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Die Stärke der Control ist die branchenübergreifende<br />
Abbildung von Systemen<br />
und Lösungen für die Qualitätssicherung.<br />
QS-Verantwortliche aus allen Unternehmensbereichen<br />
finden hier Antworten auf<br />
ihre Fragen, sowohl in industriellen als<br />
auch nicht industriellen Bereichen. Das<br />
Messen, Prüfen, Kontrollieren, Auswerten,<br />
Dokumentieren und Rückverfolgen unterschiedlichster<br />
Parameter gewinnt auf allen<br />
Gebieten zunehmend an Bedeutung.<br />
Die Weiterentwicklung von Datenanalyse<br />
und Datenmanagement galoppiert – hier<br />
sehen wir fulminante Technologiefortschritte.<br />
Deshalb erleben Fachbesucher<br />
auf der Control Top-Technologien up to<br />
date, ein hohes fachliches Niveau, eine<br />
hohe Internationalität und eine angenehme,<br />
praxisorientierte Arbeitsatmosphäre.<br />
Die sehr gute Verkehrsanbindung und das<br />
kompakte Messekonzept versprechen einen<br />
hoch informativen und effizienten<br />
Messebesuch.<br />
Im Vorfeld gab es Diskussionen über einen<br />
möglichen Zwei-Jahres-Rhythmus<br />
der Control. Wie sehen diesbezüglich die<br />
Pläne aus?<br />
Was den Messeturnus angeht, stehen wir<br />
eng mit dem Ausstellerbeirat und der<br />
Ausstellerschaft insgesamt in Verbindung.<br />
Bisher spricht sich die Mehrheit dafür<br />
aus, unbedingt den jährlichen Turnus beizubehalten,<br />
weil die Control als Treffpunkt<br />
der gebündelten QS-Kompetenz ein<br />
fixer Termin im Jahreskalender ist. Aber<br />
durchaus bevorzugen einige der Branchenbeteiligten<br />
aus individuellen Gründen<br />
einen Zweijahresturnus. Hier bleiben<br />
wir als Messeveranstalter und Dienstleister<br />
selbstverständlich weiter im Gespräch<br />
und sind für alle sinnvollen und nutzbringenden<br />
Entwicklungen offen.<br />
Die Rolle der Qualitätssicherung in den<br />
Unternehmen verändert sich. Lässt sich<br />
dies auch an der Control ablesen –<br />
möglicherweise an einer Veränderung<br />
der Themen oder der Besuchergruppen?<br />
Bild: Schall<br />
Bezüglich Messeturnus stehe man eng mit Ausstellerbeirat sowie Ausstellerschaft<br />
in Verbindung und sei offen für sinnvolle Entwicklungen, so Bettina Schall.<br />
Das ist ja ganz klar: Die Fertigungsabläufe<br />
verändern sich, der Umfang an Qualitätssicherungsmaßnahmen<br />
nimmt zu und Bereiche,<br />
die bisher nur wenig oder noch<br />
keine QS-Maßnahmen ergriffen hatten,<br />
kommen neu hinzu – all diese Veränderungen<br />
sind ganz selbstverständlich zu<br />
beobachten, und natürlich geht hier auch<br />
die Control mit. Vor allem ist seit Jahren<br />
ein wichtiges Thema, dass das Messen<br />
und Prüfen keine gesonderten Vorgänge<br />
mehr sind, sondern prozessintegriert „inline“<br />
stattfinden. Daraus resultieren wiederum<br />
konkrete Anforderungen an die<br />
Prüfeinrichtungen – beispielsweise hinsichtlich<br />
Robustheit und Empfindlichkeit.<br />
Die Entwicklungen der „Industrie 4.0“ haben<br />
auch eine „QS 4.0“ nach sich gezogen<br />
– also insgesamt eine Integration, Vernetzung,<br />
automatisierte Abfragen und Auswertungen<br />
etc. Die QS nimmt an Bedeutung<br />
zu, weil sie eine maßgebliche Basis<br />
ist für Ressourcenschonung, Fehlerfreiheit,<br />
Ausschussreduzierung, Effizienz insgesamt,<br />
aber auch hinsichtlich Zuverlässigkeit<br />
und Sicherheit. Deshalb sind die<br />
QS-Themen spannend, sie entwickeln sich<br />
rasant und zukunftsgerichtet. All dies<br />
spiegelt auch die Control wider.<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 39
SPECIAL » Control<br />
Röntgentomografie bei der Qualitätssicherung von Knochenimplantaten<br />
100-Prozent-Messungen<br />
dank Automation<br />
Um hochwertige generische Knochenimplantatsysteme aus Titan kostengünstig<br />
in der Schweiz produzieren zu können, setzt Genostis auf einen maximalen<br />
Automatisierungsgrad. Ein wichtiges Element der Prozesskette ist ein CT-Gerät<br />
von Werth, mit dem Genostis roboterunterstützt 100 % aller Implantate misst.<br />
Das Tomo Scope XS<br />
Plus 160 scannt vier<br />
Titan-Implantate in<br />
etwa zehn Minuten.<br />
Bild: Werth<br />
Wolfgang Klingauf<br />
K+K-PR<br />
im Auftrag von<br />
Werth Messtechnik<br />
www.werth.de<br />
Knochenimplantate sind eine über 60-jährige<br />
Schweizer Erfolgsgeschichte. „In der Schweiz<br />
wurden die operative Versorgung von Knochenbrüchen<br />
vorangetrieben und Standards gesetzt, die<br />
weltweit gelten. Mit der heimischen Präzisionsindustrie<br />
wurden Implantatedesigns entwickelt, die heute<br />
noch ihre Gültigkeit haben“, sagt Lorenzo Zoccoletti,<br />
CEO von Genostis mit Sitz in Burgdorf<br />
im Kanton Bern. „Wir setzen diese Tradition<br />
fort mit einem generischen Knochenimplantatesystem,<br />
zu 100 % in der<br />
Schweiz produziert mit einem Höchstmaß<br />
an Qualität.“<br />
Generisch heißt in diesem Fall, dass<br />
die Genostis-Implantate – inspiriert<br />
durch Generika in der Pharmaindustrie –<br />
auf bestens bekannten Konstruktionen basieren, die<br />
mittlerweile patentfrei sind. Dank des generischen<br />
Prinzips sind die Kosten für Forschung und Entwicklung<br />
marginal. „Unsere Platten und Schrauben basieren<br />
auf über Jahrzehnte bewährten Designs. In einem<br />
Inhouse-Reengineering-Prozess optimieren wir sie<br />
entsprechend den heutigen Anforderungen für eine<br />
patientenfreundliche Anwendung und effiziente<br />
Herstellung“, erklärt Zoccoletti. Der Geschäftsführer<br />
weist darauf hin, dass die Preise für seine generischen<br />
Implantate deutlich tiefer sind als jene anderer<br />
namhafter Anbieter, ohne an der Qualität Abstriche<br />
machen zu müssen. „Damit gewährleisten wir die<br />
höchstmögliche Produktsicherheit und können uns<br />
mit den weltweit führenden Anbietern messen“, so<br />
Zoccoletti.<br />
40 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Da der größte Kostenblock in der Produktion entsteht,<br />
achten die Verantwortlichen dort auf sehr hohe<br />
Effizienz. „Wir haben hier in der Schweiz sehr hohe<br />
Lohnkosten“, sagt Carmelo Blandini, COO von Genostis.<br />
„Deshalb sind für uns maximal automatisierte<br />
Produktionsprozesse und der intelligente Einsatz innovativer<br />
Produktionsmittel erfolgsentscheidend.“<br />
Ein Kernelement der Produktion ist die Messtechnik.<br />
„Alle unsere Implantate müssen die strengen<br />
rechtlichen Anforderungen für Medizinprodukte erfüllen,<br />
unter anderem die geltende EU-Medizinprodukteverordnung<br />
MDR 2017/745“, erklärt Zoccoletti.<br />
„Das CE-Kennzeichen ist Voraussetzung für die Vermarktung<br />
eines Implantats in der EU. Um dieses zu<br />
erhalten, müssen wir verschiedene Nachweise erbringen,<br />
die von einem Zertifizierungsunternehmen<br />
geprüft werden.“<br />
»Wir haben in der Schweiz<br />
sehr hohe Lohnkosten.<br />
Deshalb sind für uns<br />
maximal automatisierte<br />
Produktionsprozesse und<br />
der intelligente Einsatz<br />
innovativer Produktionsmittel<br />
erfolgsentscheidend.«<br />
Carmelo Blandini, Genostis<br />
Genostis-COO Carmelo Blandini (links) mit Werth-Vertriebsleiter Detlef Ferger: „Mit Unterstützung<br />
der CT-Spezialisten von Werth haben wir viel Know-how entwickelt und die<br />
Messung passgenau auf unsere Titan-Werkstücke zugeschnitten.“<br />
ein Begriff“, so Blandini. Das gewählte Tomo Scope<br />
XS Plus 160 bringt alle Grundvoraussetzungen mit,<br />
um die Genostis-Implantate zuverlässig und schnell<br />
zu messen. Es ermöglicht das Scannen von kleinen<br />
und mittelgroßen Werkstücken bis etwa 300 mm<br />
Durchmesser und 450 mm Länge. Ein Kernelement ist<br />
die Transmissionsröhre im Monoblock-Design, die<br />
auch bei hoher Röhrenleistung einen kleinen Brenn -<br />
fleck ermöglicht, sodass sich schnelle Messungen mit<br />
hoher Auflösung durchführen lassen.<br />
Bild: Werth<br />
Neben weitreichenden Validierungsmaßnahmen<br />
sind manche Messaufgaben unumgänglich, wie zum<br />
Beispiel die Erstmusterprüfung der einzelnen Produkte.<br />
Darüber hinaus sind fertigungsbegleitende Messungen<br />
erforderlich, die Genostis konsequent automatisiert<br />
in die Produktion integriert hat. „Für unser<br />
Konzept erschien uns die Computertomografie als<br />
am besten geeignete Messtechnologie“, erklärt Blandini.<br />
Die herkömmliche taktile 3D-Koordinatenmesstechnik<br />
schied für ihn aus verschiedenen Gründen<br />
aus: Der Zeitaufwand und die Kosten für die benötigten<br />
Spannvorrichtungen und Messungen seien<br />
enorm, außerdem müssten die Prüflinge manuell<br />
platziert werden. Da biete ein industrielles CT-Gerät<br />
viel bessere Voraussetzungen, um die angestrebte<br />
hohe Automatisierung zu realisieren.<br />
Die Genostis-Verantwortlichen entschieden sich<br />
für das Tomo Scope XS Plus 160 von Werth Messtechnik.<br />
„Werth war uns als renommierter Messtechnik-Anbieter,<br />
der schon lange Koordinatenmesssysteme<br />
für die industrielle Computertomografie anbietet,<br />
Start-up mit Erfahrung<br />
Genostis wurde 2018 gegründet. Die Menschen<br />
dahinter verfügen über Jahrzehnte an Erfahrung in<br />
der Medizintechnik über die gesamte Wertschöpfungskette<br />
bis zum Vertrieb. Ein wesentlicher Teil<br />
der Belegschaft und des Managements war zuvor<br />
bei führenden und etablierten Implantateherstellern<br />
tätig, wo sie die Industrie und den Markt mitgeprägt<br />
haben.<br />
Dass sich die Verantwortlichen des Unternehmens<br />
auf die Herstellung generischer Implantate konzentrieren<br />
und hierin eine weltweites Marktpotenzial<br />
sehen, kommt deshalb nicht von ungefähr. Das aktuelle<br />
Portfolio von Genostis besteht aus 263 Titanplatten<br />
und 165 Schrauben im Durchmesserbereich<br />
von 2,4 bis 5,0 mm.<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 41
Die Messzelle bei<br />
Genostis besteht aus<br />
einem Tomo Scope XS<br />
Plus 160 (rechts). Ein<br />
zweites Tomo Scope<br />
soll auf der linken Seite<br />
ergänzt werden. Der<br />
Roboter bedient dann<br />
beide CT-Geräte aus<br />
dem vorne sichtbaren<br />
Regal mit seinen 135<br />
Vorrichtungsplätzen.<br />
Bild: Werth<br />
Bild: Werth<br />
Produktionsleiter<br />
Dusan Mirkovic bei<br />
der Auswertung der<br />
Messergebnisse.<br />
Die maximale Röhrenspannung des Geräts beträgt<br />
160 kV. Damit können auch Werkstücke mit größeren<br />
Durchstrahlungslängen und dichtere Materialien gemessen<br />
werden. „Da wir die Geometrien von Platten<br />
und Schrauben aus Titan erfassen müssen, war das<br />
ein wichtiges Entscheidungskriterium“, erklärt Blandini.<br />
Er weist aber auch darauf hin, dass die geforderte<br />
Taktzeit für die Überwachung der Fertigung eine<br />
Herausforderung darstellte, da es auf kurze Zeiten<br />
beim Erfassen der Werkstücke ankommt. „Wir mussten<br />
einige Zeit investieren, bis wir die entsprechende<br />
Erfahrung mit dem CT-Sensor aufgebaut hatten.“<br />
Denn Genostis wollte zum Beispiel die Titanwerkstücke<br />
in Mehrfachspannung scannen. „Da sich die<br />
Messobjekte bei der Messung gegenseitig beeinflussen<br />
und dadurch Bildfehler, sogenannte Artefakte,<br />
entstehen können, haben wir viele Versuche bezüglich<br />
der Anzahl der Teile und deren Positionierung<br />
zueinander gefahren, um gute Ergebnisse zu bekommen“,<br />
erklärt Dusan Mirkovic, Leiter Produktion &<br />
Automation. „Die CT-Spezialisten von Werth haben<br />
uns dabei mit ihrem Fachwissen tatkräftig unterstützt,<br />
sodass wir viel Know-how und letztlich für<br />
unsere Produkte passgenaue Messstrategien entwickeln<br />
konnten.“<br />
Scanzeit pro Titanwerkstück liegt<br />
zwischen 2 und 5 Minuten<br />
Genostis ist es gelungen, die Scanzeiten von durchschnittlich<br />
etwa 20 min auf 2 bis 5 min pro Titanwerkstück<br />
zu verkürzen. „Diese Werte hängen von<br />
den Produkten, ihrer Größe, der benötigten Auflösung<br />
und den zu erfassenden Maßen ab“, erläutert<br />
der Produktionsleiter. „Bei einer Messung sind im<br />
Durchschnitt zehn bis zwölf kritische geometrische<br />
Eigenschaften zu erfassen.<br />
Als Messergebnis stellt das Tomo Scope XS Plus<br />
160 das vollständige dreidimensionale Werkstückvolumen<br />
zur Verfügung. Die Auflösung kann der Anwender<br />
nahezu beliebig einstellen (bis 60 Milliarden<br />
Voxel). „Sehr gut ist der 3D-Soll-Ist-Vergleich“, lobt<br />
Mirkovic. „Wir lesen dazu das 3D-CAD-Modell ein<br />
und vergleichen es mit der gemessenen Punktewolke<br />
im STL-Format. Anhand der farbcodierten Abweichungsdarstellung<br />
kann man sehr schnell feststellen,<br />
ob das Werkstück in der Toleranz ist. Wenn wir dann<br />
noch ein paar kritische geometrische Eigenschaften<br />
bestimmen, deren Werte ebenfalls automatisch im<br />
Messprotokoll hinterlegt werden, können wir das<br />
42 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Control « SPECIAL<br />
Medizinprodukt innerhalb von Sekunden zum Einsatz<br />
freigeben. Ein manuelles Messen entfällt komplett,<br />
und wir verfügen über eine 100%ige Dokumentation<br />
der Messergebnisse.“ Er ergänzt noch einen weiteren<br />
Faktor: „Wichtig für unseren Einsatz in der Medizintechnik<br />
ist, dass die Messergebnisse zuverlässig und<br />
rückführbar sind. Werth Messtechnik garantiert dies<br />
durch eine normkonforme Kalibrierung auch mit<br />
Dakks-Zertifikat.“<br />
Das Tomo Scope XS Plus 160 weist weitere Eigenschaften<br />
auf, die für den Einsatz in der Produktion<br />
wertvoll sind. So steht das Monoblock-Design von<br />
Röhre, Generator und Vakuumerzeugung für lange<br />
Wartungsintervalle und eine theoretisch unbegrenzte<br />
Lebensdauer. Das minimiert Stillstandszeiten und<br />
Betriebskosten. Eine Stärke aller CT-Geräte von<br />
Werth ist, dass die Rekonstruktion des Werkstück-<br />
Volumens in Echtzeit parallel zur Bildaufnahme erfolgt.<br />
Damit sind schnelle prozessbegleitende Messungen<br />
möglich.<br />
»Wir erhalten mit dem<br />
Tomo Scope XS Plus 160<br />
genaue Messergebnisse mit<br />
hoher Reproduzierbarkeit.<br />
Einfach herzustellende<br />
Spannmittel reichen aus<br />
und die Messungen sind<br />
durch die Mehrfachspannung<br />
und Automatisierung<br />
im Ablauf unglaublich<br />
schnell.«<br />
Carmelo Blandini, Genostis<br />
Ein Vorteil der Computertomografie ist, dass einfache und im 3D-Druck kostengünstig<br />
erzeugbare Vorrichtungen genutzt werden können.<br />
Koordinatenmessgeräts öffnet, wenn der Roboter die<br />
bestückten Vorrichtungen zu- oder abführen möchte.<br />
Entsprechend werden auch die jeweils passenden,<br />
von Mirkovic erstellten Messprogramme eingespielt.<br />
Geplant sich auch Validierung<br />
und Erstmusterprüfung<br />
Zurzeit misst Genostis vor allem Platten und Schrauben.<br />
Nach dem weiteren Aufbau der Fertigung wird<br />
das Tomo Scope XS Plus 160 auch zunehmend zur<br />
Validierung und Erstmusterprüfung genutzt. Blandini<br />
resümiert: „Stand heute sind wir sehr zufrieden mit<br />
unserem CT-Koordinatenmesssystem. Die Technologie<br />
ist super und die Anwendung inzwischen für unsere<br />
Produkte zugeschnitten. Wir erhalten genaue<br />
Messergebnisse mit hoher Reproduzierbarkeit. Einfach<br />
herzustellende Spannmittel reichen aus und die<br />
Messungen sind durch die Mehrfachspannung und<br />
Automatisierung im Ablauf verhältnismäßig schnell.“<br />
Bild: Werth<br />
Programmierung, Steuerung und Auswertung des<br />
gesamten Messprozesses finden in der Messsoftware<br />
Winwerth statt. Genostis nutzt sie nicht nur am Tomo<br />
Scope selbst, sondern auch an zwei zusätzlichen<br />
Arbeitsplätzen, die der Programmierung und Auswertung<br />
dienen. „So blockieren wir das Messgerät niemals<br />
durch andere Aufgaben“, so Mirkovic.<br />
Durch seine kompakte Bauweise benötigt das Tomo<br />
Scope XS Plus nur wenig Platz und mit der guten<br />
Zugänglichkeit lässt es sich sehr gut automatisieren.<br />
Genostis installierte dazu eine Messzelle mit einem<br />
Roboter und einem Regalsystem mit 135 Plätzen.<br />
Über die Schnittstelle zwischen der Messgeräte- und<br />
Robotersteuerung wird geregelt, dass sich die Tür des<br />
Webhinweis<br />
In diesem Video zeigt Werth die Einsatzmöglichkeiten<br />
des Koordinatenmessgeräts Tomo<br />
Scope XS Plus mit Computertomografie:<br />
https://hier.pro/5C8VK<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 43
Zu den wichtigsten Vorteilen von KI gehört die<br />
Fähigkeit, sehr große Datenmengen in hohem<br />
Tempo zu analysieren und – auf den Ergebnissen<br />
aufbauend – präzise Entscheidungen zu treffen.<br />
Bild: Alexander Limbach/stock.adobe.com<br />
Voraussetzungen für den Einsatz von KI<br />
Fundament für ein smartes<br />
Qualitätsmanagement<br />
Künstliche Intelligenz braucht eine Datenbasis, die höchsten Anforderungen<br />
entspricht. Ein modernes Daten- und Dokumentenmanagementsystem leistet<br />
dabei den entscheidenden Beitrag. Es sorgt unter anderem dafür, dass die<br />
für das Qualitätsmanagement benötigten Informationen auch jenseits der<br />
Firmengrenzen zur Verfügung stehen.<br />
Andreas Dangl<br />
Geschäftsführer<br />
Fabasoft Approve<br />
www.fabasoft.com/<br />
approve<br />
Die Einsatzmöglichkeiten von künstlicher Intelligenz<br />
(KI) im Qualitätsmanagement sind vielfältig.<br />
Zu den wichtigsten Vorteilen gehört die Fähigkeit,<br />
sehr große Datenmengen in hohem Tempo zu<br />
analysieren und – auf den Ergebnissen<br />
aufbauend – präzise Entscheidungen zu<br />
treffen.<br />
Die Qualitätssicherung punktet zudem<br />
mit einer speziellen Mustererkennung,<br />
die dabei unterstützt, Mängel<br />
Bild: Fabasoft Approve<br />
rasch und verlässlich zu identifizieren.<br />
Dabei ist das System vorausschauend –<br />
ermöglicht also Predictive <strong>Quality</strong>. Dank<br />
intelligenter Überwachung sämtlicher<br />
Parameter sind Prognosen über potenzielle<br />
Qualitätsmängel entlang der gesamten<br />
Supply Chain möglich. Diese<br />
lassen sich identifizieren, bevor sie entstehen.<br />
Eine weitere Stufe in der Optimierung des Qualitätsmanagements<br />
bietet die Kombination von KI mit<br />
Augmented Reality und/oder Virtual Reality. Mitarbeitende<br />
sind damit beispielsweise in der Lage, ein<br />
Objekt virtuell zu begutachten, digitale Checklisten<br />
abzuarbeiten und prompt Optimierungsmaßnahmen<br />
zu ergreifen, ohne physisch anwesend zu sein.<br />
Wie gut KI im Produktions- oder auch in allen anderen<br />
Bereichen funktioniert, hängt zu einem großen<br />
Teil vom Zugriff auf relevante Daten ab. Und genau<br />
hier haben viele Unternehmen mit massiven Herausforderungen<br />
zu kämpfen. Eine aktuelle Capgemini-<br />
Studie bringt es auf den Punkt: Weltweit steigt die<br />
Datenmenge Jahr für Jahr an, dennoch stehen anteilig<br />
immer weniger Informationen organisationsweit<br />
zur Verfügung – von durchschnittlich 53 Prozent<br />
(2022) fiel diese Rate 2023 auf 41 Prozent. Der<br />
Hauptgrund für dieses Paradoxon: Datensilos. Verschärft<br />
wird die Situation, wenn – wie bei Predictive<br />
44 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Control « SPECIAL<br />
<strong>Quality</strong> – die Verfügbarkeit der Informationen über<br />
die gesamte Lieferkette und somit über alle Unternehmensgrenzen<br />
hinweg sichergestellt werden muss.<br />
Die Cloud ermöglicht<br />
Predictive <strong>Quality</strong><br />
Vor diesem Hintergrund rücken technische Datenund<br />
Dokumentenmanagementsysteme (DMS) automatisch<br />
in den Fokus strategischer Überlegungen –<br />
und das aus mehreren Gründen.<br />
Das Fundament eines jeden modernen DMS ist<br />
Cloud Computing. Diese Technologie spielt ihre Stärken<br />
dann am deutlichsten aus, wenn eine gemeinsam<br />
zu nutzende Datenumgebung benötigt wird – Stichwort<br />
„Single Source of Truth“. Hier laufen alle für das<br />
Qualitätsmanagement benötigten Dokumente und<br />
Daten zusammen und lassen sich zu jeder Zeit von<br />
jedem Endgerät aus managen und bearbeiten. Auch<br />
in diesem Bereich spielt KI eine tragende Rolle, indem<br />
sie etwa den Content von Dokumenten automatisch<br />
erfasst oder selbstständig Schlagworte vergibt.<br />
Darüber hinaus schafft die Cloud eine gute Basis<br />
für die für Predictive <strong>Quality</strong> notwendige Zusammenarbeit<br />
entlang der gesamten Supply Chain. Möglich<br />
wird dies durch die rasche und unkomplizierte<br />
Integration aller beteiligten Unternehmen des Ökosystems.<br />
Hinzu kommt die intuitive Nutzung der Online-Dienstleistung,<br />
welche die Zusammenarbeit<br />
deutlich erleichtert.<br />
Gleichzeitig erfüllt die Kollaborationssoftware als<br />
Cloud-Service höchste Sicherheitsanforderungen –<br />
vorausgesetzt, der Provider ist in Europa zu Hause<br />
und hält sich an die strengen Vorgaben führender<br />
Security-Zertifikate. Da im Produktionsumfeld sensible<br />
Daten häufig sind, bieten moderne DMS ein intelligentes<br />
Rechte- und Rollensystem, das dafür sorgt,<br />
dass nur berechtigte Personen Zugriff auf bestimmte<br />
Inhalte haben, sowie eine Zwei-Faktor-Authentifizierung<br />
beim Einstieg.<br />
Überblick zu jeder Zeit<br />
dank Prozessorientierung<br />
Eine weitere Besonderheit eines zukunftsfitten DMS<br />
im Qualitätsmanagementumfeld ist seine Prozessorientierung.<br />
Das bedeutet unter anderem, dass die verantwortlichen<br />
Personen jederzeit den Überblick zum<br />
Status quo der Daten- und Dokumentenbasis haben<br />
und Workflows in Gang setzen können. Hier lassen<br />
sich etwa die bereits erwähnten Checklisten beim<br />
Auftreten von Mängeln implementieren. Einen hohen<br />
Grad an Flexibilität erreichen Low-Code-/No-Code-<br />
Komponenten, die den sogenannten Citizen Developern<br />
in den Fachabteilungen zur Verfügung stehen.<br />
Ein smartes technisches Daten- und Dokumentenmanagementsystem<br />
leistet einen wesentlichen Beitrag<br />
zur Schaffung einer verlässlichen Datenbasis<br />
über alle Abteilungs- und Unternehmensgrenzen<br />
hinweg. Damit sind Produktionsbetriebe – im Idealfall<br />
in Gestalt von Data-driven Factories – in der<br />
Lage, einen möglichst großen Nutzen aus KI-Anwendungen<br />
zu ziehen und ihr Qualitätsmanagement auf<br />
ein neues Niveau zu heben.<br />
Dank Cloud Computing<br />
lassen sich alle Dokumente<br />
und Daten<br />
von jedem Endgerät<br />
aus managen und<br />
bearbeiten.<br />
Bild: stockbusters/stock.adobe.com<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 45
SPECIAL » Control<br />
Standardisierung von Rotorenmessung und -herstellung<br />
Mit Inline-Messtechnik<br />
genauer schleifen<br />
Die Messtechnik für die Herstellung von Rotoren für Kompressoren war<br />
bislang aufwendig, da viele manuelle Teilschritte notwendig waren.<br />
Eine Kombination aus Schleif- und Messtechnik von Kapp Niles macht<br />
nun die Fertigung genauer und vor allem sehr viel schneller.<br />
Martin Witzsch<br />
Freier Journalist<br />
im Auftrag von<br />
Kapp Niles<br />
www.kapp-niles.com<br />
Bild: Kapp Niles<br />
Die Messmaschine<br />
KNM 4X verfügt für<br />
die Rotorenmessung<br />
serienmäßig über<br />
einen Drehtisch, mit<br />
dem sich Zahnräder<br />
und Rotoren schnell<br />
vermessen lassen.<br />
Schraubenverdichter dienen vor allem<br />
zum Fördern von Luft, aber auch von<br />
Gas und Kältemittel. Der Aufbau ist sehr<br />
einfach und kompakt: In einem Gehäuse<br />
greifen zwei gegenläufige Rotoren zahnradartig<br />
ineinander. Auf den ersten Blick<br />
sehen sie wie Spindelschrauben aus. Es<br />
handelt sich jedoch immer um Hauptund<br />
Nebenrotoren, die an einer definier-<br />
ten Linie ineinander kämmen. Die entstehenden<br />
Hohlräume fördern das Medium<br />
von der Saugseite zur Druckseite. Da es<br />
keine oszillierenden Massen gibt, läuft so<br />
eine Pumpe sehr ruhig. Die Förderung ist<br />
gleichmäßig und pulsationsfrei. Dafür<br />
müssen die Rotoren jedoch auf wenige<br />
tausendstel Millimeter genau gefertigt<br />
werden, denn es gibt keine flexiblen Dichtungen,<br />
die Toleranzen ausgleichen können.<br />
Das stellt sowohl an die eigentliche<br />
Fertigung als auch an die Qualitätskontrolle<br />
hohe Anforderungen.<br />
Kapp Niles bietet hierfür eine Gesamtlösung<br />
aus Rotoren-Schleifmaschinen<br />
und entsprechender Messtechnik an. Der<br />
Anwender profitiert bei der Stirnradbearbeitung<br />
von Synergieeffekten, wie beispielsweise<br />
der produktionsbegleitenden<br />
Messung mittels „Closed Loop“. Bei diesem<br />
Verfahren wird ein Wegdriften von<br />
Sollwerten noch während des laufenden<br />
Prozesses erkannt und automatisch korrigiert.<br />
Dies übernimmt ein Korrekturprogramm,<br />
das auch für die Kommunikation<br />
zwischen Messmaschine und Verzahnungszentrum<br />
sorgt.<br />
Aktuell arbeitet Kapp Niles an einer<br />
neuartigen Rotorenmessung. „Bei Zahnrädern<br />
ist die Evolventenform nach dem<br />
Verzahnungsgesetz definiert. Es gibt allgemein<br />
anerkannte Standards und Qualitätsvorgaben.<br />
Bei einem Rotor dagegen<br />
muss der Kunde aufgrund seiner Erfahrungen<br />
ein eigenes Profil entwickeln. Er<br />
liefert uns Koordinaten als Soll-Vorgaben.<br />
Die müssen wir umsetzen“, erklärt Gerhard<br />
Mohr, Koordinator Messmaschinen<br />
bei Kapp Niles Metrology. Michael Späth,<br />
46 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Teamleiter Koordinatenmesstechnik ergänzt:<br />
„Früher hat man die Rotoren auf<br />
einem Paarungsstand geläppt. Das Paar<br />
durfte man nicht mehr trennen und das<br />
Gehäuse musste individuell für den Achsabstand<br />
dieses Paars gefertigt werden.<br />
Jetzt können wir mit unserem Know-how<br />
die Rotoren so genau schleifen, dass sie<br />
untereinander austauschbar sind.“<br />
Die Schleifmaschinen von Kapp Niles<br />
können nun ihr volles Potenzial in Kombination<br />
mit entsprechender Messtechnik<br />
entfalten. Die Messmaschine KNM 4X<br />
verfügt serienmäßig über einen Drehtisch,<br />
mit dem sich Zahnräder und Rotoren<br />
schnell vermessen lassen. Bei weit kostspieligeren<br />
und größeren Koordinatenmessmaschinen<br />
anderer Hersteller muss<br />
dieser als Sonderzubehör erworben werden.<br />
Software wird seit ein paar<br />
Jahren inhouse entwickelt<br />
Die Messprotokolle in der Software KN Inspect<br />
zeigen keine abstrakten Linien, sondern einen<br />
Soll-Ist-Vergleich, bei dem das Bauteilprofil mit<br />
einem Toleranzband dargestellt wird<br />
Bild: Kapp Niles<br />
Die Software zur Auswertung der Messprotokolle<br />
entwickelt Kapp Niles seit ein<br />
paar Jahren inhouse: „In der Vergangenheit<br />
haben wir Software zugekauft“, sagt<br />
Mohr. „2020 haben wir dann alle Rechte<br />
samt dem Quellcode erworben und zusammen<br />
mit den entsprechenden Mitarbeitern<br />
übernommen. Damit haben wir<br />
das gesamte Know-how bei uns im Haus.“<br />
Einer dieser Spezialisten ist der Software-<br />
Entwickler Bernhard Legeland. Er erinnert<br />
sich: „Die Bedienung der alten Programme<br />
war knifflig. Wer nur gelegentlich die<br />
Ausgabe von maßstäblich auf 1000-fache<br />
Überhöhung umstellen musste, kam kaum<br />
ohne telefonischen Support aus. Das ging<br />
selbst Spezialisten so. Neueinsteiger, die<br />
die intuitive Office-Welt gewohnt waren,<br />
taten sich ohnehin schwer. Jetzt haben<br />
wir die Software KN Inspect als zentrale<br />
Basis. Hier kann man per Mausklick auswählen,<br />
ob man ein Zahnrad mit KN Gear<br />
oder eben einen Rotor mit KN Rotor messen<br />
will.“<br />
„Kritische und wichtige Anwender sind<br />
unsere Kollegen bei den Schleifmaschinen-Vorabnahmen<br />
mit ihren Maschinenfähigkeitsuntersuchungen“,<br />
so Legeland.<br />
Aber das ist nicht seine einzige Quelle,<br />
auch externe Anwender haben die Entwicklung<br />
begleitet. Legeland: „Es gibt<br />
Kunden, die zu einer konstruktiven Zusammenarbeit<br />
bereit sind. Das ist ein Vorteil<br />
unserer kleinen, aber schlagkräftigen<br />
Mannschaft. Wir können auf Wünsche<br />
und Anregungen flexibel reagieren. Große<br />
Hersteller schreiben bis zur Dateneingabe<br />
vor, wie die Maschine zu bedienen ist.“<br />
Späth beschreibt einen Fall aus der Praxis:<br />
„Die Gestaltungsfreiheit beim Layout<br />
ist gegeben. Ich kann mit zwei Mausklicks<br />
selbstgemachte Bilder einstellen und die<br />
hilfreiche Kommentarfunktion, etwa zur<br />
Aufspannsituation, für den Kollegen in<br />
der Nachtschicht nutzen.“ Auch sonst hat<br />
der Anwender große Freiheiten bei der<br />
Ein- und Ausgabe. Gerade für die Rotorenfertigung,<br />
bei der der Kunde große Datensätze<br />
vorgibt, ist dies essenziell. Dazu<br />
kommen Vorschaumöglichkeiten oder die<br />
Option, noch im Auswerteprozess Modifikationen<br />
vorzunehmen. Auch eine<br />
Schnittstelle zur statistischen Auswertung<br />
mit der Software QS-Stat von Q-Das<br />
ist vorgesehen.<br />
Die Messprotokolle zeigen keine abstrakten<br />
Linien mehr, sondern einen Soll-<br />
Ist-Vergleich, bei dem das Bauteilprofil<br />
mit einem Toleranzband dargestellt wird.<br />
Da es bei den Rotoren in verschiedenen<br />
Bereichen unterschiedliche Toleranzen<br />
gibt, ist diese Darstellung viel übersichtlicher<br />
als eine Tabelle mit Zahlenwerten.<br />
Kritische Bereiche und Toleranzüberschreitungen<br />
lassen sich mit der Zoomfunktion<br />
detailliert darstellen. Späth:<br />
„Derzeit müssen wir den Schleifvorgang<br />
noch manuell korrigieren. Gerade dafür<br />
ist die Darstellung mit Zoomfunktion eine<br />
wesentliche Erleichterung. Früher mussten<br />
wir uns mehr an die richtige Form herantasten.<br />
Jetzt habe ich viel weniger<br />
Ausschuss und bekomme praktisch von<br />
Anfang an gute Teile.“<br />
Kapp Niles arbeitet daran, die manuelle<br />
Korrektur überflüssig zu machen. Ein Zwischenschritt<br />
ist schon getan: Zu jedem<br />
Messpunkt kann die Software neben den<br />
Soll- und Ist-Werten sogenannte Abweichungsdaten<br />
ausgeben, die bereits jetzt<br />
von Kunden in eigene Systeme eingelesen<br />
werden können. Sie sind die Grundlage<br />
für das nächste große Ziel, die automatische<br />
Maschinenkorrektur mittels Closed<br />
Loop. Mohr ist optimistisch: „Beim Stirnrad<br />
können wir das jetzt schon. Bei Neubestellungen<br />
von Schleif- und Messmaschinen<br />
für Rotoren können wir diese Option<br />
inzwischen zusagen.“<br />
KI-Vision-Sensoren<br />
Genau. Vielseitig. Intuitiv.<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 47
Mit dem Inspektionssystem des Fraunhofer ITWM lassen sich Oberflächen objektiv und vollständig erfassen sowie bewerten – unabhängig von der Textur.<br />
Bild: Fraunhofer ITWM<br />
Fraunhofer Vision zeigt die neuesten Systeme auf der Control<br />
Hightech für die<br />
Qualitätssicherung<br />
Zahlreiche Fraunhofer-Institute forschen und entwickeln im Bereich der<br />
Bildverarbeitung sowie der optischen und akustischen Prüfung für die<br />
Qualitätssicherung. An seinem Stand auf der Control präsentiert der<br />
Fraunhofer-Geschäftsbereich Vision eine Auswahl der aktuellen Systeme.<br />
Gezeigt werden Exponate aus den Bereichen Inspektion<br />
von Oberflächen, optische 3D-Messtechnik,<br />
Inline-Messen und -Prüfen, Bauteilidentifikation<br />
oder Augmented Reality. Daneben werden<br />
Neuentwicklungen aus dem Bereich der zerstörungsfreien<br />
Prüfung mit Technologien wie Röntgen-Computertomografie,<br />
Terahertz und Ultraschall zu sehen<br />
sein. Weitere Themen sind die akustische Überwachung<br />
der Produktion und die Laserakustik. Zahlreiche<br />
Exponate arbeiten mit Verfahren der Künstlichen<br />
Intelligenz oder des maschinellen Lernens.<br />
So hat das Fraunhofer IOSB das KI- und kamerabasierte<br />
System Halodome entwickelt, mit dem eine<br />
automatische Anomalie- und Defekterkennung an<br />
Bauteilen in der Qualitätssicherung möglich ist. Mit<br />
Unterstützung durch den Menschen sowie Mensch-<br />
Maschine-Interaktion lernt das System, schlechte<br />
von guten Beispielen zu unterscheiden, und verbessert<br />
dadurch seine Erkennungsrate stetig.<br />
Die Fraunhofer IOSB stellt außerdem die XAI-Toolbox<br />
vor, mit der KI verständlich und nachvollziehbar<br />
werden soll. Die Toolbox kann sich auf einfache Weise<br />
an verschiedene KI-Systeme anpassen und unterstützt<br />
derzeit sowohl Zeitreihen als auch Bild-Klassifikatoren.<br />
Somit lässt sie sich für eine Vielzahl von<br />
Anwendungen einsetzen.<br />
48 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Control « SPECIAL<br />
Das Fraunhofer IOF zeigt seinen mobilen Handscanner<br />
Goscout3D, der die 2D- und 3D-Digitalisierung<br />
komplexer, mehrere Kubikmeter umfassender<br />
Objekte mit einer hohen räumlichen Auflösung von<br />
weniger als 0,25 Millimetern ermöglicht. Der Scanner<br />
wurde nun mit einem Schreitroboter der USamerikanischen<br />
Firma Boston Dynamics gekoppelt,<br />
wodurch der Messprozess komplett automatisiert<br />
durchgeführt werden kann.<br />
Ein System zur Optimierung individualisierter Fertigungsabläufe<br />
präsentiert ein Konsortium aus mehreren<br />
Fraunhofer-Instituten im Rahmen des Fraunhofer-Leitprojekts<br />
SWAP (Heterogene, auslastungsoptimierte<br />
Roboterteams und Produktionsarchitekturen).<br />
Zum Einsatz kommen dabei Sensoren für die<br />
optische Qualitätssicherung, wie zum Beispiel Holografie<br />
und Musterprojektion oder die markierungsfreie<br />
Bauteil-Rückverfolgung. Daneben liegt der<br />
Fokus des Exponats auf der SWAP-IT-Architektur –<br />
einem neuen technologischen Konzept, das die<br />
Transformation von starren Prozessen mit festgelegten<br />
Bearbeitungsstationen in flexible und dynamische<br />
Fertigungsumgebungen ermöglicht.<br />
Scanner deckt organische<br />
Rückstände auf<br />
Das Fraunhofer IPM stellt auf der Control den Fluoreszenz-Scanner<br />
F-Scanner 2D vor. Dieser rastert die<br />
Bauteiloberfläche in zwei Raumrichtungen ab und<br />
erzeugt ein vollständiges Bild der Beschichtung beziehungsweise<br />
der Restverunreinigung. So erkennt<br />
man, wo und in welchen Mengen sich organische<br />
Rückstände oder Beschichtungen auf der Bauteil -<br />
oberfläche befinden. Damit ist laut Anbieter erstmals<br />
eine quantitative Analyse der Oberflächenbelegung<br />
auch bei beliebig geformten 3D-Objekten möglich.<br />
Das System eignet sich zur Voruntersuchung, zur flexiblen<br />
Qualitätsprüfung von Serienbauteilen und als<br />
Prüfsystem in der Produktion.<br />
Mit dem Track & Trace Fingerprint Flex zeigt das<br />
Fraunhofer IPM zudem eine Erweiterung des Track &<br />
Trace-Systems, mit dem sich Massenbauteile rückverfolgen<br />
lassen. Werkstücke oder Ladungsträger in<br />
der Logistikkette werden ohne zusätzliche Markierungen<br />
erkannt – allein anhand der individuellen<br />
Bauteiloberfläche, die für jedes Bauteil quasi einen<br />
eigenen eindeutigen Fingerabdruck liefert. Das System<br />
ist für den mobilen, flexiblen Einsatz außerhalb<br />
der Produktionslinie konzipiert. Das akkubetriebene,<br />
tragbare System kann robotergestützt oder als handgehaltenes<br />
Gerät für die stichprobenartige Identifizierung<br />
von Bauteilen an beliebigen Positionen im<br />
Produktionsprozess genutzt werden – zum Beispiel in<br />
der Montage, Logistik oder Qualitätssicherung.<br />
Zur optischen 100-Prozent-Qualitätskontrolle hat<br />
das Fraunhofer IPT ein High-Speed-Mikroskop entwickelt,<br />
um mikroskopische Strukturen großflächig<br />
in kurzer Zeit zu untersuchen. Die Technik kann bei<br />
Proben verschiedenster Art – von Mikroelektronik bis<br />
zu Stammzellen – zum Einsatz kommen.<br />
Messsystem für<br />
Rolle-zu-Rolle-Prozesse<br />
Das Fraunhofer-Anwendungszentrum für Optische<br />
Messtechnik und Oberflächentechnologien (AZOM)<br />
hat ein intelligentes, auf Lasertriangulation basierendes<br />
Messsystem (Surfinpro) zur KI-gestützten Erfassung<br />
von Oberflächeneigenschaften wie Fehlern,<br />
Artefakten oder Texturänderungen bei Rolle-zu-Rolle-<br />
Prozessen (R2R) – wie zum Beispiel in der Photovoltaik<br />
– entwickelt. Bei der Herstellung von verschiedenen<br />
Schichten- beziehungsweise Foliensystemen,<br />
die auf R2R-Technologien basieren, kommt es typischerweise<br />
im Verarbeitungsprozess zur Ausbildung<br />
von Fehlstellen, die das äußere Erscheinungsbild der<br />
Schichten beziehungsweise die allgemeine Qualität<br />
Innovative<br />
Verzahnungsmesstechnik<br />
Pure Perfection. Seit 1978.<br />
• Messtechnik für Lauf- und Passverzahnungen<br />
• Universelle Rotationsmessung von Wellen<br />
• Messlehren mit Zweikugelmaßerfassung<br />
• Verzahnte Höchstpräzision<br />
• Zweiflankenwälzprüfgeräte<br />
• Wälzscannen<br />
• DAkkS-akkreditiertes Prüflaboratorium<br />
www.frenco.de<br />
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Stuttgart<br />
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<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 49<br />
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SPECIAL » Control<br />
Das Fraunhofer IOF hat<br />
seinen mobilen Handscanner<br />
Goscout3D<br />
mit einem Roboter<br />
von Boston Dynamics<br />
gekoppelt.<br />
Mit dem KI- und kamerabasierten<br />
System<br />
Halodome ist eine automatische<br />
Anomalieund<br />
Defekterkennung<br />
an Bauteilen möglich.<br />
Bild: Fraunhofer IOF<br />
Bild: Fraunhofer IOSB<br />
und Funktionalität der Systeme beeinträchtigen. Die<br />
Struktur solcher Herstellungsfehler kann sich in einem<br />
breiten Spektrum unterschiedlicher Größen und<br />
Ausprägungen manifestieren. In Abhängigkeit des<br />
Prozesses können die eingesetzten Komponenten auf<br />
eine optimale Erfassung der Störstellen angepasst<br />
werden.<br />
Ein robotergestütztes Oberflächeninspektionssystem<br />
zur vollständigen Prüfung gedrehter und gefräster<br />
Metallteile stellt das Fraunhofer ITWM vor. Damit<br />
lassen sich Oberflächen objektiv und vollständig erfassen<br />
und bewerten – unabhängig von der Oberflächentextur.<br />
Insbesondere wird die Herausforderung<br />
der Inspektion komplexer Metallobjekte gemeistert,<br />
auch wenn nicht genügend Fehlerproben für das<br />
Training des maschinellen Lernens zur Verfügung<br />
stehen. Die Lösung basiert auf einer fotorealistischen<br />
Bildsimulation mit parametrischer Modellierung von<br />
Defekten und Oberflächentextur.<br />
Darüber hinaus wird die Positionierung des Roboters<br />
für eine vollständige Oberflächenprüfung mithilfe<br />
der virtuellen Prüfplanungssoftware V-POI sichergestellt.<br />
Mögliche Anwendungsbereiche sind die<br />
Rissdetektion in Beton oder die Inspektion von Metall-,<br />
Plastik- und Holzoberflächen sowie beliebiger<br />
anderer Oberflächenstrukturen.<br />
Augmented Reality unterstützt<br />
die Montage<br />
Auf Augmented Reality (AR) setzt das Fraunhofer<br />
IGD. Mit einem AR-basierten Montagearbeitsplatz<br />
können komplexe Produktaufbauten effizient unterstützt<br />
und gleichzeitig gegenüber der CAD-Spezifikation<br />
verifiziert werden. Somit ersetzt das System<br />
die zurzeit meist noch in physikalischer Form vorliegenden<br />
Zusammenbauanweisungen, die eine hohe<br />
Transferleistung der Werker von 2D-Bauanweisungen<br />
in die 3D-Welt erfordern. Durch VR-basierte<br />
Fernunterstützung können Remote-Experten den Zusammenbau<br />
schnell und kostengünstig verfolgen.<br />
Gemeinsam mit OHB Digital Connect hat das<br />
Fraunhofer EZRT das Hochenergie-Computertomografiesystem<br />
Gianteye entwickelt, mit dem es möglich<br />
ist, großvolumige Objekte in horizontaler Ausrichtung<br />
mit besonders hoher Röntgenenergie von<br />
9 MeV und Auflösungen von unter 100 μm zu tomografieren.<br />
Zum Einsatz kommen solche Systeme zum<br />
Beispiel bei der Entwicklung von Satellitentriebwerken<br />
oder bei der Prüfung von Batteriemodulen von<br />
Elektrofahrzeugen. Am Control-Messestand wird ein<br />
Modell der CT-Anlage, so wie sie an der Rheinland-<br />
Pfälzischen Technischen Universität Kaiserslautern-<br />
Landau für die Untersuchung von Beton realisiert<br />
wurde, vorgestellt.<br />
KI-basiertes akustisches Monitoring für die Brennstoffzellenfertigung<br />
stellt das Fraunhofer IDMT vor.<br />
Akustische Systeme arbeiten auch in rauen Umgebungen<br />
zuverlässig, erkennen und klassifizieren Fehler<br />
und zeigen Handlungsempfehlungen an. Analog<br />
zum akustischen Monitoring bei Schweißprozessen<br />
nehmen Mikrofone bereits bei der Fertigung die Prozessgeräusche<br />
auf, KI-Algorithmen analysieren die<br />
Audiodaten echtzeitnah und das System zeigt Abweichungen<br />
im Prozess an. So können beispielsweise<br />
Materialfehler, Werkzeugverschleiß oder Fehlmontage<br />
frühzeitig erkannt und behoben werden. Das Potenzial<br />
der akustischen Analyse auf Basis der Luftschallemission<br />
demonstriert ein Air-Hockey-Tisch,<br />
der verschiedene Zustände am Klang erkennt.<br />
50 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
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Foto: Visometry<br />
Mobile & effiziente Qualitätsinspektion für die industrielle Fertigung mit Twyn.<br />
Foto: Visometry<br />
Twyn eignet sich für zahlreiche industrielle<br />
Anwendungen, die den gesamten<br />
Produktionslebenszyklus verbessern.<br />
Visuelle Qualitätsinspektion mit AR<br />
Augmented Reality (AR) überbrückt die Lücke zwischen Digital und Real und<br />
verändert die Arbeitsabläufe in Unternehmen. Das Innovationspotenzial in der<br />
Qualitätskontrolle ist enorm und ermöglicht Fertigungsprozesse zu optimieren,<br />
zu beschleunigen und flexibler zu machen.<br />
Twyn ist die mobile AR-Softwareplattform von<br />
Visometry, mit der Unternehmen ihre Qualitätskontrollprozesse<br />
mit einer intuitiven und zukunftsweisenden<br />
Technologie optimieren. Sie<br />
können sehr schnell Prüfpläne erstellen und Inspektionen<br />
direkt dort durchführen, wo die gefertigten<br />
Teile produziert oder gelagert werden.<br />
Mit AR and Twyn können Produktionsfehler<br />
leicht und schnell detektiert werden: Während<br />
ein Prüfer mit einem Tablet die Merkmale des<br />
geprüften Objekts aus verschiedenen Perspektiven<br />
erfasst, wird das Kamerabild in Echtzeit mit<br />
3D-CAD-Daten angereichert. Diese exakten AR-<br />
Überlagerungen ermöglichen es dem Inspektor,<br />
gefertigte Teile mit ihren digitalen Zwillingen<br />
abzugleichen und Abweichungen zwischen realen<br />
Objekten (Ist) und CAD-Modellen (Soll) sofort<br />
zu erkennen.<br />
Die mobile Inspektion mit AR und Twyn unterstützt<br />
bisher manuell ausgeführte Prüfaufgaben<br />
oder beschleunigt Prozesse da, wo oft traditionelle<br />
Messverfahren genutzt werden. Allzu oft<br />
wird hochgenaue, aber zeitintensive Messtechnik<br />
eingesetzt, wo bereits ein erstes visuelles<br />
Prüfen zur Identifikation von Abweichungen reichen<br />
würde.<br />
Twyn eignet sich für zahlreiche industrielle<br />
Anwendungen. Dazu gehören zum Beispiel Ausgangs-<br />
und Eingangsprüfung, First Article Inspection<br />
(FAI) und Vor-Ort-Prüfung großer Teile.<br />
KONTAKT<br />
Visometry GmbH<br />
Fraunhoferstraße 5<br />
D-64283 Darmstadt<br />
Ansprechpartner: Alberto Castiglioni<br />
Telefon: +49 6151 155 274<br />
E-Mail: info@visometry.com<br />
www.visometry.com<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 51
» TECHNIK<br />
Bildverarbeitung im Einsatz bei Steckverbindern<br />
Wenn Kameras ein Auge<br />
auf Kamerasensoren haben<br />
Bei Sensorsockeln von Kameras muss jeder einzelne der 847 Sensorkontakte<br />
korrekt ausgeführt sein, damit die Kameras fehlerfrei funktionieren. EMC Electro<br />
Mechanical Components verlässt sich bei der Qualitätskontrolle dieser Bauteile<br />
auf Bildverarbeitungskomponenten von Rauscher.<br />
Bild: EMC<br />
Jeder einzelne der 847 Kontakte eines solchen Sensorsockels muss korrekt ausgeführt sein, damit die<br />
damit ausgestattete Filmkamera fehlerfrei funktioniert.<br />
Peter Stiefenhöfer<br />
im Auftrag von<br />
Rauscher und EMC<br />
www.rauscher.de<br />
www.emc.de<br />
Sie wirken auf den ersten Blick nicht<br />
sonderlich spektakulär, und doch<br />
hängt viel von ihnen ab: Sensorsockel, die<br />
in Kameras für Kino- und Streaming-Produktionen<br />
verbaut werden. Aufgabe dieser<br />
Bauteile ist es, den Bildsensor der Kamera<br />
aufzunehmen und somit eine sichere<br />
Verbindung zwischen Bildsensor und<br />
Leiterplatte herzustellen.<br />
Für einen Hersteller solcher Filmkameras<br />
hat das in Idstein ansässige Unternehmen<br />
EMC, spezialisiert auf Steckverbinder<br />
und -systeme für und rund um die Leiterplatte,<br />
ein Bildverarbeitungssystem entwickelt,<br />
das die eingesetzten Sensorsockel<br />
vor der Integration des Sensors überprüft.<br />
Die verwendeten Sensoren verfügen<br />
auf einer Fläche von 60 mm x 60 mm<br />
über 847 Kontakte, die jeweils in einem<br />
Raster von 1,27 mm angeordnet sind.<br />
„Zur Aufnahme dieses Sensors dient ein<br />
Sockel mit Außenmaßen von 61 mm x<br />
61 mm, der für jeden Sensorkontakt über<br />
einen Buchsenkontakt mit je einer Hülse<br />
und einem Clip verfügt. Beim Einsetzen<br />
des Sensors wird dieser lediglich in den<br />
Sockel gesteckt, da ein Verlöten der Kontakte<br />
nicht möglich ist: Die dabei entstehende<br />
Wärme oder Infrarotstrahlung<br />
könnte den Sensor unbrauchbar machen“,<br />
erläutert EMC-Geschäftsführer Fabian<br />
Girolstein.<br />
Im Gegensatz zu gelöteten Verbindungen,<br />
bei denen das Zerfließen der Lötpaste<br />
auch bei nicht exakt akkurater Ausrichtung<br />
zwischen Sensorkontakt und Sockelaufnahme<br />
noch für eine fehlerfreie<br />
Funktion sorgen kann, müssen gesteckte<br />
Verbindungen absolut einwandfrei vorbereitet<br />
sein. Die Aufgabe bestand daher<br />
darin zu kontrollieren, ob alle Buchsenkontakte<br />
beziehungsweise Hülsen über<br />
einen Clip verfügen und dieser korrekt<br />
sitzt, bevor der Sensor in den Sockel gesteckt<br />
und eingepresst wird.<br />
Bei der großen Zahl von 847 Kontakten<br />
war eine manuelle Prüfung laut Girolstein<br />
natürlich keine sinnvolle Option: Sie wäre<br />
mit einem sehr hohen Zeitaufwand zwar<br />
52 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Bild: EMC<br />
Alle erforderlichen Hard- und Softwarekomponenten<br />
für die Bildverarbeitung im System hat<br />
EMC aus einer Hand von Rauscher bezogen.<br />
theoretisch denkbar, aufgrund der großen<br />
Beanspruchung und Ermüdung für das<br />
menschliche Auge jedoch praktisch nicht<br />
realisierbar und zudem nicht wirtschaftlich.<br />
Aus diesem Grund suchte der EMC-<br />
Geschäftsführer mit seinem Team nach<br />
Unterstützung für die Realisierung einer<br />
automatisierten, optischen Inspektionslösung<br />
und fand sie bei den Bildverarbeitungsexperten<br />
von Rauscher. „Unsere Ansprechpartner<br />
bei Rauscher haben sich<br />
dieser Aufgabe sehr schnell angenommen<br />
und anhand von Musterteilen zunächst<br />
erste Machbarkeitsstudien durchgeführt.<br />
Auf Basis der dabei erzielten Ergebnisse<br />
ergaben sich dann schon bald erste Lösungsansätze<br />
und wir erhielten eine Empfehlung<br />
für die geeigneten Bildverarbeitungskomponenten,<br />
mit denen das System<br />
am Ende dann auch tatsächlich ausgestattet<br />
wurde.“<br />
Dass er das Inspektionssystem mit seinen<br />
Mitarbeitern erfolgreich realisieren<br />
konnte, obwohl bis dahin niemand bei<br />
EMC größere Erfahrungen mit dem Thema<br />
Bildverarbeitung hatte, macht Girolstein<br />
besonders stolz: „Aus meinem Elektrotechnik-Studium<br />
habe ich natürlich ein<br />
gewisses physikalisches Grundverständnis<br />
zu Themen wie Optik und Beleuchtung,<br />
ansonsten aber kaum praktische Erfahrungen<br />
mit dieser Technologie. Aufgrund<br />
der kompetenten Beratung von Rauscher<br />
waren wir dennoch in der Lage, ein zuverlässiges<br />
Bildverarbeitungssystem für die<br />
Prüfung der Sensorsockel zu entwickeln<br />
und in Betrieb zu nehmen.“<br />
Neben der durchgeführten Machbarkeitsstudie<br />
und den Empfehlungen für die<br />
Komponentenauswahl unterstützte das<br />
Applikationsteam von Rauscher EMC<br />
auch bei den ersten Programmieransätzen<br />
auf Basis einer Blob-Ermittlung.<br />
Nachdem Girolstein den um eigene Komponenten<br />
erweiterten Messaufbau realisiert<br />
und erste Praxistests durchgeführt<br />
hatte, ergänzte er diese Basis-Programmierung<br />
selbstständig und passte sie immer<br />
weiter an die vorliegenden Bedürfnisse<br />
an.<br />
Bildauswertung erkennt<br />
zusätzliche Eigenschaften<br />
Danach war die Bildauswertung unter anderem<br />
in der Lage, zusätzliche Eigenschaften<br />
der Sensorsockel wie die Minimal-<br />
und Maximalwerte von Durchmessern<br />
sowie Abweichungen von der mittigen<br />
Hülsenposition zu bestimmen oder<br />
Galvanik-Rückstände zu erkennen, die<br />
sich negativ auf die Signalübertragung<br />
auswirken können. Mit diesen Daten verfügt<br />
das System inzwischen über eine<br />
fundierte Basis für die Entscheidungen,<br />
ob alle 847 erforderlichen Clips eines<br />
Sensorsockels vorhanden sind und sich an<br />
der richtigen Stelle befinden.<br />
Grundlage für die Aufnahme der hochauflösenden<br />
Bilder in diesem System ist<br />
»Ohne die kompetente Beratung von<br />
Rauscher, die Empfehlung der geeigneten<br />
Komponenten und die Unterstützung bei der<br />
Programmierung hätten wir dieses Projekt<br />
nicht in so kurzer Zeit abschließen können.«<br />
Fabian Girolstein, EMC<br />
eine USB3-Vision-Kamera vom Typ Ace2<br />
Pro von Basler mit 24 Megapixel Auflösung,<br />
die EMC vor allem durch ihr gutes Preis-<br />
Leistungsverhältnis überzeugt hat. In Kombination<br />
mit einem passenden 1,1“-<br />
C-Mount-Objektiv von Basler, einem LED-<br />
Ringlicht von MBJ Imaging und dem Aurora<br />
Design Assistant X (früher bekannt unter<br />
dem Namen Matrox Design Assistant) als<br />
Auswerte-Software konnte EMC alle erforderlichen<br />
Bildverarbeitungskomponenten<br />
aus einer Hand von Rauscher beziehen.<br />
Das Bildverarbeitungssystem ist bereits<br />
seit über einem Jahr bei EMC im Einsatz.<br />
Girolstein freut sich: „Ohne die kompetente<br />
Beratung von Rauscher, die Empfehlung<br />
der geeigneten Komponenten<br />
und die Unterstützung bei der Programmierung<br />
hätten wir dieses Projekt nicht in<br />
so kurzer Zeit abschließen können. Die<br />
dabei gewonnenen Erfahrungen werden<br />
uns bei kommenden Bildverarbeitungsprojekten<br />
auf jeden Fall helfen, und diese<br />
werden wir dann sicher wieder mit Rauscher<br />
als Partner angehen.“<br />
Konkrete Antworten auf<br />
komplexe Fragestellungen<br />
finden Sie in den<br />
Whitepapern der <strong>Quality</strong><br />
<strong>Engineering</strong>!<br />
Kompaktes Fachwissen ganz<br />
einfach downloaden!<br />
https://qualityengineering.industrie.de/whitepaper/<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 53
» NEWS & PRODUKTE<br />
Mikroskopie für Thermoanalysen<br />
Für hochpräzise Strukturanalysen<br />
Mit dem polarisierten Mikroskop Real View Polarized Micro Sample Observation<br />
Unit für die Thermoanalysatoren der Nexta-DSC-Serie von Hitachi<br />
High-Tech sind hochpräzise Strukturanalysen möglich. Die Lichtmikroskop-<br />
Beobachtungseinheit ist mit einer hochauflösenden 20-Megapixel-Kamera<br />
ausgestattet. Sie hat im Vergleich zum Standard-Real-View-Kamerasystem<br />
eine 10-fach höhere Auflösung und einen 50-fachen digitalen Zoom. Darüber<br />
hinaus verbessert die steuerbare Polarisationstechnologie den Kontrast<br />
im Bild, sodass die Anisotropie (Richtungsabhängigkeit) der Probe untersucht<br />
werden kann. Die Kameraeinheit verfügt über eine eigene Bildverarbeitungsfunktion,<br />
die speziell für die Polarisationsbeobachtung entwickelt<br />
wurde. Das System führt nahtlos eine schichtweise Schmelzpunktanalyse<br />
von Mehrschichtfolien durch, wobei die Bedienung ähnlich einfach ist wie<br />
beim System der Nexta-DSC-Serie.<br />
Bild: Hitachi<br />
Vibroakustische Qualitätskontrolle<br />
Effizient durch Automatisierung<br />
Bild: Polytec<br />
Für seine Laser-Doppler-Vibrometer stellt Polytec mehrere leistungsfähige<br />
Schnittstellen zur Verfügung, um Messabläufe und -auswertungen zu automatisieren.<br />
Sie reichen von der Programmierung von einfachen Messabläufen<br />
innerhalb des Messsystems selbst über Batch-Auswertung von Messdaten<br />
bis hin zu einer vollständigen Kontrolle des Messsystems durch externe<br />
Prüfsoftware. Für alle Ebenen der Messdatenerfassung und -analyse gibt es<br />
von Polytec die passende Lösung: Makroprogrammierung, COM/DCOM Automation<br />
Interface und Hardware-Treiber. Die in die Systemsoftware integrierte<br />
Makrosprache Basic ist der einfachste Zugang zur Automatisierung<br />
von Messung und Auswertung sowie zur Kommunikation mit anderen Softwareprogrammen.<br />
Externe Programme steuern die Systemsoftware von<br />
Polytec über das COM/DCOM Automation Interface, beziehungsweise nutzen<br />
die frei erhältliche API Polytec File Access, um Messdaten einzulesen.<br />
Prüftechnik<br />
Kunststoffe auf dem Härteprüfstand<br />
Von Kern gibt es neue Shore-Härteprüfgeräte<br />
und einen neuen manuellen<br />
Shore-Prüfstand für die Härtebestimmung<br />
von Kunststoffen per Eindringungsmessung.<br />
Die digitalen Shore-Härteprüfgeräte<br />
der Serie Sauter HE bieten eine<br />
große Funktionsvielfalt: Das Modell für<br />
Shore A eignet sich zum Beispiel für die<br />
Prüfung von Gummi, Elastomeren, Neopren,<br />
Silikon, Filz und Leder. Das für Shore<br />
D ist auf die Prüfung einer Vielzahl von<br />
Kunststoffen einschließlich Resopal,<br />
Epoxid und Plexiglas zugeschnitten.<br />
Mit verschiedenen Messmodi<br />
lassen sich Durchschnitts- und<br />
Maximalwerte ermitteln sowie<br />
Messungen zeitlich steuern. Eine<br />
Grenzwert-Alarm-Funktion<br />
löst bei Unter- oder Überschreiten<br />
festgelegter<br />
Grenzwerte ein akustisches<br />
und optisches Signal<br />
aus. Die Eingabe einer<br />
Werkstücknummer ist ebenso<br />
möglich wie das Wählen der Messzeit von<br />
0 bis 99 s. Das große Display mit Hintergrundbeleuchtung<br />
erleichtert die<br />
Arbeit auch bei ungünstigen Lichtverhältnissen.<br />
Mit dem manuellen Shore-Prüfstand<br />
Sauter TI-Hea beziehungsweise<br />
TI-Hed können Härteprüfungen<br />
deutlich gleichförmiger<br />
und genauer durchgeführt<br />
werden als von Hand. Dazu<br />
wird das Shore-Härteprüfgerät<br />
mit wenigen Handgriffen an den<br />
Prüfstand montiert. Das robuste Design<br />
ermöglicht präzise Messbewegungen.<br />
Bild: Kern & Sohn<br />
54 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Streifenlichtscanner<br />
Flexibel bei komplexen Teilen<br />
Der neue Hochleistungs-Streifenlicht -<br />
scanner Smartscan VR800 von Hexagon<br />
basiert auf einer vollständig überarbeiteten<br />
Plattform. Er ist laut Anbieter der erste<br />
optische 3D-Scanner, der über ein motorisiertes<br />
Zoomobjektiv verfügt, mit dem<br />
der Nutzer die Datenauflösung und das<br />
Messvolumen vollständig über Softwareeinstellungen<br />
anpassen kann. Dies steigert<br />
die Produktivität in der Qualitätsprüfung<br />
erheblich und verbessert die Arbeitsabläufe<br />
durch effizientere Ausrichtungsprozesse<br />
nach dem Scannen – einschließ-<br />
lich der Möglichkeit, Scans<br />
mit unterschiedlichen Auflösungen<br />
in einem einzigen<br />
Projekt zu kombinieren.<br />
Durch die Kombination von<br />
zwei Stereokamera-Setups und einer optischen,<br />
zoomfähigen Projektion ist der<br />
Smartscan VR800 flexibel und ermöglicht<br />
es dem Nutzer, genau festzulegen, in welcher<br />
Form er seine Daten erfasst. Dank<br />
der neuen Softwarefunktionen Smart Resolution,<br />
Smart Zoom und Smart Snap<br />
kann der Anwender die Auflösung und<br />
das Messvolumen ohne mechanische Veränderungen<br />
am System anpassen. So<br />
können datenintensive hochauflösende<br />
Scans auf die Bereiche mit den wichtigsten<br />
Merkmalen konzentriert werden,<br />
während andere Bereiche durch größere<br />
und/oder niedrig aufgelöste Scans effizienter<br />
erfasst werden können.<br />
Bild: Hexagon<br />
Kameras<br />
Eignen sich auch bei schwachem Licht<br />
Bild: IDS<br />
IDS bietet den Sensor IMX662 von Sony als erster Industriekamera-Hersteller sowohl<br />
in Farbe als auch Mono an. Die Sensoren der Starvis-2-Serie von Sony sind auf maximale<br />
Lichtempfindlichkeit ausgelegt. Sie sind ab sofort wahlweise als kompakte uEye+<br />
XCP-Modelle oder als Boardlevel-Varianten in der uEye+ XLS-Serie erhältlich. Beide<br />
Kamerafamilien von IDS zeichnen sich durch ihr kompaktes Design aus und eignen sich<br />
somit beispielsweise für Embedded-Anwendungen. Während uEye+ XCP-Modelle ein<br />
komplett geschlossenes, 29x29x17 mm großes Gehäuse mit C-Mount-Objektivanschluss<br />
besitzen, sind die nur 29x29x7 mm großen uEye+ XLS-Varianten als Platinenkameras<br />
mit oder ohne C/CS- oder S-Mount-Objektivhalter erhältlich. Die neuen<br />
USB3-Industriekameras eignen sich auch für den Einsatz unter Low-Light-Bedingungen.<br />
Außerdem ist der Rolling-Shutter-Sensor mit Anti Reflection Coating ausgestattet,<br />
was die Bildqualität weiter verbessert. Dank dieser Eigenschaft werden störende<br />
Reflektionen – Lens Flare genannt – in der Kamera reduziert oder ganz vermieden.<br />
Hochgeschwindigkeitskameras<br />
HS Vision vertreibt Kameras von NAC<br />
HS Vision hat den Vertrieb der Hochgeschwindigkeitskameras<br />
des japanischen<br />
Herstellers NAC in Deutschland, Österreich<br />
und der deutschsprachigen Schweiz<br />
übernommen. Eine Ausnahme bilden Anwendungen<br />
in der Automobilindustrie.<br />
Das Anwendungsspektrum der HS-Kameras<br />
von NAC umfasst den Bereich der<br />
Auflösung von 10 MP (4608 × 2176 Pixel)<br />
mit 1000 fps (GO-4K Kamera) für sehr hohe<br />
Genauigkeiten in der Bildanalyse. Die<br />
ACS-1-M60-Kamera bietet bis zu 1 Million<br />
fps bei reduzierter Auflösung. Unter-<br />
stützt werden diese extremen Leistungsmerkmale<br />
durch eine Datenübertragung<br />
von 60 Gigapixel/Sekunde. Ohne spezielle<br />
Steuerungssoftware kann zum Beispiel<br />
die neue GO-4K Kamera (10 MP mit 1000<br />
fps) von NAC über WLAN vom Smart -<br />
phone oder PC gesteuert werden.<br />
NAC liefert Hochgeschwindigkeits-Videokameras<br />
und -Systeme, Eye-Tracking-<br />
Systeme und andere kundenspezifische<br />
Hardware- und Softwareprodukte und<br />
-lösungen für wissenschaftliche und industrielle<br />
F&E-Anwendungen.<br />
Bild: NAC<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 55
» NEWS & PRODUKTE<br />
Messtechnik<br />
Mit Abformmasse zerstörungsfrei prüfen<br />
Mit der Abformmasse Plastiform von Rivelec<br />
bietet Studenroth ein Produkt an,<br />
mit dem sich innenliegende Strukturen<br />
mechanischer Bauteile zerstörungsfrei<br />
messen lassen. Plastiform besteht aus<br />
zwei Komponenten, ist nach deren Vermischung<br />
anfänglich leicht formbar, kann so<br />
auch komplexe Bauteile abformen und<br />
liefert nach dem vollständigen Aushärten<br />
eins präzises Abbild. Die ausgehärtete<br />
Masse bleibt flexibel und ist so strapazierfähig,<br />
dass sie auch aus verwinkelten<br />
Formen problemlos und rückstandslos<br />
entfernt werden kann. Beim Aushärten<br />
entsteht keine Hitze, das Material ist absolut<br />
ungiftig. Der Abdruck bietet eine<br />
Abformgenauigkeit im Mikrometer-Bereich,<br />
schrumpft nicht und bleibt über<br />
Jahre formstabil. Plastiform ist auf allen<br />
Oberflächen anwendbar, resistent gegen<br />
Wasser, Wärme und viele chemische Stoffe<br />
und bietet vielfältige Anwendungsmöglichkeiten.<br />
Neben der indirekten Dimensionsprüfung,<br />
der Rauheitsmessung<br />
und der optischen Oberflächenprüfung<br />
auf Grundlage der Messung an einer präzisen<br />
Abformung bietet Plastiform auch<br />
die Möglichkeit, Duplikate und Muster zu<br />
erstellen. Solche Schablonen können als<br />
Halterungen oder Spannbacken genutzt<br />
werden. Außerdem eignet sich Plastiform,<br />
um zum Beispiel Spaltmaße an Spritzgusswerkzeugen<br />
zu prüfen. Auch können<br />
aus dem Polymer Schutzüberzüge sowie<br />
Dichtungen, zum Beispiel für die Prototypenentwicklung,<br />
hergestellt werden.<br />
Bild: Studenroth<br />
Kalibrierung<br />
Alles zentral hinterlegt<br />
Bild: Ahlborn<br />
Im Rahmen einer Kalibrierung von Almemo-Messtechnik bietet Ahlborn die<br />
Möglichkeit einer Mehrpunktjustage. Dies ist bisher einzigartig im Bereich<br />
des Kalibrierwesens. Ein Kalibrierschein enthält gewöhnlich die Messwerte,<br />
Abweichungen zum Referenzwert, die jeweilige Messunsicherheit, Angaben<br />
zum Kalibrierverfahren, die Umgebungskonditionen und gegebenenfalls besondere<br />
Messbedingungen. Durch den Einsatz intelligenter Fühlerstecker<br />
besteht nun die Möglichkeit, den zu kalibrierenden Prüfling, also Fühler und<br />
Messkette, in jedem Kalibrierpunkt auf den Sollwert zu justieren. Somit<br />
müssen später keine weiteren Korrekturen vom Kunden im Prozess vorgenommen<br />
werden. Mögliche Übertragungsfehler sind ausgeschlossen und<br />
der Prozess kann sofort ohne Verzögerungen durch Dateneingabe fortfahren.<br />
Die Korrekturwerte des Prüflings sind im Speicher des Almemo-Anschlusssteckers<br />
hinterlegt und stehen jederzeit zur Verfügung. Diese Daten<br />
können auch zur Bestimmung der Langzeitdrift verwendet werden.<br />
Dichtheitsprüfung<br />
Verlässliche Elektrolyt-Erkennung<br />
Inficon hat ein Prüfgerät entwickelt, das<br />
speziell für die Integration in Dichtheitsprüfanlagen<br />
bei der industriellen Serienfertigung<br />
von Batteriezellen konzipiert<br />
ist. Der ELT Vmax, der für den Einbau in<br />
19-Zoll-Racks vorgesehen ist, prüft die<br />
Dichtheit aller mit flüssigem Elektrolyt<br />
gefüllten Batteriezellen – ob es um Lithium-Ionen-<br />
oder Natrium-Ionen-Zellen<br />
geht, um prismatische, Rund- und Knopfzellen<br />
mit starrem Gehäuse oder um<br />
Bild: Inficon<br />
Pouch-Zellen mit<br />
weichem, beutelartigem<br />
Gehäuse.<br />
Das Gerät nutzt das<br />
von Inficon patentierte<br />
Verfahren der direkten Elektrolyt-<br />
Dichtheitsprüfung: Es weist aus befüllten<br />
Zellen austretendes Elektrolyt in einer Vakuumkammer<br />
nach. Bei der Entwicklung<br />
des neuen ELT Vmax hat Inficon sich auf<br />
eine einfache und sehr flexible Integrierbarkeit<br />
in individuell<br />
ausgelegte<br />
Prüfanlagen<br />
fokussiert. Verbunden<br />
mit dem Automatisierungs-Know-how<br />
eines Integrators, ermöglicht der ELT<br />
Vmax individuell konzipierte Dichtheitsprüfstationen,<br />
die eine konsequente Qualitätssicherung<br />
an jeder einzelnen Batteriezelle<br />
gestatten – im Takt der Fertigung.<br />
56 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
Optische Prüftechnik<br />
Kameras erfassen komplette Mantelfläche<br />
Das Multicapture Device von Kistler für die Mantelflächenprüfung<br />
kommt in der optischen Qualitätsprüfanlage KVC 821 zum<br />
Einsatz. Die Kamerastation erfasst dank acht kreisförmig angeordneter<br />
Spiegel die vollständige Mantelfläche des Prüfteils.<br />
Verformungen wie Kratzer oder Dellen werden so erkannt, ohne<br />
dass die Teile mechanisch gedreht werden müssen. Dadurch erfolgt<br />
auch die Prüfung von Teilen mit hohen Qualitätsanforderungen<br />
im Durchlauf, was Taktzeiten von bis zu 400 Teilen pro<br />
Minute erlaubt. Damit dabei selbst kleinste Defekte sichtbar<br />
werden, erzeugt Kistler mit je einer Kamera pro Spiegel sehr<br />
hoch aufgelöste Prüfbilder. Die eigene Bildverarbeitungssoft -<br />
ware Kivison erkennt darauf anschließend selbst kleinste Oberflächenfehler.<br />
Mithilfe von auf KI basierenden Algorithmen detektiert<br />
die Software auch bislang unbekannte Defekte.<br />
Bild: Kistler<br />
Laserscanner<br />
Schnellere Berechnungen und Auswertungen<br />
Bild: Micro-Epsilon<br />
Micro-Epsilon hat die Leistungsfähigkeit seiner Laserscanner der<br />
Scancontrol-Baureihe gesteigert: Verbesserte Algorithmen und<br />
Komponenten erhöhen die Datenerfassung und -ausgabe auf bis<br />
zu 10 Millionen Messpunkte pro Sekunde. Bei den Smartsensoren<br />
wird die Profilberechnung und Auswertegeschwindigkeit um<br />
60 % erhöht. Die Smart Scanner verfügen nun laut Hersteller<br />
über eine der schnellsten Profilauswertungen weltweit. Die Geschwindigkeitserhöhung<br />
wird dabei für alle aktuellen Scancontrol-Smart-Modelle<br />
mit Update auf Scancontrol Configuration<br />
Tools 6.8 wirksam. Smarte Sensoren der Scancontrol 30xx erreichen<br />
eine Steigerung der Auswertegeschwindigkeit um bis zu<br />
60 %. Die neue Firmware V54 für die Scancontrol-30xx-Serie<br />
erhöht zusätzlich die Punkterate auf bis zu 10 Millionen Messpunkte<br />
pro Sekunde, gegenüber bisher 7,5 Millionen.<br />
Prüfplan-Erstellung<br />
PDF-Zeichnungen automatisch bestempeln<br />
Zeichnungen unter Verwendung der Neutralformate<br />
IGS und DXF automatisch<br />
beim Öffnen zu bestempeln und zu vergleichen<br />
– dies ist im CAQ-System IQ-Basis<br />
von AHP möglich. Nun hat das Unternehmen<br />
eine Version entwickelt, mit der<br />
sich auch Pixelgrafiken in Form von PDFoder<br />
TIF-Zeichnungen automatische bestempeln<br />
lassen. Dies sorgt sowohl für Arbeitserleichterungen<br />
als auch für eine erhebliche<br />
Zeitersparnis bei der Erstellung<br />
eines Prüfplans. Bei dieser Version nutzt<br />
AHP künstliche Intelligenz (KI).<br />
„Bestempeln“ bedeutet, jedes Maß einer<br />
Zeichnung mit einem sogenannten Kartoffelstempel<br />
zu indizieren. Einfache Bestempelungen<br />
können mittlerweile Systeme<br />
verschiedenster Anbieter problemlos<br />
leisten. Geht es aber um einige tausend<br />
Stempel, verteilt über mehrere Seiten, so<br />
gibt es laut AHP kaum ein System, das mit<br />
IQ-Basis mithalten kann.<br />
Bild: AHP<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 57
» QUALITY WORLD<br />
Sensorik im Obstanbau<br />
Die Apfelqualität im Auge<br />
Eine Sensorbox des Fraunhofer IFAM und mobile Messstäbe sorgen im<br />
Forschungsprojekt Samson dafür, dass Obstanbauflächen im Alten Land<br />
in Zukunft optimal bewirtschaftet werden können. Sie erfassen<br />
baum- oder flächenspezifische Daten.<br />
Die im Rahmen des Projekts Samson<br />
vom Fraunhofer IFAM entwickelte<br />
Sensorbox zur Datenaufnahme und<br />
-verarbeitung in Obstbauanlagen<br />
enthält die Sensorik zur Erfassung von<br />
Kamerabildern und GPS-Signalen.<br />
Bild: TU Hamburg<br />
Qualität und Quantität der Apfelernte<br />
hängen von vielen Faktoren ab,<br />
wie beispielsweise Klima, Baumschnitt,<br />
Vorjahresertrag sowie Nährstoffverfügbarkeit.<br />
Durch die Komplexität dieser<br />
Wechselbeziehungen kann es für Anbaubetriebe<br />
eine Herausforderung werden,<br />
Obstanbauflächen optimal zu verwalten<br />
und zu bewirtschaften – insbesondere im<br />
Hinblick auf die Zukunft mit weiteren Anforderungen<br />
durch Klimawandel und<br />
Fachkräftemangel. Das Forschungsprojekt<br />
„Smarte Automatisierungssysteme und<br />
-services für den Obstanbau an der Niederelbe“<br />
(Samson) bietet Lösungsansätze.<br />
Es umfasst die Erforschung und Entwicklung<br />
intelligenter Automatisierungssysteme<br />
und -dienste, die den gesamten Obstanbau<br />
überwachen und saisonale Daten<br />
sammeln.<br />
Dabei steht der nachhaltige Einsatz von<br />
Ressourcen im Obstanbau im Vordergrund:<br />
saisonale Erntedaten wie Wachs-<br />
tum, Alternanz, Ernteergebnis, Wassereinsatz<br />
sowie Behandlungsmaßnahmen<br />
werden analysiert. Ziel ist es, datengestützte<br />
Einzelempfehlungen bis hin zur<br />
Behandlung des individuellen Obstbaums<br />
abzuleiten, zum Beispiel beim Einsatz von<br />
Pflanzenschutzmitteln.<br />
Smarte Automatisierungssysteme und<br />
-services des Projekts Samson können die<br />
Obstproduzenten unterstützen: Die gesamte<br />
Anbaufläche wird überwacht und<br />
saisonübergreifende Kennzahlen über Ertrag,<br />
Qualität, Schädlingsbefall und Behandlungsmaßnahmen<br />
werden interaktiv<br />
auf mobilen Endgeräten angezeigt. Dafür<br />
haben die Forscher des Fraunhofer IFAM<br />
in Stade ein Multi-Sensorsystem, die sogenannte<br />
Sensorbox, für die Datenaufnahme<br />
in den Obstanlagen aufgebaut. Es<br />
kann über die klassische Dreipunktaufnahme<br />
an jeden Schlepper montiert werden.<br />
In diesem Aufbau ist Sensorik zur Erfassung<br />
von Kamerabildern und präzisen<br />
GPS-Signalen integriert. Auf Grundlage<br />
der Bilddaten werden KI-Systeme zur Detektion<br />
von beispielsweise Schädlingsbefall<br />
entwickelt. Durch die GPS-Signale<br />
lassen sich die gesammelten Informationen<br />
einem Einzelbaum zuordnen. Zusätzlich<br />
werden in der Sensorbox verschiedene<br />
dreidimensionale Laserscanner (Lidar)<br />
erprobt, die helfen können, ein dreidimensionales<br />
Abbild des Obstbaums zu erstellen.<br />
Die Sensorbox ist dabei so konzipiert,<br />
dass sie bei üblichen Arbeiten und normalen<br />
Fahrgeschwindigkeiten in der<br />
Obstbaufläche mitgenommen werden<br />
kann und dort parallel sowie automatisiert<br />
Daten der Obstbäume erhoben werden<br />
können.<br />
Mit dem Sensoraufbau wurden während<br />
der Blütephase im Mai 2023 erste<br />
Datensätze im Alten Land gesammelt.<br />
Seit der Blütephase 2023 konnte auf dem<br />
Obstbauversuchsbetrieb der Landwirtschaftskammer<br />
Niedersachsen und einem<br />
weiteren regionalen Praxisbetrieb in regelmäßigen<br />
Versuchsreihen zur Begleitung<br />
der Vegetationsphasen bereits eine<br />
große Datenmenge gesammelt werden.<br />
Für eine eindeutige Zuordnung der erhobenen<br />
Sensordaten aus der Sensorbox<br />
zu den jeweiligen Flächen und einzelnen<br />
Bäumen wird nun eine Softwarelösung<br />
entwickelt, die in Zusammenarbeit mit einem<br />
mobilen Messstab genutzt werden<br />
kann, um die Anbauflächen präzise einzumessen.<br />
58 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024
IMPRESSUM<br />
FIRMENINDEX (Redaktion/Anzeige)<br />
ISSN 1436-2457<br />
Herausgeberin:<br />
Katja Kohlhammer<br />
Verlag<br />
Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH<br />
Ernst-Mey-Straße 8,<br />
70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Geschäftsführer: Peter Dilger<br />
Verlagsleiter: Peter Dilger<br />
Redaktion:<br />
Chefredakteur:<br />
B.A. Alexander Gölz (ag), Phone +49 711 7594–438<br />
Ernst-Mey-Straße 8, 70771 Leinfelden-Echterdingen, Germany<br />
Redakteure:<br />
Sabine Koll, Markus Strehlitz<br />
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Dr. Frank-Michael Kieß<br />
E-Mail: frank-michael.kiess@konradin.de<br />
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Daniela Engel, Phone +49 711 7594-452<br />
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Sofern die Lieferung nicht für einen bestimmten Zeitraum<br />
bestellt war, läuft das Abonnement bis auf Widerruf.<br />
Bezugszeit: Das Abonnement kann erstmals vier Wochen<br />
zum Ende des ersten Bezugsjahres gekündigt werden.<br />
Nach Ablauf des ersten Jahres gilt eine Kündigungsfrist von<br />
jeweils vier Wochen zum Quartalsende. Bei Nichterscheinen<br />
aus technischen Gründen oder höherer Gewalt entsteht kein<br />
Anspruch auf Ersatz.<br />
Auslandsvertretungen:<br />
Großbritannien: Jens Smith Partnership, The Court, Long<br />
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© 2024 by Konradin-Verlag Robert Kohlhammer GmbH,<br />
Leinfelden-Echterdingen<br />
Kooperationspartner:<br />
AFQ Akademie für<br />
Qualitätsmanagement<br />
ADDITIVE ....................................................................11<br />
Aerotech ....................................................................37<br />
Ahlborn ....................................................................... 56<br />
AHP ............................................................................... 57<br />
AMETEK Division CREAFORM ............................27<br />
Babtec .......................................................................... 16<br />
BMW ............................................................................ 30<br />
Bosch ........................................................................... 26<br />
Bruker Alicona ........................................... 20, 21, 34<br />
CAQ AG Factory Systems ..................................... 34<br />
Cognex. ......................................................................47<br />
Comet Yxlon ............................................................. 34<br />
Creaform .................................................................... 34<br />
Dr. Heinrich Schneider Messtechnik ............... 34<br />
EMC .............................................................................. 52<br />
Fabasoft Approve ....................................29, 34, 44<br />
Fraunhofer AZOM ................................................... 48<br />
Fraunhofer EZRT ..................................................... 48<br />
Fraunhofer IDMT ..................................................... 48<br />
Fraunhofer IFAM ..................................................... 58<br />
Fraunhofer IGD ........................................................ 48<br />
Fraunhofer IOF ......................................................... 48<br />
Fraunhofer IOSB ...................................................... 48<br />
Fraunhofer IPM ....................................................... 48<br />
Fraunhofer IPT ......................................................... 48<br />
Fraunhofer ITWM .................................................... 48<br />
Fraunhofer Vision ............................................ 34, 48<br />
FRENCO ......................................................................49<br />
Genostis ...................................................................... 40<br />
Gutcert ........................................................................... 6<br />
Hexagon ...................................................................... 55<br />
Hitachi High-Tech ................................................... 54<br />
Hommel Etamic ................................................ 20, 21<br />
HS Vision .................................................................... 55<br />
Wo Qualität drauf steht,<br />
ist auch Qualität drin.<br />
Vier Ausgaben im Jahr sorgen für maximalen Lesenutzen<br />
und Leselust. QUALITY ENGINEERING widmet sich seit<br />
2013 ausschließlich und umfangreich der Story hinter der<br />
Firma, dem Produkt oder der Lösung, aber auch den Strategien<br />
und Problemen rund um die Qualität.<br />
www.qe-online.de<br />
Iconpro ........................................................................ 14<br />
IDS ................................................................................. 55<br />
Inficon .................................................................. 34, 56<br />
Interact Analysis ...................................................... 10<br />
Jenoptik ...................................................................... 34<br />
Kapp Niles .................................................................. 46<br />
Kern & Sohn .....................................................31, 54<br />
Kistler ........................................................................... 57<br />
Klostermann ................................................................7<br />
Lucid Vision Labs ..................................................... 10<br />
Micro-Epsilon ......................................................5, 57<br />
Miele ............................................................................ 14<br />
OGP Messtechnik .......................................3, 20, 34<br />
OHB Digital Connect ............................................. 48<br />
Orbecc .......................................................................... 10<br />
P.E. Schall ........................................................... 38, 60<br />
Photoneo .................................................................... 10<br />
PLATO ..........................................................................25<br />
Polytec ................................................................. 34, 54<br />
Rauscher ..................................................................... 52<br />
reuschlaw ................................................................... 13<br />
Studenroth ................................................................ 56<br />
Umweltbundesamt ................................................... 6<br />
VDI ................................................................................35<br />
Visometry ........................................................... 34, 51<br />
Werth Messtechnik ................................. 20, 34, 40<br />
wirth + partner ........................................................ 19<br />
Zivid .............................................................................. 10<br />
<strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024 59
36. Control<br />
Internationale Fachmesse für Qualitätssicherung<br />
D 23. – 26. April 2024<br />
a Stuttgart<br />
- Messtechnik<br />
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60 <strong>Quality</strong> <strong>Engineering</strong> » 02 | 2024