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Prima Magazin - Ausgabe Mai 2021

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Fotos © Reduce Plätze

Fotos © Reduce Plätze & G‘schichtn Oberwarts von Ing. Wilhelm Hodits 0664/50 44 55 4 Was ist ein Moor? Moore sind feuchte, mit Pflanzen bewachsene Lebensräume. Ein ständiger Wasserüberschuss aus Niederschlägen oder durch austretendes Mineralbodenwasser hält den Boden sauerstoffarm und verhindert den vollständigen Abbau der pflanzlichen Reste. Diese werden stattdessen als Torf abgelagert. Mit der Bildung des Torfes wird der Beginn der Moorentstehung eingeleitet. Jedes Moorvorkommen ist in seiner Art einzigartig. Rund 35 Hektar beträgt die Fläche des Oberwarter Moors in der Sicklau. Wobei knapp sechs Hektar im Eigentum der Bad Tatzmannsdorfer Kurbad GmbH sind. Und von hier stammt auch das Moor für die bekannten Therapien des Reduce Gesundheitsresorts. Ein Bad für die Prominenz Im 17. und 18. Jahrhundert wurde dieses Moor in Oberwart bereits in Ziegelform ausgestochen, getrocknet und als Bauund Brennmaterial verwendet. Die Asche wurde als Dünger auf die Felder aufgebracht. Von 1753 bis 1918 waren die Grafen Batthyány Besitzer von Bad Tatzmannsdorf. Durch ihre Reisen kannten sie auch das Franzenbad in Böhmen, wo sich die Prominenz der Donaumonarchie regelmäßig zur Kur traf. Etwa um 1880 30 MAI 2021 Das Moor in Oberwart Wie ein verwildeter Waldstreifen wirkt das Oberwarter Moor beim Kreisverkehr an der B50 Richtung Unterschützen. Dabei handelt es sich um ein wertvolles Heilmoorgebiet von über 1.000 Jahren. Das Oberwarter Moorfeld ist ein Flachmoor und entfaltet seine Wirkung über spezfische physikalische Eigenschaften fassten die Grafen den Entschluss, im Königreich Ungarn, konkret in Tatzmannsdorf, ein Bad nach diesem böhmischen Muster zu errichten, um die Prominenz der k.u.k. Monarchie auch nach Tatzmannsdorf zu bringen. So wurden 1889 die nötigen Grundstücke in Oberwart, die im Eigentum der dortigen Bauern waren, gekauft und es wurde mit dem Abbau des Heilmoores begonnen. Das Moor wurde auf dem jetzigen Standort in der Sicklau händisch gestochen und mit Fuhrwerken und Handkarren nach Tatzmannsdorf in Privathäuser wie auch ins Kurmittelhaus transportiert. Bereits damals versuchte man dort mit Auflegen der Moorerde gewisse Gelenksbeschwerden zu lindern. Nach diesen Behandlungen landete das Moor meistens in Küchengärten als Bodenlockerer. Das wegtransportierte Moor fehlte natürlich im Moorgebiet und so entstanden die Moorteiche. Über die heilende Wirkung des Moores waren sich die Grafen Batthyány sehr wohl bewusst. In einer Studie aus dem Jahr 1918 wurde auf die Wirksamkeit des Heilmoores bei verschiedenen Leiden hingewiesen. „Die Inhaltsstoffe wirken entzündungshemmend und hautglättend“, heißt es darin. Das Heilmoor wird heute noch ohne jeden Zusatzstoff als kräftigende Packung aufgetragen. Es werden etwa 25 bis 30 kg Naturheilmoor für eine Moorpackung verwendet. Dieses Heilmoor ist besonders geeignet zur Behandlung von Abnützungserscheinungen der Wirbelsäule und der Gelenke. Ebenso bei entzündlichen Erkrankungen von Sehnen, Bändern und Muskeln sowie bei rheumatischen Beschwerden. Die therapeutische Anwendung vom Heilmoor benötigt eine kurärztliche Verordnung. Aufgrund der aktuellen Lage finden Therapien für externe Gäste möglicherweise eingeschränkt statt. Diese sind im Resort telefonisch zu erfragen. Die Arbeit am Moorfeld Das Reduce Gesundheitsresort Bad Tatzmannsdorf sticht jährlich ca. 1.500 m 3 Torf im eigenen Moorfeld in der Oberwarter Sicklau. „Nachhaltig“, wie es von der Geschäftsführung heißt, denn die „heilende Erde“, die als Moorpackung Verwendung findet, ist recyclebar. Nach Anwendung wird die schwarze Erde wieder ins Moorfeld gebracht, wo sie sich in etwa zehn Jahren regeneriert. Um das Moor vor Kunstdünger, Spritzmittel oder Jauche, die auf den benachbarten Grundstücken von den Landwirtinnen und Landwirten eingesetzt wurden, zu schützen, erwarb der damalige Geschäftsführer der Kurbad AG Rudolf Luipersbeck Anfang 1990 für das Reduce die westlich vom Moorfeld gelegenen Hanggrundstücke (bis auf ein einziges Grundstück eines Unterschützener Landwirtes). Auf diesen neu erworbenen Flächen wurde ein Laubwald mit einheimischen Bäumen und Sträuchern angepflanzt. Heute ist daraus ein prächtiger Wald entstanden. Moorgeschichten Dieses mystische Moorgebiet war für viele Kinder ein beliebter, aber natürlich verbotener Spielplatz. Wie gefährlich das sein konnte, zeigt die Geschichte dreier Mädchen, die hier in den 1980er-Jahren mit ihrem Hund zum Spielen herkamen. Beim Stöckchenwerfen rutschte eines der Mädchen in einen Moorteich und konnte sich selbst nicht mehr befreien. Tat- www.prima-magazin.at

Moorabbau beim Heilmoor in der Oberwarter Sicklau anno dazumal sächlich sorgte der Schäferhund dafür, dass die Situation gut ausging. Dieser rannte nämlich sofort herbei und an ihm konnte sich das Mädchen aus dem Moor ziehen. Außerdem ärgerte sich die Kurbad AG über Fischer, die hier verbotenerweise in den Moorteichen angelten und ihren Müll hinterließen. Und auch die Bevölkerung sah diesen Bereich als Mülldeponie an. Um derartige Vorfälle zu verhindern, ist das Moorgebiet der Kurbad GmbH seit den 1990er-Jahren umzäunt und nicht mehr zugänglich. Sehr zum Wohle der Natur, denn das Gebiet ist ein wertvoller Lebensraum für seltene Pflanzen wie der Sibirien-Schwertlilie, der gelben Trollblume oder dem rosaroten Sumpfstorchschnabel. Auch seltene Vogelarten wie die Goldammer oder der Neuntöter sind hier zu finden. Ein besonderer Fund wurde bei Grabungsarbeiten 1995 gemacht. Man entdeckte zwei etwa 90 cm dicke und fünf Meter lange Mooreichen. Da sich damals außer dem Ollersdorfer Künstler Professor Josef Lehner niemand für diese Besonderheiten interessierte, bekam der Künstler diese prächtigen Eichen. Als Gegenleistung fertigte er drei Wappen aus Edelholz für die Gemeinde Oberwart an: das österreichische, das burgenländische und das Oberwarter. Diese drei Wappen befinden sich heute noch im Bürgermeisterzimmer im Rathaus. Das Moor in Oberwart kann jedenfalls als Basis für die erfolgreiche Entwicklung des Kurortes Bad Tatzmannsdorf gesehen werden und hat wesentlich zur Positionierung als Gesundheits- und Tourismusregion beigetragen. Mehr Fotos über seltene Pflanzen im Oberwarter Moor auf www.prima-magazin.at/ RUBRIK: Plätze und G‘schichtn Für MAMA Spiegel-Pralinen In liebevoller Handarbeit werden in der Pralinenmanufaktur Spiegel aus feinsten belgischen Schokoladen edel-süße Köstlichkeiten gefertigt. 7431 Bad Tatzmannsdorf 03353 8482, Mo-So 10 – 17 Uhr Baumfreunde Oberwart Ohne Bäume kein Leben – die Serie zur Bewusstseinsbildung für mehr Baumschutz Wir brauchen die Bienen „Wenn die Bienen aussterben, sterben vier Jahre später auch die Menschen“, ist ein berühmter Satz von Albert Einstein. Bei diesem Sterben sind neben den Bienen auch viele andere nützliche Insekten betroffen, die alle eine wichtige Rolle in dem komplexen Öko-System spielen, in dem wir Menschen nur ein kleines Rädchen sind. Aber wir sind auf jeden Fall bedauernswerte Opfer, wenn das System zusammenbricht. Ursachen für das Insektensterben sind vor allem die Monokulturen mit den fehlenden „Blüh-Streifen“ und dann natürlich die Pestizide, allen voran die Neonikotinoide. Gerade im landwirtschaftlich benutzten Gebiet sterben daher immer mehr Bienenvölker. Umso wichtiger ist es, dass Bienen ihre Nahrung auch von Bäumen und Sträuchern erhalten. Auch in Städten tragen diese viel dazu bei, dass die Bienen und andere wichtige Nutz-Insekten überleben. Eine gut überlegte Bepflanzung der Städte ist daher von enormer Bedeutung. Über diese Bepflanzung freuen sich die Bienen Wichtig ist es, Bäume zu pflanzen, die eine gute Resistenz gegenüber Trockenheit haben. Solche Bäume werden das städtische Mikro-Klima positiv beeinflussen. Darüber hinaus müssen sie auch viel Pollen und Nektar für die Bienen bieten – wobei den Insekten egal ist, ob der Baum ein einheimischer oder ein „Exot“ ist. Sie fliegen beide gleich gern an, wenn nur genug Nahrung für sie vorhanden ist. Wichtig für Bienen sind ausreichend nahe zusammenstehende Baumgruppen einerseits und Bäume, die zu den verschiedenen Zeiten (von März bis September/Oktober) kontinuierlich Nektar und Pollen bieten. So kann man eine „Entwicklungstracht“ abgrenzen, in der von Mitte Februar bis Mitte April noch kaum Honig entsteht. Weide und Haselnuss, auch die Kornelkirsche, die Schlehe und der Spitz-Ahorn sind Bäume, die diese Anforderungen erfüllen. Weiter geht es in der Abfolge mit Apfel und Kirsche, etwas später mit Ahorn, der Traubenkirsche und dann kommen die Rosskastanie, Robinie und die Eberesche. Schließlich die verschiedenen Linden und gegen den Herbst sind die Buddleia und der Efeu das Bienengehölz schlechthin. Die hier erwähnten Bäume sind natürlich nur ein kleiner Auszug einer Pflanzen-Vielfalt, die den Bienen Nahrung bietet. Lange Listen solcher Nutz-Bäume liegen von öffentlichen Agrar-Anstalten, aber etwa auch von der Vereinigung „Bienengarten“ vor. Eine wichtige Botschaft, die wir uns unbedingt zu Herzen nehmen müssen, ist, dass neben Neupflanzungen auch alte Bäume für die Bienen sehr wichtig sind, weil sie in den Baumhöhlen Nistmöglichkeiten finden. Diese sollten wir hegen und pflegen und nicht umschneiden. Gefragt sind also unsere Stadtväter und ihre Gartenplaner, diese Erkenntnisse umzusetzen und so dem Bienensterben entgegenzuwirken. * Die Baumfreunde Oberwart ist eine überparteiliche und unabhängige private Initiative engagierter Oberwarter*innen * baumfreunde@gmx.at Gertraut Weikmann MAI 2021 31

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