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1-2024 REISE & PREISE

BRASILIEN Fälle

BRASILIEN Fälle zusteuern und dann mit einem Drachen über sie hinweggleiten ließen. Für die Guarani-Ureinwohner war das »große Wasser«, wie sie den Iguaçu-Fluss nennen, eine heilige Begräbnisstätte, in die man die Gebeine Verstorbener warf, auf dass sie der Teufelsschlund verschluckte. Um die Wasserfälle zu schützen, gibt es den Parque Nacional do Iguaçu. Mit 1.700 Quadratkilometern ist er eines der größten Waldschutzgebiete in Südamerika. Nur etwa ein Prozent des Gebietes ist für Besucher zugänglich, damit Tiere wie die vom Aussterben bedrohten Riesenotter und Riesenameisenbären ungestört sind. An dem angelegten Dschungelweg tummeln sich Nasenbären, flattern knallgelbe Zitronenfalter durch die Luft, putzen sich Kappenblauraben im Dickicht. Gewarnt wird vor Jaguaren, Ozelots und Tapiren, die sich jedoch meist im Dschungel verstecken. Rio de Janeiro, der Sehnsuchtsort der Brasilianer Brasilien ist ein Land gewaltiger Dimensionen, 24-mal größer als Deutschland. Allein von Iguaçu nach Rio sind es 1.200 Kilometer Luftlinie. Dort entwirft Gilson Martins Am Strand von Ipanema treffen sich vor allem Einheimische Taschen und Portemonnaies und dekoriert sie mit der brasilianischen Flagge und den Wahrzeichen Rios. »Der Zuckerhut ist meine größte Inspiration. Meine Taschen verkörpern den Stolz der Brasilianer wie kaum ein anderes Produkt«, sagt der 59-jährige Designer und zeigt eine knallgrüne Bolsa Fefa, eine klassische Markttasche. Mit rund 30 Mitarbeitern produziert er jährlich fast 15.000 Taschen in seiner Fabrik in Rios Viertel Penha. Die Brasilianer lieben seine originellen Entwürfe. Und nicht nur sie. Zum Finale der Fußballweltmeisterschaft 2014 trug auch Angela Merkel eine Gilson-Martins-Tasche. Natürlich ist der Zuckerhut ein Besuchermagnet. Der Ausblick von seiner Spitze auf Rios Bergwelt ist grandios. Ebenso wie der Blick von der Christusstatue auf dem Corcovado-Berg: auf Rio, den Zuckerhut, die ruhige Lagune de Freitas und die vorgelagerten Cagarras-Berginseln im Atlantik. Nur die Copacabana und Ipanema sieht man von dort aus nicht. Da sämtliche Strände in Brasilien öffentlich sind, spielt sich an ihnen das Leben ab. Am schicken Ipanema Beach treffen sich die Cariocas, Rios Einwohner. Die Copacabana hingegen lockt eher auswärtige Besucher. Braungebrannte Frauen in knappen Leopardenbikinis aalen sich in der Sonne, Kinder lassen sich von der Brandung an den Strand spülen, Gruppen junger Männer spielen Futevolei, Volleyball mit den Füßen, und Strandverkäufer stapfen durch den Puderzuckersand. Auch Uemer- Die berühmten Wasserfälle von Iguaçu sind aus jeder Perspektive ein Erlebnis Fotos: Lazyllama / Alamy Stock Photo; Nido Huebl / Shutterstock UNSERE AUTORIN EMPFIEHLT Wandern zu den Wasserfällen 30 Minuten Fahrt bis zur Grenze, vorbei an Schildern, die vor springenden Rehen, Jaguaren und Gefälle warnen. 15 Minuten Passkontrolle (wenn es gut läuft), weitere 30 Minuten Fahrt bis zum Eingang. So gestaltet sich die Anfahrt von Foz do Iguaçu zum Parque Nacional Iguazú in Argentinien. Schon um zehn Uhr morgens ist es so voll, dass wir kein Ticket mehr für den ersten Abschnitt der Bimmelbahn zum Garganta del Diablo, dem Teufelsschlund, kriegen. Macht nichts, wird eben gewandert. Das sieht man hier zwar nicht gern, geht aber nicht anders. Danach geht’s im Gänsemarsch auf dem Stahlplattenweg über den Fluss, vorbei an dunklen Welsen, die sich im Wasser tummeln, Kormoranen, die sich auf den Felsen sonnen, und Nasenbären, die die Besucher um etwas Essbares anbetteln. Ziel ist die Aussichtsplattform. Ohne Cape wird man nass, aber die Aussicht ist wirklich faszinierend. Fünf Wanderwege durchkreuzen den Nationalpark. Der schönste ist der Circuito Superior mit Blick auf die meisten Wasserfälle. Der Parque Nacional Iguazú (Eintritt ab € 53, https://iguazuargentina. com) ist täglich von 8–18 Uhr geöffnet. Wer mit dem Bus von Foz do Iguaçu kommt, zahlt ab € 3 nach Puerto Iguazú zzgl. € 3,50 zum Nationalpark. Das Taxi von Foz do Iguaçu nimmt mindestens € 38. TIPP Am besten frühmorgens losfahren, sonst kann die Wartezeit an der Grenze sehr lange dauern. 12 REISE-PREISE.de 1-2024

son mit einem silbernen Handgrill. Er bietet gegrillten Knoblauchkäse an. »Weil ich den Käse ganz frisch zubereite, verkaufe ich durchschnittlich 25 Stück am Tag. Damit verdiene ich 1.250 Real«, erzählt der 30-Jährige stolz. Das sind umgerechnet 240 Euro – ein lohnendes Geschäft. Rio de Janeiro ist die Traumstadt jedes Brasilianers. Auf der einen Seite das blaue Meer, auf der anderen die Skyline und urwaldbewachsene Hügel, an deren Hängen manch kunterbunte Favela klebt – Armenviertel mit Strom, Klimaanlage und Wassertank auf den Dächern. Afrikanisches Erbe in Salvador, futuristische Formen in Brasília Mehr als 1.600 Kilometer weiter nördlich liegt Salvador da Bahia. Hier lebt ein Drittel der Menschen in Favelas. In der ehemaligen Hauptstadt und drittgrößten Stadt des Landes verschmelzen Katholizismus, afrikanische Religionen und Moderne. Auf dem Dique do Tororó, einem natürlichen Quellsee, tanzen bunte afrikanische Gottheiten des Künstlers Tatti Moreno. Ein Outdoor-Aufzug bringt Eilige von der Unterstadt in die 80 Meter höher gelegene Altstadt. Dort locken auf dem gemütlichen Pelourinho-Platz Trommel- und Capoeira-Gruppen, deren Geschichte auf die Sklavenzeit zurückgeht, vor der Kulisse kunterbunter Altstadthäuser und dem Charme einer Kolonialstadt. Komplett auf dem Reißbrett entstand hingegen Brasília. Die Hauptstadt ist ein Architekturwunder. Ob katholische Kathedrale, Nationalmuseum oder das Hauptquartier der Armee, die Stadtplaner um den brasilianischen Architekten Oscar Niemeyer haben ganze Arbeit geleistet. Die futuristischen Formen lassen kaum glauben, dass die Bauwerke aus den 1950er und 1960er Jahren sind. Von der kostenlosen Aussichtsplattform des Fernsehturms lässt sich die Stadt überblicken. Um in der heißen Jahreszeit eine gute Luftzirkulation zu gewährleisten, wurden die Wohnblocks auf Stelzen gesetzt. Für diese Superquadra genannten Hochhäuser arbeiten jeweils sechs Angestellte. Sie sorgen dafür, dass die Blocks sauber und sicher bleiben. Brasília bietet eine hohe Lebensqualität: einen modernen Flughafen, edle Einkaufszentren, Blick auf Salvadors schmuckes Stadtviertel Pelourinho »Die indigene Bevölkerung kämpft für den Schutz des Amazonas- Regenwalds.« Grünflächen, die Straßen sauber. Zwar ist sie als Autostadt angelegt, in der es Fußgänger schwer haben. Aber mit dem Wagen kommt man schnell von A nach B. Inzwischen wurde auf der 6-spurigen L2 sogar ein Spazierweg angelegt und vier Millionen Bäume, davon 15 Prozent Obstbäume, sorgen dafür, dass die Einwohner zur Erntezeit immer genug Früchte haben. Präsident Lula will neue Naturschutzgebiete ausweisen Die Urwaldbewohner ernähren sich als Selbstversorger von Maniokanbau und Fischerei Daniela und Tais sind extra aus Rio Grande do Sul, dem südlichsten Bundesstaat Brasiliens, in die Hauptstadt gekommen, um heute Morgen mit anderen Indigenen vor dem Gerichtsgebäude zu demonstrieren. »Wir wollen gegen ein umstrittenes Gesetz vorgehen«, sagt die 42-jährige Daniela vom Volk der Kaingang, einem der fünf größten indigenen Gruppen des Landes. »Dieses erlaubt uns nur, ein enteignetes Gebiet zurückzufordern, wenn wir beweisen können, dass wir es bereits vor Inkrafttreten der brasilianischen Verfassung im Jahr 1988 bewohnt haben«. Dann am Nachmittag steht es fest: Die Demo war erfolgreich! Das Verfassungsgericht beschloss die Unwirksamkeit dieses Gesetzes – zum Leidwesen der Agrarlobby. Doch im Amazonas sind es genau die Gebiete der Indigenen, die die Abholzung des Regenwalds stoppen. Erst im Juni 2023 hatte Präsident Lula einen umfassenden Plan zum Schutz des Amazonas-Regenwaldes vorgelegt. Darin sind ein Rückverfolgungssystem für Holz geplant und neue Naturschutzgebiete in der Größe von 30.000 Quadratkilometern bis zum Jahr 2027. Der Amazonas-Regenwald ist ein Kosmos für sich. Ausgangspunkt ist die ehemals reiche Kautschuk-Stadt Manaus. Wer hierher will, fliegt oder kommt per Boot, denn eine Straße gibt es nicht. Auf den Flüssen Rio Negro und Amazonas geht es hinein in den Urwald. Nach eineinhalb Stunden Fahrt in einem Casco, einem schmalen Holzboot, ist man angekommen in einer fremden Welt, wo es außer Dschungel und Wasser nichts mehr zu geben scheint. Wo die wenigen Bewohner sich als Selbstversorger von Maniokanbau und Fischerei ernähren. Wo Mammutbäume und großblütiger Kakao aus dem Urwald hervorstechen. Wo farbenprächtige Tukane auf Bäumen und Babykaimane im Wasser lauern, tropische Riesenarmeisen mit ihrem Giftstich drohen und Gürteltiere Löcher in den Boden graben. Eine einmalige, schützenswerte Welt. PERFEKT GEPLANT MIT Ob Hotel, Flug, Mietwagen oder Pauschalreise. Wir weisen Ihnen den Weg zum günstigsten Anbieter. www.reise-preise.de/brasilien Fotos: John Michaels, Danita Delimont / Alamy Stock Photo 1-2024 REISE-PREISE.de 13

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