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2012-3 REISE und PREISE

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BRASILIEN DIE REPORTAGE

BRASILIEN DIE REPORTAGE Diamanten Wie stehen eigentlich unsere Chancen,hier Diamanten zu finden?«, fragt Paulo aus Buenos Aires. »Sie liegen überall am Wegrand verstreut. Du musst nur genau hinsehen!«, sagt Eric, der Guide, bedeutungsvoll. Mehr als 400 Kilometer westlich von Salvador, im staubtrockenen Hinterland des Bundesstaates Bahia, erstreckt sich eine grüne Tafelberglandschaft: die Chapada Diamantina. Mit ihren unzähligen Wasserfällen, unterirdischen Flussläufen, Höhlen, bizarren Sandsteinformationen und Sumpflandschaften zählt sie zu den spektakulärsten Naturparadiesen Südamerikas. Über 60 Orchideenarten, Kaimane und vereinzelt Pumas finden sich hier. 1985 wurden weite Teile des Gebiets, das etwa so groß ist wie Baden-Württemberg, unter Naturschutz gestellt. Nur ganz entfernt ist das Rauschen eines Flusses wahrnehmbar. Der schmale Pfad schlängelt sich durch mannshohes Buschwerk bergab. Entlang ausgedehnter Galeriewälder geht es hinunter ins Flussbett. Der bunt zusammengewürfelte Trupp aus Brasilianern, Deutschen und Argentiniern ist unterwegs zu einem der schönsten Wasserfälle der Region, zum Cachoeira do Sossego.Der Weg verliert sich im felsigen Flusslauf. Eric springt von Stein zu Stein über die Wildwasser hinweg. Nach einer Stunde Fußmarsch durch das steinige Flussbett öffnet sich der Canyon plötzlich wie ein Vorhang und gibt den Blick frei auf ein atemberaubendes, steinernes Halbrund: Aus rund 35 Metern Höhe donnern gewaltige Wassermassen in einen riesigen Felsenpool.»Du wolltest Diamanten finden«, sagt Eric zu dem Argentinier. »Sieh, die Chapada ist voll davon.« 104 REISE & PREISE 3/2012

Schickgemachtes Damen-Quartett im Pelourinho, der zentralen Altstadt von Salvador da Bahia (links). Blick auf Praia da Pipa, einen der attraktivsten Badeorte im Nordosten (oben). Die Chapada Diamantina (Panoramabild unten) ist eine fantastische Tafelberglandschaft, Autos müssen hier auch schon mal per Fähre übersetzen (rechts) Auf den Spuren der Glücksritter Ächzend windet sich der Wagen die alte Piste hinauf. An manchen Stellen ist das Kopfsteinpflaster auf der 150 Jahre alten Pass-Straße so unbehauen, dass der Offroader nur im Schritttempo vorankommt. Adilson, der Fahrer, muss das Lenkrad immer wieder herumreißen, um mit der Ölwanne nicht aufzusetzen. Am Ende dauert die sieben Kilometer lange Fahrt über eine Stunde. Es geht nach Xique-Xique, in die alte Ruinenstadt der Garimpeiros, der Diamantenschürfer. Die Brasilianer nennen sie auch das Machu Picchu Bahias. Als um 1840 die ersten Diamanten in der Chapada gefunden wurden, entwickelte sich ein bedeutendes Zentrum der Diamantenschürfer, das zeitweise mehr als 9.000 Einwohner hatte. Aus den Abraumhalden bauten sich die Garimpeiros Steinhäuser, deren Überreste noch heute von einer dramatischen Epoche zeugen. Ein steter Wind pfeift über die Hochebene und kühlt die Luft auf ein erträgliches Maß herunter. Nur wenige Touristen finden den Weg nach Xigue-Xigue – zu entlegen, zu schwer zu erreichen. Dabei ist die mystisch anmutende Ruinenstadt ein echter Geheimtipp für Hobbyentdecker. Der Pfad durch sie hindurch führt kontinuierlich bergab. In der Ferne fließt der Río Paraguaçu. »Als die ersten Diamanten gefunden wurden, sprach sich das herum wie ein Lauffeuer«, erklärt Adilson. »Aus allen Teilen des Landes kamen die Glücksritter und Abenteurer nach Xigue-Xigue.« Dann setzte der große Kahlschlag ein. Der atlantische Regenwald wurde abgefackelt. Auf der Suche nach REISE & PREISE 3/2012 105

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