GRIECHENLAND KYKLADEN Für eine Liebe auf den ersten Blick ist Mílos vielleicht zu spröde. Doch die Kykladeninsel, bis heute ein Geheimtipp, beeindruckt mit einer kargen, wilden Schönheit, malerischen Fischerorten und über 70 Stränden. VON SASCHA RETTIG MÍLOS WIE VON EINEM ANDEREN PLANETEN Anno 1820 wurde sie hier auf einem Acker gefunden: die Venus oder, wie sie die Griechen nennen, die Aphrodite von Milo. Im archäologischen Museum der Insel ist allerdings nur eine Kopie zu sehen – das Original wurde praktisch direkt vom Feld nach Paris verkauft und steht seither im Louvre. Man kann trotzdem viel entdecken. Mílos ist eine angenehm entspannte Kykladeninsel – mit einer herben vulkanischen Landschaft, einer beachtlichen Strandauswahl und ganz eigenem, manchmal etwas sprödem Charme. Überall trifft man auf unterschiedliche Gesteinsarten, mal sanft gerundet, mal aufgetürmt in Schichten oder bizarr verformt. Während Sarakíniko an eine weiße Mondlandschaft erinnert, fühlt man sich am Kap Váni mit seinen dunkelroten Felsen ein wenig wie im Mittleren Westen der USA. Die Insel ist reich an Bodenschätzen, an ihre Bergbauvergangenheit erinnern ein Museum im Städtchen Adámas und zwei stillgelegte Minen. An einigen Stellen wird bis heute Tagebau betrieben, die 5.000 Inselbewohner sind daher nicht ausschließlich vom Tourismus abhängig. Die Form der Hauptinsel erinnert an einen Schmetterling: Zwei Flügel entstehen durch eine große, tief einschneidende Bucht. Das Leben konzentriert sich auf den östlichen Flügel. Touristisches Zentrum ist der Hafenort Adámas in der großen Bucht, wo auch die Fähren anlegen. Hier gibt es die meisten Tavernen, Cafés und Geschäfte, zahlreiche Unterkünfte unterschiedlicher Kategorien, dazu ein paar kleine Museen. Fährt man von Adámas gen Norden, kommt man über Tripití mit seinen hübschen alten Mühlen. Einen Besuch wert sind das nahe gelegene Amphitherater und die frühchristlichen Katakomben. Weiter führt der Weg nach Pláka. Die Insel-Hauptstadt ist ein Kykladenort wie aus dem Bilderbuch, weiß getünchte Häuschen mit blauen Fenstern und Türen ziehen sich in einem Gassenlabyrinth einen Hang hinauf. Von der hoch gelegenen Kirche bietet sich ein weiter Blick übers Meer – herrlich zum Sonnenuntergang! An der Nordküste liegt Pollónia. Zwar geht es hier ruhiger zu als in Adámas, doch gibt es in dem einstigen Fischerdorf mittlerweile zahlreiche Hotels und private Apartments. Rund um die hübsche Hafenpromenade mit ihren familiären Lokalen und (Fisch-) Tavernen konnte der Ort sich einiges von seinem ursprünglichen Charme bewahren. Fotogen sind die hübschen bunten Bootsgaragen in den netten kleinen Örtchen Mandrákia und Firopótamos an der Nordküste und Klíma bei Tripití. Strandliebhaber finden im Norden und an der breiten Südküste die meisten und beliebtesten Strände, viele davon mit feinem Sand. Einige schöne Strände hat auch der wilde, äußerst dünn besiedelte Westflügel zu bieten. Wer die Anreise über abenteuerliche Schotterpisten in Kauf nimmt, hat gute Chancen, einen Sand- oder Kieselstrand in einer abgelegenen Bucht ganz für sich zu haben. Nette Apartments und herzhafte Kost Auf Milos gibt es vornehmlich einfache Studios und Apartments. Studios mit Veranda und Strandblick hat »En Milo« in Pollónia (Tel. 0030- 22870-41008, www.en-milo.gr, Studio ab € 35). Das »Dionysis Hotel« im Zentrum von Adámas hat sieben Studios (Tel. 0030-22870- 22117,www.dionisishotel-Milos.com, Studio ab € 30). Vom familiär geführten, ruhig gelegenen »Aeolis Hotel« sind es zu Fuß nur wenige Minuten ins Zentrum von Adámas (Tel. 0030-22870- 23985, www.aeolis-hotel.com, EZ/DZ mit Balkon € 35–106). Wer etwas Besonderes sucht: In der alten Mühle etwas außerhalb von Tripití ist heute auf drei Ebenen das moderne Apartment »Mylos Greece« untergebracht, ideal für Familien (Tel. 0030-22870-22147, www.mylosgreece. com, für 4–5 Pers. ab € 160). Das idyllisch gelegene, strandnahe »Psaravolada« in Agía Kiriakí im Süden begeistert mit einer sehr hilfsbereiten Gastgeberin und dem freien Blick aufs Meer (Tel. 0030-22870-31050, www.psaravolada.gr, EZ/DZ € 60–155). Auf Mílos isst man herzhaft. Im »Armenaki« in Pollónia werden Dutzende von Weinen und ähnlich viele Fischgerichte angeboten, darunter Saganaki, in Tomatensoße, Feta und Rotwein gekochte Garnelen (€ 12,50), und Oktopus, traditionell eingelegt in Essig (€ 9,50). In Zefira, einem Dorf im Inselinnern, kocht Mama Sofia im »To Petrino« gehobene Hausmannskost: Das zarte Lammgericht Prassotigania (€ 8) erhält durch etwas Chili eine angenehme Schärfe und die Lacanodolmades– Kohlrouladen mit Reis und Hackfleisch gefüllt (€ 8,50) – kommen mit einer cremigen Zitrussoße auf den Tisch. 110 REISE & PREISE 3-2013
Vom Seewind gezeichnet: Küstenlandschaft an der Südküste beim Strand Firiplaka Kein Schatten weit und breit, dennoch wunderschön: Felsbucht Sarakíniko Die besten Strände SARAKÍNIKO Eine Augenweide: Imposante, von Wind und Wasser glattgeschliffene, weiße Felsen rahmen einen kleinen Sandstrand ein. ADÁMAS Der Ortsstrand liegt ein paar hundert Meter außerhalb nach Süden. Mit ein bisschen Glück entdeckt man eine der heißen Quellen, die im Meer sprudeln. PROVATÁS Ein langer Sandstrand in einer großen Bucht, gut geeignet für Familien. Wie alle Strände an der Südseite geschützt vor den immer mal wieder auftretenden Nordwinden. Im Sommer einige Tavernen in Laufweite. AGIOS IOÁNNIS Vor einem Kloster führt ein etwas abenteuerlicher Schotterweg hinunter in die feinsandige, schattenlose, flache Bucht. Selbst in der Hochsaison sehr ruhig. ACHIVADÓLIMNI Kilometerlang und flach abfallend, teilweise geschützt von hohen Felsen. Schattenspendende Bäume. AGATHÍA Einsame, feinsandige Bucht, flach abfallend. Ägäis-Romantik in Reinform: Blick über die Kirche von Pláka auf das Meer »Nachtleben« in den Gassen von Pláka (links). Ziel für Bootsausflüge: die Felsnadeln von Kléftiko Tolle Ausflugstipps für zwischendurch WANDERN: Nicht nur für Hobby-Geologen interessant sind die »Miloterranean Walks«, sechs Routen quer über die Insel (www.miloterranean.gr). Highlights: Der Trip zu den Ruinen der Minen am Kap Váni. Von bizarrer Schönheit und noch deutlich besser erhalten sind die Überreste der Schwefel-Minen in Thiorichía. BOOTSAUSFLUG: Die Felsen von Kléftiko und die Höhlenbucht von Sykiá sind nicht bzw. nur schwer auf dem Landweg zu erreichen. Schon allein deshalb lohnt eine Inselumrundung mit dem Boot (Tagestour € 50). INFO MÍLOS ANREISE Flug nach Athen (von diversen deutschen Flughäfen mit Lufthansa, Germanwings, Easyjet und Swiss, in der Nebensaison für € 200–300). Weiter nach Mílos geht’s per Flugzeug (Olympic Air, ab € 121 return) oder per Fähre: vom Airport mit dem Bus nach Piräus (1,5 Std., € 4), dort steigt man um auf die Fähre (€ 61 return). KOST & LOGIS Viele Familien bieten Zimmer an (DZ ab € 35), dazu gibt es zahlreiche kleine, meist familiär geführte Hotels mit Zimmern, Studios und Apartments. In den Tavernen und Restaurants gibt es griechische Klassiker wie Tzatziki (€ 2), Bauernsalat (€ 5), Souvlaki (ab € 2,20), Moussaka (€ 6), gebratenen Oktopus NEBENKOSTEN Was kostet Mílos? Preise pro DZ einfach € 35–50 mittel € 40–65 gehoben € 70–120 (€ 6,50) oder Fisch (€ 25–50/kg). Zu den Inselspezialitäten gehören Pitarakia, kleine frittierte Käsehappen (€ 4) und Koufetto aus weißem Kürbis und Honig (€ 3), das als Nachspeise bestens zu griechischem Joghurt passt. AUF DER INSEL UNTERWEGS Airporttransfer: Taxi nach Adámas € 9. Wer seine Unterkunft vorab bucht, wird z. T. auch kostenlos von Flughafen oder Fähre abgeholt. Taxi: Die Fahrt von Adámas nach Pollónia kostet € 12. Mietwagen: ist für Inselerkundungen unumgänglich. Stationen am Airport, in Adámas und Pollónia hat Milosrent (www.milosrent.gr). Ein Kleinwagen kostet ab € 31/Tag bzw. € 181/Woche. Frühstück ab € 5 Snack € 1,50–4 Hauptspeise ab € 7 Achtung: Nicht jeder Vermieter erlaubt mit allen Fahrzeugen das Befahren des Westteils mit seinen Schotterpisten. Softdrink € 1,50 Bier € 2,5 Karaffe Wein (0,5 l) € 4 REISEFÜHRER »Kykladen«, Michael Müller Verlag 2012, € 24,90 Mindestausgaben bei einfachen bis mittleren Ansprüchen inkl. ½ Doppelzimmer Tagesetat € 60 Mietwagen ab € 20/Tag Taxitransfer (Airport–Adámas) € 9 Bus (Adámas–Pollónia) € 1,60 Fotos: Municipality of Milos/Stathis Stathakis/P. Giocoso REISE & PREISE 3-2013 111
