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2018-4 REISE und PREISE

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SRI LANKA DIE REPORTAGE

SRI LANKA DIE REPORTAGE Pilger vor der Dagoba von Nagadipa auf der Insel Nainativu, einem der wichtigsten Heiligtümer des Buddhismus (links). Der Nationalpark Kumana (Yala East) Fotos: Alamy Stockphoto/J. Pie/Graham Prentice, Shutterstock/Denise Costille/Thomas Wyness, iStock.com/Bruno_il_segretario Lippenbären sind zahlreich auf Sri Lanka Auf Safari in Sri Lanka Im Yala-Nationalpark, dem beliebtesten Tierreservat Sri Lankas, stehen oft ganze Jeepkarawanen vor den Elefanten im Stau – im Norden und Osten dagegen gibt es menschenleere und dennoch tierreiche Parks zu entdecken. Wilpattu, der mit 1.317 qkm größte Nationalpark des Landes, ist berühmt für seine 40 Leoparden und eine beeindruckende Zahl an Lippenbären. Im Herzen des Gal-Oya-Nationalparks zwischen Batticaloa und Arugam Bay liegt ein Stausee, auf dem man per Boot auf Safari geht. Lahugala, der kleinste Nationalpark Sri Lankas, liegt nordwestlich von Arugam Bay und ist bekannt für große Elefantenherden, die man vor allem in den Sommermonaten beobachten kann. Wasservögel wie Pelikane, Purpurreiher, Sunda-Marabu-Störche, Seeadler, Fischadler und Eisvögel flattern garantiert vor die Kameralinse. Der Kumana-Nationalpark (Yala East) schließlich, südlich von Arugam Bay, ist die Fortsetzung des berühmten Yala- Parks und nur von der Ostküste aus zu erreichen. Im dichten Buschland, durchsetzt mit Lagunen, finden Axis-Hirsche, Goldschakale, Wasserbüffel, Sumpfkrokodile und jede Menge Wasservögel Schutz. während des Kriegs. Doch die Göttertürme der kriegszerstörten Tempel wachsen nach und nach wieder in den Himmel. Nach Nainativu nehme ich das Boot, auf dem sich weiß gekleidete buddhistische Pilger und buntgewandete tamilische Gläubige mischen. Lakshita und seine Familie sind Buddhisten mit Wohnsitz in Kandy, der Stadt des »heiligen Zahns«. Nainativu stand auf ihrer Liste der Pilgerziele schon lange ganz weit oben – schließlich hat Buddha persönlich bei seinem zweiten Besuch auf Sri Lanka auf der kleinen Insel missioniert. Daran erinnert das Heiligtum Nagadipa Raja Maha Vihara mit seiner schneeweißen Dagoba und einem uralten Bodhibaum. Eine Gruppe älterer Damen strömt mit Lotusblüten in den Händen dem Heiligtum entgegen, Lakshita und seine Familie haben Gaben für die Mönche des angegliederten Klosters dabei. Eine Gruppe von Studenten dokumentiert mit Selfies die Wallfahrt. Ein Pilgerziel für Hindus – der bonbonfarbene Hindutempel Naga Pooshani Amman Kovil – liegt 200 Meter weiter. Hierher strömen Schwangere und Familien mit Babys, denn Göttin Minakshi wacht über den Nachwuchs. Auf der verschlafenen Insel Karaitivu schließlich liegt einer der schönsten Strände des Nordens: der Casuarina Beach, benannt nach den Schatten spendenden Kasuarinen, die den kilometerlangen, flach abfallenden Strand säumen. Hierher kommen vornehmlich Einheimische. Im Sand sonnen sich heute ganze drei Traveller – beschützt von der Armee. Zum Strandparadies ist es wohl noch ein weiter Weg. Über den Elefantenpass gen Süden Auf dem Weg an die Ostküste passiere ich den Elefantenpass, einen Damm, der die Jaffna- Halbinsel mit dem Rest der Insel verbindet – im Bürgerkrieg wegen seiner strategischen Bedeutung heiß umkämpft. Seit Ende des Krieges verherrlicht ein monumentales Denkmal die Siege der Regierungstruppen. Eine sehr einseitige Geschichtsschreibung, findet Girishan, Hochschullehrer aus Jaffna. »Solange die Regierung Schwarz-Weiß-Malerei betreibt, geht der Krieg in den Köpfen weiter.« Er erzählt vom Massaker von Mullaitivu, einem Strand im Osten – in den letzten Kriegswochen von der Regierung zur Schutzzone erklärt. Hier sammelten sich Zehntausende tamilische Zivilisten. Laut Schätzungen der Vereinten Nationen fanden 40.000 Menschen durch Bomben der Armee, durch Krankheit oder Hunger den Tod. »Ein unnötiges Massaker an Unschuldigen nach Ende des Krieges – und die Regierung weigert sich, die Verantwortlichen zur Rechenschaft zu ziehen.« Girishan ist aufgewühlt. Ranil, sein Cousin aus Melbourne, ist auf Familienbesuch in der alten Heimat, die er nur aus Kindertagen kennt. Die Eltern hatten Geld und Glück, sie fanden in Australien eine sichere Existenz. Kann er sich eine Rückkehr nach Sri Lanka vorstellen? »Nein, aber ich bin so froh, dass ich meinen Kindern endlich ihre Wurzeln zeigen kann.« Ranil fährt weiter zum Baden nach Trincomalee, so wie ich. ➔ 42 REISE & PREISE 4-2018

ist ein Paradies für Wasservögel, aber auch Krododile und Leoparden sind dort heimisch (Mitte, rechts) Trincomalee, die Perle des Ostens Der Osten des Landes ist tropengrün. Grün wie die fruchtbaren Reisfelder und die Kokosplantagen, die entlang der Küste für reiche Ernten sorgen. Und grün wie die Hoffnung auf den Aufschwung. Schließlich soll der Tourismus nach düsteren Zeiten wieder Wohlstand in die Region bringen. Trincomalee, zärtlich Trinco genannt, ist eine verschlafene Kleinstadt an der Ostküste. Häuser, Hafen und das monumentale Fort erinnern an die Kolonialzeit. Zum Sonnenuntergang treffen sich viele Familien in der Dutch Bay. Die Kinder baden, die Erwachsenen plaudern. Väter lassen Drachen steigen, man steht beim Eismann und beim Luftballonverkäufer Schlange. Kinder, die im Frieden aufwachsen, der auch ihren Eltern gut bekommt. Eine kleine Tropenidylle. Von Trincos Stränden schwärmten schon die Traveller der ersten Stunde, die sich hier bereits Ende der 1970er-Jahre sonnten. Nachdem die Waffen schwie- Am Casuarina Beach auf Karaitivu sind die Einheimischen noch unter sich gen, rüsteten sich Sri Lankas schönste Strände fürs Comeback. Goldgräberstimmung lockte nach Kriegsende sehr bald Investoren aus Columbo an, doch der ganz große Boom blieb aus. Uppuveli Beach, der Hausstrand von Trinco, ist breit, weißsandig und noch erstaunlich wenig erschlossen. Zu weit ist es den westlichen Besuchern vom Flughafen Colombo nach Trincomalee. Dafür strömen Auslandstamilen wie Ranil, die ihren Kindern die Heimat zeigen möchten, an die Strände des Ostens. Mit australischen oder kanadischen Dollars können sie sich die schicken Hotels am Strand leisten. Doch richtig voll wird es nur an den Wochenenden – dann gehört der Strand Besuchern aus allen Teilen der Insel, die mit Bussen anreisen. Ausgelassen ist die Stimmung beim Picknick am Strand und beim Bad im Ozean – die Frauen keusch im Sari, während die Männer mit ihren Smartphones auf Europäerinnen im Bikini zielen. Arugam Bay, das Paradies für Surfer Ich fahre die Ostküste entlang in den Süden bis ins Surfermekka Arugam Bay. Der kleine Ort mit den hohen Wellen boomt tatsächlich. Wenn auch noch in bescheidenen Dimensionen. Schon frühmorgens sind die Surfer unterwegs, die hier perfekte Wellen finden – das Brett lässig unter den Arm geklemmt. Noch teilt man sich den Strand mit den Fischern, deren Boote die Flut gerade vollbeladen an den Strand spült. Und mit den Kühen, die die Besucher neugierig beäugen. Doch es gibt mehr als Strand und Wellen im tiefen Osten Sri Lankas zu entdecken: Wer im Spätnachmittagslicht durch die Lagunen in der Umgebung schippert, kann neben einer bunten Vogelwelt auch Krokodile und Elefanten beobachten. Und einige der spektakulärsten Nationalparks wie den Kumana (auch Yala East genannt) kann man auf einem Tagesausflug erkunden. Man ahnt, dass es nur eine Frage der Zeit ist, bis Big Business in der Arugam Bay die Hippie- Vibes vertreibt. INFO Sri Lanka auf Seite 44 REISE & PREISE 4-2018 43

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