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2021-2 REISE und PREISE

INDONESIEN

INDONESIEN ANAMBAS-INSELN UNSER AUTOR INFORMIERT Die schönsten Spots zum Abtauchen Maske auf, Flossen an, rein ins Meer: Wer die Unterwasserwelt im Anambas-Archipel erkunden will, kann meist einfach vom Strand aus losschwimmen. Die fünf besten Spots zum Schorcheln und Tauchen erreicht man aber nur per Boot. »GARDEN OF EDEN«: Der Name ist Programm. Das schönste Riff der Region bietet eine schier unermessliche Korallenvielfalt. Im wuchernden Unterwassergarten tummeln sich auch viele Fische, die Population ist hier besonders artenreich. DURAI ISLAND: Die abgelegene Insel steht unter Naturschutz, denn dort legen Meeresschildkröten ihre Eier ab. An Land und im Wasser sieht man Echte Karettschildkröten, Grüne Meeresschildkröten und sogar Lederschildkröten. Abtauchen in die Unterwasserwelt lohnt sich. Im Bild: eine Grüne Meeresschildkröte Batu Losok: Unter Wasser türmen sich mächtige Granitfelsen auf, an denen sich viele bunte Korallen angesiedelt haben – ein besonderes Ökosystem. Pahat Island: Rund um die Insel fühlen sich besonders viele große Fische wohl. Mit etwas Glück erlebt man als Taucher hier deswegen Schulen von Barrakudas und schwimmt mit Schwärmen von Dickkopf-Makrelen um die Wette. Telibang Island: Gorgonien sind Korallen, die sich im Wasser wie ein Fächer bewegen. Hier wachsen klitzekleine Exemplare, aber auch wahre Giganten. Unterwegs mit dem Experten: Dive Master Axel Ang vom »Tenggilling Resort« organisiert Tauch- und Schnorcheltouren (US$ 130/Pers. für zwei Tauchgänge inkl. Ausrüstung, 0062-81285988886, www.tenggiling.com). REISE-PREISE.DE Suchen Sie eine schöne Unterkunft, die bis kurz vor Abreise stornierbar ist? REISE-PREISE.de/Hotels Aufgewachsen ist Dhany, Ende 50, am anderen Ende Indonesiens auf Sumatra. Er hat in Sydney im Catering gearbeitet, besuchte dann mit seiner damaligen Frau den Anambas-Archipel, blieb dort am Ende hängen. Auf der unbewohnten Insel Nongkat, wo eine flache Lagune hinter mächtigen Granitfelsen Schutz bietet vor dem schweren Seegang zur Zeit des Nordostmonsuns, baute er am Strand erst ein Haus für die Familie. Dann ein Cottage für Freunde. Und noch eines. Irgendwie muss man sich ja beschäftigen. Am Anfang leisteten ihm nur die Weltumsegler Gesellschaft in seiner Beach Bar. Die ist in der Szene bekannt, obwohl die Yachties ihre Bierdosen bis heute selbst mitbringen müssen. Inzwischen kommen ab und an aber auch normale Gäste an. »Schuhe sind hier unnötig, die könnt ihr gleich wegpacken«, sagt ihnen Dhany dann zur Begrüßung. »WhatsApp und Instagram braucht es auch nicht.« Wer es heimlich trotzdem versucht, stellt fest, dass das Handy-Netz viel zu schwach ist, um Nachrichten zu verschicken. Für Touristen aus dem Westen sind die abgelegenen Inseln absolutes Neuland Dabei gäbe es den Daheimgebliebenen viel zu erzählen. Vom Ausflug zur Moon Rock Bay zum Beispiel: 3° 14.897’ Nord 106° 26.767’ Ost sind die Koordinaten des besten Ankerplatzes zwischen den Inseln Pulau Sama und Pulau Sagu Dampar. Baden, Schwimmen, Schnorcheln steht auf dem Programm – und dann eine schweißtreibende Klettertour auf einen Felsvorsprung, um das türkisgrün leuchtende Wasser mit den Korallenbänken aus der Vogelperspektive zu sehen. Zurück in Nongkat entdeckt man am Strand ein Schild: Berlin 9.879 Kilometer. Klingt nach viel. Und doch fühlt man sich noch weiter weg vom Rest der Welt. Schließlich ist der Anambas-Archipel auf der touristischen Landkarte noch nicht verzeichnet. Auch auf Google Maps muss man viel hin- und herzoomen, um die Inseln in der Weite des Südchinesischen Meeres zu entdecken – die über 46.000 Quadratkilometer der Anambas Islands Regency bestehen eben zu exakt 98,65 Prozent aus Wasser. Das versteckte Paradies Indonesiens liegt etwa auf halber Strecke zwischen Singapur und Borneo: Als seien es im Ozean treibende Kokosnüsse, erheben sich dort 255 Inseln aus dem Tiefblau des Meeres. 50.000 Menschen leben hier, die meisten bis heute vom Fischfang. Nur wenige profitieren von der Gas- und Ölförderung auf den Bohrinseln, die irgendwo hinterm Horizont liegen. Aktuell sind es nur lokale Touristen aus Jakarta und anderen Millionenstädten, die von den Hauptinseln Matak, Siantan und Jemaja zum Island Hopping starten. Wer ihnen folgt, ist hingerissen von der ursprünglichen Schönheit des Archipels. Badespaß auf den Anambas. Das Meer um die Insel Siantan Island: geschäftiger Hafenort, rauschende Wasserfälle, tropischer Regenwald In Tarempa, dem geschäftigen Hauptort der Anambas-Inseln, nimmt einen Axel Ang unter seine Fittiche. Von seinen Eltern, die Anfang der 90er Jahre in einem China-Restaurant in Deutschland gearbeitet haben (»Elmshorn! Peking Ente Palace!«) und nun das einfache »Sakura Hotel« betreiben, hat der 26-Jährige den Sinn für gutes Essen geerbt. So geht es Abend für Abend in einen anderen Warung an der Hafenpromenade, damit man nicht immer nur Mie Tarempa bestellt. Wobei eigentlich nichts dagegen spräche, das zu tun, denn das Fischgericht mit selbst gemachten Nudeln schmeckt überall gut. Dass keine Reste in die Küche zurückgehen, liegt aber auch am Tagesprogramm – Faulenzen steht erst mal nicht auf der Agenda. Denn die Insel Siantan ist dicht bewaldet und so gebirgig, dass hier nach der Regenzeit viele Quellen sprudeln. Die formen dann gewaltige Wasserfälle: Besonders imposant ist der Temburun-Wasserfall, wo das Nass in sieben Kaskaden 250 Meter überwindet. Ganz unten kann man dann zur Abwechslung auch im Meer baden. Noch mehr Abenteuer und Abwechslung verspricht eine 15 Kilometer lange Mopedtour über die Insel bis zum Dorf Genting, wo in den Mangroven noch Krokodile leben sollen. Wer entlang des Flusses über große Kiesel den Berg hinaufkraxelt, trifft auch hier auf einen wenig besuchten, bislang noch namenlosen Wasserfall. Jemaja Island: wunderbare Strände und ein Stelzendorf Auf der Nachbarinsel Jemaja geht es dann mit Rijal Seprijal auf Tour. Erst aber steht ein Strandtag am Pantai Padang auf dem Plan – der ist nicht nur viele hundert Meter breit, sondern auch etwa acht Kilometer lang. Zum Sonnenuntergang geht es dann in den Westen. »Das Dorf Atap ist für den Maskentanz Gobang und den Kampfsport Silat bekannt«, erzählt der lokale Guide. Bald soll es regelmäßig Vorführungen geben, denn 10 REISE-PREISE.de 2-2021

Jemaja hat hervorragende Schnorchelspots (links). Schattiges, bequemes Plätzchen am Strand für Gäste des »Bawah Reserve« (rechts) das dank bunt bemalter Stelzenhäuser auch als »Rainbow Village« bekannte Dorf setzt nicht mehr nur auf Fischerei, sondern auch auf Tourismus. Übernachten können die Besucher im Homestay mit Familienanschluss. Vier Spots zum Schnorcheln liegen gleich um die Ecke – hier wird jetzt angeblich nur noch per Handleinen geangelt und nicht mehr mit Netzen gefischt. Halten die Fischer das durch, wäre das ganz im Sinne der Meeresbiologen Fadli Jaka und Dennis Kurniawan. Die beiden arbeiten für die Anambas Foundation, eine Stiftung, die sich die nachhaltige Entwicklung des Archipels auf die Fahnen geschrieben hat. »Auch wenn das verboten ist, nutzen manche Fischer weiterhin Dynamit oder vergiften die Riffe mit Zyanid«, erzählt Fadli Jaka. Dabei ist die Unterwasserwelt der Anambas-Inseln ein Hotspot der Artenvielfalt. Über 240 Fischarten haben die beiden Experten bereits dokumentiert und in der Lagune bei Bawah Island zehn künstliche Korallengärten angelegt, um zu erforschen, wie sich das Wachstum der Nesseltiere beschleunigen lässt. Die Korallenbleiche hat hier zwar noch nicht zugeschlagen, doch man wappnet sich für die Zukunft. Bawah Reserve: Indonesiens neue Barfuß-Insel Die jungen Meeresbiologen Fadli Jaka und Dennis Kurniawan arbeiten für den Schutz des Archipels (links). Inselerkundung auf Siantan (rechts) Markt in Letung auf der Insel Jemaja Das Bawah Reserve ist nämlich nicht nur ein exklusives Hideaway mit perfektem Service, das mit den schönsten Unterkünften der Malediven mithalten kann, weil der Sand hier so weiß ist und das Meer so türkis, dass man zu halluzinieren glaubt. Das über sechs Inseln verteilte Öko-Resort mit den Strandvillen und Überwasser-Bungalows, in das man per Wasserflugzeug einschwebt, ist zwar Indonesiens neueste In-Destination für Barfuß-Luxus, vor allem aber das Herzstück eines 1,2 Millionen Hektar großen Meeresschutzgebiets. Urwälder mit bis zu 2.000 Jahre alten Cycadeen-Palmfarmen an Land, Mangroven, Lagunen, Riffe, offenes Meer: Nicht einzelne Arten, sondern das ganze Ökosystem soll hier bewahrt werden. Damit die bislang nur von wenigen entdeckte Schatzkammer der Natur auch in Zukunft das Paradies bleibt, das es heute noch ist. INFO Anambas auf S. 12 Fischerboot vor Nongkat Island, einem kleinen Eiland mit nur einer Handvoll Cottages Fotos: Helge Bendl (11), Shutterstock/SergeUWPhoto 2-2021 REISE-PREISE.de 11

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