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2021-2 REISE und PREISE

KUBA

KUBA Kunden sollen sich sicher fühlen: kubanischer Chauffeur mit Mund-Nase- Schutz auf der Suche nach Touristen auf der Auf Kuba gibt es die besten Cocktails Als im Herbst die Coronazahlen sanken, öffnete die Karibikinsel wieder ihre Pforten für Touristen. Unser Autor lebt seit Jahren vor Ort. Im Winter 2021 erkundete er die Lage auf einer Tour von Havanna nach Trinidad. VON ANDREAS KNOBLOCH 64 REISE-PREISE.de 2-2021

Am traumhaften Playa Ancón bei Trinidad verlaufen sich die wenigen Besucher Musik wird auf Kuba noch mit der Hand gemacht - und das an jeder Ecke er hätte das gedacht! Mit wenigen Klicks ist das Busticket von Havanna nach Trinidad online gebucht und bezahlt. Wenig später haben wir das E-Ticket im E-Mail-Postfach. Wenn einem jemand vor zwei Jahren erzählt hätte, dass im Internet-Entwicklungsland Kuba problemlos Online-Buchungen möglich sein würden … Unsere Reise beginnt unter guten Vorzeichen. Der chinesische Yutong-Bus, den wir am nächsten Morgen im zentralen Busbahnhof am Plaza de la Revolución in Havanna noch etwas verschlafen besteigen, hat schon bessere Tage gesehen. Aber immerhin ist die Klimaanlage nicht bis zum Anschlag aufgedreht. So lässt es sich aushalten. Schmunzeln lässt uns der Spruch über der Fahrerkabine: »Wenn mein Wohlstand dich neidisch macht, mache es wie ich: ARBEITE!« Genau das aber haben wir nicht vor. Vielmehr wollen wir uns ein paar Tage Auszeit in Trinidad im Süden Kubas gönnen. Bei Abfahrt sind in etwa die Hälfte der Sitze belegt. Alle an Bord tragen Mund-Nasen-Masken, bei vielen »verrutschen« die allerdings bald unters Kinn. Unterwegs nehmen wir immer wieder Leute mit. Der Busfahrer verdient sich etwas dazu und hilft nebenbei, das Transportproblem auf der Insel zu lindern. Auf der fast leeren Autobahn kommen wir schnell voran. Am Horizont aufgereihte Palmen, strahlend blauer Himmel, kupferrote Erde, saftiges Grün. Nach einer kurzen Raucherpause mit überzuckertem Espresso und Pan con lechón, Spanferkel im Brot, geht es weiter, vorbei an Zuckerrohrfeldern, Kraftwerken und Solarparks. Auch Kuba bemüht sich um die Energiewende. Am Straßenrand grüßen die obligatorischen antiimperialistischen Plakate: Fidel, Che, Camilo, Hasta la victoria siempre. Der Zahn der Zeit nagt auch an ihnen. Pferdekutschen auf der Autobahn nach Trinidad Je weiter wir von Havanna wegkommen, desto mehr nimmt die ohnehin geringe Autodichte weiter ab und die Anzahl der Pferdefuhrwerke zu. Hier auf dem Land hat es niemand eilig. Auch unser Busfahrer nicht. Kurz vor Cienfuegos stoppen wir erneut. Er holt sich ein Eis. Wenig später rumpeln wir über Kopfsteinpflaster. Wir sind in Trinidad, dem kolonialen Schmuckstück, das 1514 von Diego Velázquez als dritte kubanische Siedlung gegründet und 1988 zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurde. Geduckte, bunt angemalte Häuser; die vielen Farben fallen sofort ins Auge. Das Haus von José & Fatima leuchtet schon von Weitem in kräftigem Grün. Wir beziehen ein sauber eingerichtetes Zimmer mit Mini-Terrasse zum Innenhof, in dem eine gewaltige Bougainvillea rosa blüht. Überhaupt blüht und sprießt es an allen Ecken und Enden. Wir fühlen uns sofort zu Hause. Dafür sorgen auch José und Fatima mit ihrer herzlichen Art. Die beiden wohnen im Erdgeschoss, im oberen Stockwerk vermieten sie mehrere Zimmer an Touristen. »In normalen Zeiten haben wir immer volles Haus«, erklärt José, der sein Casa Particular, wie Privatunterkünfte auf Kuba genannt werden, seit 23 Jahren als Familienbusiness betreibt. Das vergangene Jahr war auch für ihn hart. Nach den ersten bekannten Corona-Fällen Mitte März wurde das öffentliche Leben weitgehend heruntergefahren. Restaurants, Kinos, Theater, Schulen wurden geschlossen, der öffentliche Nahverkehr landesweit eingestellt; selbst private Taxis durften nicht mehr fahren. Anfang April schloss das Land seinen Luftraum. »Von März bis November hatten wir keine Gäste. Wir haben uns oben im zweiten Stock eingeschlossen und 2-2021 REISE-PREISE.de 65

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