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2021-2 REISE und PREISE

MADEIRA Câmara de Lobos

MADEIRA Câmara de Lobos an der Südküste ist das schönste Fischerdorf Madeiras Im Zauberbann Farben, überall Farben: das Grün der Berge, das Blau des Atlantiks, das Rostrot der Klippen. Zudem stürzt die Blumeninsel Madeira in einen bunten Blütenrausch aus Orchideen, Hibiskus, Hortensien, Paradiesvogelblumen. vON ANDREAS DROUVE Bemalte Türen machen eine Altstadtgasse von Funchal zur Gemäldegalerie Frisch und günstig: Obst und Gemüse auf dem Markt Ein Schrittchen. Noch eins. Und noch eins. Das Gefühl ist mulmig, der Nervenkitzel über den Klippen des Kaps Girão nichts für jedermann. In schwindelnder Höhe schiebt sich eine offene Glasplattform vor. Eine Tafel besagt: »Sie befinden sich 580 Meter über dem Meeresspiegel«. Der bange Blick fällt auf die Verankerungen in der Wand. Na ja, wird schon halten, denkt man sich. Unter den Schuhsohlen klafft das Nichts bis zum Küstenstreifen und einem Patchwork aus Feldparzellen. Ganz vorne am Geländer weiten sich Seele und Blicke. Der Atlantik ist in Sonnenglitzer getaucht, in der Ferne verlieren sich Schiffe im Blau. Die Brandung schickt ihr Grollen als Gruß nach oben. Kurzes Zwischenfazit: Man muss sich nur trauen und wird belohnt, was für eine gesamte Madeira-Reise in anhaltend komplizierten Zeiten gilt. Die aktuellen Recherchen in der Corona-Krise haben gezeigt: Inmitten von mildem Klima, Meerluft und Bergen fühlt man sich bestens aufgefangen; es haben ausreichend Hotels und Restaurants geöffnet. Für die Erkundungen empfiehlt sich ein Mietwagen. Madeira, die Blumeninsel, macht ihrem Namen alle Ehre – und das nicht nur in einer traumhaften Parkanlage wie Monte Palace oberhalb der Hauptstadt Funchal. Überall grünt und blüht es: Baumaloe und Hibiskus in Rot, Jacarandabäume in Purpur, Bougainvilleen in Lila, Paradiesvogelblumen in Orange-Blau. Die Fruchtbarkeit des Bodens ist sagenhaft. »Egal, was man hier pflanzt, es wächst alles üppiger als anderswo«, sagt Bergführer Fábio Castro, der Wanderer in den Höhenlagen durch Baumheide- und Lorbeerwälder bringt. In seinem Garten daheim an der Ostküste in Santa Cruz erntet er Mangos, Papayas und Bananen.

Spaziergang durch einen Bananenhain bei Fajã dos Padres Wunderschön und federleicht: Kolibri Blumen blühen überall, hier eine farbenprächtige Hortensienhecke am Straßenrand UNSER AUTOR EMPFIEHLT Im Schwebeflug zum Inselgarten Weit westlich von Funchal trägt die Seilbahn (€ 10 retour, tgl. 10–18 Uhr) in eine andere Welt: drei Minuten Schwebeflug hinab an die einsamen Tiefen der Südküste nach Fajã dos Padres. Dort gibt es weder Entspannte Atmosphäre im Zentrum von Funchal Ein schöner Ausflug führt mit der Seilbahn an den Fuß des Cabo Girão der Natur Straßen noch Autos, dafür einen Weg durch Gemüsegärtchen und Bananenplantagen zum Restaurant (Gemüsesuppe € 3, vegetarischer Hamburger € 11, gegrillter Fisch € 15; www.fajadospadres.com mit Formular für die Tischreservierung). Gleich unterhalb breitet sich der Steinstrand aus; bequemer ist die Mole, um sich ins Nass zu stürzen. Imposant sind von hier aus die Klippenmassen; Feigenkakteen klammern sich an die letzten Abstürze. Obgleich nur 742 qkm groß und damit deutlich kleiner als Rügen, darf man Madeiras Dimensionen nicht unterschätzen. Mal eben von einer Ecke der Insel zur andern zu fahren, das geht nicht – dem schieben kurvenreiche Straßen und die bis zu 1.862 m ansteigende Bergwelt ihre Riegel vor. Entdeckungspotenzial geben Wanderwege an alten Bewässerungskanälen entlang, idyllische Dörfer, Märkte und Restaurants, in denen sich die fangfrische Dorade ebenso kosten lässt wie der gehaltvolle Madeira-Likörwein. Wer einen Riesenstrand sucht, den es auf Madeira nicht gibt, nimmt die Fähre zur Nachbarinsel Porto Santo. FUNCHAL DREHKREUZ DER HOCHSEESEGLER Funchal ist das Drehkreuz, auch für Hochseesegler aus aller Welt. Ankömmlinge haben die Kaimauer mit kleinen Werken bepinselt – ein offenes Bilderbuch, das sich auch in der Rua de Santa Maria aufblättert: Dies ist die Straße der bemalten Türen, eine kostenlose Open-air-Kunstgalerie. Nahebei bringt die Seilbahn ins Gebirge nach Monte (€ 16 retour, www.madeiracablecar. com). Kaum zu glauben, auf welchen Felsabstürzen noch Anwesen sitzen. Endstation der Gondelfahrt ist beim tropischen Garten Monte Palace (€ 12,50, www.montepalace.com). Nett in Funchals City: die Promenade, die Gassen um die Kathedrale, der Park Santa Catarina. Süßliche Düfte umspülen im Madeirawein-Lager von Blandy’s (Führung mit Kostprobe € 10,50; Mo–Fr, Avenida Arriaga 28; www.blandyswinelodge.com). Genießer besuchen das Restaurant »Kampo«, das Schaukochen ohne Show zelebriert (Tunfischtartar € 7,50, Fisch des Tages € 14,90; Rua do Sabão 6, www.kampo.pt). Stilvoll über dem Hafen tafelt man im »Design Center Nini Andrade« (Degustationsmenü mit Wein € 55; 00351-291648780, www. niniandradesilva.com). Ein Erbe aus britischer Zeit: der Afternoon Tea mit Fingerfood und Meerblick von der Terrasse im »Reid‘s Palace Hotel« (€ 36; Estrada Monumental 139, www.belmond.com). Nett gebettet Funchal eignet sich gut als Basislager. Ein schickes kleines Designhotel im Zentrum ist das »Caju« (Rua da Carreira 112, 00351-291-009400, www.hotelcaju.com; EZ/DZ ab € 79/96 ÜF). Pauschal 1 Wo ab € 647 ÜF, TUI. Eine Oase in einem grünen Park ist die »Quinta da Casa Branca« (Rua da Casa Branca 5-7, 00351-291700770, www.quintacasabranca.com, EZ/DZ ab € 185 ÜF). Pauschal 1 Wo ab € 794 ÜF, byebye. DER WILDE NORDEN RUM UND FELSENFINGER Hochprozentig ist der Auftakt im Küstenort Porto da Cruz, wo der Ozean brutal an den Steinstrand rollt. Nahe der Klippen liegt die Rumfabrik Engenhos do Norte (00351-291742935, www.enge nhosdonorte.com). Für einen Liter Rum braucht es zwölf Kilo Zuckerrohr, erfährt man in der alten Produktionshalle (Eintritt frei). Direktverkauf im Shop: € 15 für das drei Jahre, € 25 für das sechs Jahre gereifte Feuerwasser. Wahrzeichen in Santana sind niedliche strohgedeckte Bauernhäuschen mit leuchtend roten Türen und blau umrandeten Fenstern; beim Rathaus stehen nachgebaute Exemplare und beherbergen Shops mit Kunsthandwerk und Gebäck (Zuckerrohrsirup-Kekse, Tütchen € 4). Freitag bis Sonntag steigt gegenüber ein kleiner Markt (Honig € 12/ kg, Mandarinen € 2,50/kg). Westwärts taucht man um São Vicente in Weinbaugebiete ein. Unter immensem Arbeitseinsatz entstehen ehrliche Tropfen. Verkostungen gleich neben Rebgärten im Landgut »Quinta do Barbusano« (€ 10; Di–So); das letzte Anfahrtstück 2-2021 REISE-PREISE.de 77

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