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2021-4 REISE und PREISE

USBEKISTAN Am Hügel des

USBEKISTAN Am Hügel des Afrasiab in Samarkand liegt die prachtvolle Nekropole Shohizinda DER ZAUBER DES ORIENTS 44 REISE-PREISE.de 4-2021

Jahrhundertealte Medresen, prächtige Minarette und wunderschöne Altstädte – Usbekistan hat einiges zu bieten. Längst hat sich das einst verschlossene Land dem Tourismus geöffnet und lädt ein in eine Welt aus Tausendundeiner Nacht. Im Kuppelbasar von Buchara wird Schmuck hergestellt Fotos: Martina Katz, Steve/ AdobeStock VON MARTINA KATZ Als ich Kind war, gab es in Buchara an jeder Ecke einen Basar. Dort herrschte Trubel, es wurde gefeilscht, die Leute tauschten Neuigkeiten aus«, sagt Zoirshoh Kilitchen. »Auf über sechs Quadratkilometern lagen fast hundert Stadtteiche, aus denen professionelle Träger das Wasser zu uns und den anderen Familien nach Hause schleppten. Sie mussten durch kurvige, enge Straßen und viele Sackgassen, die die Sandstürme stoppen sollten.« Der 64-jährige Usbeke mit den dunklen Haaren und buschigen Augenbrauen erinnert sich genau. Schließlich hat er Jahre später als landesweit bekannter Stadtarchitekt das Gesicht Bucharas maßgeblich beeinflusst. Heute ist Buchara eine 300.000-Einwohner-City inmitten der Kysylkum-Wüste. Während in der Neustadt zweigeschossige beigefarbene Gebäude die breiten Straßen säumen – oben Wohnungen, unten Geschäfte, Restaurants und Apotheken –, gelbe Taxis und weiße Chevrolets umherkurven und ab und zu mal ein Baum oder ein Sowjetbau steht, sucht die autofreie Altstadt ihresgleichen. 500 Jahre alte Basarkuppeln, wertvolle Kaufmannshäuser und zahlreiche Denkmäler, auch aus der Zeit, als Buchara bedeutender Halt an der legendären Seidenstraße war, sind längst ein UNESCO-Weltkulturerbe. »Zwar ist die Altstadt deutlich kleiner als damals und es gibt auch weniger Basare, aber wenn die Sowjetregierung im 20. Jh. ihre Schachbrettmuster-Planung komplett umgesetzt hätte, wären vielleicht nicht nur acht Stadttore verschwunden, sondern auch die Zitadelle«, sagt Kilitchen. Damit das Weltkulturerbe eins bleibt, regeln heute in den Hauptgassen Bauvorschriften die architektonischen Fantasien der Altstadtbewohner. »Einmal wollte eine Familie ihr Haus rosa streichen, weil ihnen ein Handwerker sagte, das sei cool. Da für die Nebengassen keine Bauvorschriften exis- tieren, hat sich dann der Wohnviertelvorstand eingeschaltet. Dabei können Alt und Neu richtig gut zusammenpassen.« Buchara: Zurück bis in die Zeit der Karawanen »Als ich Kind war, gab es in Buchara an jeder Ecke einen Basar« Kilitchen zeigt hinüber zu den Kuppelbasaren. Die Gebäude aus dem 16. Jh. schmiegen sich harmonisch in eine schicke neue Fußgängerzone. Noch immer fertigen hier Goldschmiede Zehen- und Nasenringe – eine beliebte Geldanlage der Usbeken. Auch Döppi, die viereckigen bestickten Männerkappen, werden verkauft. Alles ist sauber und aufgeräumt. Sitzbänke laden vor akkurat getrimmten Rasenflächen zum Verweilen ein. Alte Männer radeln auf und ab – mancher mit, mancher ohne Mund-Nasen-Schutz. Ein paar Schritte weiter in der Khodja Nurobod stehen sich die farbenprächtigen Portale der Medresen Ulug‘bek und Abdulaziz Khan gegenüber. Auf dem 47 Meter hohen Kalon- Minarett wies einst ein Leuchtfeuer den Karawanen den Weg. Doch die Einheimischen kennen ihr Stadt-Wahrzeichen auch anders: Bis zum Jahr 1840 seien verurteilte Verbrecher in Säcke geschnürt und vom Minarett gestoßen worden, erzählt Kilitchen. Besucherinnen vor der 1712 errichteten Bolo-Hovuz-Moschee in Buchara Er war Bucharas Stadtarchitekt: Zoirshoh Kilitchen Besuchermagnet aber ist die Bolo-Hovuz-Moschee. Deren prächtige Vorhalle tragen 20 handgeschnitzte Säulen aus Platane, Ulme und Walnuss. Drinnen wird gebetet, auf einem roten Teppich vor einer Kachelwand, die Episoden aus dem Koran darstellt. Samarkand: Legendäre Pilgerstadt an der Seidenstraße Religiöser geht es nur in Samarkand zu. Die drittgrößte Stadt Usbekistans bevölkern täglich Hunderte Pilger. Sie legen im Amir-Timur-Mausoleum eine Hand auf den Sarg des berühmt-berüchtigten Eroberers, der Samarkand im 14. Jh. zu dem orientalischen Juwel machte, das es noch heute ist. Sie lauschen der Stille auf dem stattlichen Registan-Platz, den jahrhundertealte Me- In der Fußgängerzone von Samarkand 4-2021 REISE-PREISE.de 45

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