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Rotary Magazin 03/2012

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Rotary Magazin 03/2012

THEME DU MOIS 18 Gemäss

THEME DU MOIS 18 Gemäss Caritas hat die soziale Herkunft einen entscheidenden Einfluss auf das Armutsrisiko. Denn Armut ist vererbbar. Kinder, die aus armen Verhältnissen stammen, tragen ein hohes Risiko, als Erwachsene immer noch oder wieder zu den Armen zu zählen. ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN MARS 2012

19 Der Armut begegnen Bruttosozialglück statt Bruttosozialprodukt? Armut rückt auch in Europa in greifbare Nähe. Die zunehmenden Finanzprobleme von immer weiteren europäischen Ländern verleihen dem Thema neue Brisanz. Wie wird Armut definiert? Wie wird geholfen und was können NGO’s wie Rotary bei ihrer Arbeit verbessern? Dazu ein paar erstaunliche Erkenntnisse aus Experimenten an Armen. Als in Griechenland die Regierung um Ministerpräsident Lucas Papademos auf Druck der europäischen Regierungschefs weitere Sparmassnahmen ankündigte, warnte gleichzeitig die griechisch-orthodoxe Kirche vor «unkontrollierbaren Zuständen» im Land. Die Zahl der Obdachlosen und der hungernden Menschen nehme die Dimensionen eines «Alptraums» an, so das Oberhaupt der griechisch-orthodoxen Kirche, Erzbischof Hieronymos II. Zuvor hatte die griechische Regierung mitgeteilt, an die durch das Sparpaket am härtesten betroffenen Schüler und Familien Athens Lebensmittelcoupons zu verteilen. Schulen hatten bereits über unterernährte Schüler berichtet und seit Beginn der Wirtschaftskrise haben fast 900 000 Menschen ihren Job verloren. Die Arbeitslosenquote Griechenlands liegt bei knapp 19 Prozent, Tendenz steigend. Allein in Athen gibt es 20 000 Obdachlose und die Armenhilfe der Kirche gibt wöchentlich 250 000 Mahlzeiten aus. Armut, ein brisantes Thema, kommt also in greifbare Nähe, auch in der Schweiz. «Neuer trauriger Rekord. Armut in der reichen Schweiz», so titelte der «Blick» seine Ausgabe vom 21. Januar. In der Schweiz sind mindestens eine Viertelmillion Kinder von Armut betroffen. Jacqueline Fehr, SP-Nationalrätin und Präsidentin von Kinderschutz Schweiz, fordert lichen Kennzahlen, noch Entwicklungsland ist. Dieser Satz sorgt im Westen bis heute für Aufsehen. deshalb Mindestlöhne und Erlichen gänzungsleistungen für bedürftige Familien mit Kindern. Die Caritas Schweiz hat ihre sozialpolitische Jahrestagung dem Thema «Arme Kinder» gewidmet und bereits 2010 eine Kampagne zur Halbierung der Armut innerhalb von zehn Jahren gestartet. Auch Bundesrat Didier Burkhalter forderte an seiner Eröffnungsrede zur ersten nationalen Armutskonferenz von Anfang Januar Ergänzungsleistungen für bedürftige Über subjektive Glücksgefühle lässt sich Armut jedenfalls nicht messen, da sind sich auch die Glücksforscher einig. Die Weltbank hingegen hat Armut nach Pro-Kopf-Einkommen definiert und die Caritas bezeichnet Personen, Familien und Gruppen dann als arm, wenn sie «über so geringe Mittel verfügen, dass sie von der Lebensweise ausgeschlossen sind, die in ihrer Gesellschaft als Minimum annehmbar ist». Familien. Vor allem die soziale Ausgrenzung und das Vererben von Relative und absolute Armut Armut habe für die betroffenen Kinder Allgemein wird Armut in der langfristig negative Konsequen- ten, wie Walter Schmid, Direktor der Hochschule Luzern und Präsident der Schweizerischen Konferenz für Schweiz gemessen, indem die eingeschränkten Lebensumstände der Betroffenen mit den Lebensstandards der Gesamtbevölkerung in Re- Sozialhilfe SKOS, in einem Referat ausführte. Armut erben lation gesetzt werden. In dieser sogenannten relativen Armut können neben rein ökonomischen Perspektiven – also dem Wer ist arm, wer ist reich? Wer versucht, einen Gradmesser für zur Verfügung stehenden Geld – weitere Kriterien wie Gesundheit, Ar- Arm und Reich zu definieren, gerät schnell ins philosophische Grübeln. beitssituation oder Wohnraum bis Wer arm ist, muss nicht zwingend hin zum subjektiven Empfinden der unglücklich sein, wer reich ist, aber Bevölkerung einbezogen werden. auch nicht unbedingt glücklicher? Eine arbeitsunfähige Person kann Der frühere Monarch von Bhutan, ebenso arm sein wie eine Familie, in Jigme Singye Wangchuk, hatte seinem kleinen Land im Himalaya in tätig ist, aber zu wenig verdient, um welcher der Vater zwar voll erwerbs- den 1980er-Jahren «Gross National den Lebensunterhalt des Haushalts Happiness» verordnet und dies sogar finanzieren zu können («Working in der Verfassung verankert. So steht Poor»). Armut wird zur Frage der in Artikel 9: «...eine Basis schaffen für gesellschaftlichen Integration. Und mehr Bruttosozialglück, für eine bessere und glücklichere Entwicklung». heit in Armut oft für das ganze Leben Armut ist vererbbar. So ist eine Kind- «Das Streben nach Bruttosozialglück prägend. zählt mehr als das Bruttosozialprodukt», so der König. Und das in einem Land, das gemessen an den übsprochen, wenn Menschen mit Von absoluter Armut wird dann ge- we- ROTARY SUISSE LIECHTENSTEIN MARS 2012

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