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art&cultur art&cultur man so will, quasi im Saarland politisiert worden ist, räumte der 83-Jährige am Donnerstagabend auf Nachfrage von SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst ein. Die Frage stand gleich am Anfang des fast zweistündigen Gesprächs von Herbst mit dem Ex-Bundespräsidenten. Mit Blick auf die Kritik an den Waffenlieferungen gab er zu verstehen: „ Wenn die Macht des Stärkeren, in diesem Fall Russland, größer wäre als die Stärke des Rechts, müsse man sich Sorgen um die Zukunft Europas aber auch der Welt machen. Das wäre ein falsches Zeichen. Bundespräsident a.D. Joachim Gauck ART&CULTUR BUCH „TOLERANZ – EINFACH SCHWER“. VON BUNDESPRÄSIDENT A.D. JOACHIM GAUCK Bei einer hochinteressanten Veranstaltung sprachen Bundespräsident a. D. Joachim Gauck und SZ-Chefredakteur Peter Stefan Herbst über den Zusammenhalt der Gesellschaft sowie Toleranz und ihre Grenzen vor vollem Haus im Saarbrücker Schlossfestsaal. Dazu eingeladen hatte die Villa Lessing. Grundlage war sein Buch „Toleranz – einfach schwer“. Dabei plaudert der Bundespräsident a. D. auch über seine im Saarland verbrachte Zeit. Und wär hätte daran gedacht, dass Joachim Gauck, Bundespräsident von 2012 bis 2017, Mitte der 1950er Jahre, wenn Wie aber konnte Gauck, 1940 in Rostock geboren und in der DDR aufgewachsen, ausgerechnet in Saarbrücken zur Politik finden? Er habe hier, holte der frühere Bundespräsident aus, im Sommer ’55 – nur wenige Monate vor der Saarstatut-Abstimmung vom 23. Oktober 1955, die zur Eingliederung des Saarlandes in die Bundesrepublik führte –, bei einem mit seinen Eltern bekannten Saarbrücker Tierarzt die Sommerferien verbracht. Als 15-Jähriger sei er fasziniert gewesen von der Offenheit und Leidenschaft, mit der hier Politik betrieben worden sei. „Ich erlebte hier einen politischen Aufbruch. Hier präsentierten sich Leute mit durchaus kritischen Stellungnahmen und konnten friedlich für die Demokratie streiten“, erinnerte sich Gauck. „So haben die Saarländer dazu beigetragen, dass ich Bundespräsident wurde“. Gauck verteidigte auch die Ukraine-Politik bei seinem Besuch und hat die Unterstützung der Ukraine im Schloss Saarbrücken vehement verteidigt. Er erinnerte auch daran, dass er schon früh vor einer möglichen russischen Aggression gewarnt habe. Die Ukraine habe Russland keinen Anlass gegeben, sie zu überfallen, sagte er in aller Deutlichkeit. Er könne es nicht ertragen, "an einem überfallenen Opfer vorbeizugehen, ohne zu helfen", so Gauck. Schon früh habe er vor einer aggressiven Rolle Russlands gewarnt, Putin wolle der Feind der Freiheit sein und zeige es mit Krieg. Mit Blick auf die deutsche Russland-Politik der vergangenen Jahre, sagt er, man müsse Fehleinschätzungen – auch aus gutem Gewissen – dann aber auch als Fehler anerkennen. Es sei Wunschdenken gewesen, das viele in der Politik bewegt habe. Fotos © Anton Minayev Dr. Helmut Isringhaus, Kuratoriumsmitglied der Villa Lessing, Stadtratsvorsitzender der FDP im Stadtrat Saarbrücken; Hermann Simon, Geschäftsführer der VL; Peter Stefan Herbst, Moderator und Chefredakteur der Saarbrücker Zeitung; Karin Nehl, Kuratoriumsvorsitzende der VL; Joachim Gauck, Bundespräsident a.D. Walter Teusch, Vorstandsvorsitzender der VL Dr. Rudolph Brosig, Schatzmeister der VL Info 2019 erschien von Gauck das Buch „Toleranz – einfach schwer“. Darin plädiert er für eine kämpferische Toleranz, die sich nicht im einfachen Gewährenlassen erschöpfen dürfe. Toleranz ist für den früheren Bundespräsidenten eine aktive Haltung, die den politischen Spielraum erweitert, weil sie Andersdenkende einbezieht. Buch und Thema fanden viel Resonanz. „Selten habe ich eine so treffende Auseinandersetzung darüber gelesen, warum Menschen sich von Parteien und Institutionen abwenden“, schrieb Zeit-Chefredakteur Giovanni di Lorenzo. ...en français Ancien président de la République fédéral d'Allemagne Joachim Gauck à Sarrebruck Lors d'un évènement hors du commun organisé par la Villa Lessing, l'invité de la soirée-podium n'était autre que l'ancien président fédéral Joachim Gauck. Il occupait cette fonction de 2012 à 2017. Avec le rédacteur en chef de la Saarbrücker Zeitung, Peter-Stefan Herbst, ils se sont entretenus sur la cohésion de la société. Mais ils ont surtout parlé de la tolérance et ses limites, devant un public presque envoûté par le charisme de cette grande personnalité. La soirée s'est déroulée dans l'ambiance agréable de la grande salle des fêtes du Château de Sarrebruck. En fait, cette invitation portait sur le livre qu'avait publié Gauck déjà en 2019, intitulé "La tolérance - plutôt difficile". Il y plaide pour une tolérance combative qui ne doit jamais s'épuiser - une attitude qui élargit la marge de manœuvre politique et intègre ceux qui pensent différemment. 26 PR-Anzeigen PR-Anzeigen 27
