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Taxi Times Berlin - Oktober 2015

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AUTOTEST AUTOTEST Der Kofferraum: selbst bei voller Bestuhlung riesig. TECHNIK ELEKTROMOTOR Leistung 109 PS Emissionen 0 Effizienzklasse A+ KRAFTÜBERTRAGUNG Antrieb Vorderradantrieb Getriebe Stufenlose Automatik BATTERIE 24 kWh FAHRLEISTUNGEN Höchstgeschwindigkeit 123 km/h NORMVERBRAUCH 16,5 kWh/100 km GEWICHTE Leergewicht 1 606 kg zul. Gesamtgewicht 2 220 kg KOFFERRAUMVOLUMEN 2 270 bis 3 100 Liter 4,56 m Länge, 1,86 m Höhe. Zugänglichkeit und Platzangebot sind beim e-NV 200 vorbildlich. Das Cockpit: Alles, was man braucht – aber kein bisschen mehr. LISTENPREIS BEI BATTERIEKAUF (Ausstattung „Premium“) € 35 362 inkl. MwSt. LISTENPREIS BEI BATTERIEMIETE (Ausstattung „Premium“) € 29 464 inkl. MwSt. VERWERTERRABATT (über Händler) 20 % NISSAN E-NV 200 KOMBI EIN GUTER ANFANG Taugt der elektrisch betriebene Hochdachkombi als Taxi? Während hierzulande der NV 200 überwiegend als Handwerkeroder Lieferfahrzeug durch die Städte fährt, ist er in New York und Barcelona als Taxi weit verbreitet. Gute Gründe dafür findet man nach einem Blick von außen und einem weiteren nach innen: Der Wagen bietet einen bequemen Einstieg auf mittlerer Höhe, üppige Kopf- und Beinfreiheit für die Passagiere und einen riesigen Kofferraum. Zum Vergleich: Mit jeweils fünf Personen besetzt hat der Nissan ein mehr als drei Mal so großes Ladevolumen wie ein E- Klasse-Kombi von Mercedes. Und das alles auch noch mit einem emissionsfreien Antrieb. Es sieht so aus, als ob wir die Zutaten für das perfekte Taxi beieinander hätten. EIN „JA, ABER …“ AUF RÄDERN Aber auch das schönste Rezept ist keine Garantie dafür, dass man ein gutes Menü auf den Tisch bzw. ein gelungenes Auto auf die Straße bringt. Beginnen wir beim Antriebsstrang: Der Elektromotor mit der stufenlosen Übersetzung ist der gleiche wie beim Leaf und über jeden Zweifel erhaben. Das lautlose, ruckfreie Dahingleiten ist ein Vergnügen. Zwar sind 109 PS für ein 1,6 Tonnen schweres Auto nicht gerade üppig, aber die Beschleunigung ist ausreichend und die Höchstgeschwindigkeit bei einem Großstadttaxi unwichtig. Ebenfalls aus dem Leaf-Baukasten stammt der Akku mit einer Kapazität von FOTOS: Robert Biegert 24 Kilowattstunden – und da haben wir das erste Problem: Der Hochdachkombi ist schwerer als der Leaf und bietet dem Wind mehr Angriffsfläche. Das schlägt sich in der Reichweite nieder. Mehr als 120 Kilometer ohne Nachladen sind nicht drin. Wenn die stromfressende Klimaanlage läuft, ist die Batterie schon nach weniger als 100 Kilometern am Ende. Das spricht nicht gegen das Grundprinzip des e-NV 200, sondern nur gegen den aktuellen Stand der Dinge. Für eine echte Taxitauglichkeit dieses Autos bräuchte es zum einen einen leistungsfähigeren Akku, zum anderen eine bessere Nachladeinfrastruktur. Beides ist machbar. Die Batteriekapazität fast aller strombetriebenen Wagen, die derzeit auf dem Markt sind, ist noch unbefriedigend. Aber abgesehen davon ist das Taxigeschäft im Grunde das ideale Einsatzgebiet für Elektro autos. Schließlich besteht ein relativ großer Teil jeder Schicht aus Warten auf den nächsten Auftrag. Man müsste also keine „Pausen“ einlegen, um nachzuladen, sondern einfach die Wartezeiten nutzen, die ohnehin zum Geschäft gehören. Die Ideallösung dafür wären elektrifizierte Standplätze – sei es über Ladesäulen, sei es durch Induktionsschleifen im Asphalt. Schauen wir in den Innenraum: Die hohe Sitzposition und die großen Scheiben sorgen für gute Übersicht, Platz für Passagiere und für Gepäck ist, wie gesagt, im Übermaß vorhanden. Aber der Sitzkomfort lässt zu wünschen übrig. Was die Bequemlichkeit angeht, spielt der NV 200 definitiv nicht in der gleichen Liga wie die im Taxigeschäft verbreiteten Limousinen. Optik und Haptik haben bei der Entwicklung dieses Autos ebenfalls keine große Rolle gespielt; hier dominieren Blech und Hartplastik. Auch das Geräusch beim Schließen der Schiebetüren erinnert stark an einen Lieferwagen. PKW-AUSSTATTUNG MIT LIEFERWAGENANMUTUNG Besonders ärgerlich: Der Fahrer stößt mit seinem linken Knie unentwegt gegen den seltsam wuchtigen Sockel in der Türverkleidung, in dem die Schalter für die elektrischen Fensterheber untergebracht sind. Das hätte man vermeiden können. Wenn ich mir einen Nissan basteln dürfte, dann hätte er die Optik, die Haptik und den Komfort des Leaf und das Platzangebot des NV 200. Trotz dieser vielen Unzulänglichkeiten ist der NV-200-Kombi von Nissan ein interessantes Taxi mit Potenzial. Der elektrische Antrieb ist zukunftsweisend, und die Lösung der Reichweitenprobleme durch leistungsfähigere Akkus und eine bessere Ladeinfrastruktur sollte eigentlich nur eine Frage der Zeit sein. Eine Höchstgeschwindigkeit von rund 120 km/h reicht locker für die Fahrten auf der Stadtautobahn. Und was die Innenausstattung angeht: Funktio nalität ist für ein Arbeitstier ein ganz gutes Kriterium. Ein Taxi braucht keine Applikationen aus Nussbaum oder gebürstetem Aluminium und wechselnde Lichtstimmungen. Die Hauptsache ist, dass sich Fahrer und Fahrgäste wohl und gut aufgehoben fühlen. Es muss ja nicht gleich so spartanisch sein wie im aktuellen Nissan e-NV 200. Übrigens: Seit August 2015 gibt es den e-NV 200 auch als Siebensitzer. Zudem wird die Basisumrüstung zum Taxi – durchgeführt von Intax – mit Folierung, Elektrik und Halterungen von den Nissan-Händlern derzeit kostenlos angeboten. rb 22 TAXI OKTOBER / 2015 23

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