WETTBEWERB ERFOLG AUF PUMP 1,3 Millionen Mietwagenfahrten hat Free Now bereits durchgeführt – mit Kunden, die größtenteils von Taxifahrern an Land gezogen wurden. Eine Bilanz mit üblem Beigeschmack. In einer Pressemeldung vom 8. Januar blickte der Fahrtenvermittler Free Now laut eigener Aussage auf ein „erfolgreiches Jahr“ zurück. Man habe einen Anstieg der Unternehmenszahlen verzeichnet und die Anzahl der Touren um 120 Prozent auf 300 Millionen Fahrten gesteigert. Über 39 Millionen Fahrgäste würden die Services weltweit nutzen. Insgesamt hätte die Unternehmensgruppe einen Plattformumsatz von über zwei Milliarden Euro erwirtschaftet. Wie sich das allerdings auf die Bilanz auswirkt, wird in der Pressemeldung nicht erwähnt. Bisherige Bilanzveröffentlichungen haben für Free Now stets hohe Verluste ausgewiesen. Erfolg auf Pump. Zufrieden zeigte sich Free Now über seinen Service „Ride“, über den sich die bisherigen mytaxi- Kunden anstelle eines Taxis nun einen Mietwagen bestellen können. „Ride wurde sukzessive in sechs deutschen Städten (Berlin, Düsseldorf, Frankfurt, Hamburg, Köln, München) ausgerollt und in den ersten Monaten bereits über 1,3 Millionen mal genutzt“, berichtet Free Now. Angelockt wurden diese Kunden durch absolute Billig-Fahrten. So mussten Berliner Ride-Fahrgäste beispielsweise für eine Fahrt quer durch die Stadt lediglich fünf Euro bezahlen. Eine Eins-zu-eins- Kopie der Uber-Strategie. Von solchen wirtschaftlich völlig irrealen Dumpingpreisen berichtet Free Now allerdings nicht. Auch nicht darüber, dass man gegenüber dem Taxigewerbe zum Verräter mutierte, indem man einen Großteil dieser 1,3 Millionen Fahrten aus dem Pool der bisherigen mytaxi-Fahrten abschöpfte. Jene Kunden, die man also in Zusammenarbeit mit den Taxifahrern aufgebaut hatte, wurden diesen weggenommen. Entsprechend groß war die Empörung der Taxiunternehmen im Sommer 2019 – mit der Folge, dass zahlreiche Unternehmen die Zusammenarbeit aufgekündigt haben. Alleine in München haben Unternehmer mit rund 800 Taxikonzessionen mit doppelt so vielen Fahrern die Zusammenarbeit beendet – verbunden mit der klaren Aufforderung, auch sämtliche personenbezogenen Daten zu löschen. IST WAS SCHIEFGELAUFEN? Doch daran will sich Free Now nicht halten. Ein Münchner Mehrwagenunternehmer berichtet gegenüber Taxi Times, dass Bei dieser Fahrtanfrage wird deutlich, wie sehr Free Now die Ride-Fahrten mit Mietwagen rabattiert – und wie teuer das Taxi demgegenüber dargestellt wird. einer seiner Fahrer per E-Mail aufgefordert wurde, doch wieder aktiv zu werden. „Bist du noch an einer Zusammenarbeit mit Free Now interessiert? Du bist registriert und freigeschaltet und wir fragen uns, ob vielleicht irgendwas schiefgelaufen ist“, schreibt Andy Schwedler vom Münchner Büro. Ja, möchte man da antworten, da läuft einiges schief. Zum Beispiel, dass Free Now die Daten nicht gelöscht hat. Oder auch, dass man die angestellten Taxifahrer anspricht und sie über den Kopf des Unternehmers hinweg abzuwerben versucht. Über solche taxifeindlichen Methoden liest man in der besagten Pressemeldung natürlich nichts. Stattdessen versucht Alexander Mönch, Free- Now-General- Manager Deutschland und Österreich, zu beschwichtigen: „Auch das Taxi wird weiterhin umfassend von unseren Kunden über die Free-Now-App gebucht“, wird Mönch in der Pressemeldung zitiert. Bedauerlich aus Taxisicht ist allerdings, dass diese Kunden gleich im Anschluss an ihre Taxifahrt ein Angebot bekommen, bei der nächsten Fahrt doch „Ride“ zu benutzen und somit auf Mietwagen umzusteigen. Offensichtlicher kann man sich kaum von seinem ehemaligen Partner distanzieren. Es wirkt wie eine Scheidung, bei der man nach außen so tut, als wäre man noch verheiratet, sich intern aber das gemeinsame Haus samt Mobiliar unter den Nagel reißt. Funktionieren kann das allerdings nur, solange es weiterhin Taxiunternehmer und -fahrer gibt, die mit Free Now immer noch gemeinsam unter einem Dach schlafen, obwohl man ihnen längst die Bettdecke und die Matratze weggenommen hat. jh FOTO: Pixabay, Screenshot 10 1. QUARTAL 2020 TAXI
WETTBEWERB RECHTLICH AUF KRIEGSFUSS Free Now will mit »Ride« dem US- Vermittler Uber Konkurrenz machen und setzt dabei auf sehr ähnliche Geschäftsmodelle. Deshalb könnten die Argumente für ein Uber-Verbot auch für den früheren mytaxi-Anbieter gelten. FOTO: Screenshot Verschiedene Münchner Mehrwagenbetriebe und Mitglieder des Taxiverbands München (TVM) haben sich kürzlich dazu entschlossen, eine Klage gegen Free Now zu prüfen – gegen jenen Fahrtenvermittler, der früher als mytaxi im Wettbewerb zu den Taxizentralen stand, mittlerweile aber seinen Taxikunden unter der Marke „Free Now“ eine Fahrt in einem Mietwagen schmackhaft macht – indem man die Mietwagenfahrt preislich weit unterhalb des Taxitarifs anbietet. Free Now tritt mit diesen Mietwagen-Fahrten (Ride) in unmittelbare Konkurrenz zu Uber. Auch sie treten nur als Plattform auf und vermitteln die Fahrten an angeschlossene eigenständige Mietwagenpartner. Auch Free Now gibt den Preis vor, zu dem der Unternehmer fahren muss. Und wie bei Uber hat auch der Free- Now-Kunde das Gefühl, dass er von einem Fahrzeug und Fahrer des Unternehmens selber befördert wird. Diesen Eindruck will Free Now ganz bewusst bei den Kunden wecken, was auch aus einer Pressemeldung des Unternehmens vom 8. Januar 2020 hervorgeht. Dort kündigt das Unternehmen weitere Expansionen an. Wörtlich heißt es dazu: „In diesem Zusammenhang legt Free Now den Fokus verstärkt auf Nachhaltigkeit und vergrößert seine Elektroflotte. Schon im ersten Quartal 2020 wird Free Now in Hamburg 60 Teslas auf die Straße bringen, die dann über die Ride-Funktion in der App gebucht werden können.“ FREE NOW = UBER? Ähnlich wie im Fall Uber müsste solch ein öffentliches Auftreten jeden Richter davon überzeugen, auch Free Now als Fahrtenvermittler einzustufen, der eine eigene Mietwagenlizenz beantragen muss. Dazu kommt: Beim Thema Rückkehrpflicht und Auftragsannahme am Betriebssitz des Mietwagenpartners kann man Free Now ähnliche Verfehlungen vorwerfen wie Uber: Es fehlen klare technische Features in der Free-Now-App, die Verstöße gegen die Rückkehrpflicht durch die Mietwagenpartner rechtssicher ausschließen. Denn dass diese Verstöße täglich auch von Free-Now- Partnern begangen werden, liegt auf der Hand, handelt es sich doch größtenteils um identische Partner. Nahezu täglich entdeckt man in Kleinanzeigenportalen Jobangebote von Mietwagenunternehmen, die Fahrer für Uber und Free Now suchen. Wer also für Uber nachgewiesenermaßen gegen Rückkehrpflicht und andere Regelungen verstößt, dürfte als Free-Now-Partner kaum anders verfahren. Das erfolgreiche Beweise-Sammeln gegen Uber-Verstöße wird nun also auf Free-Now-Partner ausgeweitet. jh Dieser Screenshot belegt eindeutig, dass Mietwagenpartner (hier am Beispiel Berlin) sowohl für Uber als auch für Free Now unterwegs sind. Ihr Spezialist für Taxiversicherungen in München Wir bieten Ihnen für Taxen und Mietwagen: Preisgünstige Sondertarife für Taxen und Mietwagen Besondere Flottenkonditionen ab 3 Konzessionen Sondereinstufungen für Neueinsteiger Rechtschutz- und Betriebshaftpflichtkonzepte Carl-Zeiss-Str. 49 85521 Riemerling/Ottobrunn Telefon 089 / 58 90 96 70 Web www.fvo-finanz.de E-Mail info@fvo-finanz.de UNTER STÜTZER DES TAXI GEWERBES TAXI 1. QUARTAL 2020 11
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