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Taxi Times München - 4. Quartal 2021

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INKLUSION MIT MAXI IM

INKLUSION MIT MAXI IM CADDY MAXI Taxis zur Rollstuhlbeförderung gewinnen auch in der Großstadt an Bedeutung. Spezialisierte Umrüster haben praktikable Umbaulösungen entwickelt, z. B. für einen VW Caddy, einen Ford Custom sowie für den neuen elektrischen eVito. Maxi Schönfeld hat mit Taxi Times umgerüstete Rollitaxis erprobt. Praktikabel sind Rollitaxis immer dann, wenn der Fahrer oder die Fahrerin die für die Rollstuhlbeförderung notwendigen Handgriffe schnell und ohne Mühe bewältigen kann. Für eine praxisgerechte Beförderung ist es zudem wichtig, dass der Rollstuhlfahrer im Taxi großzügig Platz hat und gut gesichert ist. Um das zu überprüfen, hat Taxi Times während einer Sonderausstellung bei einer Messe in Karlsruhe einen lokalen Taxiunternehmer begleitet, der wiederum seinen im Rollstuhl sitzenden Mitarbeiter Maxi Schönfeld dabeihatte. Er ist 1,96 Meter groß, was natürlich im Sitzen gar nicht so auffällt. Spannend war allerdings, ob sich das in Bezug auf die Kopffreiheit bemerkbar macht. Am knappsten wurde es dabei in einem VW Caddy Maxi. Zwischen Maxis Haarscheitel und der Fahrzeugdecke war wenig Abstand, den Kopf einziehen musste der Azubi aber nicht. Im Ford Transit Custom, angeboten vom Autohaus Bayer aus Alzey in Nordrhein-Westfalen mit Technik des Umrüstspezialisten AMF-Bruns, war da schon mehr Platz, das Fahrzeug ist insgesamt etwas höher. Noch ein Stück geräumiger sitzt es sich im eVito von Mercedes. Auch hier fungiert der Marktführer AMF-Bruns aus dem norddeutschen Apen als Umrüster. „Der eVito bietet die ideale Basis für vielfältige und flexible Möglichkeiten der Personenbeförderung mit der Erweiterung der komfortablen und sicheren Beförderung von Rollstuhlfahrern, vor allem im städtischen Raum“, heißt es dazu in einer gemeinsamen Mitteilung von Mercedes und AMF- Bruns. RAMPE WIRD ZUR EBENEN FLÄCHE Der Heckausschnitt mit einer Durchfahrtshöhe von ca. 1.500 mm sowie die eingebaute, rutschsichere Rampe ermöglichen den einfachen und barrierefreien Zugang zum Fahrzeuginnenraum. Speziell für Taxiunternehmer stattet AMF-Bruns die Fahrzeuge markenübergreifend mit einer „EasyFlex“-Rampe aus. Sie lässt sich einhändig bedienen und ist nach innen umklappbar, sodass bei Fahrten ohne Rollstuhlfahrer*in eine ebene Fläche für Gepäck entsteht. Dann können auch die Fahrgäste Nummer fünf und sechs mitgenommen werden. In einem eVito hat sogar noch eine siebte Person Platz, sofern auf der Beifahrerseite eine Doppelsitzbank konfiguriert wurde. Doch zurück zum eigentlichen Zweck eines umgerüsteten Vans oder Großraumtaxis. Beim Praxistest mit Maxi Schönfeld und dessen Chef Dirk Holl werden die kleinen Unterschiede deutlich, STÄDTISCHE FÖRDERUNG BIS 2022 Sowohl die Stadt München als auch der Landkreis unterstützen die Umrüstung zu einem Inklusionstaxi. Sie gewähren pro Fahrzeug und Umbau einen Zuschuss von maximal 10.000 Euro. Gefördert werden nur Umbauten, die von einem zertifizierten Betrieb durchgeführt wurden und den Förderrichtlinien entsprechen. Beispielsweise müssen die Fahrzeuge auch große und schwere elektrisch betriebene Rollstühle transportieren können und über ein Rückhaltesystem für den Kopf und den Nacken verfügen. Weiterhin schreibt man vor, wie viele Stunden das Fahrzeug zu bestimmten Zeiten im Einsatz sein muss. Ein Weiterverkauf des Inklusionstaxis ist frühestens nach vier Jahren oder 250.000 km Betriebsleistung ab Erhalt der Förderzusage erlaubt. Wer sich als Münchner Betrieb für die Förderung interessiert, kann den Antrag beim Münchner Sozialreferat stellen, Konzessionsbesitzer im LK München beim dortigen Landratsamt. Die leichte Bedienung der EasyFlex-Rampe will AMF-Bruns mit diesem Pressefoto demonstrieren. 20 4. QUARTAL 2021 TAXI

INKLUSION mit denen die einzelnen Umrüster agieren. Bei AMF-Bruns-Fahrzeugen steht der hintere Bereich des Rollstuhls leicht geneigt. Ein Umstand, der weder Maxi noch sonstige Fahrgäste besonders stört. Das Nümbrechter (nahe Köln) Unternehmen DIE Transform GmbH befestigt den Rollstuhl mit Retraktoren unmittelbar hinter der zweiten Sitzreihe. Der Rollstuhl wird also sehr nah vorne herangeschoben, sodass die meisten Rollstuhlfahrer je nach Rollstuhlgröße relativ eben im Caddy Maxi befördert werden. VERSCHIEDENE AUSSCHNITTE Neben der Sitz-Neigung sind auch bei der Ausschnittsbreite Unterschiede festzustellen. AMF-Bruns bietet hier eine standardisierte Breite von 81 Zentimetern an, Transform 83 Zentimeter. Die Firma MobiTEC aus Berkheim im Allgäu schneidet dagegen deutlich breiter und länger aus (86,5 cm bzw. 1.680 mm Länge). Das hat den Vorteil, dass auch Pflegerollstühle verstaut werden können und sogar eine Fahrtrage für den unqualifizierten Krankentransport denkbar ist. Zudem können auch schwergewichtige Fahrgäste in breiten Rollstühlen in den Caddy eingeschoben werden. Weil es sehr mühsam wäre, den Rollstuhl vorne erst nach dem Einschieben zu befestigen, verfügen nahezu alle Systeme über Eine Kopf- und Nackenstütze sorgt für Crash-Sicherheit und ist beim Münchner Förderprogramm ein Must-have. extralange Gurte, die optional auch elektrisch angetrieben werden. Das dient auch der Sicherheit, denn wenn beim Hineinschieben der Rolli dem Fahrer entgleitet, ist er gegen das Zurückrollen gesichert. Als zusätzliches Feature empfiehlt es sich zudem, ein System einzubauen, das sowohl den Kopf als auch den Nacken des Rollstuhlfahrgastes stützt. Gerade groß gewachsene Fahrgäste wie unser Maxi Schönfeld, bei denen die Rückenlehne des Rollstuhls schon viel zu früh endet, sind dadurch crashgeschützt. AMF-Bruns nennt seine Eigenentwicklung „Future Safe“, MobiTEC verwendet ein Produkt von Schnierle. Montiert wird es an der Seite kurz nach der Hecköffnung, von wo aus es einfach ausgeklappt werden kann. Ausklappbar sind auch die seitlich angebrachten beiden Einzelsitze der dritten Sitzreihe, die dann zum Einsatz kommen, wenn anstelle einer Rollstuhlmitnahme das Fahrzeug zum Großraumtaxi umfunktioniert werden soll. Ein Caddy Maxi, ein Transit Custom, ein Merdes eVito und noch viele andere Modelle sind dadurch ein Rollstuhltaxi mit allen zusätzlichen Optionen – im wahrsten Sinn des Wortes ein echtes Inklusionstaxi, das im Fall des Mercedes eVito zudem die durchaus seltene Kombination von Elektro und Rollstuhl bietet, was wiederum einen zusätzlichen Fördertopf eröffnet (siehe Seite 18). jh Knapp – besser – noch besser: Die Kopffreiheit von Rollstuhlfahrer Maxi Schönfeld in einem Caddy (links), einem Ford Custom (Mitte) und in einem Mercedes eVito FOTOS: Taxi Times, AMF, Mobitec Dr. J. Cichon Dr. Cichon & Partner* Rechtsanwaltskanzlei in München Neuhausen seit 1962 M. Werther* Fachanwältin: Verkehrsrecht Zivilrecht / Unfallschadenregulierung N. Nöker* Fachanwältin: Arbeitsrecht Verwaltungsrecht / Fahrerlaubnisrecht Tätigkeitsschwerpunkte S. v. Kummer* Fachanwalt: Familienrecht Sozialrecht / Erbrecht M. Wunderlich-Serban Fachanwältin: Mietrecht Privatinsolvenzen Dr. B. Schwerdt* Fachanwältin: Strafrecht Bußgeldsachen A. Friedmann Gewährleistungsrecht Reiserecht Johann-von-Werth-Straße 1, 80639 München, Tel.: 089 / 13 99 46-0, Fax: 089 /16 59 51 TAXI 4. QUARTAL 2021 21

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