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Taxi Times München - Juni 2017

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ANTRIEB UMGEKEHRTE

ANTRIEB UMGEKEHRTE PSYCHOLOGIE Was muss das Gewerbe machen, um möglichst viele Kunden zu verlieren? – Diese Frage hat Taxi Times München mehreren Münchner Branchenprofis gestellt und überraschende Antworten bekommen. Es ist einfach so: Den Fleck auf der Krawatte unseres Gesprächspartners bemerken wir sofort. Genau wie die Laufmasche im Damenstrumpf. Neu ist das nicht. Schon in der Bibel erkannte man: den Splitter im Auge deines Bruders … Warum ist das so? Weil unser Gehirn Negatives schneller wahrnimmt als Positives. Daher kommt es, dass wir uns stundenlang den Kopf zerbrechen können auf der Suche nach positiven Lösungen. Werden wir aber nach negativen Dingen befragt, dann kommt unser Hirn erst so richtig in Schwung. Diesen Umstand macht sich eine Kreativitätstechnik zunutze, die als Flip-Flop- oder Kopfstandtechnik bekannt ist. Man fragt also nicht: Wie könnte es klappen? Sondern: Wie geht es garantiert schief? Dann bekommt man eine Fülle von Antworten. Die vergleicht man dann mit der Ist- Situation. In einem weiteren Schritt formuliert man daraus positive Lösungen. OHNE RÜCKSICHT AUF VERLUSTE Werfen wir einen Blick auf die Antworten zur Frage, was das Taxigewerbe tun müsste, um möglichst viele Kunden zu verlieren. Auf den vordersten drei Plätzen finden sich die Vorschläge „dreckiges Auto“, „mangelnde Körperpflege“ und „wilder Fahrstil“. Genau betrachtet bilden diese drei genau das Imageproblem ab, mit dem das Taxigewerbe zu kämpfen hat. Hier Lösungen im positiven Sinn zu finden, ist schon fast zu einfach. Sie liegen auf der Hand. Jeder Fahrer kann das für sich tun oder Unternehmer können das per Dienstanweisung von ihren Arbeitnehmern einfordern. Die nächste Gruppe ist da schon anspruchsvoller. Darunter sind Vorschläge wie „Verweigerung von Kreditkartenzahlungen“, „mangelnde Sprachkenntnisse“ und „das unkontrollierte Aufladen von Fahrgästen“. Wer heute noch nicht im bargeldlosen Zahlungsverkehr angekommen ist, wird sich angesichts einer wachsenden Zahl digitaler Anbieter kaum auf dem Markt halten können. Ähnlich verhält es sich mit den Kenntnissen der deutschen (und auch der englischen!) Sprache. Muss der Kunde sich nur noch mittels seines Smartphones orten lassen und wird er nach Eingabe seines Fahrzieles in die Bestell-App zuverlässig abgeholt und an sein Ziel gebracht, dann kann ein Fahrer, der den Fahrgast mit seinen Zielen und Wünschen eh nicht versteht (oder verstehen will), nur stören. Die beste Argumentation für das autonome Taxi. Und wer zur High Time als Taxifahrer ohne Rücksicht auf Verluste und Kollegen einfach irgendwen auflädt, torpediert die Bemühungen einer effizienten Vermittlung und outet sich letztlich als unprofessioneller Vertreter seiner Zunft. WEITER WIE BISHER Drei Vorschläge, sich der Kundschaft zu entledigen, die jeweils nur einmal genannt wurden, verdienen eine Ex traerwähnung. „Umsätze über Qualität stellen“ ist einer davon. Er beschreibt die Ist-Situation eines Gewerbes treffend, das doch spätestens jetzt erkennen müsste, dass nur ein wirklicher Qualitätsvorsprung das schlagende Argument gegenüber Wettbewerbern sein kann. Jetzt noch schnell seine Umsätze machen, seine Schäfchen ins Trockene bringen, ist zu kurz gedacht und führt auf mittlere Sicht ins Abseits. „Uneins sein“, auch eine exakte Beschreibung der Situation unseres Gewerbes. Tatsächlich existiert das viel zitierte Taximonopol nicht, sondern eher eine zersplitterte Ansammlung von Einzelkämpfern. Wer sich – vor allem als Gewerbevertreter – hier noch Befindlichkeiten, Neid und Missgunst leistet, wer sich mit kleinlichen Fehden und Rivalitäten aufhält, der schadet dem gesamten Taxigewerbe und unterstützt damit Uber & Co. Ein nur einmal genannter Vorschlag passt gut als Schlusswort: „wenn wir so weitermachen wie bisher“. Er fasst zusammen, was schon lange das Problem einer beinahe innovationsfeindlichen Branche ist. Denn eines ist klar: Wenn wir jetzt nichts unternehmen, dann ist der erste Schritt in die gewerbepolitische Bedeutungslosigkeit schon getan. Darum, dass wir möglichst viele unserer Kunden verlieren, müssen wir uns dann gar nicht mehr kümmern. Das machen andere für uns. tb GRAFIK: FOTOLIA/snyGGG 24 JUNI / 2017 TAXI

ANTRIEB DOBRINDT SCHWEIGT Wie geht es weiter mit den Dieselverboten? Wie lange sperrt sich der Verkehrsminister noch gegen eine blaue Plakette? Nur noch wenige Tage, dann werden wir erfahren, in welchen Straßen die Emissionswerte dauerhaft überschritten werden. Bis Ende Juni muss die Regierung von Oberbayern ein Gutachten zur Luftreinhaltung für die Landeshauptstadt München vorlegen. Dazu wurde der Freistaat Bayern vom Bayerischen Verwaltungsgericht mehrmals verpflichtet – zuletzt im Februar 2017 (Taxi Times München berichtete ausführlich in seiner letzten Ausgabe, nachzulesen im E-Kiosk unter http://kiosk.taxi-times.com/). Stephanie Jacobs, Umweltreferentin der Landeshauptstadt, kennt den Inhalt noch nicht, gibt aber zu bedenken: „Allein aufgrund der Zunahme des Verkehrs - besonders auch der Dieselautos und der Tatsache, dass diese im Echtbetrieb mehr emittieren als auf dem Prüfstand, ist zu vermuten, dass die Berechnungen mehr Straßenabschnitte mit Grenzwertüberschreitungen aufzeigen werden, als zum Beispiel die Stellen an der Landshuter Allee.“ Spätestens bis Jahresende muss der Freistaat dann einen Aktionsplan vorlegen, der genau definiert, mit welchen Maßnahmen die Luft sauber gehalten werden soll. Dann drohen Dieselverbote. Doch in welcher Form? Für Frau Jacobs wäre es das probate Mittel, wenn man sich für die Blaue Plakette mit Ausnahmen und Übergangsfristen entscheidet, um soziale und wirtschaftliche Härten zu vermeiden und um Planbarkeit für die Autofahrer zu haben. Das würde bedeuten, dass in der Umweltzone nur Fahrzeuge fahren dürfen, die bestimmte Emissionswerte einhalten. Laut dem Internetportal www.blaue-plakette.de wären das im Pkw-Bereich Benziner ohne Direkteinspritzung ab Euro 3, Benziner mit Direkteinspritzung ab Euro 6b, Elektro-Fahrzeuge ohne Verbrennungsmotor, CNG-/LPG-Fahrzeuge und Diesel-Fahrzeuge mit nachgerüsteter DeNO 2 -Technik, sofern diese die NO X -Werte von Euro 6 einhalten – also keine Diesel mit Euro-5-Norm. Verlässlich sind solche Gedankenspiele nicht, eine gesetzliche Regelung scheitert bisher am Veto des Bundesverkehrs- »Es ist mit viel mehr Grenzwertüberschreitungen zu rechnen.« Stefanie Jacobs, Münchner Umweltreferentin Alexander Dobrindt (2. v. rechts) diskutierte in München zum Thema Mobilität 4.0., ignorierte dabei aber völlig das Thema Dieselverbot. ministeriums. Doch diese Ablehnung ist keine politische Überzeugung, sie ist nur eine andere Facette der blauen Plakette. Minister Alexander Dobrindt will das Thema aus dem Wahlkampf heraushalten. Bei einer Veranstaltung am 23. Mai in München sprach Dobrindt 45 Minuten zum Thema Mobilität 4.0, über Dieselverbote verlor er keine Silbe. Dabei hatte ihn der Gastgeber Dr. Michael Haberland, Vorstand des Automobilclubs Mobil in Deutschland e. V., ausdrücklich um ein Statement zum Dieselverbot gebeten. Haberland bezeichnet ein Dieselfahrverbot als „größte Enteignungswelle der letzten 60 Jahre“. Das wäre für Dobrindt eigentlich eine Steilvorlage gewesen. Dass er trotzdem dazu schweigt, verrät mehr als viele Worte: Wer vor einer Wahl nichts verspricht, kann hinterher nicht zur Rechenschaft gezogen werden, wenn er ein solches Versprechen nicht hält. Mit der Einführung einer blauen Plakette muss wohl nach der Bundestagswahl im Herbst gerechnet werden. jh Kraft_03-2017.qxp_Layout 1 28.03.17 14:33 Seite 1 FOTO: Taxi Times KRAFT A U T O G L A S Sonderkonditionen fürTaxis Versicherungsabwicklung Während einer Kaffeepause bei uns wechseln wir Ihre Scheibe Soforteinbau und Steinschlagreparatur Neue Adresse! Telefon 089 6 90 8782 Albert-Schweitzer-Straße 68, 82008 Unterhaching (Agip-Tankstelle) www.autoglaskraft.de TAXI JUNI / 2017 25

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