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GOLFEN IM ALPENRAUM Hat

GOLFEN IM ALPENRAUM Hat dich der Sport dahingehend viel gelehrt oder warst du schon immer ehrgeizig und diszipliniert? Ich glaube, dass ein großer Teil der Disziplin schon von Anfang an in mir steckte. Der Sport hat das allerdings noch weiter ausgebaut und verfeinert; schlichtweg, weil ich gemerkt habe, dass diese Strategie erfolgreich ist. Also habe ich auch nach meiner Karriere als aktiver Fußballer versucht, diesen Weg weiterzugehen. Als Fußballer hast du im Team gespielt, als Golfer bist du als Einzelkämpfer unterwegs. War das eine angenehme Abwechslung für dich? Ja, ich denke schon. Wenn ich Golf allein spiele, genieße ich die Einsamkeit, die Stille und die Natur. Daher sieht man mich oft schon morgens um sieben auf dem Platz, wenn noch alles ganz ruhig ist. Das sind die Tage, an denen ich mit zwei Bällen gegen mich selbst spiele. Nichtsdestotrotz suche ich regelmäßig die Möglichkeit zum Wettbewerb und spiele daher genauso gern mit Partner oder im Team. Es ist aber nicht bloß der Kontrast zwischen Teamsport und dem Spiel allein, der mich beim Golf reizt. Als Ballspieler hast du generell sehr viel Gefühl und bringst eine gewisse Körperbeherrschung mit, die dir auf dem Golfplatz enorm hilft. Ich golfe hin und wieder mit Eishockeyspielern und es ist für mich jedes Mal faszinierend zu sehen, wie gut die Jungs sind. Einfach deshalb, weil der Bewegungsablauf beim Eishockey dem Golfspiel sehr nahekommt. Wer als Sportler einmal ein bestimmtes Bewegungsmuster erlernt hat, profitiert davon definitiv in ähnlichen Disziplinen. Als Ballsportler kannst du Bewegungsabfolgen vor deinem geistigen Auge visualisieren und dein Körper ist in der Lage, diese Bewegung nahezu identisch umzusetzen. Als Fußballer hast du früher deine Emotionen auf dem Platz offen ausgelebt. Wie ist das auf dem Golfplatz? Die Etikette verlangt ja eine gewisse Zurückhaltung. Dadurch diszipliniere ich mich hier einfach mehr. War das schwer für dich? Ich erinnere mich an eines meiner ersten Turniere. Ich hatte gerade einen ziemlich langen Putt eingelocht. Also habe ich mich vor Freude auf die Knie fallen lassen und gejubelt wie damals im Stadion. Es gab an dem Tag nur wenige, die darüber gelacht haben. Bist du ein guter Verlierer? Beim Golfen ja, weil ich anerkennen kann, wenn jemand besser ist als ich. Nur von den Besseren kann man letztlich lernen. Aber klar, es gibt auch Situationen, in denen ich mich ärgere. Beispielsweise, wenn ich gegen meine Frau um die Fernbedienung am Abend spiele. Der Verlierer muss nämlich mit dem Gewinner mindestens eine Viertelstunde ein Programm seiner Wahl schauen. Da tut Verlieren dann schon weh. Was läuft denn abends im Fernsehen, wenn du verlierst? Die Wahl meiner Frau kann ich wirklich nicht verraten. Das würde mir die entsprechende Sendung sicher übel nehmen. Gewinne ich, läuft ein Western. Was hat dich der Golfball gelehrt, was der Fußball dich niemals hätte lehren können? Der kleine Ball macht mir sehr viel deutlicher, dass ich eine Sportart noch nicht so gut beherrsche. Anders gesprochen – der Golfball spiegelt dich eins zu eins wider. Du meinst, auf dem Golfplatz zeigt sich der wahre Charakter eines Menschen? Das Widerspiegeln war mehr auf die Leistung bezogen. Ich kenne aber diese Hypothese, dass sich beim Golf die wahre Persönlichkeit zeigt. Dem kann ich allerdings nicht wirklich viel abgewinnen. Ich glaube vielmehr, dass man einen Menschen genauso gut bei guten Gesprächen oder einem Glas Bier kennenlernen kann. Dafür braucht man nicht zwingend auf den Golfplatz zu gehen. Autorin: Linda Hild © DFB | Thomas Böcker 56

GOLFEN IM ALPENRAUM Vom Verein zum Wohlfühl-Club Auf dem Weg zum bedingungslosen Spielvergnügen legt der Golfclub Hellengerst den Status eines eingetragenen Vereins zu den Akten. Sie waren immer für eine Überraschung gut, die Rainalters aus Hellengerst. Vor 30 Jahren wurde der landwirtschaftliche Betrieb in einen 9-Loch-Golfplatz umgewandelt und der Golfclub Hellengerst e. V. gegründet. Inzwischen wurde aus dem Golfplatz eine 18-Loch-Anlage, aus der Vereinsgaststätte ein Restaurant für gehobene Ansprüche, und auf dem ehemaligen Grund des Hofes steht mit dem Hanusel Hof ein 4-Sterne-Superior Hotel für Golfer und Genießer. Initiiert haben einst alles die Eltern Gerti und Luis Rainalter, seit einigen Jahren sind die drei Söhne Wolfram, Frank und Markus in der Verantwortung, und die nächste Generation steht bereits in den Startlöchern – mit neuen Vorstellungen und Zukunftsplänen, die einmal mehr überraschend sind: Vor wenigen Tagen informierte die Betreibergesellschaft zusammen mit der Vereinsführung die Mitglieder des Golfclubs über die Auflösung des Vereins. Der Anspruch und die Erwartungshaltung der Golferinnen und Golfer habe sich verändert, heißt es im Brief an die Mitglieder. Generell suchten Golfbegeisterte mehr Spaß an ihrem Sport und weniger den Turnier-Wettkampf. Man wolle sich wohl fühlen vor, bei und nach der Runde – ohne Leistungsdruck. Einfach ungezwungen spielen und anschließend gut essen und trinken. Freizeit eben. „Unsere von einem Marktforschungsinstitut durchgeführte Mitgliederbefragung vom Dezember 2021 hat den Trend im Golfsport bestätigt und gezeigt, worauf es Golfspielerinnen und -spielern im Allgemeinen und unseren Clubmitgliedern im Besonderen ankommt – und was es für einen Wohlfühl-Club braucht. Das nehmen wir sehr ernst“, erklärt Wolfram Rainalter, Präsident Der zum Ende der Saison endgültig scheidende Vorstand des Golfclubs Hellengerst e.V.: (vlnr) Bernd R. Sickinger, Wolfram Rainalter, Roland Grill, Frank Rainalter und Markus Rainalter (nicht auf dem Foto Heidi Eberle und Thomas Moser). des Golfclubs in seiner jetzigen Form. „Immer mehr Mitglieder möchten zwar eine sportliche Runde spielen, aber sich nicht unbedingt in Turnieren messen. Und ein Vereinsstatus interessiert die wenigsten. Ja, der ist sogar den meisten lästig“, so der Vereinspräsident weiter. Dass das früher so beliebte „e.V.“ ein Auslaufmodell ist, hat auch der Deutsche Golfverband erkannt. Dieser nimmt nun „nicht eingetragene Vereine“ in den Verband auf. Das bedeutet, alle Vorzüge für Clubmitglieder bleiben erhalten, wie das Führen der Mitgliedsausweise oder die Verwaltung der Handicaps. „Wir wollen nicht zu viel versprechen, nur so viel: Ein Abrücken vom Vereinsmodell ist für uns und unsere Mitglieder ein epochaler Meilenstein. Konzentration auf das Wesentliche, kurze Wege, schnelle Entscheidungen, eindeutige Verantwortlichkeiten – das sind die Voraussetzungen auf dem Weg zum Wohlfühl- Club für alle“, freut sich Wolfram Rainalter auf das kommende Club-Gefühl. Die Umwandlung in einen „ganz normalen Club glücklicher Golfer“ erfolgt zum 1. Januar des nächsten Jahres. Die gesamte Dienstleistung liegt dann bei der Betreiberfirma und ihren Verantwortlichen – allesamt Mitglieder der Familie Rainalter. „Wir sind heiß auf die neuen Möglichkeiten, das Clubleben zu gestalten,“ verspricht der Noch-Präsident, „und ja, wir nehmen gerne auch noch genauso unkompliziert denkende Mitglieder auf “. Text und Bild: Hanusel Hof 57