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<strong>Aus</strong> <strong>Kapitel</strong> 3<br />
Mit einem Bus wird wohl er zum Kraftwerk fahren. In seinen Gedanken wäre beinahe mit<br />
einer Frau, die einen Kinderwagen schiebt, zusammengestoßen. Er entschuldigt sich kurz<br />
und geht weiter, um dann gleich wieder vor einem Computergeschäft stehen zu bleiben. Er<br />
hat sich vorgenommen, sich nach diesem Einsatz einen neuen Computer zu kaufen. Sein<br />
alter „Automat“ entspricht nicht mehr den Anforderungen der neuen Software, die auf dem<br />
Markt ist. Außerdem ist er zu langsam. Man kann sich, bis der Computer betriebsbereit ist,<br />
einen Kaffee kochen und sich ein Brot streichen. Er schaut auf seine Armbanduhr. Aber jetzt<br />
schnell. Er überquert eilig die Straße und erreicht den Eingang der Zentrale. Im<br />
Treppenaufgang trifft er seinen Vorgesetzten, der ihn mit den Worten: “Na, Herr Glaubers, fit<br />
für das große Gefecht“ begrüßt? Roman lacht: „Na klar“! „Begeben Sie sich gleich in den<br />
Besprechungsraum“, sagt der Vorgesetzte weiter, während er sich in eines der am Flur<br />
liegenden Büros begibt. Roman geht bis zum Ende des Ganges. Durch die letzte Tür links ist<br />
das Besprechungszimmer. Bis auf einen freien Platz ist das Zimmer gefüllt. Fünfundzwanzig<br />
Objektschützer warten. Er setzt sich auf einen freien Stuhl am Tisch mit dem Rednerpult. An<br />
der Stirnwand hängt eine Karte, 1,50 x 2,00 m groß. Zu sehen sind die Sicherheitsbereiche<br />
mit den Zäunen. Der Zaun, der am Kraftwerk verläuft, ist mit roter Farbe eingezeichnet. Blau<br />
gezeichnet ist der Zaun, der die mittlere Sicherheitszone begrenzt. Deutlich hervorgehoben<br />
ist das Kraftwerk selbst als Zone rot. Der Objektschutzleiter und ein Polizeioffizier betreten<br />
den Raum. Die anwesenden Sicherheitsleute erheben sich. Der Polizeioffizier begrüßt die<br />
Leute und fängt mit einem Lagebericht an: Diese Demonstration wird als die Größte in der<br />
Geschichte der Bundesrepublik Deutschlands eingehen. Wir erwarten an die 30.000<br />
Demonstranten. Rund um Brunsbüttel sind an die 50 Zeltlager, mit bis zweihundert<br />
Campierende errichtet worden. Ein nochmaliger Versuch den Demonstrationsweg mittels<br />
richterlichen Beschluss weit in die äußere Zone zu verlegen scheiterte. Wir haben<br />
Erkenntnisse, dass sich unter der Mehrzahl friedlich demonstrierender Menschen eine<br />
Gruppe militanter sogenannter Globalschützer befinden. Wir kennen die Anführer dieser<br />
Gruppe. Eine Vorbeugehaft ist nicht möglich, da wir diesen Führungskader nicht ausfindig<br />
machen konnten. Wir von der Polizei haben unser Möglichstes getan, um schon im Vorfeld<br />
Krawall und andere Aktionen zu vereiteln. 6000 Personendaten sind gespeichert. Mit hundert<br />
Kameras wurden Straßen und Plätze von Brunsbüttel überwacht und etwaige Verdächtige<br />
gefilmt. Zwei Meter hinter dem Zaun in Abständen von fünfzig Metern wurden an Masten<br />
ebenfalls Kameras angebracht, sodass jeder Meter Zaun eingesehen werden kann. Während<br />
der Demo wir die Schutzpolizei des Landes in Brunsbüttel in den Zeltlagern präsent sein.<br />
Die Hundeführer des Bundesgrenzschutzes und die Bereitschaftspolizeien der anderen<br />
Bundesländer werden die Demo in einer Kette bekleiden. Besondere Einheiten werden<br />
Störer herausgreifen. In der blauen Zone werden Eingreiftrupps, Eindringlinge, die den Zaun<br />
durchbrechen wollen festnehmen. Kollegen von Ihnen werden die Polizei dabei unterstützen.<br />
Mit diesen <strong>Aus</strong>führungen gibt er das Wort an unseren Objektschutzleiter weiter. Fünf Trupps<br />
mit jeweils fünfundzwanzig Mann werden in Abständen von einhundertzwanzig Metern,<br />
entlang des inneren Zauns postiert. Zusätzlich zum Gummiknüppel, den jeder Mann erhält,<br />
bekommt jede Gruppe eine Gasgeschosspistole. Bei der Bekanntgabe der Einsatzorte für die<br />
einzelnen Gruppen werden mir und den Anderen gesagt, dass wir auch das Tor zum<br />
Kraftwerksgelände zu sichern haben. Nach diesen Worten stehen alle auf und begeben sich<br />
zu den Fahrzeugen. Auf dem Gelände des KKW ist ein hektisches Treiben.