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.<br />

NR. 125 . SAMSTAG, 2. JUNI 2018<br />

Handball regional<br />

SEITE 13<br />

Dobardzijev: Wir können eine super Rolle spielen<br />

Oberliga Der neue Kastellaun/Simmerner Trainer im Interview –Sportlicher Leiter Mario Percin: Wir bekommen einen jungen und hungrigen Coach<br />

M Simmern. In der Saison 2003/04<br />

sind sie sich das erste Mal als Gegner<br />

in der 2. französischen Liga über<br />

den Weg gelaufen: Der Kroate Mario<br />

Percin hütete damals das Tor von<br />

Nancy, der gebürtige Serbe Dejan<br />

Dobardzijev brachte ihn mit seinen<br />

Würfen als Rückraum-Ass von Aurillac<br />

ins Schwitzen. Rund 15 Jahre<br />

später sitzen sie einträchtig in der<br />

Simmerner Redaktion der Rhein-<br />

Hunsrück-Zeitung nebeneinander,<br />

Percin als Sportlicher Leiter der<br />

HSG Kastellaun/Simmern und Dobardzijev<br />

als neuer Trainer des<br />

Handball-Oberligisten. Im Interview<br />

redet Dobardzijev vor allem<br />

über die Zukunft der HSG, Percin<br />

geht dagegen auch auf die Vergangenheit<br />

ein.<br />

Herr Percin, warum setzt die HSG<br />

Kastellaun/Simmern auf Dejan Dobardzijev<br />

als neuen Trainer?<br />

Percin: Wir haben einen Trainer<br />

gesucht mit Ambitionen. Dejan ist<br />

ein junger Trainer, der den gleichen<br />

Weg wie wir gehen will. Es geht uns<br />

um vor allem um die Entwicklung<br />

der Spieler. Außerdem wollten wir<br />

einen Trainer, der in Deckung und<br />

Angriff ein festes System spielt. Dejan<br />

hat uns seine Ideen vorgestellt,<br />

er hat unsere Mannschaft gut analysiert,<br />

das hat den Vorstand beeindruckt.<br />

Mit Dejan bekommen wir<br />

einen jungen und hungrigen Trainer.<br />

Herr Dobardzijev, warum haben Sie<br />

das Angebot der HSG Kastellaun/<br />

Simmern angenommen?<br />

Dobardzijev: Weil es sehr interessant<br />

ist. Ich habe vom Vorstand gehört,<br />

dass junge Spieler entwickelt<br />

werden sollen. Kastellaun ist ein<br />

guter Verein, hat großes Potenzial in<br />

der Jugend. Ich kenne die Mannschaft<br />

aus einigen Freundschaftsspielen<br />

mit Kirn. Meine Meinung<br />

über die Mannschaft ist: Sie kann<br />

besser spielen. Deshalb habe ich<br />

das Angebot akzeptiert. Ich bin<br />

hochmotiviert. Ich hatte auch zwei<br />

Angebote aus dem Profibereich.<br />

Das wäre mit einem Umzug verbunden<br />

gewesen. Aber meine Familie<br />

will in Bingen wohnen bleiben.<br />

Deshalb kam nur ein Verein<br />

aus der Region infrage. Kastellaun<br />

ist perfekt, in 25 oder 30 Minuten<br />

bin ich in der Halle.<br />

Herr Percin, wohin soll Dejan Dobardzijev<br />

die HSG führen? Wie lauten<br />

die Ziele des Vereins?<br />

Percin: Dejan soll die jungen Spieler<br />

weiterentwickeln. Die Mannschaft<br />

soll ein festes System haben. Die<br />

Deckung ist dabei das Wichtigste.<br />

Am Ende zählen aber vorrangig die<br />

Ergebnisse. Kastellaun landete in der<br />

Oberliga bisher auf Platz 12, 13 und<br />

15. Wohin soll die Reise in der<br />

nächsten Saison gehen?<br />

Dobardzijev: 25 Punkte und Platz<br />

12 in der letzten Saison, das war<br />

nicht schlecht. Ich bin mir sicher,<br />

dass jeder Spieler eine Entwicklung<br />

nehmen kann. Die Spieler müssen<br />

Der neue Trainer des Handball-Oberligisten HSG Kastellaun/Simmern, Dejan Dobardzijev (rechts), stellte sich zusammen mit dem Sportlichen Leiter Mario Percin (Zweiter von rechts) in der Redaktion<br />

der Rhein-Hunsrück-Zeitung den Fragen der Sportredakteure Michael Bongard (links) und Mirko Bernd.<br />

Foto: Werner Dupuis<br />

Zur Person<br />

Dejan Dobardzijev<br />

Der 41-jährige Dejan Dobardzijev<br />

ist gebürtiger Serbe, hat aber 16<br />

Länderspiele für Mazedonien, das<br />

Land seines Vaters, bestritten.<br />

Sein Vater riet ihm auch, erst<br />

Serbien zu verlassen, wenn er sein<br />

Diplom als Sportlehrer in der Tasche<br />

hat. Dobardzijev hörte auf<br />

seinen Vater und ging im Alter von<br />

25 Jahren relativ spät ins Ausland.<br />

Stationen in Zypern, Österreich,<br />

Norwegen, Frankreich, Ungarn,<br />

Bosnien und dem Libanon folgten.<br />

Mit AS Saad Beirut gewann der<br />

1,96-Meter-Mann, der sich als<br />

Rückraumschütze einen Namen<br />

machte, 2009 die asiatische<br />

Champions League. 2011 ging es<br />

zudem mein System akzeptieren.<br />

Dann bin ich mir sicher, dass wir eine<br />

super Rolle in der Oberliga spielen<br />

können. Aber wir brauchen natürlich<br />

auch ein bisschen Zeit. Das<br />

erste Ziel wird aber der Klassenverbleib<br />

sein, danach kann man sich<br />

weitere Zwischenziele setzen. Ich<br />

habe mich der Mannschaft am<br />

Dienstag vorgestellt, es gab ein gutes<br />

Feedback. Wir haben schon einige<br />

Gespräche geführt. Wir müssen<br />

natürlich gucken, welcher Kader<br />

uns zur Verfügung steht.<br />

Die Kadergröße könnte zum Problem<br />

werden.<br />

Percin: Kevin Spreda geht in die 2.<br />

Mannschaft, bei Laszlo Gilanyi<br />

müssen wir gucken, wann er seine<br />

Weltreise antreten will. Ansonsten<br />

bleibt der Kader so zusammen. Mit<br />

nach Deutschland zum HSC Coburg<br />

in die 3. Liga. Dort spielte er<br />

auch mit dem ehemaligen Kastellauner<br />

und jetzigen Irmenacher<br />

Trainer Mirza Cehajic bis 2013<br />

zusammen. 2015 fand er über<br />

seinen Vermittler Vlado Stenzel<br />

(1978 als Trainer Weltmeister mit<br />

Deutschland) den Weg nach Kirn.<br />

Bei der TuS war Dobardzijev, der<br />

in Bingen wohnt und unter anderem<br />

in Kastellaun an der Waldorfschule<br />

als Sportlehrer arbeitet, als<br />

Männer- und Frauentrainer tätig.<br />

Mit den Kirner Männern verpasste<br />

er als rheinhessischer Vizemeister<br />

knapp die Aufstiegsrunde zur<br />

Oberliga. bon<br />

Mehmet Süngü von Rheinhessenligist<br />

Bingen-Büdesheim bekommen<br />

wir einen jungen Spieler dazu. Ich<br />

sehe in der Kadergröße kein Problem.<br />

Dobardzijev: Ich hätte gerne noch<br />

zwei weitere neue Spieler. Ein<br />

Linkshänder hat Priorität, zudem<br />

brauchen wir einen Rückraumspieler,<br />

falls Laszlo Gilanyi nicht mehr<br />

dabei ist. In zwei, drei Wochen<br />

möchte ich den Kader zusammenhaben.<br />

Werden Sie selbst noch spielen?<br />

Dobardzijev: Ich hoffe nicht, ich bin<br />

41 Jahre, irgendwann muss das ein<br />

Ende haben. Ich will nur Trainer<br />

sein, ich brauche den kompletten<br />

Blick auf die Mannschaft.<br />

Percin: Wir haben einen Trainer<br />

gesucht, keinen Spielertrainer.<br />

Spielertrainer in der Oberliga zu<br />

sein, ist nicht einfach. Das hat man<br />

vor drei Jahren bei Mirza Cehajic<br />

gesehen. Daraus haben wir gelernt.<br />

Das andere Problem bei der HSG<br />

Kastellaun war in der abgelaufenen<br />

Rückrunde die Trainingsbeteiligung,<br />

die sehr schwach für einen Oberligisten<br />

gewesen ist. Wo wollen Sie<br />

dort den Hebel ansetzen?<br />

Dobardzijev: Wir haben das Feedback<br />

der Spieler bekommen, dass<br />

sie rechtzeitig ein Programm und<br />

feste Termine bekommen, damit sie<br />

besser planen können. Ohne Training<br />

geht es nicht. Wenn nur vier,<br />

fünf Mann im Training sind, dann ist<br />

das keine Oberliga-Mannschaft. Ich<br />

muss das Training interessant machen,<br />

das ist meine Aufgabe.<br />

Percin: Auch bei der Trainingsbeteiligung<br />

müssen wir etwas ändern.<br />

Auch deshalb wollten wir einen<br />

neuen Trainer. Aber auch die Spieler<br />

müssen etwas ändern. Wir müssen<br />

jetzt alle zusammenarbeiten,<br />

wie in einer Familie.<br />

Der Vorgänger Axel Schneider wurde<br />

im Dezember gefeiert, im Februar<br />

wurde sein Vertrag verlängert und<br />

Anfang Mai musste er gehen. Warum<br />

gab es diesen Zickzackkurs bei<br />

Schneider?<br />

Percin: Es war nicht nur Axels<br />

Schuld. Es gab kleinere Probleme,<br />

die haben sich dann zu einem großen<br />

Problem zusammengehäuft,<br />

dann gab es die Explosion. Axel ist<br />

ein erfahrener Mann, aber er hätte<br />

viel mehr mit den Spielern reden<br />

müssen. Wir haben vor allem die<br />

Arbeit mit den Spielern uns angesehen.<br />

Bei Axel gab es keine Entwicklung<br />

nach vorne bei den jungen<br />

Spielern. Nur Torwart Luca<br />

Korbion hat in den letzten zwei<br />

Jahren einen Schritt nach vorne gemacht.<br />

Wir haben viele junge Spieler,<br />

es ist wichtig, dass sie Schritte<br />

nach vorne machen. Das war der<br />

Grund, warum wir auf der Trainerposition<br />

etwas ändern wollten.<br />

Herr Dobardzijev, welcher Trainertyp<br />

sind Sie?<br />

Dobardzijev: Kommunikation ist<br />

wichtig, Probleme werden bei mir<br />

direkt gelöst. Mein Charakter ist<br />

manchmal natürlich auch etwas<br />

emotional, aber ich will jedes Spiel<br />

gewinnen. Ich bin geprägt von Vlado<br />

Stenzel, er hat mich auch damals<br />

nach Deutschland vermittelt.<br />

Percin: Dejan ist ein typischer Jugo-<br />

Charakter (lacht). Das ist gut, das<br />

soll er nicht ändern.<br />

Herr Dobardzijev, wann beginnt die<br />

Vorbereitung?<br />

Dobardzijev: Am Montag geht es<br />

los, dann trainieren wir den kompletten<br />

Juni und machen auch<br />

schon zwei Testspiele. In den ersten<br />

zwei Juli-Wochen gebe ich der<br />

Mannschaft frei. Mitte Juli geht es<br />

dann weiter –und dann ist es nicht<br />

mehr lang bis zum Saisonstart am<br />

25./26. August.<br />

Das Gespräch führten<br />

Michael Bongard und Mirko Bernd<br />

Das tut sich im Kastellaun/Simmerner Kader<br />

Oberliga Fragezeichen hinter Helaoui und Gilanyi –Süngü kommt aus Bingen-Büdesheim –Kulovics Comeback<br />

Andi Zigelis muss nach dem Trainerwechsel zu Dejan Dobardzijev nicht<br />

Angst und Bange werden: Dobardzijev sieht den Litauer als den „Kopf der<br />

Mannschaft“. Gut für den neuen Coach der HSG Kastellaun/Simmern: Zigelis<br />

steht nach einer beruflichen Veränderung nun voll im Trainingsbetrieb<br />

zur Verfügung.<br />

Foto: Jörg Niebergall<br />

M Simmern. Wie sieht der Kader<br />

des Handball-Oberligisten HSG<br />

Kastellaun/Simmern in der Saison<br />

2018/19 aus? Große Veränderungen<br />

sind nicht zu erwarten, der Kader<br />

bleibt zum großen Teil in der<br />

Besetzung zusammen. Allerdings<br />

gibt es noch das ein oder andere<br />

Fragezeichen.<br />

Wer verlässt die HSG?<br />

Rechtsaußen Kevin Spreda geht<br />

aus privaten Gründen in die Verbandsliga-Reserve.<br />

Bei Linksaußen<br />

Matthias Faust und Torwart Mario<br />

Percin wird es kein Comeback geben.<br />

Der 30-jährige Faust muss seine<br />

Karriere wegen einer Ellenbogen-Verletzung<br />

beenden. Auch<br />

beim 39-jährigen Percin lässt eine<br />

Knieverletzung ein Mitwirken nicht<br />

mehr zu. Der ehemalige kroatische<br />

Nationaltorwart wird sich auf seine<br />

Aufgabe als Sportlicher Leiter konzentrieren.<br />

Wer könnte noch gehen?<br />

Rückraumtalent Laszlo Gilanyi<br />

plant nach dem Abitur eine Weltreise.<br />

Wann er diese startet, steht<br />

noch in den Sternen. Auch der tunesische<br />

Rückraumakteur Aziz Helaoui<br />

hat für eine weitere Runde<br />

noch nicht zugesagt. „Es sind noch<br />

ein paar Sachen zu klären, aber wir<br />

sind guter Dinge, dass Aziz bleibt“,<br />

sagt Percin. Trainer Dejan Dobardzijev<br />

will Helaoui unbedingt halten:<br />

„Er kann ein ganz wichtiger Mann<br />

für mein System werden.“<br />

Wer stößt zur HSG dazu?<br />

Mehmet Süngü wechselt vom<br />

Rheinhessenligisten DJK Bingen-<br />

Büdesheim nach Kastellaun. Der<br />

19-jährige Süngü ist knapp zwei<br />

Meter groß und stellt eine Alternative<br />

zu Oberliga-Torschützenkönig<br />

Henrik Walb dar. Zwei weitere<br />

Neue sollen noch kommen, verrät<br />

Dobardzijev. Dabei hat ein Linkshänder<br />

Priorität, denn nach Spredas<br />

Abgang ist Patrick Hess der<br />

einzige Linkshänder im Kader. Aus<br />

der Jugend wird Torwart Maurice<br />

Lahm hochgezogen. Er soll sich im<br />

Schatten der Stammkeeper Luca<br />

Korbion und Julian Kölsch entwickeln.<br />

Was macht Adnan Kulovic?<br />

Der bosnische Abwehrmann plant<br />

nach zwei Kreuzbandrissen sein<br />

Comeback. „Adnan hat noch kleinere<br />

Probleme mit seinem Knie,<br />

aber er will wieder Handball spielen“,<br />

sagt Percin. Dobardzijev bekräftigt:<br />

„Adnan wäre ein super<br />

Abwehrspieler für uns.“<br />

Wer soll das Team führen?<br />

Neben Torjäger Henrik Walb<br />

kommt diese Rolle wie in den Vorjahren<br />

Andi Zigelis zu. Der Litauer<br />

kennt Dobardzijev aus seiner Profizeit,<br />

mit Dessau spielte Zigelis oft<br />

gegen Dobardzijevs Coburger. Gut<br />

für den neuen Trainer: Er kann<br />

auch im Trainingsbetrieb nun vollständig<br />

auf Zigelis zählen. In der<br />

Vergangenheit war der 31-jährige<br />

Zigelis aus beruflichen Gründen<br />

kaum im Training, das machte sich<br />

dann oft gegen Ende der Spiele bemerkbar.<br />

„Andi hat eine neue Arbeit,<br />

er kann jetzt regelmäßig trainieren,<br />

er soll der Leader, der Kopf<br />

der Mannschaft werden“, verrät<br />

Dobardzijev.<br />

Wie sieht der Kader genau aus?<br />

Für das Tor stehen Luca Korbion,<br />

Julian Kölsch und Maurice Lahm<br />

parat. Am Kreis heißen die Optionen<br />

Bastian Wendling, Adnan Kulovic<br />

und Markus Hoff. Auf Außen<br />

agieren Patrick Hess, Luca Priestersbach,<br />

Jannik Dämgen und Ben<br />

Wetstein. Für den Rückraum stehen<br />

Henrik Walb, Andi Zigelis, Jan Röckendorf<br />

und Mehmet Süngü zur<br />

Verfügung. Dazu hoffen die Verantwortlichen<br />

wie gesagt auf einen<br />

Verbleib von Laszlo Gilanyi und<br />

Aziz Helaoui. Zudem sollen noch<br />

ein Linkshänder und ein Rückraumakteur<br />

zeitnah verpflichtet<br />

werden. Dann hätte Dobardzijev 18<br />

Mann in seinem Kastellaun/Simmerner<br />

Aufgebot für die am 24./25.<br />

August beginnende Saison 2018/19.<br />

Michael Bongard

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