Lebenslauf
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1994 oder 1996<br />
Geboren wurde ich irgendwann im Zeitraum 1994 bis 1996 in Myanmar, der Ort ist mir unbekannt.<br />
Meine Staatsangehörigkeit ist ungeklärt, da meine Eltern und ich den moslemischen Rohingya in<br />
Myanmar angehören. Diese werden von der Regierung Myanmars nicht als einheimische<br />
Bevölkerungsgruppe anerkannt, sondern illegale Einwanderer aus Bangladesch betrachtet. Ich<br />
habe deshalb nie einen Pass besessen.<br />
Verwandte in Myanmar kenne ich nicht, weil ich das Land im Alter von etwa fünf oder sechs Jahren<br />
verlassen habe.<br />
Im Zeitraum zwischen 2003 bis 2004<br />
Meinen Eltern sind mit mir nach Bangladesch gereist und wir haben uns dort aus den Augen<br />
verloren. Warum wir uns verloren haben weiß ich nicht, weil wir in einer großen Gruppe von<br />
Rohingya gereist sind, als es passiert ist. Wo meine Familienangehörigen heute leben weiß ich<br />
deshalb auch nicht.<br />
Eine Familie hat mir geholfen und ich habe bis etwa neun oder zehn Jahre bei ihnen in<br />
Bangladesch gelebt, also etwa bis zu meinem 14. oder 16. Lebensjahr. Genauer erinnere ich das<br />
nicht. Ich habe für die Familie im Haushalt gearbeitet, auf die Kinder aufgepasst oder in einem<br />
Bekleidungsgeschäft geholfen. Zur Schule konnte ich dort nicht gehen und habe keinen Abschluss.<br />
Da ich in Bangladesch als Rohingya auch zunehmend aggressiv und ablehnend von den<br />
Einheimischen behandelt worden bin, habe ich diese Familie verlassen und ging nach Indien. Ich<br />
habe keinen Kontakt mehr zu der Familie.<br />
Im Zeitraum zwischen 2007 bis 2010<br />
Einen Monat bin ich in Indien geblieben. Dort ist ist mir ein Mann mittleren Alters aus Pakistan<br />
begegnet. Er half mir, weil ich keine Arbeit, keine Unterkunft und kein Geld mehr hatte. Er bot mir<br />
an, mit ihm zusammen über Pakistan nach Europa zu flüchten.
Anschließend im Zeitraum zwischen 2007 bis 2010 bis 2009 bis 2012<br />
Die Reise von Indien über Pakistan nach Europa hat zwei Jahren gedauert. Wir sind zu Fuß<br />
gegangen, manchmal aber auch mit Autos mitgefahren oder mit einem Boot.<br />
Mein pakistanischer Freund hat mir dabei immer geholfen, deshalb habe ich nicht mitbekommen,<br />
durch welche Länder wir von Pakistan nach Europa gereist sind. Er hat mich oft tagsüber versteckt<br />
und wir sind dann nachts weitergereist. Auf der Reise hatte ich keinen Pass oder andere Papiere<br />
um mich auszuweisen. Ich erinnere mich an zwei oder drei Bootsfahrten, die jeweils nicht länger<br />
als einen Tag oder eine Nacht gedauert haben. Die Boote waren meist klein und überfüllt mit über<br />
100 Menschen. Ich weiß aber nicht über welches Meer wir gefahren sind oder in welchen Ländern<br />
wir angekommen sind, weil der Freund ja alles organisiert hat.<br />
2013<br />
Mein Freund und ich haben uns beim Passieren einer Grenze in der Nähe von München verloren.<br />
Er hat mir gesagt, ich solle voraus gehen. Erst als ich kurz darauf in einem Büro in München zum<br />
ersten Male einen Asylantrag stellen wollte, habe ich erfahren, ich befinde mich in Deutschland.<br />
Von dort wurde ich von Beamten nach Bielefeld gebracht. Von dort brachte man mich weiter nach<br />
Trier, dann nach Dortmund, nach Unna und zuletzt nach Hemer. Dort habe ich am 5.12.2013 den<br />
Asylantrag stellen können.<br />
Der Beamte hat mir nicht geglaubt, dass ich 17 oder 17,5 Jahre alt bin, wie ich selbst vermute. Er<br />
hat mich auf 19 oder 19,5 Jahre geschätzt und dann mein Geburtsdatum frei auf den 31.12.1994<br />
festgelegt.