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ONEWAY (Lyrik 1999-2005)

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Oneway<br />

<strong>Lyrik</strong><br />

Zu Prosa geordnet<br />

1. Von der Trauer zur Langeweile darüber<br />

2. Von der Langeweile zur traurigen Erkenntnis<br />

3. Traurige Erkenntnis deren Verwerfen


es dem Zustand zuzuschreiben<br />

bringt keinerlei Konsequenz<br />

den anfang beschreibt für uns die ursache am besten


Von der Trauer zur Langeweile


Verstehe<br />

Verstehe<br />

Nicht mal<br />

Das Papier<br />

Die Form<br />

In der ich zahlen soll<br />

Für Jetzt<br />

Für diese Norm<br />

Die ich nicht erleben kann<br />

Verstehe<br />

Keine Silbe<br />

In Suppen<br />

Im Trichter<br />

Ergießen sich<br />

Generationen<br />

Auf mich<br />

Bis ich meine Decke selbst<br />

Entzünd


Auf einer Scholle eis floss ich<br />

Vorbei an Blumen und an Wirken<br />

Ich fristete, so glaube ich<br />

Ein Dasein ohne Schlaf<br />

Und schlimm<br />

Zwischen Rahm<br />

Und Perlenstaub<br />

Knistert heiß<br />

Die Traumvorlage<br />

Ich wag mich nicht<br />

Hier<br />

Her<br />

Vor<br />

Der Wille<br />

Mag er<br />

Donnertosend sein<br />

Er bleibt<br />

Im tränenschrein<br />

Und kehrt nicht wieder


Hass<br />

Kläfft ätzend nah<br />

Zerbeißt mich blutig<br />

Schlägt, vergrätzt mich<br />

Kotzt mich aus<br />

Der Hass<br />

Liege, streune<br />

Stiere, krieche<br />

Ratlos, rastlos<br />

Wie Rotz<br />

auf dem Boden<br />

Er sticht wie die Wüste<br />

Schläft wie ein Murmeltier<br />

Entfacht Verspannung<br />

Der Hass<br />

Ich werde nicht ruhen<br />

Ich renne egal und wie wohin<br />

Dich zu sehen


Wortlos<br />

Tränenkammernleer<br />

Augen weiden<br />

Warmen Sinn<br />

Haltezonen<br />

Aus haltlosen Händen<br />

Bewusstlos sparsames<br />

Dankbar betretbares<br />

Unruhig geschwängertes Licht<br />

Im Abendloch<br />

Weinen


Im Fachwerk<br />

Tanzt du mit mir<br />

Tarnst dich mit mir<br />

Streunst du mit mir<br />

Um die Scheunen<br />

Rennst du mit mir<br />

Streckst dich mit mir<br />

Bis zum Mond<br />

Horizont hinterm hof<br />

Über die Bäume<br />

Scheust du dich<br />

mit mir zu träumen<br />

Legst du dich<br />

Drehst du dich<br />

Deckst du dich<br />

Zu um mich<br />

Zündest mich aus<br />

In die Sterne<br />

Die Feuersteine<br />

Fragen nach Luft<br />

Wir schlafen<br />

Im Fachwerk


Sicht<br />

Tagelang<br />

Zwischen hier und niemand<br />

Vermöglichungen Meinungen<br />

Identitätswechsel<br />

In neuem Rahmen<br />

Aus ängstlicher, toleranter, freundlicher<br />

Mitleidig-selbstmitleidiger<br />

Skeptisch-interessiert-offener<br />

Taktischer, emotionaler<br />

Sicht


Ich bin<br />

Ich bin allein<br />

Ich bin auf Entzug<br />

Ich bin nicht gesund<br />

Ich stehe unter Druck<br />

Ich kenne mich nicht<br />

Ich habe keine Zukunft<br />

Ich strebe nach höherem<br />

Ich vergeude meine Zeit<br />

Ich weiß keine Antworten<br />

Ich würde gerne etwas tun<br />

Ich habe zu wenig geschlafen<br />

Ich find es läuft alles nicht rund<br />

Ich stehe der Welt hilflos gegenüber<br />

Ich lebe in geordneten Verhältnissen<br />

Ich bin zu spät geboren worden<br />

Ich will nach Peru auswandern<br />

Ich lebe nicht für den Moment<br />

Ich sehe keinen Sinn im leben<br />

Ich sollte Obdachlosen helfen<br />

Ich habe eine Freundin<br />

Ich nehme Drogen<br />

Ich erreiche nichts<br />

Ich weiß nicht warum ich unglücklich sein darf<br />

Ich danke für einen Grund unglücklich zu sein<br />

Ich bin zu ehrlich<br />

Ich glaube nichts<br />

Ich bin nicht frei<br />

Ich rede zu viel<br />

Ich bin


Kopf an Brause stoßen<br />

Schon um halb zehn jointen<br />

Um 12 denken man kann nicht aufstehn<br />

Müsst bis 3<br />

An der grünen ampel warten<br />

Schale milch sücken<br />

Von seiner ische angesabbert<br />

Zu nass


Es regnet Zigaretten<br />

Doch niemand möchte Feuer fangen<br />

Verbrennungen in Kauf nehmen<br />

Oder die Hand hinhalten<br />

Kippen stapeln sich auf Hüfthöhe<br />

Wir verrauchen<br />

auch wenn es weh tut<br />

Es steht uns<br />

Das Feuer bis zum Hals


In Lichterketten<br />

Die Wand springt<br />

Wie ein Stromkreis<br />

Buchstaben schmelzen<br />

Durch den Schreibtisch<br />

Finger klebt<br />

Am Teppichrand<br />

Zwischendurch:<br />

Eine Fieberkranke<br />

Ruft den Henker herbei<br />

Schnecken unterm Putz


Dezember<br />

Tosend Felsweltmaterial<br />

Sternkammerflackern im Blattwerk<br />

Kreuzbiegsame Stangen fasern<br />

Klettgerüste sehnen Knoten<br />

Klammerhaken stirngetränkt<br />

Zum vierhand gehaltenen Laken<br />

Sinn Falten sind Wellen<br />

Fallen Sinn Welten<br />

Tiefen Täler<br />

Grenzen<br />

Setzen<br />

Fort<br />

Die Ameisen kleben am Glas<br />

Den Rauch hält Wind im Fenster<br />

Vergeben der Ziele im Januar


Ich falte aus Zweifeln<br />

Ein Haus von mir<br />

In dem hat alles seinen Platz<br />

Das Fundament<br />

Wird ausgeschwemmt<br />

Aus Zukunftsangst und Hass<br />

Die tragenden Wände<br />

Geschmolzen aus Trägheit<br />

Der Stein gewonnen<br />

Aus Unfähigkeit<br />

Ich knete Träume<br />

Zu Fenstern und Türen<br />

schluck mein fließend Wasser<br />

Hoffnung<br />

endet nie


Komisch warum die uns dann diese Bilder zeigen<br />

Es ist jawohl überdeutlich<br />

Was wir alle wollen:<br />

Werbung!<br />

Ja, alles sollte sein wie in der Werbung!<br />

Natur! Kinder! Sex!<br />

Und fliegende Comicfiguren!<br />

Und was kriegen wir?


Klagen<br />

Die Wiesen:<br />

Überall versuchen<br />

Trümmer<br />

Hinzustellen.<br />

Gewalt<br />

Und elektrisches Licht.<br />

SCHNAPSERSATZ<br />

ZWEITSTIMMEN<br />

RAHMENSCHWARZ<br />

REIßNÄGEL<br />

EINECKEN<br />

BLÜTENVERZICHT


Vollständig Sediert<br />

Ich zementiere mich<br />

Einen Sack Blei unter jeden Satz<br />

Goldverkleidete Meinungen<br />

Ansichten im Relief<br />

Augenblicke in Stein<br />

Und jedes feste Wort<br />

Jeder Pfeiler<br />

Jedes Seil<br />

Führt mich<br />

Tiefer in mich ein


Sandverlauf<br />

Es knistert<br />

Tut es das<br />

Langsam<br />

Oder tut es<br />

Besser<br />

Schnell<br />

Im Matsch<br />

Auf Weges<br />

Schritt<br />

Gleiten<br />

Sagst du.<br />

Doch mein Kopf:<br />

Gehobene Zentner<br />

Rutschen nicht.


Eine kleine Schale voll Wasser<br />

Meine Füße sind Sicheln<br />

Aus diamantscharfem Stahl<br />

Stell dir vor was geschieht<br />

Wenn ich gehe<br />

Zu lang an einer Stelle bin<br />

Wenn ich mich drehe<br />

Oder versuche zu springen<br />

Und<br />

Meine Hände sind Gefieder<br />

Die Schwingen gezogen vom Wind<br />

Stell dir vor was geschieht<br />

Wenn ich gehe<br />

Zu lang an einer Stelle bin<br />

Wenn ich mich drehe<br />

Oder versuche zu springen


EIN ERDBEBEN<br />

Im Nachhinein<br />

Sehe ich<br />

Verstümmelung sprießen<br />

In die Wälder<br />

Kleine fahle hastige Bäumeleinchen<br />

Von anderen<br />

Gepflanzt<br />

Ich ausgrabe eine Ausgabe<br />

Meiner selbst<br />

Pause sie durch auf<br />

Mein Papier<br />

Höllengeschwafel<br />

Und keiner weiß<br />

Dass man es<br />

Schonmal gelesen<br />

Hat<br />

Worte sind<br />

Zum Glück<br />

Keine Gesichter


Die Blumen gefärbt mit bunter Spucke<br />

Plakate sind aus drei Punkten gemalt<br />

Die Spritzer von Farbe sind keine Flecken<br />

Ruhe und Warten und flaches Egal<br />

Meine Ideen stehlen sich in die Wirklichkeit<br />

Meine Ideen stehlen die Wirklichkeit<br />

Meine Ideen stehlen<br />

Meine Ideen


Ich sitze abends mit flackernden Augen<br />

Will weder wach sein noch schlafen<br />

Könnt irgendwas machen<br />

Oder auch nicht<br />

Mir ist es egal<br />

Ich sitze<br />

Noch<br />

Die Finger sind müde<br />

Die Augen liegen auf<br />

Ich<br />

Könnte<br />

Jetzt etwas tun<br />

Oder auch nicht<br />

Warum soll ich<br />

Bis morgen<br />

Schlafen?


Von der Langeweile zur traurigen Erkenntnis


Ich fühl mich so widerlich<br />

Schlage matschige Kirschen in mein Kind<br />

das hässliche etwas<br />

Dass mir immer sagt:<br />

Nimm mich mit!<br />

Etwas hieraus nehmen<br />

Will ich nicht<br />

Ich nehme nichts<br />

Nichts haben<br />

Nichts sagen<br />

Wie ihr<br />

Aus Ich wird Job plus Geld<br />

Und Tugend<br />

Die letzte Zahl heißt<br />

jung & jung geblieben<br />

Wald wird Baum wird Stock wird Stift<br />

Wird Schrift wird Wort wird Sinn wird Nichts<br />

Im Teer<br />

Auf der Arbeit<br />

Reißstifte<br />

In Erinnerung<br />

Gut gemacht<br />

Schlecht gemacht<br />

Falsch gemacht<br />

Alt geworden<br />

Jetzt vergeht<br />

Meine Zeit<br />

Vergangen ist<br />

Nichts


Ihr blättert<br />

die träume<br />

Von den wänden<br />

wendet die auslage<br />

in staub<br />

tackert<br />

das leben<br />

in collage<br />

tritt auf<br />

den klebenden boden<br />

augäpfel<br />

mit<br />

wunderkerzen<br />

in den fingern<br />

schleift zu<br />

ein anders<br />

überblickt<br />

seid hungrig<br />

unbequem zum fasten<br />

warum gibts<br />

kein besseres<br />

Zum basteln<br />

was habt Ihr<br />

als nächstes erstickt


Säh ich die Welt mit den Augen der Fremde<br />

Würd ich über Bordsteine fallen<br />

Ohne zu flattern<br />

Den Kopf mir abgehängt<br />

Die blutgetränkten Straßen schmecken


Stadt<br />

Häuser haben keine Herzen<br />

Bänke voller Brot<br />

Hochoben:<br />

Überlisten die Gedanken<br />

Federn<br />

Aus der Luft<br />

Die Blumen duften<br />

Wie verrückt<br />

Wenn man sie zerdrückt


Ich hab gedacht wenn ich wär wie andere<br />

Wär es auch ein anderes Leben<br />

Hätte ich früh eingesehen<br />

Statt es später nicht zu merken<br />

Dass das Leben gestalten<br />

Heißt mit sich zufrieden werden<br />

Wären die Eltern in Frieden<br />

Ganz verliebt zusammen geblieben<br />

Hätte ich erst sehr viel später<br />

Erste Verse aufgeschrieben<br />

Hätte ich die Zeit verbracht<br />

Mit meinen Freunden um zu spielen<br />

Anstatt mir zu überlegen<br />

Was ich will und meine Ziele<br />

Wären Träumerei und Glück<br />

Wäre ich doch nur verrückt<br />

Hätte ich in frühen Jahren<br />

Das System in mir zerdrückt<br />

Hätte ich früher gemerkt<br />

Dass es Sinn macht zu verzichten<br />

Auf Verstellung Scheinmoral<br />

Geld und Machtopportunismus<br />

Wär mir all das scheiß egal<br />

Fühlte mich nicht fremdbestimmt<br />

Hätt ich gelebt wie ich es will<br />

Statt zu diktieren wer ich bin<br />

Hätt ich Mitmenschen geliebt<br />

Ohne praktisches Kalkül<br />

Ihnen zugehört und mich<br />

Verlassen auf mein Bauchgefühl<br />

Hätt ich nicht die Welt mit Worten<br />

In tausend Schubladen gesteckt<br />

Mir im Versuch was zu erklären<br />

Möglichkeiten abgesägt<br />

Wärs Fantasie die ich genieß<br />

Wär das Paradies nicht weit<br />

Wär ich im Einklang mit mir selbst<br />

Statt im Einklang mit der Zeit<br />

Fühlte ich mich hier geborgen<br />

Hätte keine falschen Sorgen<br />

Meinte Sex Erfolg und Kinder<br />

Wäre was mein Leben ordnet<br />

Würd mich nicht fügen in die Form<br />

Mich arrangieren mit der Norm<br />

Würd ich leben wie ich denke<br />

Wäre ich nicht hier geboren


Bücherei<br />

Am Schaufenster mit der Stirn gelegt<br />

Aufblick ein Buch<br />

Seitenverschlagen<br />

Die Tränke: ein Vulkan<br />

Schwafel verwolken<br />

Sehnen strecken Zeit<br />

Die Obrigkeit<br />

Strafft meine finger<br />

Strengt<br />

schreckt an<br />

Herunter die Treppen<br />

Ab weich wie Seen<br />

Keine Streifposten


Erklärungen an einen Abenteurer<br />

Ich komme aus den Bergen<br />

Dort wo die Flüsse glitzern<br />

In allen Farben flackern<br />

Mal süß mal bitter schmecken<br />

Wo die Pflanzen<br />

Verrunzelt und klangvoll<br />

Jeden Abend auferstehen<br />

Die Stimmen<br />

In tausend Echos wiederkehrend<br />

Trunken, salbungsvoll und hohl.<br />

Es liegt hinter den Bergen<br />

Ein großer grauer See<br />

Die Fische schwimmen dort<br />

Immerfort gegen den Strom<br />

Mit dem Bauch nach oben<br />

Den Hals voll ausgefallenen Schuppen.<br />

Ich stehe an einen Baum gelehnt<br />

An einem der Flüsse<br />

Und hauche ein leeres Wort<br />

Freundlich, salbungsvoll und hohl:<br />

Lausche der Stimme der Berge<br />

Die eine gute Reise wünschen


Katzenjammer<br />

Hinter den Verschlägen der Scheunen<br />

Katzenjammer<br />

Am Holztor zerkratzen sie<br />

Scheren an Stein<br />

Räuspern die Wände sich<br />

Knistern die Fasern<br />

Des überall bröselnden Füllhineins?<br />

Zettel knittern<br />

Schlingpflanzen ruckeln das Bild:<br />

Es wird mir keine Möglichkeit sein<br />

zu entscheiden


Vier Brocken Müdigkeit<br />

Mir lag ein Block aus Erz und Eis<br />

In meinem Bauch<br />

Er zerfiel in vier Brocken Müdigkeit<br />

Müdigkeit des Denkens<br />

Des Lachens<br />

Des Seins<br />

Und der Tat<br />

Und ich lag und lag und lag<br />

Mir lagen vier Brocken Müdigkeit<br />

In meinem Bauch<br />

Den ersten schmolzest du<br />

Den zweiten hab ich kleingekloppt<br />

Die anderen schauten zu<br />

Den dritten hab ich angesehen<br />

Bin auf den Grund gegangen<br />

Dem vierten gab ich Erz und Wasser<br />

Damit er wachsen kann


Es soll Scheiße regnen<br />

Damit wir wissen wo wir stehen


Angstsoziale<br />

In Formation<br />

Aus<br />

Feindessicht<br />

Eigen<br />

Heim und<br />

Fremdenverkehrt


Träume<br />

Die Liebe freier Menschen


Bleib<br />

Das Telefon klingelt<br />

Auf den Gleisen liegt Schnee<br />

Die Menschen stehen Reihen<br />

Egal wo ich seh, seh ich<br />

In sie hinein, nehm<br />

Meine Hände zu ihnen<br />

Und ich bleib allein<br />

Denn ich brauch keine Lügen<br />

In Liebe<br />

so sehe<br />

ich in mich hinein<br />

Meine Hände zu euch<br />

Und ich bleib allein


Gift<br />

Nimm deine kratzigen Hände weg<br />

Zieh dein Haar aus meinen Ohren<br />

Ich küss deine Füße<br />

Auf meinem Gesicht.-<br />

Hälts du mich gleich<br />

Du lächelst<br />

Wie das Abendrot<br />

Spuck mir<br />

Zwischen die Beine<br />

Kotz mir<br />

In den Schritt<br />

Fick mich<br />

Bis ich schreie<br />

Nimm mich mit.-<br />

Du rufst<br />

Zum Sprung<br />

Vom Horizont.-<br />

Nagel mich<br />

Scheiß auf mich<br />

Tritt mich entzwei<br />

Träum mir die Augen auf<br />

Du Glitzerst wie Kerzen<br />

Auf glühendem Asphalt.-<br />

Ansonsten mag ich Schwäne an den Ufern<br />

Leichtgesichter<br />

Tanzen sehen<br />

Malst du mich in deine Leere.-<br />

Verbrennen deiner Kleider<br />

Verstreuen der Asche<br />

Im Bauchnabel<br />

Befiehl deinen Lichtern<br />

Die Ketten zu lockern<br />

Dein Blick trifft<br />

Wie ein Klippensturz


Metertief<br />

auf die Knie<br />

ich werd dich übersehen<br />

wein mädchen<br />

Sag mich schlafen.-<br />

Ich bin gefärbt<br />

Wer ist das bloß gewesen


Traumwunde<br />

Seh uns<br />

Oberhalb am Rand der Klippen turnen<br />

Verschworen im Angesicht<br />

Unserer Fehler, der Welt<br />

Der blaue Mund<br />

Aus ihm wird Trost geboren<br />

Er horcht an den Toren<br />

Lockt nach uns selbst<br />

Im Wind<br />

deine Schönheit: die Schwäche<br />

Du alles<br />

Offenbar tanzbares selbst<br />

DuIch<br />

Ununterbrochen<br />

Tränen, die uns tilgen<br />

DuIch<br />

Entschlossen diesem einen Tod zu fliehen<br />

Wir sehne die Sehnsucht herbei<br />

Flehen die Ferne<br />

Stelzen den Sternen nach<br />

Um über die Berge<br />

Ausufern den Toren<br />

Uns<br />

Zu entreißen der Stadt<br />

Wir schlemmen im Garten der Ungeduld<br />

Klopfen im Herzen:<br />

Nichts soll länger<br />

Fortbestehen als die Schwäche!<br />

Nicht soll länger sein<br />

als Unbändiges eines<br />

altes immer eines<br />

Ich


Gegenwart<br />

Seht die Salbung<br />

der Untüchtigen<br />

Es regnet Silikon<br />

auf den Tanzplatz<br />

Die betretenen Wege<br />

werden Mehl glasiert<br />

zur anstehenden Hängung<br />

des Unmittelbaren<br />

Seht wie sie<br />

An seinen Beinen<br />

Geklammert<br />

In gefrorenen Pfützen<br />

Sicherheit spiegeln


Wellen zerbrechen<br />

Stromkasten stampfen<br />

Übers Meer und das Land<br />

Der Himmel flockt in den Wolkenteppich<br />

Die Wolken verfallen<br />

Finger verteilen die Hand.<br />

Worte fädeln<br />

Spiralen zerriebener Scherben<br />

In Kisten<br />

Sie kleben am Wind<br />

Sie schießen bis es regnet<br />

Ihr Regen macht blind.<br />

Es zerquetscht nichts<br />

Die Zäune sind scharf<br />

Sie schneiden in Teile<br />

Was niemals herauskommen darf<br />

Und wenn du zurückkommst<br />

Schleich vorbei<br />

Lass die Teile beisammen<br />

Und schlaf ihnen ein.


Ich zeig dich<br />

Die Stadt wird<br />

Wieder fremd<br />

Geschleift vom Geräusch<br />

Der Schienen<br />

Am Boden<br />

Leises Zittern<br />

Sekunden<br />

Verfugen das Licht<br />

Flächen verkleben<br />

-<br />

Alle Kreise werden krumm<br />

Die Ventile<br />

Die langsam sich heben<br />

Geloben Besserung


Ruhe sanft<br />

Bittergedanke<br />

Mit Pelzpantoffeln<br />

Und dem umsonst gezeugten Nachwuchs<br />

Sahn dich ein<br />

Und leck dich


Herbst<br />

Wie nie freue ich mich<br />

Über den Einbruch des Herbstes<br />

Wenn der Himmel<br />

Den Mond umrahmt<br />

Die Luft drückt<br />

Mein Herz hinein<br />

Fensterwind<br />

Drängt langsame Gedanken<br />

Von der Stirn<br />

Wolken tarnen die Weiten der Welt<br />

Wir schützen uns mit unseren Schatten<br />

Fallen aufeinander<br />

Falten die Hände, das Licht<br />

Der Herbst bringt alles zur Ruhe<br />

Es müssen keine Blätter wachsen<br />

Keine frühen Sonnen stehen<br />

Die verschlafenen Tage<br />

Kälte und Wasser und Seen


An meine Gedanken<br />

Sprecht letztgültig<br />

Habt dank, Gedanken<br />

Ihr verweist nur hin und her<br />

Sprung, Riss, Schlüssel<br />

Kreis, Mund, Bruch<br />

Vor<br />

alledem<br />

Habt ihr nichts anzubieten<br />

Nach Gebrauch<br />

Ist das entstandene Gefühl<br />

Nicht wieder verwertbar<br />

Ich muss genügsam mit euch sein<br />

Mich von euch entsorgen


Spass im Sturm<br />

Der Winterstaub<br />

Streicht unseren Atem weiß<br />

Vergleicht die kahlen Äste<br />

Mit unserem Leicht<br />

Die zahmen Schwefeldämpfe<br />

Vergilben unsere Angst<br />

Verzahnen unsere Macken<br />

Verkleben unsere Hände im Kampf<br />

Der vertrocknete Boden<br />

Saugt unsere Sehnen ein<br />

Mein herz legt eine Scholle Erde<br />

Zum feiern auf<br />

Die verschwundene Sonne<br />

Legt uns ein Strahlen an<br />

Die gefrorenen Straßen<br />

Laden uns aus<br />

Zum gleiten


Erfolgsleiternsprossenbrechung<br />

Zusammenhangtackern<br />

Zeitverzugberechnung<br />

Entspannungserfolge<br />

Referenzbestätigung<br />

Druckbauchstaben<br />

Kontinuitätsriten<br />

Atempausenzeit


Von der Traurige Erkenntnis zu deren Verwerfen


Ängstliche Blicke<br />

Wie lang hat es mich gekostet<br />

Bis ich die Menschen so nichtssagend<br />

Ansehen konnte<br />

Wie es ihnen gerecht wird<br />

Ungerührt unbetroffen<br />

Nichts hereingelegt<br />

Blankgewischte Linsen<br />

Mundbewegungslos zu grinsen<br />

Keine Sicht<br />

Keine Projektion<br />

Eingesaugtes Licht<br />

Der Raum ist leer<br />

Zu sehen bin ich


Frühling<br />

Vielleicht werde ich<br />

Noch 50 Mal den Frühling kommen sehen<br />

Und wenn ich bedenke<br />

Dass dies mir soeben erst bewusst wurde<br />

Glaube ich<br />

Noch viele Frühlinge vor mir zu haben


Wär ich eine Welt<br />

Wär ich im Krieg<br />

Wär ich ein Schiff<br />

Wär ich gesunken<br />

Wär ich ein Gedanke<br />

Wär ich vergessen<br />

Wär ich ein Rätsel<br />

Wär ich gelöst<br />

Wär ich die Sonne<br />

Würd alles explodieren


Auf der Zunge<br />

Während du in schwarzen Schatten<br />

Tastest Wand für Wand entlang<br />

Sprachgewaltig drehst die Fakten<br />

Tanzt, als wüsche die Welle den Strand.<br />

Jede Flucht die einmal angetreten<br />

Durch viel zu enge Seitenstraßen rauscht<br />

Die Fenster die in deinem Kopf zersplittern<br />

Wurden erst vortags ausgetauscht.<br />

Kein Brief erreicht dich wenn du rennst<br />

Nicht hält dich, schlender aus den Grenzen<br />

Bis du dich mit deinen Worten fängst.<br />

Schlagen Pflastersteine durch die Brücken<br />

Weißgemalt die Flecken auf lackiertem Grund<br />

Die Vögel fächern alle Federn<br />

Doch du faltest Zungen in deinen Mund.<br />

Du schweigst und hörst dich nicht,<br />

Die Schaufenster schreien nach Krieg<br />

Die ohrenbetäubenden Mörder marschieren<br />

Die Scherben sind Scheren<br />

Die Flüsse versiegen<br />

Den Kopf auf den Amboss im Hämmern erzittert<br />

Wie die Stirn schimpft ihr letztes Gebet.<br />

Verloren die Federn der bunten Vögel<br />

Festgeklebt auf Wand und Grund<br />

Das Flackern des reisenden Todes<br />

Liegt auf der Zunge<br />

Ist das modrige Fleisch<br />

In deinem Mund.


Die Scherze<br />

Alle Weiden kahlgepflügt<br />

Zu hören der Schall der Gewehre<br />

Die rettenden Ringe am Himmel verglüht<br />

Ritter durchpreschen die Leere.<br />

Leise sinken wir zu Boden<br />

Mit der Nase in den Scherben<br />

Suchen nach der Furcht im Freien<br />

Doch ersticken in den Scherzen


Ein Tuch aus Holz und Zwirn<br />

Ich tauch ein Tuch aus<br />

Holz und Zwirn<br />

In Wasser<br />

Leg es auf die Stirn<br />

Und siehe da<br />

Aus Holz und Zwirn<br />

Wird<br />

Gold und Glanzpapier<br />

Ich werfs ins Wasser<br />

Auf die Stirn<br />

Und siehe es<br />

Wird Holz und Zwirn<br />

Ich tauch ein Tuch aus<br />

Holz und Zwirn<br />

In Wasser<br />

Leg es auf die Stirn<br />

Und siehe da<br />

Aus Holz und Zwirn<br />

Wird wieder<br />

Gold und Glanzpapier


Im Kranz<br />

Hält der Atem<br />

Die Zeit<br />

Dein Haar<br />

Verschluckt<br />

Das Klicken<br />

Die Wellen<br />

Dein Finger<br />

Tupft<br />

Faltenfrei


Blätter tanzen<br />

Schmale Kreise<br />

Rascheln sanft<br />

Und malerisch<br />

Kräuseln sich<br />

Wie Handumdrehen<br />

Zischen hin<br />

Und legen sich<br />

Reißen leidlos<br />

Fädendehnend<br />

Senken Bögen<br />

In den Wind<br />

Schweben<br />

Schneller<br />

Zucken<br />

Risse<br />

Greifen<br />

Meinen Blick<br />

Wie im Takt<br />

Des stummen Windes<br />

Lassen sie<br />

Mein Herz zurück


Heldengesang<br />

Meine Helden sind still<br />

Wirken zwischen Bürgersteigen<br />

Treiben ihr Wesen voran<br />

Meine Helden sind wirklich<br />

Funken ununterbrochen<br />

Reden mit sich selbst<br />

Meine Helden atmen<br />

Meine Luft<br />

Verhandeln<br />

Meine Worte


Liebst du<br />

Betten<br />

Hände<br />

Heizungen<br />

Herzen<br />

Essen<br />

Träume<br />

Herbst<br />

Reisen<br />

Stadtverkehr<br />

Tanz<br />

Magie<br />

Malerei<br />

Explosionen<br />

Gratisgetränke<br />

Augenaufschlagen<br />

Dich<br />

Das<br />

Alles<br />

Nichts davon<br />

Bist du<br />

Ich


Mein Engel<br />

Mein Engel leuchtet in gelb<br />

Trägt Schein<br />

Für den ich bereit bin<br />

Mich so zu benehmen<br />

Wie es gut macht<br />

Der mir Illusion nimmt<br />

Von anders<br />

Damit ich es will<br />

Das:<br />

werden wir sehen<br />

So<br />

Und<br />

Jetzt<br />

Kann auch das nicht gehen<br />

Weil wenn er kommt<br />

Wird Liebe unvermeidbar<br />

Und jetzt<br />

Reicht es mir,<br />

Dass die Vorstellung möglich ist


Ich wünschte<br />

Mich überkäme<br />

Mittlerweile<br />

Ein Gefühl<br />

Des Ekels<br />

Wenn ich versuchte in<br />

Übergeordneten Kategorien<br />

Zu leben


Wir atmen schwer, wir weinen nicht<br />

Unternehmen wir etwas gänzlich hoffnungsloses<br />

Lassen wir die Köpfe hängen<br />

Laufen durch den Regen<br />

Sehen schräg<br />

Zerren Leichen<br />

Betten uns in Schlamm<br />

Sprechen wir nicht von Zukunft<br />

Von Vergangenheit, Gegenwart<br />

Tragen wir uns zu Grabe<br />

Traben in den Tod<br />

Ohne Furcht<br />

Ohne Freude<br />

Ohne List<br />

Ohne Lohn


Ich wollte mir eine Existenz durchpausen<br />

Doch plötzlich wurd alles so matt<br />

Ich strich mit dem Bleistift über die Seiten<br />

Und alles war glatt<br />

Ich wollte mir eine Existenz durchpausen<br />

Nun stell ich die Seite ins Nichts<br />

Denn als die schmerzende Hand den Stift niederlegte<br />

Erblindete ich


autopoiesis<br />

neuronen monden nicht<br />

objekten keine präsentanz<br />

aus silberstaub ertauchtem Licht<br />

wird nichts gewirkt gestanzt<br />

doch wenn das echt und alles ist<br />

dann ist kein Spiegelzelt<br />

ist farbmagie gefühl und tanz<br />

ein Ich jongliert die welt


Erwartung²<br />

Es war nicht meine Absicht<br />

Dass ich zum Fenster herausgoss<br />

Mich aus vollem Mund<br />

Durchs Fliegengitter warf.<br />

Die Scheren sind nun fortgetrieben<br />

Die Scheunen sind nicht mehr gebraucht<br />

Die Stühle zerbrochen<br />

Der Draht ist verloren<br />

Die Träume gehen aus<br />

Denn hinter den Flecken<br />

klebte ich auf weißen Fliesen auf.<br />

Nun locken die Fugen<br />

Aber ich guck nicht hin


Beschütze mich<br />

Ich explodiere<br />

Werde Mensch<br />

Besinnungslos und frei<br />

Wie ich es nie gedacht habe<br />

Und nie denken werden kann


lass das meer von dir berichten<br />

dem mond wollt ich von mir erzählen<br />

wollt ihm sagen wer ich bin<br />

so bin ich durch die nacht geschlichen<br />

und legte stimmen in den wind<br />

ein wort erreichte seine krater<br />

drehte sich durch seinen sand<br />

doch als er buchstaben erkannte<br />

hat er sie als nichts verbrannt<br />

die luft war hungrig leer und leise<br />

sie hat den rest des schalls verschluckt<br />

das weltall hüllte mich in schweigen<br />

der mond zog langsam sich zurück<br />

vorm himmel stellten wolken fallen<br />

sie fingen meine blicke ein<br />

und schickten tausend regentropfen<br />

auf mich herab in mich hinein<br />

der mond schien ganz und gar verschwunden<br />

in grau gebettet taub versteckt<br />

mit staub bedecktem sternenhimmel<br />

vertraut verwelkt verstaut verhext<br />

der regen gelangte zu meinen spuren<br />

die fernab tanzen hinterm strand<br />

ich leckte ihn auf meine zunge<br />

bis wort und wasser sich verband<br />

die sonne stanzte schattenflecken<br />

doch sie erhörte meinen wunsch<br />

verwandelte den regentropfen<br />

aus meinem mund in feinen dunst<br />

er trieb und schwieg und ließ die wolken<br />

flüchtig wehend hinter sich<br />

er wusste nur mit weiter ruhe<br />

versteht der mond meine geschichten<br />

er legte sich ins wellental<br />

und ließ das meer von mir berichten


Geht’s dir auch so schlecht mit euch?<br />

Erleichtert<br />

Von dir<br />

Dem, der es<br />

Sich mit euch schlecht gehen lässt<br />

Dem eigenen du<br />

Dem gleichgültigem<br />

Sachverwalter<br />

Dem jeweils so<br />

Wies immer stimmt<br />

Ich<br />

Trauer


Am Ende<br />

Ich bin so leer und ausgebrannt<br />

Nicht einmal ein Entwicklungsland<br />

Ich bin so kalt und hoffnungslos<br />

Im tiefen Wasser ohne Floß<br />

Ich bin so hilflos und verloren<br />

Wie ein Röslein ohne Dornen<br />

Ich bin am Ende aller Tage<br />

Weil ich nichts mehr zu sagen habe


Baden<br />

Ich lasse gerade Luftblasen<br />

Über mein Rückrad laufen<br />

Also wag dich nicht anzurufen<br />

Am Ende klettern sie den Hals rauf<br />

Sind bald im Ansatz<br />

Schon im Haar<br />

Ich lieg in der Wanne<br />

Ich bin nicht da


teilweise/unbeirrt


Joscha Hendricksen, 2006

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