Nr 4 TAST.indd - Magazin TAST
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Theater•Aktuelles•Szene•Trends<br />
Schildknecht<br />
Abschied<br />
Urwald<br />
in der Stadt<br />
New Yorks<br />
junge Kunst<br />
Gaußmanns<br />
feine Küche
(vorne) Matthias<br />
Markstein, Antonio<br />
Chamizo Salcedo,<br />
Toby Kassell<br />
Antonio Chamizo Salcedo<br />
Wir alle wissen es, weil wir es tagtäglich durch alle Nachrichtensender<br />
zu hören bekommen. Es gibt eine Menge Menschen<br />
in der sogenannten dritten als auch zweiten Welt, die<br />
nicht mehr einverstanden ist mit der Chancenlosigkeit, die<br />
sie von ihren jeweiligen Regierungen geboten bekommen.<br />
Diese Menschen sind auf der Flucht, und sie stranden an<br />
den Zäunen Mexikos, Fuerteventuras, Siziliens, Gibraltars<br />
und anderen Grenzen, an denen es für sie nicht mehr weitergeht.<br />
Dort werden sie interniert, d.h., in Lager gesperrt,<br />
um abgeschoben bzw. verschoben zu werden. Marguerite<br />
Dolon und Helena Waldmann zeigen mit den Mitteln eines<br />
Tanztheaters, was sich unter Menschen ereignet, die auf<br />
ihrem Weg ein Hindernis finden, das ihnen das Weitergehen<br />
unmöglich macht: Wut, Verzweiflung, die gefährdeten Träume<br />
und unablässigen Sehnsüchte in der Gefangenschaft. Das<br />
Aufgehaltenwerden, die gesamte Bandbreite der verzweifelten,<br />
von Hoffnung genährten und dem Scheitern geweihten<br />
Menschen wird durch die Bewegungen der Tänzerinnen und<br />
Tänzern eindrucksvoll beklemmend gezeigt. Es sind tanzende<br />
Bewegungen, die Gefühle markieren von Verlorenen, Isolierten;<br />
von Individuen, die in die Maschen des Zauns greifen,<br />
gegen den Zaun anrennen, ihn anspringen, an ihm abprallen<br />
und zuckend vor Verzweiflung wegrollen. Das Begehren<br />
dieser gefassten, ausgegrenzten miteinander eingegrenzten<br />
Menschen mündet nicht in die Liebe zueinander. Es ist ein<br />
Tanz der Konkurrenz. Instinkte und Triebe werden abgefertigt,<br />
gegeneinander orientiert. Das Zueinander des Spiels<br />
wird als Farce entlarvt, wenn sich die Individuen mal exzessiv-<br />
CRASH<br />
Tanztheater der<br />
Ausgegrenzten<br />
Brutale Brüche im Tanz der Handlungen steigerten bei<br />
den Spielen der „Verlorenen“ die Beklemmung um das<br />
Gefangensein in der Aussichtslosigkeit bis zur Grenze<br />
des Erträglichen.<br />
Antonio Chamizo<br />
Salcedo, Maria<br />
Pilar Abaurrea<br />
explosiv mal unterschwellig hinterhältig<br />
Bahn brechend am Anderen bedienen. Es<br />
gilt, einen Kontakt herzustellen, damit<br />
ein Feedback entsteht, das verheisst<br />
"Du könntest noch Mensch bleiben in<br />
solch einer Situation." Die Würde des<br />
Menschen ist zwar unantastbar doch<br />
am Zaun, der das Publikum von den<br />
Ausgegrenzten trennt, scheint sich diese<br />
Würde langsam aber sicher aufzureiben.<br />
Die Scham ist ein tröstender Begleiter<br />
der Wut über die eigene Hilflosigkeit, die<br />
man als Betrachter im Publikum empfinden<br />
kann, wenn man das eigene Privileg,<br />
hier auf der anderen Seite sein zu dürfen,<br />
spürt, aber für den Ausgegrenzten leider<br />
keine „andere“ Lösung parat hat, als die<br />
bereits bekannte durch das Tanztheater<br />
vorgeführte demütigende Variante. Es<br />
war von der Choreografie her für den<br />
Betrachter eine eher ästhetisch ungewohnte,<br />
gegen den Strich gekämmte<br />
Inszenierung. Dieses Thema im Sport<br />
und Spiel aufzulösen und zu transportieren,<br />
brutale Brüche herzustellen, potenzierte die Beklemmung<br />
um das Wissen der realen Situation und der eigenen<br />
„Machtlosigkeit“ als priviligiertes Individium vielfach. Ein<br />
durch und durch brisant politisches und subtil agitatorisches<br />
Tanztheater, das offensiv agiert und über das Mitgefühl in<br />
den Kopf geht. Der Crash findet in der Seele des Betrachters<br />
statt. Ein Bravo an alle, die bei dieser Produktion beteiligt<br />
waren. Tänzer und Tänzerinnen und Co-Choreograph/innen<br />
Maria Pilar Abaurrea, Meritxell Aumedes Molinera, Antonio<br />
Chamizo Salcedo, Elmer Domdom, Ilka v. Häfen, Youn Hui<br />
Jeon, Tobi Kassel, Hitomi Kuhara, Teresa Marcaida, Ignatio<br />
Martinez, Matthias Markstein, Pascal Séraline. Raum: Helena<br />
Waldmann und Mathias Werner, Musik: Claas Willeke, Dramaturgie<br />
Christoph Gaiser.<br />
Chris Wroblewski<br />
Fotos: STAGE PICTURE/Bettina Stöß<br />
Editorial<br />
Seit Mai 2006 wissen wir<br />
sicher, dass in Saarbrücken<br />
ein IC-Anschluss mit samt geräumigem<br />
„Europa Bahnhof“<br />
auf einem gesonderten Areal<br />
gebaut wird. Alle Kommunalpolitiker/innen<br />
scheinen erleichtert.<br />
Denn endlich kann<br />
man auf kürzere Fahrzeiten,<br />
mit Zielen in die deutschen<br />
bzw. französischen Metropolen<br />
(Frankfurt/Köln/Paris)<br />
verweisen. Jetzt kann man<br />
ja wegfahren, um Kultur zu<br />
erleben. So könnten der Kulturdezernent<br />
und andere<br />
Kulturverantwortliche sich<br />
angesichts stagnierender<br />
Kulturfinanzen auch als Sieger<br />
fühlen. Wegfahren mit<br />
der Bahn hin zur Kultur anderer<br />
Städte. Doch ein Europabahnhof<br />
ist nicht nur dazu<br />
da, um abzufahren, um anderswo<br />
etwas aufzusuchen.<br />
Ein Fernbahnhof ermöglicht<br />
ja auch, dass man in Saarbrücken<br />
ankommen kann.<br />
Was ja hin und wieder auch<br />
jetzt schon mal geschieht.<br />
Bei den „Perspectives“ oder<br />
beim Max-Ophüls- Festival<br />
zum Beispiel. Hoffentlich in<br />
Zukunft auch weiterhin beim<br />
Tanztheater, dem Schauspiel<br />
und der Oper des Staatstheaters.<br />
Doch was tut sich denn<br />
im kulturellen Mikrokosmos<br />
Saarbrückens, dem Kosmos,<br />
der auch das Blut liefert für<br />
den großen Kreislauf, um den<br />
Geist einer Stadt zu befeuern,<br />
zu wärmen, der Stadt Charme<br />
zu verleihen durch unzählige<br />
Facetten, damit sich auch das<br />
„Aussteigen“ für den Gast<br />
am IC Bahnhof lohnt, weil es<br />
nicht nur was zu sehen gibt<br />
Chris Wroblewski<br />
in SB, sondern auch etwas<br />
zu erspüren und zu erleben.<br />
Saarbrücken sollte sich nicht<br />
mit der Stagnation eines<br />
Kulturhaushaltes brüsten.<br />
Der Ausruf „Wir haben etwas<br />
erreicht, weil es hätte ja noch<br />
schlimmer kommen können“<br />
wirkt hier eher peinlich. Je<br />
schöner sich das Wort „Kulturentwicklungsplan“<br />
anhört,<br />
desto beharrlicher sollte die<br />
dynamische Anpassung der<br />
Kulturfinanzen an die übrige<br />
expansive Entwicklung der<br />
Stadt gefordert und forciert<br />
werden. Mit dem Leitmotto<br />
„Hast du kein Geld, dann<br />
musst du welches ausgeben“<br />
ist die bankrotte Stadt Essen<br />
Kulturhauptstadt Europas geworden.<br />
Zwar unkt es durch<br />
die Presse, man sei in Essen<br />
jetzt etwas ratlos, was die<br />
Finanzierung von Projekten<br />
um 2010 angehe. Dafür hat<br />
Essen schon ein Lösungssprichwort,<br />
„Kommt Zeit,<br />
kommt Rat.“! Und das Ding<br />
dreht sich. „Deshalb lasst uns<br />
doch das Ding auch dreh’n,<br />
um endlich mal über Los zu<br />
kommen.“ Entdeckt wurde<br />
von uns Hanne Irmisch, eine<br />
Künstlerin, die einer besonderen<br />
Profession, dem „Glasfusing“<br />
nachgeht, vorgestellt<br />
auf Seite 12 u.13. Ich hatte<br />
jüngst die Gelegenheit, in<br />
New York das P.S.1, einen Ableger<br />
für progressive Kunst<br />
des Museum of Modern Art<br />
(MoMA) im Stadtteil Queens<br />
zu besuchen und ich konnte<br />
feststellen, dass sich unsere<br />
Stadtgalerie, von der man<br />
nicht weiß ob sie über 2007<br />
bestehen bleibt, mit ihren<br />
Ausstellungsprogrammen<br />
sich im Vergleich mit dem<br />
P.S.1 auf Weltniveau bewegt<br />
(Seite 14u.15). Das Tanztheater<br />
des Staatstheaters hat<br />
mit CRASH eine fulminante<br />
sehr zeitnahe Inszenierung<br />
geschaffen, die der brennenden<br />
Frage, ob unsere Zivilisation<br />
eine Einwanderungsgesellschaft<br />
werden soll,<br />
nachgeht. Der ausweglosen<br />
Situation all derjenigen, die<br />
vorab ausgegrenzt bleiben,<br />
wurde mit dieser Inszenierung<br />
ein spürbares Fanal<br />
gesetzt. Dazu mehr auf Seite<br />
2. Der Stadtverband soll, geht<br />
es nach dem Willen von Peter<br />
Müller aufgelöst werden.<br />
Gefährlich nennt Paul Quirin<br />
von der Arbeiterwohlfahrt<br />
die beabsichtigte Auflösung<br />
. Lothar Schnitzler schreibt<br />
auch dazu ebenfalls auf S.16<br />
in dieser Ausgabe. Ansonsten<br />
empfehlen wir allen Leser/inne/n<br />
Gaußmanns feine Küche<br />
in Hannweiler und wünschen<br />
den Besuchern seiner Kunstausstellungen<br />
beschauliche<br />
Stunden.<br />
Chris Wroblewski<br />
2 <strong>TAST</strong><br />
<strong>TAST</strong> 3
Stadtverbandsstruktur<br />
Quo Vadis?<br />
Nähe schafft zwischen dem<br />
Künstler und dem Publikum,<br />
das sei es gewesen, was die<br />
Perspectives seinerzeit kreiert<br />
habe, so die Mitglieder<br />
von OssO+buccO. Eine allmähliche<br />
Angleichung des<br />
Theaterfestivals an die allgemeine,<br />
bekannte, öffentliche<br />
Theaterkultur habe den intimen<br />
Charakter überwiegend<br />
aufgegeben zugunsten von<br />
Veranstaltungen, die auf gro-<br />
Der Spieler (CDU.)..<br />
„Autres Perspectives“<br />
Frei sein!<br />
Geselligkeit und Nähe<br />
entsteht wenn „Autres<br />
Perspektives“ agieren!<br />
Fotos:Tom Lengert<br />
Die Straße rauf und<br />
runter. Ein anrergendes<br />
Spektakel legten die<br />
einzelnen Künstler im<br />
"Chinesen Viertel" aufs<br />
Plaster.<br />
Rien ne va<br />
plus?<br />
Das Auflösungskonzept bezüglich des<br />
Stadtverbandes, birgt die Gefahr,<br />
dass sich die gemeinsamen in der<br />
Fläche entwickelten Jugendhilfestandards,<br />
politisch und regional<br />
unterschiedlich entwickeln.<br />
Eine Gratwanderung zwischen<br />
Kosten und bewusstem<br />
Handeln, bei gleichzeitiger<br />
Beachtung der Rechte von<br />
Eltern und Kindern im Hinblick<br />
auf das Kindeswohl<br />
war bisher die Prämisse, unter<br />
der der Stadtverband<br />
seit Mitte 1997 im Rahmen<br />
von „Hilfen zur Erziehung“<br />
vielerlei Konzepte entwickelte,<br />
um den steigenden<br />
Jugendhilfezahlen entgegen<br />
zu wirken: Schools-In-Projekte,<br />
die Weiterentwicklung<br />
der ambulanten Hilfen durch<br />
Gründung der Familienzentren,<br />
Umwandlung der 7-Tage-<br />
Gruppen in 5-Tage-Gruppen,<br />
Schließung von Tagesgruppen<br />
u.a.m.. Die jetzige Absicht der<br />
Landesregierung, die bewährten<br />
Strukturen neu zu<br />
organisieren, indem man den<br />
Stadtverband auflöst, wird<br />
wieder große Investitionen<br />
von Zeit und Energie notwendig<br />
machen und darüber<br />
hinaus viel Geld kosten. Die<br />
dadurch entstehende Verunsicherung<br />
im Bereich der<br />
Kinder- und Jugendhilfe im<br />
Jugendamt und bei den freien<br />
Trägern wird der nächste Ressourcenfresser<br />
sein. Kindern,<br />
Jugendlichen und Familien<br />
wird solcherlei Hin und Her<br />
nicht zugute kommen. Im<br />
Bereich der unterschiedlichen<br />
Angebote des Jugendamts<br />
bestehend aus Pflichtaufgaben<br />
und freiwilligen<br />
Leistungen, wird es zu einer<br />
Spaltung kommen. Dadurch<br />
wird Konkurrenz verstärkt anstatt<br />
Kooperation gefördert.<br />
Die Jugendhilfe läuft Gefahr,<br />
zunehmend zum Spielball<br />
politischer Interessen zu<br />
werden. Denn eine flächendeckende<br />
Entwicklung von<br />
Konzepten zur Vermeidung<br />
von intensiveren Jugendhilfemaßnamen<br />
hängt nun von<br />
... und sein Gegenspieler (SPD)<br />
der Mitwirkungsbereitschaft<br />
eines Kooperationsbeirates<br />
ab, der ohne politische<br />
Verantwortung bleibt. Die<br />
Jugendhilfe braucht eine<br />
Struktur, durch die ihre gemeinsame<br />
Entwicklung auch<br />
zukünftig gefördert werden<br />
kann. Eine dezentrale Organisation<br />
des sozialen Dienstes<br />
in Großbezirken und eine<br />
entsprechende Ansiedlung<br />
von dezentralen Hilfestrukturen<br />
in allen Bereichen der<br />
Jugendhilfe vor Ort ist Ausdruck<br />
dieser beschriebenen<br />
Entwicklung. Auch ist es nach<br />
wie vor wichtig, dass der JHA<br />
auch in Zukunft die gesamten<br />
Jugendhilfeaufgaben wahrnehmen<br />
muss, insbesondere<br />
die der Finanzverantwortung.<br />
Die zukünftige Doppelstruktur<br />
in der JH lässt eher ein<br />
Anwachsen von Verwaltung<br />
zu Ungunsten der Bürger<br />
erwarten. Die Steuerbarkeit<br />
der notwendigen Interessensausgleiche<br />
im Hinblick<br />
auf die Zielgruppen und die<br />
jeweiligen Träger ist in einem<br />
Gesamtverbund besser zu<br />
gewährleisten als in aufgesplitterten<br />
Teilen. Welche<br />
Einspareffekte die zukünftige<br />
Umstrukturierung bringen<br />
soll, ist darüber hinaus nicht<br />
ersichtlich.<br />
stu<br />
Kristallisationspunkt des<br />
Festivals zum Thema Kunst<br />
in Frankreich und Deutschland<br />
war die Musikgruppe<br />
OssO+buccO, mit der der<br />
Saarbrücker Gittarist Tom<br />
Lengert mit seinen französischen<br />
Kollegen eine ihnen<br />
eigene Musik macht. Um diese<br />
Ini- Band formierten sich<br />
rasch einige Kreative, die der<br />
sogenannten „Freien Szene“<br />
zugehörig sind. Den Namen<br />
Perspectives in Sachen Musik,<br />
das haben sich die erwähnten<br />
Initiatoren bei Perspectives<br />
du Théatre entliehen. Die<br />
Art und Form, wie etwas zur<br />
Durchführung gebracht wird<br />
und gelingt, Geselligkeit und<br />
At traktive<br />
Plat zierung<br />
Ihrer Anzeige<br />
ßen etablierten Bühnen stattfänden<br />
und deren Besuch sich<br />
ein normal Sterblicher nicht<br />
mehr leisten könne. Hier setzte<br />
„Autres Perspectives“ an<br />
Pfingsten einen Gegenakzent.<br />
Weiter kritisch ins Handbuch<br />
der etablierten Theaterfestivalbetreiber<br />
schreibend, verkündeten<br />
die „Macher“ der<br />
„Autres Perspectives“: „Wir<br />
wollen frei sein von rigider<br />
Leitung und Struktur,<br />
ohne festen Veranstaltungskalender<br />
und<br />
ohne verantwortlich<br />
zeichnende Führung“.<br />
Spielorte sollten dort<br />
entstehen, wo durch<br />
massenhafte Frequentierung<br />
von Menschen<br />
Räume markiert oder<br />
ausgezeichnet werden.<br />
Der Raum wird<br />
hier als allgemeiner<br />
Selbstentwurf begriffen,<br />
der das Alltagsgeschehen<br />
in sich<br />
aufnimmt, zulässt und<br />
nach Innen wie auch<br />
nach Außen darstellt.<br />
Nach den Kriterien<br />
der schöpferischen<br />
Verwertbarkeit, ihrer Funktionalität<br />
und Erreichbarkeit<br />
suchte man demnach die Orte<br />
im Zentrum Saarbrückens<br />
aus. Das Nauwieser Viertel<br />
mit den Spielstätten Theater<br />
im Viertel, Kino achteinhalb,<br />
Bar Central, Gasthaus Bingert<br />
und dem Nauwieser Kultur<br />
und Werkhof bildete und soll<br />
auch zukünftig das funktionale<br />
Zentrum in Saarbrücken<br />
bilden. Plätze, wie vor dem Jugendzentrum<br />
oder vor einem<br />
Szene Cafe, wurden ebenfalls<br />
als Auftrittsorte genutzt.<br />
Zu Beginn machten Performance-Künstler<br />
Elodie Brochier,<br />
Agnès Butet und David<br />
Metzner mit, dazu Video- und<br />
Theaterleute Veronique Verdete<br />
und Peter Gundal, auch<br />
der Fotograf Alexander Karle<br />
war mit einer Ausstellung im<br />
Bingert vertreten. Von Musikbands<br />
aus dem New-Jazz-Improvisations-Genre,<br />
wie Undertone<br />
Project, Fliegen und<br />
Surfen, Mop de Kop, das Trio<br />
Jan-Herzog-Präzlich, wurde<br />
ein spannendes Programm<br />
geboten. In den Strassen des<br />
Viertels musizierte auch das<br />
Duo Bedil Hadal. Am späten<br />
Nachmittag stand das Bassda<br />
Trio vor Toms Garage und<br />
ab 18 Uhr das Puppentheater<br />
des Rotkäppchentrios (Hartmut<br />
Osswald, Wolli Kaiser,<br />
Elodie Brochier) vor der City<br />
Love (Nauwieserstraße) und..<br />
und.. und.. ,und das alles bei<br />
freiem Eintritt. Ein Festivalclub<br />
war im TIV eingerichtet<br />
Am Montag fand zum<br />
Abschluss eine Freud- und<br />
Leidprozession statt, die so<br />
manchen Bürger hinter den<br />
Gardinen hervorlockte. Es ist<br />
zu hoffen, dass es nächstes<br />
Jahr weitergeht.<br />
fun<br />
4 <strong>TAST</strong> <strong>TAST</strong> 5
Spielzeiteröffnung<br />
Dagmar Schlingmann hat die Subkultur<br />
in Saarbrücken und das Nauwieser<br />
Szenebewusstsein entdeckt.<br />
Dagmar Schlingmann, die<br />
kommende Generalintendantin<br />
des Staatstheaters,<br />
möchte mit ihrem Team, was<br />
die Theaterthemen betrifft,<br />
in Randzonen und Grenzbereiche<br />
vordringen. Sie will<br />
dem Publikum gegenüber<br />
die Arme offen halten, um<br />
Vieles einfach auszuprobieren,<br />
mit Party, Lesung, Performance.<br />
Dabei möchte sie<br />
zu Unerprobtem gelangen,<br />
zu unkonventioneller Ästhetik.<br />
So kommunikativ wie<br />
möglich sollte diese Initiative<br />
gestaltet sein. Vorderhand ist<br />
beabsichtigt, die 20- und die<br />
40-jährigen anzupeilen, weil<br />
diese Altersgruppen einerseits<br />
das Theater nicht unbedingt<br />
modern und zeitgemäß<br />
finden und andererseits<br />
dabei das Theater als eine<br />
hoch etablierte Institution<br />
gesehen werde, so die Einschätzung<br />
der designierten<br />
Theaterchefin. Dazu soll eine<br />
eigene Sparte das Konzept<br />
mit den entsprechenden<br />
Vorlagen liefern. Dabei ist<br />
eine Vernetzung des Theaters<br />
mit Schulen, Publikumsgesprächen<br />
u.a. angedacht,<br />
die auch durch eine Art von<br />
„Hausbesuchen“ intensiviert<br />
werden soll. Das Mark und<br />
die Knochen des Konzeptes<br />
liefern aber Schlingmanns<br />
ausgesuchte Stücke, mit denen<br />
sie eine Thematik näher<br />
an der Lebensrealität der<br />
Saarländer zu kreieren sucht.<br />
Da gibt es den „Woyzeck“ und<br />
die „Lulu“, den „Bieberpelz“<br />
und die „Virginia Woolf“. Das<br />
alles sind Theaterklassiker,<br />
von denen man auf die „zeitgenössische“<br />
Inszenierung im<br />
Theaterzukunft<br />
Sinne des Vorhabens Schlingmanns<br />
gespannt sein darf.<br />
Das Stück der authentisch<br />
zeitgenössisch anregenden<br />
Autorin Kathrin Röggla „Draußen<br />
tobt die Dunkelziffer“<br />
ist für Mai 2007 vorgesehen.<br />
Im Ballett wird Marguerite<br />
Dolon weiterhin freie Hand<br />
haben. Drei Tanztheatervorstellungen<br />
sind geplant.<br />
Eine davon wird der Klassiker<br />
Hier will Ihre<br />
Anzeige hin<br />
„Brassed Off“<br />
schlechthin sein: „Romeo und<br />
Julia“, den die Dolon zu der<br />
Originalmusik von Prokofjew<br />
auf die Bühne bringen wird.<br />
Eine außergewöhnliche Eröffnungspremiere<br />
soll den von<br />
Schlingmann geäußerten Absichten<br />
den entsprechenden<br />
Eindruck geben. Das Kommen<br />
der Generalintendantin soll<br />
wie ein Paukenschlag wirken.<br />
Mit „Brassed Off“, wie wir<br />
es vom gleichnamigen Film<br />
kennen, wird Schlingmann die<br />
Öffentlichkeit auf die kommende<br />
Spielzeit einstimmen,<br />
indem sie musikalisch in die<br />
Welt der Bergleute und Kumpels<br />
aufmerksam macht. Eine<br />
St. Ingberter Formation wird<br />
es zu präsentieren wissen. Die<br />
„Schlingmann“ will dem Theater<br />
ein unverwechselbares<br />
Profil geben. Das Freizeit- und<br />
Kaufverhalten der Menschen<br />
habe sich ihrer Meinung nach<br />
gravierend geändert. Bei diesen<br />
Rahmenbedingungen gälte<br />
es sich zu fragen, was man<br />
tun könne, um die Arbeit am<br />
Theater weiter der Öffent-<br />
lichkeit zu vermitteln. Neben<br />
der Wahrnehmung an sich<br />
gäbe es auch eine Kunst des<br />
Sehens. Davon ausgehend,<br />
nimmt Frau Schlingmann an,<br />
dass alle Menschen sowieso<br />
von Natur aus Theatersprache<br />
verstehen. Deshalb könne<br />
es für sie bisweilen auch zu<br />
Missverständnissen führen<br />
zwischen dem so genannten<br />
Regietheater und den Zuschauern.<br />
Zwischenzeitlich<br />
hatte Frau Schlingmann auch<br />
Zeit, die Subkultur hier zu<br />
entdecken, die sie interessant<br />
findet, und auch das Nauwieser<br />
Szenebewusstsein<br />
blieb ihr nicht verborgen.<br />
Das breit gefächerte Hochschulangebot<br />
begeistert sie<br />
ebenso: „Da können wir viel<br />
mit machen.“ Na, da scheint<br />
sich ja der Bundestrainer<br />
Klinsmann bzgl. Begeisterung<br />
bei der designierten Generalintendantin<br />
die Rhetorik<br />
abgeschaut zu haben. Positiv<br />
denken und zum Erfolg führen.<br />
Denn das „bisschen“ sich<br />
Abschotten hier im Land,<br />
das man eigentlich gar nicht<br />
nötig habe, und das kaum einmal<br />
der Blick nach außen gewagt<br />
werde, das müsse man,<br />
laut Schlingmann, versuchen,<br />
über die Landesgrenzen hinaus<br />
zu öffnen. Wichtige Vorhaben<br />
sind Stammpublikum<br />
zu erhalten, an die Schulen<br />
gehen, anbieten von theaterpädagogischen<br />
Programmen,<br />
Einrichten eines Jugendclubs,<br />
im Musiktheater eine Kinderoper<br />
herausbringen, die<br />
Jugendlichen im Theater<br />
einbeziehen mit einem Simon<br />
Rattle (Dirigent) Projekt, was<br />
immer das auch heißen mag,<br />
aus ihrem berufenen Mund<br />
klingt es flott und fortschrittlich.<br />
Außerdem möchte sie<br />
einen Ort zur Verfügung stellen<br />
(St Arnual?), wo Theater<br />
außerhalb des institutionellen<br />
Rahmens stattfinden kann.<br />
Dabei will sich Schlingmann<br />
nicht allein auf Saarbrücken<br />
beschränken, sondern auch<br />
„in die Region“ gehen, um mit<br />
einer kleinen Gastspielreihe<br />
die ehemaligen Gastspielorte<br />
neu zu beleben. Na dann<br />
„Glück auf!“<br />
Chris Wroblewski<br />
Foto: Bettina Stöß<br />
Er sei einer gewesen, so Schildknecht<br />
über Schildknecht, der<br />
den Anspruch hatte, es dem<br />
Publikum nicht immer leicht<br />
zu machen. Im Grunde ist<br />
seine Intention diesbezüglich<br />
aufgegangen. Schildknecht<br />
hat so, könnte man sagen,<br />
das Staatstheater während<br />
seiner 15-jährigen „Regentschaft“<br />
aus der Provinzialität<br />
geführt. Seinen Vorsatz, Brücken<br />
zu bauen, habe er, wie er<br />
schreibt, realisieren können.<br />
Das sei in Krisenzeiten besonders<br />
spürbar geworden,<br />
weil Freunde aus dem öffentlichen<br />
Leben, mitten aus der<br />
Gesellschaft sozusagen, zum<br />
Theater gehalten hätten.<br />
So prägte Schildknecht für<br />
diese solidarischen Prozesse<br />
die Erkenntnisthese, dass es<br />
ohne Publikum wohl auch<br />
kein Theater gäbe. Dazu lobt<br />
Kurt-Josef Schildknecht<br />
Schildknecht insbesondere<br />
die wache Gegenwart, die Fähigkeit<br />
zur Begeisterung, den<br />
Mut zur Kritik und die vielen<br />
Beweise der Zuneigung aller<br />
aufmerksamen Zuschauer/innen<br />
dem Theater gegenüber.<br />
Auch Freunde in den unterschiedlichen<br />
Institutionen<br />
wurden von ihm nicht vergessen.<br />
So der Saarländische<br />
Rundfunk, der Sponsor Club,<br />
die Freunde des Staatstheaters,<br />
den Richard Wagner<br />
Verband, die Universität und<br />
die Schulen und Bildungseinrichtungen<br />
des Saarlandes<br />
überhaupt. Finanzstarke Förderer,<br />
die er in diversen Unternehmen<br />
im Saarland fand,<br />
waren auch Bestandteil eines,<br />
Plakatkampagne 2003/2004<br />
Theater; ein Ort gesellschaftlicher Auseinandersetzungen<br />
Abschied<br />
wie Schildknecht schrieb, „so<br />
wichtigen Netzwerkes im<br />
saarländischen Kulturleben“.<br />
Besondere Aufmerksamkeit<br />
zollte er denjenigen, die er<br />
zu Beginn seiner Amtszeit als<br />
Protestierer kennen lernte. Zu<br />
Anhängern seien diese Leute<br />
später geworden, merkte er<br />
an und würdigte den Mut<br />
derjenigen, die sich zu ihrem<br />
Gesinnungswandel bekennen<br />
konnten. Außer Brücken zu<br />
bauen sei ihm ein wichtiges<br />
Anliegen gewesen zu erreichen,<br />
dass sich möglichst viele<br />
jetzt mit dem Theater identifizierten.<br />
Seine Leidenschaft<br />
fürs Theater beflügele ihn in<br />
dem Bestreben, eine gute<br />
Arbeitsatmosphäre im Haus<br />
Nach 15 Jahren im<br />
Dienst des Theaters<br />
ergriff der scheidende<br />
Generalintendant Kurt<br />
Josef Schildknecht in<br />
der wohl letzten Ausgabe<br />
der hauseigenen<br />
„Theater Zeit“ die<br />
Gelegenheit, sich vom<br />
hiesigen Publikum zu<br />
verabschieden.<br />
immer wieder herzustellen.<br />
Durch seine andauernde<br />
Sorge um eine hohe Qualität<br />
der Produktionen nahm er,<br />
so könnte man es verstehen,<br />
auch bewusst Risiken in Kauf.<br />
So äußert Schildknecht, er<br />
habe gehört, Saarbrücken sei<br />
eine Theaterstadt geworden.<br />
Offensichtlich weiß er auch<br />
zu sagen, warum. Das Publikum<br />
sei es gewesen, meinte<br />
er. “Sie, liebe Theaterfreunde,<br />
haben das Theater zu dem<br />
gemacht, was es sein soll, ein<br />
lebendiger Ort gesellschaftlicher<br />
Auseinandersetzungen.“<br />
Die Bedingungen dafür hat<br />
Schildknecht ohne Zweifel<br />
in seiner gesamten Amtszeit<br />
geschaffen und ausgebaut.<br />
Fotos (2): Andrew Wakeford<br />
Foto: Baqué<br />
Wahrscheinlich bedankt er<br />
sich dafür, dass man ihn das<br />
hat so tun lassen, wie er es<br />
wollte. In seiner Wertschätzung<br />
dem Publikum und seinen<br />
Förderern gegenüber<br />
erscheint Schildknecht bei<br />
aller Demut, die er an den<br />
Tag legt, letztlich doch wie<br />
ein Trainer, der seiner Mannschaft<br />
dafür dankt, dass sie<br />
diese Leistungen, die er ihr<br />
abverlangt hat, auch erbracht<br />
hat. indem er abschließend<br />
schreibt: „Danke, dass sie<br />
mitgespielt haben“. Damit<br />
Tag der offenen Tür des<br />
Staatstheaters im Jahr<br />
2001<br />
geht die Eminenz des saarländischen<br />
Theaters von der<br />
Bühne. Die Ära des Generalintendanten<br />
Kurt Josef Schildknecht<br />
neigt sich dem Ende<br />
entgegen. Am 13. Juli fand<br />
deswegen ein Fest zu Ehren<br />
des Generalintendanten im<br />
Staatstheater statt. Auf dem<br />
Vorplatz wurde alles, was im<br />
“Haus“ geschah, per Video<br />
nach draußen übertragen.<br />
Chris Wroblewski<br />
Die Bilder sind entnommen<br />
aus dem Band „Nur<br />
keine Komplexe - 15<br />
Jahre Theater für das<br />
Saarland.“<br />
Hardcover, 128 Seiten,<br />
reich bebildert und mit<br />
CD<br />
Verlag Gollenstein<br />
Blieskastel<br />
www.gollenstein.de<br />
6 <strong>TAST</strong> <strong>TAST</strong> 7
Ausflug aus der Stadt<br />
"Gaußmanns<br />
Einen Katzensprung von Saarbrücken<br />
entfernt, in Hannweiler,<br />
auf dem freien Land,<br />
einen Steinwurf noch bis<br />
Saargemünd, genau hier hat<br />
feine Küche“<br />
Wer sich mal<br />
eine Abwechslung<br />
gönnen<br />
möchte, der<br />
findet sie wohlmöglich<br />
draußen<br />
auf dem<br />
Baptist Gaußmann,<br />
Carmen & Josef, v.l.n.r.<br />
Auf dem Land da lässt‘s<br />
sich gut sein.<br />
Platz für<br />
Ihre<br />
Anzeige<br />
Land, dort, wo<br />
das kulinarische<br />
Angebot<br />
Zunge und<br />
Gaumen verwöhnen<br />
kann.<br />
Reiner Gaußmann ein neues<br />
kulinarisches Refugium<br />
für Gäste aus der näheren<br />
und ferneren Umgebung geschaffen.<br />
Als Nachfolger von<br />
ehemals alteingesessenen<br />
Gastronomen fällt das Vertrauen<br />
der Stammkundschaft<br />
vor Ort hier bei Gaußmann<br />
auf fruchtbaren Boden. Die<br />
direkte Nachbarschaft eines<br />
recht appetitlich aussehenden,<br />
gut sortierten, blitzsauberen<br />
Gemüsemarktes<br />
der Familie Josef Ochs, der<br />
weite Teile der saarländischen<br />
Gastronomie beliefert, beflügelt<br />
auch die Fantasie des<br />
neuen Wirtes, was die Kreationen<br />
und das Garnieren der<br />
angebotenen Spezialitäten<br />
angeht. Reiner Gaußmann ist<br />
noch von seiner langjährigen<br />
Wirkungsstätte (20 Jahre) als<br />
Gastronom und Koch am Ilseplatz<br />
bei vielen bekannt und<br />
geschätzt. Wem lief bei der<br />
Lektüre seiner Speisekarte<br />
vom „Ilsetopf“, der einfachen<br />
Hausmannskost und der gut<br />
bürgerlichen Küche, nicht das<br />
Wasser im Mund zusammen.<br />
Jetzt und hier hat sich "der<br />
Gaußmann" wieder neu erfunden,<br />
was bedeutet, dass er<br />
mit so genannten Landesüblichen<br />
Kulinarien aufwartet,<br />
ohne jedoch das Schmackhafte<br />
aus dem vergangenen<br />
Programm zu vergessen. Je<br />
nach Saison variiert das Angebot<br />
für Zunge und Gaumen,<br />
so dass es sich immer wieder<br />
lohnt, mal "beim Gaußmann"<br />
vorbeizuschauen. Bei schönem<br />
Wetter, wenn die Sonne<br />
strahlt, erwartet die hungrigen<br />
Besucher ein Biergarten,<br />
in dem man es sich gemütlich<br />
machen kann. Ist es draussen<br />
weniger schön, empfängt<br />
einen der Gastraum mit hoher<br />
Decke. Hier wirkt eine<br />
eingebaute grosse Küche auf<br />
die Atmosphäre dergestalt,<br />
dass man auch drinnen das<br />
gute Essen und Trinken wohltuend<br />
für Geist und Körper<br />
zelebrieren kann. Hier haben<br />
die Gäste auch Gelegenheit<br />
zuzuschauen, wie Gaußmann,<br />
der Koch und seine Gehilfen<br />
das Essen zubereiten. Ein<br />
großes Büfett gewährt Einblick<br />
auf unterschiedliche,<br />
liebevoll angemachte Salate<br />
und andere Leckerbissen, die<br />
kalt verzehrt werden können.<br />
Leute aus Frankreich, aus der<br />
unmittelbaren Umgebung,<br />
aber auch zunehmend Publikum<br />
aus Saarbrücken, alle<br />
wissen sie die von Gaußmann<br />
geschaffene Atmosphäre<br />
des guten Essens und Trinkens<br />
zu schätzen. Denn das<br />
Preisleistungsangebot ist für<br />
den Wirt kein Fremdwort,<br />
und der weiss, was sich in<br />
dieser Hinsicht nicht nur<br />
gehört, er weiss auch, dass<br />
die Top-Qualität der Ware<br />
die Grundbedingung für das<br />
Verhältnis des Wirtes zu<br />
seinen Kunden darstellt. Das<br />
Außergewöhnliche bei dem<br />
gesamten Angebot ist wohl<br />
die enorme Kuchentheke,<br />
die der gelernte Bäcker und<br />
Konditor Gaußmann, besonders<br />
an Wochenenden, zum<br />
Bersten gefüllt hat. „Die Kuchen<br />
gehen stückweise, auch<br />
serienweise (Apfel, Streusel,<br />
Rhabarber, Zwetschen, Mirabellen,<br />
Obst je nach Saison)<br />
weg wie warme Semmeln“, erklärt<br />
der Wirt fast ungläubig,<br />
aber freudig,. Das hat er wohl<br />
auch der Präsenz der Kundschaft<br />
des Gemüsemarktes<br />
zu verdanken, denn ist man<br />
schon mal in Gaußmanns<br />
Nähe, so nimmt man das gut<br />
Gebackene gleich mal mit;<br />
und wem der Geruch nach<br />
frisch Gebackenem erst mal<br />
den Weg in die Gastro-Küche<br />
gezeigt hat, na, der setzt sich<br />
auch dann gern mal auf einen<br />
Kaffee zum Plaudern an den<br />
Tisch. Die Mund-zu-Mund-<br />
Propaganda für die guten<br />
Backwaren tut das Übrige:<br />
Am späten Nachmittag ist<br />
für gewöhnlich nichts mehr<br />
übrig. All das, was Gaußmann<br />
hier geschaffen hat, trägt den<br />
Namen „Gausmanns feine Küche“.<br />
Der Wirt selbst meldet<br />
sich am Telefon auch mal mit<br />
„Gaußmann seine Küche". seine<br />
Küche, immer lecker, und<br />
der geräumige Biergarten läd<br />
zum Palavern ein!<br />
Doch Reiner Gaußmann kennt<br />
man mittlerweile auch als<br />
Künstler. Ungebrochen ist<br />
weiterhin seine Schaffenskraft.<br />
Am 24. September am<br />
Tag der offenen Galerien und<br />
Ateliers, wenn die Kunstszene<br />
zu einem ausgedehnten<br />
Spaziergang durch ihre werke-<br />
und Präsentationsräume<br />
einläd, wird auch Reiner<br />
Gaußmann mit von der Partie<br />
sein. Für Neugierige und<br />
Abwechslungshungrige eine<br />
Wegbeschreibung: Mit dem<br />
PKW links der Saar aus der<br />
Stadt raus Richtung Saargemünd,<br />
im Kreisverkehr<br />
rechts nach Hannweiler ab,<br />
Platz für<br />
Ihre<br />
Anzeige<br />
die Abzweigung Auersmacher<br />
links liegenlassen, weiter<br />
geradeaus nach Hanweiler, ca<br />
100 m nach der Shell-Tankstelle<br />
sieht man rechterhand<br />
einen Schilderwald. Es sind<br />
Schiefertafeln mit Angeboten<br />
von Gemüse und ein<br />
großes Schild mit Karlsberg<br />
Emblem, das auf "Gaußmanns<br />
feine Küche" hinweist. Da<br />
biegt man dann rechts in die<br />
Einfahrt ein und stößt direkt<br />
auf die Gemüsemarkthalle<br />
mit Gaußmanns feiner Küche<br />
in unmittelbarer Nachbarschaft.<br />
"Der Gaußmann"<br />
beliefert private, aber auch<br />
Geschäftskunden mit Essen<br />
frei Haus zu Betriebsfeiern,<br />
Firmungen, Konfirmationen,<br />
Hochzeiten und sonstigen<br />
gesellschaftlichen Ereignissen.<br />
Bestellungen über Tel.<br />
06805 / 94 35 24 und den Chef<br />
selbst verlangen!<br />
8 <strong>TAST</strong> <strong>TAST</strong> 9
Seit 1991 leitet Karl-Josef<br />
Schildknecht als Generalintendant<br />
das Saarländische<br />
Staatstheater. Nun geht er.<br />
Fassungslos sieht der interessierte<br />
Zuschauer das Ende<br />
einer Aufführung, die als<br />
Provinzposse begann und<br />
als Theaterklamauk endete.<br />
Zu schlecht waren die Gegen-<br />
und zu naiv die Mitspieler,<br />
als dass Schildknecht<br />
Was kommt wenn Schildknecht geht?<br />
einen triumphalen Durchmarsch<br />
hätte erreichen können.<br />
Offensichtlich musste<br />
Schildknecht weg. Weil er<br />
zu stark, zu gut, zu unbequem<br />
war. Trotz großem<br />
Engagement rund ums Saarländische<br />
Staatstheater hatte<br />
die CDU-Landesregierung<br />
dem Dreispartenhaus eine<br />
25-prozentige Sparquote<br />
für die nächsten fünf Jahre<br />
nicht ersparen wollen. Erst<br />
als Schildknecht die Segel<br />
strich und eine Nachfolgerin,<br />
Dagmar Schlingmann,<br />
inthronisiert war, gab sich<br />
Kultusminister Schreier gnädig<br />
und senkte enorm die<br />
Sparlast. Zufall? Einsicht?<br />
Noch im März 2004 billigte<br />
er Schildknecht eine Klausel<br />
zu, dass der 24,5-Millionen-<br />
Euro-Zuschuss des Landes<br />
bis 2009 unangetastet bleiben<br />
sollte – “vorbehaltlich”<br />
einer Haushaltsnotlage. Die<br />
war vier Wochen nach der<br />
nicht gerade berauschend<br />
gewonnenen Wahl für die<br />
CDU nun da. 130 Millionen<br />
Euro würden dem Landeshaushalt<br />
fehlen; es müsse<br />
allenthalben gespart werden,<br />
und für das Staatstheater<br />
hieß es plötzlich: Der Etat<br />
von derzeit 24,5 Millionen<br />
müsse bis 2009 auf rund 18,5<br />
Millionen reduziert werden.<br />
Eine Sparorgie, die Stellenstreichungen<br />
und Absenkung<br />
der Besoldung des verbleibenden<br />
Personalbestands<br />
bedeutete. Wen wundert’s,<br />
dass sich Theaterchef Kurt<br />
Josef Schildknecht “belogen,<br />
betrogen, beschissen” fühlte<br />
und zu Protest-Aktionen im<br />
großen Stil aufrief? Mehr<br />
noch: Er stellte der Regierung<br />
in einem offenen Brief ein<br />
Ultimatum bis zum 15. Januar<br />
2005, die dem Staatstheater<br />
vertraglich zugesagten Summen<br />
einzuhalten, da er sonst<br />
zu kündigen gedenke. Was<br />
hat sich Jürgen Schreier da<br />
gefreut. Zwar zu früh, aber<br />
immerhin. Denn es war so viel<br />
Öl ins Feuer gegossen worden,<br />
dass die Emotionen hoch<br />
schossen. Die Demütigung<br />
des Theatermannes Schildknecht,<br />
der seine Verdienste<br />
um das Haus missachtet<br />
und sein Aufbauwerk von 15<br />
Jahren Intendanz gefährdet<br />
sah, trafen auf die Gefühlslage<br />
der Vertreter einer<br />
Regierung, in der Empörung<br />
und Süffisanz herrschte<br />
über einen “angestellten<br />
Geschäftsführer einer landeseigenen<br />
GmbH”,<br />
der mit Kündigung<br />
drohte. Das war<br />
Majestätsbeleidigung.<br />
Denn nicht<br />
der Lyoner, sondern<br />
die Leberwurst,<br />
gern beleidigt, ist<br />
des Saarländers liebste<br />
Speise. Gab<br />
es Mobbing? Behandelt<br />
man so<br />
einen verdienten<br />
Mann, den man behalten<br />
wollte?<br />
Um die Sparauflagen<br />
zu erfüllen,<br />
würde die Struktur<br />
des Theaters<br />
“zerschlagen”, so<br />
Schildknecht. Träfe<br />
sein Schreckens-<br />
Szenario zu, bliebe<br />
von dem jetzigen<br />
Theater nur mehr<br />
ein Torso. 120 Mitarbeiter<br />
müssten<br />
bis 2009 entlassen<br />
werden, Ballett<br />
und Schauspiel<br />
entfielen. Die Spielstätte<br />
St. Arnual .<br />
(100 Plätze) wurde<br />
geschlossen. Die<br />
Alte Feuerwache<br />
(250 Plätze) wäre<br />
betroffen, auch<br />
das “Große Haus”,<br />
d as St a atsth e -<br />
ater selbst (über<br />
800 Plätze) bliebe<br />
nicht verschont.<br />
Das noch verbleibende<br />
Musiktheater muss<br />
Federn lassen. Die in den drei<br />
Sparten mit drei Spielstätten<br />
arbeitenden 470 Mitarbeiter,<br />
davon 270 im künstlerischen<br />
Bereich, davon 80 Orchester-<br />
Mitglieder, werden in ihrem<br />
Einkommen abgesenkt, Stellen<br />
werden gestrichen. Die<br />
Zeit kleiner Stücke wie “Mieschers<br />
Traum”, Ensemble-<br />
Produktionen wie “Spötterdämmerung”<br />
und gehobene<br />
Unterhaltung wie Yasmina<br />
Rezas “Kunst” werden wohl<br />
in der Fülle zukünftig nicht<br />
mehr zu sehen sein. Zwar<br />
hat der Kultusminister einer<br />
Reduzierung eine Absage<br />
erteilt, aber seine Vorstellung<br />
von einem “anderen Theater”<br />
Erst als Schildknecht die Segel<br />
strich und Dagmar Schlingmanns<br />
Nachfolge feststand<br />
senkte Kultusminister Schreier<br />
enorm die Sparlast.<br />
nicht konkretisiert. Sein typisch<br />
saarländischer Wunsch<br />
lautet, dass auch mit einem<br />
18,5 Millionen-Euro-Etat alles<br />
bleiben solle wie es war. Das<br />
aber setzt ein Theaterwunder<br />
voraus, das nicht nur die<br />
Büchse der Pandora, sondern<br />
auch die des Finanzministers<br />
auf die Bühne bringt. “Ich bin<br />
doch kein Wundermann!”,<br />
sagte der Intendant dazu und<br />
meinte wohl, dass mit einem<br />
Softball kein Golf gespielt<br />
werden kann. In der Auseinandersetzung<br />
um die Einsparmöglichkeiten<br />
ist mehr im<br />
Spiel gewesen als die Empfindlichkeit<br />
eines Enttäuschten,<br />
der sich aus Eitelkeit weigert,<br />
seinen Aufbaubetrieb<br />
Alles Theater?!<br />
Karl-Josef Schildknecht<br />
STAGE PICTURE<br />
in eine Abrissgesellschaft<br />
umzuwandeln.<br />
Denn<br />
der viel zitierte<br />
Leuchtturm, der<br />
weithin strahlt,<br />
läuft Gefahr zu<br />
einer Tranfunzel<br />
zu werden, die in<br />
der Provinz vor<br />
sich hin blakt.<br />
Der geschäftsführende<br />
Direktor<br />
des Staatstheaters<br />
hat sich<br />
nicht entblödet,<br />
Schildknecht in<br />
der entscheidenden<br />
Phase in den<br />
Rücken zu fallen,<br />
die Kulturredakteurin<br />
vor Ort<br />
hat sich in überregionalen<br />
Blättern<br />
eloquent<br />
zu dem Schmierenth<br />
e ater in<br />
S a a r b r ü c k e n<br />
ge äußer t und<br />
in ihrer Saarlandzeitung<br />
stets<br />
der Macht die<br />
Stange gehalten.<br />
Das wurde von<br />
den Mächtigen<br />
w o h l w o l l e n d<br />
registriert und<br />
von Schildknecht<br />
sehr genau wahrgenommen.<br />
Dennoch. Eines<br />
kann selbst die<br />
Landesregierung<br />
nicht leugnen: Schildknecht,<br />
1991 von der SPD-Regierung<br />
unter Oskar Lafontaine engagiert,<br />
war ein Glücksfall für<br />
das Saarbrücker Theater. Mit<br />
der Präzision, Unermüdlichkeit<br />
und Solidität eines Schweizer<br />
Uhrwerks hat Schildknecht<br />
die Provinzbühne<br />
zu einem respektablen und<br />
respektierten Theaterhaus<br />
hochentwickelt. Sein Freund,<br />
der US-Stararchitekt Daniel<br />
Libeskind hat hier ein grandioses<br />
Bühnenbild für die Oper<br />
„Intoleranza “geschaffen, der<br />
Stuttgarter Intendant Hasko<br />
Weber kam gerne, um zu<br />
inszenieren. Auch John Dew<br />
oder Johann Kresnik gastierten<br />
hier. Die 2001 engagierte<br />
Ballettchefin Marguerite<br />
Donlon konnte Constanza<br />
Macras, Christian Spuck und<br />
Jiri Kylian für Gast-Choreographien<br />
zu gewinnen. Hier<br />
zeigte sich mehr als deutlich,<br />
dass Schildknecht einen künstlerisch<br />
anspruchsvollen,<br />
nicht unbedingt provokanten<br />
Kurs bevorzugte. Ästhetisch<br />
blieb das Saartheater stets<br />
auf der Höhe des Zeitgeist’,<br />
selten eckten Aufführungen<br />
an. Das Publikum weiß solche<br />
Zurückhaltung zu schätzen.<br />
Durchschnittlich 220000<br />
Besucher zählt man jährlich,<br />
die Abonnentenzahl liegt<br />
bei 11000. Die Auslastung<br />
liegt bei ausgezeichneten<br />
80-Prozent und befindet sich<br />
mit einem Einspielergebnis<br />
von 13,8 Prozent bundesweit<br />
im Mittelfeld. Schildknecht<br />
wusste, wie’s geht. Durch<br />
eine geschickte Spielplan-<br />
Gestaltung gab er dem Publikum<br />
das, womit es sich<br />
wohl fühlte: Klassikerpflege,<br />
Musicalunterhaltung, Ausstattungsoper<br />
– und selten<br />
nur Aufruhr stiftendes und<br />
Polarisierung auslösendes<br />
Regietheater. Er bediente<br />
meisterhaft die ungetrübte<br />
Lust des Publikums auf Boulevard-Schmankerl.<br />
Intelligente<br />
Well-made-Plays inszenierte<br />
der Intendant gerne selbst<br />
und macht sie zu Publikumsrennern:<br />
“Meisterklasse”<br />
von Terrence McNally etwa<br />
oder “Sechs Tanzstunden in<br />
sechs Wochen” von Richard<br />
Alfieri. Schildknecht hat ein<br />
Faible für antike Stoffe und<br />
die großen Gestalten der (Literatur-)<br />
Geschichte. “Faust”<br />
etwa und “Das Leben des Galilei”<br />
waren für die Zuschauer<br />
Sternstunden intelligenter<br />
Unterhaltung auf höchstem<br />
Niveau. Vorteilhaft ist dies<br />
auch für Schulen, weil Stücke<br />
wie “Die Perser”, “Medea”<br />
oder “Iphigenie” nicht selten<br />
auf dem Lehrplan der Abiturklassen<br />
stehen – und so brummt<br />
das Haus und die Lehrer<br />
halten besten Anschauungsunterricht.<br />
Das schwierige<br />
Musiktheater (“Salome”, “Fledermaus”,<br />
“Rosenkavalier”)<br />
hat Schildknecht aber mit<br />
seinen Musical-Interpretationen<br />
aufgemischt. “Les<br />
Miserables” beispielsweise<br />
veranlasste Publikum wie Kritiker<br />
zu Jubel-Stürmen. Er hat<br />
früh erkannt, dass mit Musicals<br />
Besucher anzulocken<br />
sind. Jedoch nur dann, wenn<br />
die eigenen Produktionen mit<br />
dem internationalen Standard<br />
auf Augenhöhe sind.<br />
Schildknecht förderte diese<br />
Gattung – und investierte<br />
in sie: aufwändige Bühnenbilder<br />
und gute Gagen für<br />
professionelle Stimmen und<br />
Choreographen.<br />
Schildknecht förderte einen<br />
jungen saarländischen<br />
Komponisten und Blues-Gitarristen:<br />
Frank Nimsgern.<br />
Seine Stücke, die zwischen<br />
Rock, Oper und Pop-Kitsch<br />
changieren, wie “Paradise<br />
of Pain”, “SnoWhite”, “Arena”<br />
und “Poe” begeistern Zuschauer<br />
aus aller Welt. Ein<br />
saarländischer Erfolgsweg,<br />
den Schildknecht mit zu verantworten<br />
hat. Mit seinen<br />
an regionale Stückeschreiber<br />
vergebenen Aufträge wagte<br />
er sich auf verworrene Pfade<br />
und Aufführungen in diesem<br />
kleinen Land, die nur mit viel<br />
Schmerz in Duldungsstarre<br />
überstanden werden konnten.<br />
Mit Schildknecht wurde das<br />
Orchester wegen seiner mehr<br />
als beachtlichen Leistung von<br />
B nach A hoch gestuft. Doch<br />
nach mehrfachen Wechseln<br />
an der Spitze und jetzt nach<br />
dem Ausscheiden von Generalmusikdirektor<br />
Leonid Grin<br />
und dem Ersten Kapellmeisters<br />
Michele Carulli wird deutlich,<br />
dass das Saarländische<br />
Staatstheater Gefahr läuft,<br />
nach Schildknechts Weggang<br />
wieder auf Provinzniveau<br />
abzusinken. Schildknecht<br />
ist ein vielseitiger Künstler<br />
und ein genialer Theatermacher.<br />
Unbestreitbar! Er hat<br />
dem Haus Kontinuität eingebracht,<br />
eine stetige Steigerung<br />
der Qualität bewirkt<br />
und für das Publikum Freude<br />
auf jede neue Theatersaison.<br />
Gast-Regisseure wie Eberhard<br />
Köhler, Dagmar Schlingmann,<br />
Hasko Weber, Pit Holzwarth,<br />
Andreas von Studnitz oder<br />
Stephan Suschke, lieferten<br />
im Schauspiel brillante Arbeiten.<br />
Die von ihm seit 2002<br />
entwickelte Vortragsreihe<br />
im Staatstheater - "teatrum<br />
mundi" – zeigt den politischen<br />
Intendanten, der sich nicht<br />
nur um die Verfassung seines<br />
Hauses, sondern auch um die<br />
der Gesellschaft kümmert.<br />
Auch das Kulturmeilenfest<br />
entspringt einer Idee des<br />
Generalintendanten.<br />
Dass Wirklichkeit und Realität<br />
oft nicht überein stimmen,<br />
sagte einmal Helmut Kohl.<br />
Was immer er uns sagen<br />
wollte, Kultusminister Jürgen<br />
Schreier hat es uns in der<br />
unsäglichen Spardiskussion<br />
versucht vorzumachen. Ohne<br />
Erfolgt. Übungen zur Selbstdarstellung<br />
werden in "Reality-Soaps"<br />
, "Talk-Shows" und<br />
Presseerklärungen täglich<br />
im Fernsehen inszeniert.<br />
Sogar auf der Frankfurter Buchmesse<br />
sind "Selbstdarstellungs-Bücher"<br />
eines Dieter<br />
Bohlen, Oliver Kahn oder<br />
eines Daniel Kübelböck Bestseller<br />
und nicht nur die von<br />
Gerhard Schröder oder Joschka<br />
Fischer. Wer etwas werden<br />
will, muss gut rüberkommen.<br />
Echtheit scheint der Schlüssel<br />
zu sein. Realität und Fiktion<br />
schieben sich aber oft übereinander,<br />
so dass man nicht<br />
mehr wissen kann, was die<br />
Sache und was die Inszenierung<br />
ist. Wobei die Selbstwahrnehmung<br />
gerade dem zur<br />
Hybris neigenden Politiker<br />
stets einen Streich spielt.<br />
Er befasst sich mit seinen<br />
Außenwirkungen („Wie will<br />
ich mich darstellen?“), mit<br />
Hier<br />
dem Fremdbild („Wie sehen<br />
mich die anderen? “), das<br />
er erzeugen will, an dessen<br />
Entstehung er nur bedingt<br />
arbeiten kann. Da war Schildknecht<br />
ein scharfsinniger<br />
Beobachter. Er brachte zur<br />
Behebung der allgemein verbreiteten<br />
Selbstgefälligkeit<br />
selbst zahlreiche Produktionen<br />
auf die Bühnen des<br />
Saarländischen Staatstheaters,<br />
so zum Beispiel das<br />
Schauspiel "Faust I und II",<br />
"Iphigenie", "Medea", "Die<br />
Perser", "Oidipus/Antigone",<br />
"Le Tartuffe" oder "Das Leben<br />
des Galilei". Hier kam mit<br />
Schildknecht die Welt ins<br />
Theater, klärte unterhaltsam<br />
auf und hielt den Spiegel<br />
vor. Aber die Regierungsvertreter<br />
kamen durchweg<br />
vom Land, hatten mit dem<br />
komplizierten Saarbrücker<br />
Theaterpublikum nicht viel<br />
am Hut. Bastelten sich lieber<br />
eine Illipse und gingen ins<br />
Big Epple. Dort, ja dort gab<br />
es die Glücksmomente, in<br />
der Innen- und Außenwelt<br />
einen harmonischen Ringel<br />
Lyoner bildeten und das böse<br />
Draußen ganz weit weg zu<br />
sein schien.<br />
Lothar Schnitzler<br />
könnte<br />
Ihre<br />
Anzeige<br />
stehen<br />
10 <strong>TAST</strong> <strong>TAST</strong> 11
Glas ist ein Medium bei dem das<br />
einfallende Licht Empfindung<br />
bezaubern, die Atmosphäre<br />
verzaubern kann. Besonders wenn<br />
Farbkonstellationen den Schein<br />
und Glanz des Lichtes rein zu<br />
kleiden vermögen.<br />
Hanne<br />
Irmisch<br />
Wandbild zwischen Fliesen im Bad eingebaut,<br />
65 x 45 cm<br />
Glasobjekt im Foyer des Bildungszentrums Kirkel,<br />
Lichtfänger<br />
2,50 x 2,00 m<br />
Kunstwerke aus Glas<br />
Runde Schale,<br />
geschwungen, mit eingeschmolzenen<br />
kleinen Glasstücken, Ø 39 cm.<br />
Glas fasziniert den Menschen<br />
seit je her, nicht nur deswegen,<br />
weil es das Licht durchlässt,<br />
sondern auch, weil es das<br />
Licht durch sich selbst leitet<br />
und es sogar reflektieren<br />
kann. Glas ist von daher<br />
auch ein Medium, bei<br />
dem das Licht die Empfindung<br />
bezaubern, die<br />
Atmosphäre verzaubern<br />
kann, wenn es auf<br />
Farben trifft und diese<br />
Farben durch das gegebene<br />
Objekt sich dem<br />
Auge trefflich ergötzend<br />
darbieten. Hanne Irmisch<br />
hat irgendwann entdeckt,<br />
Glas verschiedenster Farben<br />
miteinander zu komponieren,<br />
es einzuschmelzen und dadurch<br />
Kunstwerke unterschiedlicher Ausstrahlung<br />
zu schaffen. Glasfusing nennt<br />
man dieses Kunsthandwerk, in dem sich<br />
die Künstlerin seit etwa acht Jahren<br />
geriert. Entdeckt hat Hanne Irmisch ihr<br />
Talent, als es darum ging, jemanden zu<br />
fi nden, der ihre Blei verglaste, defekt<br />
gewordene Eingangstür reparieren<br />
sollte. Alle von ihr entworfenen Reperaturkonzepte<br />
ließen sich mit den dafür<br />
gefundenen Handwerkern nicht umsetzen.<br />
So nahm sie es kurzerhand selbst<br />
in die Hand, und siehe da, es gelang.<br />
Schale, geschwungen, amerikanisches Bullseye-Glas, 50 x 20 cm.<br />
Das Interesse am „Handling“ mit Glas<br />
war geweckt. Durch die Arbeiten mit<br />
der Tiffany Technik vertiefte sich die<br />
Erfahrung der Arbeit mit Glas. Jedoch<br />
blieb letztlich die grenzenlose Begeisterung,<br />
die in Leidenschaft mündet,<br />
noch aus. Bis Hanne Irmich motiviert<br />
durch das Thema Glaskunsthandwerk<br />
in Nordrheinwestfalen ein Seminar über<br />
Schale zu einer Welle<br />
geformt.<br />
Glasfusing (Glasschmelzen) besuchte<br />
und sich danach um weitere Seminare zu<br />
diesem Thema bemühte. Der Bann war<br />
gebrochen und ihr künstlerisches Talent<br />
brach sich Bahn und wurde zur Leidenschaft.<br />
Seither hat Hanne Irmisch nicht<br />
nur ästhetische Objekte hergestellt, sie<br />
hat auch Schalen, Wandreliefe, Oberlichter,<br />
ja ganze Eingangstüren und Fenster,<br />
Dessertschale, geschwungen, 30 x 20 cm<br />
sonstigen Dekor auf<br />
Gebrauchsgegenständen<br />
wie z.B. Geschirr<br />
oder Lampenlüstern<br />
geschaffen. Licht fällt<br />
durch diese Glaswerke,<br />
fluoresziert, fällt ins<br />
Auge, zündelt in der<br />
Seele des Betrachters,<br />
weckt Begehrlichkeiten,<br />
animiert, macht<br />
Appetit oder verleitet<br />
dazu, sich dem Träumen<br />
hinzugeben. Die<br />
Farben im Glas werden<br />
durch das Licht zum<br />
Leben gebracht. Man<br />
nimmt die faszinierende<br />
Ausstrahlung, die<br />
den Objekten der Künstlerin anhaften<br />
und bei natürlichem Licht und nicht nur<br />
auf dem Foto besehen, wahr. Man spürt<br />
auch die Lust auf Gestaltung, die den<br />
Impetus der Künstlerin zu ihrer Arbeit<br />
ausmacht. Es ist eine Freude, ihre Arbeiten<br />
anzuschauen. Für Interessent/innen<br />
und eventuelle Aufragsarbeiten steht<br />
Hanne Irmisch über E-mail als Kontakt<br />
zur Verfügung.<br />
hanne.irmisch@arcor.de<br />
12 <strong>TAST</strong> <strong>TAST</strong> 13
Ein spannender Ort in<br />
New York ist für Künstler/innen<br />
und Kunstinteressierte<br />
unter anderem das einst<br />
unscheinbare P.S.1. Es hat<br />
eine flotte Karriere gemacht.<br />
Public School one<br />
Zu Beginn seiner Aktivitäten<br />
wurde es Jahre lang von dem<br />
prominenten Museum of<br />
Modern Art eher belächelt<br />
als wert geschätzt. Im Jahr<br />
2000 jedoch: die Überraschung.<br />
Das P.S.1 wurde zum<br />
Servus!<br />
Junior Partner des MoMa. Die<br />
Szene rundherum fürchtete,<br />
jetzt könnten träge Zeiten<br />
anbrechen im langen Schatten<br />
des Museumsgiganten<br />
MoMA. Ähnliches könnte der<br />
Stadtgalerie drohen, wenn<br />
sie nun zu einem Anhängsel<br />
der Modernen Galerie wird.<br />
In New York blieb jedoch wie<br />
gehabt. Lediglich die Gelder<br />
flossen bereitwilliger. Der<br />
Markenname MoMA war<br />
ein Türöffner für Sponsoren.<br />
New Yorks<br />
junge Kunst<br />
Public School one<br />
Einer der deutschen Chefkuratoren<br />
dort hatte dazu ein<br />
einprägsames Bild. „Es ist,<br />
als sei man die ganze Zeit<br />
Fahrrad gefahren und sitzt<br />
auf einmal in einem Auto."<br />
Glücklicherweise wurde die<br />
Grundidee, überraschend zu<br />
sein, spannend und absolut<br />
unmuseal zu wirken, dadurch<br />
nicht beeinträchtigt. Hier<br />
könne Kunst noch entdeckt<br />
werden, wird einer der Kuratoren<br />
zitiert, sie müsse sogar<br />
entdeckt werden. Zuerst sei<br />
man dem „sich Verirren“ im<br />
vielfachen Raum preisgegeben,<br />
doch das sei normal, weil,<br />
danach, wenn der Besucher<br />
wiederkehre, werde er jedes<br />
mal auf etwas stossen, das<br />
ihm vorher nicht aufgefallen<br />
sei. In Saarbrücken hat die<br />
Stadtgalerie sich eher „undercover"<br />
entwickelt. Sie war der<br />
Geheimtipp in der Szene und,<br />
obwohl reichlich Werbung<br />
und Öffentlichkeitsarbeit<br />
gemacht wurden, konnte<br />
sie keine so steile Karriere<br />
bzgl. des Popularitätsgrads<br />
erreichen und der „Renner“<br />
werden wie das P.S.1. Obwohl<br />
die Themen der Ausstellungen<br />
beider Kunsttempel<br />
thematisch dicht beieinander<br />
liegen, gibt es eine unterschiedliche<br />
Geschichte und<br />
auch Entstehungsmotivation.<br />
Bei P.S.1 "grouvt" es da auch<br />
ganz schön mächtig. Vor 100<br />
Jahren stand das Kürzel P.S.1<br />
für die Public School 1, ein,<br />
verglichen mit der Saarbrücker<br />
Stadtgalerie, riesiges<br />
dreistöckiges Backsteingebäude,<br />
zentral in Long Island<br />
gelegen. Queens war damals<br />
eine aufstrebende Gegend.<br />
1963 wurde der Schulbetrieb<br />
eingestellt, da sich rundherum<br />
alles zum Industriegebiet<br />
gewandelt hatte. Entdeckt<br />
hat das Gebäude Alana Heiss,<br />
eine Pianistin, Anfang der<br />
Siebziger für sich und die<br />
Wenn man in New York, im Stadtteil Qeens, das P.S.1 besucht<br />
und die Ausstellungen der Saarbrücker Stadtgalerie<br />
der letzten Jahre kennt, dann beginnt der Laie zu staunen<br />
und der Fachmann sich zu wundern. Die Stadtgalerie<br />
braucht den Vergleich mit dem Ableger des Museum of<br />
Modern Art (MoMA) nicht zu scheuen. Sie befindet sich auf<br />
Weltniveau.<br />
Kunst. Damit begann ein<br />
unkonventioneller Geist in<br />
diese Räume zu strömen und<br />
erschuf zunächst ein entsprechendes<br />
Kunstzentrum.<br />
Alana Heiss ist heute noch<br />
Rektorin des P.S.1. Aus der<br />
Public School entstanden Project<br />
Studios, Künstler waren<br />
durchgehend eingeladen, das<br />
Gebäude zu vereinnahmen.<br />
Das P.S.1 blieb fortan New<br />
Yorks grösster „alternativer<br />
Space“. denn nirgendwo auf<br />
Blick in den weissen Weltraum<br />
der Welt gibt es ein Museum,<br />
wo man vom Heizungskeller<br />
bis zum Dach alles besuchen<br />
kann. Auch das MoMA zieht<br />
Nutzen aus der Verbindung.<br />
Das gediegene ältere Museumsrhinozerus<br />
hält sich eine<br />
grazile extravagante junge<br />
Gazelle als Aushänge- und<br />
Hinweisschild. Die zündende<br />
Idee, Leute anzulocken, war,<br />
etwas zu bieten, was einem<br />
Museum, einer Galerie eher<br />
fremd, aber doch verlockend<br />
ist. Unter dem Etikett „urban<br />
beach“ wurden Events<br />
organisiert. Also Strand als<br />
Vehikel, um zur Kunst zu gelangen.<br />
Suggeriert wurde: Die<br />
Leute sollen weniger wegen<br />
der Ausstellungen kommen,<br />
sondern eher zum Feiern,<br />
zum Sonnen, zum Baden.<br />
Die „Warm Up“ genannten<br />
Events sind seit dem Sommer<br />
'98 ein Renner der New Yorker<br />
Clubszene. Mittlerweile<br />
kommen bis 6000 Besucher<br />
pro Party. Wer hier sechs<br />
Dollar Eintritt bezahlt, der<br />
will soviel mitnehmen wie<br />
möglich. Demnach werden<br />
auch die Ausstellungen von<br />
vorne und hinten begutachtet.<br />
Die Masstäbe für Raum<br />
und Zeit werden hier, zwei<br />
tausend Meter Luftlinie von<br />
Manhatten entfernt, radikal<br />
umdefiniert. In Manhatten<br />
haben die Menschen weder<br />
Zeit noch Platz, hier in diesem<br />
Raum gibt es beides im<br />
Überfluss. Und das auf über<br />
13 000 Quadratmetern Fläche.<br />
Das sei der weltgrösste<br />
Showraum für zeitgenössische<br />
Kunst, die sich in einer<br />
Dreimonatsfolge präsentiere,<br />
so einer der Insider vor Ort.<br />
Die Intention des P.S.1 ist,<br />
nichts erklären zu wollen. Wer<br />
das P.S.1 besucht, soll sich<br />
eher Fragen stellen. Langweilige<br />
und besserwisserische<br />
Expertenvorträge sind nicht<br />
das, was gewollt sei, so hört<br />
man es von den Betreibern.<br />
Hier soll Kunst zur Erholung<br />
werden. Das P.S.1 nimmt jedes<br />
Jahr 21 Künstler aus aller<br />
Welt, die von entsprechenden<br />
Jurys in ihren Heimatländern<br />
vorgeschlagen und von einer<br />
N.Y. Kommission ebenfalls<br />
präsentiert werden, als Stipendiaten<br />
an. Da sollte die<br />
saarländische Künstlerseele<br />
aufzuhorchen. Wir haben<br />
zwar keine Jury hier, dafür<br />
aber den Herrn Thomas Altpeter<br />
beim Kulturamt, der<br />
darf dem Kulturausschuss<br />
vorschlagen, was ihm wichtig<br />
erscheint, um finanziell gefördert<br />
zu werden. Das ist eine<br />
der Möglichkeiten, zu einer<br />
entsprechenden Wertung<br />
und Wichtigkeit zu gelangen,<br />
eine andere wäre, sich eine<br />
Jury aus „wichtigen“ Leuten<br />
selbst zusammen zu stellen<br />
und sich mit deren Gutachten<br />
zu bewerben. Bei der New<br />
Yorker Kommission. Einer<br />
Anekdote nach fing Bernard<br />
Goodmann mit 80 Jahren an<br />
zu malen, mit 84 wurde er aus<br />
allen Bewerbern von der New<br />
Yorker Jury für das P.S.1 ausgewählt.<br />
Da er weder Lichtbild<br />
noch Lebenslauf, sondern<br />
nur seine Arbeiten einreichte,<br />
war man schockiert als er im<br />
P.S.1 ankam. Er soll tatsächlich<br />
gefragt worden sein, ob<br />
er auch wirklich alleine die<br />
Treppen schaffen würde. Zur<br />
jetzigen Ausstellung im P.S.1.<br />
haben es drei junge Künstler<br />
aus Sachsen mit einer aufwendigen<br />
Videoinstallation<br />
geschafft, der Aufmerksamkeit<br />
des dortigen internationalen<br />
Publikums gegenüber<br />
zu treten. Das Vergleichbare<br />
am P.S.1 zur Stadtgalerie ist<br />
das gleichwertige Niveau<br />
der hier wie dort insallierten<br />
Ausstellungen. Deswegen<br />
sollte man sich Gedanken<br />
machen, wie man eine solche<br />
wichtige Institution, wie<br />
es die Stadtgalerie nun mal<br />
ist, für Saarbrücken erhalten<br />
kann. Dann könnten sich die<br />
Betreiber der Stadtgalerie<br />
fragen, mit welchen Möglichkeiten<br />
die Stadtgalerie<br />
populärer gemacht werden<br />
könnte. Die sonstige Struktur<br />
Ab in die Stadtgalerie<br />
Sicher ist sicher<br />
des P.S.1 und die Möglichkeiten,<br />
die diese Struktur für die<br />
Künstler schafft, können auch<br />
entsprechend Hinweise zum<br />
Gesamtkonzept einer „Galerie<br />
der Stadt“ dienen, damit<br />
es nicht nur „undercover“ und<br />
nicht allein bei Insidern als<br />
der Hit gilt.<br />
Chris Wroblewski<br />
14 <strong>TAST</strong> <strong>TAST</strong> 15
Stadtverbandsauflösung<br />
Peter Müllers Windei<br />
Ministerpräsident Müller<br />
hält einen Knochen hin, zehn<br />
Ober- und Bürgermeister<br />
springen sofort darauf an.<br />
Nicht die Macht der Vernunft<br />
hat ihn dazu bewegt,<br />
sondern die Vernunft der<br />
Macht. Es gilt für ihn unter<br />
allen Umständen die Wahl<br />
2009 zu gewinnen. Es ist klar,<br />
dass Peter Müller keinen der<br />
Kommunalchefs wirklich groß<br />
und stark machen will, schon<br />
gar nicht bei der Auflösung<br />
des Stadtverbands. Zu groß<br />
ist seine Ernüchterung nach<br />
den letzten Wahlpleiten:<br />
Oberbürgermeisterwahl verloren-<br />
Stadtverbandspräsidentenwahl<br />
verloren. Bei<br />
der Landtagswahl und den<br />
Kommunalwahlen in Saarbrücken<br />
hat die CDU ebenfalls<br />
gegenüber der Wahl davor<br />
Stimmen verloren. Nur die<br />
FDP kam durch die geringe<br />
Wahlbeteiligung in den<br />
Stadtrat und den Stadtverband<br />
Saarbrücken. Ein typisch<br />
statistisches Ergebnis: Eine<br />
geringe Wahlbeteiligung ermöglicht<br />
es kleineren Parteien,<br />
die Fünf-Prozent-Hürde<br />
zu überspringen und in die<br />
Parlamente einzuziehen. So<br />
konnte die FDP, ohne eine<br />
einzige Stimme mehr erhalten<br />
zu haben als die Wahlen<br />
vorher, in Saarbrücken und<br />
im Stadtverband wieder mitregieren.<br />
Das hat sich bei der Landtagsund<br />
Kommunalwahl vom 09.<br />
September 2004 deutlich<br />
gezeigt. Erstmals wurde die<br />
Partei der Nichtwähler mit<br />
44,5 Prozent stärkste Partei.<br />
Sie war stärker als CDU und<br />
SPD zusammen, die gerade<br />
mal 42 Prozent der Wähler<br />
und Wählerinnen hinter sich<br />
brachten. 26 von 100 Wählern<br />
reichten der CDU, die<br />
absolute Mehrheit im Land zu<br />
erringen. Eine Minderheitspartei,<br />
die nur ein Viertel der<br />
Saarländer für sich zu gewinnen<br />
vermag, kann alleine regieren!<br />
Auch bei der Wahl des<br />
Saarbrücker Stadtrats haben<br />
alle Parteien verloren. Das<br />
weiß Peter Müller. Genial hat<br />
der Ministerpräsident, der<br />
Wenn sich die<br />
Sozialdemokraten<br />
auf dieses Spiel<br />
einlassen würden,<br />
wären sie sehr<br />
miserabel beraten<br />
Wer hat was vor mit wem?<br />
mit einem Stimmenanteil von<br />
nur 26 Prozent Regierungschef<br />
werden konnte, den<br />
entscheidenden Hebel angesetzt.<br />
Wohl wissend, dass<br />
er den Stadtverband, in dem<br />
ein Drittel der Saarländer leben,<br />
bei der Landtagswahl<br />
2009 den Sozialdemokraten<br />
nicht abjagen kann, versucht<br />
er über das Mäkeln an der<br />
geringen Wahlbeteiligung<br />
den Stadtverband aufzulösen<br />
ohne ihn aufzulösen. Er nennt<br />
ihn nur anders. Stimmen die<br />
Äußerungen zu der Neugliederung,<br />
dann wird ein neues<br />
Verwaltungsmonstrum geboren,<br />
mit dem die Menschen<br />
noch weniger anfangen können,<br />
als mit dem scheinbar<br />
unbekannten Stadtverband:<br />
Der Regionalverband Saarbrücken.<br />
Die Regionalversammlung<br />
soll, wie bisher schon<br />
der Stadtverband, von den<br />
Bürgern gewählt werden. Der<br />
Kooperationsrat soll angeblich<br />
den Bürgermeistern mehr<br />
Mitspracherechte geben, obwohl<br />
wichtige Aufgeben, die<br />
jetzt der Stadtverband wahrnimmt,<br />
ans Land übergehen<br />
sollen. Da erkläre einer mal<br />
die Quadratur des Kreises.<br />
Die vier von CDU-Landräten<br />
regierter Kreise bleiben<br />
außen vor. Eine Reform der<br />
Ministerien und eine Reduzierung<br />
des Personals auf<br />
Landesebene wird ebenfalls<br />
nicht angedacht. Das lässt<br />
einseitig an das Demontieren<br />
eines populären politischen<br />
Gegners –nämlich Michael<br />
Burkert- erinnern und weniger<br />
an eine ernsthafte, wohl<br />
auch notwendige Neuorganisation<br />
der<br />
Verwaltungse<br />
b e n e n i m<br />
Saarland. Was<br />
verblüfft ist<br />
die willenlose<br />
Bereitschaft<br />
der zehn Kommunalchefs,<br />
Peter Müller<br />
auf den Leim<br />
z u g e h e n .<br />
Erinnern wir<br />
uns:<br />
Erstens: Die<br />
Landeshaupts<br />
t a dt S aarbrücken<br />
hat<br />
vor über zehn<br />
Jahren das Jugendamt<br />
an<br />
den Stadtverband abgegeben,<br />
um Kosten zu sparen.<br />
Dadurch wurde auch die gesetzliche<br />
Vorgabe des neuen<br />
KJHG umgesetzt, für alle<br />
Kinder des Stadtverbands einheitliche<br />
Lebensbedingungen<br />
zu ermöglichen. So hat sich<br />
die Jugendhilfe im Stadtverband<br />
spät aber nicht zu spät<br />
entschlossen, auch Schulsozialarbeit<br />
zu machen. Eine<br />
gut organisierte Jugendzentrenszene<br />
konnte sich über<br />
den gesamten Stadtverband<br />
entwickeln. Zweitens: Als die<br />
Universitätsstadt Saarbrücken<br />
ihre weiterführenden<br />
Schulen (Gymnasien, Gesamtschulen,<br />
Realschulen) an den<br />
Stadtverband abgab, war sie<br />
finanziell nicht in der Lage,<br />
die notwendigen Investitionen<br />
und Renovierungskosten<br />
für Schulgebäude und<br />
Schulgelände vorzunehmen.<br />
Der Stadtverband hat diesen<br />
Investitionsstau in hervorragender<br />
Weise beseitigt. Die<br />
Schulen des Stadtverbands<br />
befinden sich durchweg in<br />
gutem Zustand. Hätte der<br />
Stadtverband die ihm zustehenden<br />
Mittel vom Land für<br />
den Ausbau zu Ganztagsschulen<br />
bekommen, sähe es<br />
noch besser aus. Drittens: Das<br />
Bürgerschloss mit seinem Gebäudeensemble<br />
am Platz und<br />
mit seinem wunderschönen<br />
Garten wurde unter Michael<br />
Burkert zur Freude aller Besucher<br />
und Nutzer aus- und umgebaut.<br />
Nachdem die Stadt<br />
Saarbrücken nicht in der Lage<br />
war, das Alte Rathaus zu sanieren,<br />
hat der Stadtverband<br />
das Gebäude übernommen<br />
und grundlegend renoviert.<br />
In der Talstraße wurden die<br />
beiden total herunter gekommenen<br />
Barockhäuser gekauft<br />
und werden jetzt saniert.<br />
Viertens: Der große Profiteur<br />
der Zugehörigkeit zum<br />
Stadtverband ist also die<br />
Stadt Saarbrücken und auch<br />
die verbandsangehörigen Gemeinden.<br />
Obwohl sie direkt<br />
an der Grenze zu Frankreich<br />
liegen, ist es der Stadtverband,<br />
der vernünftige Partnerschaftsstrukturen<br />
mit<br />
der Grenzregion aufgebaut<br />
hat. Das 6.Warndweekend<br />
war wiederum ein grenzüberschreitender<br />
Erfolg. Das<br />
Radspektakel Saarpedal wird<br />
entscheidend vom Stadtverband<br />
und dem französischen<br />
Regionalverband organisiert.<br />
Dazu kommen noch viele kulturelle<br />
grenzüberschreitende<br />
Events des Vereins Saar-Mosell-Avenir.<br />
Eine Bilanz, an<br />
der es nichts zu mäkeln gibt.<br />
Warum also den erfolgreich<br />
agierenden Stadtverband<br />
auflösen? Klar: Der unbedingte<br />
Wille zum Machterhalt<br />
bei der Landtagswahl<br />
2009 bestimmt alleine das<br />
Vorgehen. Wenn die Sozialdemokraten<br />
sich auf dieses<br />
Spiel einlassen würden, wären<br />
sie mit dem Klammerbeutel<br />
gepudert, denn der Ministerpräsident<br />
hat die Macht,<br />
den Knochen mal hinzuhalten<br />
und nach Belieben wieder<br />
wegzuziehen. Zu gut ist jetzt<br />
die Ausgangsposition der SPD<br />
nach dem Wahlmarathon der<br />
letzten Jahre. Diese Position<br />
kann sich nur durch interne<br />
Querelen verschlechtern.<br />
Eine durchschaubare Absicht<br />
Peter Müllers. Kein Wunder,<br />
dass nur noch 27 Prozent der<br />
Ost- und 41 Prozent der Westdeutschen<br />
zufrieden mit der<br />
Politik sind, wenn Politiker<br />
nicht an das Allgemeinwohl<br />
denken, sondern nur an ihre<br />
Pfründe.<br />
Lothar Schnitzler<br />
Sie haben beide an der damaligen<br />
Saarbrücker Schule<br />
für Kunst und Handwerk<br />
studiert. Sie arbeiten beide<br />
mit dem Material Textil. An<br />
dieser Stelle enden bereits<br />
die Gemeinsamkeiten der<br />
beiden saarländischen Textilkünstlerinnen<br />
Sofie Dawo<br />
und Dorothea Zech.<br />
Sofie Dawo war seit 1958<br />
Leiterin der Klasse für Weben<br />
und Stoffdruck an der Staatlichen<br />
Werkkunstschule in<br />
Saarbrücken und wurde 1975<br />
zur Professorin nominiert.<br />
Ihre künstlerische Arbeit ist<br />
von der Suche nach den gestalterischen<br />
Möglichkeiten<br />
textiler aber auch anderer<br />
Materialien geprägt. Sie untersucht<br />
die Strukturen der<br />
größtenteils selbst gewebten<br />
Materialien nach ihren<br />
Ausdrucksmöglichkeiten.<br />
Das Nachbearbeiten eines<br />
bestehenden Gewebes ist<br />
ein wichtiger Prozess ihrer<br />
künstlerischen Arbeit: durch<br />
Reißen oder Schneiden entstehen<br />
neue Lineaturen und<br />
Materialformen. Grafische<br />
Bildstrukturen, oft ins reliefhafte<br />
überführt, einhergehend<br />
mit einer Reduktion der<br />
Farbigkeit auf Schwarz und<br />
Weiß, charakterisieren die<br />
Zwei Textilkünstlerinnen<br />
aus dem Saarland<br />
künstlerischen Arbeiten von<br />
Sofie Dawo. Dorothea Zech<br />
hingegen war stets Freiberuflerin,<br />
abhängig von privaten<br />
oder öffentlichen Aufträgen.<br />
Auch in ihrer Arbeitsweise<br />
unterscheidet sie sich in allen<br />
Dingen von Sofie Dawo:<br />
Dorothea Zech ist ausgebildete<br />
Bildstickerin. Sie fügt<br />
Stoffgewebe mit feinen oder<br />
kräftigen Stichen zusammen.<br />
In mehreren Lagen werden<br />
verschieden transparente,<br />
farbige Stoffbahnen neben<br />
und aufeinander aufgebracht.<br />
„Dorothea Zech malt mit<br />
der Transparenz der Stoffe“<br />
(Dr. Elisabeth Feilen). Dabei<br />
entstehen wandgroße, stark<br />
farbige, expressive Bildgeschichten.<br />
Die Arbeiten der<br />
beiden Künstlerinnen sind<br />
vom 20.7. bis 27.8. in der<br />
Galerie des Saarländischen<br />
Künstlerhauses zu sehen. Die<br />
Öffnungszeiten: Di – So 10<br />
– 18 Uhr, Mi 10 – 22 Uhr. Der<br />
Sofie Dawo / Dorothea Zech<br />
„Zwei Wege“<br />
Textilkunst von<br />
Sofie Dawo<br />
Hier wäre der<br />
richtige Platz<br />
für Ihre Anzeige!<br />
Eintritt ist frei. Zur Ausstellung<br />
erscheint ein Katalog.<br />
Weitere Informationen unter<br />
Tel. 0681/ 37 24 85 oder<br />
info@kuenstlerhaus-saar.de<br />
Dorothea Zech<br />
Zauberwald<br />
16 <strong>TAST</strong> <strong>TAST</strong> 17
Musiker, Schauspielerin und Ballerina, Workshops im Wald<br />
Gezirpte Töne faszinieren<br />
Dschungel<br />
jhiiiumboheyi<br />
Urwald-Session<br />
Götz Rogge steht seit neustem<br />
der Kulturwerkstatt<br />
„Scheune Neuhaus“ vor. Ein<br />
65ziger, damals hat er das<br />
Licht der Welt in Berlin erblickt,<br />
bevor seine Eltern ins<br />
Saarland umzogen. So ist er<br />
hier aufgewachsen und dadurch<br />
mit Land und Leuten,<br />
dem „Driwwer“ und dem<br />
„Drunner“ bestens vertraut.<br />
Eine Ausbildung im Bereich<br />
der visuellen Medien bringt<br />
er mit, was die zukünftigen<br />
Projekte der Scheune Neuhaus<br />
sicherlich befruchten<br />
wird. Ende der Achtziger bis<br />
zum Anbruch der Neunziger<br />
wirkte er 4 Jahre in New<br />
York an Dokumentarfilmen<br />
über zeitgenössische Tanzchoreografie<br />
und japanische<br />
Architektur mit und ist so mit<br />
dem Drehen von Musikvideos<br />
bestens vertraut. An seinem<br />
Hauptwohnsitz in Berlin produziert<br />
er Kinderdokumentationen<br />
für das TV (Sendung<br />
mit der Maus,<br />
Kinderweltspiegel). Eine Menge<br />
Talente und Erfahrungen<br />
für diesen Job im Wald. Seit<br />
sechs Jahren konzentriert er<br />
sich auf audiovisuelle Installationen<br />
und Bühnenproduktionen<br />
und setzt außerdem<br />
zunehmend auf Computertechnik.<br />
Durch seine Arbeit<br />
mit Tänzer/innen und Schauspieler/innen<br />
ist er geradezu<br />
prädesziniert dafür, sich der<br />
Zusammenarbeit mit der Ballettchefin<br />
des Staatstheaters<br />
Marguerite Dolon auch zuzuwenden.Wald<br />
als Raum, der<br />
gestaltet und den Menschen<br />
zur Gestaltung einläd, ist das<br />
Grundthema des Leiters der<br />
Kulturwerkstatt. Im Internet<br />
ist „Streaming Poesie“ von<br />
ihm abrufbar. Hier ist über einen<br />
längeren Zeitraum dokumentiert,<br />
wie sich Forstwald<br />
verändert, wenn man ihn<br />
nicht mehr berührt, so dass<br />
er zunehmend verwildert bis<br />
er zum Urwald wird. Aktuelle<br />
Projekte vor Ort sind jetzt:<br />
Karneval der Tiere; noch bis<br />
zum 16 Juli finden an Sonntagen<br />
Workshops statt, die den<br />
Teilnehmenden, Kind oder<br />
Erwachsenen, dazu einladen,<br />
durch die Wildnis zu ziehen,<br />
um durch hörend und sehend<br />
Natur zu erfahren. So kann<br />
sich vermitteln, wie sich einzelne<br />
Pflanzen und Tiere, auch<br />
gesamt biologische Komplexe,<br />
durch unterschiedliche<br />
Darstellungsformen mitteilen.<br />
Zu guter letzt sollen alle<br />
Ergebnisse den Gästen der<br />
Waldwirtschaft bei einer kleinen<br />
Vorführung präsentiert<br />
werden. Ab 6 Jahren kann<br />
jeder mitmachen, wenn er<br />
rechzeitig zum Treffpunkt an<br />
der Scheune kommt. Da Götz<br />
Rogge sich bereits in jungen<br />
Jahren dem Saxofonspiel widmete,<br />
wundert es nicht, dass<br />
auch Musikalisches geboten<br />
wird. Henk Nuiwenhoud wird<br />
am 9. u. 16. Juli den Dirigentenstab<br />
des Urwaldorchesters<br />
schwingen. Mit im Wald<br />
gefundenen Klangerzeugern<br />
( Steine, Hölzer ) soll heftig<br />
Unter dem neuen<br />
Leiter der<br />
Kulturwerkstatt<br />
der „Scheune<br />
Neuhaus“ Götz<br />
Rogge, lässt es<br />
sich gut werkeln,<br />
mit Klang und<br />
Gebrüll der Natur<br />
auf der Spur.<br />
musiziert werden. Die Schauspielerin<br />
Barbara Scheck wird<br />
gleichzeitig mit den Ihrigen<br />
auf lustige Art den „Symbiosen“<br />
auf der Fährte sein. Am 9.<br />
Juli kann man mit Ilka von Häfen<br />
aus dem Ballettensemble<br />
des Staatstheaters dabei sein,<br />
wenn sich alle „tänzerisch“<br />
mit dem Thema „Natur erfahren“<br />
auseinandersetzen.<br />
Die zweite Phase des bereits<br />
beschriebenen Programms<br />
soll dann während der Sommerferien<br />
vom 2. bis zum<br />
13. August stattfinden. Die<br />
Intensivwerkstatt, in der auch<br />
Kostüme angefertigt werden,<br />
soll dazu beitragen, erworbene<br />
Kenntnisse zu vertiefen.<br />
Eine revueartige Darstellung<br />
am 12., und 13. August, in<br />
der ein Waldparcour durchlaufen<br />
wird, bildet dann den<br />
Höhepunkt und Abschluss.<br />
Die Teilnahme am Workshop<br />
ist kostenlos. Gefördert werden<br />
diese Aktionen von der<br />
Deutschen Bundesstiftung<br />
für Umwelt (DBU) Infos unter<br />
www.saar-urwald.de<br />
fun<br />
Folgt man der Musik und<br />
kämpft sich dabei direkt<br />
durchs Unterholz, so fi ndet<br />
man letztlich eine Waldlichtung<br />
vor, wo seit 12 Jahren,<br />
immer Mitte Juni das „Sommernachtstrauma“<br />
stattfindet,<br />
ein liebenswertes,<br />
vom Publikum sowie vom<br />
musikalischen Angebot her,<br />
gut gemischtes Musikfestival<br />
eigener Klasse. Ihr „dreckiges<br />
Dutzend“ haben die Organisator/innen<br />
von der AG Nachtmusik<br />
dieses Jahr erreicht<br />
und sind immer noch nicht,<br />
Sommernachtstrauma im<br />
„dreckigen Dutzend“<br />
Oberammergeil<br />
wie sie stolz von sich sagen,<br />
dem Mainstream verfallen.<br />
„Jetzat machend mo´zart in<br />
demm Johar“ gilt nicht fürs<br />
Sommernachtstrauma. Im<br />
“Zauberwald“, dem Hahnwald<br />
bei Uchtelfangen, in der<br />
Nähe des Autobahnkreuzes<br />
Saarbrücken, ist der Ort, an<br />
dem die Regeln eines normalen<br />
Konzertbetriebes nicht<br />
greifen. Es ist nicht nur ein<br />
Zufluchtsort für all die müden<br />
Musiker da draußen, sondern<br />
auch ein Wallfahrtsort für unorthodoxen<br />
Musikgeschmack.<br />
Dazu eine Komposition des<br />
Musikers Christoph Thewes<br />
als Kostprobe „Oberammergeil“<br />
genannt, die von den<br />
sitzend, stehend oder fliegend...<br />
„Jazz Pistols“, einer Band von<br />
Schülern und Schülerinnen<br />
des Komponisten, dargeboten<br />
wurde. Gerade in Zeiten<br />
H i e r<br />
k ö n n t e I h r e<br />
A n z e i g e s t e h e n<br />
Das liebenswerte<br />
Publikum...<br />
medialer Mittelmäßigkeit<br />
und Kulturkahlschlags gilt für<br />
die Veranstalter/innen, dass<br />
sich Sisyphos hier weiterhin<br />
als glücklicher Mann geriert,<br />
wahrscheinlich, weil das Angebot<br />
an Essen und Trinken<br />
auch nicht zu kurz kommt.<br />
Die Organisatoren haben es<br />
geschafft, den diesjährigen<br />
Kulturpreis der Stadt Neunkirchen,<br />
gestiftet von der<br />
Sparkasse, zu bekommen. Der<br />
Geheimtipp scheint sich also<br />
herumgesprochen zu haben.<br />
fun<br />
18 <strong>TAST</strong> <strong>TAST</strong> 19
Claude Jaté verlässt SB<br />
Adieu<br />
Claude Jaté, der<br />
bekannte Saarbrücker<br />
Künstler, der oft mit<br />
seinen Bildern flanierend<br />
durch die Strassen<br />
Saarbrückens wandelte<br />
und sich dadurch<br />
zum „öffentlichen“<br />
Bild der Stadtszene gemacht<br />
hat, verließ die<br />
Landeshauptstadt in<br />
Richtung Ruhrgebiet .<br />
Er hat in Dortmund<br />
eine nette Bleibe gefunden<br />
und kennt sich<br />
in der dortigen Szene<br />
bereits sehr gut<br />
Für den Vorsitzenden des<br />
Landesverbandes der Arbeiterwohlfahrt<br />
Paul Quirin,<br />
auch Träger des Bundesverdienstkreuzes,<br />
war der<br />
Stadtverband Saarbrücken in<br />
der Vergangenheit ein verlässlicher,<br />
fairer und kompetenter<br />
Verhandlungspartner.<br />
Moderne Konzepte, innovative<br />
Ideen und Mut bei der<br />
Hier<br />
könnte<br />
Ihre<br />
Anzeige<br />
stehen<br />
aus. Claud Jaté ging<br />
im Hader. „Hier hat<br />
man nichts mehr<br />
für mich getan“,<br />
meinte er bei einem<br />
Treffen vor seiner<br />
Abreise im Szene<br />
Cafe „Schrill“.. „Ich<br />
war in London und<br />
Amsterdam in Paris<br />
und in München<br />
und habe nach einer<br />
Bleibe gesucht.“ In<br />
Dortmund ist er nun<br />
fündig geworden<br />
und es geht ihm gut<br />
dabei.<br />
sirc<br />
Auflösung hochriskant<br />
Stadtverband<br />
Arbeiterwohlfahrt<br />
lehnt die<br />
„kurzsichtige“<br />
Zerschlagung von<br />
bewährten funktionierenden<br />
Strukturen<br />
des Stadtverbandes<br />
ab.<br />
Realisierung seien positive<br />
Erfahrungen gewesen, die<br />
die Arbeiterwohlfahrt in der<br />
Zusammenarbeit mit dem<br />
Stadtverband Saarbrücken<br />
gemacht hat. Man habe auf<br />
veränderte Rahmenbedingungen<br />
durch die Bundesgesetzgebung<br />
eine zeitnahe und<br />
Am 26. April1 1986 wird<br />
ein Albtraum zur entsetzlichen<br />
Realität. Der Reaktorblock<br />
4 des Atomkraftwerks<br />
explodiert. Bei dem Versuch<br />
die Katastrophe aufzuhalten<br />
werden die Feuerwehrleute<br />
mehrfach tödlichen Strahlen<br />
ausgesetzt. Drei Wochen<br />
später sind fast alle von ihnen<br />
tot. Nur spärlich dringen<br />
die Informationen über das<br />
Ausmaß der Strahlenverseuchung<br />
nach außen. Die frühsommerliche<br />
Hitze, unzureichende<br />
Schutzmaßnahmen<br />
und Unkenntnis setzen die<br />
Paul Quirin<br />
professionelle Umsetzung<br />
erwirken können.Veränderungen<br />
von Zuständigkeiten<br />
hätten mit dem Stadtverband<br />
komplikationslos machbar<br />
gemacht werden können.<br />
Viele fortschrittliche Konzepte<br />
in der Jugendhilfe, wie<br />
Familienzentren, Kinder- und<br />
Rettungskräfte. die so genannten<br />
Liquidatoren, größten<br />
Gefahren aus. Der Fallout<br />
macht die direkte und weitere<br />
Umgebung Tschernobyls<br />
zur unbewohnbaren Zone. Ein<br />
Angriff auf Menschen, Tiere<br />
und Natur nimmt seinen Lauf.<br />
Der Filmemacher Christof<br />
Boekel, der lange Jahre in<br />
Russland gelebt hat recherchierte<br />
bei den Menschen<br />
Film im 8 1/2<br />
Tschernobyl<br />
Verstrahlt und<br />
Vergessen“,<br />
20 Jahre nach<br />
Tschernobyl wo<br />
das Unvorstellbare<br />
geschah.<br />
Verstrahlt<br />
in der Region, die Opfer der<br />
Atomkatastrophe wurden. In<br />
„Verstrahlt und Vergessen“<br />
zeichnet er Schicksale nach<br />
und befragt Augenzeugen<br />
deren Leben durch den Gau<br />
von Tschernobyl tiefgreifend<br />
verändert wurde. Sonntag 16.<br />
bis Montag, 17 Juli um 20 Uhr<br />
Kino acht/einhalb.<br />
Jugendwohngruppen und<br />
Tagesstätten für psychisch<br />
kranke Menschen habe die<br />
AWO in einer bewährten erfolgreichen<br />
Zusammenarbeit<br />
mit dem Stadtverband entwickeln<br />
können. Aus Sicht eines<br />
Wohlfahrtsverbandes stuft<br />
Paul Quirin die Diskussion um<br />
die Auflösung des Stadtverbandes<br />
als hochriskant und<br />
gefährlich ein. Dem AWO Vorsitzenden<br />
fehlen die Alternativen<br />
und eine konsequente<br />
Abschätzung der Folgen für<br />
die Kommunen im Großraum<br />
Saarbrücken. Eine Zersplitterung<br />
der Kompetenzen wird<br />
befürchtet, was nach Quirin,<br />
in wichtigen Fragen in eine<br />
„Kleinstaaterei" im Großraum<br />
Saarbrücken führen könnte.<br />
Quirin fordert von der Landesregierung<br />
ein Konzept<br />
einer sinnvollen Alternative.<br />
fun<br />
RADIO 4<br />
Groove and Rock‘n Roll<br />
aus New York<br />
Die neue CD mit dem<br />
Titel „Enemies like this“<br />
kommt mit zehn Songs<br />
über 43 Minuten deutlich<br />
zur Sache. Man<br />
spürt den Versuch dem<br />
Live Sound so nah wie<br />
möglich zu kommen<br />
ebenso wie die Elemente<br />
der ursprünglichen<br />
Punkband. EMI<br />
www.r4ny.com<br />
Topicana<br />
Saar-Lor-Lux<br />
Die Lektoren der Buchreihe<br />
Topicana suchen<br />
für weitere Veröffentlichungen<br />
wieder<br />
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Verein für effektive<br />
Kommunikation<br />
Johannisstr. 13<br />
66111 Saarbrücken<br />
Konzept und Gestaltung<br />
Schütz-Design<br />
www.schuetz-design.de<br />
Chefredakteur<br />
Chris Wroblewski V.i.S.d.P.<br />
Redaktion<br />
Christa Funk<br />
Monika Gettmann<br />
Alex Mang<br />
Dietmar Mario Schütz<br />
Heidrun Altmeier<br />
Ständige Mitarbeiter<br />
Lothar Schnitzler<br />
Isabelle Lange<br />
Friedel Ehrbächer<br />
Internet<br />
www.tast-online.de.vu<br />
e-mail: tast@online.de<br />
tast-redaktion@online.de<br />
Post<br />
Tilsiter Str. 72<br />
66121 Saarbrücken<br />
Edenstr. 25<br />
66113 Saarbrücken<br />
Tel.: 0681 - 500 61 04<br />
0681 - 586 2310<br />
Postfach 103008<br />
Druck<br />
Druckerei Blattlaus<br />
Lithos<br />
SEH-Product<br />
Bankverbindung<br />
Sparkasse Saarbrücken<br />
Konto-<strong>Nr</strong>.: 90 000 936<br />
BLZ 590 501 01<br />
deutschsprachige Manuskripte.<br />
Topicana ist<br />
eine Buchreihe des VS<br />
Saar. Sie erscheint in<br />
der Edition Saarländisches<br />
Künstlerhaus.<br />
Topicana stellt sich<br />
die Aufgabe, Literatur<br />
zugänglich zu machen,<br />
die unter den<br />
herrschenden Marktbedingungen<br />
kaum<br />
mehr den Weg in die<br />
Öffentlichkeit findet.<br />
Bislang sind 13 Bände<br />
erschienen.<br />
Die Einsender sollten<br />
in einer der folgenden<br />
Regionen beheimatet<br />
oder mit dieser deutlich<br />
verbunden sein:<br />
Saarland, Lothringen,<br />
Luxemburg, Belgien,<br />
Rheinland-Pfalz.<br />
Die eingesandten Texte<br />
müssen mindestens<br />
50 bis 200 Seiten umfassen.<br />
Zugelassen sind<br />
Texte jeder literarischen<br />
Richtung (Hörspiel,<br />
Gedichte, Essay,<br />
gesammelte Kurzprosa,<br />
Roman etc). Die<br />
Beiträge sollten in dreifacher<br />
Ausfertigung<br />
auf Papier eingereicht<br />
werden.Für die Rücksendung<br />
ist ein frankierter<br />
Umschlag beizulegen.Die<br />
mit einer<br />
Einzelveröffentlichung<br />
in der Topicana-Reihe<br />
gewürdigten Werke,<br />
werden von den Autorinnen<br />
und Autoren<br />
im Künstlerhaus Saarbrücken<br />
dem Publikum<br />
vorgestellt.Die Manuskripte<br />
sind an folgende<br />
Adresse zu senden:<br />
Saarländisches<br />
Künstlerhaus<br />
-Topicana-<br />
Karlstr. 1<br />
66111 Saarbrücken<br />
Mehr über die Buchreihe<br />
Topicana erfahren<br />
Sie unter:<br />
www.vs-saar.de<br />
Alles wird leichter<br />
Das Debütalbum von<br />
Neuser erschien am 19.<br />
Mai diesen Jahres und<br />
ist Popmusik pur mit<br />
deutschen Texten.<br />
Neuser aus Köln schämt<br />
sich nicht, eine deutliche<br />
Sprache zu gebrauchen<br />
statt sie kunstvoll<br />
zu verdrehen.<br />
Die Aufzeichnung eines<br />
Konzerts gemeinsam<br />
mit Morningwood<br />
im Underground in<br />
M A G A Z I N<br />
Köln wird von Sonntag<br />
auf Montag von 0:30 -<br />
2:00 Uhr im WDR-Fernsehen<br />
übertragen.<br />
Universal Music<br />
www.neuser-musik.de<br />
Lachen ist gesund<br />
In jeder Ausgabe von<br />
<strong>TAST</strong> beschehrt uns<br />
Frau Friedel Ehrbächer<br />
e i n e n L i m e r i c k .<br />
„Schmunzeln für Anfänger<br />
- Lachen für<br />
Fortgeschrittene“ ist<br />
das Motto der Einzelveranstaltung<br />
am Mi.<br />
27.Sept.06 in der Zeit<br />
von 19-20:30 Uhr im<br />
Bürgerhaus Dudweiler,<br />
Am Markt 115, Maleratelier<br />
2 UST. Der<br />
Eintritt ist frei.<br />
Anmeldung unter:<br />
06897 - 76 58 66<br />
Vivre la France<br />
Ein bemerkenswertes,<br />
schön bebildertes Heft<br />
mit umfangreichen<br />
Themen von landschaftlichen<br />
Impressionen<br />
über Kulturszenen<br />
bis Bar en croûte<br />
de sel.<br />
“Frankreich erleben“<br />
erscheint im Verlag<br />
Globus Medien, Hamburg.<br />
www.frankreicherleben.de<br />
Apocalyptica<br />
Seit der Veröffentlichung<br />
ihres Erstlings<br />
(‘Plays Metallica By<br />
Four Cellos’, 1996),<br />
haben Apocalyptica,<br />
allesamt Absolven-<br />
ten der angesehenen<br />
Sibelius Akademie in<br />
Finnland,einen Stil<br />
entwickelt, der nicht<br />
einfach zu beschreiben<br />
ist. Diese Musik<br />
muss man hören, ein<br />
mal, zweimal, dann<br />
ist man in dieser exaltierten<br />
Musik drin.<br />
CD1 ist ohne, CD2 mit<br />
Gesang wobei der Heaveymetal<br />
auf der zweiten<br />
CD besser rüber<br />
kommt. Erinnert an<br />
die in Frankreich produzierte<br />
Köhntarkösz<br />
von Magma die 1974<br />
veröffentlicht wurde.<br />
Universal Music<br />
Group<br />
www. apocalyptica.com<br />
Mit Ross und Roller<br />
Adolf Nass feierte<br />
seinen<br />
85. Geburtstag<br />
Zu Beginn der Festlichkeit<br />
wurden die<br />
zahlreichen Gäste<br />
überrascht durch einen<br />
Reiter samt Pferd<br />
der ins voll besetzte<br />
Brockenhaus einritt.<br />
Nach reichlich Kulinarischem<br />
und viel Livemusik<br />
ließ es sich der<br />
Jubilar nicht nehmen,<br />
mit seiner Vespa ein<br />
paar Runden durch das<br />
Brockenhaus zu drehen.<br />
Man wird halt nur<br />
ein mal 85 Jahre jung,<br />
wenn überhaupt.<br />
Monika Gettmann und<br />
Dietmar Mario Schütz<br />
vom Kulturmagazin<br />
<strong>TAST</strong> gratulierten dem<br />
Jubilar vor Ort.<br />
Adolf Nass mit Sozia<br />
auf seiner Vespa.<br />
Singeldämmerung<br />
Sissi Perlinger mit ihrem<br />
Witz u. unprätentiöser<br />
Attitüde in ihrer<br />
Selbstironie einfach<br />
eine Wucht. Tacheles/<br />
Indigo CD 6615-2<br />
Limerick von Friedel Ehrbächer<br />
De Vadder schleppt e Tupa ins Haus<br />
Die Mudder spielt Gei‘ ohne Paus<br />
De Bub quälts Klavier<br />
‘s Klään plärrt, ‘s iss erschd vier<br />
Unn da Oma fliehts Trommelfell raus<br />
Platz<br />
für<br />
I H R E<br />
Anzeige<br />
20 <strong>TAST</strong> <strong>TAST</strong> 21
Ella Lingens<br />
-Gefangene der Angst-<br />
Dr. Dr. Ella Lingens, geboren<br />
am 18.11.1908 war seit 1926<br />
Mitglied der Sozialdemokratischen<br />
Partei Österreichs<br />
gewesen und hatte ab dem<br />
November 1938 zusammen<br />
mit ihrem Mann begonnen,<br />
jüdische Freunde vor dem<br />
Novemberprogrom, d.h. der<br />
sogenannten „Reichskristallnacht“<br />
zu verbergen und<br />
später vor der Deportation<br />
zu schützen.<br />
1943 wurde sie denunziert<br />
und wegen „Judenbegünstigung“<br />
ins Konzentrationslager<br />
Ausschwitz gebracht.<br />
Später nach der Evakuierung<br />
der Lagers internierte man<br />
sie in Dachau, wo sie bis zur<br />
Befreiung durch die Amerikaner<br />
1945 blieb.<br />
Es gelang ihr als Häftlingsärztin<br />
Atteste zu fälschen<br />
und so der Selektion und<br />
Ermordung Schwerkranker<br />
entgegenzuarbeiten.<br />
In ihrem Buch „ Gefangene<br />
der Angst„ erzählt sie die<br />
Geschehnisse dieser Zeit<br />
und versucht mutig und<br />
ohne Pathos ihre eigene<br />
Motivation für ihr Handeln<br />
aufzuspüren.<br />
Ella Lingens schreibt:“ Von<br />
den Menschen wie du und<br />
ich“, die Widerstand geleistet<br />
haben, dürften die meisten<br />
aus einem Mittelding<br />
zwischen moralischer Überzeugung,<br />
Unterstützung<br />
der eigenen Möglichkeiten<br />
und mehr oder minder berechtigter<br />
Hoffnung des<br />
Nicht-entdeckt-Werdens<br />
gehandelt haben.<br />
In schonungsloser Ehrlichkeit<br />
gesteht sie, dass wenn<br />
sie nicht ursprünglich geglaubt<br />
hätte dass der Erfolg<br />
ihres moralischen Handels<br />
nicht in einem tragbaren<br />
Verhältnis zu ihrem Risiko<br />
bestanden hätte, sie keinen<br />
Juden versteckt und mit einiger<br />
Sicherheit auch nicht<br />
versucht hätte Juden zur<br />
Flucht zu verhelfen.<br />
Franz Deuticke Verlagsgesellschaft,<br />
mbH<br />
ISBN 3-216-30712-3<br />
330 Seiten<br />
O.F. Gabell<br />
-Zedern sprechen nicht-<br />
O.F. Gabell ist das Pseudonym<br />
eines nach Kanada ausgewanderten<br />
Saarländers,<br />
der durch seine Tätigkeit als<br />
Direktor einer Import und<br />
Exportfirma ein polyglottes<br />
und kosmopolitisches Leben<br />
führt.<br />
Er schuf die Krimireihe „Mission<br />
for MR“ ,in deren Folgen<br />
der Held Max Rottmann, ein<br />
ehemaliger Spezialagent<br />
des französischen Geheimdienstes,<br />
in aktuellen Krisengebieten,<br />
einen atemberaubenden<br />
Kampf gegen den<br />
internationalen Terrorismus<br />
führt.<br />
In „Zedern sprechen nicht“<br />
gerät Rottmann in das authentische<br />
Szenario des<br />
Freiheitskampfes der Tschetschenen,<br />
die versuchen ihre<br />
Forderungen nach Unabhängigkeit<br />
mit der Drohung einer<br />
europaweiten nuklearen<br />
Verseuchung zu unterstreichen.<br />
Gabell´s Protagonist ist ein<br />
erfahrener und souverän<br />
wirkender Held mit zugleich<br />
sensiblen Zügen und dem<br />
Hang zu Whiskey, Zigaretten<br />
und problematischen<br />
Frauen.<br />
B Ü C H E R<br />
Wie schon bei den beiden<br />
Vorgängern der Serie „Im<br />
Auftrag der Mächte“ und<br />
„Fidais Doppelgänger“ muss<br />
der ehemalige Oberst der<br />
Fremdenlegion auch hier<br />
um die halbe Welt jagen,<br />
um der Bedrohung zuvorzukommen.<br />
MEDU Verlag<br />
ISBN 3-938926-10-4<br />
327 Seiten<br />
Leif Davidsen<br />
-.Der Feind im Spiegel-<br />
Leif Davidsen, 1950 in Otterup<br />
geboren, lebt als freier<br />
Journalist in Kopenhagen.<br />
Er arbeitete unter anderem<br />
als Korrespondent in Moskau<br />
sowie als Nachrichtenredakteur<br />
für das Fernsehen.<br />
Mit seinem neuen Roman<br />
„Der Feind im Spiegel“ schuf<br />
er den letzten Teil einer, zunächst<br />
nicht beabsichtigten<br />
Trilogie .<br />
Ebenso wie in den beiden<br />
vorangegangenen Werken<br />
„Der Fluch der bösen Tat“<br />
(20 01) sowie „Die guten<br />
Schwestern“(2004), gelingt<br />
es dem Autor, zentrale Themen<br />
der Zeit wie in einem<br />
Hohlspiegel einzufangen.<br />
Die spannende Jagd des<br />
dänischen Polizisten Per<br />
Toftlund und seiner Mitarbeiter<br />
nach einem arabischen<br />
Terroristen und<br />
al-Qaidakämpfer führt den<br />
Leser von Kalifornien und<br />
Hawaii bis nach Kopenhagen,<br />
nach Venedig und ins<br />
spanische Cuenca.<br />
Davidsen beschreibt seine<br />
Figuren liebevoll und detailreich.<br />
Die Romanhandlung<br />
ist wie, mit den Worten von<br />
Graham Greene, das Leben<br />
- ein Thriller, und zwar in einem<br />
weit größeren Ausmaß,<br />
als man gemeinhin glaubt.<br />
Paul Zsolnay Verlag<br />
ISBN -10: 3-552-05364-6<br />
ISBN -13:978-3-552-05364-9<br />
395 Seiten<br />
Hollow Skai<br />
-Das alles und noch viel<br />
mehr-<br />
Rio Reiser<br />
Die inoffizielle Biografie<br />
des Königs von<br />
Deutschland<br />
Anläßlich des zehnten Todestages<br />
von Rio Reiser<br />
veröffentlichte Hollow Skai<br />
eine kritische Biografie, die<br />
den Musiker mit bürgerlichem<br />
Namen, Gerd Möbius,<br />
nicht nur auf seine „Ton<br />
Steine Scherben“ reduziert,<br />
sondern auch seinen Einfluss<br />
auf Gruppen wie Söhne<br />
Mannheims, Echt oder Wir<br />
sind Helden aufzeigt.<br />
Der Autor, der heute als<br />
freier Journalist und Lektor<br />
in Hamburg arbeitet, hat Rio<br />
Reiser über 25 Jahre hinweg<br />
immer wieder interviewt<br />
und porträtiert.<br />
Er sprach mit der Familie des<br />
Künstlers, mit seinen Liebhabern<br />
und Freunden, den<br />
Musikern und Managern.<br />
Heraus kam ein eindringliches<br />
Porträt eines Musikers,<br />
der die Musikszene von den<br />
70er- bis zu den 90er Jahren<br />
maßgeblich prägte und ein<br />
Stück deutsch-deutsche<br />
Geschichte schrieb.<br />
Wilhelm Heyne Verlag<br />
ISBN -10: 3-453-12038-8<br />
ISBN- 13: 978-3-453-12038-9<br />
287 Seiten<br />
Tanze Samba mit mir...<br />
Karneval der<br />
Kulturen<br />
Percussion und Musik in Saarbrücken<br />
Große Parade<br />
mit Tanz<br />
Tanze Samba mit mir...<br />
weil der Samba mich<br />
glüchlich macht!<br />
Mit einem abwechslungsreichen<br />
Bühnenprogramm<br />
feierten unterschiedliche<br />
kulturelle Vereine<br />
das Miteinander<br />
der<br />
Kulturen.<br />
Im Juni letzten<br />
Jahres wurde<br />
an der Universität<br />
des<br />
Saarlandes<br />
eine Welt AG<br />
gegründet.<br />
Entwicklungspolitische<br />
Themen sollten damit stärker<br />
ins Bewusstsein der Bevölkerung<br />
gebracht werden. "Global<br />
Denken –Global handeln",<br />
so das Motto der Studierenden<br />
und Mitarbeiter/innen<br />
der Universität. Ein Mehr an<br />
Kulturen soll es mit Culturio<br />
Ein<br />
Tanze Samba die<br />
ganze Nacht...<br />
im Saarland geben, so die Initiator/innen.<br />
Wieder mal hat<br />
sich eine Hochschulgruppe<br />
zum Thema Entwicklungspolitik<br />
an der Universität etabliert.<br />
Der Austausch zwischen<br />
den Initiativen, Besuchern<br />
und Initiatoren wird durch<br />
Culturio gefördert und damit<br />
auch ein Beitrag geleistet,<br />
sich mit der Integration<br />
im Saarland auseinanderzusetzen.<br />
So stellten rund 20<br />
Gruppen von deutsch-ausländischen<br />
Vereinen, Künstler/<br />
innen und Musiker/innen die<br />
internationale und kulturelle<br />
Vielfalt im Saarland vor. Es<br />
war ein quirliges, amüsantes,<br />
unbekümmert-fröhliches<br />
Fest, das auch unbeteiligte<br />
Passanten in seinen Bann<br />
riss.<br />
fun<br />
attraktiver<br />
Platz für<br />
Ihre<br />
Anzeige<br />
22 <strong>TAST</strong><br />
<strong>TAST</strong> 23