Informationsfolder Familienkonferenz - Pflege
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<strong>Familienkonferenz</strong> – <strong>Pflege</strong><br />
Family Group Conference<br />
Verwandtschaftsrat<br />
Ein familienorientierter Ansatz zur Unterstützung<br />
von Familien mit pflegenden Kindern und<br />
Jugendlichen<br />
Information für Interessierte
Was ist eine <strong>Familienkonferenz</strong> - <strong>Pflege</strong> (FKP)?<br />
Das Verfahren wurde ursprünglich in Neuseeland entwickelt (Family Group<br />
Conference) und wird im deutschsprachigen Raum unter den Begriffen<br />
<strong>Familienkonferenz</strong>, Netzwerkkonferenz oder Verwandtschaftsrad verwendet.<br />
Es handelt sich konkret um ein Treffen von Familienmitgliedern sowie<br />
weiteren Bekannten aus dem jeweiligen Netzwerk der einzelnen<br />
Familienmitglieder. Gemeinsam entwickeln sie Ideen, diskutieren<br />
verschiedene Hilfemöglichkeiten und planen schließlich selbst eine geeignete<br />
Form der Unterstützung. Es wird gemeinsam überlegt, was jeder selbst für<br />
die Familie tun kann. Dabei werden die Fähigkeiten und Stärken der<br />
Familie, sowie des weiteren Bekanntenkreises genutzt.<br />
Prinzipien der FKP<br />
• Familien werden in ihrer eigenen Problemlösungsfindung unterstützt.<br />
• Familien entscheiden selbst über die Art und Weise von<br />
Unterstützungen.<br />
• Die Familie entscheidet selber über die TeilnehmerInnen der<br />
<strong>Familienkonferenz</strong>. Zur Aufdeckung verschütteter oder neuer Kontakte<br />
unterstützt die Koordinatorin/ der Koordinator diesen Schritt mit der<br />
Durchführung eines Genogramms.<br />
• Fachkräfte geben ausreichend Informationen für die familiäre<br />
Entscheidung und unterstützen bei der Umsetzung der Vereinbarungen.<br />
Sie stellen ggf. professionelle Hilfen zur Verfügung.<br />
1
Wie funktioniert eine <strong>Familienkonferenz</strong>?<br />
Über das Institut für <strong>Pflege</strong>wissenschaft der Universität Wien<br />
julia.hauprich@univie.ac.at wird der Kontakt an eine(n) wohnortnah<br />
geschulte(n) Koordinatorin/Koordinator (Oberösterreich, Wien, Burgenland,<br />
Steiermark) des Österreichischen Rotes Kreuzes weitergeleitet. Diese nimmt<br />
dann mit der Familie Kontakt auf. Die Aufgaben der Koordinatorin/ des<br />
Koordinators liegen in der Unterstützung der Organisation der<br />
<strong>Familienkonferenz</strong>, in deren Begleitung und Moderation.<br />
In der Vorbereitung werden mit der Kernfamilie die aktuelle Situation und<br />
mögliche Ziele der FKP besprochen.<br />
Ablauf der <strong>Familienkonferenz</strong> - <strong>Pflege</strong><br />
Der konkrete Ablauf der Konferenz findet in 5 Phasen statt. Die<br />
Informationsphase, die Familienzeit sowie die Planfixierung sind an einem<br />
Termin.<br />
In der Vorbereitung erhält die Familie alle nötigen Informationen bezüglich<br />
des Vorgehens, des Weiteren werden die aktuelle Situation und mögliche<br />
Ziele der FKP besprochen. Mit Hilfe eines Genogramms (Graphische<br />
Darstellung von Familienzugehörigen Personen/ Familiennetzwerk), wird das<br />
familiäre Netzwerk aufgedeckt und die Einladung bestimmter Familien-<br />
Netzwerkmitglieder festgelegt. Der Austragungsort und der Zeitpunkt der<br />
Konferenz werden nach den Bedürfnissen der Familie koordiniert und<br />
organisiert.<br />
Mit der Informationsphase beginnt die eigentliche Konferenz. Nach einer<br />
Einführung und der Besprechung des groben Ablaufs, wird die aktuelle<br />
familiäre Situation erläutert und durch die Einschätzung der Familien-<br />
Netzwerkmitglieder ergänzt. Anschließend werden alle TeilnehmerInnen um<br />
die Einschätzung der familiären Stärken gebeten. Weitere anwesende<br />
Fachpersonen aus dem Familiennetzwerk informieren über Möglichkeiten<br />
zusätzlicher professioneller Unterstützung.<br />
2
In der Familienzeit, verlassen alle Fachpersonen den Raum und lassen das<br />
Familiennetzwerk alleine an Lösungsmöglichkeiten arbeiten. Diese Phase<br />
verdeutlicht den eigentlichen Charakter der Methode: Familien erhalten ein<br />
Forum, indem sie eigenständig im Kontext ihrer selbstgewählten Netzwerkmitglieder<br />
Probleme definieren und Lösungsvorschläge abwägen können.<br />
In der Planfixierung steht die gemeinsame Beleuchtung des Plans mit der<br />
koordinierenden Person im Zentrum. Unklarheiten werden ggf.<br />
konkretisiert.<br />
Ein Evaluationstermin sollte frühzeitig gemeinsam getroffen werden und<br />
nach etwa 3 Monaten erfolgen. Gemeinsam wird der Unterstützungsplan im<br />
Hinblick auf deren Praktikabilität und Effektivität diskutiert und ggf.<br />
adaptiert. Ggf. erfolgt eine Planung einer weiteren FKP.<br />
Phase Worum geht es? Beteiligte<br />
Information zum Vorgehen, Klärung der<br />
Themen und Ziele, Auswahl und<br />
Einladung der Gäste, Festlegung von<br />
Austragungsort und Zeit.<br />
KoordinatorIn, Familie (Kernfamilie)<br />
Vorbereitungsphase<br />
Informationsphase<br />
Darstellung der aktuellen Situation,<br />
Betrachtung gegebener Ressourcen,<br />
Ziele der <strong>Familienkonferenz</strong> – <strong>Pflege</strong><br />
KoordninatorIn, Familie, Familien-Netzwerk<br />
(Freunde, Bekannte, Kollegen, Nachbarn,<br />
ggf. weitere Fachkräfte)<br />
Familienzeit<br />
Diskussion über mögliche Lösungen,<br />
Erarbeitung von Vereinbarungen<br />
Familien- Netzwerk<br />
Planfixierung<br />
Präsentation des Unterstützungsplans,<br />
Dokumentation des Plans, Festlegung<br />
eines Evaluationstermins<br />
KoordinatorIn, Familie, Familien-Netzwerk<br />
Planumsetzung Umsetzung der Vereinbarungen Familie, Familien-Netzwerk<br />
Evaluation<br />
Diskussion bezüglich der Sinnhaftigkeit<br />
und Praktikabilität des Planes<br />
KoordinaorIn, Familie, Mitglieder des<br />
Familien-Netzwerks ja nach Bedarf<br />
3
Was kann ich als pflegendes Kind/ Jugendlicher bereits vor dem FRP tun?<br />
Bei einer <strong>Familienkonferenz</strong> -<strong>Pflege</strong> trefft Ihr Euch mit anderen – für Eure<br />
Familie wichtigen – Menschen. Ein(e) speziell geschulte Koordinatorin/<br />
Koordinator plant mit Euch gemeinsam die Konferenz und wird sich mit Dir<br />
und Deiner Familie persönlich treffen und mit Euch besprechen, wie die<br />
<strong>Familienkonferenz</strong> - <strong>Pflege</strong> abläuft.<br />
Du bist die wichtigste Person in der <strong>Familienkonferenz</strong>, weil es um Deine<br />
Zukunft geht. Du kannst selbst erzählen, wie Du Dich fühlst und was Du<br />
Dir wünschst.<br />
Du kannst selbst mitentscheiden wer zu der Konferenz eingeladen werden<br />
soll. Soll z.B. eine Freundin oder ein Freund dabei sein? Wen magst du<br />
besonders? Vielleicht sind das auch Deine Großeltern, Onkel/Tante oder<br />
jemand aus der Schule? Die Koordinatorin/ der Koordinator überlegt mit Dir<br />
gemeinsam, welche erwachsene Person Dich besonders unterstützen kann.<br />
Es ist wichtig, das alle die Dich kennen und helfen möchten eingeladen<br />
werden, so dass man viele Ideen sammeln kann.<br />
Wenn Du Dir vor der <strong>Familienkonferenz</strong> Sorgen machst oder Dir noch<br />
besondere Wünsche einfallen, dann kannst Du dies der Koordinatorin/ dem<br />
Koordinator sagen. Alles was Du sagst, wird, wenn Du das möchtest nicht<br />
weitergegeben.<br />
Darüber kannst Du schon mal nachdenken:<br />
• Wer sollte bei Deiner <strong>Familienkonferenz</strong> dabei sein?<br />
• Wer kann Dich besonders dabei unterstützen, Deine Meinung zu<br />
sagen?<br />
• Wer hat Dir schon viel geholfen und könnte dies auch zukünftig<br />
tun?<br />
• Was findest Du wichtig für Deine Zukunft?<br />
4
Was kann ich als Elternteil vor einer FKP tun?<br />
In jeder Familie gibt es mal Probleme in denen Verwandte und Freunde<br />
geholfen haben. Das ist auch Sinn der <strong>Familienkonferenz</strong> - <strong>Pflege</strong>. Sie<br />
kennen Ihre Familie besser als jede andere, darum wissen Sie auch am<br />
besten was ihrer Familie helfen könnte und auch im Alltag funktionieren<br />
kann. Die <strong>Familienkonferenz</strong> bietet dazu den Rahmen selbst Lösungen zu<br />
finden und Entscheidungen zu treffen. Umso mehr Menschen zusammen<br />
kommen, umso mehr Ideen können gesammelt werden.<br />
Vielleicht kostet Sie es etwas Mut, über ihre Situation zu sprechen. Die<br />
Erfahrungen mit ähnlichen Methoden zeigen, dass es gut tut, wenn man<br />
sich mit seinen Sorgen nicht mehr alleine fühlt. Erst wenn andere darum<br />
Wissen, können sie helfen. Zudem werden alle Informationen vertraulich<br />
behandelt.<br />
Darüber können Sie bereits nachdenken:<br />
• Wen möchten Sie bei einer <strong>Familienkonferenz</strong> - <strong>Pflege</strong> dabei haben?<br />
Wem vertrauen Sie, bzw. wer ist in Ihrem Alltag eine wichtige Peron?<br />
• Welche Informationen brauchen Sie noch von Fachpersonen vor oder<br />
bei dem Treffen?<br />
• Was denken Sie: Was sind die Stärken und Probleme Ihres Kindes?<br />
• Was wünschen Sie sich für Ihr Kind in der Zukunft?<br />
• Was wäre für Sie dabei eine gute Unterstützung?<br />
5
Was kann ich als Familien- Netzwerk- Mitglied bereits vor dem FKP tun?<br />
• Alle persönlichen Informationen und Daten werden vertraulich<br />
behandelt<br />
• Die Teilnahme ist freiwillig. Die zuständige koordinierende Person<br />
steht Ihnen für Fragen zur Verfügung. Bringen Sie ausreichend Zeit<br />
zur Konferenz mit, damit Sie in Ruhe miteinander reden können.<br />
• Die Familie überlegt sehr gewissenhaft, wen sie zur <strong>Familienkonferenz</strong><br />
einlädt. Sollten sie als Person ausgewählt werden, hat die Familie ein<br />
großes Interesse an Ihrer Mitwirkung und weiß Ihren Einsatz zu<br />
schätzen.<br />
Für weitere Informationen oder einem bestehenden Interesse an einer<br />
Teilnahme sind wir gerne persönlich unter folgenden Kontaktdaten für Sie<br />
da:<br />
Julia Hauprich<br />
Universität Wien<br />
Institut für <strong>Pflege</strong>wissenschaft<br />
Alser Straße 23/12<br />
A-1080 Wien<br />
T +43-1-4277-49816<br />
julia.hauprich@univie.ac.at<br />
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