Hinter der Oberfläche - Zu den Werken von Agnes - Agnes Lörincz
Hinter der Oberfläche - Zu den Werken von Agnes - Agnes Lörincz
Hinter der Oberfläche - Zu den Werken von Agnes - Agnes Lörincz
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Ágnes<br />
<strong>Lörincz</strong>
Musiker<br />
Öl, Acryl, Stoff auf Leinwand<br />
100 x 80 cm, 2010<br />
Umschlag: Der Flug<br />
Öl, Acryl, Stoff auf Leinwand<br />
140 x 180 cm, 2012
Ágnes <strong>Lörincz</strong><br />
wir<br />
TrAnSfer<br />
23. Mai bis 22. Juli 2012<br />
Galerie Schwartzsche Villa<br />
Grunewaldstraße 55, Berlin-Steglitz
Der Kofferpacker<br />
Öl, Stoff auf Leinwand, 150 x 200 cm, 2010
zugeknöpft<br />
Öl, Acryl, Stoff, Papier auf Leinwand<br />
100 x 80 cm, 2011
<strong>Hinter</strong> <strong>der</strong> <strong>Oberfläche</strong><br />
<strong>Zu</strong>m werk <strong>von</strong> Ágnes <strong>Lörincz</strong><br />
Um hinter die <strong>Oberfläche</strong> zu kommen, bedarf es beson<strong>der</strong>er Anstrengungen.<br />
Das ist bei einem oberflächlichen Blick eine Art<br />
wi<strong>der</strong>spruch. <strong>Zu</strong>m einen steht dem Betrachter nur erst das Bild<br />
als gesamte erscheinung vor ihm. Die Unterscheidung zwischen<br />
Vor<strong>der</strong>grund und <strong>Hinter</strong>grund kennen wir aus <strong>der</strong> Alltäglichkeit.<br />
Dabei greifen wir auf erfahrungswerte zurück. intuitiv erfassen wir<br />
jene Objekte, die im Vor<strong>der</strong>grund stehen, um <strong>von</strong> ihnen aus in die<br />
Tiefe des raumes zu gelangen. Diese Tiefe des raumes war eine<br />
entdeckung <strong>der</strong> renaissance, die damit auch eine neue erfahrung<br />
bereitstellte. erst <strong>der</strong> Kubismus hat uns gelehrt, dass <strong>der</strong> raum auch<br />
an<strong>der</strong>e Tiefen und Untiefen kennt.<br />
Die werke <strong>von</strong> Ágnes <strong>Lörincz</strong> greifen mittelbar auf diese erkenntnisse<br />
zurück und fin<strong>den</strong> eine Lösung, die so überraschend wie auch<br />
überzeugend ist. Beispielhaft zu erleben in dem Bild mit dem einfachen,<br />
aber irritieren<strong>den</strong> Titel ‚Der flug‘ (siehe Umschlag). Das titelgebende<br />
Objekt lässt sich auf <strong>den</strong> ersten Blick gar nicht auf dem Bild<br />
i<strong>den</strong>tifizieren. Vielleicht liegt das an <strong>der</strong> figur am rechten unteren<br />
Bildrand, <strong>der</strong>en funktion und Haltung vor einer blauen fläche nicht zu<br />
i<strong>den</strong>tifizieren ist. Die Beine eines Mannes erhöhen die irritation. Die<br />
aber wird durch unterschiedliche flächen zur ruhe gebracht, weil<br />
damit <strong>der</strong> eigentliche Bildraum zur Abbildung kommt. Die Staffelung<br />
<strong>der</strong> einzelnen elemente im werk verweisen einerseits darauf, dass<br />
<strong>der</strong> Bildraum trägt, was in ihm auftaucht. Die eigentlichen Träger<br />
sind an<strong>der</strong>erseits die dekorativen, auf sich selbst bezogenen flächen,<br />
die unterschiedliche Dimensionen haben. Dichte und Größe<br />
<strong>der</strong> flächen sind in das Verhältnis zu <strong>den</strong> Personen und <strong>den</strong> früchten<br />
einzurechnen. Man könnte <strong>von</strong> einem malerischen Klappbild sprechen,<br />
weil je nach Blick wird die <strong>Oberfläche</strong> in <strong>den</strong> fokus gerückt<br />
o<strong>der</strong> die bittende frau o<strong>der</strong> das Gegenüber, die füße des Mannes.<br />
Diese Dichotomie zwischen Muster und Gestalt kennzeichnet das<br />
werk <strong>von</strong> Ágnes <strong>Lörincz</strong>. Dabei ist es wesentlich, dass sowohl<br />
Muster als auch die Gestalt auf reale Körper bezogen sind und nicht<br />
im abstrakten Modus verbleiben.<br />
Dennoch tauchen in diesen Gemäl<strong>den</strong> auch Muster auf. Sie haben<br />
in beson<strong>der</strong>er weise die funktion, <strong>den</strong> Bildraum zu bestimmen.<br />
Tatsächlich glie<strong>der</strong>n sie ihn in zweifacher weise. Das abstrakte<br />
Momentum verstärkt in beson<strong>der</strong>er weise die Abbildung. Die Bil<strong>der</strong><br />
sind so im wahrsten Sinne des wortes zweideutig. Die Abbildung im<br />
Bild erhält durch die Konkurrenz des Musters einen höheren wahrheitsgehalt.<br />
Dieser wahrheitsgehalt wird konterkariert durch das<br />
abgebildete Sujet. Hollywood lässt grüßen und damit eine Megaindustrie<br />
zur erstellung <strong>von</strong> wunschbil<strong>der</strong>n wie dem Privatflugzeug.<br />
Tatsächlich steht am ende die frage, welche Bildmuster tragen. Das<br />
werk <strong>von</strong> Ágnes <strong>Lörincz</strong> ist zweideutig in Bezug auf die Antwort<br />
zu <strong>der</strong> frage. Das wort ‚Musterbil<strong>der</strong>‘ ist in sich schon zweideutig,<br />
weil es sich einerseits auf die regelmäßige Verteilung <strong>von</strong> grafischen<br />
elementen bezieht und an<strong>der</strong>erseits als Vorbil<strong>der</strong> für an<strong>der</strong>e Bil<strong>der</strong>.<br />
in <strong>den</strong> werken <strong>von</strong> Ágnes <strong>Lörincz</strong> passiert etwas Ungewöhnliches,<br />
<strong>den</strong>n die Gemälde wer<strong>den</strong> selbst eine Art Muster. Dabei nehmen sie<br />
eine Art Vorbildfunktion ein, weil sie die wirkung <strong>der</strong> öffentlichen<br />
Bil<strong>der</strong> nachspielen. wenn die Künstlerin in einer ihrer jüngeren<br />
Arbeiten ganz direkt eine Art Zitat aus einem film zeigt, dann wird<br />
das Verfahren <strong>der</strong> Bildproduktion deutlich. Denn das eigentliche<br />
Objekt <strong>der</strong> neugier ist nicht zu sehen und wird durch <strong>den</strong> Abdruck<br />
auf dem Bett deutlich. Plötzlich wird etwas sichtbar, was hinter<br />
<strong>der</strong> <strong>Oberfläche</strong> liegt, aus dem <strong>Hinter</strong>grund. in diesem Sinne ist die<br />
Malerei <strong>von</strong> Ágnes <strong>Lörincz</strong> eine Bildproduktion einer Bildproduktion,<br />
hinter <strong>der</strong> gewohnten <strong>Oberfläche</strong>.<br />
Thomas wulffen, 2012
Jeff<br />
Öl, Acryl, Stoff auf Leinwand<br />
120 x 90 cm, 2010
Der ruf<br />
Öl, Stoff auf Leinwand<br />
150 x 200 cm, 2010
Luftballon<br />
Öl, Acryl, Stoff auf Leinwand<br />
100 x 80 cm, 2010
Der rock<br />
Öl, Acryl, Stoff auf Leinwand<br />
125 x 95 cm, 2011
Abschied<br />
Öl, Stoff auf Leinwand<br />
100 x 150 cm, 2009
Der schuss<br />
Öl, Acryl, Stoff auf Leinwand<br />
200 x 150 cm, 2009
<strong>Hinter</strong> dem Vorhang<br />
Öl, Acryl, Stoff auf Leinwand<br />
100 x 80 cm, 2011
Ágnes <strong>Lörincz</strong><br />
1959 geboren in Székelykeresztúr (Ungarisch Kreuz) / rumänien<br />
1979-1983 Studium an <strong>der</strong> Kunsthochschule Klausenburg / rumänien<br />
lebt und arbeitet in Berlin<br />
www.agnes-loerincz.de<br />
stipendien, För<strong>der</strong>ungen und Arbeitsaufenthalte<br />
2012 Kunstpreis und Kunstprojekt <strong>der</strong> AOK nordost - Auswahl<br />
2011 Cranach-Stipendium, Lutherstadt wittenberg<br />
2010 Arbeitsaufenthalt mit Ausstellung in <strong>der</strong> Galerie B des<br />
frankfurter Kunstvereins frankfurt(O<strong>der</strong>)<br />
2007 Atelierstipendium <strong>der</strong> Kunststiftung Ba<strong>den</strong>-württemberg<br />
in Budapest<br />
2005 Atelierstipendium <strong>der</strong> Kunststiftung Ba<strong>den</strong>-württemberg in Berlin<br />
2004 Künstlerför<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> iG Metall, frankfurt (Ausstellung, Katalog)<br />
2003 Kunstpreis <strong>der</strong> Stadt Bühl – Auswahl<br />
2000 Stipendium Cité internationale des Arts, Paris<br />
1996 Stipendium des Thüringer Ministeriums für Kultur in<br />
Bad frankenhausen<br />
1994 Stipendium <strong>der</strong> Kunststiftung Ba<strong>den</strong>-württemberg<br />
1993 Arbeitsstipendium im Begegnungszentrum Altes Spital,<br />
Solothurn (CH)<br />
einzelausstellungen (Auswahl)<br />
2012 Cranachs Garten, Studio Bil<strong>den</strong>de Kunst, Berlin<br />
2011 best attitudes, Galerie Art-Meetingpoint, Graz<br />
2010 Berlin à la mode, Monat <strong>der</strong> fotografie, Collegium Hungaricum<br />
Berlin<br />
regenerativ-Verfahren, Galerie B des frankfurter Kunstvereins,<br />
frankfurt (O<strong>der</strong>)<br />
Versteckte Verführungsrituale, TTr Technologieparks Tübingenreutlingen<br />
2009 Spieglein, Spieglein, Galerie Molnár Ani, Budapest<br />
Alte Mode aus weissach - neue Kunst aus Berlin, Heimatmuseum<br />
flacht (Ba-wü)<br />
Dress Up, Ausstellung im rahmen <strong>der</strong> 17. Gerry weber Open,<br />
Halle westfalen<br />
2008 Blick-Kontakt, Mannheimer Kunstverein (K)<br />
Blickfang, Südwestbank Stuttgart (K)<br />
2007 Menschen und Häuser, Stadtgalerie Herrenberg<br />
2006 Art Karlsruhe mit <strong>der</strong> Galerie ABTart, Stuttgart (einzelschau) (K)<br />
Perfect image, Galerie raumcollage, Bielefeld<br />
2005 Verhüllt, Galerie ABTart, Stuttgart<br />
Typisch frau, Galerie am Schloss, Ansbach<br />
2004 bad girls, Metall-Galerie, <strong>der</strong> iG Metall frankfurt (K)<br />
2003 Galerie Brötzinger Art, Pforzheim<br />
2002 nouvelle Collection 2002, evangelische Akademie Bad Boll<br />
2001 nouvelle Collection 2001, Centre Culturel français und Galerie<br />
<strong>von</strong> Tempelhoff, Karlsruhe (K)<br />
Zwei räume, ein Vorhang, Künstler werkstatt Mehlwaage, freiburg<br />
2000 nouvelle Collection, friedrichsbau Bühl<br />
Hand Arbeit, Kulturinstitut <strong>der</strong> republik Ungarn, Stuttgart<br />
Setzen Sie sich, Stadt- und fachwerkmuseum „Alte Universität“<br />
eppingen<br />
1998 rien n´ora eu lieu que le lieu, Kunstverein Schwetzingen und<br />
LieU AC, rainer rené Müller, Hei<strong>den</strong>heim (K)<br />
1997 Bad frankenhausen, Heimatmuseum Bad frankenhausen (K)<br />
1996 was ein Kind so alles braucht, Haus <strong>der</strong> Kunststiftung Ba<strong>den</strong>württemberg,<br />
Stuttgart<br />
1993 Handarbeiten, Bahnwärterhaus, Galerie <strong>der</strong> Stadt esslingen am<br />
neckar und e-werk freiburg, Hallen für Kunst (K) mit Laszlo Kiss<br />
1991 Von <strong>der</strong> wirklichkeit abgetrennt, Kunstverein Heilbronn, mit<br />
Laszlo Kiss (K)<br />
Ausstellungsbeteiligungen (Auswahl)<br />
2012 Kunst trifft Gesundheit - wachsen und innehalten, AOK Kunstpreis<br />
und Kunstprojekt<br />
2011 imaginarium, Galerie wedding, Berlin<br />
2010 keep in touch, Galerie Molnár Ani, Budapest<br />
2009 figurez-vous, Tanja Kling, Ágnes <strong>Lörincz</strong>, Birgit Zinth, Galerie<br />
Brötzinger Art Pforzheim (K)<br />
2008 2020 Aussichten, Galerie Brötzinger Art, Pforzheim<br />
Stipendiaten <strong>der</strong> Kunststiftung Ba<strong>den</strong>-württemberg, Galerie<br />
ABTart, Stuttgart,<br />
2007 Galerie emilia Suciu, ettlingen, mit renate Koch (Karlsruhe)<br />
und Silvia wille (Mannheim)<br />
ArT-Karlsruhe mit <strong>der</strong> Galerie ABTart, Stuttgart (K)<br />
Sommergäste: Ungarische Künstler, Galerie ABTart, Stuttgart
2006 Hausgemachtes, Galerie ABTart, Stuttgart<br />
2004 Dresscodes, Kunstverein neuhausen/fil<strong>der</strong>n<br />
Heilbronn 4. Dez. 1944 – 60 Jahre danach, Städtische Museen<br />
Heilbronn<br />
2003 retour <strong>der</strong> Paris, enBw Karlsruhe (K)<br />
realwelten - Gegenwelten, Kunstpreis <strong>der</strong> Stadt Bühl,<br />
friedrichsbau Bühl<br />
2002 Große Kunstausstellung München (K)<br />
1998 Die Unruhe und <strong>Zu</strong>frie<strong>den</strong>heit, Badischer Kunstverein<br />
Karlsruhe (K)<br />
1996 Projekte in <strong>der</strong> Stadt, ettlingen (K)<br />
1995 wan<strong>der</strong>ausstellung <strong>der</strong> Kunststiftung Ba<strong>den</strong>-württemberg (K)<br />
Begreifungskräfte, Badischer Kunstverein Karlsruhe, Stadthaus<br />
Ulm (K)<br />
1992 Das dritte Auge, GeDOK Bundesausstellung, Städtische Galerie<br />
Schwarzes Kloster, freiburg (K)<br />
Kunstkaufhaus, frauen Museum Bonn (K)<br />
K =Katalog<br />
öffentliche sammlungen<br />
Daimler Kunst Sammlung, Kreditanstalt für wie<strong>der</strong>aufbau frankfurt,<br />
regierungspräsidium Stuttgart, Südwestbank Stuttgart, Städtische<br />
Kunstsammlung Kirchheim unter Teck, Städtische Museen Heilbronn,<br />
Städtische Galerie esslingen - Villa Merkel, Stadt- und fachwerk museum<br />
eppingen, iG Metall- Zentrale frankfurt am Main, Stadt Güglingen, Stadt<br />
neckarsulm, Heimatmuseum flacht, TTr Tübingen-reutlingen,<br />
Sammlung KOGArT Budapest<br />
Die Künstlerin wird unterstützt vom robert Krick Verlag GmbH + Co. KG
Impressum<br />
Herausgeber<br />
Bezirksamt steglitz-Zehlendorf, Fachbereich Kultur<br />
Grunewaldstraße 3, 12165 Berlin, Tel. (030) 90299-2302<br />
www.kultur-steglitz-zehlendorf.de<br />
Leitung <strong>der</strong> Abteilung<br />
Bezirksstadträtin Cerstin richter-Kotowski<br />
Leitung des Kulturamts<br />
Doris Fürstenberg<br />
Projektmitarbeit<br />
Anja Braun, stefan martinkat<br />
Fotos<br />
Nihad Nino pušija<br />
Druck<br />
Westkreuz-Druckerei Ahrens KG