Psychologische Behandlung Bei Tinnitus, Hörsturz Und Hyperakusis

Psychologische Behandlung
bei Tinnitus, Hörsturz und Hyperakusis
Dr. Norman Schmid
Klinischer- und Gesundheitspsychologe
Biofeedback-Therapeut (ÖBfP)
Zentrum für Tinnitus und Hyperakusis
und Hygieia-Gesundheitsförderung,
Praxis für Psychologie und Verhaltensmedizin
www.psychologische-therapie.at
www.biofeedback-neurofeedback.at

Tinnitus, Hörsturz und Hyperakusis
„Nichts ist so laut
wie ein Geräusch,
das man versucht
nicht zu hören.“
Wichtelmännchen
Francisco Goya (1746-1828)
litt selbst an Tinnitus

Ursachen
Über 200 mögliche Auslösefaktoren: (Goebel, 1995)
– Hörsturz (45%)
– Knalltrauma (37%)
– Lärmbelastung (40%)
– M. Menière (15%)
– Medikamente (12%)
– Entzündung des Innenohres
– HWS Probleme, Verspannungen Nacken
– Funktionsstörungen Kiefergelenk, Bruxismus
– bei ca. 75% Belastungssituationen im Vorfeld!

Psychophysiologische Diagnostik
der Muskelspannung

Fallbeispiel M. P.
Muskelspannung Stirn und Schultern bei PC-Arbeit PC Arbeit

Komorbiditäten:
Folgeprobleme von Tinnitus
• Depressionen (60-80%)
• Suidizgedanken (20% stationärer Pat.; 1% Suizdivers.)
• wenn Depression, dann auch meist deutliche
Somatisierungsneigung
• Angststörungen (10-20%)
• Übermäßiger Konsum von Alkohol, etc. (15-40%)
• Psychosomatische Beschwerden (Kopfschmerzen, Magen-
Darm-Beschwerden, etc.)

Die Gehörbahn im Gehirn

Tinnitus Modell:
Tinnitus Modell
• Ohrgeräusche sind ein normales Phänomen
• Tinnitus als zentrale Verarbeitungsstörung
• beim Gesunden Menschen wird Tinnitus durch Filterprozesse im
Gehirn unterdrückt und gehemmt
• Tinnitus wird zur Krankheit, wenn diese hemmenden Systeme
geschädigt sind oder ineffektiv funktionieren
• besteht Tinnitus über mehrere Monate, kommt es zu
„Gedächtnisprozessen“
• der Tinnitus wird im Bewußtsein gespeichert

Gedächtnisprozesse bei Tinnitus
übermäßige Aktivität
der Gehirnzellen in
der Hörrinde

Der Teufelskreis des Tinnitus

Therapieziele:
Therapieziele bei Tinnitus
• die Filterfunktionen im Gehirn aktivieren
– der Tinnitus soll wieder ausgefiltert und überhört werden (ähnlich
Straßenlärm, etc.)
• die Beeinträchtigung durch Tinnitus reduzieren
• Tinnitus öfter ignorieren
– Ablenkungstraining/Habituation
• direkte ungünstige Einflüsse, wie Verspannungen (HWS, Kiefer)
oder Streß reduzieren
– Biofeedback
– Stressmanagement
• Selbstkompetenz erhöhen, Hilflosigkeit abbauen

Psychologische Tinnitus-Therapie
Tinnitus Therapie
Therapiemethoden:
• Diagnostik
– psychologisch/verhaltensmedizinisch, psychophysiologisch
• Psychologisches Counselling
• Information über Ätiologie und Aufrechterhaltung
• Biofeedback-Therapie (v.a. EMG)
• Ablenkungs-/Habituationstraining
• Desensibilisierung
• Hörtraining
• ev. Therapie von Depression, Angst, Insomnien,
Konzentrationsstörungen
• Genußtraining

Fallbeispiel Hyperakusis und Tinnitus
Therapieverlauf Frau V.
Diagnosen, Hintergrund:
– 47 Jahre, verheiratet, Beamtin Sekretariat
– Hyperakusis
• Hauptproblem
• VAS Beschwerdestärke: 9 (Skala 0-10), Beeinträchtigung: 9
– kompensierter Tinnitus auf dem re. Ohr
• Tinnitus als hochfrequentes Rauschen
• Tinnitus-Fragebogen Gesamt: PR 4
• VAS Beschwerdestärke: 3, Beeinträchtigung: 1
– Hörsturz 2mal in der Vorgeschichte
– Diagnosen:
• Hyperakusis
• Psychologische Faktoren und Verhaltensfaktoren bei Tinnitus aurium
(F54 und H93.1)
• Spezifische Phobie (F40.2, Klaustrophobie)

Ursachen, Folgeprobleme:
– Ursachen:
• Hörsturz
Fallbeispiel Frau V.
• Stress (Hausbau, Konflikte mit Schwiegermutter, beruflicher
Stress, Perfektionismus)
• Mangelhafte Erholung und Ressourcen
– Folgeprobleme:
• Einschränkungen von Hobbys (v.a. Konzerte, Lesen)
• fühlt sich gestresst und nervös
• Ärger

Vegetatives
Nervensystem
Handtemperatur
Pulsfrequenz
Atemtiefe Bauch
Atemfrequenz
Fallbeispiel Frau V.
Psychophysiologische Diagnostik

Muskelspannung
Stirn
Muskelspannung
Schultern
Fallbeispiel Frau V.
Psychophysiologische Diagnostik

Therapie:
Fallbeispiel Frau V.
– Psychologische/Verhaltensmedizinische Therapie
• Biofeedback:
– RSA-BFB, Atem-BFB
– EMG (Muskelspannung Stirn, Schultern)
• Counselling bzgl. Hyperakusis und Tinnitus
• Kognitive Therapie der Hyperakusis
• Desensibilisierung
• Aufmerksamkeits-/Habituationstraining (Tinnitus, Hyperakusis)
• Stressmanagement, Life-Management
• Insgesamt 18 Sitzungen, 9 Sitzungen Biofeedback

Vegetatives
Nervensystem
Handtemperatur
Pulsfrequenz
Atemtiefe Bauch
Atemfrequenz
Fallbeispiel Frau V.
Abschluß-Sitzung
Abschlu Sitzung

Muskelspannung
Stirn
Muskelspannung
Schultern
Fallbeispiel Frau V.
Abschluß-Sitzung
Abschlu Sitzung

VAS 0-10
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Fallbeispiel Frau V.
Wirksamkeit der Therapie
GÜF VAS Intensität
Hyperakusis Evaluation
VAS
Beeinträchtig.
VAS subj.
Kontrolle
VAS Befinden
prae 9 9 9 1 5
post 5 6 3 10 10
prae
post

VAS (0-10)
10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Fallbeispiel Frau V.
Wirksamkeit der Therapie
TF Gesamt VAS Stärke
Tinnitus Evaluation
VAS
Beeinträchtig.
VAS Kontrolle
prae 4 8 4 8
post 0,3 3 1 10
prae
post

Fallbeispiel Frau V.
Wirksamkeit der Therapie
Subjektive Wirsamkeit und Aussagen:
– „Ich habe gelernt mit Außengeräuschen, die gestört haben,
umzugehen.“
– „Ich werde jetzt nicht mehr so nervös, wenn ein lautes Geräusch
vorhanden ist.“
– P. gönnt sich mehr Ruhe (z.B. in Wintergarten sitzen)
– bewußter Zeit nehmen und wahrnehmen (z.B. der Veränderung der
Vegetation im Jahresverlauf)
– Bzgl. Tinnitus: „Kein Problem; ich muß nicht mehr bewußt
ablenken.“
– Weitere Wirkung:
• Vor der Therapie 6-8mal pro Monat Migräne
• Seit der Therapie 3-4mal pro Monat Migräne

Fallbeispiel Therapieverlauf
Irene S.
Diagnosen, Hintergrund:
– 23 Jahre, Partnerschaft, FH-Studium
– Chronischer kompensierter Tinnitus auf beiden Ohren,
hohes Gelsengeräusch, seit 2 Jahren, keine konkrete
Ursache, Beeinträchtigung v.a. in Ruhe und am Abend,
Schlafstörungen
– Tinnitus Fragebogen Gesamt: PR = 42
– Diagnosen:
• Psychologische Faktoren und Verhaltensfaktoren bei Tinnitus
aurium (F54 und H93.1)
• Nichtorganische Insomnie (F51)

Therapie:
Fallbeispiel Irene S.
– Psychologische/Verhaltensmedizinische Therapie
• Biofeedback:
– EMG M. frontalis und M. trapezius
– EMG BFB bei PC-Arbeit
– Atem-BFB
• Counselling bzgl. Tinnitus
• Kognitive Therapie
• Aufmerksamkeits-/Habituationstraining
• Progressive Muskelentspannung
• Insgesamt 9 Sitzungen, 6 Sitzungen Biofeedback

10
9
8
7
6
5
4
3
2
1
0
Tinnitus
Lautheit
Fallbeispiel Irene S.
Wirskamkeit der Therapie
VAS Beeintr.
Arbeit
Evaluation Tinnitus
VAS Beeintr.
Freizeit
VAS Beeintr.
Abend
VAS subj.
Kontrolle
VAS
Befinden
prae 7 5 2 8 4 5
post 2 0,5 0,5 1 9 9
prae
post

Vielen Dank für f r die Aufmerksamkeit!