KaLz und Maus - Weiße Rose Stiftung eV

einer Herrscherclique regieren lasse ...Leistet Widerstand ehe die letzten Städte ein
Trümmerhaufen sind, gleich Köln. Leistet Widerstand ehe die letzte Jugend unseres Volkes
verblutet ist..." Die Flugblätter enthalten Maxime von Aristoteles, Augustinus, Goethe und
Schiller und Zitate von Lao-Tse, Novalis und dem Alten Testament. Verfasser sind Hans
Scholl und Alexander Schmorell.
Durch Alexander Schmorell hatte die Medizinstudentin Traute lafrenz Hans Scholl kennen
gelernt und wurde seine Freundin. Beide haben an der Realisierung ihrer Traumgebilde
gearbeitet: Brüderlichkeit, oder besser Geschwisterlichkeit und Frieden. Aufgewachsen und
geprägt vom liberalen und musischen Milieu der Hamburger Lichtwarckschule, beeinflusst
vor allem von ihrer Lehrerin Erna Stahl, machte sie in den Münchner Leseabenden Hans
Scholl und Alexander Schmorell mit Texten vom Prediger Salomo, von Lao-Tse und Novalis
bekannt, die sie in der Schule und den Leseabenden bei Erna Stahl für sich entdeckte und
die dann in den ersten vier Flugblättern der Weißen Rose wieder auftauchen.
Nach Ansicht des Volksgerichtshofs eben jene "hochverräterische Flugblattpropaganda" und
ein schwerer Fall auch "wegen der Persönlichkeit der Täter". Die Täterin, die hier sitzt, was
für eine Persönlichkeit könnte das sein?
lm Interview mit mir sagt sie "Man muß Moral lernen, mit der wird man nicht geboren...Kraft
und Stärke ziehen aus Literatur und Kunst, das hat uns beflügelt". Sie entdeckt für sich
Rudolf Steiners "Philosophie der Freiheit", und offenbart, jeder von ihnen habe angefangen
ein aufrichtigeres Verhältnis zum Christentum zu bekommen.
Eine Handelnde ist sie auch: sie initiiert Leseabende und nimmt an Treffen von
Regimegegnern in München teil. Sie gibt Flugblätter an Kommilitonen weiter, liefert zwei
nach Hamburg und schickt welche per Post nach; sie bringt Flugblätter nach Wien, versucht
dort an einen Vervielfältigungsapparat zu gelangen. Als Vater Scholl von seiner Angestellten
Inge Wilke denunziert worden war, hilft sie in dessen Büro. Für Flugblattaktionen kauft sie
mit Sophie Scholl Papier und Briefumschläge. Nach der Verhaftung der Geschwister Scholl
warnt sie den entlassenen Beamten Josef Furtmeier, der nach dem Krieg behauptet, sie
hätte ihm das Leben gerettet; sie informiert Kurt Huber und fährt nach Ulm zur Familie
Scholl. Sie versucht, für Christoph Probst ein Gnadengesuch zu erhalten, säubert mit Werner
Scholl die Wohnung der Geschwister von weiterem Belastungsmaterial und hat den Mut -
wie keiner sonst - am Begräbnis der Scholls teilzunehmen. Danach wird sie verhaftet.
Kaltblütig gelingt es ihr, wie keinem der Festgenommenen, der Gestapo eine dämliche
Geschichte aufzutischen und Niemanden zu verraten.
Nach dem Prozess wird sie vom Studium an allen Deutschen Hochschulen ausgeschlossen.
Die Gestapo und Freisler lehnen ein Gnadengesuch ab mit der Begründung: "ln der
Erstvernehmung hat die La'frenz bewusst unwahre Angaben gemacht, ohne dass ihr
Gegenteiliges nachgewiesen werden konnte...Bei ihren späteren Vernehmungen hat die
Lafrenz sich selbst als Staatsgegnerin bekannt und in keiner Weise Reue gezeigt".
In Hamburg hatten Studenten die Flugblätter neu vervielfältigt und zu Hunderten verbreitet.
Durch Verrat kam man ihnen auf die Spur. Kurz nach der Entlassung aus der Haft fahndet
die Gestapo wieder nach ihr. Sie versucht in die Schweiz zu fliehen, die Flucht misslingt. Ein