Download als PDF - Berliner MieterGemeinschaft eV
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Seit der Teilprivatisierung der <strong>Berliner</strong> Wasserbetriebe im Jahr 1999 sind die Wasserpreise laut Berechnungen der<br />
Bürgerinitiative <strong>Berliner</strong> Wassertisch um rund 35% gestiegen.<br />
Nr. 341/Juli 2010) die Verträge zwischen Land<br />
und Investoren neu auszuhandeln. Soweit<br />
jedenfalls die Theorie. Fakt ist, dass weder die<br />
Regierungsfraktion der Partei Die Linke noch<br />
deren Wirtschaftssenator Wolf seit ihrem<br />
Regierungsantritt im Jahr 2002 erkennbare<br />
Anstrengungen unternommen haben, an den<br />
Müllschlucker ade?<br />
Bis 2013 sollen alle noch aktiven Müllschlucker in<br />
Berlin außer Betrieb genommen werden.<br />
Verträgen etwas zugunsten der <strong>Berliner</strong>/innen<br />
zu ändern. Der <strong>Berliner</strong> Wassertisch wirft dem<br />
Wirtschaftssenator sogar vor, bei bisherigen<br />
Verhandlungen einseitig im Interesse der<br />
Privaten agiert zu haben. Und auch das neue<br />
Informationsfreiheitsgesetz, von dem Lederer<br />
und Wolf auf einmal schwärmen, geht letztlich<br />
Die letzten noch vorhandenen Abfallschächte sollen<br />
stillgelegt werden Joachim Oellerich<br />
Einst galten Abfallschächte („Müllschlucker“)<br />
<strong>als</strong> modern und komfortabel, jetzt sollen die<br />
letzten 4000 Anlagen bis zum Jahr 2013 außer<br />
Betrieb gesetzt werden. Auf seiner letzten<br />
Sitzung vor den Sommerferien hat der Senat<br />
eine entsprechende Änderung der Bauordnung<br />
beschlossen. In der Begründung heißt<br />
es, die Anlagen seien „aus Kosten-, Umweltund<br />
Sicherheitsgründen nicht mehr zeitgemäß“.<br />
Im Jahr 2008 habe es in Berlin acht<br />
Brände in Abfallschächten gegeben, die<br />
Abfallschächte verursachten erhebliche Unterhaltungs-<br />
und Instandsetzungskosten, und<br />
deshalb seien die Wohnungsunternehmen<br />
vielfach bestrebt sie stillzulegen. Außerdem<br />
BERLIN<br />
auf den vom Wassertisch erzeugten öffentlichen<br />
Druck und eine Initiative der Grünen<br />
zurück – von alleine wäre die rot-rote Koalition<br />
höchstwahrscheinlich nicht auf diese Idee<br />
gekommen.<br />
Nur der erste Schritt<br />
Festzustellen bleibt, dass die nun gerichtlich<br />
erwirkte Möglichkeit für Abgeordnete, einen<br />
Blick in bislang unter Verschluss gehaltenes<br />
Aktenmaterial nicht nur zu den Wasserbetrieben<br />
zu werfen, nur ein erster kleiner Schritt<br />
zu mehr Transparenz sein kann. Denn was<br />
nützt die Akteneinsicht, wenn sie nur in einem<br />
gesicherten Datenraum erfolgen darf und die<br />
Abgeordneten über das, was sie gelesen<br />
haben, öffentlich nicht sprechen dürfen?<br />
Infolge des Urteils haben verschiedene Parlamentarier<br />
schon angekündigt, weitere Vorgänge<br />
prüfen zu wollen. Auch werden wohl<br />
Anträge von Bürger/innen auf Einsicht nach<br />
dem neuen Informationsfreiheitsgesetz gestellt<br />
werden. Und schließlich läuft noch das<br />
Volksbegehren des <strong>Berliner</strong> Wassertischs, der<br />
dafür kämpft, dass die Wasserverträge für alle<br />
<strong>Berliner</strong>/innen zugänglich gemacht werden.<br />
Der Senat bleibt <strong>als</strong>o parlamentarisch und<br />
außerparlamentarisch unter Druck – und das<br />
ist auch gut so.<br />
stünden die Abfallschächte im Widerspruch<br />
zum Gebot der Abfallverwertung nach § 1 und<br />
dem Gebot der Getrenntsammlung von Abfällen<br />
nach § 11 Abs. 1 des <strong>Berliner</strong> Kreislaufwirtschafts-<br />
und Abfallgesetzes.<br />
Die betroffenen Eigentümer und Wohnungsbaugesellschaften<br />
sehen das offenbar anders.<br />
Sie befürchten, durch die erzwungene<br />
Schließung der Müllabwurfanlagen mit Kosten<br />
von über 40 Millionen Euro belastet zu werden.<br />
Außerdem weisen sie darauf hin, dass die<br />
meisten Anlagen im Zuge von Modernisierungen<br />
mit Sprinkleranlagen ausgestattet<br />
worden seien und das Müllaufkommen bei<br />
ihnen mit 72 Litern pro Woche und Haushalt<br />
um 20% unter dem <strong>Berliner</strong> Durchschnitt (87<br />
Liter) liege. Wie die Mieter/innen die Entscheidung<br />
sehen, interessierte die Parteien<br />
herzlich wenig. Wenn Bedarf besteht, nimmt<br />
das MieterEcho gerne Meinungsäußerungen<br />
entgegen.<br />
ME 342 / September 2010 17