PDF-Datei - SIGNAL - Intervention
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Gewalt in der Familie<br />
Früh erkennen – richtig handeln.<br />
Dokumentation der Fachtagung vom 31. Januar 2009 in Rostock
Vorwort 5<br />
Begrüßung<br />
Dr. Winrich Mothes<br />
Vizepräsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern 6<br />
Grußworte<br />
Dr. Dietmar Oesterreich<br />
Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer 7<br />
Dr. Volker Möws<br />
Leiter der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern 9<br />
Eröffnung<br />
Dr. Margret Seemann<br />
Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung des Landes Mecklenburg-Vorpommern 11<br />
Vorträge<br />
Inhaltsverzeichnis<br />
Schlag oder Sturz? Zur Differenzierung von Verletzungsmustern<br />
Dr. Ulrich Hammer<br />
Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Rostock<br />
PD Dr. Britta Bockholdt<br />
Direktorin des Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Greifswald 13<br />
Verletzungen durch Gewalteinwirkungen im orofacialen Bereich – Möglichkeiten der<br />
Dokumentation und Diagnostik durch die Zahnärztin bzw. den Zahnarzt<br />
PD Dr. Britta Bockholdt<br />
Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Greifswald<br />
Dipl.-Stom. Gerald Flemming<br />
Zahnarzt, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
sowie für Patientenberatung der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern<br />
Dr. Dietmar Oesterreich<br />
Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer 16<br />
Die Frage nach Gewalt – unverzichtbar in der Anamnese?!<br />
Hildegard Hellbernd<br />
MPH, Koordination MIGG Berlin (<strong>SIGNAL</strong> e. V.) 22<br />
„Am Rande der Wahrnehmung“ – Kinder als Zeugen und Opfer häuslicher Gewalt<br />
Kati Voß<br />
Kinder- und Jugendberatung der <strong>Intervention</strong>sstelle Rostock 29<br />
Workshop A + B: Befunddokumentation bei Verdacht auf Gewalteinwirkung(en)<br />
PD Dr. Britta Bockholdt<br />
Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Greifswald 38<br />
Workshop C: Wie frage ich nach Gewalterfahrungen?<br />
Angelika May, Hildegard Hellbernd<br />
<strong>SIGNAL</strong> e. V. 42<br />
Workshop D: Neue Wege der Beweissicherung<br />
Petra Below<br />
Staatsanwältin, Staatsanwaltschaft Rostock 45<br />
Gemeinsame Presseerklärung der vier Kooperationspartner 48
Sehr geehrte Leserinnen und Leser,<br />
Vorwort<br />
Gewalt gegen Frauen, sei es häusliche Gewalt oder sexualisierte Gewalt, sowie Misshandlungen von<br />
Kindern sind kriminelles Unrecht, welches tagtäglich in unserer Gesellschaft passiert. Im medizinischen<br />
Alltag von Kliniken und Arztpraxen wird dieses Thema allerdings noch zu selten aufgegriffen. Dem stellt<br />
sich unsere zweite Fachtagung. Nach dem Schwerpunkt Gewalt gegen Frauen im Jahr 2008 wollen wir<br />
2009 den Fokus auf unsere Kinder und Jugendlichen richten, die Gewalt in der Familie erleben müssen.<br />
Ziel ist es, die Sicherheit von Ärztinnen und Ärzten im Erkennen von Gewalteinwirkungen auf Frauen<br />
und Kinder weiter zu erhöhen. Dabei stehen die Dokumentation von Folgen der Gewalt ebenso auf der<br />
Tagesordnung wie die Antworten auf ganz praktische Fragestellungen: Wie spreche ich Frauen oder<br />
Kinder als Opfer von Gewalt einfühlsam und trotzdem zielgerichtet an? Wie gehe ich mit dem Verdacht<br />
auf häusliche Gewalt als Ursache von Verletzungen oder Erkrankungen um?<br />
Die Vorträge und Workshops der Fachtagung sind auf den nachfolgenden Seiten zusammengefasst und<br />
sollen mit dieser Dokumentation einer breiten Öffentlichkeit zur Verfügung gestellt werden.<br />
Dr. Margret Seemann<br />
Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung<br />
des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />
Dr. Andreas Crusius<br />
Präsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern<br />
Dr. Dietmar Oesterreich<br />
Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern<br />
Dr. Volker Möws<br />
Leiter der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern<br />
5
Dr. Winrich Mothes: Vizepräsident der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Kolleginnen und Kollegen,<br />
häusliche Gewalt ist eine ernsthafte Bedrohung für das Wohlbefinden und das Leben von vielen Frauen<br />
und ihren Kindern, die Opfer und Zeugen der Misshandlungen sind. Im Leben eines Kindes ist die Gewalt<br />
zu Hause eine unwirkliche Wirklichkeit. Mütter und Kinder benötigen kompetente Hilfe in der gemeinsamen<br />
Verarbeitung von schmerzhaften Erlebnissen, Kummer und Enttäuschungen!<br />
Wir müssen davon ausgehen, dass jede ärztliche Praxis, jedes Krankenhaus mit Patienten mit Gewalterfahrungen<br />
zu tun hat. Sie können daher eine Schlüsselfunktion bei der Identifikation häuslicher Gewalt<br />
und bei der Unterstützung der Opfer haben. 37 Prozent aller Frauen haben Gewalt erleiden müssen. Das<br />
höchste Risiko geht dabei vom Partner im häuslichen Umfeld aus. Die Folgen für die Gesundheit sind<br />
gravierend. Die Aufgabe der Ärzteschaft ist es, durch Gewalt verursachte akute und chronische gesundheitliche<br />
Störungen zu erkennen, sensibel anzusprechen, Verletzungen „gerichtsfest” zu dokumentieren,<br />
für die medizinische Betreuung zu sorgen, zu beraten und in Hilfsnetzwerke zu vermitteln – eine Anzeigepflicht<br />
dagegen hat sie nicht. Wir dürfen nicht vergessen, dass Gewalt insbesondere eine schwere<br />
Hypothek auch für die nachwachsende Generation ist. 60 Prozent der von Gewalt Betroffenen sagen,<br />
dass ihre Kinder im Haushalt waren, als sie Gewalt erlebten. Jede zweite Frau sagt, dass die Kinder alles<br />
mit anhören und die Gewaltsituation ansehen mussten.Um unseren Kindern eine gesunde Entwicklung<br />
zu eigenverantwortlichen und selbstständigen Erwachsenen zu ermöglichen, müssen wir sie vor allen<br />
Formen seelischer und körperlicher Gewalt schützen.<br />
Dennoch werden Kinder oft in die Auseinandersetzungen mit hineingezogen und sind meist völlig<br />
allein mit ihren Ängsten, massiv beeinträchtigt und belastet. Sie isolieren sich nach und nach von ihrer<br />
Umgebung, dürfen nicht mehr Freunde oder Spielkameraden mit nach Hause bringen und stehen unter<br />
dem Druck, das „Familiengeheimnis“ nicht öffentlich werden zu lassen. Sie können ihre Potenziale in<br />
der Schule nicht entfalten, weil die Gewalterfahrung alles überwiegt. Ärztinnen und Ärzten kommt bei<br />
der Wahrnehmung körperlicher, seelischer und sexueller Misshandlungen eine wichtige Aufgabe zu.<br />
Jeder Arzt muss sich diesem Thema stellen – Gewaltanwendungen gegen Kinder erfordern besondere<br />
diagnostische und therapeutische Aufmerksamkeit in der ärztlichen Praxis. Die Erfahrungen aus den<br />
Fällen von Gewalt gegen Kinder zeigen, dass Anzeichen von Kindesmisshandlung und -vernachlässigung<br />
nicht immer leicht und rechtzeitig zu erkennen sind. Da die Symptome und die Krankheitsbilder von<br />
Misshandlungen und Vernachlässigungen vielschichtig und uneinheitlich sind, ist es wichtig, diese in<br />
die Inhalte der ärztlichen Fort- und Weiterbildung einzugliedern. Eine wirkungsvolle und unverzichtbare<br />
Unterstützung setzt auch die Kooperation aller beteiligten Berufsgruppen, der Einrichtungen des Gesundheitswesens,<br />
der Jugend- und Familienhilfe, der Schule, der Polizei und der Justiz voraus. Die Ärzteschaft<br />
will und wird ihren Beitrag dazu leisten, dass sich die Situation misshandelter und vernachlässigter Kinder<br />
verbessert und im Bereich der ärztlichen Verantwortung ihren Möglichkeiten nachkommen.<br />
Allen Initiatoren und allen Teilnehmern der Fachtagung „Gewalt in der Familie – früh erkennen – richtig<br />
handeln“ wünsche ich viel Erfolg, eine erkenntnisreiche und wissenserweiternde Diskussion und eine<br />
ebenso große positive Resonanz wie vor einem Jahr.<br />
6<br />
Begrüßung
Dr. Dietmar Oesterreich: Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer<br />
Im Namen der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern möchte auch ich Sie zu der zweiten<br />
gemeinsamen Veranstaltung von Landesregierung, Ärztekammer, Zahnärztekammer und Techniker<br />
Krankenkasse herzlich begrüßen. Wiederum freue ich mich, dass nach der Fachtagung im Jahre 2008<br />
auch heute die zahnärztlichen Kolleginnen und Kollegen den Hauptteil der Teilnehmenden an dieser<br />
Veranstaltung stellen. Neben dem hohen Engagement der Zahnärzteschaft in Sachen Fortbildung<br />
müssen wir feststellen, dass offensichtlich das Thema Gewalt im zahnärztlichen Versorgungsalltag der<br />
Praxen unseres Landes eine höhere Bedeutung besitzt, als primär vermutet. In der wissenschaftlichen<br />
Literatur findet man dazu erklärende Hinweise. Tatsächlich ist es so, dass 90 Prozent der Verletzungen<br />
in Folge von Gewalteinwirkungen im Kopf-, Hals- und Mundbereich zu beobachten sind.<br />
Vor diesem Hintergrund und angesichts der Tatsache, dass Verletzungen des Zahn- und Kiefersystems<br />
nicht ohne weitere Behandlung abheilen, ist die Zahnarztpraxis vermutlich die häufigste Anlaufstelle<br />
für Opfer von Gewalteinwirkung. Eine entsprechende Konsequenz daraus ist, dass sich die zahnärztliche<br />
Forschungslandschaft in letzter Zeit verstärkt dieser Thematik zuwendet. So wurden auf einer Fachtagung<br />
der Deutschen Gesellschaft für Kinderzahnheilkunde im Jahre 2008 das Thema Kindesmisshandlung und<br />
Kindervernachlässigung bearbeitet und entsprechende Befunde aufgezeigt, die deutliche Zeichen für<br />
Kindesvernachlässigung sind. Häufig zeigt sich gerade am Gebisssystem in Form eines schlechten oralen<br />
Pflegezustandes und multipler Karies eine Kindesvernachlässigung. Ferner wurde in einer Befragung<br />
im Rahmen eines Gemeinschaftsprojektes der Landeszahnärztekammer Hessen und der Hochschule<br />
Fulda bei niedergelassenen Zahnärtinnen und Zahnärzten festgestellt, dass etwa 20 Prozent von ihnen<br />
mit der Thematik „Gewalt“ bereits konfrontiert waren und sich die Hälfte der Befragten nicht ausreichend<br />
darüber informiert fühlte. Programme wie „Dental professional against violence“ sind Hinweise<br />
aus dem internationalen Schrifttum darauf, dass sich mit dem Thema Gewalt in zahnärztlichen Praxen<br />
auseinandergesetzt wird. Auch die Berliner School of Public Health evaluiert im Rahmen einer Fragebogenaktion<br />
bei der niedergelassenen Zahnärzteschaft den Informationsstand, die Verbesserungs- und<br />
die Unterstützungsmöglichkeiten in der Thematik.<br />
Aus unserer Sicht muss es das Ziel sein, dass<br />
Grußwort<br />
1. Gewalteinwirkungen erkannt und regelgerecht dokumentiert werden,<br />
2. eine sensible Ansprache der betroffenen Patientinnen und Patienten erfolgt und Unterstützungsangebote<br />
gegeben werden und<br />
3. unsere Aktivitäten in bundesweite Handlungsempfehlung einmünden.<br />
Ich darf Ihnen dazu mitteilen, dass sich die Bundeszahnärztekammer im Rahmen ihrer kommenden<br />
Koordinierungskonferenz zum Thema Prävention, Alters- und Behindertenzahnheilkunde dem Thema<br />
Gewalt in der Familie zuwenden wird. Auch die Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern wird<br />
dazu im Ergebnis dieser Veranstaltung einen wichtigen Beitrag liefern. Wichtig erscheint mir ebenso,<br />
dass von den Rechts- und Justizbehörden, der Ärzte- und Zahnärzteschaft entsprechend Hilfestellung<br />
und Unterstützung gegeben wird, um bei diesen gesellschaftlichen Phänomenen wirksam zu werden.<br />
Für die Zahnärzteschaft ist dies eine grundlegende ethische Verpflichtung, die sie bei der heutigen<br />
Konferenz mit der Darstellung des entwickelten Dokumentationsbogens für den Versorgungsalltag<br />
unterstreicht.<br />
7
Abschließend möchte ich mich bei allen Partnerinnen und Partnern dieser Veranstaltung für das unkomplizierte<br />
und sehr kooperative Miteinander bedanken und zusichern, dass sich unser Berufsstand auch<br />
zukünftig in der Thematik engagieren wird. Ich wünsche von dieser Stelle allen Teilnehmenden nutzbringende<br />
Erkenntnisse zur Umsetzung im Versorgungsalltag zum Wohle unserer von Gewalt betroffenen<br />
Patientinnen und Patienten.<br />
8<br />
Grußwort
Grußwort<br />
Dr. Volker Möws: Leiter der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern<br />
Ich danke Ihnen im Namen der Techniker Krankenkasse für die Einladung zu dieser Fachtagung, die sich<br />
mit Formen von Gewalt in der Familie auseinandersetzen wird, um Anzeichen frühzeitig erkennen und<br />
darauf aufbauend richtig handeln zu können.<br />
Von der Tagung im letzten Jahr wird Ihnen sicher noch erinnerlich sein, dass sich die TK dem Problemfeld<br />
insgesamt, aber speziell bezogen auf Gewalt gegen Kinder seit 2000, kontinuierlich widmet. Und als<br />
Krankenkasse mit überdurchschnittlich vielen Kindern und Familienversicherten ist unser Engagement<br />
auch sicher gut nachvollziehbar. Diese Tatsache können wir auch für den Beginn des Jahres 2009 konstatieren,<br />
zu dem die TK bekannterweise erheblich gewachsen ist: Auf 130.000 Versicherte in Mecklenburg-<br />
Vorpommern kommen rund 28.000 familienversicherte Angehörige, also zum Großteil Kinder und damit<br />
überdurchschnittlich viele.<br />
An unterschiedlichen Tatsachen stellen wir fest, dass die Zahl der Hilfen für gewaltbetroffene Kinder und<br />
Familien zunehmend größer wird. Neben neuen Fachveranstaltungen oder den Hilfen um die Kinderschutzhotline<br />
können wir als TK auf die beiden Leitfäden für die Ärzteschaft und Institutionen bzw. für<br />
die pädagogische Arbeit sowie auf unsere Homepage www.gewalt-gegen-kinder-mv.de verweisen.<br />
Diese Hilfen wenden sich jeweils an ganz unterschiedliche Zielgruppen und greifen deren spezifischen<br />
Informations- und Handlungsbedarf auf.<br />
So finden Sie im Leitfaden für die Medizinerinnen und Mediziner sowie das Personal in Jugendämtern und<br />
anderen Einrichtungen Hinweise zur Diagnostik, zur rechtlichen Situation von Ärztinnen und Ärzten und<br />
zur medizinischen Dokumentation, die dann auch für einen möglichen strafrechtlichen Prozess hilfreich<br />
sein können. Im Leitfaden für pädagogische und erzieherische Fachkräfte dagegen sind beispielsweise<br />
Ausführungen zum Erziehungsrecht, zur Situation in der Familie enthalten – oder sehr spezifisch, aber<br />
von den beteiligten Pädagoginnen und Pädagogen erbeten – zum Gewaltphänomen bei Kindern aus<br />
Krisengebieten. Der Pädagogenleitfaden enthält auch zwei Dokumentationsbögen als Arbeitshilfen,<br />
die sich jedoch nicht der medizinischen Diagnostik, sondern der Dokumentation von Hilfemaßnahmen<br />
und der Beobachtung von Verhaltensauffälligkeiten widmen. In beide Leitfäden wurden Serviceteile<br />
aufgenommen. Sie beinhalten Adressen, Kontaktdaten von Einrichtungen und Institutionen, die von<br />
den Hilfesuchenden gewählt und aufgesucht werden können und sollen.<br />
Im Ergebnis der Fachtagung 2008 haben wir die Gruppe der Zahnärzteschaft neu in die Serviceteile aufgenommen,<br />
so dass Hilfesuchende nunmehr auch diese Profession im TK-Leitfaden finden können. Das ist<br />
für uns ein sehr schönes Ergebnis der letzten Fachtagung, denn es erhöht die Zahl der helfenden Personen<br />
weiter und trägt damit dazu bei, unsere Gesellschaft weiter zu sensibilisieren. So können diese Fälle von<br />
Gewalt an Kindern oder in der Familie zukünftig noch schneller erkannt und verhindert werden.<br />
Bis zum heutigen Tag haben wir in dritter Auflage 2.500 Exemplare des Ärzteleitfadens und 3.000<br />
Exemplare des Pädagogenleitfadens im Land übergeben bzw. zugeschickt; den Pädagogenleitfaden<br />
auch nach Bayern, Baden-Württemberg und in andere Bundesländer.<br />
Der Informations- und Hilfebedarf ist ungebrochen. Wir können das erkennen an den Nachfragen nach<br />
den beiden schon vorgestellten Leitfäden. Das ist auch erkennbar an den Zugriffszahlen auf unsere<br />
Homepage www.gewalt-gegen-kinder-mv.de.<br />
9
Sie wissen, dass wir dieses internetbasierte Informationssystem seit einem Jahr installiert haben. Wir<br />
hatten schon 2008 darauf verwiesen, dass uns diese Form der Informationsbereitstellung deshalb<br />
notwendig erscheint, weil es ein viel schnelleres Aktualisieren der Daten ermöglicht. Und spätestens<br />
bei den Daten des Serviceteils leuchtet ein, dass eine hohe Aktualität eine wesentliche Voraussetzung<br />
für die Nutzung darstellt, erst recht, wenn es um jüngere Menschen, Kinder und Jugendliche geht, denen<br />
wir so Hilfen anbieten möchten.<br />
Seitdem verfolgen wir die monatlichen Zugriffszahlen sehr genau. Dabei sind wir auf folgende Beobachtungen<br />
gestoßen:<br />
Wir verzeichnen von Januar bis Dezember durchschnittlich 2.000 Besucherinnen und Besucher pro<br />
Monat; das sind rund 80 pro Tag – in Spitzenmonaten sogar über 120 pro Tag. Die Nutzerinnen und Nutzer<br />
verweilen unterschiedlich lange auf unserer Website und rufen rein statistisch sechs bis sieben Seiten<br />
auf. Das bedeutet, dass es sich hierbei in der Regel um Internetnutzende handeln dürfte, die am Thema<br />
interessiert sind, denn sonst wäre zu erwarten, dass sie sich nach ein oder zwei Seiten verabschieden.<br />
Wir beobachten eine steigende Tendenz der Zugriffe. Das bedeutet einen ungebrochenen und zunehmenden<br />
Bedarf an aktuellen Informationen und Hilfen zum Thema Hilfen für Gewalt gegen Kinder.<br />
In diesem Sinne wünsche ich der Veranstaltung einen guten und erfolgreichen Verlauf.<br />
10<br />
Grußwort
Eröffnung<br />
Dr. Margret Seemann: Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung<br />
des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />
Ich freue mich angesichts der vielen Teilnehmerinnen und Teilnehmer, dass die heutige Fachtagung<br />
wieder auf ein so großes Interesse gestoßen ist. Bereits im Januar 2008 luden wir Medizinerinnen,<br />
Mediziner und medizinisches Fachpersonal zu einer Fachtagung zum Thema „Gewalt gegen Frauen –<br />
Zwischen Schweigepflicht und Strafanzeige“ nach Rostock ein. Die große Resonanz dieser Veranstaltung<br />
veranlasste die landesweite Arbeitsgruppe „Gewalt und Gesundheit“, eine Folgeveranstaltung für das<br />
Jahr 2009 zu initiieren. Dies zeigt deutlich, dass es in der heutigen Zeit einen großen Informationsbedarf<br />
zu medizinischen und rechtlichen Fragen in Fällen von Gewalt und Missbrauch gibt. Die Fachtagung<br />
heute knüpft an die Erfahrungen und Erkenntnisse aus dem Jahr 2008 an. Hatten wir damals vor allem<br />
die von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen im Blick, so geht es uns dieses Mal verstärkt um Kinder, die<br />
ebenfalls von häuslicher Gewalt betroffen sind. Insofern freue ich mich ganz besonders, dass es wieder<br />
gemeinsam mit der Ärztekammer, der Zahnärztekammer und der Techniker Krankenkasse dieses Landes<br />
gelungen ist, die heutige Fachtagung zu organisieren. Ich darf mich bei allen Beteiligten, insbesondere<br />
bei Herrn Dr. Mothes, Herrn Dr. Oesterreich und Herrn Dr. Möws, für ihr Engagement ganz herzlich<br />
bedanken und hoffe, dass wir gemeinsam mit der Veranstaltung von derartigen Fachtagungen eine<br />
gute Tradition begründen.<br />
Gewalt gegen Frauen, sei es häusliche Gewalt oder sexualisierte Gewalt, sowie Misshandlungen von<br />
Kindern sind kriminelles Unrecht, welches tagtäglich in unserer Gesellschaft in allen gesellschaftlichen<br />
Schichten passiert. Das belegen Statistiken von Polizei, Kinderschutzeinrichtungen und Frauenunterstützungseinrichtungen<br />
in unserem Land. Im Jahr 2007 wurden in Mecklenburg-Vorpommern insgesamt<br />
1.383 Straftaten wegen häuslicher Gewalt angezeigt. Das sind im Vergleich zum Vorjahr 285 Fälle mehr.<br />
Das heißt jedoch nicht zwangsläufig, dass mehr Straftaten verübt werden. Es kann auch ein Erfolg der<br />
gemeinsamen Öffentlichkeitsarbeit aller beteiligten Institutionen und Professionen zur Bekämpfung<br />
häuslicher Gewalt sein.<br />
In der medizinischen Praxis von Kliniken und Arztpraxen wird diese Gewalt allerdings selten thematisiert.<br />
Doch häusliche Gewalt macht krank und hat Folgen wie chronisch wiederkehrende Kopf- und Bauchschmerzen,<br />
Depressionen, Schwindelgefühle, Migräne u. a. Diese Symptome sind aber sehr unspezifisch<br />
und eine Verursachung durch häusliche Gewalt kann nur durch gezieltes Nachfragen erkannt werden.<br />
Diesbezüglich bestehen Unsicherheiten. Mit dieser Fachtagung soll die Sicherheit von Medizinerinnen<br />
und Medizinern im Erkennen von Gewalteinwirkungen auf Frauen und Kinder erhöht werden.<br />
Fragen über die Dokumentation von Folgen der Gewalt stehen ebenso auf der Tagesordnung wie Fragen,<br />
die viele Praktikerinnen und Praktiker bewegen:<br />
• Wie spreche ich Frauen oder Kinder als Opfer von Gewalt einfühlsam und trotzdem zielgerichtet<br />
an?<br />
• Wie gehe ich mit dem Verdacht auf häusliche Gewalt als Ursache von Verletzungen oder<br />
Erkrankungen um?<br />
Ich freue mich, dass wir eine medizinische Expertin und einen medizinischen Experten der Institute für<br />
Rechtsmedizin an den beiden Universitäten des Landes in Rostock und Greifswald gewinnen konnten.<br />
11
Dr. Britta Bockhold und Dr. Ulrich Hammer werden sich insbesondere auch in den Workshops anschaulich<br />
und praxisnah mit der Befunddokumentation befassen. Petra Below als Staatsanwältin bei der Staatsanwaltschaft<br />
Rostock wird uns wiederum über eine gerichtstaugliche Dokumentation dieser Befunde<br />
informieren.<br />
Während 2008 das Thema „Gewalt gegen Frauen“ im Mittelpunkt stand, wird der Fokus nun um Kinder<br />
und Jugendliche erweitert, die Gewalt in der Familie erleben. Darauf wird insbesondere Kati Voß von<br />
der Kinder- und Jugendberatung der <strong>Intervention</strong>sstelle Rostock eingehen, die sich mit Kindern als<br />
Zeugen häuslicher Gewalt beschäftigt.<br />
Kinder sind leider oft die vergessenen Opfer von häuslicher Gewalt. Sie erleben häufig meist über<br />
Jahre wehr- und sprachlos Gewalt im Elternhaus. Im Hinblick auf eine effektive Prävention ist es daher<br />
notwendig, auch diese Mädchen und Jungen frühzeitig zu begleiten und zu unterstützen, wenn sie<br />
häusliche Gewalt miterleben. Es wurden daher für eine niedrigschwellige Kinder- und Jugendberatung<br />
bei häuslicher Gewalt Mittel aus dem Landeshaushalt 2008/2009 bereitgestellt. Besonders stolz bin ich,<br />
dass die entsprechenden Beratungsstellen im Mai des vergangenen Jahres an allen fünf <strong>Intervention</strong>sstellen<br />
in Schwerin, Rostock, Stralsund, Neubrandenburg und Anklam organisatorisch angebunden und<br />
etabliert werden konnten.<br />
Gewalt gegen Frauen und Mädchen wird inzwischen von internationalen Organisationen als eines der<br />
größten Gesundheitsrisiken für Frauen eingeschätzt. Die Auswirkungen der Gewalt auf die Gesundheit<br />
sind vielfältig. Sie reichen von sichtbaren Narben, dauerhaften Schäden an inneren Organen oder am<br />
Bewegungsapparat über psychische Störungen und psychosomatische Beschwerden bis hin zu negativen<br />
Auswirkungen auf das Gesundheitsverhalten. Darüber hinaus können sich andere chronische Erkrankungen<br />
verstärken. Je früher Gewalt bei Kindern einsetzt, desto ausgeprägter sind die sichtbaren oder<br />
unsichtbaren Verletzungen.<br />
Ärztinnen und Ärzte sind für die betroffenen Frauen und Kinder mit die wichtigsten Vertrauenspersonen.<br />
Sie benötigen deren medizinische Hilfe, aber auch deren Rat. Denn in den meisten Fällen sind insbesondere<br />
Opfer häuslicher Gewalt nicht in der Lage, allein die Gewaltspirale zu durchbrechen. Die niedergelassenen<br />
Praxen und Kliniken sind dabei häufig die einzigen Anlaufstellen für von Gewalt betroffene Frauen und<br />
Kinder. Dies setzt voraus, dass der Blick für gesundheitliche Folgen der Gewalt geschult wird und der<br />
Zusammenhang zwischen Gewalt und Gesundheitsproblemen in Anamnese, Diagnose und Behandlung<br />
Beachtung findet. Eine gewissenhafte und gerichtsverwertbare Befunddokumentation, mit der eine erfolgreiche<br />
strafrechtliche Verfolgung des Täters möglich wird, ist dabei ganz entscheidend für das Opfer.<br />
Wenn wir Ihnen heute mehr Sicherheit im Erkennen von Gewaltfolgen und im Umgang mit gewaltbetroffenen<br />
Frauen und Kindern vermitteln sowie mehr Handlungssicherheiten in rechtlichen Fragen<br />
geben können, dann ist diese Fachtagung ein großer Erfolg. Ich freue mich auf eine rege Beteiligung<br />
an dieser Tagung, interessante Beiträge und einen nachhaltigen Austausch von Expertinnen, Experten<br />
und Fachkräften aus dem medizinisch-praktischen Bereich.<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.<br />
12<br />
Eröffnung
Schlag oder Sturz? Zur Differenzierung von Verletzungsmustern<br />
Dr. Ulrich Hammer: Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum Rostock<br />
PD Dr. Britta Bockholdt: Direktorin des Institut für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum<br />
Greifswald<br />
Klinische Rechtsmedizin<br />
Kriminologie<br />
Kriminalistik<br />
Tatortuntersuchung<br />
Begutachtung<br />
Ethik<br />
Schriftl. Gutachten<br />
Ethikkommission<br />
Formen der Gewalteinwirkungen<br />
Vortrag – Ulrich Hammer, Britta Bockholdt<br />
Forensische Toxikologie<br />
Verkehrstoxikologie<br />
Labor<br />
Dienste der Institute<br />
für Rechtsmedizin<br />
Fahrtüchtigkeit<br />
Schuldfähigkeit<br />
(Alkohol, Drogen)<br />
Gutachten vor Gericht<br />
Forensische Morphologie<br />
Obduktion<br />
Labor<br />
Gericht<br />
Forensische<br />
Genetik<br />
Labor<br />
Öffentliches<br />
Gesundheitswesen<br />
Nachleichenschau<br />
• körperliche Gewalt (schlagen, treten, kneifen, beißen, schütteln, stechen, würgen, drosseln,<br />
vergiften, unterkühlen, verbrennen, verbrühen)<br />
• seelische Gewalt (Ablehnung, Demütigung, Herabsetzung, Überforderung, Liebesentzug,<br />
Gleichgültigkeit, Zurücksetzen, Ignoranz, Isolation)<br />
• Vernachlässigung (mangelnde Pflege, Ernährung, Kleidung, Schutz, Akzeptanz, Betreuung,<br />
Geborgenheit)<br />
• sexueller Missbrauch, Vergewaltigung<br />
13
14<br />
Vortrag – Ulrich Hammer, xxx Britta Bockholdt<br />
Bei körperlicher Gewalt sind äußere und innere Verletzungen zu erwarten. Auf der Haut als sichtbares<br />
„Erfolgsorgan“ sind die Folgen von Gewalteinwirkungen am deutlichsten zu erkennen.<br />
Fremdeinwirkung vs. Sturzfolge<br />
• Stürzen<br />
• Verletzung mit weniger „prominenten“ Strukturen<br />
• Schürfungen durch Widerlagerkontakt<br />
• Lokalisation: „Hutkrempenregel“<br />
• Schlagen mit Hand und Faust<br />
• Treten<br />
• reaktive, passagere Hyperämie und geschlossene Blutungen<br />
• Quetsch-, Risswunden, Frakturen, Organrupturen<br />
• multilokuläre Befunde unterschiedlicher Intensität<br />
• oft kombiniert mit Schlägen<br />
• Lokalisation beim Stehenden oft Gesäß, untere Extremitäten<br />
• Lokalisation beim Liegenden oft Kopf, Hals, Rumpf<br />
• oft charakteristisch geformte Befunde<br />
• Schlagen mit Werkzeugen<br />
• Stoßen<br />
• regelhaft charakteristisch geformte Befunde<br />
• Lokalisation: oft Kopf und Rumpf, aber auch Abwehrverletzungen<br />
• nicht unbedingt zur Verletzung, sondern zur Positionsveränderung, Einschüchterung,<br />
Beeinflussung der Widerstandsfähigkeit<br />
• hinterlässt nicht zwingend Spuren, vielleicht unauffällige, uncharakteristische Hämatome<br />
Kindesmisshandlung<br />
• Innere Befunde<br />
• Schädelfrakturen und klaffende Nähte<br />
• Manschetten an Diaphysen<br />
• Infraktionen an Epiphysen<br />
• Rippenfrakturen<br />
• Intrakranielle und intraspinale Hämatome ohne Frakturen (Schütteltrauma)<br />
• Retinablutungen<br />
• Hämatothorax, Hämaskos: eher selten
Vortrag – Ulrich Hammer, xxx Britta Bockholdt<br />
Die große Betroffenheit in Bezug auf die Misshandlung von Kindern wird durch die Medien sehr unterstützt.<br />
Literaturempfehlung des Berufsverbands Deutscher Rechtsmediziner e. V.:<br />
Robert-Koch-Institut, Statistisches Bundesamt: Gesundheitliche Folgen von Gewalt. Heft 42.<br />
(ISBN: 9783-3-89606-190-4)<br />
15
16<br />
Vortrag – Britta Bockholdt, Gerald xxxFlemming,<br />
Dietmar Oesterreich<br />
Verletzungen durch Gewalteinwirkungen im orofacialen Bereich –<br />
Möglichkeiten der Dokumentation und Diagnostik durch die Zahnärztin<br />
bzw. den Zahnarzt<br />
PD Dr. Britta Bockholdt: Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum<br />
Greifswald<br />
Dipl.-Stom. Gerald Flemming: Zahnarzt, Referent für Presse- und Öffentlichkeitsarbeit<br />
sowie für Patientenberatung der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern<br />
Dr. Dietmar Oesterreich: Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern<br />
und Vizepräsident der Bundeszahnärztekammer<br />
Gewalt in der Familie<br />
• Gewalt gegen Frauen<br />
• Gewalt gegen Männer<br />
• Gewalt gegen Kinder<br />
• Gewalt gegen Senioren<br />
• Stalking<br />
Alle Formen der äußeren Gewalteinwirkung gegen den menschlicher Körper (Haut und<br />
Mundhöhle) sind möglich<br />
• Strahlung: UV, ionisierend<br />
• chemische Einwirkungen: Verätzungen<br />
• thermische Einwirkungen: Hitze, Kälte, Strom<br />
• mechanische Einwirkungen: stumpf, scharf/spitz, Halskompression, Kombinationen (scharfstumpf<br />
wie z. B. Schussverletzungen, Bissverletzungen)<br />
Stumpfe Gewalteinwirkung: Einwirkung von bzw. Kontakt des Körpers mit breiten Flächen<br />
oder stumpfkantigen Werkzeugen<br />
• Stürze jeglicher Art: auf den Boden, Treppensturz, aus großer Höhe, Alkohol, erkrankungsbedingt,<br />
Fremdeinwirkung, häuslich, im Freien<br />
• Verkehrsunfälle: Fußgänger, Pkw-Insassen, Radfahrer, Kradfahrer, Schienenfahrzeuge<br />
• Rohheitsdelikte/körperliche Auseinandersetzungen/Misshandlungen: Mord, Totschlag,<br />
Körperverletzung mit und ohne Todesfolge, Vergewaltigung, Kindesmisshandlung, Faustschläge,<br />
Fußtritte, Schläge mit Werkzeugen (Hammer, Beil, Stock, Knüppel)
Vortrag – Britta Bockholdt, Gerald xxxFlemming,<br />
Dietmar Oesterreich<br />
• außerordentlich vielfaches Verletzungsbild an der Haut mit folgenden Ursachen<br />
• Gestaltenvielfalt verletzungsverursachender „Gegenstände“<br />
• unterschiedlicher Einwirkungswinkel, unterschiedliche Bewegungen von Körper und<br />
„Gegenstand“<br />
• Überlagerungen von Mehrfachverletzungen<br />
• unterschiedliche Reaktionen des menschlichen Körpers, Vielfalt der anatomischen<br />
Strukturen<br />
Ordnung in der verwirrenden Vielfalt (Chaos) der verschiedenen Verletzungen – Systematik<br />
• Schürfung<br />
• Unterblutung<br />
• Wunden<br />
• Spezielle Kombinationen<br />
Lokalisierter Sauerstoffmangel: Strangulation<br />
• Pathophysiologie: verschiedene Pathomechanismen nebeneinander mit unterschiedlicher<br />
Bedeutung für den Todeseintritt<br />
• Obstruktion der Atemwege<br />
• Obstruktion der Arterien<br />
• venöse Stauung/Stauungssyndrom<br />
Scharfe Gegenstände führen immer zu einer Kontinuitätsdurchtrennung der Haut: Wunde<br />
• Schnittwunden<br />
• geradliniger Verlauf<br />
• glatte Wundränder<br />
• glatte Durchtrennung tieferer Schichten<br />
• spitze Wundwinkel<br />
• sind an der Oberfläche größer in ihrer Ausdehnung als in der Tiefe<br />
• Stichwunden<br />
• variables Aussehen in Abhängigkeit von der Form des Werkzeugs<br />
• Wundränder meist glatt und glatte Durchtrennung der tieferen Schichten, keine<br />
Schürfungen oder saumförmig<br />
• Wundwinkel spitz bis abgerundet<br />
• sind an der Oberfläche kleiner als sie in die Tiefe reichen<br />
17
18<br />
Vortrag – Britta Bockholdt, Gerald xxxFlemming,<br />
Dietmar Oesterreich<br />
Diagnosefindung<br />
Befunderhebung Ursache<br />
Diskrepanz zwischen Befund<br />
und „Erklärung“<br />
Musterabdrücke:<br />
Schuhprofilabdrücke<br />
Stockschläge
Vortrag – Britta Bockholdt, Gerald xxxFlemming,<br />
Dietmar Oesterreich<br />
auch: Information<br />
des Jugendamtes
Dokumentation in Skizzen möglich und günstig<br />
Hinweise zur Beschreibung und Interpretation äußerer Verletzungen<br />
Allgemeine Beschreibung<br />
20<br />
Vortrag – Britta Bockholdt, Gerald Flemming, Dietmar Oesterreich<br />
• Wo liegt die Verletzung?<br />
• Wie ist die Größe der Verletzung?<br />
• Welche Form hat die Verletzung?<br />
• Wie viele Verletzungen liegen vor?<br />
Spezielle Wundmorphologie<br />
• Welche Beschaffenheit hat die Verletzung?<br />
Interpretation<br />
• Welche Einwirkung (Sturz/Schlag, selbst/fremd)?
Vortrag – Britta Bockholdt, Gerald Flemming, Dietmar Oesterreich<br />
Fazit I: Vorteile der zahnärztlichen Behandlung für die Verletzungsbewertung<br />
Der Zahnarzt hat die Möglichkeit,<br />
• die Gesichtshaut/Halshaut intensiv und aus der Nähe anzuschauen und Verletzungen genau<br />
zu erkennen,<br />
• die Lippen- und Mundschleimhaut genau und bei besten Lichtverhältnissen zu untersuchen,<br />
• frische und ältere Zahnfrakturen zu unterscheiden,<br />
• Vernachlässigung und mangelnde Pflege bei Kindern festzustellen.<br />
Der Zahnarzt hat<br />
• meistens ein langjähriges Patientenverhältnis,<br />
• somit in der Praxis die Möglichkeit, Misshandlungsfolgen bei Erwachsenen und Kindern und<br />
• Pflegefehler früh zu erkennen.<br />
Fazit II: Handlungsmöglichkeiten des Zahnarztes<br />
Der Zahnarzt kann<br />
• eine gezielte Dokumentation der Verletzungen vornehmen,<br />
• die Problematik ansprechen,<br />
• Empfehlungen geben (ärztliche Behandlung, rechtsmedizinische Begutachtung, Wenden an<br />
das Jugendamt, Anzeige bei der Polizei),<br />
• selbst Jugendamt oder Polizei informieren.<br />
Der Zahnarzt handelt richtig.<br />
21
22<br />
Vortrag – Hildegard xxx Hellbernd<br />
Die Frage nach Gewalt – unverzichtbar in der Anamnese?!<br />
Hildegard Hellbernd: MPH, Koordination MIGG Berlin (<strong>SIGNAL</strong> e. V.)<br />
Übersicht<br />
• Bedeutung der Frage nach Gewalterfahrungen (Prävalenz, Versorgungsqualität)<br />
• Erkenntnisse aus der Praxis (zahlreiche Empfehlungen – wenig Umsetzung)<br />
• Erwartungen von Patientinnen<br />
• Internationale Diskussion zu Routinebefragung/Screening (evidenzbasierte Erkenntnisse,<br />
neue Forschungserkenntnisse)<br />
• Folgerungen<br />
Warum ist die Frage nach Gewalt so wichtig in der Anamnese?<br />
Prävalenz von Gewalt<br />
Studie mit 806 Patientinnen in Berliner Universitätsklinikum, Rettungsstelle (CBF):<br />
• 36,6% aller Patientinnen der Rettungsstelle CBF erlitten nach dem 16. Lebensjahr häusliche<br />
Gewalt<br />
• 26,6% körperliche Gewalt<br />
• 12,7% sexuelle Gewalt<br />
• 10,7% körperliche und sexuelle Gewalt<br />
• 30,8% emotionale Gewalt<br />
• 4,6% berichteten von häuslicher Gewalt im vergangenen Jahr<br />
• 1,5% der Frauen suchten die erste Hilfe wegen akuter gewaltverursachter Verletzungen<br />
auf<br />
• während der Schwangerschaft hatten 13,5% der gewaltbetroffenen Frauen häusliche<br />
Gewalt erlebt<br />
(Hellbernd/Brzank/Wieners/Maschewsky-Schneider 2004)<br />
Auswirkungen von häuslicher Gewalt auf Kinder<br />
• hohes Risiko für körperliche und psychische Gewalt (30% bis 60% Überschneidung)<br />
• Auswirkungen auf Eltern-Kind-Beziehung (Sprech-Tabu)<br />
• Miterleben häuslicher Gewalt: Auswirkungen auf Gesundheit, Lebensqualität<br />
(Felitti 2002)<br />
• Risiko von Gewalterfahrung im Erwachsenenalter (Schröttle et al. 2004)
Vortrag – Hildegard xxx Hellbernd<br />
Sprechen über Gewalterfahrungen: Repräsentativstudie<br />
• 40% bis 50% der befragten gewaltbetroffenen Frauen gaben an, noch nie über erlittene<br />
Gewalt gesprochen zu haben (Müller/Schröttle 2004)<br />
Qualität der Versorgung<br />
• Gewalt wird vielfach nicht als Ursache von Verletzungen und Beschwerden erkannt<br />
• Risiko von Fehlversorgung<br />
• Chronifizierung von Beschwerden<br />
• Fehldiagnosen und Fehlbehandlung<br />
• Überdiagnostik und Überversorgung<br />
• Geschlechtsspezifische Medikalisierung<br />
<strong>Intervention</strong> gegen Gewalt in der Gesundheitsversorgung<br />
Empfehlungen für <strong>Intervention</strong>smaßnahmen<br />
• American Medical Association (1992)<br />
• WHO-Report (2002)<br />
• <strong>SIGNAL</strong>-<strong>Intervention</strong>sprogramm (1999)<br />
• Deutscher Ärztetag Rostock (2002)<br />
• Handlungsempfehlungen/Leitfäden in nahezu allen Bundesländern (2000 bis 2008)<br />
<strong>Intervention</strong>sstandards gegen häusliche Gewalt<br />
• erkennen von gewaltbedingten Verletzungen und Beschwerden und ansprechen der<br />
Patientin auf Gewalthintergrund<br />
• dokumentieren der gesundheitlichen Folgen<br />
• informieren, aufklären, Gefährdung berücksichtigen, weitervermitteln<br />
23
Wie sieht der Umgang in der Praxis aus?<br />
24<br />
Vortrag – Hildegard xxx Hellbernd<br />
Hilfe und <strong>Intervention</strong> in der gesundheitlichen Versorgung<br />
• für 67% aller Frauen wären Ärzte/Ärztinnen im Fall von erlittener Gewalt Ansprechpersonen<br />
• nur 7,5% aller Frauen sind jemals von ihrem Arzt/ihrer Ärztin nach Gewalterfahrung gefragt<br />
worden<br />
(Hellbernd/Brzank et al. 2004)<br />
Subjektive Einstellung zu Routinefrage nach Gewalterfahrung<br />
<strong>SIGNAL</strong>-Patientinnen-Befragung CBF (n=775)<br />
unangenehm,<br />
doch wichtig 37,9% wichtig 38,3%<br />
keine Meinung 6,0%<br />
Kriterien für eine Ansprechperson<br />
<strong>SIGNAL</strong>-Patientinnen-Befragung CBF (n=775)<br />
unnötig 11,2%<br />
unangenehm 4,9%<br />
Verständnis 51,0% Frau 32,9%<br />
keine Präferenz 5,8% Arzt/Ärztin 10,3%<br />
(Brzank/Hellbernd/Maschewsky-Schneider 2004)
Vortrag – Hildegard xxx Hellbernd<br />
Gewaltbetroffene Frauen wünschen aktive Rolle von Gesundheitsfachkräften<br />
• Respekt und Teilnahme<br />
• Schutz<br />
• Dokumentation der Verletzungen<br />
• Kontrolle<br />
• direkte Antworten<br />
• Unterstützungsmöglichkeiten<br />
• Ansprechbarkeit auch zu einem späteren Zeitpunkt<br />
Internationale Diskussion zu Routinebefragung und Screening<br />
Routinebefragung nach Gewalt<br />
• Akzeptanz bei Frauen: ja<br />
• Akzeptanz bei Gesundheitsfachkräften: nein<br />
Screening - Routinefragen nach Gewalt<br />
• Kampagne zum Screening, d. h. zur Routinebefragung<br />
aller Patientinnen nach Gewalterfahrungen: Family Violence<br />
Prevention Fund (FVPF)<br />
• Evidenzbasierte Leitlinien: Taft, Hegarty, Feder 2006<br />
• bei Anzeichen von Gewalt<br />
• während der Schwangerschaft<br />
• Gefährdung von Kindern, Eltern aufklären<br />
(Dienemann/Glass/Hyman 2005)<br />
(Ramsay et al. 2002, 2005)<br />
25
Erkenntnisse zu <strong>Intervention</strong>sprogrammen<br />
ABER<br />
26<br />
Vortrag – Hildegard xxx Hellbernd<br />
• MOZAIC-Studie in Londoner Geburtsklinik (Bacchus, Aston et al. 2007)<br />
• Fortbildungen für Gesundheitsfachkräfte<br />
• Beratungsangebot für Gewaltbetroffene in Klinik<br />
• Wirkung der <strong>Intervention</strong><br />
• das Fragen nach Gewalt war in keinem Fall mit negativen Folgen für Gewaltbetroffene<br />
verbunden<br />
• negative Beispiele zum anschließenden Umgang<br />
• keine Vertraulichkeit<br />
• keine Unterstützung<br />
• handeln gegen das Interesse der Betroffenen<br />
Erkenntnisse zur Wirkung von <strong>Intervention</strong><br />
• evidenzbasierte Erkenntnisse zu effektiver <strong>Intervention</strong><br />
• Abnahme der Gewalt<br />
• Abnahme von Depressionen<br />
• Verbesserung der Lebensqualität<br />
(Ramsay et al. 2005, Bacchus et al. 2007)<br />
<strong>Intervention</strong> bei häuslicher Gewalt: Wann sollte gefragt werden? Wie sollte gefragt werden?<br />
Wann sollte nach Gewalterfahrungen gefragt werden?<br />
• Verdachtsmomente<br />
• situative Faktoren<br />
• typische Verletzungen<br />
• Beschwerdebilder (Schmerzsyndrome, Depression)<br />
• Gesundheitsverhalten<br />
• Schwangerschaft<br />
• jedes Trimester<br />
• Nachsorge
Wie sollte nach Gewalterleben gefragt werden?<br />
Vortrag – Hildegard xxx Hellbernd<br />
• Achten Sie auf sichere Rahmenbedingungen.<br />
• Nehmen Sie die Schilderungen Ihrer Patientin ernst.<br />
• Vermitteln Sie eine klare Haltung gegenüber häuslicher Gewalt.<br />
• Beziehen Sie neutrale Sprachmittler ein.<br />
• Respektieren Sie die Entscheidungen Ihrer Patientin.<br />
Aktives Ansprechen<br />
• Vermitteln Sie, warum Sie nach Gewalterfahrung fragen.<br />
• Fragen Sie möglichst konkret.<br />
• Fragen Sie nach verschiedenen Formen von Gewalt.<br />
• Fragen Sie nach Gewalterfahrungen (akut, früher).<br />
• Respektieren Sie, wenn die Patientin kein Gespräch wünscht.<br />
Muster von Gewalt in Beziehungen (nach Helfferich 2005)<br />
• rasche Trennung<br />
• neue Chance<br />
• fortgeschrittener Trennungsprozess<br />
• ambivalente Bindung<br />
Veränderung als Prozess: Aktionsphasenmodell (Prochaska/DiClemente)<br />
Stadien der Veränderung<br />
• Absichtslosigkeit (Herunterspielen, Leugnen von Gewalt)<br />
• Erwägung (Nachdenken über Schutz)<br />
• Vorbereitung zum Handeln (Pläne entwerfen)<br />
• Handeln (Hilfe, Beratungsstelle aufsuchen)<br />
• Aufrechterhaltung der Veränderung (Entwicklung neuer Perspektiven)<br />
• Ambivalenz (Abwägen der Entscheidung)<br />
Medizinische <strong>Intervention</strong> gegen Gewalt – MIGG<br />
• Auftrag: Entwicklung und Erprobung eines praxistauglichen Versorgungsmodells für gewaltbetroffene<br />
Frauen in ambulanter Versorgung (Teilnahme von 20 bis 25 Arztpraxen pro Standort)<br />
• Teilprojekt: GESINE Netzwerk – <strong>SIGNAL</strong> e. V.<br />
• Teilprojekt: Rechtsmedizin Düsseldorf (Kiel, München)<br />
• Wissenschaftliche Begleitung: Institut für Frauen- und Genderforschung Frankfurt a. M.<br />
27
28<br />
Vortrag – Hildegard xxx Hellbernd<br />
• Beirat: Ärztliches Zentrum für Qualität in der Medizin (ÄZQ), Bundesärztekammer (BÄK), Fachgesellschaften<br />
(z. B. Deutsche Gesellschaft für Gynäkologie und Geburtshilfe e. V. (DGGG) etc.)<br />
• Förderung: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ)<br />
• Laufzeit: Anfang 2008 bis Ende 2010<br />
Fragen nach Gewalterfahrungen<br />
Kleine Schritte – große Wirkung<br />
„Also, wenn der Arzt der Frau das Gefühl geben kann: ‚Ich mache Ihnen das Angebot und Sie können es<br />
wahrnehmen. Sie sind die Hauptperson und ich bin da, wenn Sie mich brauchen’ – ich glaub’, das wäre<br />
schon das Beste.“<br />
(GiGnet 2008)<br />
„Sprechende Medizin benötigt Zeit: die nehmen wir uns für Sie.“<br />
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit !<br />
<strong>SIGNAL</strong> e.V.<br />
www.signal-intervention.de<br />
Medizinische <strong>Intervention</strong> gegen Gewalt (MIGG)<br />
www.migg-frauen.de<br />
(Flyer einer Arztpraxis)
Vortrag xxx – Kati Voß<br />
„Am Rande der Wahrnehmung“ – Kinder als Zeugen und Opfer häuslicher<br />
Gewalt<br />
Kati Voß: Kinder- und Jugendberatung der <strong>Intervention</strong>sstelle Rostock<br />
Wer wir sind<br />
Kati Voß, Kinder- und Jugendberaterin <strong>Intervention</strong>sstelle Rostock, Diplom-Sozialpädagogin, tätig seit<br />
November 2005<br />
Ina Pellehn, Kinder- und Jugendberaterin <strong>Intervention</strong>sstelle Stralsund, Sozialpädagogin, tätig seit Mai<br />
2008<br />
Verein „Frauen helfen Frauen“ Rostock<br />
Fachberatungsstelle<br />
gegen sexualisierte<br />
Gewalt<br />
Frauenhaus Rostock<br />
Häusliche Gewalt<br />
Geschäftsstelle des<br />
Vereins<br />
Koordinierungsstelle<br />
CORA<br />
<strong>Intervention</strong>sstellen<br />
gegen häusliche Gewalt<br />
Kinder- und Jugendberatung<br />
Häusliche Gewalt ist jede Art versuchter oder vollendeter körperlicher, seelischer und sexueller Misshandlung<br />
innerhalb einer häuslichen Gemeinschaft. Opfer sind vornehmlich Frauen und Kinder, in Einzelfällen<br />
auch männliche Personen.<br />
Als Tatorte kommen neben Räumlichkeiten der häuslichen Gemeinschaft auch andere Orte in<br />
Betracht.<br />
Eine häusliche Gemeinschaft besteht, wenn sie ehelicher oder nichtehelicher Art ist und auch, wenn sie<br />
sich in Trennung/Auflösung befindet.<br />
(Erlass des Innenministeriums Mecklenburg-Vorpommern vom 1. März 2002)<br />
29
30<br />
Vortrag xxx – Kati Voß<br />
<strong>Intervention</strong>sstellennetz (Polizeidirektionen Mecklenburg-Vorpommern)<br />
<strong>Intervention</strong>skette<br />
Polizeirechtliche<br />
Schutzmöglichkeiten<br />
Wegweisung<br />
Betretungsverbot<br />
Aufenthaltsverbot<br />
<strong>Intervention</strong>sstelle<br />
Zivilrechtlicher Schutz<br />
Gewaltschutzgesetz<br />
Kinderrechte-Verbesserungsgesetz<br />
Andere Möglichkeiten
Übung: Was ist Gewalt I<br />
Vortrag xxx – Kati Voß<br />
Wenn der Mann von Frau M. schlechte Laune hat, weil es Ärger im Betrieb gab oder der Haushalt mal<br />
wieder ein einziges Chaos ist, bekommt sie manchmal eine Ohrfeige. Danach entschuldigt er sich bei<br />
ihr und verspricht, es nie wieder zu tun.<br />
Übung: Was ist Gewalt II<br />
Bei Familie R. zu Hause gibt es in letzter Zeit oft Streit zwischen den Eltern. Grund für die Streits sind<br />
Meinungsverschiedenheiten über die Erziehung der Kinder. Beide Eltern werden dann oft laut, brüllen<br />
sich an oder einer von beiden verlässt Türenschlagend das Haus.<br />
Übung: Was ist Gewalt III<br />
Herr und Frau L. gehen zusammen spazieren. Dabei müssen sie auch eine viel befahrene Straße<br />
überqueren. Fr. L. passt nicht auf und will über die Straße gehen, als gerade ein LKW kommt. Herr L.<br />
reißt sie am Arm zurück und verletzt sie dabei.<br />
<strong>Intervention</strong>sverlauf<br />
<strong>Intervention</strong>sstelle Jugendamt<br />
Pro-aktiver Kontakt<br />
• telefonisch<br />
• aufsuchend<br />
• schriftlich<br />
FAX FAX<br />
Polizeieinsatz bei<br />
häuslicher Gewalt<br />
Krisenintervention/<br />
Kurzzeitberatung<br />
• Gefährdungsprognose<br />
• Sicherheitsplan<br />
• Infos über rechtliche<br />
Schutzmaßnahmen<br />
• psycho-soziale Beratung<br />
• Weitervermittlung<br />
• Information über Angebot der<br />
Kinder- und Jugendberatung<br />
Kinder und Jugendberatung der <strong>Intervention</strong>sstelle<br />
31
32<br />
Vortrag xxx – Kati Voß<br />
Übung: Ordnen Sie häufige Auslöser häuslicher Gewalt der Reihe nach!<br />
• Eheschließung<br />
• nach der Geburt eines Kindes<br />
• Schwangerschaft<br />
• Zusammenziehen in eine gemeinsame Wohnung<br />
• Veränderung von Lebensumständen (Arbeitslosigkeit…)<br />
Auflösung<br />
• Eheschließung (38%)<br />
„Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland“ (Schröttle/Müller 2004)<br />
• nach der Geburt eines Kindes (20%)<br />
• Zusammenziehen in eine gemeinsame Wohnung (14%)<br />
• Schwangerschaft (10%)<br />
• Veränderung von Lebensumständen<br />
Zahlen und Fakten<br />
• zwischen 10% und 30% aller Kinder und Jugendlichen werden im Verlauf ihrer Kindheit Zeugen<br />
von häuslicher Gewalt<br />
• zwischen 30% und 60% dieser Kinder erleben auch selbst Misshandlungen<br />
• die negative Auswirkung des Miterlebens von Partnergewalt für Kinder ist in etwa vergleichbar<br />
mit dem Aufwachsen mit einem oder zwei alkoholkranken Elternteilen<br />
• einem Drittel bis einem Dreiviertel der betroffenen Kinder musste eine kinderpsychologische<br />
Behandlung empfohlen werden<br />
Gefährdung der Kinder<br />
• körperliche Gewalterfahrungen indirekt/direkt<br />
• Zeugung durch Vergewaltigung<br />
• Misshandlung während der Schwangerschaft<br />
• Aufwachsen in Atmosphäre von Gewalt<br />
• Vernachlässigung<br />
• psychische Gewalt<br />
• Bedrohung und Demütigung<br />
• Instrumentalisierung
Sie spüren (nach Kavemann)<br />
• den Zorn des Vaters, die Heftigkeit seiner Zerstörungswut<br />
• die Angst der Mutter, ihre Ohnmacht und Unterwerfung<br />
• die Angst der Geschwister, vor allem der Kleinen<br />
• die bedrohliche, unsichere Atmosphäre vor den Gewalttaten<br />
• die Eskalation in Situationen von Streit und Konflikt<br />
• die eigene Angst und Ohnmacht<br />
Sie hören<br />
• der Vater schreit und brüllt<br />
• er bedroht die Mutter, er bedroht sie mit dem Tod<br />
• er beleidigt und beschimpft die Mutter, beschimpft sie auch sexuell<br />
• er setzt sie herab, entwertet sie als Person, als Frau und Mutter<br />
• die Mutter schreit und weint, wimmert<br />
• sie brüllt zurück, beschimpft ihn, setzt sich zur Wehr<br />
• sie gibt keinen Laut mehr von sich<br />
Sie sehen<br />
• der Vater schlägt die Mutter, stößt und boxt sie, reißt sie an den Haaren<br />
• er tritt die am Boden liegende Mutter<br />
• er schlägt mit Gegenständen, wirft Gegenstände durch den Raum<br />
• er bedroht die Mutter mit dem Messer oder einer anderen Waffe<br />
• er vergewaltigt die Mutter<br />
• die Mutter fällt<br />
• sie wehrt sich und kämpft<br />
• sie blutet<br />
Sie denken<br />
• er wird sie töten<br />
• ich muss ihr helfen<br />
• ich muss die Kleinen raushalten<br />
• ich muss mich einmischen, habe aber Angst, mich einzumischen<br />
• er wird mich schlagen<br />
• er wird uns alle töten<br />
• sie ist selber Schuld, warum widerspricht sie<br />
Vortrag – Kati Voß<br />
33
34<br />
• sie ist so schwach, ich verachte sie<br />
• sie tut mir so leid, ich hab sie lieb<br />
• ich will nicht, dass er weggeht<br />
Vortrag – Kati Voß<br />
• sollen sie doch selbst klarkommen, ich habe nichts damit zu tun<br />
• ich möchte unsichtbar werden<br />
• ich bin unwichtig, niemand kümmert sich um mich und meine Angst<br />
• sie wird mich nie beschützen können<br />
Auftretende Symptome nach Alter und Geschlecht (nach BMFSFJ, AVA CD 2)<br />
Alter Mädchen Jungen<br />
Embryo Untergewicht, Frühchen, Totgeburt<br />
0 bis 5 Jahre Angst vor Verlassenwerden, Angst getötet zu werden oder zu töten,<br />
Furcht vor eigener Wut und Wut anderer, Essstörung, unsicher und<br />
misstrauisch<br />
6 bis 11 Jahre Schlafstörung, Bettnässen, ängstlich anklammernd, geistige und<br />
körperliche Entwicklung gehemmt<br />
12 bis 13 Jahre Passiv und zurückgezogen,<br />
Anerkennung suchend,<br />
„mothers little helper“,<br />
niedrige Frustrationstoleranz<br />
und unendliche Geduld,<br />
Schulversagen, Depression,<br />
Selbstmordwunsch, Kopfschmerzen,<br />
Schlafstörung<br />
14 bis 19 Jahre Essstörungen, Alkohol und<br />
Drogen, Weglaufen, Opfer<br />
sexueller Belästigung und<br />
Vergewaltigung, Minderwertigkeitsgefühle,<br />
frühe Schwangerschaft<br />
und Heirat, Anpassung<br />
und Lügen aus Angst<br />
20 bis … 72% der Mädchen finden sich<br />
in einer Beziehung, in der<br />
sie das Verhalten der Eltern<br />
wiederholen<br />
Wutanfälle, tyrannisch, niedrige<br />
Frustrationstoleranz, schlagen<br />
Gegenstände, quälen Tiere,<br />
drohen jeden zu töten, der<br />
ihnen in die Quere kommt,<br />
prügeln, treten und würgen<br />
Mitschüler und Geschwister,<br />
Schulversagen, Weglaufen<br />
Selbstmordwunsch und<br />
Selbstmord, Mordpläne,<br />
sexuelle Belästigungen<br />
und Vergewaltigung,<br />
kriminelle Handlungen,<br />
Minderwertigkeitsgefühl<br />
95% der Jungen wiederholen<br />
das Verhalten der Eltern in<br />
der eigenen Beziehung als<br />
Erwachsene
„Zu Hause lege ich meine Gefühle in den Kühlschrank.“ (w., 10 Jahre)<br />
„Ich bin böse.“ (m., 4 Jahre)<br />
„Ich habe weiter Fernsehen geguckt, als Papa die Mama an den Haaren zog und schlug.“ (m., 6 Jahre)<br />
„Ich habe so laut ich konnte geschrien, als der Papa die Mama würgte. Ich konnte mich nicht bewegen.“<br />
(m., 8 Jahre)<br />
„Mit 6 Jahren habe ich gesehen wie mein Vater mit einer Axt durch das Haus lief, ich hatte Todesangst.“<br />
(w., 16 Jahre)<br />
Kinder als Hüter des Familiengeheimnisses<br />
• in meisten Familien herrscht Schweigeregel<br />
„Mein Vater“, Zeichnung von Hendrik 11 Jahre<br />
• aus Scham und Schuldgefühlen wird geschwiegen<br />
• Schweigen aus Loyalität<br />
• Lügen gegenüber Bezugspersonen<br />
• Entlastung durch Verleugnung<br />
• Angst, selber geschlagen zu werden<br />
• → soziale Isolation, Zweifel an der eigenen Wahrnehmung, Normalisierung der Gewalt<br />
Beratungstätigkeit der Kinder- und Jugendberatung<br />
Altersgerechte und individuelle Beratung<br />
Inhalte<br />
• Enttabuisierung des Themas Gewalt<br />
Vortrag – Kati Voß<br />
• Schutz- und Hilfsmöglichkeiten in Gewaltsituationen besprechen<br />
• individueller Sicherheitsplan: Trainieren von Abläufen in Notsituationen<br />
• kindgerechte Information und Aufklärung über gesetzliche Schutzmöglichkeiten<br />
• familiäres und soziales Unterstützungssystem erfassen<br />
• Einsatz, Aufgaben und Rechte der Polizei erklären<br />
35
Ziele (Kreativmedien)<br />
36<br />
• Stärkung des Selbstbewusstseins<br />
• benennen eigener Gefühle<br />
• Bedürfnisse erkennen und äußern lernen<br />
• Erarbeitung von gewaltfreien Problemlösungs- und Konfliktlösungsstrategien<br />
• Strategien zum Abbau von Wut und Aggression vermitteln<br />
Auswirkungen auf die Elternkompetenz<br />
• körperliche und psychische Folgen der Gewalt binden Ressourcen zu Lasten der Fürsorge für<br />
die Kinder<br />
• Eltern nehmen Bedürfnisse der Kinder nicht adäquat wahr<br />
• Entwürdigung, Herabsetzung vor den Kindern beeinträchtigt die Durchsetzungsfähigkeit in<br />
Erziehung<br />
• Mutter sucht Schutz und Trost bei den Kindern<br />
• braucht ältere Kinder bei der Versorgung jüngerer Geschwister<br />
• Identifizierung der Kinder mit dem Gewalttäter<br />
• Störung der sicheren Mutter-Kind-Beziehung<br />
• verringerte Stresstoleranz<br />
• Gewalttätigkeiten gegenüber den Kindern<br />
Gespräche mit der Mutter<br />
Inhalte<br />
• Informationen über Inhalte, Möglichkeiten und Ziele unserer Arbeit<br />
• aufklären über die Folgen und Auswirkungen der häuslichen Gewalt für die Kinder<br />
• Sensibilisierung für die Belange und Bedürfnisse der Kinder<br />
• Gewaltschutzmöglichkeiten für/mit Kind besprechen<br />
• Stärkung der Erziehungskompetenz<br />
Vortrag – Kati Voß<br />
• bei sehr kleinen Kindern (0 bis 3 Jahre) liegt der Schwerpunkt in der Beratung und Unterstützung<br />
der Mutter<br />
„He Großer, ich brauch Hilfe, ist das so schwer zu verstehen,<br />
dreh dich um, schau mich an, du kannst nicht so einfach gehen.<br />
Was ist das für`ne Welt hier, so viel Große ohne Mut,<br />
endlich etwas Mumm zu zeigen tät euch Großen wirklich gut!“<br />
Aus einer Musik-DVD: Marius und Lina „Ich bin da!“
Was können Sie tun?<br />
• Kooperation mit Unterstützungseinrichtungen vor Ort<br />
• Infomaterial im Wartezimmer auslegen<br />
• informieren über die Hilfsangebote vor Ort<br />
• Hilfestellung bei Kontaktaufnahme anbieten<br />
• Teilnahme an Fortbildungen/Fachtagen<br />
Quellenangaben<br />
Vortrag – Kati Voß<br />
• Prof. Dr. Barbara Kavemann/Ulrike Kreyssig (2006):<br />
Handbuch Kinder und häusliche Gewalt<br />
• Susanne Heynen (2003):<br />
Häusliche Gewalt – direkte und indirekte Auswirkungen auf Kinder<br />
• Materialien zur Gleichstellungspolitik (2002):<br />
Sorge- und Umgangsrecht bei häuslicher Gewalt<br />
• Bundesministeriums für Familie, Senioren, Frauen und Jugend: AVA - CD 1 und 2<br />
• Schröttle/Müller (2004):<br />
Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland<br />
37
Befunddokumentation bei Verdacht auf Gewalteinwirkung(en)<br />
PD Dr. Britta Bockholdt: Direktorin des Instituts für Rechtsmedizin am Universitätsklinikum<br />
Greifswald<br />
Unfälle<br />
Unfälle sind meistens die Folge stumpfer Traumatisierung:<br />
38<br />
• hinfallen<br />
• gegenrennen<br />
• anprallen<br />
Äußerliche Unfallfolgen sind:<br />
• Blutunterlaufungen<br />
• Schürfungen<br />
• Wunden<br />
Misshandlungen<br />
Misshandlungen werden meistens auch durch stumpfe Gewalt verursacht:<br />
• Schläge<br />
• Tritte<br />
• fallenlassen<br />
• gegen Hindernis schleudern<br />
Äußerliche Misshandlungsfolgen sind (bei stumpfer Gewalt):<br />
• Blutunterlaufungen<br />
• Schürfungen<br />
• Wunden = Grenzen<br />
Möglichkeiten zur Diagnostik<br />
Ärztliche Untersuchung:<br />
Workshop A + B<br />
Anamnese zur Verletzung Medizinischer Befund<br />
Passt das zueinander<br />
oder Diskrepanz?<br />
Handlungsgrundlage
Vorgehensweise:<br />
Vollständige körperliche Untersuchung des entkleideten Kindes, besonders<br />
• Haut<br />
• Schädel, einschließlich behaarte Kopfhaut<br />
• alle Körperöffnungen<br />
• Ernährungs-, Pflege- und Entwicklungszustand<br />
• Größe, Gewicht, Kopfumfang/Perzentilen<br />
• Dokumentation aller erhobenen Befunde<br />
• korrekte Beschreibung aller Verletzungen<br />
• Fotodokumentation oder Skizzen<br />
Spurensicherung<br />
• Bissverletzungen (Speichelspuren von der Haut)<br />
• Sexualdelikte: Abstriche rectal, vaginal, oral, auch auf Objektträger ausrollen und trocknen<br />
lassen, Auskämmen der Schamhaare, Fingernagelschmutz<br />
• Sicherung der Bekleidung<br />
• Zusatzdiagnostik (Labor, Röntgen, Sonografie, CT, MRT, Fundoskopie)<br />
Diagnosestellung<br />
• Diskrepanz zwischen Anamnese und Befund<br />
• gar keine, wechselnde, unpräzise Erklärungen: Rippenbrüche (Sturz vom Stuhl),<br />
Verbrühungen am Rücken (stand am Herd und hat Gefäß heruntergerissen)<br />
• keine plausible Erklärung für geformte Verletzungen: Schädelbruch (hat sich Verletzungen<br />
(mit Bauklötzen) selbst zugefügt)<br />
• Arztbesuch verzögert, zu ungewöhnlichen Zeiten, verschiedene Ärzte<br />
• man findet zu den beschriebenen Verletzungen noch weitere Befunde; unterschiedlich alte<br />
Verletzungen<br />
• Verhaltensauffälligkeiten des Kindes<br />
Verletzungsbilder<br />
• ängstlich, passiv, gehemmt, erduldet die Eingriffe<br />
• aggressiv, hyperaktiv, „eisige Wachsamkeit“<br />
• häufigste Form: stumpfe Gewalt<br />
Workshop A + B<br />
• ACHTUNG: Lokalisation, Gruppierung, Formung, Mehrzeitigkeit<br />
39
Es kommt also auf die konkreten Details des vorliegenden Verletzungsbildes an.<br />
Verletzungsmorphologie<br />
40<br />
• Art der Verletzung<br />
• Größe der Verletzung<br />
• Alter der Verletzung<br />
• Anzahl der Verletzungen<br />
• spezifische Merkmale<br />
• Lokalisation der Verletzung<br />
Worauf kommt es bei einer (evtl. erst späteren) Beurteilung der vermutlichen/wahrscheinlichen<br />
Entstehung von äußeren Verletzungen an?<br />
Art der Hautverletzung<br />
• Abschürfung: nach tangentialer stumpfer Gewalteinwirkung, nicht sehr starke Gewalteinwirkung,<br />
Schürfrichtung unter Umständen zu erkennen<br />
• Blutunterlaufung/Unterblutung<br />
• Hämatom/blauer Fleck: nach stärkerer stumpfer Gewalteinwirkung, Haut intakt<br />
• Wunde: Durchtrennung der Haut nach stärkerer stumpfer Gewalteinwirkung<br />
• wenig hilfreiche Dokumentation: nur „Prellmarke“ oder „Hautverletzung“<br />
Größe der Hautverletzung<br />
• Angabe in Zentimetern, erlaubt u. Umständen einen Vergleich mit der „verdächtigen“ Kontaktstelle<br />
• Petechie: punktförmige, flohstichartige Blutungen mit breiter Differenzialdiagnose (massives<br />
Erbrechen oder Würgereiz, aber auch wichtiger Hinweis auf Hals- oder Brustkorbkompression<br />
in Gesichtshaut, Lidhaut, Lidbindehaut, Mundschleimhaut, hinter den Ohren)<br />
Alter der Hautverletzungen<br />
• nähere Beschreibung der Farbe von Hämatomen bzw. von erkennbaren Abheilvorgängen bei<br />
Verletzungen der Haut (verschorft, Schorfe zum Teil abgelöst, Narben)<br />
Anzahl der Hautverletzungen<br />
• erlaubt – je nach den zur Diskussion stehenden Umständen – evtl. einen Rückschluss auf die<br />
Zahl der Einwirkungen<br />
Spezifische Merkmale (Form) der Hautverletzung<br />
Workshop A + B<br />
• erlaubt beim Vorliegen solcher Befunde meist einen Rückschluss auf ein Tatwerkzeug und<br />
damit zumeist überhaupt auf eine Tat, z. B. Stockschlagspuren
Lokalisation der Hautverletzung<br />
Fazit:<br />
• detaillierte Beschreibung, erlaubt nicht selten eine Differenzierung in Sturz oder Schlag bzw.<br />
einen Hinweis auf Gegenwehr bzw. Abwehr<br />
• Lokalisation von Sturzverletzungen: Gesicht (prominente Regionen), Ellenbogen, Handfläche,<br />
Knie, Schienbein<br />
• Lokalisation von Schlagverletzungen: parietal, Auge, Lippen, Wangen-Ohr-Partie, Abwehrverletzungen,<br />
Rücken und Gesäß<br />
1. bei allen unklaren oder scheinbar klaren Verletzungen, Gedeihstörungen, wiederholter Symptomatik,<br />
DD (Dauerdiagnose) Misshandlung immer einbeziehen.<br />
2. sorgfältige Anamnese: AA (Allgemeinanamnese), FA (Familienanamnese), EA (Eigenanamnese),<br />
SA (Sozialanamnese)<br />
3. Begleitperson ansprechen auf die Verletzungen<br />
4. Angaben des Kindes wenn möglich berücksichtigen<br />
5. DD krankheitsbedingte Ursachen abklären<br />
Befunddokumentation in Skizzen gut geeignet<br />
• leichte Handhabung<br />
• zügige Bearbeitung<br />
• gut reproduzierbar<br />
• man vergisst nichts<br />
• Ablage in den Krankenunterlagen<br />
Auch verbale Beschreibung möglich<br />
Fotodokumentation<br />
• hervorragende Befunddokumentation<br />
• Ganzkörper- bzw. grobe Übersichtsaufnahmen<br />
• dann Detailaufnahmen aus verschiedenen Blickwinkeln<br />
• optimal: Fotos auch mit einem Maßstab (Lineal)<br />
• nicht immer praktikabel<br />
• Einverständnis muss vorliegen<br />
Workshop A + B<br />
41
Workshop C: Wie frage ich nach Gewalterfahrungen?<br />
Angelika May, Hildegard Hellbernd: <strong>SIGNAL</strong> e. V.<br />
Es haben ca. 35 Gynäkologinnen und Gynäkologen, Zahnärztinnen und Zahnärzte und Praxismitarbeiterinnen<br />
und -mitarbeiter am Workshop teilgenommen.<br />
Unser Anliegen und Ziel war es – in der Kürze der Zeit – eine Idee davon zu vermitteln, welche Methoden<br />
und Sätze hilfreich sind und was beim Ansprechen der Gewalterfahrungen berücksichtigt werden sollte<br />
(goldene Regeln). Wichtig war uns, Gesprächsbeispiele aus der Praxis der Teilnehmenden aufzugreifen,<br />
da wir von zwei Prämissen ausgegangen sind.<br />
1. Es gibt Erfahrungen mit dem Ansprechen auf häusliche oder sexuelle Gewalt.<br />
2. Alle haben die Fähigkeit, Fragen nach Gewalt zu formulieren oder zu stellen – es sind oft<br />
Unsicherheit und Unkenntnis, es nicht zu tun.<br />
Zur Einführung haben wir einige Aspekte aus Hildegard Hellbernds Vortrag vom Vormittag in Erinnerung<br />
gerufen, die geeignet sind, Fachkräften Mut zu machen, die eigene innere Unsicherheit zu<br />
überwinden.<br />
42<br />
• Frauen begrüßen es mehrheitlich, nach Gewalterfahrungen gefragt zu werden!<br />
• Die Akzeptanz bei Patientinnen ist hoch – bei den Fachkräften ist sie niedrig.<br />
• Mehr als die Hälfte der gewaltbetroffenen Frauen hat noch nie über Gewaltereignisse<br />
gesprochen.<br />
• Ärztinnen und Ärzte genießen ein hohes Ansehen und gewaltbetroffene Frauen erkennen<br />
ihnen eine hohe Kompetenz zu.<br />
• Jede Frau steht an einem anderen Punkt der Auseinandersetzung mit ihrer Situation, deshalb<br />
sind ganz sicher die Reaktionen auf Nachfragen unterschiedlich.<br />
• Für eine effektive Behandlung ist es erforderlich, die Ursachen der Gesundheitsstörung zu<br />
kennen.<br />
Der <strong>SIGNAL</strong>-Handlungsleitfaden (als Beispiel) mit seinen drei Schwerpunkten<br />
• Erkennen von und Fragen nach Gewalt<br />
• rechtsverwertbare Dokumentation<br />
Workshop C<br />
• Vermittlung der Patientin in das regionale Hilfesystem<br />
macht zudem deutlich, dass das Erkennen und Nachfragen die Voraussetzungen für <strong>Intervention</strong>smaßnahmen<br />
sind. Ohne das Wissen um gewaltbedingte Gesundheitsprobleme gibt es keine Ermutigung<br />
der Patientin, keine rechtsverwertbare Dokumentation und keine Empfehlungen an das regionale<br />
Hilfesystem (www.signal-intervention.de).<br />
Die Eingangsfrage zum praktischen Übungsteil des Workshops „Welche Erfahrungen haben Sie mit<br />
Patientinnen beim Fragen nach Gewalt gemacht?“ zeigte das ganze Spektrum an Reaktionen zwischen<br />
Verneinung und Bejahung.
Workshop C<br />
Um ganz praktisch die Möglichkeiten eines Gesprächseinstiegs und -verlaufs zusammentragen zu<br />
können, haben wir zwei Beispiele mit einer Aufgabe verknüpft:<br />
Für Zahnärztinnen und Zahnärzte: Die Patientin hat eine Verletzung an der Lippe und innen in<br />
der Mundschleimhaut. Sie gibt an, dass sie sich selbst beim Essen auf die Lippe gebissen hat.<br />
Für Gynäkologinnen und Gynäkologen: Eine Frau kommt zur Krebsvorsorge. Bei der Untersuchung<br />
entdecken Sie fast abgeheilte Hämatome an den Oberarmen und am Oberschenkel.<br />
Gesprächsübung: Da Sie wissen, dass solche Verletzungen auch gewaltbedingt sein können,<br />
entschließen Sie sich zur Nachfrage. Wie könnten Sie in direkter Rede beginnen?<br />
Im Rahmen kurzer Spielszenen zwischen der Moderatorin und den Teilnehmenden wurden folgende<br />
Vorgehensweisen im Kontakt mit der Patientin als hilfreich bewertet:<br />
• Gesundheitsfachkräfte sind genauso unterschiedlich wie die Patientinnen. Jede darf oder<br />
muss sogar ihren eigenen Stil pflegen, um authentisch zu sein. Es ist nicht sinnvoll, vorgefertigte<br />
Sätze aus der Literatur zu übernehmen, wenn sie nicht zur Person passen.<br />
• Patientinnen sollten immer allein befragt und auf Familiendolmetscherinnen und<br />
-dolmetscher sollte gänzlich verzichtet werden.<br />
• Es ist eine ruhige, sichere Raumsituation wichtig, wenn nötig, kann die Ärztin bzw. der Arzt mit<br />
der Patientin auch unter einem Vorwand in ein anderes Behandlungszimmer gehen, um Begleitpersonen<br />
auszuschließen.<br />
• Es kann eine Patientin entlasten, wenn die Frage nach Gewalterfahrungen erklärt und im<br />
Konjunktiv gestellt wird: „Ich habe solche Verletzungen schon öfter gesehen bei Frauen, die<br />
geschlagen wurden. Deshalb habe ich mir angewöhnt, ganz offen danach zu fragen. Könnte es<br />
sein, dass sie eine andere Person verletzt hat?“ o. ä.<br />
• Es kann einer Patientin Sicherheit geben, wenn noch mal ausdrücklich auf die Schweigepflicht<br />
hingewiesen wird.<br />
• Es geht beim Nachfragen nicht darum, den Tathergang zu ermitteln oder zu verifizieren, sondern<br />
um wichtige Informationen für die weitere Behandlung und darum, der Patientin Mut zu<br />
machen, weitere Hilfe in Anspruch zu nehmen und selbst Stellung gegen Gewalt zu beziehen:<br />
„Das, was Ihnen passiert, ist nicht o. k.!“<br />
Gleichermaßen wichtig ist – unter Berücksichtigung des eigenen Zeitbudgets – das Gespräch rechtzeitig<br />
professionell zu beenden, ohne die Patientin im Regen stehen zu lassen.<br />
Die Abschlussrunde ergab die folgenden Möglichkeiten eines Gesprächsausstiegs:<br />
• aufgreifen, wenn man bemerkt, dass sie einen Gesprächsbedarf hat und ihr eine Empfehlung<br />
geben, wo sie Beratung erhalten kann<br />
• eventuell mitteilen, dass sie gerade unter Zeitdruck stehen und ihr einen weiteren Termin mit<br />
etwas mehr Zeit anbieten<br />
• feststellen, dass eine Ärztin bzw. ein Arzt in erster Linie für die medizinische Versorgung zuständig<br />
ist und ihre Situation vielleicht in einer Beratung effektiver bearbeitet werden kann<br />
43
Da die Zeit für den Workshop knapp bemessen war, sei uns an dieser Stelle noch ein nachträgliches<br />
Schlusswort erlaubt. Wir möchten uns herzlich für die aktive Beteiligung bedanken, ohne die der<br />
Workshop in dieser Form nicht möglich gewesen wäre. Die Beiträge haben uns gezeigt, dass alle über<br />
die Kompetenz verfügen, die Frage nach Gewalterfahrungen zu stellen und sich auf ein (kurzes) Gespräch<br />
einzulassen. Alles, was gebraucht wird, ist der Mut, es zu tun. Es geht dabei nicht um schnelle Lösungen<br />
für ein jahrelanges Problem und sofortige Rettung, sondern um die große Chance, eine Patientin dabei<br />
zu unterstützen, selbst Lösungen für ihre Probleme zu finden. Aus unseren Erfahrungen wissen wir,<br />
dass allein durch das Interesse von Ärztinnen und Ärzten sich am Problem der Patientin bereits etwas<br />
für sie ändert.<br />
44<br />
Workshop C
Workshop D: Neue Wege der Beweissicherung<br />
Petra Below: Staatsanwältin, Staatsanwaltschaft Rostock<br />
Opferschutz aus Sicht des Staatsanwalts bei Verfahren im Sonderdezernat „Häusliche Gewalt<br />
und Stalking (Nachstellung)“ der Staatsanwaltschaft Rostock<br />
• Zeugnisverweigerungsrechte und richterliche Vernehmungen<br />
• die Befugnisse zum Anschluss als Nebenkläger<br />
• das Adhäsionsverfahren gem. § 406 h StPO<br />
• Mitteilungspflichten im Strafverfahren – 406 d StPO<br />
• Prozessbegleitung<br />
• strafrechtliche Beurteilung der elterlichen Züchtigung<br />
• Schweigepflicht (§ 53 StGB) oder rechtfertigende Nothilfe (§ 34 StGB)<br />
Verbesserung des Opferschutzes<br />
• Zweites Opferrechtsreformgesetz – Stärkung der Opferrechte<br />
• Erweiterung der Nebenklagebefugnisse – § 395 StPO<br />
• Ausdehnung der Zeugenbeistandsrechte – § 68 b StPO<br />
• Heraufsetzung der Schutzaltersgrenze i. S. v.<br />
• § 241 a StPO (Vernehmung des Opfers nur durch den Vorsitzenden Richter)<br />
• § 58 a StPO (Bild-Ton-Aufzeichnung der Aussage des Opfers)<br />
• § 247 (2) StPO (Entfernung des Angeklagten aus dem Sitzungssaal)<br />
• § 68 II StPO (Nichtangabe des Wohnortes des Opfers)<br />
• § 172 GVG (Ausschluss der Öffentlichkeit) ff.<br />
Vorhandene und zu nutzende Leitfäden<br />
• Leitfaden für die pädagogische Arbeit mit Kindern und Jugendlichen in Mecklenburg-<br />
Vorpommern<br />
• Leitfaden für die Bearbeitung von Straftaten sexueller Gewalt gegen Frauen und Kinder<br />
Ermittlungen der Polizei – Sicherung von Beweisen<br />
• Anforderung an Qualität – Empathie<br />
• Spurensicherung – sofortige Einschaltung der Rechtsmedizin, Ganzkörperuntersuchungen<br />
• Vermeidung von Doppelvernehmungen<br />
Workshop D<br />
• Veranlassung sofortiger richterlicher Vernehmungen bei Vorliegen von Zeugnisverweigerungsrechten<br />
45
46<br />
Workshop D<br />
• Nutzung der Bild-Ton-Aufzeichnung bei Kindern und Jugendlichen sowie allen Opfern von<br />
Sexualstraftaten<br />
• Aufklärung der Zeugen über ihre Opferrechte, insbesondere zu § 406 g Abs. 1 Satz 2 StPO<br />
(Rechtsanwalt bereits im Ermittlungsverfahren)<br />
• Nutzung des Formblatts für die Untersuchungs- und Spurensicherungsdokumentation bei<br />
Verdacht auf eine Sexualstraftat (siehe folgende Seite)<br />
Schaffung einer rechtsmedizinischen Untersuchungsstelle für Opfer von Gewalt in<br />
Mecklenburg-Vorpommern<br />
• Verbesserung des Opferschutzes – auch ohne Anzeige und ohne Strafprozess<br />
• Dokumentation, Sicherung und Speicherung von verwertbaren Spuren, Tatrekonstruktion –<br />
Voraussetzung für einen späteren Stafprozess<br />
• unmittelbare Beratung des Opfers – Vermittlung an Fachberatungsstellen
Workshop D<br />
47
Gemeinsame Presseerklärung der vier Kooperationspartner<br />
Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung<br />
des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />
Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern<br />
Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern<br />
TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern<br />
Fachtagung „Gewalt in der Familie – früh erkennen – richtig handeln“<br />
Schwerin, den 22. Januar 2009<br />
Unter dem Titel „Gewalt in der Familie – früh erkennen – richtig handeln“ findet am 31. Januar 2009 in Rostock eine<br />
Fachtagung statt, die gemeinsam von der Parlamentarischen Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung, der Zahnärztekammer,<br />
der Ärztekammer und der Techniker Krankenkasse des Landes ausgerichtet wird. Ziel ist es, die Sicherheit von<br />
Medizinerinnen und Medizinern im Erkennen von Gewalteinwirkungen besonders auf Frauen und Kinder zu erhöhen.<br />
Dabei stehen die Dokumentation von Folgen der Gewalt ebenso auf der Tagesordnung wie die Antworten auf ganz<br />
praktische Fragestellungen: Wie spreche ich Frauen oder Kinder als häufige Opfer von Gewalt einfühlsam und trotzdem<br />
zielgerichtet an? Wie gehe ich mit dem Verdacht auf häusliche Gewalt als Ursache von Verletzungen oder Erkrankungen<br />
um? Welche rechtlichen Hinweise sind aus der Sicht der Staatsanwaltschaft durch die Ärzteschaft zu beachten?<br />
Für interessierte Medienvertreterinnen und -vertreter findet am 31. Januar um 12.40 Uhr im Konferenzraum der Ärztekammer<br />
Mecklenburg-Vorpommern, August-Bebel-Str. 9a, 18055 Rostock ein Pressegespräch statt.<br />
Am Gespräch nehmen teil:<br />
48<br />
Presseerklärung<br />
• die Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung des Landes Mecklenburg-Vorpommern,<br />
Dr. Margret Seemann,<br />
• der Präsident der Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Dietmar Oesterreich,<br />
• der Leiter der Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern der Techniker Krankenkasse, Dr. Volker Möws,<br />
• ein Vertreter der Ärztekammer Mecklenburg-Vorpommern.<br />
Dr. Margret Seemann, Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen und Gleichstellung: „Ärztinnen und Ärzte sind für<br />
die von häuslicher Gewalt betroffenen Frauen und Kinder mit die wichtigsten Vertrauenspersonen. Sie benötigen deren<br />
medizinische Hilfe, aber auch deren Rat. Denn in den meisten Fällen sind Frauen und Kinder als hauptsächliche Opfer<br />
häuslicher Gewalt nicht in der Lage, allein die Gewaltspirale zu durchbrechen. Das große Interesse der Medizinerinnen<br />
und Mediziner für diese Fachtagung zeigt, dass hier Handlungsbedarf besteht.“<br />
„Wenn eine Zahn- oder Kieferverletzung behandelt werden muss, ist die Hürde der Gewaltopfer nicht ganz so hoch, sich<br />
an den behandelnden Zahnarzt zu wenden. Nicht selten ist es gerade der Zahnarzt, der als erster oder einziger Mediziner<br />
aufgesucht wird, weil Schäden im Kiefer- und Zahnbereich eben nicht unbehandelt ausheilen“, sagt der Präsident der<br />
Zahnärztekammer Mecklenburg-Vorpommern, Dr. Dietmar Oesterreich. „Hier sind Zahnärzte gefordert, sensibel die<br />
Patienten anzusprechen und sie zu ermutigen, sich professioneller Hilfe oder gar Ermittlungsbehörden anzuvertrauen“,<br />
betont Dr. Oesterreich.<br />
Seit einem Jahr gibt es im Internet das Portal „www.gewalt-gegen-kinder-mv.de“ der Techniker Krankenkasse (TK) in<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Dieses Portal informiert Ärzte, Zahnärzte und andere Berufsgruppen über die verschiedenen<br />
Anzeichen von Gewalt. Die umfangreiche Suchfunktion enthält ein Anschriftenverzeichnis von Ansprechpartnern in<br />
Mecklenburg-Vorpommern. Sie ist nach Kommunen geordnet und soll die Zusammenarbeit vor Ort unterstützen. „Rund<br />
achtzig Internetbesucher am Tag und das mit steigender Tendenz beweisen uns, dass solche Hilfestellungen nötig sind“,<br />
erklärt Dr. Volker Möws, Leiter der TK-Landesvertretung Mecklenburg-Vorpommern, diesen Schritt der Kasse. „Zu oft<br />
jedoch bleiben Fälle der Gewaltanwendung in Familien und vor allem gegen Kinder im Verborgenen. Daher sind wir alle<br />
gefordert, noch aufmerksamer zu werden und jegliche Anzeichen, die auf eine Gewalteinwirkung hinweisen, wahrzunehmen“,<br />
sagt Möws.
Herausgeberin:<br />
Parlamentarische Staatssekretärin für Frauen<br />
und Gleichstellung des Landes Mecklenburg-Vorpommern<br />
Schloßstraße 2 – 4<br />
19053 Schwerin<br />
Redaktion:<br />
Dr. Sabine Hilliger | www.ductus-comm.de<br />
Titelgestaltung, Satz und Layout:<br />
Qbus Agentur | www.qbus.de<br />
Druck:<br />
Stadtdruckerei Weidner GmbH<br />
Carl-Hopp-Str. 15<br />
18069 Rostock<br />
Diese Broschüre wird im Rahmen der Öffentlichkeitsarbeit der<br />
Landesregierung Mecklenburg-Vorpommern herausgegeben.<br />
Sie darf weder von Parteien noch von deren Kandidatinnen und<br />
Kandidaten oder Helferinnen und Helfern während des Wahlkampfes<br />
und zum Zwecke der Wahlwerbung verwendet werden. Dies gilt<br />
für alle Wahlen. Missbräuchlich ist insbesondere die Verteilung auf<br />
Wahlveranstaltungen, an Informationsständen der Parteien sowie<br />
das Einlegen, Aufdrucken oder Aufkleben an parteipolitischen Informationen<br />
oder Werbemitteln. Untersagt ist auch die Weitergabe an<br />
Dritte zur Verwendung bei der Wahlwerbung. Auch ohne zeitlichen<br />
Bezug zu einer bevorstehenden Wahl darf die vorliegende Druckschrift<br />
nicht so verwendet werden, dass dies als Parteinahme der<br />
Herausgeberin zugunsten einzelner politischer Gruppen verstanden<br />
werden kann. Diese Beschränkungen gelten unabhängig davon,<br />
auf welchem Wege und in welcher Anzahl diese Informationen den<br />
Empfängerinnen und Empfängern zugegangen sind.