27.02.2013 Aufrufe

Artikel "Albtraum Hundeallergie" - DOGS today

Artikel "Albtraum Hundeallergie" - DOGS today

Artikel "Albtraum Hundeallergie" - DOGS today

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FOTOS: privat, 123rf.com/Veldhuis, Isselee, newphotoservice, istockphoto/NickS<br />

medizin und Pflege<br />

Erfahrungsbericht<br />

Portugiesischer Wasserhund:<br />

Christina Schröder aus Bad Pyrmont in Deutschland hat den portugiesischen<br />

Wasserhund als ihren Traumhund gefunden: „Wir sind und waren eine<br />

glückliche Familie, die schon immer auch aus pelzigen Familienmitgliedern<br />

bestand. Leider traf uns ein böser Schicksalsschlag, unsere Tochter entwickelte<br />

allergisches Asthma. So mussten wir uns von unseren geliebten Tieren<br />

trennen. Doch wir alle wünschten uns so sehr wieder einen Hund. Als ich dabei<br />

auf den Cão de Água português stieß, war ich sofort fasziniert. Ronja zeigte<br />

keine allergische Reaktion auf diese Hunderasse, und so zog wenige Wochen<br />

später unsere schwarz-weiße temperamentvolle Maidie bei uns ein!“<br />

Herr Prof. Fuchs, das<br />

Grundlegende zuerst:<br />

Wodurch wird eine allergische<br />

Reaktion auf Hunde ausgelöst?<br />

Auslöser können speichel, Hautschuppen oder die<br />

Hundehaare sein. der menschliche Körper reagiert<br />

auf Proteine, das sind eiweißpartikel. diese inhaliert<br />

man, oder man kommt mit ihnen in Kontakt, wenn<br />

man den Hund streichelt. Bei jemandem, der eine<br />

Allergiebereitschaft hat, zeigen sich dann bestimmte<br />

symptome.<br />

Und was können die Symptome sein?<br />

die Allergie äußert sich in wässrigem schnupfen,<br />

der oft auch als Heuschnupfen beschrieben wird –<br />

wobei das nicht ganz richtig ist. Außerdem müssen<br />

Patienten niesen, bekommen Augenjucken, Bindehautentzündungen<br />

oder sogar luftnot: Asthma.<br />

Auch Juckreiz auf der Haut, rote stellen und entzündungen<br />

können allergisch verursacht sein.<br />

Wie kommt es, dass manche Menschen<br />

auf einen bestimmten Hund reagieren und<br />

auf andere nicht? die Proteine, auf die man<br />

reagiert, sind nicht bei allen Hunden vorhanden und<br />

sind außerdem unterschiedlich aufgebaut. deshalb<br />

[ 72 ] dogs <strong>today</strong><br />

InTErvIEw MIT<br />

Prof. dr. MEd. THoMAS fucHS,<br />

Leiter des bereichs Allergologie an der Hautklinik der<br />

universitätsmedizin göttingen<br />

muss jemand, der auf einen Terrier allergisch ist,<br />

nicht gleichzeitig auf einen schäferhund reagieren. es<br />

gibt aber keine bestimmten Rassen, die diese Proteine<br />

nachweislich nicht haben – jeder einzelne Hund<br />

ist verschieden.<br />

Was halten Sie von den angeblich allergiefreien<br />

Tieren? ich finde es eine interessante<br />

Hypothese. ein absolut allergiefreier Hund ist mir<br />

noch nicht untergekommen. ich hatte auch schon<br />

Patienten, die gegen einen Pudel allergisch waren,<br />

obwohl dieser angeblich keine Allergien auslöst.<br />

Es wird häufig diskutiert, ob Kinder, die mit<br />

einem Hund aufwachsen, eher zu Allergien<br />

neigen, oder ob der Hund das Allergierisiko<br />

senkt. Wie stehen Sie dazu? manche<br />

sagen, es könnte einen günstigen effekt haben, weil<br />

man sich mit Bakterien und anderen körperfremden<br />

stoffen auseinandersetzt. damit stabilisiert sich<br />

das immunsystem so, dass Allergien keine Chance<br />

haben. es gibt aber auch viele, die dem widersprechen.<br />

die studien zu diesem Thema sind noch nicht<br />

abgeschlossen, aber es scheint so – und ich betone:<br />

es scheint –, als hätten Hunde einen allergiepräventiven<br />

effekt.<br />

Man hört öfter Berichte von Leuten, die in<br />

der ersten Zeit mit ihrem Tier starke Allergiesymptome<br />

zeigten, sich mit der Zeit<br />

aber daran „gewöhnten“ und jetzt nicht<br />

mehr reagieren. das gibt es, aber es ist nicht klar,<br />

was dem zugrunde liegt.<br />

Was sollte man tun, um festzustellen, ob<br />

man eine Allergie gegen Hunde hat? Als<br />

erstes sollte man einen Allergologen aufsuchen.<br />

das können dermatologen, Hno-Ärzte, lungenfachärzte<br />

oder Kinderärzte sein – wichtig ist, dass<br />

auf ihrem Praxisschild das Wort „Allergologie“ mit<br />

vermerkt ist. der Arzt macht dann in der Regel eine<br />

Anamnese. das ist eine systematische Befragung, bei<br />

der die aktuellen Beschwerden, die gesundheitliche<br />

Vorgeschichte, besondere dispositionen (z.B. andere<br />

Allergien), die lebensumstände und das genetische<br />

Risiko des Patienten erfasst werden. danach macht<br />

der Allergologe beispielsweise Hauttests, bestimmte<br />

Blutuntersuchungen oder sogar einen Provokationstest,<br />

das heißt, er konfrontiert den Körper direkt mit<br />

den vermuteten Allergieauslösern und erzielt damit<br />

eine milde, aber deutliche Reaktion. es gibt eine<br />

ganze Palette von untersuchungsverfahren.<br />

Hat es Sinn, sich vor dem Kauf eines<br />

Welpen eine Fellprobe zu besorgen und<br />

sich darauf testen zu lassen? nein. sehr viel<br />

sinnvoller ist es, darauf zu achten, ob der Patient aus<br />

einer Allergikerfamilie kommt (mit zum Beispiel<br />

Heuschnupfen, Asthma oder auch neurodermitis).<br />

dann sollte er von Tieren generell eher Abstand<br />

nehmen. obwohl ich sagte, Hunde könnten einen<br />

positiven effekt auf die Allergieentwicklung haben –<br />

diese daten sind noch nicht bewiesen!<br />

Angenommen, jemand hat einen Hund und<br />

stellt eine Allergie fest. Er möchte sich<br />

aber keineswegs von seinem Vierbeiner<br />

trennen. Was kann man tun? zuerst einmal:<br />

er wird immer Probleme haben. mit symptomatischen<br />

maßnahmen kann man eine linderung<br />

erzielen, zum Beispiel mit Antihistaminika, das sind<br />

Arzneimittel gegen allergische Krankheiten. eine<br />

weitere möglichkeit zur linderung der Beschwerden<br />

ist die Behandlung mit Kortison.<br />

man kann sich auch einer sogenannten desensibilierung,<br />

besser bezeichnet als Hyposensibilisierung,<br />

unterziehen. dabei macht man Patienten weniger<br />

empfindlich auf den Allergieauslöser. das wird selten<br />

gemacht, ist aber eine möglichkeit. der mensch<br />

reagiert dann nicht mehr so stark auf seinen Hund.<br />

Anders als bei pollen- oder insektengiftallergischen<br />

Patienten gibt es aber keine garantie, dass diese<br />

Behandlung auch hier funktioniert.<br />

Worauf sollte ein Allergiker achten, der<br />

sich aber dennoch einen Hund kaufen<br />

möchte? Wenn man eine Tierhaarallergie hat,<br />

sollte er sich keinen Hund anschaffen. die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass er Probleme bekommt, ist sehr<br />

hoch. die Allergie kann dann schlimmer werden und<br />

letztendlich zu allergischem Asthma führen. und das<br />

verlässt einen nicht mehr. das Asthma führt dazu,<br />

dass der mensch ständig quälende luftnot hat und<br />

nicht mehr belastbar ist. er kann nicht mehr joggen,<br />

nicht mehr Rad fahren. manche leute beeinträchtigt<br />

die Krankheit sogar so sehr, dass sie ihren Beruf<br />

aufgeben müssen. ich würde sagen, jemand, der sich<br />

trotz Allergie einen Hund ins Haus holen möchte, ist<br />

nicht gut beraten worden.<br />

Vielen Dank für dieses Interview, Professor Fuchs.<br />

Wussten Sie schon ...?<br />

Ungefähr 9 % der Deutschen sind Tier(haar)allergiker. Damit liegen sie direkt hinter Leuten<br />

mit Pollen- oder Hausstaubmilbenallergien. Hundeallergiker gibt es aber relativ wenige. Am<br />

häufigsten sind Katzen- und Meerschweinchenallergien. Danach kommen Kaninchen, Ratten, Mäuse,<br />

Hamster und andere Nagetiere. Selbst Allergien gegen Pferde, Kühe und Vögel sind noch weiter<br />

verbreitet als die gegen Hunde.<br />

dogs <strong>today</strong> [ 73 ]

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!